
Im Hafen von Praslin wartet Judy bereits mit dem Taxi. Noch während der Fahrt mache ich für die Tage von Montag bis Donnerstag einen Mietwagen klar. Leider erfahre ich, dass es selbst auf Mahé keine Mini Mokes mehr gibt. Wir erreichen das Lemuria und ich bin erst mal baff. Golfplätze faszinieren mich ohnehin immer wieder aufs Neue, aber dieser ist wirklich besonders schön. Wie früher am (derzeit geschlossenen) Plantation Club auf Mahé, so steht auch hier auf der einzigen Zufahrtstraße ein Wachmann, der den Schlagbaum öffnet, nachdem man sein Anliegen erklärt hat. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die „Lower Reception“. Vier enorm freundliche Leute wuseln um mich herum, begrüßen mich wie ein Staatsoberhaupt und kümmern sich sofort um mein Gepäck. Ich nehme im bereitstehenden Golfwagen Platz, und ab geht die Fahrt zur „Upper Reception“. Dort angekommen, nähern wir uns einer großen, doppelflügeligen Tür. Nein, um genau zu sein, einer riesigen, doppelflügeligen Tür. Der Fahrer des Golfwagens geht vor, öffnet die Tür, und im selben Moment öffnet sich der Blick in die Lobby. Wow!! Fünf (!!) junge, obernett lächelnde, hübsche Damen stehen Spalier, schütteln mir der Reihe nach die Hand, „welcome Mr. Dickmann!“ und stellen sich dabei namentlich vor. Bin ich im Himmel angekommen oder was? Die Hübscheste von allen heißt dann auch noch „Sweety“. Sie ist indischer Abstammung und führt mich ein wenig herum. Sie zeigt mir die Main Bar, den Poolbereich (*auch so einen haben will!!!*) und erkundigt sich dabei ständig nach meinem Wohlbefinden, und ob mir das denn wohl alles gefallen würde, was ich so sehe. Ja, tut es – und wie!!

Ich erfahre, dass mein Ansprechpartner Maxime, der mich eigentlich bezüglich der Hotelfotos instruieren sollte, auf einem Lehrgang auf Mauritius ist. Und jetzt? Man will ihn anrufen. So lange soll ich es mir in meinem Zimmer gemütlich machen oder in den Pool oder an den Strand gehen. Wie sich herausstellt, ist mein Zimmer aber noch nicht bezugsfertig. Darf so etwas bei 6 Sternen passieren? Mich stört es nicht sonderlich, aber ich bin sicher, dass manche Touristen das sicher anders sehen dürften. An der Bar werde ich dann erst mal mit Wasser und leckerem Eistee versorgt. Mich lachen teure Zigarren, edle Champagner und exklusive Single Malts an. Preise offenbar auf Anfrage. Nach zwanzig Minuten ist es dann so weit, mit einem Golfwagen bringt man mich zur Suite 52. Und die kann sich sehen lassen: Dunkle Holzmöbel mit cremefarbenen und roten Bezügen, ein riesiges Doppelbett, 42 Zoll Plasma-TV, Apple Mini Mac, kostenloser WLAN-Internetzugang, Safe, Kühlschrank, etc. pp. Durch eine riesige Öffnung in der Wand sieht man in das wunderschöne Badezimmer. Große Wanne, separate Dusche mit riesigem Duschkopf, Doppelwaschbecken, flauschige Badetücher, zwei Bademäntel, und auf dem Bett ein besonders flauschig-schweres Badetuch mit Lemuriaprägung. „This is a present for you!“. Oh, Danke! Nachdem ich alleine bin, teste ich erst mal, ob ich mit meinem Netbook auch wirklich ins Internet komme. Tatsächlich, funktioniert. Dann kann ich ja beruhigt erst mal zwei Stunden Schlaf nachholen. Also ab aufs Bett. Huiii, das ist gemütlich! Und schon bin ich im Reich der Träume.
Um 14.30 geht der Wecker, denn um 15 Uhr bekomme ich eine größere Führung durch das Gelände, und ich darf die Präsidentenvilla betreten und fotografieren. Diese ist mit 1.250 Quadratmetern mehr als üppig, aber den Preis von 9.000 Euro pro Nacht kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Und schön ist sie für mein persönliches Empfinden auch nicht wirklich. Prinzipiell ist sie genau so ausgestattet wie meine Junior Suite, das gleiche Bett, der gleiche Fernseher, nur bietet sie aber einen eigenen Poolbereich, einen eigenen Strandabschnitt und diverse Gästezimmer. Etwa sechs bis acht Mal pro Jahr wird sie gebucht, wie Sweety mir auf Anfrage erzählt. Ich frage, ob das dann in der Regel bekannte Schauspieler oder andere Prominente sind. Aber nein, es sind in der Regel „ganz normale Leute, nur mit viel mehr Geld!“. Fast alle sind Russen…
Gegen 17 Uhr lasse ich mich von einem der zahlreichen Golfwagen abholen. Mein Ziel ist die Anse Georgette, der einzige „Megastrand“ der drei Hauptinseln, welchen ich noch nicht kenne. Die Fahrt führt über das Golfgelände, und die Steigungen sind nicht zu verachten, da kommt schon halbwegs Achterbahnfeeling auf. Frank, der nette Fahrer, fragt mich, wann ich wieder abgeholt werden möchte. Wir verständigen uns auf 18:45, denn ich möchte nicht nur Baden, sondern auch den Sonnenuntergang fotografieren. Nur etwa fünf Leute sind am Strand, und ich staune erst mal, wie schön es hier ist. Der Strand erinnert mich enorm an die Anse Intendance auf Mahé, nur halt viel kleiner. Wie mag das erst im Licht der Mittagssonne aussehen? Morgen werde ich es sehen. Jetzt erst mal ab ins Meer. Herrlich! Als die Sonne langsam tiefer sinkt, entstehen wieder traumhafte Aufnahmen. Ich bin wieder voll in meinem Element und experimentiere wie wild herum. Die Ergebnisse zeige ich dann in ein paar Wochen, nur so viel sei bereits jetzt verraten: Materialschonung hat an diesem Abend keine Priorität! Ihr werdet später sehen was ich meine, aber zunächst mal muss ich nach meiner Rückkehr die beiden Hochzeiten und die Lemuriabilder bearbeiten, bevor es „Urlaubsfotos“ zu sehen gibt. Es sind jedenfalls zweifelsfrei meine bisher besten Seychellenbilder.
Um 18.45 holt Frank mich wieder ab und die Achterbahnfahrt startet erneut. Zurück im Hotel informiere ich mich darüber, was ich denn im Lemuria heute Abend essen könnte. Am besten klingt das internationale Buffet, jedoch animiert mich der Preis zu längerem Grübeln. Da ich aber vielleicht nur ein einziges Mal im Lemuria wohnen werde, entscheide ich mich für das Buffet. Und es wird das beste Essen, das ich je hatte. Ich bin wohl so ziemlich das Gegenteil eines Gourmets, aber bei diesem Essen jubilieren sämtliche Geschmacksnerven. Es fängt tatsächlich schon mit dem Päckchen Butter an, welches auf dem Tisch liegt. Ich beginne mit einer exzellenten Suppe, zu der ich ein wenig Brot nehme, welches ich mit der Butter bestreiche. Ich hätte nicht gedacht, dass es selbst bei Butter so große Unterschiede gibt. Danach lasse ich mir vom „Salatmann“ einen hervorragenden Salat mit Balsamico zaubern. Dazu wähle ich diesmal ein anderes der zahlreichen frisch gebackenen Brote. Anschließend Rinderfilet mit weißem Reis und einer genialen Tomaten-Sahne-Soße. Das Rezept scheint der Koch von Sabrina geklaut zu haben, denn die Soße schmeckt ähnlich wie die Paprika-Sahne-Soße, die ich zu Hause hin und wieder bekomme, wenn ich ganz lieb war.

Nach einer kurzen Pause, in der sich – wie schon bei den vorhergehenden Gängen – diverse Leute auf netteste Art und Weise nach meinem Wohlergehen erkundigt haben, marschiere ich zum asiatischen Teil des internationalen Buffets. Chicken Tikka und ein Fisch, dessen genaue Bezeichnung ich vergessen habe, finden auf meinem Teller Platz. Dazu gibt es noch indisches Brot, mit Knoblauch bestrichen, und ein eintopfartiges Linsengericht, welches von Konsistenz und Geschmack ein wenig an Chili Con Carne erinnert. Hähnchen und Fisch sind unschlagbar, die Kombination Brot & Eintopf bekommt “nur“ eine 2+. Eine erneute Verdauungspause ist angesagt. Eigentlich bin ich ja schon satt, aber nee, bei dem Preis esse ich bis zum Magenriss, das steht fest! Ich starte in Richtung Europa und entscheide mich beim Italiener für Rigatoni mit Marlin und Tomatensoße. Sehr lecker, aber schmeckt zu sehr wie beim Italiener um die Ecke – vom Marlin mal abgesehen. Zum Abschluss gönne ich mir noch ein Stück vom dem genialen Rinderfilet mit Tomaten-Sahne-Soße. Und zum wirklichen Abschluss dann noch je eine Kugel Erdbeer- und Vanilleeis. Dazu ein paar dünne Stücke Bruchschokolade, welche deutlich nach Scotch schmeckt. Nichts geht mehr. Ich unterschreibe für die Zeche (86,70 Euro ohne Getränke) und setze mich pappsatt in Bewegung in Richtung Zimmer. Nach wenigen Metern stoppt ein Golfwagen neben mir. „May I give you a lift?“. „Nix da lift geben, Kollege - meinen Bauch kannze liften, aber sonst nix“, denke ich mir so, sage aber nur brav „no, thank you“ und laufe das Stück – besser is das! Satt liege ich auf dem Bett und danke dem Herrn, dass er mir nach diesem fantastischen Essen auch noch die Vorzüge des WLAN gönnt. So surfe ich ein wenig durch die Gegend, tippe zwischendurch an diesem fünften Teil des Reiseberichts und telefoniere anschließend mit Sabrina. Um 23 Uhr schalte ich das Licht aus und nehme mir vor, am Sonntag mal richtig auszuschlafen. Frühstück gibt es schließlich bis um 10.30, und die Anse Georgette rennt mir nicht weg.
Man schläft wirklich fantastisch in diesem Bett! Um 7.30 werde ich wach, lasse es dann ganz gemütlich angehen und gehe um kurz nach 9 zum Frühstück. Hier werden so ziemlich alle Wünsche erfüllt, selbst perverse Engländerfantasien werden befriedigt. Der frische Obstsalat ist eine Wucht, ebenso die zahlreichen Brotsorten. Selbst die Salami hat das Prädikat „vom Fotomann als lecker empfunden“ verdient…


Anschließend werfe ich mich wieder in die etwas feineren Klamotten und widme mich dann fotografisch dem Spa. Schon toll, als angemeldeter Fotograf darf man überall hinein und bekommt auch noch alles detailliert erklärt! Anschließend kommt der Poolbereich vor die Linse, und zum Sonnenuntergang lasse ich mich wieder von Frank – der mittlerweile ein nettes Trinkgeld bekommen hat und mir seitdem noch öfter „zufällig“ entgegen kommt – zur Anse Georgette runter bringen. Die Achterbahnfahrt macht immer mehr Spaß, denn mittlerweile kenne ich die Strecke und weiß, wie es nach der nächsten Kuppe weitergeht. Ein französisches Paar kommt mir auf den letzten Metern zum Strand entgegen und erzählt mir, dass ich nun der einzige bin. Und so ist es auch, kein Mensch mehr weit und breit. Es ist Flut, die Wellen kommen mit voller Wucht rein und klatschen mit lautem Getöse an die Felsen. Ich ziehe mich bis auf die Badehose aus und gönne meiner Kamera den Vollwaschgang. Materialschonung bringt nun mal keine spektakulären Ergebnisse, das ist in der Formel Eins genau so. ich bin jedenfalls heilfroh, dass ich alles gut versichert habe, denn heute bringe ich die Ausrüstung wirklich an die Grenze der Belastbarkeit. Nach soeben erfolgter Sichtung der Bildresultate bin ich heilfroh darüber, in dieser Beziehung etwas „verrückt“ zu sein!
Anschließend fotografiere ich dann das Buffet kurz vor der Eröffnung. Alles ist noch jungfräulich, die Desserts stehen bereits wie mit dem Lineal vermessen in Reih und Glied und warten darauf, verspeist zu werden. Von mir allerdings heute nicht, denn das ersparte Geld investiere ich lieber im kommenden Jahr in einen Tag mit Halbpension bei Babi auf La Digue!

Bei mir gibt es heute Abend etwas Obst und Schokokekse in der Suite, und dabei tippe ich an diesem Bericht hier. Morgen dann wieder lecker Frühstück und anschließend mit dem Golfwagen zur Anse Georgette. Gegen Mittag checke ich dann aus, nehme meinen Mietwagen in Empfang und düse zu meiner letzten Station: Vier Tage Privatunterkunft direkt an der Anse Lazio! Falls ich mich von dort nicht mehr melde, so gibt es den Abschlussbericht erst nach meiner Rückkehr.
Sonnenverwöhnte Grüße
Torsten
