Haha ja das Anlanden an der Anse Marron war ein Spaß...

Ich dachte, entweder ertrinke ich oder werde vom aufschaukelnden Boot erschlagen... Aber es hat alles geklappt
Das mit den Wellen ist so eine Sache, ich stell mich gerne mit dem Rücken ins Meer und warte was passiert... Kann aber ins Auge gehen (Habe ich auf meinem letzten Trip nach Lanzarote schmerzhaft zu spüren bekommen

)
Also weiter im Text
Tag 10 – Ironman of La Digue
Der Tag beginnt gewohnt sportlich um fünf Uhr in der Früh. In tiefster Finsternis radel ich mit Vollgas in Richtung Grande Anse. Inzwischen habe ich mich auch an die Dunkelheit und die merkwürdigen Geräusche aus dem Dschungel gewöhnt. Endlich angekommen stapfe ich schnellen Schrittes weiter Richtung Petit Anse.
Aber schon nach ein paar Aufnahmen packt mich der Ehrgeiz: "Ich muss zum Anse Coco aufbrechen, meine Neugier besänftigen." Sagen und Mythen besagen, dass Anse Coco der schönste Strand auf La Digue sei. Das muss ich mit eigenen Augen erleben. Also packe ich meine sieben Sachen und kämpfe mich querfeldein einen kleinen Pfad folgend durch eine Plantage, die sich in der Hand zahlreicher Wespen befindet. Im Anschluss folgt eine recht kraftraubende Bergüberquerung. Nur mit Glück weiche ich einem riesigen Netz einer Palmspinne quer über dem Trampelpfand aus. Die feinen Fäden sind in dem schummrigen Licht leicht zu übersehen - die riesige Spinne weniger. Ob sie auf mich gewartet hat?
Endlich erreiche ich den Anse Coco, ich fühle mich wie Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel. Palmen, feinster Puderzuckersand und türkis schimmerndes Wasser - noch dazu weit und breit keine Menschenseele. Links und rechts begrenzen Granitblöcke den palmengesäumten Strand. Das absolute Highlight finde ich am Ende des Strandes. Ein riesiger Granitfelsen schützt den Strand vor den Wellen, die sonst mit voller Wucht auf Land treffen würden.
Für den Rückweg zum Grand Anse benötige ich rekordverdächtige 29 Minuten und 12 Sekunden, bei normaler Gangart sollte das Stück leicht in 45 Minuten zu machen sein.
Jetzt hat der Tag aber erst begonnen. In der tiefsten Mittagshitze breche ich auf zum Anse Marron, mein GPS ist mein treuer Begleiter und lotst mir zuverlässig die Strecke. Auch die Kletterpartien durch die Granitfelsen sind schnell abgehackt. Plötzlich liegt er wieder vor mir, der Anse Marron mit seinen Granitblöcken, die aussehen wie von Aliens geschaffen.
Nach der schweißtreibenden Tour reiße ich mir mein T-Shirt vom Körper und springe in das kühle Nass. Viel Zeit habe ich an diesem magischen Ort leider nicht, schließlich steigt das Wasser bereits wieder. Bei Flut ist die Strecke unpassierbar und ich würde hier festsitzen. Es gibt allerdings schlimmere Orte als diesen, um zu stranden.
Am frühen Abend treffe ich Terry, einen einheimischer Fischer, der mich mit seinem Fischerboot zur Anse Marron bringen soll. Die in Deutschland so viel gelobte Pünktlichkeit ist hier auf den Seychellen gänzlich unbekannt und so komme ich erst fünf Minuten vor dem großen Showdown - wenn die Sonne im Meer versinkt - am Ziel an. Zum Fotografieren habe ich kaum noch Zeit, schließlich wird es in diesen Breitengraden extrem schnell dunkel. Schon wenige Minuten nach dem Sonnenuntergang ist es stockfinster und ich sitze einsam am Strand, an dem sich riesige Brecher unter lautem Getöse ihren Weg an Land bahnen.
Ob Terry wohl zurückkommen wird oder ob ich diese Nacht doch alleine am Strand verbringen muss? Nach einiger Zeit sehe ich in der Ferne ein Licht aufleuchten. Oder ist es eine Illusion? Plötzlich ist das Licht wieder verschwunden. Jetzt kann ich aber auch leise den Außenbordmotor eines Bootes hören. Terry kommt zurück und lässt mich nicht mit den unzähligen blutdrünstigen Moskitos am Strand verenden.
Auf der Rückfahrt durch die tiefste Nacht versucht seine Crew noch, einige Calamari aus dem Meer zu fischen - allerdings bleibt der Erfolg aus. Nur in fahlem Mondlicht brettert Terry wie ein Besessener über das Meer. Rechts an uns ziehen die Granitfelsen vom Anse Source D'Argent vorbei. Während Davi, Terrys rechte Hand, völlig gelassen, ja fast schon gelangweilt, in dem Boot sitzt, genieße ich den einmaligen Sternenhimmel. Nur ab und an werde ich aus meinen Träumen gerissen. Nämlich immer dann, wenn das Boot den Kontakt zum Wasser verliert und bei voller Fahrt wieder auftrifft. Kurz vor dem Ziel drosselt Terry die Maschine. "Zu gefährlich", tönt trocken aus seiner Kehle. Doch was meint er bloß damit? Schnell wird es mir klar: Wir fahren über einem Riff, jede Unachtsamkeit kann den Boden des Bootes wie eine Konserve aufschlitzen. Ein junger Mann, vielleicht 14 oder 15 Jahre alt, leuchtet am Bug mit einer kleinen Taschenlampe ins Meer und gibt Terry Anweisungen, wo er lang zufahren hat. Vielleicht ist die Methode etwas ungewöhnlich, aber am Ende kommen wir wohlbehalten an. Der kleine Trip hat mich zwar ein kleines Vermögen gekostet, aber es war jeden Cent wert.