Vorweg: Wir waren nur auf der kanadischen Seite. Ich befürchte allerdings, daß die amerikanische Version nicht viel anders aussehen wird. Und damit wären wir auch gleich beim Punkt: An Niagara Falls ist nichts Interessantes außer den Niagara Falls! Es sagt schon viel aus, daß auf der offiziellen Webseite des Niagara Falls Tourism Board nach mehrzeiliger Aufzählung der “electrifying attractions” irgendwann der Satz kommt: “Let's not forget the Falls”. Ja, gut erkannt, Leute!
Die Stadt ist wahrlich kein Reisehighlight, es sei denn man ist spielsüchtig. Um die Fälle herum hat sich ein kleines Zockerparadies aufgebaut, lediglich aufgelockert durch den üblichen Hardrock-Café, McDonalds- und anderen Systemgastronomie-Franchise-wir-sehen-alle-gleich-aus-Mist. Deswegen gibts davon auch kein Foto. Es war es einfach nicht wert.
Es gibt aber Rettung. Fast alle umliegenden Hotels haben Rooftop-Restaurants, die angeblich auch passable Küche bieten. Beurteilen kann ich nur das, das uns empfohlen wurde, und deshalb gebe ich den Tip hier gern nochmal weiter.
http://www.watermarkrestaurant.com/
Es liegt im 33. Stock des Hilton und man kann wohl unschwer erkennen, was den eigentlichen Reiz dieses Restaurants ausmacht. Man sitzt förmlich direkt über den Fällen.

Das Watermark ist angeblich das den Fällen am nächsten gelegene Restaurant. Der Ausblick und dazu ein Essen, das diesen Namen auch verdient, also ich denke, es war fast das Beste, was man Niagara Falls abgewinnen konnte. Allerdings nur fast! Es geht noch besser!
Man kann sich den Fällen auf unterschiedliche Art nähern. Am schnellsten hat man sie abgehakt, wenn man sich auf eine der Aussichtsplattformen stellt. Näher heran kommt man, indem man eine Fahrt mit der Maid of the Mist macht. Dabei sollte man wissen, daß dies nicht der Name eines romantischen Kutters ist, auf den schon Marilyn Monroe ihren Fuß gesetzt hätte. Genau gesagt ist es der Sammelbegriff für eine ganze Flotte von Bötchen, auf denen sich in blaue Müllsäcke gehüllte Menschen zusammenpferchen lassen, um die Fälle aus der Nähe zu sehen. Es soll seinen eigenen Reiz haben, so dicht an die Fälle heranzukommen, vor allem das akustische Erlebnis der herabdonnernden Wassermassen habe etwas Hypnotisches, habe ich mir erzählen lassen. Deswegen wirbt die Maid of the Mist vermutlich auch mit dem Slogan "Explore the Roar".
Eine Möglichkeit, die auch ihren Reiz hat, die aber, nun ja, vom Niagara Tourism Board so in der Form sicher nicht angeboten wird

http://sleepycity.net/posts/67/DIY_Supervillain_Hideout
Wir sind aber höher hinaus und mit dem Helikopter geflogen. Preise von 2007: 9 Minuten, 120 Dollar. Ich würde mich allerdings nicht darauf verlassen, daß der Preis seither stabil geblieben ist!
Da es im Internet von Niagarafotos nur so wimmelt, muß ich Euch hier jetzt wohl nicht mit meinen Bildern minderer Machart zumüllen, daher nur mal ein paar Impressionen:

Voraus links der mickrige amerikanische, geradeaus der kanadische Hufeisenfall.

Amerikanischer Fall aus der Nähe, davor ein Nebelmädchen

Hufeisenfall unter uns, rechts der amerikanische.
9 Minuten sind verdammt kurz. Gelohnt hat es sich trotzdem.
Wir haben den Rundflug bei niagarahelicopters.com gemacht. Vorab langfristig reservieren ist nicht nötig und es gab auch keine langen Wartezeiten.
Fazit: Nicht zu viel von den örtlichen Gegebenheiten erwarten. Aber die Fälle sind es wert, auch wenn sie (was ich bis dahin dachte) längst nicht die höchsten sind. Die Montmorency-Falls bei Québec sind nochmals mehr als 30 Meter höher und trotzdem irgendwie weniger beeindruckend. Ich glaube, es ist diese perfekte Hufeisenform, die den kanadischen Fall so spektakulär macht.
Interessieren würde mich, ob es stimmt was man uns erzählt hat, daß der Wasserzulauf irgendwo weiter oben entlang des Niagara Rivers nachts gedrosselt würde, um die allzu rasche Gesteinserosion zu verlangsamen. Und wie das dann wohl aussieht? Vielleicht weiß ja jemand etwas dazu.
Bei Fragen, fragen!
Beste Grüsse,
Suse