Eine für manche Besucher „grausame“ ökologische Besonderheit der Vogelinseln ist auf Aride, Cousin und manchen anderen Inseln zu sehen: Hier verenden langsam manche Seevögel, indem sie einem Baum buchstäblich „auf den Leim“ gehen.
Der Baum heißt kreolisch „bwa mapou“ (Pisonia grandis) und gehört zur Familie der Wunderblumengewächse. Er zählte ursprünglich zu den wichtigen bestandbildenden Bäumen vieler Inseln und ist auch heute noch auf Cousin und Aride in dichten Beständen präsent. Dieser Baum wird von vielen Seevögeln, vor allem von den Kleinen Noddyseeschwalben zum Brüten bevorzugt, oder sie verwenden zumindest seine weichen Blätter zum Nestbau. Hier lauert aber die tödliche Gefahr: Bei der Suche nach geeigneten Blättern bleiben die Vögel an den klebrigen Früchten der Bäume kleben und fallen schließlich mit verklebten Flügeln und Federn vom Baum. Dass der klebrige Same als Strategie für eine effektive Verbreitung gedacht ist, ist ziemlich klar, doch ist hier die Klebrigkeit vielleicht ein wenig übertrieben?
Doch bei der Menge an Vögeln fallen die Verluste insgesamt nichts ins Gewicht. Obwohl die Bäume zweimal im Jahr nur kurze Zeit Früchte tragen, fallen ihnen jedesmal Hunderte Noddyseeschwalben zum Opfer. Der tote Vogel mag für den Keimling wichtige Nährstoffe liefern, mag der eine oder andere denken, aber auch diese ökologische Erkenntnis tröstet so manche von der „Grausamkeit der Natur“ entsetzte Besucher nicht über den Anblick der sterbenden Vögel hinweg... Die Hypothese, dass der Nutzen des toten Vogels in der Lieferung wichtiger Nährstoffe für den Keimlingt liegt, wird übrigens nicht mehr akzeptiert, sie ist wissenschaftlich nicht wirklich nachvollziehbar.
Pisonia grandis, Nyctaginaceae
Wunderblumengewächse (Nyctaginaceae)


