02.10.
Good bye Praslin! Der Abschied von den Chalets ist herzlich. Wir haben uns bei Miriam und Mary wie zu Hause gefühlt. Luis ist auch traurig, als er sich von Marys Tochter Emily verabschieden muss. Pünktlich um 9 Uhr holt uns Francis ab und wir fahren zur Jetty. Unterwegs gabeln wir noch Doris und Alfred auf, die ebenfalls nach La Digue umziehen. Wie es der Zufall will ist ihr Ziel ebenfalls das Chateau St. Cloud. Wir verstehen uns gleich blendend und beschließen den restlichen Tag gemeinsam zu verbringen. Letztendlich bleiben die Beiden während unseres gesamten Aufenthaltes unsere Tischnachbarn.
Die Überfahrt klappt problemlos doch am Pier von La Digue herrscht ein totales Chaos.
„Do you want to have horse car?“ raunzt mir ein Einheimischer ins Ohr als er mich sieht wie ich meine 43 kg schwere Tauchtasche von Bord hieve. „No, thank you. We already got a Taxi.” entgegne ich ihm freundlich und mit Schmerz verzerrtem Gesicht. “Are you sure, you don´t need a horse car?”. Ich schaue mich um aber hinter mir steht keiner. Er scheint also immer noch mit mir zu sprechen. „No, no!“ versichere ich ihm und um meinen Worten Gewicht zu verschaffen, schleppe ich meine Tasche fünf Meter weiter nach vorne. In dem Menschengetümmel versuche ich meine Frau wieder zu finden. Ich erblicke sie, wie sie gerade Luis daran hindert einen Ochsenfladen aufzuheben. Das fehlte auch noch denke ich. Wieso eigentlich „Horse Car“ und wo ist unser Taxi? „Do you want a Horse car?“ werde ich erneut von der Seite angesprochen. Es ist der selbe Mann wie gerade. Ich scheine der einzige Tourist hier zu sein, anders kann ich mir das nicht erklären. Inzwischen hat sich die Pier geleert und ich entdecke unseren Taxifahrer der uns endlich zum Chateau bringt.

Das Chateau St. Cloud liegt im inneren Teil der Insel. Der Empfang ist sehr freundlich aber ein wenig reservierter als auf Praslin. Es ist eine wirklich schöne und gepflegte Anlage mit einem kleinen Pool. Die Standard Zimmer sind klein aber alle sauber und renoviert – bis auf unseres. Das scheint man wohl vergessen zu haben. Dafür haben wir eine eigene Terrasse und zwei Räume mit insgesamt vier Betten.
Nach dem Auspacken ziehen wir zu fünft los und holen uns für ein paar Rupien etwas zum Mittagessen. Die Preise in den Take-Aways sind wirklich moderat (30 – 45 SR pro Portion) und das Essen vorzüglich. Meist gibt es Fisch in allen Varianten und ein vegetarisches Gericht ist auch immer vorhanden. Später erfahre ich, dass man in dem Take-Away an der Villa Autenthique auf Bestellung Flughund-Curry bekommen kann.
Nachdem wir uns gestärkt haben erkunden wir erst einmal die Gegend. Das Wetter ist heute sehr heiß und wir bekommen alle nach 2,5 Stunden einen Mordsdurst. Schnell mache ich mich auf den Weg zum Gregoires Supermarkt. Es sollte das einzige Mal werden, dass ich diesen Laden betrete: Es gibt dort kein Seybrew!!!! Erschwerend hinzu kommt, dass ich 27,-€ bezahle für 4 Bier, 3 Sprite, 2 l Wasser und 2 Packg. Kekse. Ich komme mir vor wie eine touristische Weihnachtsgans die soeben ausgenommen worden ist. Ich beschließe das Bier mir besonders schmecken zu lassen.
Im Chateau haben wir HP gebucht. Das Essen ist vorzüglich, v.a. wenn man bedenkt, dass der Aufpreis lediglich 5,-€ gekostet hat. Der Service ist sehr gut, alle sind freundlich und sehr bemüht, dass es an einem nichts fehlt. Abends ergattere ich einen Blick auf den Wetterbericht, dieser verheißt für die nächsten Tage nichts Gutes. Warten wir es ab!
03.10.
Das Wetter gibt sich äußerst bescheiden. Es ist dicht bewölkt und sieht ein wenig nach Regen aus. Die Sonne zeigt sich nur spärlich.
Das Frühstück im Chateau ist prima. Es gibt alles was man sich wünschen bzw. erwarten kann. Wir sind schon wieder recht früh auf den Beinen, da Luis auch hier die ersten Nächte sich umgewöhnen muss.
Nach dem Frühstück leihen wir uns Fahrräder, die es direkt beim Hotel gibt (5,-€ pro Tag). Luis findet Platz im Kindersitz, der zwar nicht nach DIN gebaut ist, aber doch besser als erwartet aussieht. Auf jeden Fall wird er bequemer sitzen als wir. Ich habe das Gefühl direkt auf der Stange Platz zu nehmen. Aber man gewöhnt sich daran – so hoffen wir.
Unser erster Ausflug führt uns Richtung Norden an der Anse Severe und der Anse Patates vorbei um die Nordspitze der Insel. Wir fahren an den beiden schönen Hotels Patatran und L ´Ocean vorbei. Eigentlich hatten wir vor so weit wie möglich die Küstenstraße zu erkunden, doch eine sich drohend vor uns aufbauende Regenfront zwingt uns zur Umkehr. Und tatsächlich: Als wir um die Nordspitze herumgefahren sind und wieder an der Anse Severe ankommen, scheint urplötzlich die Sonne wieder. Hier verbringen wir den gesamten restlichen Vormittag.


Der Strand ist ideal für kleine Kinder, da es fast keine Wellen gibt. Wenn man sich die Mühe macht und bis zum Ende der Riffkante läuft kann man gefahrlos schnorcheln. Ich treffe meinen Tauchpartner Reimar von Praslin und wir verabreden uns für den nächsten Tag zum Tauchen.
Den restlichen Tag verbringen wir irgendwie zwischen Anse Severe und Chateau. Mal im Meer, mal im Pool. Habe ich gedacht ich hätte auf Praslin gelernt langsam zu sein, so erfahre ich hier, was es wirklich bedeutet in den Tag zu leben und die Zeit zu vergessen.
Dreimal in der Woche gibt es im Chateau abends ein Buffet (Mo, Mi und Fr.). Das Essen ist wirklich vorzüglich und das Buffet äußerst reichhaltig. Ein wenig nervig ist die Gitarrenmusik, die allerdings schlagartig an Qualität gewinnt als mir der Gitarrist (ich habe leider seinen Namen vergessen) eine CD mit 150 Liedern der Seychellen schenkt. Von dem Moment an finde ich das alles gar nicht mehr so schlimm. Der Abend nimmt dann ein abruptes Ende, da Luis seine Finger in eine höllen scharfe Chili-Sauce tunkt und wir nur mit einer notfallartigen Reinigungsaktion schlimmeres verhindern können.
04.10.
Da ich heute tauchen gewesen bin, verbringt Sylvia den Vormittag erneut an der Anse Severe. Wir treffen uns um 14 Uhr im Chateau. Ich bringe vom Tauchen die schlimme Nachricht mit, dass gestern ein deutsches Ehepaar beim Schnorcheln an der Anse Petit ertrunken ist. Das schlägt doch sehr auf die Stimmung. Da Luis scheinbar nicht mehr aus dem Mittagsschlaf aufwachen möchte bleiben wir einfach am Pool und lesen und unterhalten uns mit Fenja. Sie kommt aus Deutschland und ist Studentin und hat das große Glück zwei Monate auf den Seychellen als Au Pair für den Hotelmanager der Insel North zu arbeiten. Sie betreut dort die kleine Tochter Sophia, die ein wenig älter als Luis ist. Zusammen mit der Tante der Kleinen machen sie Urlaub auf La Digue.
„Manche Menschen haben einfach Glück“ sagt meine Frau am Abend zu mir. Wir schauen uns beide an und denken in diesem Moment das Selbe: „ Ja, nämlich wir!“.
05.10.
Nach einem großzügigen Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Anse Source d´Argent. Unterwegs treffen wir im Park auf Fenja, Fiona und Sophie. Da die drei mit dem Fahrrad unterwegs sind, verabreden wir uns irgendwo am Strand zu treffen. Wir schlendern durch den L´Union Estate, betrachten uns den kleinen Friedhof, die Kopramühle und natürlich die Schildkröten, die es Luis besonders angetan haben. Inzwischen scheint auch die Angst vor diesen mächtigen Tieren vollständig vorbei zu sein. Ein Männchen vergnügt sich gerade mit einer Schildkröten Lady. Meine Frau schaut mich an und scheint froh zu sein, dass sie als Mensch auf die Welt gekommen ist. Als wir das Meer erreichen, kommen wir an einer besonders schön geschmückten Stelle vorbei. Zwei Palmäste bilden einen Durchgang und aus weiteren Ästen hat man eine Art Geländer gebaut. Es ist klar, dass hier zwei Menschen geheiratet haben. Zu diesem Zeitpunkt wird uns der traurige Hintergrund noch nicht bewusst. Erst zwei Tage später erfahren wir, dass hier das verunglückte Paar getraut worden ist.
Wir gehen weiter und treffen wenig später auf die drei Frauen.
Die Anse Source d´Argent ist traumhaft schön und ideal für Kinder, da auch hier ein Riff vorgelagert ist und somit kaum Wellengang herrscht. Manchmal wirken die bizarren Felsformationen regelrecht unwirklich. Es erscheint uns alles extra für Touristen so hingestellt worden zu sein. „Wahrscheinlich fährt man die Felsen am Abend zurück in den Boden. In Wirklichkeit ist hier ein ganz normaler Strand.“, witzeln wir herum. Es ist wirklich einmalig schön und wir bedauern es fast nicht schon früher hierher gekommen zu sein. Es gibt hier so viel zu entdecken. Hinter jeder Ecke sieht der Strand anders aus, bilden sich neue Buchten und bieten eine Überraschung nach der anderen.



Am Mittag fahre ich mit dem Rad zur Jetty und hole Mittagessen für alle. Ich zahle für 4 Gerichte und zwei Fanta 190 SR. Als ich wieder ankomme machen sich 6 hungrige Mäuler
(und eine streunende Katze) über das Essen her. Picknick am Strand schmeckt doppelt lecker. Da Luis alle vier Gabeln zerbricht, essen wir mit den Händen. Dadurch bekommt die Situation etwas archaisches – ein wenig fühlt man sich wie Robinson.

Inzwischen sind auch Doris und Alfred eingetroffen und leisten uns Gesellschaft. Mit Doris laufe ich auf Motivsuche bis zur Anse Pierrot, dann müssen wir wegen der aufkommenden Flut umkehren. Ich hätte zu gerne gewusst, wie lange ich noch bis zur Anse Marron gebraucht hätte.

Als wir gegen 18 Uhr zum Chateau zurückkehren lernen wir Dave und Kathy aus den USA kennen. Sie haben eine 2-tägige Anreise hinter sich und wollen in drei Tagen weiter nach Denis Island um dort fünf Tage lang zu tauchen. Ich kann ein gewisses Neidgefühl nicht verbergen. Für die restlichen Tage erweitern wir den Esstisch. Inzwischen fühlen wir uns wie zu Hause und ernennen La Digue zu unserer Insel.
06.10.
„Please be careful there and do not go swimming“, warnt uns der Koch des Lautier Coco an der Grand Anse. Er erinnert uns an das schreckliche Unglück welches vor drei Tagen hier passiert ist.
Wir haben morgens beschlossen zur Ostseite der Insel zu fahren und bis zur Anse Coco zu wandern. Der Radweg dahin ist ein wenig beschwerlich aber landschaftlich sehr schön. Es geht vorbei an riesigen Granitblöcken die mit Moos und allerlei anderem Grünzeug bewachsen sind. Von weitem kündigte das Rauschen der Brandung das näherkommende Meer an. Der Wald ist hier noch recht dicht und bietet ausreichend Schatten. Trotzdem sind wir ein wenig geschafft als wir die Küste erreichen.
Wir marschieren am Lautier Coco vorbei. Draußen sitz der Koch und bereitet den Fisch zu. Zwei große Snapper liegen bereits auf dem Grill und wir freuen uns schon auf ein möglichen Lunchbreak hier.
Von der Grand Anse geht es in Richtung Norden und wir finden nach kurzem Suchen den Zugang zur Anse Petit. Luis stecken wir bei den Auf- und Abstiegen in die Rückentrage. Die Anse Petit lassen wir rechts liegen und wandern zielstrebig weiter. Wir überqueren eine Wiese und dann geht es über den nächsten Anstieg weiter. Die Wanderung ist sehr schön und mit 30 Minuten Dauer eher ein Spaziergang. Noch einen Abstieg, dann liegt die Anse Coco vor uns. Die Brandung ist hier nicht ganz so stark wie an den beiden anderen Stränden aber immer noch zu gefährlich um mit einem Kind hier ins Wasser zu gehen. Allerdings finden wir am Ende des Strandes einen wunderschönen Platz. Hier ragen mächtige Granitblöcke aus dem Wasser und bieten einen natürlichen kleinen Pool. Die Wellen brechen sich hier am Außenrand des Beckens und das Wasser liegt vollkommen ruhig vor uns. Hier liegt ein einziges Paar im Schatten eines Felsens. Genug Platz also für uns und ideal für unseren kleinen Sohn zum spielen. Ein weiterer Traumplatz an dem wir vier Stunden bleiben.

Erst jetzt fängt uns der Magen an zu knurren und wir erinnern uns an den leckeren Fisch am Lautier.
Dort angekommen bestelle ich einen Teller vom Buffet. Er wird randvoll mit allerlei Köstlichkeiten. Mit zwei eiskalten Coca Cola sitzen wir am Strand und beobachten die Surfer an der Grand Anse. Das Essen ist super lecker und zudem noch enorm günstig (105 SR inkl. der Getränke). Auch mir juckt es in den Füßen und ich springe in die Wellen. Nach 15 Minuten klettere ich erschöpft an Land. Die Brandung ist wirklich enorm.
Auf dem Weg zurück decken wir uns noch mit Getränken ein.
Abends beim Buffet tauschen wir mit Doris, Alfred, Dave und Kerstin das Erlebte aus.

07.10.
Unser letzter Tag auf La Digue. Heute wollen wir das schaffen, was wir uns eigentlich am ersten Tag vorgenommen hatten. Wir wollen einmal um die Nordspitze und der Küstenstraße so weit folgen, bis es nicht mehr geht.

Wir brauchen ca. 40 Minuten, dann bricht die Straße plötzlich ab und verläuft sich in mächtigen Felsen. Im Kindersitz ist Luis eingeschlafen und so fahren wir zurück zur Anse Severe. Ich fahre noch ein Stückchen zum nächsten Take Away weiter und besorge schnell unser Lunch. Das liebe ich an La Digue: Wenn du Hunger hast, ist es zum nächsten McTake-Away nie weit.
Am Nachmittag gehen wir noch Souvenirs kaufen. Ich erstehe ein Bild von Camille und zwei T-Shirts für Luis.

Bei unserem letzten Abendessen auf La Digue gibt es wieder einmal viel zu erzählen. Luis liegt schon in den schönsten Träumen und so plaudern wir bis uns das Personal freundlich aber bestimmt bittet das Feld zu räumen.
