Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

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afrland
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Jetzt die wahrscheinlich wenig interessante Frage, warum wollte ich mit Gerard gehen. Das ist aber mein eigentlicher Grund die Geschichte so ausführlich zu erzählen.

Mit allen der vier hat man im Forum gute Erfahrungen gemacht. Gerard bekommt hiermit eine Empfehlung von mir. Henri Bibi hat allerdings keine eigene Seite, und von ihm habe ich wenige Bilder gefunden. Rondy Payet ist auf Facebook zuhause. Seine e-Mail habe ich erst später gefunden. Es hat einfach mit Facebook nicht funktioniert.

Robert Agnes bekommt hier im Forum wohl nicht ganz uneigennützige Unterstützung. Ich hatte keine Gelegenheit ihn kennen zu lernen, und kann mich an der Diskussion, ob er „der beste Guide“ wäre, nicht beteiligen. Ich gewann allerdings den Eindruck, er ist jetzt ein Unternehmer. Seine Führungen übernehmen oft andere Personen. Sein Kollege (Angestellter?) läuft in einem „Sunny Trail Guide“ T-Shirt rum. Vielleicht sind es sogar mehrere Sunny – Guides jetzt, und ihre Gruppen waren viel zahlreicher. Gerard ist zwar im Forum unbekannt, hat aber auf TripAdviser einen Thread mit vielen Empfehlungen. Ich habe ihn per E-Mail kontaktiert, und noch unverbindlich für den Tag „gebucht“. Wir haben vereinbart, dass wir uns am Vortag treffen, sodass er meine Fragen besser persönlich beantworten kann.

Nun ist aber dieser Gerard um 18:30 nicht da. Aber natürlich erzähle ich die ganze Geschichte, weil wir doch zu Anse Marron schafften. Er hat sich lediglich verspätet. Vielleicht um eine halbe Stunde (die hätte ich viel lieber an Anse Severe verbracht), eventuell etwas mehr. An seine Entschuldigung erinnere ich mich nicht. Die ist auch egal. Schon mal vorab sein Foto.

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Wir haben über den Ablauf gesprochen, und uns für morgen verabredet. Wir treffen uns um 8:30 am Helikopterplatz, wohl der Treffpunk jeder Wanderung zu Anse Marron, fahren mit einem Auto zu Grand Anse (das organisiert er), und laufen zu Source d'Argent. Die Kosten – die üblichen 40 Euro pro Person.

Meine Frau hat sich spontan entschieden, nicht mitzukommen. Gerard hat lange versucht ihre Zweifel zu zerstreuen. Z.B. mit dem Hinweis, dass er zu Anse Marron auch Kleinkinder mitnimmt. Aber sie wollte nicht und ich wollte sie nicht überreden. Sie macht sich Morgen einen schönen Vormittag, erholt sich, und wir sehen uns alle etwa um 14 Uhr an d'Argent wieder.
Zuletzt geändert von afrland am 11 Nov 2017 23:03, insgesamt 2-mal geändert.
afrland
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Alles hat etwas gedauert, und es ist schon spät. Wir müssen uns um unser Abendbrot kümmern. Jetzt lässt mich mein Gedächtnis in Stich. Wollte ich an dem Abend in Le Repaire?! Oder war ich mit dem Sohn wieder auf dem Weg zu einem Take – Away?! Auf jeden Fall kommen wir nicht weit. Am Nachthimmel über dem Haus ist ein seltenes Naturphänomen zu beobachten: ein Mond Halo. Der riesige fast Vollmond schneidet über unserem Haus aus dem mit Wolken bedeckten Himmel einen perfekten Kreis aus Licht aus. Bei dem Anblick muss ich an Alien‘s Schiffe denken. Irre! Ich habe bis dato nichts dergleichen gesehen und auch drüber nicht gewusst. Ich hätte niemals vorgeschlagen unser Familienmittagessen zu opfern, aber mein Sohn wird vom naturwissenschaftlichen Fieber gepackt: „Solche Beobachtungen sind sehr selten, eine vor kurzen fand ein großes Medienecho, wir müssen es jetzt unbedingt fotografieren“. Damit haben wir uns zusammen ziemlich lange im Garten beschäftigt (Mit Hilfe von Anti-Brumm überhaupt keine Probleme mit den lästigen Mücken). Leider hatte ich überhaupt keine Erfahrung mit solchen Lichtkreisen und es war im Dunkeln nicht einfach. Man müsste auch schnell sein. Es begann zu verblassen.Ich habe auch Fotos mit dem vollen Lichtkreis, aber alles noch nicht wirklich brauchbar. Mir gefällt noch einer meinen allerersten Schnappschüsse.

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Wenn wir fertig sind, ist es bereits zwanzig vor neun. Die Hauptstraße ist halbwegs beleuchtet. Auf unserer ist es stockdunkel. Hier kommen wieder unsere Taschenlampen zum Einsatz. Wir holen uns schnell etwas zu Essen bei dem ersten Take-Away um die Ecke, bei dem Chinesen „Tarosa“ gegenüber dem Pier. Im Unterschied zu Beau Vallon sind die Takeways in La Passe (die wie gesehen haben) keine Zelten, sondern die richtigen Cafés „zum Mitnehmen“. Der Chinese schließt in 15 Minuten, und wir bekommen die Resten. Na ja. Es ist genießbar, aber das war das schlechteste Essen der gesamten zwei Wochen. Ich denke, man sollte nach Möglichkeit generell vermeiden so spät von solchen Take-Away etwas zu holen. Zu Mittag ist bestimmt alles noch frischer. Eine Ausnahme – frisch zubereitetes Essen wie Burger.
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mr.minolta
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von mr.minolta »

afrland hat geschrieben:Wie man von Source d'Argent an Anse Marron kommt, ist im Forum in Weg zur Anse Marron (la Digue) gut beschrieben. Diese Seite ist die Mutter aller Wegbeschreibungen und hat mittelweile gewisse internationale Bekanntheit erlangt.
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Das geht nicht gegen Dich, afrland, sondern betrifft die Vorgänge im Forum vor ca. 10 Jahren.

Dieses Thema und die damit verbundenen Diskussionen waren damals der Grund, mich hier anzumelden und Stellung zu nehmen. Ich sah in dieser Wegbeschreibung so etwas wie die Urkatastrophe späterer touristischer Invasionen La Digues, den Anfang vom Ende der Ursprünglichkeit der Insel und ich habe (nicht als einziger!) so entschieden wie vergeblich gegen diese ignorante Präsentation protestiert. Nicht enden wollende Hasstiraden waren die Folge, sogar Prügel wurde mir angedroht. Man warf mir allen Ernstes vor, die Marron für mich allein haben zu wollen. Solcher und ähnlicher Blödsinn dominierte dann für lange Zeit die Kommunikation auf dieser Plattform. Das Mitglied "SimMic", Verfasser der in Teilen grob fehlerhaften und für den Interessierten somit verletzungsträchtigen "Anleitung zum schnellen Konsum der Marron", schrieb insgesamt neun Beiträge und hat danach nie wieder von sich hören lassen. Seine selbstherrliche Mission war damit wohl erfüllt...

Als Person, die in dieses Thema über die Maßen involviert war, finde ich es heute, viele Jahre nach dem damaligen Trubel, schon interessant und ausgesprochen grotesk, welche Worte ein neutraler Unbeteiligter wie Du für seine Aktion findet (mein Zitat oben). Welche Anhaltspunkte hast Du dafür, daß möglicherweise weltweit und mit Hilfe von Übersetzungsprogrammen an diesem Machwerk gearbeitet wird? Da scheint "SimMics" Saat ja wirklich aufgegangen zu sein. Und zumindest einer der vier von Dir genannten professionellen Marron-Touristenrudelführer scheint damit inzwischen Euro-Millionär geworden zu sein.

Gebührt "SimMic" vielleicht ein Orden für die bestmögliche Förderung der Entfremdung, Kommerzialisierung und des Massentourismus auf La Digue? :wink:
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von Klara »

mr.minolta hat geschrieben: Dieses Thema und die damit verbundenen Diskussionen waren damals der Grund, mich hier anzumelden und Stellung zu nehmen.
So hat doch auch alles eine positive Seite, sonst könnte ich Deine Beiträge gar nicht lesen.
LG
Klara
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mr.minolta
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von mr.minolta »

Und ich bin froh, nicht verprügelt worden zu sein. :lol:

Bin gespannt auf afrlands Marron-Fotos!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
afrland
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

mr.minolta hat geschrieben:Das geht nicht gegen Dich, afrland, sondern betrifft die Vorgänge im Forum vor ca. 10 Jahren.
Ich nehme es jetzt gar nicht persönlich, bin mir gar nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe. Geht es um „Weg zu Anse Marron beschreiben“ im Allgemeinen oder nur um diese eine von SimMic und ihn als Person? Auf die Gefahr hin, dass der folgende lange Text gründlich vorbei am Thema ist ...

Ganz allgemein, ist mir bewusst, dass jeder Post einen Beitrag leistet, Anse Marron populärer zu machen. Ich schreibe gleich, die Wanderung war von der Schwierigkeit moderat, dafür aber sehr interessant, der Weg ansehnlich, Anse Marron außergewöhnlich, und liefere noch passable Bilder dazu. Einer oder anderer liest den Report und entscheidet sich ebenfalls alles mit eigenen Augen zu sehen. Über die Zeit gewinnen so manche Sehenswürdigkeit an Popularität. Die mit ihren Bildern prallende Fotographen trifft eine Mitschuld.

Meine USA Vergleiche mögen nerven, ich will aber lediglich die Problematik mit ein paar Beispielen auf einem mir besser bekannten Gebiet untermauern. Vielleicht macht das die Diskussion unterhaltsamer.

Eine der wahren Naturwunder und „most photographed“ Ort der Welt ist Upper Antelope Canyon in Utah. 1989 auch noch ein Geheimtipp, ist es jetzt ein Millionen Business. Ich war ein paarmal da, und mich jedes Mal nach einer Zeitmaschine gesehnt. Die Fotos auf dem Cover von National Geographic und dieses teuerste Foto der Welt, „das Phantom“ von Peter Liks (6,5$ Mio) sind nicht unwesentliche Gründe dafür. Eine ähnliche Geschichte ist mit den außergewöhnlichsten Felsformationen in Valley of Fire, Nevada. Die wurden von unseren Landsleuten, auch von mir bewunderten Fotographen Isabel und Steffen Synnatschke entdeckt und der breiter Öffentlichkeit präsentiert. Im letzten Fall kann jeder menschliche Fußtritt enorme Schaden anrichten. Zum Glück ist Valley of Fire doch noch nicht so bekannt. Da fehlt mir gleich ein anderes Beispiel ein: die Petroglyphs auf Volcanic Tablelands bei Bishoff, CA. Auf die hat auch zunächst ein renommierter Fotograf aufmerksam gemacht.

Hiermit genug doziert.

Also, das Problem mit „Geheime Orte beschreiben“ verstehe ich und habe drüber schon im Kontext von Anse Marron nachgedacht. Es gibt ja auch ganz andere Beispiele. Lokale Hiker – Gruppen, die keine Informationen mit Nicht-Eingeweihten teilen. Appelle, nichts weiter zu erzählen …

Ich denke, heutzutage kann man das alles gar nicht verhindern. Nach der Wanderung mit einem Guide kennt man den Weg gut und kann man die auch alleine versuchen. Im Web findet man die Informationen zu einfach. Die Sprachbarriere ist auch kein ein Hindernis mehr.


mr.minolta hat geschrieben: Welche Anhaltspunkte hast Du dafür, daß möglicherweise weltweit und mit Hilfe von Übersetzungsprogrammen an diesem Machwerk gearbeitet wird?
Oh Mann, vielleicht habe ich es übertrieben. Ich kann den Bekanntheitsgrad des Beitrags von SimMic nicht messen. Google-Suche nach „"anse marron wandern la digue" bringt mir jetzt seine Beschreibung an zweiter Stelle. Google Suche „anse marron seychellen-infos.de“ findet mindestens einen fremdsprachigen ausführlichen Reisebericht, der explicit darauf verlinkt. Es gibt auch andere Verlinkungen von einer ebenfalls fremdsprachigen Seite drauf. Mit Webmaster Tools kann Lars bei Interesse alle direkte Links finden.

Aber sicherlich ist SimMic nicht der einzige, der den Weg erklärt. Mittlerweile gibt es sehr viele Blogs. Die kompletten GPX Trails gibt es ja auch im Web.
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mr.minolta
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von mr.minolta »

afrland hat geschrieben:Einer oder anderer liest den Report und entscheidet sich ebenfalls alles mit eigenen Augen zu sehen.

Ich denke, heutzutage kann man das alles gar nicht verhindern.
Ja, das stimmt natürlich.

Das ist der übliche Mechanismus, überall auf der Welt und es ist wohl immer nur eine Frage der Zeit. Aber hätte SimMic das damals nicht gemacht, hätte es vielleicht ein bißchen länger gedauert. :wink:

So war seine Wegbeschreibung ganz klar ein Stein im Mosaik. Touristische Veränderungen gab es auf der Insel damals sowieso. Die Source war schon vor 10 Jahren überfüllt, die Marron aber hatte etwas Mystisches und es war erfreulich, daß eben nicht jedermann standardmäßig dort hinkam. Bis 2008 war es übrigens unmöglich, einen Führer für die erforderliche Wanderung zu bekommen. Kundige Einheimische lehnten es sogar gegen Bezahlung ab! Heute verdienen "dieselben" Leute Unmengen von Geld mit Massenführungen zu genau diesem Ziel. Deshalb ist es inzwischen auch egal, es gibt da nichts mehr, das der Geheimhaltung bedarf.

Zum damaligen Zeitpunkt aber lieferte SimMic genau das, wonach die Massen lechzten. Und er schuf Bedürfnisse, die vorher keiner hatte! Jetzt wollten plötzlich alle da hin. Das beeinflußt sich alles gegenseitig und bekommt Eigendynamik. Fast 10 Jahre später schreibt dann jemand einen tollen Reisebericht und spricht von "der Mutter aller Wegbeschreibungen". Ich schau eben mal nach und stelle fest, ja, das Ding ist immer noch online, und es hat über 50.000 Klicks! Das ist im Rahmen dieses Forums ein extremer Wert, eher selten erreichen auch intensiv kommunizierte Themen hier überhaupt eine fünfstellige Zahl an Zugriffen.

Aber um das jetzt abzukürzen, ohne SimMic hätte es wahrscheinlich irgendwann ein anderer gemacht und La Digue wäre heute vermutlich ähnlich überfüllt und entfremdet. Da mach ich mir nichts vor.

Viel schlimmer ist, daß gestern schon wieder ein (deutscher) Tourist auf La Digue ertrunken ist. Ein Hochzeitler, wie schon so oft. Das wird wohl nie mehr enden... :(
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Frenki hat geschrieben:"Drahtbürsten vs Baustellen"
:? ??
afrland
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Tag -5. Die Wanderung an Anse Marron mit Gerard Niole, CocoTrail Guide. Der Weg ist das Ziel (fast)
Grand Anse, Anse Marron, Source d’Argent

Viertel nach acht sind wir bereits am „Helikopter Landing Platz“. Der befindet sich etwa hundert Meter vor dem Eingang zu L’Union Estate Park. Ich stellte mir eine Art kleinen Flughafen vor. Das ist hier aber ziemlich kleine Wiese gleich neben der Straße, vielleicht 50-100 Meter lang und breit, einer kleinen Hütte und großen Kreis mit einer H am Boden. Nicht einmal einen richtigen Zaun gibt es hier.

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Links geht die Straße zu Grand Anse. Rechts sieht man den Eingang zu L’Union Estate. Der Helikopter Platz ist gleich zu meiner rechten Hand.

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Heute soll ein herrlicher Tag werden. Endlich ist super Wetter mit nur wenigen Wolken am Himmel. Die Aussicht auf Praslin ist in der Realität viel besser auf meinem Kleinformat - Bild. Auch sehe ich endlich das mythische ruhige blaue Meer.

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Pünktlich noch vor halb neun kommt der Gerard. Wie es sich für einen anständigen Anse Marron Guide gehört, läuft er barfuß. Noch ein Foto von ihm. „Da geht es lang, in den Norden“ Oder den Süden, je nachdem. Posen mag er, muss ich sagen : -)

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Sein Transport verspätet sich, und wie plaudern ein wenig. Er beginnt zu erzählen und seine Zaubertricks vor zu führen. Neben der Fähigkeit, barfuß die Strecke zu laufen, muss jeder gescheite Anse Marron Guide nämlich über Zauberkräfte verfügen. Für ihn ist überhaupt kein Problem, eine gefundene Kokos gleich am Stein zu öffnen.

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Dann zwitschert er, wörtlich zu verstehen, er zwitschert in einer Vögel-Sprache den berühmten Seychellen-Paradiesschnäpper (Flycatcher) herbei und erklärt seinen Namen. Faszinierend, wie viel man zum Thema erzählen kann. Das ist hier ein „Er“. Die Weibchen sehen anders aus.

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Zuletzt geändert von afrland am 26 Nov 2017 12:46, insgesamt 8-mal geändert.
afrland
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Als sein „Taxi“ kommt, der übliche offene Pickup, fahren wir zu Grand Anse. Gerard ist seiner Guide - Rolle auch in den kleinen Details treue: „Am besten steigt man auf diesen Stein da auf, hier ist eine Stufe, der Fuß kommt dahin“. Meine Kinds setzten sich hin, ich darf mit ihm stehen bleiben. Während der kurzen Fahr beobachte ich die Strecke. Die meiste Zeit ist die Straße eben, zum Ende kommt allerdings der berüchtigte Hügel.

Man setzt uns an Grand Anse vor einem Strand Café ab. Ich schlage vor, dass wir vor der langen Wanderung … ahm … die Annehmlichkeiten der Zivilisation in Anspruch nehmen, und wir gehen in das Haus. Durch die zum Meer offene Tür erblicke ich dann eine ungläubige Szenerie: ein Strand mit weißem Sand, umrannt von märchenhaften Felsen, auf den mächtige Wellen zurollen. Es zieht mich magisch an, und statt zum Ausgang laufe ich in die entgegensetzte Richtung. Mein permanent laufendes Selbstanalyseprogram liefert auf einmal keine verlässigen Daten mehr. Ist das bloß das gute Wetter, endlich der blaue Himmel?! Der Zaun, der mich vom früh am Morgen noch einsamen Strand trennt?! Blaugrüne Wellen, deren Kamm die weiße Gischt krönt? Die strahlende Sonne, die im richtigen Winkel über die majestätischen Felsen steht?! Ich weiß es nicht, kann es nicht erklären. Ich kann es nur mit den Worten „mir fällt die Kinnlade runter“ beschreiben. Ich brauche ein paar Momente um mich beruhigen. Gerard sagt, wie können ja auch ein Stück über den Strand laufen, und bittet den Mann im Restaurant uns die Tür im Zaun öffnen. Wir gehen an Grand Anse.

Ich fürchte, ich habe meinen Emotionen freien Lauf gegeben und den Bogen mit der blumenhaften Sprache überspannt. Der erste Anblick von Grand Anse war aber ehrlich unvergesslich. Das Bild ist mir noch jetzt wie Gestern in Erinnerung.

Die unglaublichen Felsen am Nordende gegen die direkte Sonne fotografiere ich heute nicht. Der Blick in die andere Richtung:

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Am Strand erklärt uns Gerard die Sache mit Ost-Musson auf Seychellen. Grand Anse, wie wir ihn jetzt sehen, sieht so nur im Sommer. In den Wintermonaten ist der Strand nämlich flach. Die Einheimischen spielen hier Volleyball. Im Sommer nimmt der Ozean viel Sand weg und bringt den später wieder zurück. Er macht uns auf die Farblinie am großen Felsen vorne aufmerksam. Unten ist der Stein heller, oben dunkler. Das ist das Winter – Niveau. Bis hierher reicht der Sand von etwa November bis April.

Gleich kommt sein nächstes Kunststück. Gerard schaut scharf eine Stelle im Sand an, stampft mit der Ferse, macht einen langen Schritt, greift mit der Hand in ein Loch und zieht ein Krabben raus. Wie hat er das gewusst?!

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Wir gehen weg vom Strand durch das dichte Gebüsch zurück auf den Anse Marron Trail. Der Pfad beginnt eigentlich am Parkplatz hinter dem Strand-Café.
Zuletzt geändert von afrland am 11 Nov 2017 23:04, insgesamt 2-mal geändert.
afrland
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Der Pfad ist zunächst ein absoluter durchschnittlicherer Waldweg. Wir gehen auch über einen kleinen Hügel, ähnlich z.B. zu Anse Cocos etc. Der Pfad ist auch genauso breit und einfach zu folgen. Hier gehen Leute nicht nur zu Anse Marron. Gerard sagt, in den Winter- Monaten kommen manchmal auch Einheimischer hierher.

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Unterwegs erzählt er und zeigt uns verschiedene Sachen. Ich habe viele solche Fotos. Ich komme immer wieder auf den Gedanken, dass er ja wohl fast jeden Tag die Strecke läuft. Wie schafft er immer wieder die gleichen Sachen so interessiert zu erklären?!


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Wer außer mir sieht oben links einen niedlichen Flusspferd?
Zuletzt geändert von afrland am 24 Nov 2017 17:37, insgesamt 2-mal geändert.
afrland
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Fürs nächste Foto laufe ich in Richtung Meer. Gerard ruft mir etwas sehr besorgt zu und will mich offenbar abfangen. Ich gestikuliere beschwichtigend und rufe ihm zurück: “Nein, ich werde nicht auf die nassen Felsen auflaufen. Ich werde nichts dergleichen blödes tun“. Er sagt mir, manch ein Touri beschwert sich danach, warum hat man ihn denn nicht vor den Felsen gewarnt :-)

Das ist auch eine benannte Bucht. Ihr Name ist mir allerdings entfallen. Wahrscheinlich ist das Anse Songe. Leider stehe ich wieder mal gegen die Sonne und mal wieder gelingt mir kein vernünftiges Foto.


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Wir gehen langsam und entspannt, und Gerard nimmt sich für alles genug Zeit an. Zum Beispiel um natürlich diese vielen Krabben zu zeigen. Im Hinterkopf denke ich an diese ganzen Flut/Ebbe Zeittabellen, mit jeder Minute steigt das Wasser am Source d’Argent an. Gerard ist überhaupt keine Eile anzumerken.

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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Irgendwann beginnt der Teil mit den über Felsenlaufen. Gerard nannte ihn „durch die Rocks gehen“. Auf dem nächsten Foto müssen wir z.B. durch den Spalt.

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…. Ein Gelehrte und seine Schüller….

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Ich habe etliche solcher Fotos. Gerard erzählt sehr viel und interessant.


Die Landschaft ist unglaublich.

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Zuletzt geändert von afrland am 15 Okt 2017 21:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Irgendwann müssten wir ein paar Meter durch Wasser laufen. Wir haben unsere Neoprenschuhe angezogen und in denen weitergelaufen. Gerard sagt, behält die doch mal an. Das fand ich unglücklich und vielleicht leichtsinnig. Die sind zum Schnorcheln und keine schweren Taucherboots. Ich will uns aber mit dem Umziehen nicht nicht aufhalten. Gerard geht die ganze Zeit barfuß.

Jetzt doch ein paar Familienfotos.

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Und wieder geht es in den Wald ….

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Ein kleines Detail. Gerard will nun den Dry Bag mit unseren Schuhen tragen. Das ist gar nicht nötig und ich versuche zu protestieren, aber er besteht darauf: „Gib den mir“.


Der Blick zurück

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Und wir gehen weiter vorbei an beeindruckenden Granitfelsen umhüllt in üppigen Grün.

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Zuletzt geändert von afrland am 14 Dez 2017 09:14, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Ersatzweise Paradise. Mahe, La Digue und Praslin in August in 13 Tagen

Beitrag von afrland »

Dann kommt diese eine Stelle, wo man sitzend durch einen engen Spalt bzw. Tunnel muss. Die Aktion ist aber nicht schwierig. Krabbeln oder gar kriechen muss man da nicht. Gerard zeigt auch, wie man sich am besten abstützt und sicher auf der anderen Seite rauskommt. Ich habe ja die Stelle erwartet und protze selbstsicher mit meinen fundierten Kenntnissen aus den ein paar Reisereports: „Ach ja, dann haben wir doch die schwierigste Stelle schon hinter uns?!“ Gerard schüttelt mit dem Kopf „Die kommt noch“.

Die Landschaft ist ungläubig…. Das habe ich wohl bereits gesagt, aber mir fällt nicht anderes ein. Immer wieder legen wir eine kurze Pause bei den Aussichtpunkten am Meer ein.

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Die ganze Zeit beobachte ich, was Gerard so tut. Als er seinen Blick einmal lange über Wasser schweifen lässt, frage ich ihn, wonach er Ausschau hält. „Nach Delfinen“, antwortet er. Heute haben wir kein Glück.


Wir sind sehr viel am Plaudern. Ich erfahre, dass Gerard 53 Jahre ist, hat 5 Kindern und ist bereits ein Opa. Seine älteste Tochter ist 23 und hat ein Kind. Als Anse Marron Guide in Vollzeit arbeitet er seit 7 Jahren. Er spielt gerne Fußball und will nach Russland zur Europameisterschaft. Auf La Digue gibt es übrigens ein Stadion, wo regelmäßig Fußball gespielt wird. Die Geschichte mit seiner russischen Freundin erzähle ich lieber nicht. Ich erinnerte mich aber gleich, ich habe bereits über einen Anse Marron Guide mit einer russischen Freundin gelesen. Auf dem Foto sah der Mann nicht wie Gerard. „Hallo?! Wie viele Guides haben denn hier eine russische Freundin??“ Er lacht: „ziemlich viele“.


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Zuletzt geändert von afrland am 11 Nov 2017 23:06, insgesamt 2-mal geändert.
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