Schwimmen im Walhaigetümmel: Bei den letzten Exkursionen auf die Seychellen wurden viele Walhaie gesichtet
Im Oktober 2005 organisierte ich zwei naturkundliche Exkursionen auf die Seychellen. Eines der Ziele der Exkursionen war es, den Teilnehmern das wunderbare Erlebnis einer Begegnung mit Walhaien zu ermöglichen. Das Meer ist allerdings groß und geheimnisvoll und eine absolute Garantie für eine Sichtung kann man kaum geben (außer man ist wie das Whale Shark Monitoring Programme mit einem Ultraleichflugzeug ausgestattet).
Bei der Gruppe des ersten Termins funktionierte die Walhai-Begegnung dennoch wie auf Bestellung. Ein juveniles Tier mit etwa 4-4,5 m Länge schwamm im Kanal zwischen Conception und Mahé (Westküste Mahés) direkt am Tauchboot vorbei und wollte uns in den kommenden 45 Minuten scheinbar gar nicht mehr verlassen. Obwohl zum Schluss ein zweites Boot voller Taucher zu uns stieß und letztlich mehr als 30 walhaigierige Schnorchler das Tier bedrängten, ließ sich der Hai kaum irritieren. Im Gegenteil, es drehte sogar immer um, als es sich im relativ klaren Wasser "zu allein fühlte" und schwamm direkt in den menschlichen "Schwarm" hinein. Immer wieder mussten die begeisterten Schwimmer ausweichen, um nicht mit dem Hai zu kollidieren. Nachdem sich alle satt gesehen haben, verließen die zwei Tauchboote das Tier, das unserem (freilich allzu menschlichen) Empfinden nach noch gern mit uns umher geschwommen wäre...
Zwei Wochen später verschlechterte sich die Sicht unter Wassert. Für Planktonforscher bot das Meer ideale Bedingungen und wir, drei Biologen in der Gruppe, waren auch entsprechend begeistert. Die anderen Teilnehmer träumten eher von guter Sicht und weniger Nesseltieren im Wasser... Doch den Meeresbiologen war es klar: Das sind ideale Bedingungen für die großen Planktonfresser der Meere - dem Walhai und Manta.
Und dann war es soweit: Kaum hatte einer der Teilnehmer im Boot eine zynische Bemerkung über die hohe Unwahrscheinlichkeit einer Sichtung von sich gegeben ("... von wegen Walhaie..."), tauchte direkt neben dem Boot ein etwa 5 m langer Walhai auf. Nachdem einige Schnorchler schnell ins Wasser gesprungen waren, verschwand das Tier aber rasch in den trüben Tiefen. An diesem Tag waren die Bedingungen bei der Südspitze von Conception nicht Ideal, sehr trübes Wasser sowie beträchtliche Dünung und Wellen. Bei Lighthouse sprangen wir später noch kurz ins Wasser und Beobachteten zwei Mantas, die sich intensiv mit Fressen beschäftigten, aber die Sonne stand schon für eine erfolgreiche Walhaisuche zu tief. Wir nahmen uns daher vor am nächsten Tag eine zusätzliche Schnorchelausfahrt zu den Walhaien zu machen.
Nachdem wir ca. um 16.00 den ersten Walhai - wiederum direkt neben dem Boot - gesichtet haben, brach bald eine wahre Walhaihysterie aus. In den kommenden zwei Stunden wurden so viele Rücken- und Schwanzflossen sowie breite, aus dem Wasser ragende Walhaimäuler gesichtet, dass gar nicht mehr mitgezählt wurde. Es war unmöglich zu sagen, um wie viele Tiere es sich handelte. Wir schätzen, dass in unmittelbaren Nähe insgesamt vielleicht 10 bis 15 Tiere (!) dem Nahrungserwerb nachgingen. Nachdem auch noch einige Große Tümmler am Boot vorbeigezogen waren und einige fressende Mantas bei Loopings ihre weißen Bauchseiten zeigten, gab es für die Begeisterung keine Grenzen mehr, nicht zuletzt bei den vier italienischen Mitfahrenden, deren lautes und freudiges bello und bellissimo weit zu hören war.
Leider betrug die Sicht maximal etwa 4-5 Meter und man verlor die meisten Tiere schon nach einigen Metern aus dem Blickfeld. So hieß die Übung dann wiederholt: Schnell ins Boot klettern, Ausschau nach Schatten und Flossen halten und anschließend wieder ins Wasser springen... Einem Tier sind manche allzu begeisterte Schnorchler leider direkt auf den Kopf gesprungen, aber es hat sich dadurch nicht besonders verwirren lassen und zog mit halboffenem Maul weiter seine Kreise durch die dicke Planktonsuppe.
Lighthouse im Westen Mahés sowie der Kanal zur benachbarten Insel Conception wird uns als idealer Walhaispot in Erinnerung bleiben. Und es ist selbstverständlich, dass uns beim nächsten Besuch der Seychellen unser erster Weg wieder dorthin führen wird. Sichtungen sind ganzjährig möglich, besonders häufig sollen sie zwischen August und Oktober sein. Tauchschulen und Fischer berichten jedoch auch zu anderen Jahreszeiten von vielen Sichtungen. Ein Zusammenspiel von Wind, Gezeiten, Strömungen und dem durch diese Faktoren bedingten günstigen Nahrungsangebot ist wohl für ein stärkeres Aufkommen der Walhaien verantwortlich. Da hauptsächlich kleinere und mittlere Männchen gesichtet werden und wesentlich weniger Weibchen, nimmt man an, dass das häufige Auftreten von Walhaien bei den Seychellen eher mit dem günstigen Nahrungsangebot und weniger mit ihrem Reproduktionszyklus zusammenhängt.
Schwimmen im Walhaigetümmel
Schwimmen im Walhaigetümmel
Die ... Begeisterung, die wir beim Betrachten der Natur empfinden, ist eine Erinnerung an die Zeit, da wir Tiere, Bäume, Blumen und Erde waren ... Leo N. Tolstoi
Robert, Salzburg
mittelmeer@aon.at
www.mare-mundi.eu www.fnz.at
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