Das irdische Paradies
Das Schönste von Praslin hatten wir uns natürlich für den krönenden Abschluss aufbewahrt. Eigentlich wollten wir auch die Anse Georgette besuchen, doch die Damen an der Rezeption meinten, das Lemuria hätte geschlossen, sodass es keine Genehmigungen gäbe. Darüber war ich irgendwie überhaupt nicht so traurig, denn so konnte ich meinen Lieblingsstrand gleich zweimal besuchen
Als
habgieriger Panoramabewunderer wollte ich gleich zwei Spatzen mit einer Kugel treffen, sprich, mit dem Bus 62 bis zum Zimbabwe fahren, einige Bilder schießen und dann gleich wieder zurück und über den Hügel zum Ziel. Leider ging dieses Vorhaben zum Teil in die Hose, denn bei der Endstation hatte der Bus überhaupt kein Zeitfenster. Da blieb nur noch eine kleine Bestechung des Fahrers - auf diesem Gebiet kennen wir uns ziemlich gut... aus

-, doch viel half auch dies nichts, denn mehr als fünf Minuten könnte er uns nicht bieten, da er eh schon mit Verspätung angekommen war und die Zeit reichte bei Weitem nicht aus, um bis zum Mast auf dem Berggipfel zu gelangen. Dafür hätte man eben den Rückweg per pedes bewältigen müssen, an und für sich kein Problem, doch ließ dies eine Wunde nicht zu, die ich mir beim
Höllenritt auf Curieuse zugezogen hatte und die nun langsam anfing sich zu melden

Nur das hatte noch gefehlt...
Freundlicherweise fuhr der Bestochene in den Kurven sehr langsam oder hielt gar für einige Sekunden an, sodass sich das Unternehmen doch noch einigermaßen lohnte.
Nach einigen Metern nach dem Verlassen des Vehikels hielt ein PKW an und winkte uns zum Einsteigen. Es war ein junges italienisches Paar! Vielleicht ausgleichende Gerechtigkeit für den Vortag. Zufälle gibt`s...
Beim Betreten der Anse war diese noch fast menschenleer. Wir gingen stracks nach links zu unserem Lieblingsplatz von vor sechs Jahren und machten es uns unter einem Takamaka gemütlich. Auf einem der dort wahrscheinlich seit vielen Millionen von Jahren verharrenden Steinen ließ ich mich gleich ablichten, um etwas wieder gutzumachen: Damals schoss meine Frau ein Bild von mir, für das ich mich dann jahrelang geschämt hatte, denn es zeigte einen
Milchkörper, weil ich davor nie ein Sonnenbad genommen hatte. Diesmal war es ganz anders: ich hatte nämlich fast jede Sekunde ausgenutzt, um mich dem zentralen Gestirn unseres Teiles der Milchstraße zu exponieren, was dazu geführt hatte, dass ich als sonnensüchtig betitelt wurde. Inzwischen hab` ich die Bilder miteinander verglichen und bin zu einem nicht ganz erfreulichen Ergebnis gelangt:
Die Hautfarbe entspricht nun der eines Seychellenurlaubers, aber das Gesicht weist Altersschwächen... auf
Na ja, man wird halt nicht jünger
Diesmal wagte ich mich auch hinter die Steine und entdeckte einen neuen Teil der Anse, der mir auch gut gefiel. Er war zwar viel enger, jedoch mit romantischen kleineren Plätzchen versehen und erlaubte auch urige Bilder.
Schnorcheln konnte man hier auch, doch die "Ausbeute" war kaum befriedigend.
Auf dem Rückweg hielt von neuem jemand an, den/die wir schon kannten... Sachen gibt`s!
Am zweiten Tag Anse Lazio war das Wetter bedeutend besser - jedenfalls hinsichtlich Fotografieren. Diesmal postierten wir uns genau ans andere Ende und waren genauso begeistert von der kaum zu übertreffenden Faszination dieser relativ kleinen Bucht. Bestimmt haben sich schon viele gefragt, was sie hat und andere nicht, denn es ist bestimmt kein Zufall, dass sie wiederholte Male zum
schönsten Strand der Welt erklärt wurde. Ich beschreibe sie mal so:
Eingebettet zwischen gewaltigen Granitformationen mit einem fast halbmondförmigen Aussehen, einem derart feinkörnigen Korallensand, dass der Eindruck entsteht, man würde sich auf einem Pudergemisch bewegen, umrahmt von Palmen, Takamaka Bäumen und anderen Vegetationsformen exotischer Art[/i], ergänzt durch einen melanchonischen Bilck in die Ferne, in der am Horizont Aride als Sehnsuchtsziel erscheint, sowie einer bunten Unterwasserwelt, bietet dieses einmalige Fleckchen jedem Gast eine besondere Glückseligkeit, die weltweit ihresgleichen sucht.
Es wird manchmal behauptet, der Strand sei überlaufen. Dies mag vielleicht für Seychellen-Verhältnisse so klingen, jedoch im Vergleich zu den Stränden von weit minderwertigerer Qualität ist dem aus meiner Sicht keinesfalls so. Den diese Meinung Vertretenden erzähle ich nun etwas:
Eines Tages besuchte ein Indianer einen seiner Freunde in New York. Im Getöse der Stadt meinte der Gast irgendwann, er würde eine Grille zirben hören. Der verdutzte Angesprochene konnte dies natürlich nicht glauben, also führte ihn der Naturmensch zu einem Strauch mitten in der Stadt, wo dies tatsächlich geschah. Darauf angesprochen, sagte der Indianer, man müsse sich immer auf das konzentrieren, was man hören möchte und alles andere außer Acht lassen. Wie wahr. Probiert`s mal. Versucht, wenn`s euch vorkommt, es seien zu viele Menschen am Strand, sie einfach zu ignorieren und die Schönheit der Umgebung herauszufiltern. Bei mir hat`s geklappt.
In diesem Teil war auch das Schnorcheln mehr von Erfolg gekrönt. Leider hatte ich genau in dem Moment, wo die bunten Wasserbewohner sich zeigten, die Kamera nicht dabei. Anfänger...
Schweren Herzens entfernte ich mich von meinem Lieblingsstrand, denn es war klar, dass es ein Abschied ohne Wiederkehr sein wird. Der einzige Trost, der mir blieb: Aller guter Dinge sind drei, ich aber hatte ihn viermal besucht! In meinen Träumen werde ich ihn noch oft sehen, ihm entlang spazieren und in die Ferne blicken...