Seglen auf den Seychellen - Oktober 2004

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Bernd
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Seglen auf den Seychellen - Oktober 2004

Beitrag von Bernd »

Der folgende Bericht stammt nicht von mir, sondern wurde von meinem Arbeitskollegen und Freund Andre verfasst, der darin die Eindrücke von seinem ersten Seychellenaufenthalt wiedergibt.

Viel Spass beim Lesen.
Bernd

Urlaub im Paradies

Seychellen-Tour vom 16. - 30. Oktober 2004

Einleitung

Die Seychellen sind eine Inselgruppe mitten im Indischen Ozean zwischen Madagaskar und Indien, 4° südlich vom Äquator. Früher zuerst Französisch, dann eine britische Kolonie, wurde der Staat am 5. Juni 1976 unabhängig. Eine üppige Vegetation lässt die Granit- / Koralleninseln richtig schön grün aussehen. Überall gelten die Seychellen als das letzte Paradies auf Erden, Trauminseln, auf denen es Urlaub zu machen lohnt. Und das wollten wir sehen. Die Landessprachen sind Englisch, Französisch und Kreolisch. Es sollte also keine großen Verständigungsprobleme geben

Es ging alles damit los, dass mein Arbeitskollege Bernd nach unserem letzten gemeinsamen Törn in Juni fragte, ob ich nicht mal auf den Seychellen segeln wollte. Ich sagte spontan ja. Ich rechnete nicht damit, dass es so schnell gehen sollte; schließlich redet Bernd schon von einem Segeltörn auf den Seychellen, seit dem ich ihn kenne. Und damals konnte er noch gar nicht segeln. Irgendwann im Juli kam er dann und meinte, er hätte ein Schiff für diese Herbstferien ausgesucht. Jetzt wird es ernst.

Unsere Mannschaft besteht aus Bernd, meinem Arbeitskollegen und jetzt Skipper; seiner Frau Kerstin und der jüngsten Tochter Johanna. Des weiteren kommen Anne und Gerhard mit, ein befreundetes Ehepaar, das schon öfters mit mir segeln war, und Hartmut, einer ihrer Freunde. Damit sind wir sechs plus Baby und chartern eine Oceanis 411 von Dream Yacht Seychelles auf Praslin.

Am Samstag, den 16. Oktober sollte alles losgehen: Eine Woche Segeln, danach noch drei Tage auf La Digue und zwei weitere auf Mahé. Beim Törntreff wurde alle Notwendige besprochen, sowie eine Einkaufliste für den Vercharterer ausgefüllt, damit wir die erste Verpflegung gleich an Bord bekommen.

Der Aufbruch
Los ging es am Samstag Abend von Frankfurt aus mit Air Seychelles nach Mahé. Bei der Gepäckaufgabe gab es Probleme mit meiner automatischen Schwimmweste. Die durfte ich nicht mitnehmen, obwohl sich Bernd zuvor bei Air Seychelles erkundigt hatte. Die Gaspatrone sei zu groß. Also blieb sie da. Ein Glück, dass Anne und Gerhards Kinder noch am Flughafen waren und die Weste mit nach Hause nehmen konnten. Ansonsten lief alles reibungslos. Der Flieger, eine Boing 767-300, kam direkt von Mahé. Pünktlich gestartet dauert der Flug 9 Stunden 10 Minuten durch die Nacht. Das Abendessen war vorzüglich, es gab unter anderem Fisch kreolischer Art.

Mit zwei Stunden Zeitverschiebung landen wir gegen 7 Uhr Ortszeit auf Mahé im Regen. Die ganze Gegend war total in Wolken verborgen, man hat vom Flieger aus kaum Boden gesehen. Mit einer zweimotorigen Twin Otter flogen wir nach Praslin, der zweitgrößten Insel. Unser Gepäck ging nicht mehr in den Flieger und sollte mit dem nächsten nachkommen. Doch alle weiteren Flüge fielen wegen schlechten Wetters über Mahé aus. Da wir nicht so lange warten wollten, fuhren wir direkt zum Hafen; unser Gepäck kommt mit dem Taxi nach.

Am Hafen in der Baie Ste Anne
Vom Flughafen werden wir mit einem Kleinbus der Reiseagentur Mason's zum Hafen gebracht. Der Weg führt durch das Vallée de Mai, einem Weltnaturerbe, in dem die nur hier vorkommenden Coco-de-Mer-Palmen wachsen. Die Gegend ist zauberhaft.

Am Hafen angekommen - es regnet nicht - beziehen wir unser Schiff, eine Oceanis 411 namens Vanille. Das Schiff ist in gutem Zustand und recht gut ausgerüstet. Die Skipperfamilie bekommt das Vorschiff, der Rest teilt sich das Heck, ich schlafe im Salon (Da habe ich am meisten Platz und den besten Überblick. Schließlich muss ich meinem Skipper bei seinem ersten Versuch mal auf die Finger schauen, ob er alles richtig macht).

Bis auf das Brot ist all unser bestelltes Futter eingetroffen. Unmengen an Knoblauch und viele Früchte waren auch dabei. Ein Fischer kommt vorbei und will uns einen Fisch verkaufen. Als Bernd ihm erzählt, wir wollten lieber selbst angeln, holt er ein Glas Wundersoße heraus, mit dem man ideal Fisch würzen kann. Des weiteren organisiert er einen Sack Kohlen und einen Angelköder mit einem für unsere Begriffe riesigen Haken und gibt noch Tipps zum Fischen. Derweil ist auch unser Gepäck eingetroffen.

Die Übergabe von Seiten des Vercharterers ist vorbildlich. Nach kurzer Überprüfung des Inventars kommt die Erklärung der Schiffseinrichtung wie Elektronik, Anker und Sicherheitseinrichtung. Die sehr ausführliche Beschreibung des Reviers mit empfohlenen Ankerplätzen, Tipps zum Essengehen und Routenplänen hat mich positiv überrascht. Das ganze fand in einem sehr verständlichen Englisch statt. Fürs Abendessen lassen wir einen Tisch in einem nahegelegenen Restaurant bestellen.

Eigentlich wollten wir noch kurz auslaufen und ein paar Manöver fahren, um das Schiff kennen zu lernen. Doch es hat angefangen zu regnen und ein Ende ist nicht in Sicht. So verbringen wir den Rest des Nachmittags am Schiff und planen unsere Reise.

Um halb 7 wird es schnell dunkel. Ein Taxi, dass zufällig gerade am Hafen war, bringt uns zum Restaurant. Die Gruppe am Nachbartisch – wie sich herausstellt auch eine Seglercrew aus Deutschland - bekommen gerade ihr Essen vorgesetzt. Es sieht lecker und viel aus. Überrascht stellen wir fest, dass wir gar keine Karte bekommen, sondern nach den Getränken direkt das Essen. Die Tischreservierung wurde wohl gleich als Essensbestellung verstanden. Na schließlich wurde extra für uns gekocht. Es war ein Gesamtmenü mit Hühnchen-Curry, überbackenem Fisch und Salat, Krabben und frittierten Auberginen, dazu Reis. Das Curry ist richtig scharf, und alles sehr lecker. Wir genießen das Essen auf der überdachten Terrasse, während es draußen regnet. Die Wirtin bereitet derweil Gebäck für den nächsten Tag vor. Zum Nachtisch gibt es karamellisierte Banane.

Zur Anse Lazio
Wir wachen auf, es regnet immer mal wieder. Gerhard macht seine berühmten Eier mit Speck. Nach einem ausgiebigen Frühstück beschließen wir trotz Regens auszulaufen. So ein Hafen wird schnell langweilig. An Round Island und Curieuse vorbei segeln wir bei schönem Wind zur im Nordwesten gelegenen Anse Lazio. Die immer wieder kommenden Schauer sind nervig, weil die Sicht auf die sehr schönen Inseln getrübt ist, doch der Regen ist angenehm warm. In Hemd und Badehose lässt es sich gut segeln.

In der Anse Lazio werfen wir den Anker. Sie gilt als eine der schönsten Buchten der Welt und wir mitten drin! Da muss man erst mal baden oder mit dem Dinghi zum Strand fahren. Ein schöner weißer Sandstrand von Kokospalmen und Takamaka-Bäumen umrandet erwartet uns. Die großen Granitfelsen geben dem ganzen ein interessantes Bild. Wir fragen in dem nahegelegenen Restaurant nach, ob wir Abendessen bekommen könnten - schließlich machen die normalerweise um 17 Uhr zu - doch für uns sechs würde der Koch die Küche noch mal anwerfen und uns ein Menü kredenzen. Kostenpunkt 30 € pro Nase. Das ist uns dann doch etwas viel; also gibt es halt Spagetti mit Tomatensoße. Den Abend lassen wir mit einer Flasche Rotwein ausklingen.

Die Nacht wird interessant, schließlich hat keiner von uns bisher vor Anker übernachtet. Ich wache mehrmals die Nacht über auf und kontrolliere, ob die anderen Schiffe noch da liegen, wo sie sollen. Auch mein Skipper verbringt etwas Zeit draußen mit wachen. Doch alles ist ruhig.
Frühsport mit Schwimmen, danach ein ausgiebiges Frühstück. Es wird gebadet, der Strand genossen oder einfach die Gegend erkundet. Es ist ja nur ein Schritt in den Urwald hinein. Bernd findet eine Kokosnuss. Es ist jedoch eine schweißtreibende Tätigkeit, die eigentliche Nuss aus der fasrigen Hülle herauszuholen.

Zur Anse Volbert
Der Anker wird gelichtet; unter Maschine fahren wir an der Küste entlang durch den Curieuse National Park nach Osten. Es ist zwar bedeckt, aber trocken. Die Inseln auf beiden Seiten sehen traumhaft aus. Vollkommen zugewachsen mit Palmen und sonstigen Bäumen ist das Abenteuer pur. Große Häuser gibt es kaum und wenn, sind sie schön in die Natur eingepasst.

Heute wollen wir in der Anse Volbert übernachten. Dies soll bei dem zur Zeit ständig herrschenden Südost ein sicherer Platz zum Ankern sein. Während des Ankermanövers muss es natürlich mal wieder regnen. Dann fahren wir mit dem Dinghi an Land, Kerstin bleibt mit Johanna an Bord zurück. Wir wollen Brot und noch ein paar Getränke einkaufen. Nach einem kleinen Umweg durch die Ortschaft finden wir eine Laden. Dann ist das Abendessen dran. Gegenüber ist ein kleines Restaurant, das zum ansässigen Hotel gehört, a la Carte serviert und preislich ok ist. An der anderen Seite des Strandes gibt es ein weiteres Restaurant; dort wird ein chinesisches Buffet serviert, für stolze 48 € pro Nase – wir entscheiden uns für die erste Alternative.

Wir bringen unsere Einkäufe an Bord zurück und fahren später zum Abendessen wieder an den Strand. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Diesmal bleibt Hartmut an Bord. Das Fischfilet ist hervorragen, nur für unseren Hunger etwas zu wenig. Zum Glück ist von Kerstins Pizza noch etwas übriggeblieben, so dass Anne und ich dann doch noch satt wurden. Für Hartmut bringen wir ein Filet als "Take Away" mit. Ihm hat's an Bord auch geschmeckt.

Die Nacht wird allerdings sehr unruhig. Der leichte Wind und die leichten Wellen laufen quer zueinander und treffen irgendwie genau die Resonanzfrequenz unseres Schiffes, so dass es sich immer wieder mal aufschaukelt. Im ganzen Schiff fliegt alles quer, was nicht ordentlich verstaut ist. Es scheppert das Geschirr, es knarrt der Rumpf. Doch nichts passiert, auch wenn ich die Nacht sehr unruhig geschlafen habe.

Auf nach Mahé
Damit es zum Frühstück wieder ordentlich Eier mit Speck und diesmal auch mit Zwiebeln (gestern eingekauft) geben kann, lichten wir den Anker und fahren weiter, denn der Kahn kommt immer noch ab und zu ins Schaukeln. Auf der ruhigen See lässt sich dann gut kochen und frühstücken. Ein großer Schlag von ca. 30 sm steht uns heute bevor. Um die Westseite Praslins herum wollen wir zur Nordwest-Spitze Mahés in die Beau Vallon Bucht. Anfanges können wir ein Stück segeln, dann schläft der Wind leider ein und wir laufen unter Maschine weiter. Dafür ist das Wetter herrlich sonnig – eine Wohltat nach den vorangegangenen Regentagen. Über Silhouette im Westen liegt ständig eine dichte Wolke, man könnte meinen, da arbeitet ein Vulkan. Mahé steckt auch in Wolken, ist aber nur Regen. Während der Überfahrt wird die Angel ausprobiert, aber die Fische wollen nicht mitspielen.

Wir gehen in der Beau Vallon Bay in einem extra dafür ausgewiesenen Bereich vor Anker. Direkt beim Strand treffen wir einen Obsthändler, bei dem wir kräftig einkaufen. Da aber keiner Lust hat, schnell mal zum Schiff zurückzufahren, verstauen wir das Obst im Dinghi und gehen uns den Ort anschauen. Hier stehen sogar Mangobäume, die teilweise in Blüte stehen, an anderen Ästen Früchte tragen. So etwas ist wohl nur in diesem Klima möglich. An diversen Restaurants fragen wir nach Abendessen, entscheiden uns schließlich für ein Buffet nahe unseres Landungsplatzes - hervorragend. Es ist gar nicht so einfach, bei Dunkelheit das Schiff auf dem Wasser wiederzufinden. Wieder an Bord verlegen wir den Anker, da sich ein Motorboot während unserer Abwesenheit etwas zu dicht neben uns gelegt hat. Abends hole ich meine Gitarre heraus; es wird eine wunderbare, ruhige Nacht.

An der Küste Mahés entlang
Am nächsten Morgen fahren Gerhard und Bernd einkaufen. Die Ausbeute enthält unter anderem Eier und Speck fürs Frühstück. Wir fahren die Westküste Mahés entlang, über der Insel hängen die Wolken in den Bergen, einem Nationalpark.
Unser erstes Ziel ist die Anse Major, eine schöne, kleine Bucht, ideal zum Schnorcheln. Und das tun wir dann auch. Zu sehen gibt es eine unglaublich schöne Unterwasserwelt mit ganz vielen verschiedenen, bunten Fischen. Sogar eine Wasserschildkröte konnte ich beobachten. Die Sonne scheint und so ist das Wasser wunderbar. Empfehlenswert ist ein T-Shirt beim Schnorcheln, sonst hat man sich schnell den Rücken verbrannt.

Eine kleine Insel etwas weiter, die Isle Thérèse, wollen wir besichtigen und gehen kurz vorm Riff vor Anker. Es fängt wieder an zu regnen. Mit dem Dinghi geht es an Land. Die Riffkante liegt nur knapp unter der Wasseroberfläche, so dass man sogar mit dem Schlauchboot aufpassen muss. Auf der Insel war vor 4 Jahren ein schönes Restaurant, das Bernd damals besucht hatte. Das wollen wir aufsuchen, finden aber nur noch Ruinen, die im Regenwald versteckt sind. Die Pfade sind inzwischen zugewachsen. Die steinerne Treppe zur Restaurant erinnert mich - halb zugewuchert - an Filme wie "Der Schatz der Inka". Der Wald verbreitet im Regen eine ganz tolle Stimmung. Mit an Bord bringen wir einige Kokosnüsse. Zwei davon sind für zuhause gedacht. Die Insel steht übrigens auch zum Verkauf. Kurz nach dem Ankerlichten sehen wir eine Gruppe Delphine.

Die Nacht verbringen wir in der sehr geschützten Bucht von Port Launay in einem Naturschutzgebiet. Dort kann man wunderbar an den umliegenden Riffen schnorcheln. Auch hier gibt es unzählige Fische in farbenprächtiger Form. Ein schöner Sonnenuntergang läutet die Nacht und das Abendessen ein. Gekocht wird an Bord, es gibt wieder Spagetti.

Zurück nach La Digue
Heute steht uns wieder ein langer Schlag bevor. Damit es diesmal etwas schneller geht, binden wir das Dinghi auf die Badeplattform. Das hinterher ziehen macht das Schiff nur unnötig langsam. Immerhin einen halben Knoten werden wir so schneller und bei 30 sm merkt man das schon. Es bläst ein leichter Nordwest und wir überlegen, wo wir ankern können. Die ganze Route ist nämlich auf den im Sommer üblichen Südost ausgelegt. Sollte der Wind auf Winter umschalten? Auf halber Strecke zwischen Mahé und Praslin dreht er erfreulicherweise wieder auf Südost. Es war wohl nur das örtliche Wetter über Mahé. Gut, das passt auch zu den Wellen, die eine beeindruckende Höhe haben. Und das trotz des ruhigen Wetters.

Auf halber Strecke beschließt Bernd, doch nach La Digue zu fahren. Das ist zwar weiter, aber da wir immer noch keinen Fisch gefangen haben, brauchen wir ein Abendessen. Auf Praslin gibt es entweder keine geschützten Ankerplätze mit passendem Restaurant, oder die Nacht wird unruhig (siehe oben). So sehen wir immerhin die schöne Südküste Praslins und lassen kurz vor Sonnenuntergang neben dem Hafen La Passe den Anker fallen. Neben uns liegt ein kleiner Katamaran von nur 82 Fuß - das ist doppelt so lang wie unser Schiff! Es folgt ein wunderschöner Sonnenuntergang.

Zum Essen legen wir mit unserem Dinghi im Hafen an und kehren dann "Chez Mastons" ein. Dort gibt es "one whole grilled fish" für jeden. Die Nacht wird trotzdem wieder sehr schaukelig. Wie schon in der Anse Volbert trifft der Seegang die Resonanzfrequenz unserer Yacht.

Rund La Digue
Am Morgen ist der Wassertank leer. Daher beschließen wir spontan, nach Praslin in den Hafen zu fahren, dort in aller Ruhe zu frühstücken und Wasser zu tanken. Bei dem Geschaukel kann man sowieso keinen Kaffee kochen. Nach dem Frühstück laufen wir aus, setzen Segel und umrunden bei schönem Wind und Sonnenschein die Südspitze von La Digue. Die Küste ist traumhaft. Auf Raumwindkurs geht es die Ostseite nach Norden. Wir wollen einen kurzen Badestop an Coco Island machen, doch die drei Festmacherbojen sind belegt und Ankern darf man dort nicht. Daher segeln wir ein Stück weiter zur Insel Grande Soeur.

Vor dem Riff wird der Anker geworfen und wir gehen schnorcheln. An Land dürfen wir leider nicht - Privatbesitz und am Wochenende geschlossen. Dabei sieht die Insel so richtig schön aus. Das Riff bietet einen genialen Einblick. Einige Korallen wachsen langsam wieder, die sonst abgestorbenen Gerippe sehen gespenstisch aus. Dazwischen tummeln sich unzählige bunte Fische.

Dann sehe ich einen etwa 2 Meter großen Hai! Irgendwie wird einem da anders, doch das Tier ist so kamerascheu, dass es schwierig ist, überhaupt Fotos davon zu schießen. Die sonstige Ausbeute liegt bei Meeresschildkröten, einem Rochen, weiteren Haien und viel Fisch. Dann geht's unter Maschine zurück nach Praslin. Bernd hängt die Angel raus, und beim Felsen Ave Maria beißt wirklich eine Fisch an. Ungläubig wird er an Bord geholt - Ein schönes Tierchen, der unser Abendessen gerettet hat. Noch an Bord filettieren Bernd und Anne ihn, und im Hafen kommt er in den Backofen. Mit viel Knoblauch und Bernds Wundersoße wird ein sehr leckeres Mahl daraus. Dazu gibt es Reis.

Schiffsabgabe - Ende des Törns
Am nächsten Morgen wird früh geweckt, gefrühstückt und alles gepackt. Um neun ist das Schiff ausgeräumt, die Taschen können wir am Charterbüro verstauen. Die Schiffsübergabe klappt reibungslos - schließlich ist nichts besonderes vorgefallen, keine Schiffe versenkt, keine Riffe gerammt und der gleichen.

Das war also der Seychellen-Törn. Es hat allen viel Spaß gemacht. Und sogar das schlechte Wetter am Anfang der Woche hatte den einen Vorteil, dass wir nicht gleich gut durchgebraten wurden.

Vallée de Mai
Unsere Fähre nach La Digue haben wir auf 16 Uhr gebucht. So haben wir jetzt noch viel Zeit, uns Praslin anzuschauen. Eine der Sehenswürdigkeiten schlechthin ist das Vallée de Mai, durch das wir bei der Herfahrt schon gekommen sind. Mit dem Linienbus fahren wir dort hin. Der Eintritt kosten pro Nase stolze 15 €, doch der Urlaub ist sowieso schon so teuer, da kommt es darauf auch nicht mehr an. Wir laufen ein paar Stunden durch das Tal, in dem Wege sehr schön zurecht gemacht sind. Die Palmen sind beeindruckend. Mit meiner Kamera ist es nicht möglich, die Bäume ganz aufs Bild zu bekommen, sie sind einfach zu groß. Das ganze Tal ist naturbelassen und wird von Rangern geplegt. Wir sehen Seychellen-Skinke und die große Seidenspinne. Die Coco-de-Mer ist zweigeschlechtlich, es gibt männliche Palmen, deren Samenstand wie der Penis des Mannes aussehen und weibliche Palmen; die Nuss selbst sieht wie das Becken der Frau aus, so dass es viele Geschichten um diese Palme gibt. Die Nuss ist der größte auf der Welt vorkommende Samen und kann bis zu 25 kg schwer werden. Es ist absolut traumhaft hier im Wald, den sollte man einfach gesehen haben.

La Digue
Wieder am Hafen setzen wir am Nachmittag mit einer Fähre nach La Digue über. Mit neun Knoten unter Motor und Großsegel dauert die Fahrt nur eine halbe Stunde. Wir haben gestern doppelt so lange gebraucht. In La Passe werden wir erwartet, nach etwas warten bringt uns ein Taxi (es gibt nur 4 auf der Insel) zu unserem neuen Domizil - dem Kot Babi. Wir haben so viel Gepäck, dass der Kofferraum nicht zugeht, also bleibt er offen. In Schrittgeschwindigkeit, damit nichts herausfällt, geht es etwa 500 Meter weiter, dann sind wir da. Babi, der Gastgeber, empfängt uns mit einem Cocktail. Das Haus hat vier, sehr schöne Gästezimmer, zwei unten und zwei oben. Ich wohne mit Hartmut oben. Stolz zeigt uns Babi den Fisch, den wir noch von Deutschland aus für heute Abend vorbestellt hatten: Ein Red Snapper steckt im Backofen, der Schwanz klemmt in der Türe - der ging nicht mehr rein, so groß ist das Tierchen. Doch vorher gehen wir noch mal kurz an den Strand der Anse Severe gleich um die Ecke etwas baden. Ein schöner Strand mit Riff davor. Da haben wir vorgestern davor geankert. Zwei einheimische Mädchen sind von Johanna begeistert und spielen mit ihr. Der Rest macht auf Tourist.

Um 19:30 Uhr gibt es Abendessen. Der versprochene Fisch, gegrillter Oktopus, Hühnchencurry und Salate. Das italienische Ehepaar, das das vierte Zimmer hier hat, sitzen mit ihrer Tochter auch am Tisch. Wir schlagen uns den Bauch voll, es ist superlecker. Babi gilt als ein sehr guter Koch auf der Insel und das stimmt.

Am nächsten Morgen erkunden wir die Insel. Nach einem sehr guten Frühstück steht uns ein langen Aufstieg zum Gipfelgrat bevor. La Digue ist zwar nur 3 auf 5 km groß, hat aber einen Berg von über 330 Metern Höhe. Die Sonne scheint vom fast wolkenfreien blauen Himmel. Oben angekommen haben wir eine herrliche Sicht auf die umliegenden Inseln, die wir vorgestern bereits vom Schiff aus gesehen haben.
Auf halber Höhe steht einsam das Belle Vue Café mit Terrasse. Dort genehmigen wir uns eine Erfrischung und genießen die Aussicht. Die Vegetation hier auf den Inseln ist traumhaft; alles ist grün, am Straßenrand stehen Palmen, Bananen, Zimtbäume wachsen wie Unkraut. Riesige Mango-, Jackfrucht- und Takamaka-Bäume sind überall zu sehen. Zwischendrin stehen viele Bäume und Sträucher in farbenfroher Blüte.

Den Rest des Tages verbringen wir am Strand Anse Patates im Norden der Insel. Hier gibt es neben guter Schnorchelmöglickeit auch enorm viele Schlammspringer in den Felsen. Auf dem Rückweg zum Kot Babi erleben wir wieder einen herrlichen Sonnenuntergang.
Abendessen gibt es heute in La Rosa, einer schön zurechtgemachten Kneipe neben dem Hafen. Das Essen ist hervorragend, hat aber ewig gedauert.

L'Union Estate
Für heute haben wir uns das südliche Ende La Digues vorgenommen. Dort gibt es die alte Kokosplantage L'Union Estate. Neben unzähligen Kokospalmen gibt es dort den historischen Friedhof der Insel, auf dem schon die ersten Bewohner der Insel beerdigt wurden, Kopraöfen und eine Kopramühle wie in alten Zeiten, ein Gehege mit Riesenschildkröten und eine Vanilleplantage. Südlich davon liegt der Strand Anse Source d'Argent, den jeder aus der Barcadi- und Rafaello-Werbung kennt. Auch Filme wie Robinson Crusoe wurden hier gedreht. Und da liegen wir nun auch rum und genießen den Nachmittag. Und obwohl das der Strand ist und viele Touristen auf der Insel sind, ist es hier nicht voll.

Gegen 15 Uhr wird mir langweilig und ich beschließe, mit Anne und Gerhard auf die andere Seite der Insel zu laufen und mir die Grand Anse anzuschauen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde sind wir drüben. Der Weg dahin führt durch Urwald und ist richtig stimmungsvoll. Wegen des ständigen Südost ist auf der Ostseite der Insel eine starke Brandung. Ein Wellenreiter tobt sich dort aus, ansonsten ist der Strand weiß und das Meer türkisblau, wie man es sonst nur von Ansichtskarten her kennt. Es hat den strammen Marsch gelohnt, das zu sehen.
Am Abend gehen wir noch mal bei Marston essen, wo wir auch letzte Woche schon waren.

Reisetag
Schon müssen wir La Digue wieder verlassen. Das Taxi holt uns ab, diesmal lassen wir aber nur das Gepäck fahren. Wir laufen die paar Meter. Die Fähre bringt uns nach Praslin, wo wir schon erwartet werden. Zum Flugplatz, mit dem Flieger nach Mahé und von dort weiter in unsere nächste Unterkunft. Leider ging auch diesmal das Gepäck nicht in den Flieger, so dass es wieder nachgeliefert wird. Dumm nur, wenn man am Pool sitzt und nicht mal eine Badehose dabei hat. Doch alles kam korrekt einige Zeit später an.

Das neue Hotel heißt "Jardin des Palmes" und macht auf Nobelhotel. Alles aus schönem Holz, die 10 Zimmer sind auf 5 kleine Doppelhäuser verteilt und sehr schön geräumig und nett eingerichtet sind. Vom Balkon aus hat man eine schöne Sicht auf die Bucht Anse a la Mouche. Wären die Bäume nicht ganz so hoch, könnte man sogar den Sonnenuntergang vom Balkon aus sehen. Die Dame am Empfang war übrigens diesen Sommer in Deutschland im Urlaub. Für einen ungestörten Schlaf ist auch gesorgt, denn während der Nacht schiebt ein schwerbewaffneter Nationalgardist Wache (oder sollte das eher bedenklich stimmen?).

Diesen Abend gibt es Buffet im Hotelrestaurant. Alles ist in einer gepflegten Grünanlage untergebracht. Das Hauptmahl bestand aus Red Snapper, von dem ich ein Riesen-Teil gegessen habe, gegrillten Hähnchen und Würsten sowie vielen Salaten.

Mit dem Auto durch Mahé
Für den heutigen Tag haben wir uns zwei kleine Autos gemietet, um viel vom Land sehen zu können. Die Straßen sind eng und im Bergland sehr steil - und es gibt viele Berge. Rund herum alles grün, irre Vegetation, dann wieder tolle Aussicht aufs Meer. Allerdings fährt man auf der verkehrten Seite - links. Eine Hinterlassenschaft der britischen Kolonialzeit.

Als erste Station steht Venn's Town, auch bekannt als Mission, auf dem Plan. An einer Teeplantage vorbei mitten im Urwald liegt diese historische Siedlung. Davon ist zwar nicht mehr viel zu sehen, aber die Aussicht rund herum ist klasse. Sogar wilde Ananas wachsen hier.
Die Fahrt führt uns weiter durch Victoria, über die einzige Autobahn des Staates, am Flughafen vorbei und schließlich ganz in den Süden zu Rosi, einer Deutschen, die sich hier zur Ruhe gesetzt hat und mit ihrem Hobby Marmelade zu kochen eine Marktlücke aufgetan hat. Bernd hat ihr einige Marmeladegläser mitgebracht - sind dort schwer zu bekommen - und sie war überglücklich. Die Marmelade aus den hiesigen Früchten schmeckt sehr lecker und wir nehmen etliche Gläser als Mitbringsel mit.

Dann sind Strände dran. Einige schauen wir nur an - Anblicke wie im Bilderbuch, an anderen gehen wir baden, wie etwa in der Anse Takamaka. Schöne Riffe zum Schnorcheln, aber nicht so fischreich wie die anderen. Als nächstes steht Port Launay an, wo wir vor ein paar Tagen mit unserem Schiff geankert hatten. Gerhard geht etwas schnorcheln, ich klettere auf den Berg nebenan. Von dort hat man eine herrliche Aussicht über die Bucht - Wasser türkis wie auf Postkarten.
Gegen 17 Uhr fallen wir im Restaurant Sunset ein. Die Bediensteten sind zwar nicht begeistert, schließlich wollten sie um sechs zumachen, doch wir bekommen unser Essen - sehr flott und sehr lecker. Auch die Minen der Bedienungen hellen sich wieder auf, als deutlich wird, dass wir bis 18 Uhr mit dem Essen fertig werden. Den Abend lassen wir auf dem Balkon ausklingen.

Mit dem Bus nach Victoria
Die Hauptstadt Victoria muss man mal gesehen haben, dachten wir uns. Eine abenteuerliche Fahrt in einem völlig überfüllten Linienbus durchs Bergland von Mahé. Angekommen, besuchen wir zuerst den Markt. Dort haben wir uns mit Gewürzen und Vanilleextrakt eingedeckt. Mengen von Fisch werden hier verkauft.
Die Stadt mit ihren 30000 Einwohnern selbst ist eine typische Großstadt mit viel Verkehr und dementsprechend schlechter Luft. So ein richtiger Kulturschock nach dem ruhigen Leben im Rest des Landes. Von den Kolonialbauten sind fast keine mehr erhalten. Dafür hat sie nur eine einzige Ampel. Stilmäßig geht hier die Architektur stark durcheinander von Wellblechbauten über Betonklötze hin zu den typischen Seychellenwohnungen.

Bald hatten wir genug gesehen und fuhren mit dem Bus wieder zurück zum Hotel und gehen lieber noch etwas am Pool entspannen. Es ist schon toll, wenn man so am Wasser in der Abenddämmerung liegt und Flughunde über einem ihre Kreise ziehen. Kurz vor Sonnenuntergang gingen wir zum Essen aus. Der Sonnenuntergang über der Anse a la Mouche war atemberaubend. Im nahe gelegenen Anker-Restaurant haben wir dann unseren letzten Red Snapper gegessen. Morgen geht es wieder heim.

Heimreise
Um 6 Uhr sollen wir am Hotel abgeholt werden. Mit etwas Verspätung kommt unser Transferbus und bringt uns alle zum Flughafen. Hier klappt wieder alles reibungslos (sogar unser Gepäck kommt mit :-) und wir können pünktlich abreisen.
Ich hatte wieder einen Fensterplatz und konnte so während des ganzen Fluges die verschiedenen Küsten von Saudi-Arabien, Ägypten und Griechenland sehen. Nach 9h40min landen wir pünktlich in Frankfurt. Dort werde ich von meinen Eltern abgeholt, der Urlaub ist aus.

Alles was bleibt sind viele neue Eindrücke, viele neue Erfahrungen und eine Unzahl von Bildern und Erinnerungen an eine der schönsten Landschaften dieser Erde. Irgendwann werde ich mal wieder dort Urlaub machen.

Andre
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seybrew
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Wohnort: Eine Stadt mit dem Motto "Offen aus Tradition"

Beitrag von seybrew »

Hallo Bernd,

vielen Dank an deinen Kollegen Andre für den flott geschriebenen Reisebericht (und an dich für's Reinstellen). Mal aus einer etwas anderen Perspektive, also zum Großteil eher vom Wasser aus.

Aha, Thérèse ist also immer noch nicht verkauft..... hab' ich doch damals schon gesagt: wer will schon diesen Blick auf den Betonbunker?

Victoria als "Großstadt" zu bezeichnen..... naja, es ist eben alles relativ.

Eine Ampel? Also, eine einzige Ampel-Kreuzung. Aber die hat so viele Ampeln wie eine durchschnittliche deutsche Kleinstadt insgesamt.

Mit einem Wochenend-Gruß von Seybrew
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