Klara hat geschrieben:Habe viele Erlebnisse, wo ich betrübt war, aber Einheimische ganz stolz auf neue Entwicklungen waren.
Na klar!
Die dicken Kameras und schicken Handys haben wir ja jahrelang mit auf die Inseln geschleppt. Die wollten sie dann auch und heute haben sie sie. Weil wir immer noch bereit sind, für schlechten Service, durchschnittliche Unterbringung und billigst herzustellendes (wenn auch gutes) Essen deutlich bis maßlos überhöhte Preise zu zahlen. Ein Jules nahm mal 80 Rupien für den Tentakelsalat und ein paar Jahre später nimmt er eben 300 Rupien. Bei mittlerweile verzehnfachtem Gästeaufkommen. Deshalb steht jetzt auch ein fetter PKW vor seiner Hütte und er selbst hält sich wohl für "erfolgreich". Er hat sich uns angenähert, uns eingeholt und überholt. Ich bin davon überzeugt, daß ein Großteil der Bewohner La Digues deutlich mehr Einkommen, Vermögen und Besitzstand aufzuweisen hat, als der durchschnittliche deutsche Urlauber, der in einem ihrer Gästehäuser beherbergt oder mit einem ihrer Boote rausgefahren wird. Gästehäuser wohlgemerkt, die, alle paar Jahre luxussaniert, hier und da bereits die Ausmaße kleiner Ortschaften angenommen haben.
Die Seychellois hingegen, die nicht unmittelbar von diesen Einnahmen profitieren, realisieren dann nur, daß wir für eine Nacht in der Domaine mehr ausgeben, als sie selbst im ganzen Monat verdienen und wenn das nicht für's heißbegehrte Smartphone reicht, dann klaut man es eben. Den reichen Touristen kann das ja nicht schaden.
So wird fröhlich weiter gestohlen, geraubt und zementiert und wenn man sich die Fotos der jüngst hier veröffentlichten Reiseberichte anschaut, glaubt man halt, nicht Bilder von La Digue zu sehen, sondern solche, die in den Reihenhaussiedlungen deutscher Vorstädte entstanden sind.
Identitätsverlust, Entfremdung und Gier. Eine
Kombination, für die Mondpreise zu zahlen ich nicht mehr bereit bin. Und gleichsam eine
Komposition, die, wäre sie denn photographischer Natur, in einem Bilderrahmen aus Beton hinge. An der türkis gestrichenen Wand der Galerie des Indischen Ozeans.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.