Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

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mr.minolta
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von mr.minolta »

Pico hat geschrieben: 01 Jul 2023 15:57 Rase-, äh, Reisebericht! :bounce:
Alles gut, Rasebericht ist ja völlig richtig. :-)

Diesmal eben mehr Autos als Alligatoren... Und Ihr habt hier wieder 'ne Privatvorstellung.

Danke für die netten Worte und viel Spaß noch!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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Suse
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Suse »

Pico hat geschrieben: 01 Jul 2023 15:57 Oh, wieder eine Kinoverstellung, auch wenn sich der Vorhang ja schon vor einigen Tagen gehoben hat.

Klasse, diese Mischung und Natur- und Rase-, äh, Reisebericht! :bounce:

Ich mag eure Wortschöpfungen, ganz besonders gelungen finde ich Verwechselparkplatz :lol:

Danke für diese unterhaltsamen Zeilen und Fotos, wie immer absolut lesens- und sehenswert!!
Schön, daß Du auch wieder dabei bist.
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Suse
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Suse »

Die letzte Woche Florida bricht an und weite Fahrten haben wir jetzt nicht mehr vor. Weil wir in diesem Urlaub ja vor allem filmen und nicht fotografieren, brauchen wir noch ein paar bewegte Bilder und da fällt uns sofort die Hängebrücke im O’Leno State Park ein, die man beim Darüberlaufen so schön zum Schwingen bringen kann.

Der O’Leno State Park ist nur eine gute halbe Stunde von uns entfernt, selbst wenn man gemütlich über die Landstraßen fährt.

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Wenn es nicht bald mal regnet, wird die Blütenpracht in diesem Jahr schnell vorbei sein.

Der O’Leno State Park ist einer der größten hier in der Gegend, mit einem ausgedehnten Wander- und Reitwegenetz. Der Santa Fé, der mittendurch verläuft, versickert hier im sogenannten River Sink und verläuft ungefähr drei Meilen unter der Erde, bevor er auf der anderen Seite des Highways im River Rise Preserve wieder an die Oberfläche kommt.

https://www.floridastateparks.org/parks ... state-park

Als wir im Park ankommen, die Enttäuschung. Die Hängebrücke ist wegen Reparaturarbeiten gesperrt, die wird nicht im Video verewigt werden können, ganz toll. Also wandern wir statt dessen entlang des Flusses bis zum River Sink, das, wenn man nicht weiß, um was es sich handelt, einfach aussieht wie ein großer Teich. Das Wasser versickert auch so langsam, daß es für das Auge gar nicht wahrnehmbar ist.

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Einige große Schildkröten sonnen sich und wir sitzen eine Weile und futtern unser Picknick auf, bis der Blick in den Himmel zeigt, daß der Wunsch nach Regen wohl allzubald erfüllt werden wird. Es sieht schwer nach Gewitter aus.

Der Rückweg führt uns dann aber automatisch an dem Ort vorbei, an dem man einen verregneten Nachmittag bestens verbringen kann: Webb’s Antique Mall.

https://www.webbsantiquemall.com/

Noch während wir aus dem Auto steigen bricht das Unwetter los und der Regen trommelt auf das Blechdach der Antique Mall. Diese großen, in Scheunen oder Industriehallen untergebrachten Großflohmärkte sind ja wohl in den gesamten USA beliebt. Auch hier in der Gegend gibt es mehrere.
Das Prinzip funktioniert so, daß der Verkäufer sich einen Stand mieten kann, in dem der Trödel dauerhaft ausgestellt wird, ohne daß der Verkäufer anwesend sein muß. Den Verkauf erledigen die Betreiber. Der Großteil der Waren ist in meterlangen Vitrinen ausgestellt und es gibt nichts, was es nicht gibt.

Hummelfiguren hat mein Großvater gesammelt, in dem Glauben, sie würden einmal sehr wertvoll. Hat sich nicht bewahrheitet, aber daß man die hier in den USA kennt, erstaunt mich dann doch.

Bild

Oder wie wäre es mit antiken Eierkartons:

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Am spannendsten finde ich die an den Wänden hängende Auswahl an Originalgemälden eines Florida Highwayman der ersten Generation, Al Black.

https://highwaymenajbrown.com/original-highwaymen/

Die Florida Highwaymen, eine Gruppe schwarzer Maler, die ausschließlich die Landschaften Floridas, bevorzugt dramatische Sonnenuntergänge, malten und ihre Werke aus dem Kofferraum heraus verkauften, galten früher als kitschig, sind aber heute als kultureller Teil des Staates respektiert. Was man unschwer erkennen kann, wenn man sich die Preise auf den Bildern anschaut.

Bild

Wir suchen nach ein paar Souvenirs und Mitbringseln, werden aber nicht so recht fündig. Einen echten Al Black würde ich mir zuhause auch eher nicht hinhängen, auch wenn ich einige der Bilder durchaus ansprechend finde und die Highwaymen als Teil der Geschichte Floridas schon sehr spannend.

Es macht aber auch so viel Spaß hier herumzustreifen und sich die Dinge anzuschauen, die früher so einen ländlichen floridianischen Haushalt ausgemacht haben. Während draußen das Gewitter herunterkommt, ist es auch richtig gemütlich.

Mitbringsel brauchen wir aber immer noch und entscheiden uns, in dem gleich hinter der Antique Mall gelegenen Florida Welcome Center nochmal anzuhalten. Und damit Vorhang frei für Peinlichkeitsauftritt der diesjährigen Reise, in der Hauptrolle Suse.

Das Welcome Center sieht irgendwie anders aus als die anderen, die ich so kenne. Große Bilder von Sauriern und Disneyfiguren, wo ich einen ausgestopften 16 Fuß-Gator und Tupelo Honig erwartet hätte. Ob man mir helfen könne, fragt die Dame an der Kasse, und ich sage, daß ich glaube, mich in der Tür geirrt zu haben, ich suche das Welcome Center. Da sind Sie hier schon richtig, sagt sie und ich bin jetzt vollends verwirrt. Wo denn die Orangenmarmelade und die Babygators seien, frage ich, und sie bricht in – zugegebenermaßen freundliches – Gelächter aus. In einem Florida Welcome Center kann man Karten für alle Parks in Orlando und anderen Städten vorab buchen. Was ich suche, ist ein Citrus Center.

Den Unterschied vergesse ich jetzt garantiert nie wieder.

Den Abend verbringen wir gemütlich mit der diesjährigen Staffel von Deadliest Catch und dazu passend einer Portion Crablegs für den Mister und ein paar Breezern vor dem Zimmer. Es ist schwülwarm und ganz still.

Ewig lange Krabbenbeinepulerei ergibt am Ende so ein Schälchen:

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Wir sind weiterhin die einzigen Gäste im Motel und aus dem mehrere Hektar großen Waldgebiet hinter dem Motel kommen immer wieder Tiere auf das Gelände. So viele wie dieses Jahr haben wir noch nie gesehen. Gelegentlich ein paar Kaninchen, dieses Jahr war schon fast alles dabei, Waschbären, ein Gürteltier, und heute Abend sogar ein Weißwedelhirsch, der neben dem Pool grast.

Wir können das Tier dank der großen Strahler, die den Parkplatz und den Pool abends ausleuchten, gut beobachten. Es ist überhaupt nicht scheu, ab und zu sichert es zu uns herüber und grast dann weiter. Bis es plötzlich zischt und knallt und schlagartig alles dunkel wird.

Da wir gerade noch auf den hell erleuchteten Parkplatz geschaut haben, sind wir für einen Moment wie blind. Es dauert eine Weile, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, denn der Himmel ist weiterhin bewölkt, kein Mond, der wenigstens ein bißchen Licht verbreiten würde.
Tom, der Hausmeister, ist heute zu Besuch bei seiner Tochter, den können wir also nicht fragen, aber die diensthabende Rezeptionistin erzählt dem Mister, es sei Stromausfall, das komme gelegentlich vor, sei aber in ein paar Minuten behoben. Da Motel habe keinen Generator, daher müßten wir abwarten.

Wir laufen hoch zur Straße, alles bis zum Horizont ist dunkel, nirgendwo ein Licht. Lake City ist eine Flächenstadt, hier gibt es keine Hochhäuser, die man in der Ferne vielleicht leuchten sehen könnte und wüßte, daß der Stromausfall nur örtlich begrenzt ist. Es ist, als sei die ganze Stadt von der Welt abgeschnitten.

Zwei Stunden später hat nur die Tankstelle gegenüber, die einen eigenen Generator zu haben scheint, ein bißchen Licht. An einem Strommasten auf der anderen Straßenseite sieht man jemanden herumschweißen, die Funken sprühen in der Dunkelheit und spiegeln sich in den Fenstern des Motels:

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Ansonsten tut sich weiter nichts. Die Rezeptionistin meint, so einen langen Stromausfall habe es in ihrer Erinnerung noch nie gegeben.

Um den Liquor Store, der zum Motel gehört, schleicht eine Gruppe Jugendlicher, die uns allerdings freundlich grüßen und dann weiterziehen. Wir finden es spannend und auch ein bißchen beunruhigend. Wir haben ein kostspielig aussehendes Auto vor der Tür und sind die einzigen Gäste. Wir hätten zumindest ein Stativ und einen Wagenheber um uns zu verteidigen.

Ob es wohl schon Plünderungen gibt? Nach ungefähr einer halben Stunde fangen die Polizeifahrzeuge an zu patrouillieren, permanent flackern die rot-weiß-blauen Lichter über die 90 Richtung Downtown.

Als Angehörige der Generation The Walking Dead setzt das Kopfkarussell ein. Ob die Zombie-Apokalypse begonnen hat? Kein Fernseher, keine Nachrichten, kein Internet. Wir sind auf uns gestellt und könnten niemandem eine Nachricht schicken. Benzin hätten wir nur noch für einen Tag. Nach Hause kämen wir sowieso nicht mehr. Für wer weiß wie lange in Florida bleiben? Wie käme man hier klar?

Natürlich springt der Strom irgendwann wieder an. Und es ist doch erstaunlich, wie erleichtert man ist. Der Übeltäter, erfahren wir am nächsten Tag, war ein Lkw, der in den Strommasten genau gegenüber vom Motel gefahren ist. Offenbar ein neuralgischer Punkt im Stromnetz, der die gesamte Stadt für mehrere Stunden lahmlegte.

Es war, sagen wir mal, eine interessante Erfahrung.
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Suse
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Suse »

Das Wetter wechselt zwischen sonnig und heiß und teils heftigen Gewittern. Da es nicht so aussieht, als hielten die trockenen Phasen lange an, machen wir nur kurze Ausflüge in die Umgebung.

Ungefähr eine gute Viertelstunde in östlicher Richtung liegt das Olustee Battlefield. Hier waren wir vor 10 Jahren zuletzt und damals war es fürchterlich, weil im Wald eine Bremsenplage herrschte. Vielleicht ist es diesmal besser.

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Die Schlacht, die 1864 hier stattfand, ist deshalb so bedeutsam, weil es den Konföderierten gelang, die Unionsarmee in die Flucht zu schlagen und das für die Ernährung der Konföderiertentruppen so immens wichtige Inland Floridas vor ihrem Zugriff zu bewahren.

Es gibt ein kleines Museum, in dem Szenen der Schlacht in Dioramen dargestellt wird und ein in Endlosschleife laufender Film zeigt Szenen aus den alljährlichen Reenactments der Schlacht, die hier im Februar inszeniert werden.

Normalerweise ist hier außerhalb des Events nicht viel los, aber diesmal steht bereits ein Wohnmobil in der Größe eines Linienbusses vor dem Museum. Dazu gehört ein ziemlich fit aussehender Herr, der zweifelnd in den Himmel blickt.

Als er uns im Challenger angerollt kommen sieht, ist er außer sich vor Begeisterung. Sein Sohn fährt auch einen, und dann sitzen auch noch zwei Deutsche drin. Deutschland kennt er, auch Berlin, alles toll, aber sein Lieblingsland ist Österreich.

Er entpuppt sich als globetrottender 70jähriger aus Los Angeles, der, wenn man zwischen den Zeilen hört, mit einem offenbar bestens laufenden Hotdog-Restaurant zum Millionär geworden ist. Seine Spezialität sind Häusertausch-Reisen, bei denen er wenig mehr als die Flugkosten zu zahlen hat, da seine Fünf-Schlafzimmer-Villa direkt an der Pazifikküste beim Häusertauschportal so hoch bewertet ist, daß ihn die Unterkünfte in anderen Ländern quasi nichts kosten.

Das System ist mir zugegebenermaßen rätselhaft. In London zahlt man vermutlich selbst für eine Abstellkammer mehr, wenn sie aus dem 17. Jahrhundert stammt und einen Blick auf den Buckingham Palace hat. Aber offenbar sind die Kriterien hier andere.

Zu unserem Spaziergang über das Schlachtfeld kommt es dann nicht mehr, denn während wir uns noch unterhalten, geht das nächste Gewitter über uns nieder und wir müssen im Wohnmobil Schutz suchen.

Das hat zwei Schlafzimmer und drei Fernseher, davon einer in der Außenwand des Wohnmobils, damit man beim Grillen Football gucken kann. Sowas Luxuriöses hab ich noch nie gesehen.

All das zeigt er uns aber ohne jegliche Angeberei, er freut sich einfach an den schönen Dingen, und nach dem, was er uns über das Hotdog-Business in Los Angeles berichtet, arbeitet er vermutlich auch hart.

Nur zu dem Museum hat er seine eigene, kalifornisch-liberale Sichtweise. Den Erhalt Floridas als Kornkammer, um die Soldaten zu ernähren, das sei doch nur eine Seite der Medaille. Eigentlich ging es um den Erhalt der Sklaverei, daher müsse man dieses Museum durchaus kritisch sehen. Florida sei so konservativ, er fahre gleich morgen weiter nach Neuengland.

Ja, das ist uns durchaus bewußt, daß wir gerade hier in Nordflorida in den Südstaaten sind, und nicht alles davon gefällt uns. Aber die Floridianer haben die Schlacht nun mal gewonnen und natürlich haben sie sich damals darüber gefreut. Historische Fakten zu canceln oder so darzustellen, wie sie dem Zeitgeist entsprechen, wie es ja inzwischen Mode ist, ist ja auch nichts anderes als Bücher zu zensieren. Was er vermutlich meint ist, daß er eine differenziertere Betrachtungsweise wünschen würde, und da gebe ich ihm durchaus recht. Nur, da kann er lange warten, denn wie wird De Santis zitiert: Florida is the place where woke goes to die.

Als der Regen nachläßt, verabschieden wir uns. Später bedauern wir ein bißchen, daß wir uns nicht genauer nach seinem Laden in Los Angeles erkundigt haben, denn jetzt, wo wir wissen, daß wir aller Voraussicht nach nächstes Jahr dort einen Zwischenaufenthalt haben werden, hätten wir ihn gern besucht.

Hier am Rand des Schlachtfeldes von Olustee steht man am Rand des Osceola National Forests, der bis an die Grenze Georgias heranreicht und dort nahtlos in den Sumpf von Okefenokee übergeht. Während wir den Okefenokee einigermaßen gut kennen, haben wir dem Gebiet dazwischen bislang eigentlich überhaupt keine Aufmerksamkeit gewidmet.

Am Rand und nicht weit von Olustee liegt der Ocean Pond, der der Schlacht auch ihren Beinamen „Battle of Ocean Pond“ eingebracht hat. Ein kreisförmiger See, wenn man so will, mit seiner Randbebauung der letzte Außenposten der Zivilisation, bevor der Osceola National Forest beginnt. Es sind mit dem Auto nur wenige Minuten und wir beschließen, uns den Rest des Tages hier ein bißchen umzusehen.

Wir sehen uns dann genauer um, als wir es eigentlich vorhatten, denn anstelle der offiziellen Zufahrt zum See verfahren wir uns und landen in einem Wohngebiet, dessen Asphaltstraße bald in einen Sandweg übergeht.

Der Mister nimmt es mit Fassung, denn das Auto ist schon von dem Gewitter in Olustee für seinen Geschmack komplett überholungsbedürftig, da macht das jetzt auch nichts aus. Außerdem sieht die Straße ausgesprochen malerisch aus, mit sumpfigen Bereichen entlang des Fahrweges, die mit Sicherheit voller Tiere sind.

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Am Ende landen wir in einer Sackgasse und müssen in der Einfahrt eines nicht sehr anheimelnd aussehenden Holzhauses wenden. Eigentlich finden wir das toll, die Vorstellung, hier so zu leben, vermutlich zwischen Gators und Schildkröten und was sonst so alles hier so kreucht und fleucht.

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Richtig wohl ist uns aber trotzdem nicht, die ganze Ecke hat was von Wrong Turn und man erwartet förmlich, eine Horde zahnloser Gestalten aus der Hütte gestürmt kommen zu sehen. Aber vermutlich wohnen hier ganz solide Leute, die sich vielleicht eher fragen, was wir hier ausspionieren wollen.

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Das einzige, das wir ausspionieren, ist aber der Sumpf an der Straße.

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Und wir werden belohnt: Ein jugendlicher Gator hat hier sein Refugium abseits der großen Wasserfläche, wo seine Artgenossen ihm nach dem Leben trachten.

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Es ist einfach so wahr, was man über Florida sagt: Wo Wasser ist, sind auch Gators.

Zurück auf dem Highway kommt uns die einsame Straße mit ihrem Holzhaus und dem einsamen Gator fast unwirklich vor. Diesmal finden wir die richtige Zufahrt zum Ocean Pond dann auch.

Der See ist fast kreisrund und am anderen Ufer gegenüber dicht bebaut. Auf dieser Seite ist es ein State Park mit Badeanstalt.

Trotz des regnerischen Tages ist es weiter sehr warm und an dem kleinen Badebereich mit künstlich aufgeschüttetem Strand sitzen sogar ein paar Leute.

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Wir sind erstaunt, so viele Floridianer haben eine Heidenangst in die Quellen zu steigen, da könnten ja Gators sein. Und hier, mitten im Schilfgürtel eines relativ großen Sees mit dunklem Wasser, umstanden von dichtem Bewuchs in der Uferzone, da gehen die Leute baden? Oder sitzen im Sand und lassen ihre Kinder planschen? Glauben die, das Absperrseil mit den lustigen orangenen Bojen schreckt irgendwas ab, das da aus dem See kommt? Ich würde keinen Fuß in dieses Wasser setzen, nicht mal, wenn man mich dafür bezahlte. Die ganze Szenerie schreit doch förmlich MONSTERGATOR ATTACKS. Versteh einer diese Floridianer.

Was wir noch nicht wissen: Die Gefahr lauert ganz woanders.

Nach dem Ende des Bürgerkriegs gründeten zwei ehemalige Soldaten hier im Osceola Forest eine Holzfabrik. Die Anlage war erfolgreich und wuchs weit in den Osceola Forest hinein, inklusive eigener Bahntrasse. Was davon übrig ist, kann man sich auf dem Trampled Track Trail am Seeufer anschauen.

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Es ist düster und feucht hier im Wald, der Weg führt über einen Boardwalk zum See.

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Teilweise sind sogar noch die alten Bahngleise erhalten.

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Als wir aus dem Wald herauskommen, wird der Mister von zwei anderen Besuchern angesprochen. Nicht nur der schöne Wagen ist Thema, sondern auch unser Spaziergang über den Trampled Track. Zecken, so sagt man uns, seien hier im Wald häufig, und auf diesem Trail da gebe es sie auf jeden Fall.

Die Warnung kommt genau richtig, wir wissen nicht, ob wir von uns aus daran gedacht hätten, und tatsächlich werden wir am Abend im Motel fündig. Später stelle ich fest, daß ich dieses Jahr auch ein falsches Off gekauft habe, nämlich eines, das nicht vor Zecken schützt. Passiert mir nicht wieder.

Und das hier kaufe ich mir nächstes mal auch gleich mit :wink:

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Eine Zeckenzange haben wir nicht, aber zum Glück habe ich Routine im Zeckenentfernen mit der bloßen Hand, und antibiotische Salbe haben wir auch dabei. Borreliose ist bei Zecken in Florida weit verbreitet, die Übertragung erfolgt jedoch erst ungefähr 24 Stunden nachdem die Zecke sich festgebissen hat, und da waren wir dank der freundlichen Erinnerung der Leute vom Ocean Pond deutlich darunter.

Kurz vor dem Lake de Soto läuft eine große Gelbwange mitten über den Highway. Es ist wenig los auf der Straße, aber trotzdem stehen die Chancen schlecht, daß sie das überlebt. Der Mister schaltet den Warnblinker ein und bremst ab und nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel springe ich auf die Straße und sammele sie ein.

Wir fahren zum See hinunter und diesmal denken wir daran, eine kurze Videoaufnahme von Kröte und mir im Challenger zu machen. Da sieht es der Mister sogar nach, daß die Kröte alles volltropft.

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Dann setzen wir sie am Seeufer aus und gucken, ob sie auch ins Wasser läuft. Da sie ja vermutlich vom See kam, ist davon auszugehen, daß sie einen erneuten Versuch starten wird, sich einen neuen Lebensraum zu suchen. Das können wir dann nicht ändern, aber für heute ist sie erstmal gerettet.

Der Tag, der eigentlich nur ein entspanntes Herumtrödeln über die Landstraßen der Umgebung werden sollte, hatte definitiv mehr als eine Überraschung bereit. Aber das ist irgendwie typisch Florida.

Auf drei Florida-Reisen in Folge drei Schildkrötenrettungen. Da haben wir es uns verdient, daß wir morgen mit einem ganz besonders schönen Schildkrötenerlebnis belohnt werden.
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Suse »

Wir haben Glück und das Wetter bleibt nicht dauerhaft schlecht bis zu unserer Abreise. Da zieht es uns natürlich sofort zu den Quellen. Nach den überfüllten Ocala-Quellen freuen wir uns auf die Abgeschiedenheit hier im Norden. Die Anzahl der Quellen am Suwannee ist riesig, viele davon sind so klein und naturbelassen, daß sie für Komfortsuchende nicht attraktiv sind, genau das, was wir wollen.

Eine Quelle, die ich noch nicht kenne, aber besonders interessant finde, ist Troy Springs. Es gibt eine Besonderheit, die ich spannend finde, hier wurde während des Bürgerkriegs ein Flußdampfer versenkt, absichtlich, damit er den Unionstruppen nicht in die Hände fällt. Das Wrack des ehemaligen Postschiffs, oder das, was davon übrig ist, liegt im Übergangsbereich zum Suwannee, wo das dunkle Fluß- und das klare Quellwasser sich mischen. Das will ich sehen!

Als wir an der Quelle ankommen, sind, wie so oft, außer uns nur Taucher hier, davon aber eine ganze Menge. Badegäste sind gar keine da.
Oberhalb der Quelle gibt es eine Wiese mit mehreren Grills und Picknicktischen, unten am Ufer gibt es nichts außer der Treppe hinunter ins Wasser.
Es gibt keinen Liegebereich, nichts, wo man sich am Rand der Quelle aufhalten kann, einen Zugang zu den sandigen Ufern der Quelle gibt es nicht.
Ein Ranger des State Parks sitzt permanent oberhalb der Quelle und beobachtet das Treiben, möglich, daß er auch nach Gators Ausschau hält, die aus dem Fluß in die Quelle schwimmen könnten.

Es ist offensichtlich, man will es den Partypeople so unbequem wie möglich machen. Vermutlich wünscht man hier keine Saufgelage, von denen wir in den letzten Wochen so oft in der örtlichen Tageszeitung, dem Lake City Reporter, gelesen haben. Die Alteingesessenen beklagen das Verhalten der Besucher, den Müll und die ausufernden Partys, die nicht nur schädlich für die Natur seien, sondern auch allen anderen den Aufenthalt an den Quellen verderben.

Wir können das verstehen, letztes Jahr erst haben wir in Little River Springs beobachtet, wie zwei Motorboote voller Leute trotz des Verbots in die Quelle hineinfuhren und am Ufer anlegten, mitten zwischen den Badenden. Hier gibt es ein massives Absperrseil zum Fluß hin, so daß man mit einem Boot gar nicht hineinkäme.

Ich finde es super hier. Die Taucher sind Apnoe-Taucher, die sich an einem Seil in die tiefste Stelle des Quelltopfes hinunterlassen. Mit den langen Flossen sehen sie ja immer sehr graziös aus. Und ich will ja sowieso woanders hin.

Ich schnorchele weiträumig um die Tauchergruppe herum weiter hinaus Richtung Fluß. Die Unterwasserlandschaft bietet viel zu gucken. Der Quelltopf hat alles, von über 20 Meter tiefen bis zu sehr flachen Arealen.

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Die Sonne scheint und in den seichten Bereichen ist es schön warm.

Ich muß nicht lange suchen, in dem sandigen Untergrund ist das, was vom Rumpf der Madison übrig ist, gut zu erkennen. Für mich etwas ganz Besonderes, ich schnorchele über einem Wrack!

Dabei bin ich nicht allein, um mich herum überall Schildkröten, zum Teil groß wie Meeresschildkröten, selbstsichere, entspannte Tiere, die sich gar nicht an mir stören.

Eines meiner Lieblingsfotos der gesamten Reise:

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Die Panzer moosbewachsen.

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Man kann sich nicht sattsehen, dem Mister, der nach mir schnorcheln geht und die Aufnahmen mit der Unterwasserkamera gemacht hat, geht es später genauso.

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Irgendwann bemerke ich, daß die Taucher sich davongemacht haben und ich bin für eine Weile ganz allein in der Quelle. Was für ein Luxus, ich schnorchele den gesamten Quelltopf ab und genieße das sehr.

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Und immer wieder die Kröten, die ganz entspannt um mich herumschwimmen. Vielleicht hat sich ja eine unserer Rettungskröten aus den letzten Jahren hier angesiedelt und ihnen erzählt, daß wir harmlos sind.

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Troy ist eine First Magnitude Quelle, der Druck, mit dem das Wasser Richtung Fluß strömt, ist erheblich, und man muß kräftig dagegen anschwimmen.

Wenn man an der tiefsten Stelle in den Quelltopf hinunterblickt, fühlt man sich, als könne man fliegen.

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Swimming through air. Man könnte wirklich vergessen, daß man im Wasser ist.

Weil der Mister ja auch noch in die Quelle möchte, muß ich mich irgendwann losreißen. Am Ufer erwarten mich schon ein paar Leute, die mich wohl schon eine Weile beobachtet haben. Wie tief das da sei und wie kalt das Wasser sei, wollen sie wissen, die üblichen Fragen.

Abends schaut der Mister gleich die Unterwasseraufnahmen an. Die sind gut geworden und ich freue mich sehr, da ich ja selbst keine Aufnahmen machen konnte.

Tatsächlich ist es am Ende der Reise, neben all den anderen Eindrücken, die ich von der Reise mitgebracht habe, vor allem diese halbe Stunde in der Quelle, die ich mir in unschönen Momenten bei der Arbeit in Erinnerung rufe. Ganz sicher war ich nicht zum letzten Mal in Troy.
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Pico
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Pico »

Die Schnorchelei mit den Schildkröten finde ich total faszinierend. Das muss wirklich ein besonderes Erlebnis sein. Und sogar ganz allein!

Die Hummelfiguren - die erinnerten mich lustigerweise ganz besonders an die USA. :lol:
Mein Vater hat die damals auch gesammelt, und er war seit Schultagen mit einer Amerikanerin befreundet (die in Deutschland aufgewachsen ist). Sie war später als Erwachsene (wieder in den USA) ganz wild nach den Figuren, und die beiden haben sich immer gegenseitig welche mitgebracht und getauscht.

Aber was soll man bloß mit antiken Eierkartons?!? :roll:

Spannend was man bei euren Berichten so alles erfährt.
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Suse
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Suse »

Pico hat geschrieben: 04 Jul 2023 19:48 Die Schnorchelei mit den Schildkröten finde ich total faszinierend. Das muss wirklich ein besonderes Erlebnis sein. Und sogar ganz allein!

Die Hummelfiguren - die erinnerten mich lustigerweise ganz besonders an die USA. :lol:
Mein Vater hat die damals auch gesammelt, und er war seit Schultagen mit einer Amerikanerin befreundet (die in Deutschland aufgewachsen ist). Sie war später als Erwachsene (wieder in den USA) ganz wild nach den Figuren, und die beiden haben sich immer gegenseitig welche mitgebracht und getauscht.

Aber was soll man bloß mit antiken Eierkartons?!? :roll:

Spannend was man bei euren Berichten so alles erfährt.

Das mit den Eierkartons hab ich mich auch gefragt. Stellt man sich die zur Deko hin?

Das mit den Hummelfiguren ist ja witzig. Ich hab auch noch zwei von meinem Opa, die stecken aber in irgendeiner Kiste. Keine Ahnung, ob die was wert sind, vielleicht nehme ich die nächstes Mal einfach mit und verkaufe die an die Antique Mall. Erinnerungen an meinen Opa hab ich genügend andere, die Figuren würde ich mir sowieso nicht hinstellen, weil ich die ja schon ein bißchen kitschig finde.
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Suse »

Unsere letzten zwei Tage in Florida brechen an. Eingekauft haben wir alles, die Schwimmsachen sollen möglichst trocken in den Koffer, aber irgendwie wollen wir auch noch mal raus in den Wald.

Der Regen der letzten Tage hat die blühenden Randstreifen an den Landstraßen nochmal richtig in Schwung gebracht, also nochmal die Gelegenheit, den Challenger zu bewegen und Blumen zu gucken. Auf nach Live Oak.

Live Oak ist eine dieser typischen amerikanischen Kleinstädte mit ihren an den Wilden Westen erinnernden Hausfassaden, dem rasterförmigen Straßennetz, das sich um einen zentralen Kirchplatz zieht. Irgendwie erinnert das immer an Zurück in die Zukunft. Warum also Live Oak?

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Weil die Menschen um Live Oak offenbar einen Sinn fürs Schöne haben. Nicht nur gelten die Blumenwiesen hier entlang der 90 zwischen Lake City und Live Oak als die schönsten, auch die anliegenden Farmer lieben es, ihre alten Traktoren als Deko in die Wiesen zu stellen.

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Und auch sonst gibt es hier in der Gegend, versteckt am Suwannee, noch einen Ort, an dem die Kreativen der Gegend sich gern austoben, das ist die Hillman Bridge oder Bridge to Nowhere, wie die Einheimischen hier sagen.

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Einige Meilen nördlich von Live Oak abseits des Highway geht es über zunächst noch asphaltierte und zuletzt nur noch sandbedeckte Straßen bis direkt an den Fluß. Die Brücke ist seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr in Benutzung und führt seither ins Nirgendwo.

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Der Mister ist inzwischen Kummer gewöhnt und nimmt die sandige Straße mit Fassung.

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Das Ziel ist es auch wert, denn die Brücke ist ein wahres Graffiti-Gesamtkunstwerk.

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Direkt unter der Brücke verläuft der Florida Trail und wir sehen auch einige Wandergruppen und ein paar Kajakfahrer, aber eine Weile sind wir allein und haben Zeit, uns mit Fotoapparat und Videokamera in Ruhe auszubreiten.

Später kommt eine Gruppe Freunde, die Campingurlaub im nahegelegenen Ellaville machen sich freuen, daß der Mister ein Gruppenfoto von ihnen macht. Das bringt uns ins Gespräch und natürlich stellen sie die gleichen Fragen wie die meisten Leute hier, wenn sie hören, woher wir kommen. Was uns hier in diese Gegend verschlägt, warum wir an den Suwannee kommen, und nicht in Orlando oder an Flüssen wie dem Crystal oder Rainbow River sind.

Es ist halt so, der dunkle Fluß mit seinen waldreichen Ufern, den kleinen geschichtsträchtigen Orten mit ihren Holzhäusern, das ist einfach magisch.

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Zwischen High Springs, dem kleinen Ort, den wir so mögen, und hier liegen überall entlang des Flusses Stätten, die an den frühen Bädertourismus in Florida erinnern, lange vor Disney und anderen Parks. Eine davon kann man von der Brücke aus bereits sehen, das ist Suwannee Springs.

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Suwannee Springs ist wohl noch älter als White Springs, der Bäderbetrieb hier hatte im späten 19. Jahrhundert unglaubliche Ausmaße und sogar eine eigene Eisenbahnstation, Suwannee Station.

http://www.desolationflorida.com/2016/0 ... rings.html

Davon sind nur wenige Ruinen übrig, die man über den Wanderweg unterhalb der Brücke in ein paar Minuten erreichen kann.

Die Quelle ist eine Sulfurquelle, der man, wie den anderen Quellen hier am Fluß auch, Heilkräfte zuschreibt. Das Wasser ist klar, hat aber eine grünliche Färbung.

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Zu den sandigen Ufern des Suwannee führen Treppe hinunter oder Trampelpfade hinaus auf die Sandbänke. Hier sitzen überall Angler. Alligatoren sehen wir keine.

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Wir haben schon Leute hier baden sehen. Ich weiß nicht, ob ich es mich trauen würde, einfach so in den Fluß zu springen.

Wir gehen zurück zum Auto und genießen noch ein bißchen die Sonne auf der Brücke und den Blick auf den Fluß. Es kommt mir vor, als sei es erst ganz kurze Zeit her, daß wir am ersten Tag in Lake City nach White Springs fuhren und dabei den Suwannee überquerten. Wir hatten wieder eine schöne Zeit hier mit so vielen Eindrücken und Erlebnissen. Es scheint unendlich viele Orte zu geben, die man hier noch entdecken kann. Manche eben auch mehrmals.

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Zurück über den Highway 90 nach Lake City.

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Die Sonne scheint jetzt auch aus der richtigen Richtung und schon auf dem Hinweg haben wir uns die Stellen ausgeguckt, an denen die Blumen besonders schön blühen und die alten Trecker besonders malerisch in der Wiese stehen.

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Außer uns sind noch mehrere Leute hier unterwegs, manche fotografieren, manche stehen einfach nur so auf der Wiese und genießen den Anblick. Die 90 ist hier in der Gegend bekannt für die besonders schönen Blumenwiesen.

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Wir bummeln gemütlich zurück ins Motel, setzen uns in den Pavillon und werfen ein letztes Mal den Grill an.

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Die Koffer sind gepackt und alle Hobby Lobby und Dollarläden-Käufe haben hineingepaßt, uff. Der Mister läßt dem Challenger die letzte Abschiedswäsche zukommen. Suwannee-Sand abspülen.
So klingt der letzte Tag aus.

Abschied vom Suwannee haben wir ja schon genommen. Jetzt heißt es, sich vom Motel-Personal zu verabschieden. Aber der schwerste Abschied steht uns erst noch bevor.

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Klara
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Klara »

Och ,echt Trennungsschmerz vom Challenger? Ich kenne das Sportwagengefühl ja nur in Deutschland und ausschließlich als unsportlicher Beifahrer. Niemals würde ich mir freiwillig mit so einem langschnäutzigen Gerät das Einparken oder das Cruisen im Parkhaus antun. Ich finde schon das Ein-und Aussteigen gelingt wenig elegant. Hat sich jemand erdreistet dicht neben dem Gefährt zu parken, kann man die langen Türen nur einen Spalt breit öffnen, um nicht gegen den Nachbarn zu knallen. Sich dann aus den Tiefen des Sitzes rauszuwuchten, ist keinesfalls lässig. Der Knaller ist das, wenn man (mal zum schicken Fahrzeug passend) ein enges Kleid anhat, erst den Rock soweit hochziehen, dass man einen breiten Schritt machen kann, filmreif :lol: . Schon beim Einsteigen, erst mal die Füße aneinander klopfen, dass nicht gleich der Veloursboden Dreck abbekommt,… Auch bei Staus auf der Autobahn, rechts ein LKW nach dem andern und man sitzt mit deren riesigen Reifen auf Augenhöhe. Bei Dauerregen macht das ein ganz beklommenes Gefühl. Aber in Florida fühlt sich das sicher ganz anders an und es liest sich wunderbar.
Danke + LG
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Suse
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Suse »

Da hast Du in vielem den Nagel auf den Kopf getroffen 😉, aber das ist halt ein emotionales Ding und keine rationale Sache. War schon ein schönes Auto, und hinzu kommt ja auch noch die Frage, ob das vielleicht das Ende einer Mietwagenãra war.
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Suse
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Suse »

Am Abreisetag verabschieden wir uns von allen anwesenden Mitarbeitern des Motels und natürlich fragen sie uns, ob wir nächstes Jahr wiederkommen werden.

Da sind wir uns in dem Moment noch nicht so ganz schlüssig, wir haben ja durchaus schon Pläne geschmiedet und zum Zeitpunkt der Abreise ist Florida 2024 noch ganz weit vorn mit im Rennen. Abgesehen von den Plänen, Zeit in Ocala zu verbringen, soll es nach zwei Reisen, die sich fast ausschließlich im Norden abgespielt haben, zur Abwechslung mal wieder eine etwas tropischere Variante werden. Wir haben beide Key West-Entzug und schon so einige Ideen, was wir dort im Süden gern mal ausprobieren würden.

Vor der Abreise gibt es wie immer eine Abschiedsrunde um den Lake de Soto.

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Blitzeblank steht der Challenger da, die vielen Fahrten über sandige Dirt Roads und einsame Landstraßen, die wir in den letzten Wochen mit ihm unternommen haben, sieht man ihm überhaupt nicht mehr an. Mit ziemlicher Sicherheit geht er sauberer und gepflegter zurück an Alamo, als wir ihn vor vier Wochen übernommen haben.

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Mittags essen wir im Burger King und dann nimmt der Mister zum letzten Mal auf dem Wohlfühlsitz Platz.

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Ein bißchen wehmütig ist uns schon zumute.

Nach Orlando kommen wir problemlos durch, ein letztes Mal volltanken, und dann ist der Moment gekommen, in dem wir das Auto rausrücken müssen.

Nur wenige Meter links von hier haben wir vor vier Wochen gestanden und schon Minuten vorher sein Blubbern gehört. Der Mister hat feuchte Augen, als wir unsere Koffer an unserem Weggefährten vorbeiziehen. Aber wie heißt es so schön: Nicht traurig sein, daß es vorbei ist, sondern froh sein, daß es überhaupt gewesen ist. Wer hätte anfangs ahnen können, daß wir sogar zwei verschiedene Modelle haben würden, und davon auch noch ein so besonderes. Tschüs Challenger!

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Auf den Rückflug haben wir uns diesmal besser vorbereitet und jede Menge Fressalien dabei. Die Leute auf der anderen Gangseitze gucken mit unverhohlenem Neid, als wir unsere Sandwiches und Süßigkeiten auspacken. Icelandair kann seine drögen Brötchen behalten.

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Daß wir bei der nächsten Reise mit einer anderen Fluggesellschaft fliegen werden, steht inzwischen fest, denn die Entscheidung ist gegen Florida 2024 gefallen. Es geht wieder nach Französisch Polynesien, und wenn Interesse besteht, erzählen wir Euch dann wieder ein bißchen davon, auch wenn es da nicht viel Neues geben wird, sondern wir vor allem die Orte aufsuchen werden, die uns bei der letzten Reise am besten gefallen haben, inklusive eines Aufenthalts auf der einsamen Insel.

Ob wir 2025 dann nochmal einen Challenger bekommen oder ob uns das dann sowieso egal ist, weil sich das Glück, das wir auf dieser Reise hatten, sowieso nicht wiederholen läßt, wird man sehen. Denn ein bißchen haben wir jetzt auch einen eigenen Challenger, sozusagen. :wink:

Denn da war ja noch die große Frage, wie der Mister den Abschiedsschmerz gelindert hat: Da gab es noch ein freies Plätzchen im Wohnzimmer, in dem die Erinnerung wach gehalten wird. Da steht jetzt ein Florida - Diorama mitsamt Kröte und Gator, wie sich das gehört!

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Wir danken allen, die uns auf der Reise begleitet haben und den Blödsinn, den wir verzapft haben, kommentiert haben. Wir hoffen, Ihr hattet genauso viel Spaß wie wir.

Bis zur nächsten Reise!
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: 07 Jul 2023 20:31 Wir hoffen, Ihr hattet genauso viel Spaß wie wir.

Bis zur nächsten Reise!
Also ich habe es so richtig genossen! Danke dafür.
Eure Berichte bereichern echt meinen Alltag. Eine Freundin lud uns in einer Gegend, die mir nur vom Vorbeifahren bekannt war, in eins dieser edlen italienischen Restaurants ein, bei denen der Preis umgekehrt proportional zur Größe der Portionen ist. Super Sommerwetter, man nahm auf der Terrasse platz, eisgekühlter Rosé wurde serviert, köstlich. Plötzlich vernahm ich ein „Blubbern“, ach ja, das Restaurant liegt auf dem Geländer der Motorworld, ein Lamborghini glitt vorbei. Kurz danach ein Porsche, Mercedes,… Ich dachte, Mr. Minolta wäre begeistert, könnte die Dinger vielleicht schon am Sound erkennen. Ohne euren Bericht hätte ich vermutlich gedacht: „na toll, Edelitaliener mit Parkplatzambiente“. Nach dem Essen schlug unser Freund vor, wir könnten innen lang, klimatisiert direkt in die Fahrzeugausstellung gehen. Ach nö meinte ich, draußen an den Scheiben lang, reicht doch. Naja, nach 1 Glas Rosé latsche ich auch ohne weitere Widerworte durch ne Autoausstellung. Da war aber Feinstens präsentiert. Einer hatte Rundungen, die an Colanis Strichführung erinnerten, dummerweise habe ich nicht geschaut was das für einer war. Einer sah aus wie aus einem James Bond Film, Sportwagen ohne Ende. Dann blickte ich in ein verloren wirkendes Gesicht einer weißen Autobraut mit Haifischmaul mit einen Sticker in 24 Std. lieferbar verziert. Mehr zu mir selbst sagte ich: „Das könnte ein Challenger sein“. Alle schauten mich verblüfft an und siehe da, es war einer. Das war echt mein Erfolgsmoment das Tages. Ich, die Ahnungslose, erkenne einen Dodge Challenger. https://www.ramsteinusedcars.com/invent ... ger-r-t-2/ mit 44 k war der echt ein Schnäppchen, es gab auch Fahrzeuge, die hatten Preisschilder mit über 200.000 Euro dran.
https://www.lokalmatador.de/ausflugszie ... gart-1359/
Ich erklärte nur, von dem kürzlich so viele Fotos gesehen zu haben, dass ich da jetzt wirklich einen Blick für habe. Das Gefühl erheitert mich nachhaltig (um das Trendwort auch mal zu nutzen :lol: ).
Danke +LG und noch viele interessante Reisen, hoffentlich wieder mit Reiseberichten.
Klara
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von mr.minolta »

Klara hat geschrieben: 09 Jul 2023 11:21 Das war echt mein Erfolgsmoment das Tages. Ich, die Ahnungslose, erkenne einen Dodge Challenger.
Das ist ja das beste Kompliment, das man uns überhaupt machen kann.

Schön, daß Du den weißen gleich verlinkt hast. Das ist genau unser Modell mit derselben Motorisierung! Unfaßbar, wie eben auch Deine ganze Geschichte. Einfach herrlich.

Vielen Dank dafür und vielleicht gibt es dann im nächsten Frühjahr wieder Neuigkeiten von den modernen Robinsons...
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Pico »

Suse hat geschrieben: 06 Jul 2023 18:05
Keine Ahnung, ob die was wert sind, vielleicht nehme ich die nächstes Mal einfach mit und verkaufe die an die Antique Mall.
Zumindest in Deutschland sind sie offenbar nichts mehr wert. Die Generation die diese gesammelt und dafür auch etwas hat springen lassen ist hier wohl mittlerweile ausgestorben. Und ja, kitschig sind sie. Wer stellt sich heute noch so etwas hin? :roll:
Vielleicht sind sie noch in den USA begehrt?!? Aber dann hätten sie vielleicht auch dort nicht massenweise gestanden...
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Pico
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Re: Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Beitrag von Pico »

Suse hat geschrieben: 07 Jul 2023 20:31
Denn da war ja noch die große Frage, wie der Mister den Abschiedsschmerz gelindert hat: Da gab es noch ein freies Plätzchen im Wohnzimmer, in dem die Erinnerung wach gehalten wird. Da steht jetzt ein Florida - Diorama mitsamt Kröte und Gator, wie sich das gehört!

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Das finde ich richtig sympathisch!
Ok, vielleicht ein wenig kitschig wie die Hummelfiguren - aber eben einmalig persönlich. Und somit unbezahlbar.

Danke dass ihr uns auf diese tolle Reise mitgenommen habt. Ja, hat sehr viel Spaß gemacht. :bounce:

Und bin schon wieder in Vorfreude auf die Südsee!
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