Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Alles über andere Länder abseits der Seychellen - Infos, Berichte, Anfragen...
Antworten
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3325
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Suse »

Der Empfang in Los Angeles ist nicht freundlich, aber das kennen wir schon.

Auch diesmal liegt unser Motel wieder unterhalb der Minimum Fare und das Lächeln des Taxifahrers verschwindet schlagartig, als er unsere Zieladresse hört. Immerhin nimmt er uns überhaupt mit, wir sind aus dem gleichen Grund vor ein paar Jahren schon mal vorm Flughafen stehengelassen worden. Seit die Supervisor am „LAXit“ aber direkt die Taxen zuweisen, traut sich das wohl niemand mehr. Während der kurzen Fahrt murmelt er sich auf Spanisch in den Bart und ich kann soweit verstehen, daß er irgendwas Politisches vor sich hin philosophiert, in dem wir vermutlich eine Hauptrolle spielen. Ob wir mit unserer ärgerlichen Kurzstrecke die Capitalistas oder die Comunistas sind, vermag ich aber nicht einzuschätzen.

Im Motel selbst fühlen wir uns schnell heimisch. Die geschlossene Anlage liegt direkt am Pacific Coast Highway und ist ziemlich gemütlich.
Die Zimmer befinden in grau gestrichenen Reihenhäusern, die sich um einen den Pool gruppieren, er wirkt fast wie ein Dorfteich. Begrenzt wird die Ein und Ausfahrt durch eine Mauer mit Torbogen, man fühlt sich ein bißchen wie in einem walisischen Bergdorf oder so ähnlich, wären da nicht die Reihen kerzengerader Mexikanischer Fächerpalmen, die einen daran erinnern, wo man ist.

Bild

An der Rezeption sitzt ein älterer Koreaner, der uns augenzwinkernd erzählt, die in der Lobby in einem Kühlregal angebotenen Snacks seien nicht so toll, besser sei der Supermarkt an der Circle K-Tankstelle gleich nebenan oder auf der anderen Straßenseite der Chick-fil-A. Darauf werden wir noch zurückgreifen müssen, denn wir haben immerhin zwei Nächte hier, die wir uns angesichts der Einreisebestimmungen unseres nächsten Reiseziels auch komplett hier einigeln werden.

Zum Zeitpunkt unserer Einreise besteht noch die Verpflichtung zum Covid-Test innerhalb von 24 Stunden vor Abflug, so daß ich schon von Deutschland aus das Vergnügen hatte, uns in der Teststation im Tom Brady Terminal Termine für übermorgen zu buchen. Und um das Ergebnis nicht zu gefährden, fällt natürlich alles, was engen Kontakt mit anderen Menschen in geschlossenen Räumen bedeutet, komplett aus, also auch ursprünglich geplante Stadtrundfahrten oder andere Besichtigungstouren.

Richtig schlimm ist das nicht, auch wenn der Pacific Coast Highway selbst auf dem kurzen Weg zwischen Motel und Hühnerladen schon zum Träumen von Roadtrips entlang der Westküste und Songs von den Beach Boys am Muscle Beach einlädt. Aber Erlebnisse rund ums Surfen wird es auf dieser Reise noch geben, und die wollen wir jetzt nicht gefährden.

Bild

Kleine Überraschung am Straßenrand: Seychelles Parking only. Vielleicht fühlen wir Seychellenfreunde uns deshalb hier so wohl? Der Parkplatz gehört aber nicht etwa einem Seychellois, sondern einfach zu einem Schuhgeschäft dieses Namens.

Bild

Das Zimmer ist super, das Bett herrlich bequem und im Fernsehen laufen in Dauerschleife irgendwelche Sendungen, die Clips aus Überwachungskameras an Hauseingängen und Armaturenbrettern zeigen. Wir gucken also den ganzen Tag Nachbarschaftsstreitigkeiten und Verfolgungsjagden und amüsieren uns prächtig. Für Verpflegung sorgen abwechselnde Trips zum Supermarkt an der benachbarten Tankstelle und zum Chick-fil-A. Wir sind begeistert von der Auswahl an Burgern und Salaten, zu denen es die tollsten Toppings gibt. Eigentlich gefällt uns das Abhängen hier so gut, daß wir direkt noch einen Tag hätten dranhängen können.

Bild

Aber am nächsten Tag geht es schon weiter. Hinzu zum Flughafen bietet das Motel einen Shuttle. Wir werden vorm Tom Brady abgesetzt und wenn ich mir jemals gewünscht habe, den Flughafen von Los Angeles mit seinem berühmten Streamliner-Tower und all den Songs, die sich darum ranken, mal ausführlich kennenlernen zu dürfen, dann habe ich heute aber sowas von die Gelegenheit dazu. Um halb zwölf sind wir da und unser Flug geht erst um Mitternacht.

https://www.youtube.com/watch?v=Aj8f30Iguw0

Um 12 Uhr und 12:30 Uhr habe ich uns Termine zum Covid-Test gebucht. Damit wir nicht die ganzen Sachen mitnehmen müssen, gehen wir nacheinander und einer bleibt jeweils bei den Koffern. Das mit der Terminbuchung klappt gut, es gibt keine Warteschlange und wir kommen sogar etwas früher dran, auf die exakte Einhaltung der gebuchten Uhrzeit legt niemand Wert.

Und dann beginnt das Warten. Wir können uns noch so oft einreden, daß wir in Florida ja schon eine tolle Zeit hatten, es wäre eine Katastrophe, müßten wir die Reise jetzt ab- oder unterbrechen. Wieder zurück zum Motel, uns in Quarantäne begeben, Flüge umbuchen, das Gästehaus in Papeete informieren. Immerhin haben wir dort einen mehrtägigen Puffer eingebaut, damit sich nicht alles Nachfolgende verschiebt wie beim Domino Day wenn wir später anreisen sollten. Aber trotzdem, das darf einfach nicht passieren. Reisen zu Pandemiezeiten ist wirklich Nervenkrieg.

Dann bekommt erst der Mister, obwohl er nach mir zum Test war, sein Ergebnis, es ist negativ. Ich bin neidisch, ich muß noch eine halbe Stunde länger bibbern, womöglich ist das ja kein gutes Zeichen? Aber dann kommt die erlösende Nachricht, auch ich bin negativ. Und jetzt kullern wirklich bei uns beiden ein paar kleine Freudentränen.

Die restliche Wartezeit fällt uns jetzt irgendwie leichter. Die Sonne scheint und wir wandern abwechselnd herum bis in die benachbarten Terminals, zu Gucken gibt es auch genug.

Um Mitternacht geht es los. Air Tahiti Nui, die internationale Fluggesellschaft von Französisch Polynesien, ist bekannt für den hervorragenden Service und das freundliche Personal. Sobald man das Flugzeug betritt ist es dann auch da, das Südseeflair, die bunten Kissen und Amenity Kits mit den stilisierten Blattmotiven. Wenn das Wort „Dreamliner“ mal irgendwo gepaßt hat, dann hier.

https://www.airtahitinui.com/de-de/moan ... lass-787-9

Der Flug dauert 8 Stunden und trotz der Beengtheit ist es relativ angenehm und die Verpflegung hervorragend. Ich schaue einen französischen Krimi, der in Teahupo’o spielt, wo wir auch bald sein werden. Der Handlung kann ich zwar relativ problemlos folgen, aber in die französische Sprache, obwohl ich schon mehrmals im Jahr Gelegenheit zur Anwendung habe, muß ich mich offenbar erstmal wieder einhören. Die obercoolen Kommissare sprechen gehetzt und abgehackt als hätten sie Schauspielunterricht bei Til Schweiger gehabt, wenn hier alle so reden, und dazu noch der polynesische Akzent mit dem stark gerollten R, das kann ja heiter werden.

Durch die Zeitverschiebung ist es erst 6 Uhr morgens als wir landen. Beim Aussteigen spielen sie zur Begrüßung „Pahoho“, ein polynesisches Lied, das von der Ankunft eines Königs erzählt, der von seinem Volk mit den weißen Tiaré-Blüten begrüßt wird.

https://www.youtube.com/watch?v=_Q_Ayb5sH8c

Jetzt noch durch die Paßkontrolle, und oh, welche Enttäuschung! Wir sind ja wieder in der EU und es gibt nicht mal einen exotischen Stempel in den Paß. Aber egal, wir haben es geschafft und die zweite Station unserer Sabbatreise erreicht: Wir sind in der Südsee.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Klara
Beiträge: 942
Registriert: 27 Okt 2016 18:02

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Klara »

Danke, liest sich wieder klasse, man freut sich richtig mit und die Links dazu verstärken nocht die gute Laune.
LG
Klara
Benutzeravatar
mr.minolta
Beiträge: 1693
Registriert: 04 Jun 2008 00:39
Wohnort: Da, wo früher alles besser war

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von mr.minolta »

Klara hat geschrieben: 09 Feb 2023 14:04 Danke, liest sich wieder klasse, man freut sich richtig mit und die Links dazu verstärken nocht die gute Laune.
LG
Klara
Das freut uns!

Du und Pico, Ihr bekommt hiermit gleich nochmal 'ne Privatvorstellung von uns! :wink:

Viel Spaß in der Südsee!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Benutzeravatar
mr.minolta
Beiträge: 1693
Registriert: 04 Jun 2008 00:39
Wohnort: Da, wo früher alles besser war

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von mr.minolta »

Suse hat geschrieben: 08 Feb 2023 17:44Der Flug dauert 8 Stunden ... Wir sind in der Südsee.

Das ging tatsächlich ziemlich schnell vonstatten, aber nur, weil wir ja bereits in Los Angeles waren. Dann ging es acht Stunden lang nur über Wasser und mit der Landung auf Tahiti hatten wir noch nicht mal die Hälfte des Pazifiks überquert.


Bild

Bild

Bild

Beim Urlaubstraum Südsee muß man sich bewußt machen, welch unvorstellbare Dimensionen dieses Insel-Universum mit sich bringt. Von Europa aus betrachtet gibt es kein Reiseziel, das weiter entfernt wäre. Im Durchschnitt sind es 20.000 Kilometer. Ebenso ist die Zeitverschiebung die maximal mögliche, was natürlich auch für den Jet Lag gilt... Und es dauert schon mal drei bis vier Tage, bis man überhaupt dort angekommen ist, es sei denn, man wählt die weniger empfehlenswerte Alternative, ganz ohne Zwischenübernachtung quasi am Stück durchzufliegen. Das habe ich bei sieben Südseereisen nur einmal probiert. Ja, einmal und nie wieder. Als ich damals am ersten Morgen nach ca. 48 Stunden in Flugzeugen und Flughafenwartebereichen auf Tahiti im verdunkelten Hotelzimmer erwachte und wirklich nicht wußte, wo ich war, war mir anschließend klar, daß ich das nie wieder machen wollte.

Französisch Polynesien ist einer der größten Inselstaaten des Pazifiks, ist größer als Westeuropa und besteht aus einem halben Dutzend Inselgruppen. Die Tuamotus sind dabei die weltweit größte. Sie bestehen wiederum aus 78 einzelnen Atollen und Rangiroa, das bekannteste unter ihnen, wiederum aus ca. 240 Einzelinseln. Die Gesamtzahl aller Inseln allein in dieser pazifischen Region hat meines Wissens nach niemand erfaßt. Sie dürfte im fünfstelligen Bereich liegen. Mit anderen Worten: man könnte ein Leben lang ausschließlich in diesem Land Urlaub machen, würde jedesmal was Neues erleben und hätte am Lebensende nicht annähernd alles gesehen.

Für mich war es die dritte Reise dorthin, aber das erste Mal, mit Suse eine Reisebegleitung zu haben, die überdurchschnittlich gut französisch spricht, was dort sehr nützlich, wenn nicht sogar unabdinglich ist, denn die Englisch-Kenntnisse der Bevölkerung gehen gegen Null. Dies umso mehr, je weiter man sich von der Hauptinsel Tahiti entfernt. Auf den völlig abgelegenen Kannibaleninseln der Marquesas wäre es außerdem nicht schlecht, eine der dort noch lebendigen Ursprachen der Einwohner zu beherrschen. Ja, wir waren auch bei den Kannibalen. Kannibalen mit Handys und Solarzellen im Garten, aber dennoch Kannibalen. Einer von ihnen sollte mir das Leben retten, aber dazu später mehr.

Im Zusammenhang mit der Südsee fällt immer wieder und fast zwanghaft das Wort Bora Bora. Diese Insel ist bis heute das Synonym für's Inselparadies überhaupt und jeder, der noch nie dort war, will da hin. Mögen die Erwartungen und Wahrnehmungen eines jeden Reisenden auch unterschiedlich sein, möchte ich doch jedem Interessierten raten, diese Insel so lange auszulassen, bis er oder sie die wahre Südsee anderenorts richtig kennengelernt hat. Bora Bora ist kommerziell vollkommen verdorben, landschaftsverachtend vollgebaut, maßlos überteuert und unauthentisch. Ich besitze sogar einen Reiseführer, der in dieser Weise vor Bora Bora warnt. Der stammt aus den 80ern. Als Südsee-Ersterlebnis ist die Insel wirklich denkbar ungeeignet und hat bei dieser Reise auch keine Rolle gespielt. Wir haben stattdessen zwei Monate lang vier Inselgruppen Französisch Polynesiens von ganz im Norden bis in den Süden bereist und dabei Erlebnisse für ein ganzes Leben gesammelt. Wir waren in der größten geschlossenen Lagune der Welt, sahen die gefährlichste Surfwelle der Welt und waren für eine Woche die einzigen Touristen auf dem unberührten Atoll von Raivavae. Wir hatten die Wahl, vom gemütlichen Bett aus entweder zum HD-TV zu schauen, oder besser gleich durch die geöffnete Terrassentür hindurch die Haie zu beobachten, die nachmittags immer vor's Bungalow geschwommen kamen. 10 Tage verbrachten wir ausgesetzt auf einer unbewohnten Palmeninsel, überlebten dort einen nächtlichen Tropensturm und fühlten uns sowieso wie die einzigen Menschen auf Erden. Die kulinarischen Genüsse reichten von feinster französischer Küche à la Entrecote Roquefort bis hin zu Mördermuschelragout und Kokosnußwasser. Nur das gelegentlich gereichte Menschenfleisch haben wir natürlich nicht probiert.

Auf der folgenden Karte sind all unsere Aufenthalte mit Übernachtungen im Land markiert:


Bild
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Benutzeravatar
Pico
Beiträge: 643
Registriert: 14 Nov 2003 14:03

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Pico »

Au fein, ihr seid in der Südsee angekommen! :-)

Und wieder hat man euch ausgesetzt, ach ihr Armen! :lol:

HD-TV oder Haie in der Lagune - ich wüsste auch was ich mir aussuchen würde. :D

Hach, schöööön......
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3325
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Suse »

Weil wir auch die Polynesischen Francs, wie so viele der kleinen exotischen Währungen, in Deutschland nicht vorab tauschen konnten, führt der erste Weg im Flughafen zum Geldautomaten. Wechselkurs 1:120, im Kopf bekomme ich das jetzt nicht hin, wieviel ich da eintippen muß, um die Maximalsumme von 500 Euro zu ziehen, das sind mir jetzt spontan zu viele Nullen. Die Währung ist das erste Indiz, daß das mit der EU halt doch nur teilweise stimmt.

Französisch Polynesien ist ein Pays d’outre-Mer, ein Überseeland, das, anders als die als Départements d’outre Mer klassifizierten Länder wie die Réunion, Martinique oder Mayotte, nicht wirklich zum französischen Mutterland gehört, aber irgendwie eben doch.

Es ist für den Mister und mich ja nicht die erste Reise in den pazifischen Raum und in anderen Staaten ist das Leben meist ungleich härter und restriktiver als hier. Die Mär von der sorglosen Existenz in der Südsee ist leider nur genau das: eine Phantasievorstellung. Wir werden im Laufe der Reise einiges hören, sowohl von Metropolfranzosen als auch von Polynesiern, ob und wie das komplexe System, in dem beide Länder miteinander verflochten sind, funktioniert.

Hier geborene Polynesier haben die französische Staatsangehörigkeit und genießen dadurch viele Vorteile in Bezug auf Berufsperspektiven oder Zugang zu staatlichen Sozialleistungen. Durch den französischen Paß reisen sie leichter als andere Nationalitäten, die oft Visa benötigen, und umgekehrt ist es genauso: Die Einreisebestimmungen sind an die der EU angelehnt. Angehörige eines Schengen-Staates könnten, wenn sie denn nicht irgendwo in einem Transitlant zwischenlanden müßten, theoretisch hier am anderen Ende der Welt mit dem Personalausweis einreisen und sich unbegrenzt hier aufhalten, mit französischer Staatsangehörigkeit hat man sogar freien Zugang zum Arbeitsmarkt. Eine Situation die für viele Franzosen zumindest aus der Ferne attraktiv erscheint. Ohne eine Stelle in einer qualifizierten Tätigkeit bleibt jedoch meist nur, mit den Polynesiern um die Jobs im Tourismus zu konkurrieren oder die Selbständigkeit, die einem dann den Traum vom Müßiggang in der Südsee vermutlich schnell austreibt.

Auch das Fare Suisse, polynesisch-französisch für „Schweizer Haus“, in dem wir die ersten Tage wohnen werden, ist so ein Beispiel und ein echtes Erfolgsmodell. Betrieben von einem Deutsch-Schweizer, der zugleich als Honorarkonsul für die deutschsprachigen Länder fungiert, und seiner französischen Ehefrau, einem der am härtesten arbeitenden Menschen, den wir je gesehen haben. Thérèse ist abends die letzte, die sicherstellt, daß die Gäste im Restaurant alles haben, was sie brauchen, und morgens die erste, die die ankommenden Touristen vom Flughafen abholt, so auch uns jetzt.

Bild

Als ich vom Geldautomaten zurückkomme, steht Thérèse schon da mit ihrem Fare Suisse-Schild in der einen Hand und einem Bündel Leis in der anderen. Die schöne Tradition der Polynesier, neu angekommenen Gästen Blumenkränze umzuhängen, erleben heute allerdings nur noch diejenigen, die von ihrer Unterkunft abgeholt werden, alle anderen gehen leer aus. Unsere Leis bestehen, genau wie im Lied zuvor, aus aufgefädelten Tiaré- und Hibiskusblüten und duften betäubend.

Sie ist ein bißchen erleichtert, daß wir uns auf Französisch verständigen können, denn, so sagt sie etwas schuldbewußt, sie habe trotz ihres Ehemannes nie Deutsch gelernt. Thérèse spricht das ganz normale Französisch einer gebildeten Französin und nicht das Argot eines Kommissars, der einen Tunichtgut verhört, die Probleme beim Filmegucken aus dem Flugzeug habe ich hier nicht. Beni, ihr Mann, spricht natürlich Deutsch, aber das ist nicht der Grund, weshalb wir das Fare Suisse als Unterkunft ausgewählt haben.

Eigentlich hätten wir ein bestimmtes Hotel näher im Stadtzentrum Papeetes bevorzugt, aber das hat anscheinend die Pandemie nicht überlebt und ist geschlossen. Das Fare Suisse erschien uns von allen Alternativen die netteste, etwas außerhalb gelegen, aber in einem netten Stadtteil, ein bißchen am Hang, mit schönem Blick über den Hafen. Wir stellen uns das klein und familär vor und sehen uns schon morgens beim Frühstück gemütlich das legendär gute, von Beni höchstpersönlich gebackene Brot essen. Daß das vielleicht nicht so ganz stimmt, merken wir schon, als wir gemeinsam mit Thérèse noch auf sechs weitere Gäste warten, alles Franzosen, die gleichzeitig mit uns angekommen sind. Der Kleinbus ist dann schon brechend voll, als wir langsam im Berufsverkehr auf Papeete zu fahren.

Thérèse erklärt uns im Vorbeifahren schon die wichtigsten Dinge über Paofai, den Stadtteil, in dem wir wohnen. Etwas unterhalb vom Fare Suisse ein großer französischer Supermarkt, einer der wenigen in ganz Papeete, das ist ein echtes Plus.

Im Gästehaus angekommen, sind wir dann verblüfft über die Größe der Anlage.

Bild

Ausgehend von einigen Zimmern um die Büroräume des Konsulats herum zieht sie sich über den halben Hang, eine richtige kleine Stadt, die sich um eine zentrale Terrasse gruppiert, auf der gefrühstückt wird und abends auch ein bißchen Restaurantbetrieb ist.

Bild

Das Ganze hat durchaus trotzdem etwas Familiäres, im Innenhof die Hühner, die zwischen den angrenzenden Grundstücken durch den Zaun wechseln, und die Katzen, die tagsüber das Buffet als Schlafplatz nutzen.

Bild

Wir bekommen ein Zimmer im obersten Stock, Fatu Hiva heißt es. Fatu Hiva ist eine Insel der Marquesas, die wir auf dieser Reise allerdings nicht kennenlernen werden. Fatu Hiva hat eine kleine Terrassenfläche vor der Tür, von der aus wir in den kommenden Tagen das Geschehen hier beobachten können. Vor allem ich, da mein Uralthandy auch hier, in der obersten Etage, das W-LAN empfängt, während der Mister erneut auf die Frühstücksterrasse „zu Amber“ muß.

Beim Einchecken ist man schon ein bißchen erstaunt über unseren langen Aufenthalt. Viele Gäste widmen Tahiti und insbesondere der Hauptstadt Papeete nicht so viel Zeit. Die meisten reisen zu Beginn und Ende des Urlaubs hier nur durch und nutzen das Fare Suisse für den Kurzaufenthalt, Shuttle-Service von und zum Flughafen sowie den Service der Gepäckaufbewahrung und der Duschmöglichkeit am letzten Tag vor Abreise inklusive. Diese Tagesgäste mit einer, maximal zwei Nächten Aufenthalt machen dann auch den Hauptanteil der Gäste aus und auf uns, die wir hier länger bleiben, macht das Gästehaus den Eindruck eines quasi atmenden Organismus. Es saugt neu angekommende Touristen ein und spuckt sie am Folgetag wieder aus. Und fast immer sitzt Thérèse am Steuer der Kleinbusse. Wir fragen uns, wo sie die Energie hernimmt, die Frau ist die schwarze Varta auf Beinen.

Das Hochwuchten der Koffer zu Fatu Hiva ist allerdings beschwerlich, aber danach gibt es Frühstück und auch wir scheuen uns nicht, zur Legendenbildung des Beni-Brots beizutragen, es ist köstlich. Danach ist dann allerdings nicht mehr viel mit uns los und wir verschlafen den halben Tag, während am Kopfende des Bettes die Blumenketten vor sich hinduften.

Bild

Heute sind wir zu faul, uns runter in die Stadt zu bemühen, den ersten Abend verbringen wir im Fare Suisse und bestellen uns Pizza. Die Speisekarte im Restaurant hat genau drei Gerichte im Angebot, Pizza, Wurstplatte und Schweizer Käsefondue. Tatsächlich ist es ratsam, einen Tisch zu reservieren, denn häufig kommen Gäste wegen des Fondues von außerhalb. Daß die Terrasse nur zur Hälfte überdacht ist, sorgt bei den in den Tropen ja nicht seltenen Regenfällen für häufiges Stühlerücken und Gedrängel und wird uns an einem der nächsten Tage eine Einladung zu einem kostspieligen Whisky einbringen.

Heute Abend gönnen wir uns ein Bier. Eigentlich sind wir beide keine Biertrinker, aber das lokale Gebräu, Hinano, müssen wir probieren. Es existiert in drei, wie nennt man das, Malzsorten, und am besten schmeckt mir das dunkle, aufgrund der Farbe ambrée genannt.

https://www.hinano.com/?lang=en
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3325
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Suse »

Auch am zweiten Tag lassen wir es langsam angehen, wir sind jetlagmäßig extrem früh wach und kommen in den Genuß eines Sonnenaufgangs über den Bergen von Tahiti.

Bild

Frühstück mit Beni-Brot und viel Kaffee, dann erwachen langsam wieder die Lebensgeister.

Danach etwas beobachten der Hühnerschar auf dem Gelände, dabei haben wir das Wetter im Blick. Es sieht gar nicht mal so schlecht aus. Unter uns der vom Mister "Champignon" getaufte Supermarkt. Da müssen wir heute unbedingt noch hin.

Bild

Später sehen wir ein gewaltiges Kreuzfahrtschiff in den Hafen einlaufen, dessen Anblick aber von einem nicht weniger beeindruckenden Kriegsschiff abgelöst wird, das gleich daneben festmacht. Das ist kein verschlafenes Inselchen hier.

Dank meines W-LAN-sensiblen Handys kann ich gemütlich vor Fatu Hiva online Zeitung lesen und erfahre, daß das die Pearl Harbor ist, die mit der französischen Marine ins Manöver geht. Trotz der faktischen Unabhängigkeit Französisch Polynesiens übernimmt einige politische Aufgaben das selbsternannte Mutterland Frankreich, dazu gehören unter anderem Außenpolitik und Verteidigung. Natürlich geschieht dies nicht nur uneigennützig, natürlich ist es auch im Interesse Frankreichs, mit seinen Überseegebieten immer einen Fuß in der Tür strategisch wichtiger Länder überall auf dem Globus zu haben.

Eine Aufarbeitung des der Bevölkerung der Atomtestgebiete angetanen Unrechts beginnt eigentlich gerade erst. Die Auseinandersetzung damit ist sehr präsent in den Medien, gerade jetzt vor den Wahlen.

Gegen die Übernahme der Verteidigung in Kollaboration mit den US-Amerikanern herrschen allerdings keine allzugroßen Vorbehalte, im Gegenteil, viele junge Polynesier streben eine Karriere in der Armee an. So lesen wir von einem während des wochenlangen Aufenthalts der Pearl Harbor ins Leben gerufenen Programms „Adopt a Soldier“, in dem die Besatzungsmitglieder zu Homestays in polynesischen Familien eingeladen werden.

https://www.tntv.pf/tntvnews/polynesie/ ... e-journee/

Wir selbst wollen natürlich auch was von der Insel kennenlernen und da sich der von unserer Ichetucknee-Bekanntschaft aus Guam vorgeschlagene Guide als nicht verfügbar herausgestellt hat, müssen wir nun Alternativen finden. An der Rezeption gibt es Flyer verschiedener Touranbieter. Eine Inselrundfahrt mit Stops an den gängigen Sehenswürdigkeiten, einfach so zum Kennenlernen, und ein bißchen was Ausführlicheres ins Inselinland stellen wir uns vor. Die polynesischen Mitarbeiterinnen im Fare Suisse sind eine herzlicher und hilfsbereiter als die andere, aber ob sie wirklich beurteilen können, wie gut die Touren aus Sicht eines Touristen sind, wage ich zu bezweifeln.

Zum Glück hängen gerade ein paar Franzosen im Frühstücksbereich ab und trinken Kaffee. Als sie mich mit den Flyern herumhantieren sehen, bekomme ich ein paar Tips, welche Touren empfehlenswert seien. Eigentlich hätten wir ja lieber etwas Individuelleres gemacht, aber angesichts des Kreuzfahrtschiffs, das im Hafen liegt, können wir froh sein, überhaupt noch spontan Plätze zu bekommen. Die Tour ins Inselinnere findet schon morgen statt, die Inselrundfahrt in drei Tagen. Das hätten wir tatsächlich besser vorbereiten müssen, aber ohne je vor Ort gewesen zu sein, ist es auch schwierig, die verschiedenen angebotenen Ausflugstouren nur anhand des Werbesprechs im Internet einzuschätzen.

So bleibt am ersten Tag noch Zeit, uns im Supermarkt mit Getränken und Snacks einzudecken und einen ersten kleinen Vorstoß in die Stadt zu wagen. Und nun zeigt sich erstmals der Nachteil des Fare Suisse. Für unbeschwerte Spaziergänger mag die Entfernung zum Stadtzentrum unbedeutend sein, mit kiloschweren Foto- und Videokameras auf dem Buckel wird uns das Marschieren in der tropischen Schwüle schon nach kurzer Zeit ziemlich sauer, und wir wissen ja, daß wir das Ganze nachher auf dem Rückweg wieder berghoch zurück müssen.

Zumindest ist das Viertel nett, mit den großflächigen Wandmalereien hat man sich bemüht, es ansprechend zu gestalten. Es gibt ein paar Geschäfte, den Supermarkt, eine Schule, es ist eigentlich ein ganz normales Wohnviertel, in dem Polynesier ihrem Tagesgeschäft nachgehen und natürlich ist es nicht frei von Armut. Es ist kein auf Hochglanz poliertes Touristenviertel, wir finden es authentisch und mögen es so, und dazu gehören eben auch pittoreske Rostlauben wie diese.

Bild

Tatsächlich nehmen wir weniger Anstoß an dem vergammelten Kleinwagen, eher wächst er uns in den kommenden Tagen ein bißchen ans Herz und wir fragen uns, ob er wohl noch fahrtüchtig ist. Irgendjemand kümmert sich immer noch darum, genau wie um die Katze, die in oder unter ihm lebt.

Bild

Auf halber Strecke lädt der Parc Bougainville zum Ausruhen ein, ein kleiner Stadtpark mit vielen Sitzbänken und Spieltischen an denen Polynesier sitzen, dazwischen kleine Wasserbecken mit Seerosen,

Bild

überall die Hühner und mittendrin die Statue von Louis Antoine de Bougainville, dem Entdecker.

Bild

Hier bleiben wir eine ganze Weile sitzen. Seit der Ankunft ist das jetzt unser erster Ausflug ins polynesische Leben und es gibt viel zu Gucken.

Rechts von uns der ruhige Park,

Bild

links braust der Verkehr über den Boulevard der Königin Pomare IV, die durch die französischen Kolonisateure ihrer Ämter enthoben wurde. Französische SUVs mischen sich mit Geländewagen, aber das das Straßenbild beherrschende Fahrzeug ist der Roller:

Bild

Die Tahitianerinnen sehen aus näherer Betrachtung anders aus, als ich sie mir vorgestellt habe. Zumindest hier, wo wir gerade sitzen, sind wenig korpulente Menschen zu sehen, wie ich es beispielsweise aus Tonga gewöhnt bin, die meisten sind zartgliedrig und tatsächlich trägt so gut wie jede entweder eine Blütenkrone oder aber eine einzelne Frangipani- oder Hibiskusblüte hinter dem Ohr. Daß die Position der Blüte etwas über den Familienstand der Person aussagt, mag früher einmal gestimmt haben; später erzählt man uns, daß man das heutzutage nicht mehr daran ablesen kann, da die Frauen es als Teil der Selbstbestimmung betrachten, ob sie erkennbar machen möchten, „noch zu haben“ zu sein oder nicht.

Die meisten sind sportlich gekleidet, aber man sieht gelegentlich auch noch die „Robes Missions“. Die überweiten, knöchellangen Kleider mit der Tifaifai genannten Stickerei aus Blütenmustern und Rüschen an Ärmeln und Ausschnitt, die man inzwischen mit den Frauen in Ozeanien, vor allem auf den Cook Inseln verbindet, sind eigentlich keine traditionelle Kleidung der pazifischen Länder, sondern von den Missionaren mit dem Zweck eingeführt, die ursprünglich mit Naturmaterialien und Kokosnussschalen bekleideten Körper der sündigen Verführerinnen zu verbergen.

Bild

Auf der Hafenpromenade passieren wir zahlreiche Perlengeschäfte. Die Tahiti-Perle, meist im Unterschied zu Perlen aus anderen Ländern graugrün, blau oder schwarz, ist hier ein echter Wirtschaftsfaktor und die Schmuckstücke direkt hier an der Promenade sind extrem teuer.

Bild

Bild

Abgesehen von dem kurzen Luxussegment verströmt die Stadt den morbiden Charme des Verfalls.

Das Haus wird aber nicht etwa gerade von der Natur zurückerobert

Bild

das ist tatsächlich ein tropischer Balkongarten. Was ein deutscher Statiker wohl dazu sagen würde :lol:

Bild

Noch hie und da Relikte aus den goldenen Zeiten, als der globale Jetset hier die Puppen tanzen ließ.

Bild

Daß wir uns dem Hafen nähern, merken wir an den zunehmenden Gruppen amerikanischer Marinesoldaten. Mit ihren Uniformhosen mit Bügelfalte und akkuraten Flat Tops sehen sie genau so aus, wie schon ihre Großväter ausgeschaut haben. Aber irgendwie hat das was Nostalgisches.

Unser Ziel ist die Place Vaiete. Die Pearl Harbor ragt gigantisch über uns auf.

Bild

Überragt wird sie nur von dem Kreuzfahrtschiff, von hier unten können wir lesen, daß es die Norwegian Spirit ist.

Bild

Bild

Daneben die Aranui V nimmt sich winzig klein aus. Die Aranui V ist das Postschiff, das die Inselgruppe der Tuamotus und die Marquesas mit der Hauptinsel Tahiti verbindet. Ähnlich wie bei der Hurtigruten in Norwegen gibt es hier auch Kabinen für Kreuzfahrer, die sehr beliebt sind.

Bild

Ansonsten ist der Platz verwaist, erst Abends erwacht er zum Leben. Mit Einbruch der Dunkelheit kommen die Roulottes, die mobilen Verkaufwagen mit Street Food, an denen sich Polynesier und Touristen mischen. Ganz sicher kommen wir an einem anderen Abend zurück, aber bis zum Einbruch der Nacht wollen wir heute nicht warten, wir gehen zurück zum Fare Suisse und sind danach dann auch einigermaßen geschafft.

Fahrradtransport à la La Digue. Eine Fahrradinsel ist das hier aber eigentlich nicht.

Bild

Das Wetter bessert sich nur langsam, es ist immer noch schwülheiß und regnerisch und die Luftfeuchtigkeit ist enorm. Gegen Abend kühlt es sich nur wenig ab. Eine größere Gruppe Franzosen ist eingetroffen, die Käsefondue essen. Nicht die gesamte Gesellschaft paßt unter das Dach und äugt permanent mißtrauisch in den Gewitterhimmel. Als wir aufgegessen haben, bieten wir an, unsere Biere an der Bar auszutrinken, damit die Fonduegesellschaft aufrücken kann. Die Gruppe distinguiert aussehender Herrschaften steckt daraufhin die Köpfe zusammen und ein Abgesandter erscheint an unserem Platz an der Bar. Einladen möchte man uns, was wir denn gern hätten. Wir lehnen erst höflich ab, er insistiert, wir geben dann auf und wählen Whisky, in dem ohnehin teuren Reiseland preislich quasi flüssiges Gold.

Er bleibt bei uns, bis der Whisky vor uns steht, fragt uns kurz nach dem woher und wohin und ob wir denn irgendwelche Fragen zum Land hätten. Tatsächlich fällt mir eine ein und ich glaube, er ist genau der Richtige dafür. Ob man sich denn wirklich hier im Land immer und überall und in jeder Lebenslage duze, wie es die Reiseführer behaupten. Die Antwort ist, wie ich erwartet habe: Das gilt für Polynesier. Er selbst ist Ministerialangestellter, wie er uns erzählt, und unter den in der Verwaltung beschäftigten Franzosen sei das im beruflichen Kontext nicht üblich. Genau das habe ich erwartet. Es macht die komplexe Struktur, die das Pays d’Outre Mer-Konstrukt hat, nicht einfacher, finde ich. Die Polynesier, so lernen wir später noch, betrachten es geradezu als Affront, gesiezt zu werden, während ältere Franzosen, mit denen wir noch zu tun bekommen, konsequent siezen. Da immer den richtigen Ton zu treffen, kann nicht ganz einfach sein.

Alles in allem ein lehrreicher Abend. Wir sitzen noch ein bißchen vor Fatu Hiva und schauen über die nächtliche Stadt.

Bild

Daß wir den Sonnenuntergang inzwischen sehen können, läßt für morgen hoffen. Obwohl es da eigentlich egal wäre, denn es geht hinauf ins Tal von Papeno’o und in den Nebelwald.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Klara
Beiträge: 942
Registriert: 27 Okt 2016 18:02

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: 13 Feb 2023 18:35 Tatsächlich nehmen wir weniger Anstoß an dem vergammelten Kleinwagen, eher wächst er uns in den kommenden Tagen ein bißchen ans Herz und wir fragen uns, ob er wohl noch fahrtüchtig ist. Irgendjemand kümmert sich immer noch darum, genau wie um die Katze, die in oder unter ihm lebt.
Bild
Ich dachte, das Schälchen soll Flüssigkeit, die aus dem Motorraum tropft, auffangen :lol:
Suse hat geschrieben: 13 Feb 2023 18:35 Das Haus wird aber nicht etwa gerade von der Natur zurückerobert

Bild

das ist tatsächlich ein tropischer Balkongarten. Was ein deutscher Statiker wohl dazu sagen würde :lol:

Bild
Gut entdeckt, klasse.
Suse hat geschrieben: 13 Feb 2023 18:35 Daß wir uns dem Hafen nähern, merken wir an den zunehmenden Gruppen amerikanischer Marinesoldaten. Mit ihren Uniformhosen mit Bügelfalte und akkuraten Flat Tops sehen sie genau so aus, wie schon ihre Großväter ausgeschaut haben. Aber irgendwie hat das was Nostalgisches.
Ach toll, bestimmt ne Szene wie in einem alten Spielfilm
Mal wieder Danke fürs Teilhabenlassen
Klara
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3325
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Suse »

Haben wir auch erst gedacht, aber das Schälchen war immer leer und diese Katze saß oft daneben. Das Auto wirkte auch irgendwie, als stünde es eigentlich nur noch als Katzenbehausung da.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3325
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Suse »

Am nächsten Morgen packen wir die Rucksäcke, auch Badesachen und Handtücher. Wir machen die Inseldurchquerung und auf unserer Tour heute soll es Gelegenheit zum Baden unter einem Wasserfall geben.

http://www.aha-helico-air.asso.fr/helip ... u0709a.jpg

Außerdem eine kleine Wanderung zu einem Bergsee, wunderschön soll das sein und auch anspruchslos, das haben mir die Franzosen gestern erzählt, die die Tour schon gemacht haben. Meine Urängste, ich könnte bei irgendwelchen komplizierten Kraxeleien über rutschige Felsen die Gruppe aufhalten oder mich womöglich auf irgendeinem Felsen mit Absturzgefahr gar nicht mehr weitertrauen, wurden somit ausgeräumt, und ich freue mich. Auch wenn wir natürlich schon ahnen, daß wir bei einer Gruppentour nicht die Möglichkeit haben, die Gegend so zu erkunden, wie wir uns das eigentlich vorstellen. Es wird nur kurze Fotostops geben, dafür aber hoffentlich viele Erklärungen zu Fauna und Flora. Und wenn es uns so gut gefällt, wie wir erwarten, kommen wir eben irgendwann in der Zukunft nochmal zu einer individuelleren Tour zurück und fangen dann nicht bei Null an.

Die Taldurchquerung könnte man auch als Wanderung machen, wobei die Tour selbst größtenteils auf angelegten Wirtschaftswegen zurückgelegt wird und eher aufgrund der zu überwindenden Höhenmeter hohe Anforderungen stellt, nämlich an die Fitness. Außerdem besteht durchaus die Möglichkeit, das Tal als Selbstfahrer zu durchqueren, aber das ist eine Sache, die man sich vielleicht erstmal angucken sollte. Wir sind heute mit einem allradgetriebenen Pickup unterwegs, der uns am Hotel abholen soll.

Dabei haben wir dann direkt einen schlechten Start, denn in den letzten zwei Tagen haben wir wiederholt beobachtet, wie Gäste auf der Frühstücksterrasse von ihren Guides zu den organisierten Touren abgeholt wurden, also warten wir auch hier. Daß der Treffpunkt unterhalb des Fare Suisse an der Straße ist, hat uns niemand gesagt, so daß der Guide irgendwann verärgert nach uns suchen kommt und uns direkt anpampt, ob wir denn nicht die Tour machen wollten, und weshalb wir denn dann nicht kämen.

Auf den Bänken auf der Ladefläche ist Platz für ungefähr 10 Personen, wir werden aber nur zu acht sein, so ist es ganz bequem. Ein französisches Paar auf Hochzeitsreise sitzt bereits da, beide noch ganz jung. Dazu kommen noch zwei Ehepaare aus New York, alle vier machen die Tour, um die Zeit vor der Abreise der Norwegian Spirit totzuschlagen.

Unser Fahrer ist ein wortkarger Typ, wir denken zuerst, er sei noch verärgert, weil wir aufgrund des Mißverständnisses bei der Abholung nun Zeitverzug haben, aber das waren sowieso nur wenige Minuten und die holt er mit seinem Fahrstil locker wieder raus.

Um nach Papeno‘o zu kommen, müssen wir das Stadtzentrum durchqueren. Um uns herum kurven waghalsig die Roller, und ich habe noch nicht ganz zuende gedacht, daß es hier bestimmt oft Unfälle gibt, da passiert es auch schon. Hinter uns fährt ein großer Geländewagen auf eine Rollerfahrerin auf, eine ältere Polynesierin in einer Robe Mission sitzt darauf, sie kippt um und liegt offenbar benommen da und rührt sich nicht, ihre Blumenkrone ist ihr vom Kopf gefallen und liegt vor ihr auf der Straße. Wir sind auf unseren Sitzen auf der Ladefläche quasi live dabei. Ich entschließe mich, bis wir oben in den Bergen sind, doch mal lieber den Sicherheitsgurt anzulegen.

Das Tal von Papeno’o ist das höchstgelegene Tahitis und eigentlich ein Vulkankrater, der von bis zu 2000 Meter hohen Berggipfeln gesäumt wird. Abhängig von der Regenmenge gibt es unzählige Wasserfälle und weiter oben im Tal erreicht man den unteren Rand des Nebelwaldes, in dem die Vegetation eigentlich permanent im Dunst der Wolken hängt.

Bild

Bis zum Beginn der Straße, die Tahiti einmal von Nord nach Süd durchquert, war die Fahrt zwar zügig, aber angenehm. Als wir in das Tal selbst einbiegen, wird es direkt unlustiger, denn nachdem wir die letzte Siedlung hinter uns gelassen haben, ist der Weg nicht mehr asphaltiert. Schlaglöcher heißen auf Französisch Nid de Poule, Hühnernester, aber der putzige Ausdruck ändert nichts daran, daß es alles andere als angenehm ist, wenn sich eins ans andere reiht. Wir sind noch nicht lange gefahren, als mir der Mister schon zuraunt: Merkste? Stoßdämpfer sind kaputt.

Ja, das ist mir durchaus schon aufgefallen. Hoffentlich ist der Rest wenigstens in Ordnung. Bremsen zum Beispiel. Ich mache mal sicherheitshalber den Gurt wieder ab.

Nach einer Weile halten wir am Straßenrand und es gibt eine kurze Einführung in den Tagesablauf. Nun stellt sich auch heraus, daß die Maulfaulheit unseres Guides nichts mit uns zu tun hat. Er hat, wie er uns sagt, ja nun festgestellt, daß seine Gruppe überwiegend aus Amerikanern besteht und er könne ja eigentlich kaum Englisch, da hätten wir ja leider Pech mit ihm heute. Den Amerikanern geht das offenbar am schlaglochgeplagten Allerwertesten vorbei, sie winken nur ab.

Bild

Das genügt ihm offenbar, um seinen Stimmbändern mal generell einen Tag Pause zu gönnen, denn auch Erklärungen auf Französisch gibt es nur auf gezielte Nachfrage. Also keine kleinen Geschichten und Legenden aus dem Bergtal, wie es andere Leute auf Tripadvisor oder in ihren Videotagebüchern beschrieben haben, kein Pflücken von Früchten oder Erläuterungen über Nutzpflanzen und ihre Verwendung. Das eigentliche Problem aber wird, daß die Fotostops ohne eigentlich vorgesehene Vorträge über Flora, Fauna und die Sagen der Polynesier noch kürzer werden, als ohnehin schon.

Die Landschaft ist auch hier, im unteren Bereich des Tals, üppig grün. Wir halten mehrmals an Wasserfällen. Ob sie Namen haben, erfahren wir nicht, aber die meisten der kleineren werden ohnehin keine haben, sondern aufgrund der Regenfälle spontan entstanden sein und danach wieder versiegen.

Als wir uns langsam in höhere Lagen arbeiten, tauchen am Wegesrand und an den Hängen die ersten großen Farne auf, mit Wedeln von bis zu vier Metern Länge. Das ist Angiopteris evecta, gigantische Gewächse, die aber keinen Stamm bilden. Beim nächsten Stop belagere ich den Guide mit Fragen und die beantwortet er auch bereitwillig.

Bild

Der Nahe, wie dieser Farn auf Polynesisch heißt, war früher, wie in vielen Ländern Ozeaniens auch, ein Grundnahrungsmittel. Die frischen Austriebe sind gekocht eßbar. Das ist nicht unüblich, auch in Kanada und Japan werden „Fiddleheads“, die noch nicht ganz entrollten Farnwedel anderer Farnarten, die im Frühjahr an die Schnecken in den Geigenköpfen erinnern, gegessen. Roh enthalten sie Karzinogene, die zu Speiseröhrenkrebs führen. Ob das hier auch bekannt sei, kann er mir nicht beantworten, aber gegessen wurden sie, vor allem von Jägern, bei längeren Aufenthalten in den Bergregionen. Eine Heilpflanze ist er außerdem. Da er keinen Stamm bildet, hat er unterirdisch ein großes Rhizom, dessen Wurzeln entzündungshemmende Wirkung haben und aus denen Breiumschläge für Verletzungen zubereitet wurden.

Ich mag den Nahe vor allem wegen seiner urwüchsigen Schönheit, die Wedel sind so breit und dicht, daß einige dahinter liegende Mini-Wasserfälle komplett verdecken. Wenn man sie beiseite schiebt, tut sich dahinter eine kleine Märchenwelt auf. Nur leider haben wir hier heute keine Zeit zum Verweilen. Die Amerikaner gähnen schon ein bißchen herum und lassen durchblicken, daß sie der vielen Kaskaden nun langsam überdrüssig werden und man nicht bei jedem anhalten müsse.

Bild

Was die Fauna des Tals anbetrifft, hat unser Guide insofern Glück, als es da nicht viel zu erklären gibt, denn wie fast alle Inseln Ozeaniens ist Tahiti artenarm. Die abgelegenen Inseln haben nur wenig Landfauna, die Vielfalt gibt es hier vor allem im Wasser. Sperbertäubchen mit ihrem vertrauten Gurren sind zahlreich und am Himmel sehen wir gelegentlich einen Tropikvogel, ansonsten ist er leer und an den Ufern gibt es hier auch keine Reiher, Schildkröten oder gar Alligatoren. Das hat natürlich schwimmtechnisch seine Vorteile, aber verglichen hiermit ist Florida quasi die Serengeti.

Ausgerechnet der eigentlich für das Baden vorgesehene Wasserfall ist aufgrund der zu reichlichen Regenfälle nicht zugänglich, nicht mal mit dem Allradfahrzeug, die Wege sind überschwemmt. Alternativ bietet man uns ein Bad in der Rivière Papeno’o an, dem Fluß, der das Tal durchquert. Die Bezeichnung Rivière weist schon darauf hin, daß dieser Fluß nicht ins Meer fließt, sondern hier im Tal in zahlreichen Seen endet.

Bild

Hier sind auch schon andere Gruppen vor uns angekommen, die vermutlich ebenfalls ihre eigentlich geplanten Wasserfälle nicht erreichen konnten. Der Fluß selbst ist nicht ideal zum Schwimmen, höchstens die Füße kann man reinhalten. Das tun wir auch, ansonsten nutzen wir den nun endlich mal etwas längeren Stop, uns mal in Ruhe die Vegetation anzuschauen. Man merkt, daß wir schon ein paar Höhenmeter gemacht haben, die Bäume sind dick bemoost, langsam fängt es an, so auszuschauen, wie ich es mir vorgestellt habe.

Bild

Weiter geht es hinauf in die Berge und ziemlich in der Mitte des Tals liegt das Relais de Maroto. Früher einmal ein Hotel, gibt es hier heute nur noch wenige Zimmer für Wanderer, ansonsten ist die Anlage verlassen, wird aber halbwegs instand gehalten. Das Personal, das für die vorbeikommenden Jeep-Safaris Mittagessen anbietet, kommt jeden Tag aus Papeete heraufgefahren. Aber das weiß ich auch nur, weil unser Guide dem französischen Paar ein paar Sätze der Erklärung gönnt.

Bild

Die beiden Franzosen sprechen auch Englisch, daher kann sich die Gruppe beim Essen ein bißchen unterhalten. Abgesehen davon, daß die Amerikaner einen etwas desinteressierten Eindruck an der Tour machen, sind sie nett und freuen sich, als wir erzählen, daß wir dieses Jahr noch nach New York reisen werden, wo sie herstammen.

Das Essen war lecker, für Tahiti-Verhältnisse auch nicht überteuert, und es ging zügig, so daß wir danach noch Zeit haben zum Fotografieren, bevor es weitergeht. Unterhalb des Relais liegt ein kleines Dorf, eines der wenigen hier in der Gegend, das nicht verlassen wurde, die Menschen hier betreiben Gemüseanbau.

Bild

Die uns umgebenden Berge liegen größtenteils bereits im Wolkenschatten, ab und zu dringt die Sonne noch durch und verteilt Streiflichter

Bild

Wir überlegen bereits, ob das hier etwas für uns wäre, ein paar Tage im Relais de Maroto und von hier aus Wanderungen unternehmen. Nur der Gedanke, daß man nachts dann hier sehr wahrscheinlich ganz allein ist, schreckt mich ein bißchen ab. Es ist doch sehr einsam hier und beim Anblick der verlassenen Hotelanlage neben dem Restaurant kommen Gedanken an das Overlook aus Shining auf.

Viele der Papeno’o-Touren enden hier und die Fahrt geht die selbe Strecke zurück nach Papeete. Wir jedoch machen die gesamte Inseldurchquerung und fahren weiter gen Süden. Bevor wir wieder zur Küste hinunter abwärts fahren, geht es noch eine ganze Weile bergauf bis der höchste Punkt der Talstraße erreicht ist, und jetzt wird es erst richtig spannend. Die Straße ist nur noch einspurig und windet sich in Serpentinen, wir müssen einige kleine Wasserläufe durchqueren, mehrmals gibt es starkes Gefälle und einmal braucht es mehrere Anläufe, bis wir eine Steigung schaffen. Inzwischen ist auch das Verdeck des Jeeps geschlossen worden, aber gottseidank hat er die Seitenteile offengelassen, denn jetzt erreichen wir die Ausläufer des Nebelwaldes.

Bild

Die aufgrund der Höhenlagen meist nur noch klein und krumm ausgebildeten Bäume sind von dicken Mooskugeln überzogen auf denen epiphytische Farne und andere Aufsitzerpflanzen leben, die Feuchtigkeit überzieht alles, auch Kameraobjektive und meine Brille, aber das ist egal, es ist herrlich.
Ich liebe diese Vegetationsformen, urwüchsige Wälder wie diese. Hier jetzt einfach aussteigen und wandern gehen zu können, ein Traum. Auf der schmalen Straße können wir aber nicht einmal anhalten, denn weiter unter uns können wir schon die nachfolgenden Jeeps anderer Anbieter erkennen, die nicht an uns vorbei könnten. Auch die Fotos werden aufgrund der Umstände nicht gut, es ruckelt und die Linsen beschlagen, aber egal.
Echte Nebelwälder, wie die Puristen unter den Biologen vermutlich sagen würden, liegen eigentlich erst in mehreren tausend Metern Höhe wie zum Beispiel in den Anden oder den Gebirgszügen Asiens und nicht viele davon sind ohne schwierige und teils gefährliche Wanderungen erreichbar. Das sind Gebiete, die ich niemals erreichen werde, so begnüge ich mich mit den Rändern und freue mich immer wieder, wenn ich irgendwo auf der Welt Gelegenheit habe, so einen Wald erleben zu dürfen.

Der Mister und ich staunen die Umgebung an, immerhin geht es nur langsam vorwärts, rechts neben uns ragt der Berghang auf, links geht es steil abwärts ins Tal. Es ist schon ein bißchen nervenkitzelig, aber eins muß man unserem Guide lassen, den Wagen fährt er souverän und tiefenentspannt. Das ist eben die Kehrseite der Medaille wenn man einen älteren Guide hat. Er hat zwar keine Englischkenntnisse, dafür aber die fahrerische Routine.
Der Mister sagt später, er würde sich die Tour auch als Selbstfahrer zutrauen und da ich kaum einen besseren Autofahrer kenne als ihn, denke ich das auch. Ich selbst würde mir das nicht zutrauen, vor aus dem Grund, daß sich auf den einspurigen Straßen immer die Situation ergeben könnte, daß man rückwärts fahren muß, am besten noch um eine Kurve, weil es mit Berghang auf der einen Seite und Abgrund auf der anderen keinen Platz zum Ausweichen oder Wenden gibt. In solchen Situationen habe ich schon gesteckt und war einem Nervenzusammenbruch nahe.

Wir werden im Verlauf der Reise noch Leute treffen, die uns erzählen, die Fahrt selbst gemacht zu haben, sind uns aber nicht sicher, ob sie wirklich die gesamte Durchquerung gemacht haben, oder auch ab dem Relais wieder umgekehrt sind, was aufgrund der Straßenverhältnisse tatsächlich sehr viel einfacher ist. Für die gesamte Inseldurchquerung braucht man schon Nerven und es ist, abhängig vom Wetter, tatsächlich auch nicht ganz ungefährlich. Einige Monate nach unserer Reise wird der Geländewagen einer ganzen Familie, die als Selbstfahrer hier unterwegs waren, bei der Durchquerung einer der Furten vom Wasser mitgerissen und konnte nur tot geborgen werden.

Langsam schrauben wir uns wieder abwärts und erreichen den Tunnel, der das Tal von Papeno’o und das Tal von Vaihiria voneinander trennt. Wir haben Glück, daß wir ihn überhaupt durchfahren können, in der Vergangenheit kam es gelegentlich vor, daß ein paar die Unabhängigkeit anstrebende Polynesier ihn blockierten. Da die vorchristliche Kultur der Polynesier vor allem animistisch ist, sind viele Dinge in der Natur hier beseelt und die Nutzung des Tals zur Stromerzeugung per Wasserkraft und das Eindringen der ja zumeist französischen Arbeiter und Ingenieure wird als Verletzung der spirituellen Überzeugungen betrachtet.

Manche Guides lassen ihre Gäste hier aussteigen und den Tunnel zu Fuß durchqueren. Die Wände sind dicht an dicht mit epiphytischen Farnen bewachsen, das hätte ich auch gern gemacht, wir fahren aber nur durch.

Etwas tiefer dann der Lac Vaihiria. Der See liegt in einer kleinen Talsenke und der kurze Spaziergang dahin ist wirklich lächerlich einfach, auch für einen Körperklaus mit schlechtem Gleichgewichtssinn und Höhenangst wie mich. Die Düsternis und die vielen Wasserfälle, die den See umgeben, haben etwas Unwirkliches. Auffällig ist für uns, die wir ja gerade aus Florida kommen, aber erneut die Stille und die Leere. Keine Tiere irgendwo, aber das ist hier so. Das einzige Geräusch ist das tröpfelnde Wasser überall.

Bild

Danach geht es zurück in die Zivilisation. Wir überqueren noch eine Furt durch einen kleinen Fluß, dann tauchen die ersten Grundstücke auf und die Straße wird auch wieder besser und wir weniger durchgeschüttelt. Hier wird viel Ingwer angebaut, die Wedel sind noch größer als die des Nahe und bilden fast ein geschlossenes Dach über der Straße.

Unser Guide setzt nach und nach die anderen an ihren Hotels und Gästehäusern ab, wir sind die letzten, die zum Fare Suisse gebracht werden und können uns auf den nun leeren Sitzbänken ausbreiten. Eine Wohltat für die Kehrseite, nun wieder auf normalen Straßen zu fahren. Hier unten an der Küste scheint auch wieder die Sonne und es ist angenehm warm. Insgesamt doch ein schöner Tag, der unsere Erwartungen an die geführte Tour zwar nicht erfüllt hat, die Natur hat uns dafür aber ganz und gar nicht enttäuscht.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3325
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Suse »

Am nächsten Tag lassen wir es ruhig angehen. Den Vormittag vertrödeln wir mit Frühstücken, einem Einkaufsbummel zum „Champignon“, bei dem wir unseren Getränkevorrat und Kekse für zwischendurch aufstocken. Außerdem gibt es hier durchaus ein paar Souvenirs abzugreifen, Vanillepulver, Vanillekaffee, Marmeladen, oftmals die gleichen Produkte, wie man sie zum dreifachen Preis in Souvenirläden bekommt. Tahitianisches Eis gibt es auch, Vanille und Kokos, sehr lecker.

Der Vanillekaffee schmeckt zum Niederknien und ist viel zu schnell alle. Das komplizierte Zollverfahren, das der Käufer bei Online-Bestellung aus Tahiti selbst durchzuführen hat, ist aber derartig aufwändig, daß ich das nicht nochmal machen würde. Beim nächsten mal lasse ich gleich von vornherein mehr Platz im Koffer. :lol:

https://www.boutique-monoi-tahiti.com/p ... -4837.html

Am späten Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg in die Stadt. Drei Abende in Folge haben wir jetzt Benis Pizza gehabt und als Hintergrundmusik Neue Deutsche Welle und Hildegard Knef von Benis Playlist. Sein Musikgeschmack ist nur teilweise meiner, aber es ist witzig, hier unter all den Franzosen und wenigen Amerikanern auf der anderen Seite der Erdhalbkugel als einzige die Texte mitsingen zu können. Trotzdem müssen wir jetzt mal endlich ins tahitianische Nachtleben eintauchen und zu den Roulottes.

Die Place Vaiete erwacht erst bei Einbruch der Dunkelheit zum Leben, da haben wir noch viel Zeit für einen gemütlichen Bummel am Hafen entlang.
Paofai, unser Stadtteil, liegt direkt am Meer, und man hat sich bemüht, ihn ein bißchen zu verschönern und lebenswerter zu gestalten. Nicht nur durch die Wandmalereien

Bild

sondern auch durch die Anlage eines Parks direkt am Meer, der an einen schmalen Strand grenzt, die Plage Hokule’a.

Bild

Der Strand besteht aus schwarzem Lavagestein, wie fast alle Strände hier, drum herum eine Grünanlage, in der die Menschen joggen, unter Pavillons sitzen und Brettspiele spielen. Es gibt einen öffentlichen Büchertauschschrank, Getränkeautomaten und einen Spielplatz. Abends finden Tanzveranstaltungen statt und hier trainieren auch die Fahrer der Auslegerkanus.

Bild

Das im Vordergrund ist natürlich ein traditionelles, die Rennkanus liegen dahinten auf dem Gestell, das sind die weißen.

Wir setzen uns in einen der Pavillons direkt am Wasser mit Blick auf Mo’orea, die Schwesterinsel Tahitis, hinter der die Sonne untergeht. Vielleicht haben wir ja Glück und erwischen einen wolkenlossen Sonnenuntergang, an dem sich der gesamte Himmel rot verfärben wird mit der schwarzen Silhouette der Insel im Vordergrund. Aber leider zieht es sich immer weiter zu.

Bild

Stimmungsvoll ist es trotzdem. Die Kanuten rudern ihre Pirogen vor uns auf und ab, die größeren mit mehreren Mann Besatzung waren weit draußen auf dem Meer und kommen bei Einbruch der Nacht zurück. Irgendwo in der Nähe übt eine Trommelgruppe. Das alles zusammen käme dem Südseeidyll sehr nahe, wäre da nicht der Mann, der aufgeregt vor uns über die Felsbrocken hüpft und dabei die vorbeirudernden Kanuten herumkommandiert. Ganz eindeutig ist das der Trainer.

Als es dunkel geworden ist, gehen wir am Hafen entlang zum Hafen und zur Place Vaiete.

Bild

Die Uferpromenade, die wir bei Tag vom Parc Bougainville aus gesehen ein bißchen nichtssagend fanden, sieht bei Nacht vollkommen verändert aus.

Bild

Ein kleines künstlich angelegtes Korallenriff wächst und gedeiht, Fische tummeln sich in dem abgesperrten Bereich. das Wasser ist klar wie in einer Quelle.

Bild

Wir sehen sogar eine Karettschildkröte in dem von Lampen erhellten Wasser.

Bild

Wenn man genau hinschaut, sieht man, daß ihr vorne rechts der Flipper fehlt, vermutlich der Grund, warum sie sich hier im geschützten Bereich aufhält.

Bild

Die Roulottes sind geöffnet und es ist jede Menge los. Man kann zwischen allen möglichen kulinarischen Richtungen wählen. Wir hätten eigentlich gern chinesisch, aber fischlastig, wie hier in Polynesien nun mal alles ist, gibt es da möglicherweise ein Problem, den die Roulottes sind klein und haben nur einen Wok. Der Chinese, den ich frage, ist auch ehrlich, das muß er auch sein, denn alles andere wäre grob fahrlässig, denn der Mister ist hochallergisch auf Fischeiweiß. Er räumt offen ein, daß hier alles in einem Wok zubereitet wird, Fisch- und Fleischgerichte und auch das vegetarische Essen. Das kommt dann für uns nicht in Frage. Er ist sogar so nett, uns die Roulottes zu zeigen, an denen keine Fischgerichte zubereitet werden, und so landen wir an der Roten Kugel, der Boule Rouge.

Bild

Hier gibt es vor allem „Amerikanisch“, Burger und Pommes, und die nehmen wir dann auch. Warten müssen wir eine ganze Weile, eben weil die Küchen so klein sind. Das macht aber nichts, die Atmosphäre ist schön, wir sitzen direkt vor dem Bug der Pearl Harbor, um uns herum die Locals.

Bild

Zurück geht es durchs nächtliche Paofai. Die kleine Rostlaube und ihr Bewohner stehen da wie immer, dann müssen wir hinein in die dunkle Gasse im Hintergrund, da entlang geht’s zum Fare Suisse. Es sieht auf dem Foto aber grusliger aus, als es in Wirklichkeit ist.

Bild
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3325
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Suse »

Es ist gleich aufgefallen, daß wir gestern nicht zum Pizzaessen im Fare Suisse waren. Raratea, die Mitarbeiterin, die unter uns nur "die mit den Kulleraugen" heißt und die heute das Frühstücksbuffet betreut, gibt uns den Ratschlag, beim nächsten Sonnenuntergang auch bei wolkenverhangenem Himmel länger auszuharren, denn erst ganz zum Schluß kämen die schönen Farben.

Als sie sich nach der Papeno’o-Tour erkundigt, antworten wir so diplomatisch wie möglich, immerhin konnte der Guide ja auch nichts für die Gruppenzusammensetzung. Richtig euphorisch sind wir aber auch nicht, das scheint sie zu merken und meint, daß die Inselrundfahrt heute aber ganz sicher toll würde. Fabrice, unseren Guide, kennt sie persönlich, und der sei großartig.

Diesmal warten wir auch brav unten an der Straße. Im Auto die nächsten Honeymooner, ein französisches Paar, das danach auf die Aranui geht. Auf dem Beifahrersitz ein US-Amerikaner, der von Hawai’i erzählt, wo ihm Polynesier feindselig gegenüber getreten seien. Fabrice meint, das sei hier nicht so, die Franzosen seien willkommen. Im Stillen wage ich zu bezweifeln, daß die Aussage so pauschal stimmt, aber unser Guide, der ja auch heute Franzosen in der Gruppe hat, läßt sich weder jetzt noch später zu kritischen Äußerungen verleiten, als er uns seine eigene Geschichte erzählt.

Bild

Der Marae von Arahurahu ist der bekannteste Tahitis. Ein Marae ist eine heilige Stätte, an der auf aus Lavagestein angelegten Plattformen kultische Handlungen vollzogen wurden; gelegentlich, wenn die verschiedenen Völker Polynesiens sich gegenseitig zu Festtagen Besuche abstatten, findet dies auch heute noch statt.

Hier gibt es zwei Tiki, die von Raivavae, einer Insel ganz im Süden Französisch Polynesiens, die auch die letzte Station unserer Reise sein wird, hergebracht wurden. Wir werden, später, wenn wir auf Raivavae sind, noch genauer hören, was sich zugetragen hat, als man die drei Tiki, die eine Familie von drei Gottheiten repräsentieren, von Raivavae hierher holte. Fabrice erzählt uns, der die weibliche Gottheit repräsentierende Tiki werde für den Tod aller vier Arbeiter verantwortlich gemacht, die sie bewegt hätten.

Bild

Da steht sie also, die Prinzessin Heiata, in ihren Armbeugen Frangipaniblüten, von Frauen hineingelegt, die sich Fruchtbarkeit erbitten, und wir sollen mit ihr für ein Foto posieren. Wohl ist mir dabei nicht, ich bin nicht im kirchlichen Sinne religiös, habe aber durchaus einen gewissen Respekt vor den spirituellen Ansichten anderer Kulturen und wer weiß, ob womöglich etwas dran ist, an den Geschichten von vier toten Umzugshelfern. Fabrice versichert uns aber, den Tiki könnten wir nicht bewegen, auch nicht ausversehen, und die Prinzessin hätte nichts dagegen, wenn wir den Arm um sie legen. Ob ich bei seinen Ausführungen abgelenkt war oder er es gar nicht erwähnt hat, kann ich rückblickend nicht sagen, später lese ich aber, daß sowohl die Prinzessin, als auch ihr dazugehöriger Mann, Prinz Moana, und das gemeinsame Kind, Moana Iti, der kleine Moana, in Wirklichkeit ein paar Kilometer entfernt im Musée Gauguin stehen und wir uns an eine Kopie gelehnt haben. Also alles gut, sollten wir die Prinzessin versehentlich geschubst haben.

Der Marae ist gut in Schuß, was daran liegt, daß er vor ein paar Jahren erst aufwändig saniert wurde. Zuvor war er, wie viele andere Orte, die zur polynesischen Kultur gehören, von Vernachlässigung gezeichnet. Fabrice, der älter sein muß, als er aussieht, berichtet, er selbst gehöre noch zu der Generation, die Tahitianisch erst mühsam lernen mußte. Zu seiner Schulzeit war Französisch einzige Unterrichtssprache und das Tahitianische war zwar nicht verboten, wurde aber nicht gefördert.

Da die polynesische Kultur zur Zeit seiner Eltern noch zugunsten der französischen unterdrückt wurde, hätten diese ihm auch nichts von dem Wissen seiner Vorfahren vermitteln können. So wußte er nicht, daß die Knochen, mit denen er in den Felsen oberhalb des Marae spielte, aus Begräbnisstätten stammten. Die Felsen um uns herum sind voll von Höhlen, in denen die Polynesier vor der Kolonisierung ihre Toten beerdigten, so hoch wie möglich, um sie dem Zugriff verfeindeter Gruppen zu entziehen. Es war nicht unüblich, daß die Gegner versuchten, sich der Schädel verstorbener Krieger oder anderer hochrangiger Persönlichkeiten zu bemächtigen, um sie als Trinkschalen zu gebrauchen. Ebenso wie beim ritualisierten Kannibalismus, der ja nicht der eigentlichen Nahrungsaufnahme diente, glaubte man, sich hierdurch etwas von der körperlichen oder geistigen Überlegenheit des Toten anzueignen.

Heute, so erzählt uns Fabrice, hätten sich die Polynesier wieder ihrer Bindung an das Land, aus dem sie stammen, besonnen. Ein Polynesier sei Teil des Fenua, des Bodens, von dem er stamme, und das Fenua gibt ihm seine Kraft, das Mana. Das Mana ist übrigens nicht nur Polynesiern vorbehalten, heißt es, jeder kann es spüren, auch Besucher.

Wir fahren einmal im Uhrzeigersinn um Tahiti Nui. Nui bedeutet „groß“ auf Polynesisch und wo ein großes ist, da gibt es natürlich auch ein kleines, Tahiti Iti, aber das dauert noch ein paar Tage, bis wir dorthin kommen, heute beschränken wir uns auf die Hauptinsel.

Bild

Die Grotte von Mara’a ist eine von Moosen und Farnen überwucherte Kaverne mit einem kleinen Quellgewässer im Inneren, in dem angeblich schon Paul Gauguin gebadet haben soll. Es ist kalt und düster und die Fotos sind nicht zeigenswert, aber die Farne, die in langen Wedeln von den feuchten Höhlenwänden hängen, sind beeindruckend anzuschauen. Es ist Schwertfarn, den wir hierzulande gern als Zimmerpflanze halten und uns dank der trockenen Heizungsluft, die dieser Farn nicht verträgt, über die permanent herabrieselnden vertrockneten Fiederblättchen ärgern.

Am Trou du Souffleur von Arahoho halten nicht lange, es sei nicht windig genug und nicht genug Wellengang, es werde sowieso keine Wasserfontäne geben. Das Blowhole heult ein bißchen unheimlich, aber das Interessanteste ist ein winziger weißer Fleck weit vor uns an der Küste, den Fabrice uns zeigt. Aus irgendeinem Grund hat sich hier, wo es eigentlich ausschließlich schwarze Strände aus Lavagestein gibt, ein winziges Korallenriff gebildet, in dem kleine Kolonie von Papageienfischen lebt, deren Ausscheidungen das bilden, was wir als weißen Korallensand kennen.

Abgesehen von den wenigen Quarzsandstränden wie zum Beispiel am Panhandle in Florida, entstehen die meisten der tropischen Strände der Welt so und hier ist es ein wenige Meter breites Stück weißer Strand, der auf dem Privatgrund eines glücklichen Polynesiers liegt. Wir können es nur von weitem sehen, es ist so klein, daß man es auf den Fotos kaum erkennen kann.

Fast genau auf der anderen Straßenseite liegen die Wasserfälle von Faarumai.

Bild
Man überquert eine kleine bogenförmige Brücke und dann geht es einen Hügel hinauf, hinter dem man die Fälle schon donnern hören kann, zumindest den ersten. Die beiden anderen Fälle liegen tiefer im Inland und bis dahin gehen wir auf dieser Rundfahrt nicht.

Bild

Der erste Fall, Vaimahutu, donnert aus 100 Metern Höhe in ein Wasserbecken, in dem man bis vor ein paar Jahren sogar noch baden durfte, bis ein Tourist dabei durch einen Steinschlag getötet wurde. Es ist der höchste Wasserfall, an dem ich je gestanden haben. Die Sage zu den Fällen berichtet, daß dahinter der Geist des Tals mit einer Prinzessin, die er vor ihrem grausamen Vater gerettet hat, lebt. Wie die Legende will, sollen sie dort sehr glücklich sein, vielleicht möchten sie einfach nicht durch Badegäste gestört werden.

Bild

Wasser ist allgegenwärtig. Auf einer Halbtagsstour schafft man es zwar nicht, den Botanischen Garten zu besuchen, aber die Wassergärten von Vaipahi gehören zum Programm und die sind absolut sehenswert.

Die unglaubliche Vielfalt an Pflanzen, insbesondere an Nutzpflanzen wie Papaya, Pampelmusen, Eßkastanien, Litchees und was es da noch alles gibt, ist eigentlich hier nicht endemisch. Wenn man den ersten europäischen Entdeckern glauben will, waren die Hänge Tahitis früher überwiegend von bodendeckenden Pflanzen und Baumfarnen bedeckt und die vorwiegende Nahrungspflanzen waren Taro und Brotfruchtbäume, deretwegen damals die Bounty nach Tahiti kam. Die Kokospalme dürfte allerdings auch schon da gewesen sein, denn die ist quasi-endemisch, schon die ersten Menschen, die die Inseln besiedelten, haben sie mitgebracht.

Woher die stammten, darüber war man sich ja lange uneinig. Ganz vorn im Meinungsrennen lag Südamerika, vor allem Chile. Wir werden später auf den Marquesas auch noch einen eindeutigen Beweis zu sehen bekommen, daß es einen kulturellen Austausch mit der Urbevölkerung Chiles gegeben haben muß, aber ob Polynesien von dort aus besiedelt wurde, wußte man nicht. Thor Heyerdahl hat mit seiner Fahrt mit der Kon Tiki versucht, genau dies zu beweisen, und weil es ihm gelang, Tahiti auf dem Seewege mit einem Holzfloß zu erreichen, meinte man lange, daß man das damals auch geschafft haben könnte.

Aber wie viele evidenzbasierte Erkenntnisse wurde auch diese durch die Beweise zunichte gemacht, die erstmals die Genetik liefern konnte. Durch DNA-Vergleiche weiß man heute, daß die Ursprünge der Bevölkerung Polynesiens in Taiwan liegen.

Bild

Der Wassergarten von Vaipahi ist wie ein kleiner botanischer Garten, durch den kleine Wasserläufe fließen, die in einen riesigen Seerosenteich münden. In den Bächen leben heilige Aale, Fabrice versucht, einen für uns anzulocken, aber es gelingt ihm nicht, die Aale haben heute keine Lust. Ist mir ganz recht, ich habe in meiner Jugend einmal zuviel die Blechtrommel gesehen, heilig hin oder her, ich finde Aale eklig.

Sehr viel besser gefällt mir der Ingwer, sie haben hier verschiedene Arten, riesige, wie wir sie vorgestern in den Gärten in Papeno'o gesehen haben, aber auch die kleineren mit den roten Fruchtständen, in denen sich eine würzig duftende Flüssigkeit sammelt, die man mit der Hand auspressen kann. Das ist Shampoo-Ginger, die Frauen in den Tropen verwenden ihn tatsächlich zur Haarpflege, er fühlt sich seifig an und schäumt auch. Wenn man die Pflanze danach in Ruhe läßt, füllt sie sich erneut von selbst.

Gesehen habe ich die Pflanze schon mehrmals, aber daß wir sie ausgerechnet hier, in einer offiziellen Parkanlage, selbst ausdrücken dürfen, hätte ich nicht gedacht. Der Amerikaner aus unserer Gruppe und ich klettern mit Fabrice' Erlaubnis über die Absperrung und quetschen einen Ingwer aus.

So sieht das dann aus:

https://www.youtube.com/shorts/KWXfPzPkhMY

Natürlich gibt es auch jede Menge Nahe und außerdem einen Baum mit Rambutan. Rambutan werden oft als die leckersten Lychee bezeichnet, was vielleicht daran liegt, daß es gar keine sind. Es ist eigentlich eine andere Pflanze, sieht aber genau so aus, schmeckt nur noch viel besser. Auch hier dürfen wir direkt vom Baum pflücken, keine Ahnung, ob das alles immer so locker ist, oder ob das nur in Begleitung eines Guides erlaubt ist. Allein hätte ich mich das jedenfalls nicht getraut, hier einfach mal drauflos zu ernten.

Der Wassergarten war für mich das Highlight der Tour, das für den Mister kommt erst noch.

Der Leuchtturm an der Pointe de Vénus, so sagt man, sei der schönste Tahitis. Benannt wurde die Landspitze von James Cook nach dem astronomischen Ereignis, das er hier nach seiner Ankunft beobachtete, dem Transit der Venus. Und zu James Cook gehört unweigerlich der Name Bligh und so sagt der Mister, daß er ja eigentlich auch gern noch in die Matavai-Bucht gefahren wäre. Dort, wo seine meuternde Mannschaft Captain Bligh aussetzte und die Geschichte der Meuterei auf der Bounty endet, vor der Vulkaninsel Kao in Tonga, waren wir schon. Hier könnte man nun den Anfang der Geschichte sehen, denn in der Bucht von Matavai legte die Bounty damals an, als sie Tahiti erreichte.

Als wir den Leuchtturm umrunden und dahinter auf ein kleines Denkmal stoßen, das an die Bounty erinnern soll und auf dem die Portraits von Marlon Brando und seiner tahitianischen Ehefrau abgebildet sind, frage ich Fabrice, warum das hier steht. Der Familie Brando gehört seit den Dreharbeiten zum Spielfilm über die Meuterei auf der Bounty ein Atoll, Tetiaroa, aber damit kann es nichts zu tun haben. Ob die Matavai-Bucht hier in der Nähe sei, frage ich. Fabrice lacht und meint, das hier ist die Matavai Bucht.

Bild

Zum Glück gibt es hinter dem Leuchtturm eine kleine Roulotte, die anderen aus der Gruppe haben Hunger und holen sich hier etwas zu essen, so daß der Mister genug Zeit hat, sich die Bucht der Sehnsucht nochmal ausgiebig anzuschauen.

Bild

Dann geht es zurück zum Hotel, ohne weitere Stops, was wir bedauern, denn unterwegs sehen wir noch viele schöne Ecken, unter anderem einen Zwillingswasserfall am Rand einer einsamen Wiese. Ooooh, machen alle im Auto, aber Fabrice meint, das sei Privatgrund und da dürfe man nicht hin. Wir können noch nicht ahnen, daß wir die Fälle noch aus der Nähe sehen werden, ganz privat.

Zurück am Hotel ist es erst früher Nachmittag. Wir ruhen uns ein bißchen aus und dann gehts hinunter an den Strand von Hokule'a, neuer Versuch Sonnenuntergang hinter Mo'orea. Das Ergebnis des heutigen Tages: Mo'orea mit Fähre.

Bild

Wir befolgen den Rat von Raratea und bleiben bis zum Einbruch der Nacht. Tatsächlich verfärbt sich der Himmel kurz vorher noch für einen Moment tieflila. Hoffentlich erwischen wir noch einen Abend ohne Wolken, wir geben jedenfalls nicht auf.

Die Sache mit den Roulottes auf der Place Vaiete schlagen wir uns erstmal aus dem Kopf, die Sache mit den Allzweck-Woks ist irgendwie nicht zu lösen und die Alternative Burger und Fritten hatten wir in Florida fürs erste zur Genüge. Aber wir haben gestern auf dem Rückweg schon eine Alternative entdeckt, ein italienisches Restaurant mit großem Innenhof. Gemütlich sieht es aus, mit Springbrunnen und Kerzenbeleuchtung. Die Speisekarte ist üppig, es gibt auch jede Menge Salat, nach all der Pizza fehlt uns der schon ein bißchen. Trotzdem es ein italienisches Restaurant ist, ist der Einfluß der französischen Küche aber unverkennbar, fast zu jedem Gericht gibt es Blauschimmelkäse. Gottseidank mögen wir den, denn wir können noch nicht ahnen, daß er uns für den größten Teil der Reise begleiten wird. Denn zwei Dinge gibt es in Französisch Polynesien auf jeder Insel, und sei sie noch so einsam gelegen: Günstiges, weil staatlich subventioniertes Baguette und Roquefort.

Müde und voller Eindrücke schleppen wir uns den Berg hinauf in die Schweizer Enklave. Morgen ist Sonntag und Muttertag, da müssen wir nach Hause schreiben, und dann gibt es zum Abschluß noch einen Stadtbummel in Papeete.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Pico
Beiträge: 643
Registriert: 14 Nov 2003 14:03

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Pico »

Faszinierende Bilder, und so viel spannende Details!
Schade dass die Inselüberquerung nicht so ganz nach Wunsch gelaufen ist, aber beeindruckend fand ich die Schilderungen allemal.
Und mit den Wasserfällen hat es dann ja später offenbar auch noch geklappt.

Da bekommt man gleich wieder richtig Fernweh! :D
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3325
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Suse »

Am Sonntag gehen wir spät zum Frühstück, damit wir möglichst die Terrasse für uns haben. Zu Beni-Brot und Kaffee verschicken wir Muttertagsmails an die Mütter und meine Patentante. Letztere lebt seit 60 Jahren in Frankreich, war aber trotzdem nicht überzeugt von unseren Reiseplänen. Alles, wo die Franzosen ihre Finger drin hätten, sei unverschämt teuer, meinte sie. Mein Onkel hingegen, der ja selbst von einer zu Frankreich gehörenden tropischen Insel stammt, war begeistert und ein bißchen neidisch, er selbst war noch nicht hier.

Richtig teuer war es bislang aber eigentlich nicht. Es gibt im Land sehr wohl gute Unterkünfte zu moderaten Preisen, das Fare Suisse gehört dazu.

http://fare-suisse.com/rooms-2/

Wir werden rückblickend sogar finden, daß einige der günstigsten Gästehäuser, die wir ausgesucht hatten, uns sogar besser gefallen haben als die teuren. Die nächste Unterkunft, die wir in zwei Tagen beziehen werden, ist eine der teureren, und wenn sie auch unvergleichlich schön gelegen ist, hat sie dennoch einige Defizite. Dazu gehört, daß sie abgelegen ist und das Restaurant nicht täglich geöffnet hat. Wir machen uns jetzt schon Gedanken darum, wo wir an den zwei Tagen in der Woche essen werden, an denen wir im Hotel nichts bekommen. Gottseidank gibt es den Champignon, in dem wir uns für Notfälle vorher noch mit Knabberkram bevorraten werden.

Problem Nummer zwei auf der abzuarbeitenden Liste sind die Dinge, die wir auf die nächsten inseln nicht mitschleppen wollen. Da ist einiges, das wir nicht brauchen werden, warme Sachen aus Deutschland, aller möglicher Dollarladenkram, den wir in Florida angehäuft haben. Auf der nächsten Station werden wir auch unsere Schnorchelsachen noch nicht benötigen, vor allem die großen Flossen sollen hierbleiben. Das Fare Suisse hat zwei Abstellräume, in denen man Gepäck zwischenparken kann, die Frage ist aber, wo tun wir die Sachen rein? Der Champignon, richtig heißt er ja Champion, ist eine der "besseren" französischen Ketten, etwa wie ein Rewe in Deutschland so ungefähr. Da bekommt man also auch keine ausrangierten Kartons wie bei Lidl. Irgendeinen Behälter müssen wir noch auftreiben.

Mittags spazieren wir los in die Stadt. Die Gottesdienste sind noch in vollem Gange und man hört die Gemeinden singen. Die Tahitianer sind zum weitaus überwiegenden Teil praktizierende Christen. Trotzdem in Frankreich der Katholizismus vorherrscht, sind die Tahitianer größtenteils Protestanten und mitten in Paofai am Boulevard der Königin Pomare steht die älteste protestantische Kirche Tahitis. Sie leuchtet in einem zarten Rosa, es sieht hübsch aus, wenn man die Damen in ihren rotweißen Robes Mission durch die weit geöffneten Türen sieht.

Bild

Die korrekte Bezeichnung lautet jedoch nicht Kirche, sondern Tempel, Kirchen haben hier nur die Katholiken. Das verwirrt mich, im Zusammenhang mit christlichen Religionen oder solchen, die sich dafür ausgeben, kenne ich die Bezeichnung Tempel nur für die Kirchen der Mormonen oder der Heiligen der letzten Tage, vielleicht besser bekannt als Latter Day Saints, einer mormonischen Splittergruppe. Und an der Bande hat es hier im pazifischen Raum wahrlich keinen Mangel.

Ich muß das also googeln und lerne, daß eine Kirche per Definition ein Gotteshaus ist, das allen offensteht, während Tempel den Gemeindemitgliedern vorbehalten sind. Da muß man erst ans andere Ende der Welt reisen um zum ersten Mal zu verstehen, warum unsere evangelischen Kirchen hierzulande immer abgeschlossen sind. Reisen bildet.

Im Stadtkern dann die Kathedrale von Papeete, und natürlich sind die Türen geöffnet. Notre Dame heißt sie, und die Muttergottes, nach der sie benannt ist, steht drinnen als geschnitzte Statue. Sie hat polynesische Gesichtszüge und ist mit zahllosen Leis umhängt, die stark duften. Die Kathedrale ist klein und der Gottesdienst ist schon zuende, so daß wir uns ein bißchen umschauen können.

Bild

Das mit dem Stadtkern darf man hier wörtlich nehmen, denn von hier aus nimmt das ungewöhnliche System seinen Ausgang, nach dem sich auf Tahiti und seinen angrenzenden Inseln alles orientiert, die Points kilométriques. Die Kathedrale ist der zentrale Punkt Papeetes und hier befindet sich der Point kilométrique 0. Sucht man nun einen bestimmten Punkt auf der Insel, genügt als Angabe die Kilometerzahl plus die Ergänzung, ob sich das gesuchte Objekt meerseitig oder bergseitig befindet, also auf welcher Seite der Ringstraße. Natürlich müssen Ortsfremde nicht jedesmal an der Kathedrale starten, damit sie auf den Tacho gucken können, dafür gibt es reichlich Kilometersteine, die auf manchen Inseln kunstvoll gestaltet sind.

Danach würde ich gern auf den städtischen Markt, der berühmt ist für seine große Auswahl hochwertiger Souvenirs, aber das haben wir knapp verpaßt und stehen vor verschlossenen Toren. Wir bummeln ein bißchen durch die Gassen, aber die meisten Geschäfte sind geschlossen. Es gibt reichlich Galerien, aber die meisten sehen nicht aus, als ob ich hier ein Souvenir für die heimische Reisebilderwand bekommen würde, das sind eher hochpreisige Gemälde, die hier ausgestellt werden, alles Originale.

Mittags essen wir der Einfachheit halber bei McDonalds, auf irgendein Restaurant haben wir keine Lust, denn da sitzen die Touristen, bei McDo die Polynesier, fein angezogen für die Kirche, das ist viel spannender. In der Schlange beim Bestellen höre ich deutsche Stimmen, das wird auf der gesamten Reise nur noch ein weiteres Mal passieren, was uns ein bißchen erstaunt, wir hatten mir mehr deutschen Touristen gerechnet.

Noch ein bißchen im Parc Bougainville sitzen, für den Mister ist das schon der Abschied von Papeete, auch wenn wir noch mehrmals ins Fare Suisse zurückkehren werden. Aber das sind nur die Aufenthalte, die wir fürs Umsteigen benötigen, wenn wir zwischen den Inselgruppen wechseln und in die Stadt werden wir dann nicht mehr gehen.

Wir geben dem Sonnenuntergang eine letzte Chance, aber er nutzt sie nicht. Die schönen Farben kommen später, aber dann kann man Mo'orea schon nicht mehr erkennen, weil es zu dunkel ist. Trotzdem ist es immer wieder nett hier im Park. Hinter uns im Park übt eine Tänzergruppe, spielende Kinder laufen herum, und immer wieder die Auslegerkanus, die auf dem Wasser kreuzen.

Bild

Danach gibts Pizza beim Italiener für den Mister und für mich Salat mit Ziegenkäse. Wer weiß, was wir nächste Woche so kriegen.

Unser letzter voller Tag im Fare Suisse steht dann ganz im Zeichen des Organisatorischen. Ich gehe nochmals allein in die Stadt, Postkarten kaufen, vielleicht ein paar Souvenirs.

Der Markt hat geöffnet und ist voller Menschen. Das Untergeschoß ist den Blumen- und Lebensmittelhändlern vorbehalten, hier kaufen die Tahitianer ein. Oben gibt es Souvenirs, vor allem geschnitzte Tiki und viele Körperpflegeprodukte aus Monoi, dem Öl der Tiaré-Blume.

Bild

Das Maison de la Vanille, von dem ich im Reiseführer gelesen habe, gibt es nicht mehr, das hat geschlossen. Zum Glück habe ich meine Vanillesachen schon im Champignon gekauft, da waren sie vermutlich auch viel billiger.

Die großen Galerien lasse ich aus, auch geöffnet sprechen sie mich nicht an. In den unterkühlt wirkenden Räumen balancieren Französinnen in strengen Kostümen auf Stilettos zwischen drei großformatigen Gemälden umher, die so viel kosten wie unsere gesamte Reise, hier gibt es nichts für mich. Aber genau gegenüber entdecke ich dann, was ich gesucht habe, einen kleinen Markt, in dem verschiedene Kunsthandwerker sich gemeinsam einen Raum teilen. Hier gibt es lokal hergestellte Marmeladen, Kunstpostkarten und kleine Aquarelle, T-Shirts, Schnitzereien vom Schlüsselanhänger bis zum Buckelwal. Genau was ich gesucht habe, ein paar Sachen für mich und die Angehörigen wandern in meine Tasche. Das Ganze nennt sich Art'Griculture, eine Wortkomposition, die schon andeutet, daß sich hier lokale Erzeuger und Künstler zusammengetan haben.

https://www.artgriculturetahiti.com/

Was ich immer noch nicht habe, ist ein Behälter für die Sachen, die wir hierlassen wollen.

Den finde ich dann beim Fare Suisse um die Ecke. Tahiti Pas Cher ist für tahitianische Verhältnisse vielleicht günstig, aber gemessen an dem, was man bei uns bei McGeiz und Konsorten findet, ist es trotzdem noch reichlich teuer. Eigentlich ist es eher sowas wie Depot oder Target, um ein amerikanisches Beispiel zu wählen. Hier finde ich dann endlich, was ich suche, neben Wäschekörben, die nicht für uns taugen, weil sie keinen Deckel haben, gibt es auch große Plastikboxen. 25 Euro muß ich umgerechnet dafür hinlegen, ich finde sie riesig, meine Vorratseinkäufe im Champignon passen gut rein. Unser ganzer Krempel dann aber doch nur gerade so, ein paar Sachen müssen wir in Tüten außen an den Griff knoten, damit sie im Gewühle in den Lagerräumen nicht verlorengehen.

Der Rest des Tages vergeht mit Packen und einer letzten Pizza bei Beni, Thérèse und ihren Mitarbeiterinnen, mit denen wir uns inzwischen angefreundet haben. Sie freuen sich, sagen sie zumindest, daß wir noch mehrmals bei ihnen übernachten werden. Wir haben uns hier wohlgefühlt und freuen uns auch aufs Wiedersehen, aber auch, daß es jetzt weitergeht. Nur den Transfer zur nächsten Unterkunft leistet das Fare Suisse nicht, der beschränkt sich auf das Abholen und Bringen vom und zum Flughafen. Morgen wird uns ein unbekannter Fahrer eines lokalen Transferdienstes abholen, Alloic Transport. Den haben wir uns nicht selbst ausgesucht, sondern die hiesige Tourismusagentur im Auftrag unseres Reiseveranstalters. Uns ist das völlig egal, wir fahren ja nicht wirklich weit. Ab morgen wird uns das nicht mehr egal sein, da werden wir überhaupt nur noch mit Alloic fahren wollen, egal wohin.

Aber morgen geht es ins kleine Tahiti nach Teahupo'o. Wenn ich an irgendeinen Ort in Französisch Polynesien unbedingt wollte, dann vor allem dorthin. Aus Gründen.

Ich will sehen, wie sie die gefährlichste Welle der Welt surfen. Oder wie der Polynesier sagt: Taie fa'ahe'e!

https://www.youtube.com/watch?v=iQYXMId ... dKH-U&t=51
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Klara
Beiträge: 942
Registriert: 27 Okt 2016 18:02

Re: Motus, Muscheln, Menschenfresser - Zwei Monate in Französisch Polynesien

Beitrag von Klara »

Ich dacht bis zum Schluß, jetzt kommt gleich ne Flasch hochprozentiges ins Bild, die den Song als polynesiche Bacardi-Werbung entlarvt :lol:
Danke + LG
Klara
Antworten