Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

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Klara
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: 10 Okt 2020 17:24 Bild
Ich glaube Schafe mögen gepflasterte Wege.


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Die guckt doch richtig aufmüpfig .
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: 11 Okt 2020 17:43
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Da wünschte ich mir doch glatt, dieses wundervolle Bild wäre rechts und links noch einen Hauch breiter :wink:

Meinst du wirklich, die Eier werden bevorzugt mit den Füßen gebrütete? Sind die denn warm?

Tolle Fotos, besonders die Kegelrobben würde ich auch gern mal so aus der Nähe sehen, wenn die dann wegrobben.
Danke fürs Teilhabenlassen
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Suse
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Suse »

Klara hat geschrieben: 12 Okt 2020 12:45
Suse hat geschrieben: 11 Okt 2020 17:43
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Da wünschte ich mir doch glatt, dieses wundervolle Bild wäre rechts und links noch einen Hauch breiter :wink:

Meinst du wirklich, die Eier werden bevorzugt mit den Füßen gebrütete? Sind die denn warm?

Tolle Fotos, besonders die Kegelrobben würde ich auch gern mal so aus der Nähe sehen, wenn die dann wegrobben.
Danke fürs Teilhabenlassen
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Ja, die Füße sind gut durchblutet. Das mit dem Ausbrüten mittels der Füße ist jetzt keine Annahme von uns, weil wir das da beobachtet haben, das ist erforscht.

Die Kegelrobben waren dieses Jahr sehr unbeweglich, genauso wie die Seehunde. Die Erklärung kommt noch. :wink:

Die Schafe waren die anderen Male, wenn wir zum Lummensprung auf Helgoland waren, immer geschoren, dieses Jahr nicht. Die haben sich immer herangeschleppt und standen dann da mit gesenkten Köpfen und japsten nach Luft. Die meisten lagen hinter den Bänken im Schatten.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Suse »

Diesmal gehen wir gleich an den Südstrand, an der kleinen Blockhüttensiedlung vorbei. Von hier aus hat man direkten Blick auf den Südstrand und wäre direkt am Familienleben der Kegelrobben im Winter. Vielleicht raffen wir uns ja irgendwann mal auf und trauen uns im Winter auf die Hochseeinsel. Bild

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Es liegen wieder ein paar Robben hier, viel mehr als letztens sind es aber nicht. Der mr.minolta, der gerade eher der mr.panasonic ist, baut direkt das Stativ auf. Ich habe keine Lust zu warten und gehe schon mal vor, wir verabreden, uns später im Inneren der Insel zu treffen. Bevor ich zwischen den Dünen verschwinde, sehe ich ihn noch von weitem unten am Strand mit jemandem in offiziell aussehender khakifarbener Rangerkleidung ins Gespräch vertieft.

Die Düne ist im Inneren von einem Labyrinth aus Holzbohlenwegen und asphaltierten Pfaden durchzogen, die zwischen Sanddornhecken verlaufen, die an manchen Stellen hoch sind, daß zumindest ich nicht darüber hinweggucken kann.

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Nachdem die letzte Helgolandreise schon mehrere Jahre her ist, habe ich längst vergessen, wie ich laufen muß, um zu den Orten zu kommen, die ich besuchen möchte. Es ist also eher Zufall, daß ich auf Anhieb direkt am Friedhof der Namenlosen lande, wo die vor der Küste Helgolands ertrunkenen Menschen beerdigt wurden.

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Nicht alle sind namenlos und es sind auch ein paar Kriegsgräber und eine Gedenktafel für verstorbene Mitglieder der „Rock’n’Roll Butterfahrt“ dabei. Die Rock’n’Roll Butterfahrt ist ein kleines Festival, das jährlich auf Helgoland stattfindet und dessen Teilnehmer vereinsmäßig organisiert sind.

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Wie auch immer, ob namenlos und ertrunken oder nicht, es ist üblich der Toten durch Läuten der Schiffsglocke zu gedenken, ich tue das jedesmal, wenn ich hier bin, Ertrinken muß so ein schrecklicher Tod sein. Es ist immer ein sehr melancholischer Moment, wenn man so zwischen dem Sanddorn und den verkrüppelten Bäumen steht und die Glocke ertönt. Durch die Sanddornhecken vom Seewind abgeschnitten ist es sonst ganz still hier und noch viel heißer als am Strand.

Munter dagegen sind die kleinen Austernfischerküken, die überall auf der Insel herumlaufen.

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Aber es gibt auch noch etwas Exotischeres. Auf der Düne gibt es zwei Süßwasserareale, beide werden gern von Möwen angeflogen, die hier ihr Gefieder vom Salzwasser reinigen. Aber es gibt auch Sumpfhühner und Stockenten, und wenn man Glück hat, bekommt man eine der Schmuckschildkröten zu Gesicht. Die sind natürlich irgendwann mal ausgesetzt worden, aber aufgrund der relativ milden Witterung mit kaum je starkem Frost fühlen die sich hier anscheinend ganz wohl.

Jetzt heißt es nur den See wiederzufinden. Ich irre zwischen dem Sanddorn umher und stapfe schließlich sogar auf Johnnys Hill hinauf, um mir einen Rundblick zu verschaffen. Johnnys Hill ist eine künstlich aufgeschüttete Erhebung mit einem Aussichtspunkt in der Inselmitte, nicht wirklich hoch, aber hoch genug, um die Düne in alle Richtungen überblicken zu können. John Krüß, der damalige Düneninspektor, ließ den Hügel genau zu diesem Zweck aufschütten und nach ihm ist er dann auch benannt. Nicht zu verwechseln mit James Krüß, dem Schriftsteller.

Blick nach Westen. Kein Teich in Sicht.

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Blick nach Osten. Auch kein Teich.

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Während ich oben bin, klingelt mein Handy, der Ehemann ist dran und fragt, wo ich bleibe. Ich sage, daß ich den Teich nicht finden kann, er meint, er säße schon dort. Kaum, daß er das gesagt hat, kann ich ihn in der Ferne auch auf einer Bank sitzen sehen, daß daneben der Teich ist, kann man aus dieser Perspektive nicht erkennen. Wir winken uns zu und ich marschiere wieder los. Obwohl ich die grobe Richtung ja nun schon gesehen habe und es Luftlinie wirklich nicht mehr weit aussah, finde ich den verflixten Teich trotzdem nicht. Ich laufe Asphaltwege und lande vor einem Minigolfplatz, ein Sandweg führt mich zum Strand und ich muß alles wieder zurücklaufen.

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Schließlich frage ich den Minigolfplatzbesitzer, ob ich hier zum Teich komme. Etwas mürrisch läßt er mich durch und ich steige über die Hecke an der Grundstücksgrenze und bin endlich da.

Wir beobachten das Treiben am Teich eine ganze Weile, auszuhalten ist das aber nur, weil wir die Regenschirme als Sonnenschutz aufspannen.

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Wahrscheinlich ist es sogar den Schildkröten heute zu heiß, wir sehen diesmal keine einzige, aber ansonsten ist relativ viel los. Es gibt sie aber wirklich:

Beweisfoto von 2014. Ein Hauch Tropen auf Helgoland:

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Die Möwen kreisen so lange am Himmel, bis sie sehen, daß unten im Wasser wieder Platz frei geworden ist, dann landen sie, um zu baden. Es geht zu wie auf einem größeren Flughafen.

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Der Mister erzählt mir, daß er vorhin mit dem Robbenjäger der Düne gesprochen hat. Die Robbenjäger sind weniger Jäger, als eher Ranger, und so wissen wir jetzt, woran es liegt, daß so wenige Robben am Strand liegen. Derzeit seien vor Helgoland große Heringsschwärme unterwegs, die Robben sind alle draußen und stopfen sich voll. Anders sei es noch im Frühjahr gewesen, im April hätten um die Lange Anna um die 400 und auf der Düne um die 1200 Robben gelegen. Vermutlich ist das wie mit den Tölpeln, in der besucherfreien Zeit haben die Tiere eben wieder mehr Raum einnehmen können. Die über 1000 Robben auf der Düne hätte ich gern gesehen, das muß ein gewaltiger Anblick gewesen sein.

Auch ein gewaltiger Anblick sind dann abends die Knieper, die vor uns aufgetischt werden. Verstaubt und verschwitzt von der Düne zurückgekehrt, haben wir versucht, uns ordentlich herzurichten für das feine Essen. Das Aquarium Café ist jetzt kein Sternerestaurant, aber Knieper ist auch keine Massenware, sondern fast so selten wie der Helgoländer Hummer, und schon deshalb nicht so ganz günstig. Man bekommt allerdings auch eine anständige Portion, so ungefähr ein Kilo soll das sein pro Person. Dazu gibt es Weißbrot und verschiedene Soßen. Satt wird man auf jeden Fall.

Den Knieper servieren sie hier immer sehr heiß, das mag ja nicht jeder bei Schalentieren, weil es auf Kosten des Geschmacks gehen soll. Inklusive Vorspeise, Weißwein und Wasser kamen wir zu zweit auf eine Rechnung von 85 Euro, nur, damit man mal eine Hausnummer hat. Muß jetzt jeder selbst entscheiden, ob das zu teuer oder angemessen ist, aber Knieper Essen ist auf Helgoland eigentlich ein Muss, wenn man nicht gerade Vegetarier ist. Uns hat es so gut geschmeckt, daß wir überlegen, für den nächsten Tag nochmal zu bestellen, das scheitert dann aber daran, daß es in den kommenden Tagen keinen Knieper gibt.

Also sitzen wir am nächsten Abend wieder in der Outdoor-Pizzeria, auch ganz gut, denn hier können wir die Ausrüstung für den Felsen schon direkt neben dem Tisch auf die Wiese stapeln. Der Platz draußen neben der kleinen Parkanlage, die das Zentrum des Lung Wai bildet, ist ganz idyllisch und gibt auch einen schönen Ausblick zum Leute gucken. Heute Abend haben wir Glück, denn wir haben Gelegenheit, den Nordsee-Klassiker zu beobachten, eine Möwe, die auf der Markise eines Geschäftes auf Opfer lauert und erfolgreich einem Kind das Eis aus der Hand reißt. Das brüllende Kind tut einem ja schon leid, das ist mit Sicherheit furchtbar erschrocken. Aber irgendwie ist es auch zu witzig, wie schlau die Möwen das anstellen. Es gelingt ihnen immer wieder, auch bei Erwachsenen. Noch begehrter als Eis sind allerdings Fischbrötchen.

Im Anschluß geht es direkt hoch aufs Oberland zum Lummenküken gucken. Die sind nur süß und nicht frech.

Die an die Fenster der Hummerbude des Vereins Jordsand geschriebenen Infos lassen erkennen, daß die Kükensaison langsam endet, es springen täglich weniger Küken, manchmal sogar nur eines.

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Es lohnt sich aber schon allein wegen der grandiosen Sonnenuntergänge und der ganz besonderen Atmosphäre, abends hochzufahren.
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: 12 Okt 2020 21:42 Bild
Wie auch immer, ob namenlos und ertrunken oder nicht, es ist üblich der Toten durch Läuten der Schiffsglocke zu gedenken, ich tue das jedesmal, wenn ich hier bin, Ertrinken muß so ein schrecklicher Tod sein. Es ist immer ein sehr melancholischer Moment, wenn man so zwischen dem Sanddorn und den verkrüppelten Bäumen steht und die Glocke ertönt.
Finde ich eine sehr schöne Idee, so einen schmucklosen Friedhof für die Namenlosen, scheint mir sehr stimmig und berührend.
Suse hat geschrieben: 12 Okt 2020 21:42 Während ich oben bin, klingelt mein Handy, der Ehemann ist dran und fragt, wo ich bleibe. Ich sage, daß ich den Teich nicht finden kann, er meint, er säße schon dort.
Ich wäre da so hilflos, würde nur meine Postition beschreiben und sagen: "hol' mich hier mal ab, sonst brauche ich noch ewig". Mein Göttergatte wüßte, dass ich damit leider Recht hätte :lol:
Suse hat geschrieben: 12 Okt 2020 21:42 Den Knieper servieren sie hier immer sehr heiß, das mag ja nicht jeder bei Schalentieren, weil es auf Kosten des Geschmacks gehen soll. Inklusive Vorspeise, Weißwein und Wasser kamen wir zu zweit auf eine Rechnung von 85 Euro, nur, damit man mal eine Hausnummer hat.
Ist das nicht ne ziemliche Fummelei, die Scheren zu knacken? Da ist der Rest doch bald nicht mehr so heiß :lol: Danke auch für's Preis nennen, finde ich immer interessant was Dinge kosten. Knieper kenne ich (noch) nicht, würde ich auch sofort versuchen zu ergattern, ich liebe doch so kulinarische Erinnerungen :wink:
Suse hat geschrieben: 12 Okt 2020 21:42 Heute Abend haben wir Glück, denn wir haben Gelegenheit, den Nordsee-Klassiker zu beobachten, eine Möwe, die auf der Markise eines Geschäftes auf Opfer lauert und erfolgreich einem Kind das Eis aus der Hand reißt. Das brüllende Kind tut einem ja schon leid, das ist mit Sicherheit furchtbar erschrocken. Aber irgendwie ist es auch zu witzig, wie schlau die Möwen das anstellen. Es gelingt ihnen immer wieder, auch bei Erwachsenen. Noch begehrter als Eis sind allerdings Fischbrötchen.
Solche Szenen würde ich genießen, allerdings nur als Beobachter, als Betroffener wäre ich starr vor Entsetzen wenn mir ne Möwe so nahe käme.
Vielen, vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Klara, die vom Urlaub träumen könnte.
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Suse
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Suse »

Also ich esse die Knieperscheren immer Stück für Stück, die ersten sind dann noch heiß, danach dann nur noch lau. Das geht relativ schnell, die Dinger sind groß und es ist wirkich viel Fleisch drin, nicht so fummlig wie bei Hummer. Mr.minolta pult erst alle Scheren auf, damit das Fleisch kalt ist, bis er es ißt.

Mit meiner Methode kriegt man mehr von den Soßen, weil man ja schon ißt, während der andere noch pult. Wir mußten dann auch Soße nachbestellen, war in den 85 Tacken auch kostenlos enthalten. :wink:

Das Internet ist ja voll von solchen "Möwen klauen was"-Videos, es gibt auch eins von Helgoland und es geht auch um eine Tüte Eis. Das ist am Siemensplatz, das ist nur ein paar Minuten von dort, wo wir gesessen haben. Die Frau bleibt allerdings recht cool:

https://www.youtube.com/watch?v=dsXGMG6sN6Y

Ich glaub, ich hätte das Eis danach aber nicht mehr weitergegessen. :lol:

Wir haben uns vorgenommen, bis mindestens Ostern erstmal von gar keinem Urlaub mehr zu träumen, und einfach mal die weitere Entwicklung zu beobachten. Danach muß allerdings die Planung für 2022 konkret werden, wenn sich abzeichnet, daß das nicht geht, was wir vorhaben, müssen Alternativen gefunden werden.
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Anubis »

Suse hat geschrieben: 13 Okt 2020 12:35Wir haben uns vorgenommen, bis mindestens Ostern erstmal von gar keinem Urlaub mehr zu träumen, und einfach mal die weitere Entwicklung zu beobachten. Danach muß allerdings die Planung für 2022 konkret werden, wenn sich abzeichnet, daß das nicht geht, was wir vorhaben, müssen Alternativen gefunden werden.
Wir werden versuchen, die Bahamas im Dezember und Galapagos im Februar durchzuziehen.

Diese ständige Verschieberei geht uns mittlerweile auf den Senkel.
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Suse »

Der Lummenfelsen an der Nordspitze der Insel zieht dann abends auch immer Gruppen von Zuschauern an, die nur wegen des Sonnenuntergangsspektakels kommen.

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Andere kommen wegen der Vögel,

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manche beobachten auch die Schnucken, die jetzt an den Steilhängen weiden.

Das war 2014. So schaut das aus, wenn sie aktiv und munter und geschoren sind. Vermutlich gibt es da ja auch einen Zusammenhang. :wink:

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Alle teilen sich einträchtig die paar Meter Zaun oder sitzen oben in den Pfeilkressewiesen und schauen auf die Lange Anna.

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Die Lange Anna hat ihren Namen der Sage nach von einer hochgewachsenen Kellnerin, aber das ist nicht belegt. Auf Helgoländisch ist sie der „Nathurn Stak“, und leider sind ihre Tage gezählt, denn die Erosion setzt ihr wie auch dem Rest der Insel trotz aller Maßnahmen zum Küstenschutz zu. Manch ein Platz, an dem vor 20 Jahren noch eine Sitzbank stand, liegt nun jenseits des Drahtzaunes, und die Aussichtsplattform gegenüber der Langen Anna darf man schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr betreten.

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Immer wieder gab es Versuche, die Lange Anna zu retten, es gab Stiftungen, die die Geldmittel bereit gestellt hätten, aber Untersuchungen haben gezeigt, daß sie bereits zu stark erodiert ist, als daß noch so viel hineingepumpter Zementkleber auf lange Sicht etwas helfen würde. Auch die Möglichkeit, sie mit einem Gerüst zu stützen, wurde verworfen, weil man davon ausgeht, daß der Felsen innerhalb des Gerüsts zerbröseln wird und dies dann wie ein sinnlos gewordenes Exoskelett stehen bleibt. Letztlich hat man sich entschieden, der Natur ihren Lauf zu lassen, und es ist nicht unmöglich, daß die Lange Anna noch zu unseren Lebzeiten einstürzt. Man hätte vermutlich früher anfangen müssen, den Felsen zu stabilisieren, aber die Lange Anna hat viele Vorgänger, die längst Geschichte sind, und um die sich auch niemand besonders gekümmert hat. Der weiche Sandstein, der Helgoland beim Big Bang das „Überleben“ gesichert hat, ist auf der anderen Seite eben langfristig sein Untergang und die Vergänglichkeit ist es auch, die der besonderen Stimmung, wenn die Sonne hinter der Langen Anna untergeht, immer etwas Bittersüßes und Romantisches gibt. Die vielen Vögel, die auf der Langen Anna wohnen, sind sich nicht bewußt, daß der Verfall an ihrem Zuhause nagt. Die Tölpel nisten hier besonders zahlreich.

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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: 14 Okt 2020 20:25 Bild
Helgoland scheint ja so richtig zu Gegenlichtaufnahmen zu inspirieren. Sei es nun bei Piepmätzen oder Nierentischen.
LG
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Suse »

Klara hat geschrieben: 15 Okt 2020 15:02
Suse hat geschrieben: 14 Okt 2020 20:25 Bild
Helgoland scheint ja so richtig zu Gegenlichtaufnahmen zu inspirieren. Sei es nun bei Piepmätzen oder Nierentischen.
LG
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Und Sonnenuntergängen! Ist doch stimmungsvoll. Und man erkennt sogar, daß es Möwenküken sind, oder?

Lummenküken kommen erst noch, die sind aber ganz ohne Gegenlicht. Ganz ohne Licht sogar eher, leider. :wink:
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: 15 Okt 2020 15:42
Und Sonnenuntergängen! Ist doch stimmungsvoll. Und man erkennt sogar, daß es Möwenküken sind, oder?

Lummenküken kommen erst noch, die sind aber ganz ohne Gegenlicht. Ganz ohne Licht sogar eher, leider. :wink:
Sonnenuntergänge faszinieren ja immer. Teils sogar in Gruppen. So'n Fleischerhundgemüt wie ich steht dann dabei und nimmt die anderen auf, die gebannt auf ihre Displays schauen, wann der passende Moment für's Foto ist :lol:

Gut erkannt, ich habe natürlich nicht erkannt, dass der kleine "Feuerball" ein Möwenküken ist (aber das heißt echt nichts :lol: ).
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Suse »

Klara, Du hast eine PN.

Reisebericht geht die Tage weiter.
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Suse »

Am Lummenfelsen, wo die Einflugschneisen schmal sind, nisten vor allem Möwen und Trottellummen. Tölpel sind hier nur vereinzelt zu finden.

Ein Bild im Morgenlicht wegen der besseren Sicht:

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Wir ergattern einen Platz direkt am Zaun, der Ehemann baut das Stativ auf und ich drehe meinen Zoom auf Maximum, was aber nicht so richtig etwas nützt, denn Lummenküken springen in der Dämmerung, um nach dem Sprung besser gegen ihre Freßfeinde, die Robben, geschützt zu sein, bis sie auf die Hochsee hinausgetrieben sind. Die Eltern versorgen die Küken von da an auf dem Wasser weiter, bis sie flügge geworden sind.

Die Vögel kleben quasi halsbrecherisch in den Felsen.

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Ziemlich in der Mitte des Bildes zwei Küken, die waren aber wohl noch zu jung zum Springen und rührten sich nicht:

Bild

Wann es soweit ist, daß ein Küken springt, hängt davon ab, wann es zu groß wird, als daß die Eltern es oben im Felsen noch ausreichend mit Futter versorgen könnten. Die Ansichten darüber, wann der Zeitpunkt gekommen ist, daß das Küken ausziehen muß, gehen, wie beim Menschen, bei Küken und Eltern manchmal auseinander. Wenn das Küken sich gar zu zögerlich anstellt, wird es auch schon mal gestoßen. Egal, ob es freiwillig springt oder elterlicherseits nachgeholfen wurde, wenn es erst einmal nach unten trudelt, stürzen ihm die Eltern sofort wie zwei Torpedos in die Tiefe nach und flankieren es, bis es in der Menge der anderen Küken angekommen ist, die dann gemeinsam ein großen Gruppen auf der Nordsee treiben. Manche Küken, die zu kurz springen, landen auf dem Felsboden und werden vom Verein Jordsand eingesammelt, beringt und ins Wasser gesetzt. Den Küken macht das nichts aus, Lummen sind, genau wie Tordalke, eigentlich dem Pinguin näher als dem Flugvogel und ihr dichtes Gefieder schützt sie sowohl beim Aufprall als auch später vor dem kalten Nordseewasser.

So sieht das aus, wenn die Jordsander da sitzen und darauf warten, daß es Küken regnet:

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Den Lummensprung zu beobachten ist uns in der Vergangenheit schon geglückt. Dabei muß man vorgehen wie beim Pferderennen, man kann unmöglich das gesamte Starterfeld im Auge behalten, man muß auf einen Kandidaten setzen und hoffen, daß der sich heute traut. Von den Umstehenden hören wir gemurmelte Anfeuerungen für den Favoriten und schließlich einmal eine Erfolgsmeldung, zwei Frauen neben uns haben „ihr“ Küken springen sehen und jubeln. Wie wir später an der Jordsand-Hummerbude sehen, war das an dem Tag das einzige Küken. Wir haben zwei aussichtsreiche Kandidaten in der Pipeline, vor allem einer scheint ernsthaft springen zu wollen und arbeitet sich mit hochgerecktem Kopf mutig zur Felskante vor.

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Noch sitzt es dicht am Felsen. Die zwei erwachsenen Vögel, die vor ihm sitzen und auf ihn einzureden scheinen, sind vermutlich die Eltern.

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Hier hat er sich schon weit vorgewagt und wäre wahrscheinlich gesprungen, wenn nicht die zankenden Altvögel gestört hätten.

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Gehindert wird er dann von Streitigkeiten zwischen erwachsenen Lummen, die ihm den Weg abschneiden. Auch das andere Küken guckt nur und rührt sich nicht weiter. Macht aber nichts, die Küken sind süß, die Atmosphäre ist toll und das Ganze so oder so super spannend. Es ist ein ganz besonderes Naturschauspiel und wie immer ohne Garantie.
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: 22 Okt 2020 20:47
So sieht das aus, wenn die Jordsander da sitzen und darauf warten, daß es Küken regnet:

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So wird Darwins Theorie verwässert :lol: .
Suse hat geschrieben: 22 Okt 2020 20:47 Wir haben zwei aussichtsreiche Kandidaten in der Pipeline, vor allem einer scheint ernsthaft springen zu wollen und arbeitet sich mit hochgerecktem Kopf mutig zur Felskante vor.

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Noch sitzt es dicht am Felsen. Die zwei erwachsenen Vögel, die vor ihm sitzen und auf ihn einzureden scheinen, sind vermutlich die Eltern.

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Hier hat er sich schon weit vorgewagt und wäre wahrscheinlich gesprungen, wenn nicht die zankenden Altvögel gestört hätten.

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Gehindert wird er dann von Streitigkeiten zwischen erwachsenen Lummen, die ihm den Weg abschneiden. Auch das andere Küken guckt nur und rührt sich nicht weiter. Macht aber nichts, die Küken sind süß, die Atmosphäre ist toll und das Ganze so oder so super spannend. Es ist ein ganz besonderes Naturschauspiel und wie immer ohne Garantie.
Da würde zur Vertonung eine Fußballberichterstatterstimme wie früher im Radio passen :lol: .
Vielen, vielen Dank und LG
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Re: Zwischen Trotteln und Tölpeln - Helgoland 2020

Beitrag von Suse »

Klara hat geschrieben: 23 Okt 2020 10:14
Suse hat geschrieben: 22 Okt 2020 20:47
So sieht das aus, wenn die Jordsander da sitzen und darauf warten, daß es Küken regnet:

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So wird Darwins Theorie verwässert :lol: .

Naja, in der Natur gäbe es ja auch keine Schutzmauer aus Beton. Die Küken kommen da ja ohne Hilfe nicht drüber und natürlicherweise wäre die da ja nicht.

Das mit dem Fußballreporter stimmt, das ist auch ein bißchen so, du hörst die Leute die ganze Zeit murmeln, ja guck, jetzt bewegt er sich, nee, doch nicht, aber ich hab einen, guck mal, da rechts, der springt bestimmt gleich, jetzt zappelt er schon. Los, komm, trau dich! Und dann irgendwann: Jaaaaaaa, Juchhuu, weg isser! Und alle anderen dann so: Haben Sie eins springen sehen?
Und dann gehen wieder alle Köpfe geradeaus und man guckt umso intensiver.
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