Dschungelcamp an der Datumsgrenze

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foto-k10
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von foto-k10 »

Geckos?
Also Taggeckos ... Phelsuma?
Keine Fotos von denen gemacht?
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Pico
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von Pico »

Prima, da sind die Essensfrage und die Folgen ja geklärt, beides habe ich mich in der Tat schon gefragt... :lol:
Ich glaube, was mir am meisten auf so einer Insel Schwierigkeiten machen würde wäre der Hunger! Sich nahezu ständig schon mit der Essensfrage und deren Zubereitung beschäftigen zu müssen, anstatt zwischendurch einfach mal an den Kühlschrank gehen zu können.

Nun, mittlerweile murmelt selbst meine bessere Hälfte schon "Luahoko" vor sich hin, es hat bei und beiden ein wenig gedauert bis wir das auswendig konnten. Aber nun sitzt es, ist schon fast ein geflügeltes Wort bei uns und zwischendurch spinnen wir schon mal ein paar Gedanken wie wir das so anstellen könnten. Aber 10 Tage, nein, das wäre dann wahrscheinlich doch zu lange, so das Fazit.

Danke für´s Träumenlassen!
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Pico
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von Pico »

foto-k10 hat geschrieben: 20 Jun 2019 21:47 Geckos?
Also Taggeckos ... Phelsuma?
Keine Fotos von denen gemacht?
Oh ja, für mich auch bitte, ich liebe diese Dinger!
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

foto-k10 hat geschrieben: 20 Jun 2019 21:47 Phelsuma? Keine Fotos von denen gemacht?
Nein, nicht Phelsuma.

Wir haben sie selten und immer nur im Haus unterm Dach gesehen. Fotografieren schien nicht viel Sinn zu machen. Ich vermute, daß es der Asiatische Hausgecko (Hemidactylus frenatus) war. Dieselbe Art, die wir alle auch von den Seychellen kennen. :wink:
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Pico hat geschrieben: 20 Jun 2019 21:50Nun, mittlerweile murmelt selbst meine bessere Hälfte schon "Luahoko" vor sich hin, es hat bei und beiden ein wenig gedauert bis wir das auswendig konnten. Aber nun sitzt es, ist schon fast ein geflügeltes Wort bei uns ...
Is ja zu geil! :lol:

Ich denke, eine Reise auf diese oder andere vergleichbare Inseln erfordert eher eine innere Einstellung als irgendwelche besonderen Fertigkeiten. Nur Menschen, die noch nie in den Tropen waren, sollten das nicht so eben mal probieren. Auf Luahoko ertrinkt man genau so schnell wie auf La Digue, wenn man bestimmte Regeln nicht befolgt und das Gelände, vor allem auch am Strand, ist oft unwegsam mit 1000 Stolperfallen. So ist eine gewisse körperliche Fitness ratsam, die vielleicht in einem höheren Alter nicht mehr gegeben ist, auch wenn sie für normale Urlaubsziele noch ausreichen sollte. Es wäre nach unserem Ermessen beispielsweise nicht möglich, da den ganzen Tag in der Hängematte zu liegen. Die gab es, aber wir haben sie nicht ein Mal ausgerollt. Man ist ständig am Laufen, Kriechen und Klettern und selbst wenn man nicht immerzu fotografiert, ist das nötig, um Holz zu sammeln, das Feuer am Boden zu schüren, den Krebsen auszuweichen etc. . Man muß fegen, schleppen und ewig diese 20 Kilo-Kanister hin- und herwuchten. Allein das Besteigen und Verlassen des Bootes in der Brandung ist für manchen eine Herausforderung... I)

Belohnt wird man mit unvergeßlichen Eindrücken und Erlebnissen. Unvergeßlich auch dann, wenn man schon oft in dieser oder einer ähnlichen Region gewesen ist. Man muß das alles natürlich mögen, das Interesse für die Umgebung, die Tiere und die Lebensweise in den 10 Tagen muß vorhanden sein.

Unter dieser Voraussetzung ist mein persönlicher Eindruck als Tropen-Enthusiast nach dem Aufenthalt auf Luahoko ganz kurz und knapp:

Mehr geht nicht.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Frenki hat geschrieben: 20 Jun 2019 22:13Bild


... ist das jetzt für 3 Erbsen ...? ... oder Liquid? Ging's dem Mister nicht gut ...? Ich mein ja nur ...

Okay! Bin gespannt auf die kompetenten und sachkundigen Darstellungen von Klara, die in den nächsten Stunden gepostet werden ... I)



Was glaubst Du denn, warum wir diese Premium-Vorlage geliefert haben? :lol: :lol: :lol:

Wir haben unsere fäkalen Connaisseure hier im Forum doch nicht vergessen, nur weil wir ein paar Tage auf einem anderen Planeten waren! :lol:

Aber möchtest Du wirklich weitere Details?? :lol:
Zuletzt geändert von mr.minolta am 21 Jun 2019 03:45, insgesamt 1-mal geändert.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

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Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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Karambesi
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von Karambesi »

Vielen Dank an Euch, für mich persönlich einer der wohl schönsten Berichte seit langem, welche ich im Netz Lesen durfte. :bounce:

Habe mit meiner Frau darüber auch gesprochen, sie zollte Respekt, aber ........ 8)
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von Klara »

mr.minolta hat geschrieben: 20 Jun 2019 23:01
Frenki hat geschrieben: 20 Jun 2019 22:13Bild


... ist das jetzt für 3 Erbsen ...? ... oder Liquid? Ging's dem Mister nicht gut ...? Ich mein ja nur ...

Okay! Bin gespannt auf die kompetenten und sachkundigen Darstellungen von Klara, die in den nächsten Stunden gepostet werden ... I)



Was glaubst Du denn, warum wir diese Premium-Vorlage geliefert haben? :lol:

Wir haben unsere fäkalen Connaisseure hier im Forum doch nicht vergessen, nur weil wir ein paar Tage auf einem anderen Planeten waren! :lol:
Ach was, Fäkalien mit Sand bedecken hat doch was katzenklomäßiges, da hätte ich absolut kein Problem mit. Aber doch noch ne Assoziation, gab es auch Fliegen :mrgreen:
Nur angekettet an den Herd und die Hausarbeit, da stinkt man ja schnell wie ne polnische Putzfrau (nichts gegen die Damen, auch wenn mir der Akzent der Französinnen genehmer ist), ist bei uns aber so ein geflügeltes Wort, wenn man sich durchgeschwitzt bei der Hausarbeit befindet. Darauf bezog sich meine Frage, ob man auch im Meer baden konnte, denn das Trinkwasser würde ich auch sparsam verwenden, aber sich reinigen hat schon was :lol: . Mit dem Essen hätte ich gar kein Problem, Kokosnüsse, Papaye, dann hätte ich mir Datteln mitgenommen, da müsste ich gar nicht kochen, nur mal kochendes Wasser für Kaffee wäre mir lieb. Ich hätte allerdings gedacht, man könnte da auch Fische fangen.

Danke für den kurzweiligen Bericht und die tollen Bilder
Klara
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Klara hat geschrieben: 21 Jun 2019 16:57Ich hätte allerdings gedacht, man könnte da auch Fische fangen.
Das kann man auch. Also, Karambesi, ran an die Buletten! Wie man in Berlin so schön sagt... :wink:

Ich habe zwar mein halbes Leben lang beruflich mit Fischen zu tun gehabt, darf sie aber nicht essen. Ich hab 'ne Allergie. Suse ist auch keine explizite Fischliebhaberin, deshalb haben wir das unterlassen. Zur Einweisung auf Foa gehört auf Wunsch auch der Umgang mit der Angel. Karambesi hätte das nicht nötig, aber sie geben bei Bedarf auch eine kleine Ausrüstung mit, dazu 'ne Harpune.

Wenn man tief genug gräbt und reichlich nachschaufelt, gibt es keine Fliegen! :smokin:

Die waren aber sowieso nicht vorhanden, wie auch die Mücken. Das lag am Wind. Dafür gab es aber ein Problem mit den Krebsen. Die haben das, was man vergrub, manchmal wieder ausgegraben und um das Loch herum verteilt... :wink: Weitere Details gibt es aber nur auf Frenkis ausdrücklichen Wunsch zu lesen! I)

Suse ist gestern leider nicht mit dem nächsten Text fertiggeworden, aber heute nachmittag geht's dann wirklich weiter.
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Suse
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von Suse »

Karambesi hat geschrieben: 21 Jun 2019 11:04 Vielen Dank an Euch, für mich persönlich einer der wohl schönsten Berichte seit langem, welche ich im Netz Lesen durfte. :bounce:

Habe mit meiner Frau darüber auch gesprochen, sie zollte Respekt, aber ........ 8)
Das hast Du aber nett gesagt. Wir sind ja auch noch nicht ganz fertig. Könnte sein, daß das, was demnächst kommt, mehr nach dem Geschmack Deiner Frau ist. :D
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
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Suse
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von Suse »

Der Strand am nördlichen Ende Foas birgt ein Geheimnis, das nur bei Ebbe freigelegt wird, und dessen Entdeckung vor knapp zehn Jahren alle bis dahin gängigen Ansichten über die Migration der polynesischen Völker auf den Kopf stellte.

Genau hier, in der weiten Linkskurve, die der Strand hinter der Matafonua Lodge beschreibt, entdeckten 2009 zwei australische Archäologen auf den flachen Platten des fossilen Korallenriffs zahlreiche Petroglyphen, fast identisch mit gleichartigen Abbildungen an verschiedenen Fundorten in Hawai’i, die auf ungefähr 1500 vC zu datieren sind.


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In den regelmäßig von Naturkatastrophen gebeutelten Inseln Ozeaniens, in denen kaum etwas die Jahrtausende überdauert, wenn man von ein paar getöpferten Werken der Lapita-Kultur einmal absieht, so daß die Geschichtsforschung somit in weiten Teilen auf Mutmaßungen und Wahrscheinlichkeitsannahmen angewiesen ist, ein Fund von unschätzbarem Wert. Sollte man meinen.

Daß die Korallenplatten nicht direkt in ein Museum auf Tongatapu geschafft wurden, erstaunt mich zuerst. Zwar wird auch in der Lüneburger Heide über bronzezeitlichen Opfersteinen nicht gleich ein schützendes Häuschen errichtet, aber diese sind auch nicht so sehr den unvorstellbaren Kräften eines Tsunamis oder eines Zyklons ausgesetzt. Daß der Fundort der Steine dann aber nicht einmal gekennzeichnet ist, finde ich wiederum gut. Das Selberfinden ist der halbe Spaß und es dauert tatsächlich eine ganze Zeit, in der ich das gesamte Riff dreimal ablaufe, bis ich die ersten Petroglyphen entdecke.

Eine Schildkröte, einen Fisch und etwas, das aussieht wie das Profil von Killroy, den wir Schüler schon in der prä-Graffiti-Ära der Siebziger Jahre gern überall hinkritzelten, meine ich zu erkennen.

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Daß die Petroglyphen nicht die Anerkennung bekommen, die sie nach Ansicht ihrer Entdecker verdienen, mag auch daran liegen, daß Ha’apai generell eine für eine polynesische Insel recht hohe Dichte an bedeutsamen historischen Ereignissen zu verzeichnen hat.
Nicht nur, daß hier die Christianisierung und damit Einigung der bis dahin verfeindeten Königshäuser der Inselgruppen ihren Ursprung nahm. Hier meuterte die Besatzung der Bounty und hier sank die Port au Prince und verschaffte den Ha’apai-Inseln ihre eigene Legende vom versunkenen Goldschatz, die sich hinter der der Seychellen und La Buse nicht zu verstecken braucht.

Die Geschichte der Port au Prince, eines englischen Kaperschiffs, ist längst nicht so bekannt wie die der Bounty, aber ebenso spannend. Wer von dem Schiff noch nicht gehört hat, kennt hingegen vielleicht den Namen William Mariners, der als Schiffsjunge an Bord der Port au Prince den Untergang überlebte und von einem tonganischen Häuptling adoptiert wurde, der ihn so schätzen lernte, daß er ihn später sogar in die Heimat zurückkehren ließ. Zum Glück für den Rest der Menschheit, denn es wurde ein recht angesehener Reiseschriftsteller aus ihm, der über noch nicht dagewesene Insiderkenntnisse über Tonga verfügte. Wer seine Erlebnisse lesen möchte, sollte „Nachrichten aus Tonga“ googeln, das Buch kann man in einer digitalisierten Version sogar im Original oder auch halbwegs bequem in Sütterlin lesen.

Die Suche nach den Petroglyphen macht vor allem bei Nacht mit entsprechender Beleuchtung Sinn, da die Einkerbungen dann gut sichtbare Schatten werfen sollen. Bei Niedrigwasser geht es tagsüber aber genauso gut, da dann der größte Teil des fossilen Riffs frei liegt und man gut darauf herumklettern kann. Da dies heute ausgerechnet um 11:30 h eintritt und mich die Suche nach den Steinzeichnungen so fesselt, daß ich alles andere vergesse, handele ich mir das ein, das ich in 10 Tagen Luahoko trotz spärlichster Bekleidung vermeiden konnte: Ich habe einen Sonnenbrand.

Das stechende Gefühl auf der Haut erinnert mich dann irgendwann daran, jetzt doch mal langsam aus der Sonne zu gehen und ich wandere durch den Wald zurück zu Fale Hiva. Auf dem schattigen Pfad, der vom Matafonua-Strand zum Friedhof der Kinderkleider führt, sehe ich dann auch endlich die ersten Farne dieses Urlaubs. Sie sind hier plötzlich zahlreich, vor allem die fertilen Wedel sehen aus wie Phymatodes, Tausendfüssler-Farn, wie er auch auf La Digue entlang der Wege von der Grand Anse bis zur Anse Cocos häufig ist. Da ich keine Botanikerin bin, kann ich das nur anhand der Ähnlichkeit schätzen, späteres Nachschlagen bestätigt es allerdings. Es ist ein Farn, der mir gut gefällt, da er durch die Verschiedenartigkeit der juvenilen Wedel und der adulten Pflanze recht abwechslungsreich aussieht und überhaupt sehr tropisch wirkt. Ich freue mich, überhaupt ein paar Farne zu sehen, in einem Tropenurlaub ohne die von mir favorisierten Pflanzen, da hätte mir direkt etwas gefehlt.

Der Tag ist ja noch jung, der Mister, der, jetzt, wo er wieder Strom satt hat, schon in Luahoko-Erinnerungen schwelgt und Purzelfotos sichtet, ist auch unternehmungslustig, so daß wir uns Fahrräder mieten. Wie überall auf der Welt sind die Mieträder eine Wundertüte, bei dem ersten, das Duncan mir gibt, verabschiedet sich direkt der Lenker. Auch sonst sind die Dinger merkwürdig, anstelle einer Kette haben sie Gummiriemen mit kettengliederartig ausgestanzten Aussparungen. Die Technik funktioniert so lala, allzu kräftig darf man nicht in die Pedale treten, dann fliegt die „Kette“ ab.

Wir radeln den schnurgerade verlaufenden Inselhighway entlang und passieren irgendwann Darrens Waldgrundstück, an dem wir an unserem Ankunftstag zur Ziegenkontrolle angehalten haben, und nun klärt sich, welches große Tier damals im Gebüsch herumraschelte und in mir die Assoziationen zu der Jurassic Park-Szene auslöste. Am Zaun, umringt von den kleinen Ziegen, steht ein junges Pferd, ein hübscher Fuchs, vielleicht zwei Jahre alt. Das bestaussehendste Pferd der Inseln, wie Darren uns später voller Besitzerstolz sagt. Was vermutlich keine Kunst ist, denn andere Pferde auf Tonga müssen in diesem zarten Alter sicher längst harte Arbeit verrichten.


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Es dauert auch nicht lange, bis wir ein Vergleichsobjekt sehen. Faleloa, das kleine Dorf, dem die beiden Resorts offiziell angegliedert sind, ist eine Ansammlung einfacher tropischer Häuser mit mehr oder weniger gepflegten Gärten und vor allem vielen kleinen schuhkartonartigen Stelzenhäusern, die, wie ein Schild erläutert, nach Zyklon Ian aus Mitteln eines US-amerikanischen Katastrophenfonds errichtet wurden. Dazwischen große Grasflächen, auf denen sich die allgegenwärtigen Schweine tummeln, die Leibspeise der Tonganer, die zu festlichen Anlässen im Umu, dem Erdofen, zubereitet werden. Außerdem angepflockte Pferde, gut genährt und generell nicht vernachlässigt, aber auch nicht wirklich gepflegt.

Die Pferde Ozeaniens gelten nicht als eigenständige Rassen, es ist inselübergreifend eher eine mehr oder weniger homogene Population, die optisch noch ein wenig an ihre Vorfahren erinnert, die vermutlich spanische Pferde gewesen sein dürften, die über Südamerika hierher gelangten. Tongas Pferde gelten als besonders sanft und freundlich, was gut ist, denn geritten wird üblicherweise ohne Sattel. Auch die Exemplare, die wir hier antreffen, werden anscheinend gut behandelt, sie sind Streicheleinheiten gegenüber jedenfalls aufgeschlossen und wirken tiefenentspannt.


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Ungefähr in der Ortsmitte erwartet uns eine Überraschung. Selbst ein kleiner Ort wie Faleloa kann mit mehreren Kirchen unterschiedlicher religiöser Ausrichtungen aufwarten, seien es die Siebentagsadventisten, die Wesleymethodisten, die Kirche der Heiligen der letzten Tage oder - man glaubt es kaum - die Kirche zum Heiligen Einsiedlerkrebs.


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Wären wir am Sonntag noch hier, müßten wir den Gottesdienst besuchen, egal welche Glaubenslehre sich dahinter nun wirklich verbergen mag. Nicht nur, weil die Tonganer schöner singen sollen als alle anderen Völker Polynesiens, sondern auch um der armen Kerlchen zu gedenken, die seit unserer Abreise vermutlich mit knurrenden Mägen unter dem Purzelbaum auf Luahoko sitzen und auf Papayas und Kokosnüsse warten.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von foto-k10 »

Suse hat geschrieben: 22 Jun 2019 14:39 Die Geschichte der Port au Prince, eines englischen Kaperschiffs, ist längst nicht so bekannt wie die der Bounty, aber ebenso spannend.
An die Bounty würde man sich heute auch nicht erinnern, hätten die Verwandten von Christian Fletscher nicht so einen Rufmord an Kapitän Bligh veranstaltet.
Suse hat geschrieben: 22 Jun 2019 14:39 Auch sonst sind die Dinger merkwürdig, anstelle einer Kette haben sie Gummiriemen mit kettengliederartig ausgestanzten Aussparungen. Die Technik funktioniert so lala, allzu kräftig darf man nicht in die Pedale treten, dann fliegt die „Kette“ ab.
Dat nennt man "Zahnriemen".
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

foto-k10 hat geschrieben: 22 Jun 2019 17:07Dat nennt man "Zahnriemen".
Ne, nich wirklich.

Der hatte eben keine Zähne, sondern Vertiefungen. Hab ich so auch noch nie gesehen. Der wirkte wie eine Kette mit gliederartigen Elementen aus Gummi. Irgendeine Exotenerfindung aus China, nehme ich an. :wink:
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von foto-k10 »

Muss auch keine Zähne haben, so eine Trapezform - wie bei Wikipedia gezeigt - ist häufig: https://de.wikipedia.org/wiki/Zahnriemen

Eine Fahrradkette, die nicht regelmäßig geölt wir, hat bei Salzdunst schnell Probleme. Ohne eingestellte Spannung ist ein Zahnriemen natürlich witzlos. Mit den ebikes werden Riemenantriebe auch in Deutschland häufiger werden ...
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