Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

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Klara
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Klara »

einfach nur klasse, aber häßlich sind die Nesthocker ja irgendwie schon. Das Outfit könnte ja so einige Punker inspiriert.
Danke + LG
Klara
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Pico
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Pico »

Wow, was für ein Bericht!
Ich hätte so vieles zu kommentieren aber komme gar nicht hinterher...
Da schweige ich lieber zwischendurch und genieße.
Die Alien-Küken sind echt schräg, und die züngelnde Schlange der Wahnsinn, und überhaupt diese vielen kleinen Dinosaurier....

1000 Dank euch beiden für die Mühe dass ihr uns so detailiert, informativ und unterhaltsam an eurer Reise teilhaben lasst - per Wort und Bild!
:bounce:
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Pico hat geschrieben:Ich hätte so vieles zu kommentieren aber komme gar nicht hinterher...
Da schweige ich lieber zwischendurch und genieße.
Kommentier doch ruhig, alles was Du magst. Das freut uns doch, wenn der Reisebericht gefällt. :D
Wo wart Ihr denn jetzt eigentlich?
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Nach zwei Tagen Gatorland und nachmittäglicher Erholung am Pool ist wieder genug Energie für etwas Abwechslung in der freien Wildbahn da und wir brechen auf, Lakeland zu erkunden, Orlandos Umgebung im Süden. Die Gegend ist sehr wasserreich, wie der Name schon sagt, gibt es viele Seen, auch sehr große, in denen man aber natürlich nicht sicher schwimmen kann, schon gar nicht in den State Parks. Das ist eben der Preis, den man für das subtropische Klima zahlt: es sind Gators im Wasser. Irgendwas ist ja immer. :wink:

Gators gibt es ja nun in verschiedenen Größen. Kleine Babies, die mit ihren süßen Gesichtern aussehen wie geschuppte Hundewelpen, freche Halbwüchsige, mittelgroße, die einem dann schon langsam unheimlich werden. Und natürlich große, alte Alligatoren, mit denen zu schwimmen garantiert lebensgefährlich wäre.

Und dann gibt es Humpback:

https://www.youtube.com/watch?v=Cp0wkrlPqxQ

Das Video, das sicher bekannt ist, hat unsere Aufmerksamkeit auf die Circle B Bar Reserve gelenkt, einen State Park im Polk Country, ungefähr eine Fahrstunde von Kissimmee entfernt. Wir erwarten keineswegs, Humpback zu sehen (ich bin, ehrlich gesagt, gar nicht scharf darauf, ihm auf diesem schmalen Damm zu begegnen, den man auf dem Video sieht), aber die Circle B Bar wird als besonders schöner und tierreicher State Park beschrieben.

Nach etwas Herumsucherei wegen schlechter Beschilderung finden wir den Park. Aufgrund der langen Trockenheit, von der uns die Ranger im Gatorland ja schon berichtet haben, ist die Rinde der mächtigen Live Oaks fast kahl, der Resurrection Fern, der seinen Namen seiner Fähigkeit, Trockenzeiten durch Einrollen der Blätter zu überleben und bei Regen wieder „aufzuerstehen“ verdankt, ist vollkommen eingeschrumpelt. Das Spanische Moos hängt in dicken, trockenen Bündeln herab, es ist windstill und sehr heiß.


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Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich habe beim Anblick des Spanish Moss immer sofort ein vertrautes Gefühl, eine Art déjà-vu. Irgendwie sieht es gar nicht aus, wie man sich Florida vorgestellt hat, sondern eher wie… Afrika. Und dann schwingt sich da plötzlich einer an der Liane durch die Äste und das Moos. Genau. Tarzan. Einige der Johnny-Weissmüller-Tarzans wurden in Florida gedreht und zumindest für mich hatte Afrika, als ich ein Kind war, das Gesicht von Florida.


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Die Circle B Bar Reserve ist ein Naturschutzgebiet, das auf dem Gelände einer ehemaligen Rinderfarm errichtet wurde, kostet keinen Eintritt, unterhält ein kleines Infocenter mit einer Ausstellung über Fauna und Flora des Parks und eine mückensicher eingefaßte Veranda mit Möglichkeit zum Picknicken. Genau wie ein State Park ist so eine Reserve keine Freizeiteinrichtung mit Tieren in Gehegen und Spazierwegen. Wie man auf dem weiter oben verlinkten Humpback-Video unschwer erkennen kann, ist man hier in der freien Natur mit allen Risiken, die dazugehören. Das Gelände umfaßt einen großen See, daran angrenzende Kanäle und Feucht- und Waldgebiete, die zum Teil noch alte landwirtschaftliche Gebäude von historischem Interesse zeigen. Das gesamte Gebiet ist von zahlreichen Wanderwegen durchzogen, von denen derzeit aber nicht alle begehbar sind. Einige haben so starke Irma-Schäden davongetragen, daß sie noch nicht wieder vollständig freigeräumt sind.

Den Weg zum Lake Hancock wollen wir in der Gluthitze nicht gehen, da er kaum bis keinen Schatten bietet, und schlagen den Weg auf dem Damm über den parallel zum Seeufer verlaufenden Kanal ein, den man auch im Video sieht.


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Der Kanal mit seinen moosbehangenen Bäumen, den Muschelblumen und Seerosen ist sehr schön, schattig und idyllisch, selbst wenn keine Tiere zu sehen wären. Zunächst sind wir nicht allein, um uns herum Jogger, Familien mit Kinderwagen und Radfahrer, die mit klappernden Schutzblechen über den unebenen Weg rattern. Als wir ein Stück gegangen sind, sind wir irgendwann allein, es wird ruhiger und dann brodelt die Natur um uns herum vor Leben.


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Zuletzt geändert von Suse am 07 Aug 2018 19:41, insgesamt 4-mal geändert.
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Im Kanal zu unserer linken sehen wir in kurzer Abfolge Schmuck- und Weichschildkröten, Alligatoren unterschiedlicher Größen. Reiher, Störche, Anhingas und verschiedene Entenarten sind im Sumpf zu unserer Rechten auf Futtersuche, in der Ferne sogar ein einzelnes Wildschwein. Wir kommen unterschiedlich schnell voran und schauen und fotografieren jeder für sich.


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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

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Die Tiere sind sehr scheu, vor allem die Schildkröten, und wenn wir uns nicht ganz vorsichtig bewegen, verkündet uns das laute Platschen, daß gerade wieder eine Kröte vor uns ins Wasser geflüchtet ist. Während ich an einer Stelle, die freie Sicht über den Sumpf bietet, stehe und zu erkennen versuche, ob das, was da am Horizont fliegt, womöglich Rosa Löffler sind, nähert sich mir unter Wasser ein kleines Luftblasengekrissel. Für etwas von der Größe Humpbacks ist es zu klein, aber ich schaue schon etwas wachsam hin, was da auf mich zugeschwommen kommt. Schließlich reckt ein Anhinga den Kopf aus dem Wasser, im Schnabel einen Wels von beachtlicher Größe, schaut sich vorsichtig um, und taucht wieder ab. Möglichweise hat das Tier mich nicht wahrgenommen, denn nachdem er den restlichen Weg zum Ufer unter Wasser zurückgelegt hat, steigt er wie selbstverständlich höchstens einen halben Meter neben mir aus dem Sumpf.


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Ganz vorsichtig versuche ich, die Serienfunktion an der Kamera einzuschalten, und schaffe das auch gerade rechtzeitig, als der Vogel versucht, seinen Wels auf dem Damm zu töten, indem er ihn kräftig auf den Boden schlägt. Vielleicht ist er auch einfach nur jung und noch unerfahren, denn der Wels läßt sich nicht so einfach totschlagen, sondern nutzt den Schwung, um sich aus dem Schnabel zu winden und versucht, mit kräftigen Körperkrümmungen zurück ins Wasser zu hüpfen. Der Anhinga steht wie blöde da und glotzt, als könne er nicht fassen, was ihm da gerade passiert ist. Ehrlich gesagt, bin ich insgeheim auf der Seite des tapferen Welses, der sich nicht einfangen lassen will, der Anhinga schnappt mehrmals daneben, ein Wettlauf um Leben und Tod. Es wäre jetzt leicht, dem Wels zur Hilfe zu kommen, dazu müßte ich vermutlich nur den Fuß bewegen, das würde den Anhinga, der völlig von seinem Fisch in Anspruch genommen ist, sicher verscheuchen. Aber ich halte mich an die Oberste Direktive der Sternenflotte: Keine Einmischung.


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Irgendwann hat er den Fisch gepackt und diesmal gibt es keine Gnade mehr, er wird mit einem gezielten Schlag getötet und direkt hinuntergewürgt, während meine Kamera rattert. Und meine Fotos sind nicht einmal alle unscharf.


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Das war spannend wie ein Krimi und wäre in dem Moment Humpback von hinten herangeschlichen, wäre ich wohl dem Beispiel des Welses gefolgt. Aber zum Glück ist das nicht passiert und so gehen wir den Damm bis zum Ende, an dem eine große Schutzhütte steht, in der wir Rast machen. Dabei passieren wir auch genau die Stelle, an der der große Alligator über den Damm gewandert ist, aber wir sehen nichts dergleichen an Land, aber durchaus mehrere sehr große Alligatoren im See, auf den man von hier aus blicken kann.

Die Wanderung auf dem schattigen Damm war für diesen Tag genau richtig, denn die Hitze ist enorm und die Temperaturen ungewöhnlich hoch für die Jahreszeit, das Auto zeigt noch am späten Nachmittag eine Außentemperatur von über 90 Grad Fahrenheit. Wenn wir gewußt hätten, daß dies für längere Zeit unser letzter heißer, sonniger Tag sein würde, hätten wir wohl nicht so gejammert. Neben uns parkt ein toller Klassiker auf der Wiese am Waldrand, hier entsteht das letzte Foto dieses Tages.


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Den nächsten Tag verbringe ich im Haus und am Pool und genieße die Abkühlung, während die Minolta nochmals ins Gatorland geschleppt wird. Aber nicht für lange, denn im Laufe des Tages setzt Regen ein, über den wir uns zunächst freuen. Wir haben hier aber auch alles gehabt und getan, was wir uns vorgenommen hatten, morgen reisen wir ab, so daß wir den Nachmittag für Einkäufe nutzen. Ab morgen werden wir uns endgültig von der Zivilisation verabschieden und weit oben in Nordflorida einen kleinen Camper am Santa Fé River beziehen. Endlich jeden Abend Steaks grillen, am Flußufer sitzen, schnorcheln, schwimmen, Schildkröten.

Und dann schalten wir den Wetterbericht ein, und alle Vorfreude verpufft in Sekundenbruchteilen. Ein Schlechtwettergebiet aus der Karibik arbeitet sich gen Nordost quer über Floridas Mitte hinaus auf den Atlantik und schaufelt tonnenweise Regen herbei. Das ist nicht die übliche Wettervorhersage, in der in einer netten Collage eine hinter einer Wolke hervorblinzelnde Sonne mit ein paar Regentropfen und einem unten an die Wolke drangebastelten Blitz alle Eventualitäten abdeckt. Das Regenradar zeigt wolkenbruchartige Regenfälle, genau dort, wo wir hinwollen. Was für ein Mist!
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Für den Abreisetag hält sich das Wetter gerade noch. Wir fahren Landstraße und kurz hinter Leesburg auf die Interstate 75. An der Autobahnauffahrt machen wir Mittagspause und finden hier auch unser erstes Citrus Center dieses Urlaubs. Überall im Norden gibt es diese kleinen oder größeren, meist an Tankstellen angegliederten Fruchtstände, die die „Nationalfrüchte“ Orangen und Pampelmusen verkaufen, dazu allerhand mehr oder weniger kitschige Souvenirs, und die als Besuchermagnet „live Baby Gators“ ausstellen. Werbetafeln mit niedlichen aufgemalten kleinen Babygators, die ihre Eierschalen, aus denen sie noch nicht ganz herausgeschlüpft sind, als Windeln um den Po tragen, locken Besucher an.


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Im Laden dann drei kleine Baby-Alligatoren – not for sale und ohne Windeln natürlich – in einem Terrarium. Wir kaufen Postkarten, Marmeladen für die Daheimgebliebenen, und Honig für uns. Den seltenen Tupelo-Honig, den ich eigentlich mitbringen wollte, stelle ich wieder ins Regal zurück, nachdem ich ihn eine Weile unschlüssig hin und hergedreht habe. Er mag sein Geld wert sein, aber mir ist er mit über 30 Dollar für ein kleines Glas dann doch zu teuer.



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Auf der I75 passieren wir Ocala und Gainesville. Am Straßenrand große Werbeschilder für weitere Citrus Center mit und ohne Windelgators, und in Richtung Staatsgrenze Georgia ein großes Florida Welcome Center, in dem es alle Köstlichkeiten Floridas dann im Übermaß gibt. Die 13 Foot-Gators, mit denen solche Center werben, sind allerdings nicht live, sondern ausgestopft. :wink:

In Ocala passieren wir Don Garlits Dragster-Museum, für Autofans ein Muß, aber dieses Jahr nicht auf unserem Plan. Dennoch als Tip für alle, die sich für schnelle und alte Autos interessieren, es ist sehenswert. Soweit ich weiß, lebt Big Daddy Don noch, er müßte Mitte 80 sein.

http://garlits.com/


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In Gainesville durchschneidet die I75 für ein kurzes Stück die Paynes Prairie und der Mister guckt sich auf dem Beifahrersitz die Augen aus. Hier sieht es wasserreicher aus als weiter südlich in Orlando, aber das werden wir uns später noch genauer anschauen, denn hier gibt es neben großen Gators verwilderte Pferde und Bisons. Und unheimliche Menschen, aber das wissen wir in diesem Moment noch nicht.

Unser Ziel liegt zunächst einmal noch weiter im Norden und heißt High Springs, ein kleiner Ort im ländlichen Florida, der ganz anders ist, als das karibisch-tropisch anmutende Key West. Hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, die artesischen Quellen mehr oder weniger üppig sprudeln und die Menschen auf der Veranda sitzen, süßen Eistee trinken und „y’all“ sagen. Die Einheimischen meinen, dies sei „the real Florida“ und fahren stolz entsprechende Nummernschilder spazieren.


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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Wir suchen ein entlegenes Grundstück am Flußufer des Santa Fé River. Die Straßen werden immer schmaler, von der Interstate auf eine Landstraße, eine kleine Nebenstraße, schließlich ein unbefestigter Sandweg. Als wir die Abzweigung zu unserer Unterkunft für die kommenden 3 Tage gefunden haben, plötzlich am Wegesrand ein Rudel Weißwedelhirsche, doppelt so groß wie die auf den Keys. Am Waldrand weiter hinten eine Hirschkuh mit Kitz. Wir sind in der Lazy Turtle Lodge angekommen.

Wir melden uns bei den Vermietern, die ein wunderschönes großes Blockhaus auf Stelzen direkt am Wasser bewohnen, und bekommen die Schlüssel. Und dann geht es hinein in den Turtle Palace, einen großen, mit einem Vordach überbauten Camper. Ein bißchen eng ist es, aber wir sind mitten im Wald, außer uns derzeit keine anderen Gäste, es ist herrlich!


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Mit dem Wissen um die bevorstehende Wetterverschlechterung packen wir aus und beeilen uns, hinunter ans Flußufer zu kommen, wo wir ein Holzdeck für uns allein haben. Wenigstens ein paar Stunden im Abendlicht am träge dahinfließenden Santa Fé River sind uns vergönnt. Wir bleiben bis in die Nacht so sitzen. Und dann kommt der Regen, genau wie vorhergesagt.


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Es ist ja nun nicht so, daß uns Tropenregen fremd wäre oder daß uns nicht klar wäre, daß er nötig ist. Ohne Regen keine üppige Natur. Aber muß er denn gerade jetzt kommen, wo wir hier im Wald sind, wo wir doch so schöne Pläne hatten? Statt dessen kann man förmlich zusehen, wie Moos an den Wänden und Schwimmhäute zwischen unseren Zehen wachsen, ist man einmal naß geregnet worden, wird nichts mehr trocken. Alles ist klamm und es ist schlicht ungemütlich, so daß wir tatsächlich gezwungen sind, die Klimaanlage einzuschalten, um die Feuchtigkeit aus dem für solche Situationen natürlich denkbar ungünstigen kleinen Wohnwagen zu bekommen.

Immerhin ist das Vordach so groß und geräumig und die Temperaturen trotz des Dauerregens gleichbleibend lauwarm, daß das geplante abendliche Barbecue auf dem zur Unterkunft gehörenden High-Tech-Grill nicht ausfallen muß. In der winzigen Küche riesige Steaks braten zu müssen, das hätte mir gerade noch gefehlt!


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Wir machen das Beste aus der Situation. Das kleine High Springs verfügt neben einer wirklich hübschen historischen Altstadt und einem stillgelegten Bahnhof auch über eine enorme Dichte an verschiedenen Ein-Dollar-Läden. Zum Glück teilen wir neben der Liebe zu Natur und Wildnis auch die für alte Gemäuer und verlassene Ruinen, und gehen auf ausgiebige Fototour. Die Liebe zu den Billigläden hat der Mister hingegen eher für sich allein; manchmal, wenn ich des vielen Plastikkrams in den Regalen überdrüssig werde, bleibe ich im Auto, bewache die Minolta und zapfe das hier im Übermaß vorhandene W-Lan an. In der Lazy Turtle Lodge sind wir nämlich abgeschnitten von allem, auch vom Fernsehen, so daß das Wetter jeden Tag eine Wundertüte bleibt. Die allerdings keine freudigen Überraschungen enthält, die Sonne gibt allerhöchstens Gastspiele.



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In der Umgebung der kleinen Stadt sind die Hirsche besonders häufig und werden gelegentlich Opfer des Straßenverkehrs, aber sogar diese an sich unerfreuliche Tatsache bietet in Florida einen gewissen exotischen Schauwert. Scharen von Geiern belagern die Kadaver am Straßenrand, manchmal sind es bis zu 30 Vögel, die sich um das Aas streiten und einmal mehr sieht Florida hier aus wie Afrika.


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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

In den Regenpausen versuchen wir, ein bißchen von der Umgebung zu erkunden. Ein sonniger Nachmittag ist uns im O’Leno State Park vergönnt, wo man den Santa Fé auf einer historischen Hängebrücke überqueren und bis zu der Stelle begleiten kann, wo er für die nächsten drei Meilen unterirdisch weiterfließen wird, dem River Sink. Das Wasser verschwindet hier nicht etwa mit Getöse in einem Abgrund, sondern versickert langam im porösen Kalkstein, aus dem ja quasi ganz Florida besteht, um drei Meilen weiter östlich wieder an der Oberfläche aufzutauchen, dem sogenannten – wer hätte es gedacht – River Rise.

Ich finde die Vorstellung, daß es Menschen gibt, die solche unterirdischen Höhlensystem tauchend erkunden, unfaßbar gruselig. Aber tatsächlich ist dies eine bevorzugte Freizeitgestaltung der nördlichen Floridianer.

Auf den Live Oaks entlang des Flusses hat der Regen den Resurrection Fern auferstehen lassen, so daß die waagerecht abstehenden Äste aussehen, als seien sie selbst ein Waldboden im zweiten Stock, dicht bewachsen mit Farn und Moos.

Auf dem Fluß Schildkröten in rauhen Mengen, die genau wie wir hastig zum Sonnenbaden ausgerückt sind. Wer weiß, wie lange das schöne Wetter anhält!


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Wenn wir abends in der Lodge zurück sind, ist es seltsam, daß wir diesen anderenorts so stark frequentierten Fluß hier an dieser Stelle ganz für uns haben. Es ist zu schade, daß wir das nicht besser genießen können. Wie hatten wir uns das schön ausgemalt, morgens in aller Frühe hinunter zum Fluß zu gehen, im Morgenlicht vom Wasser aufsteigende Nebelschwaden...

Nur ein kurzes Stück flußabwärts gibt es eine kleine Quelle. Direkt neben einer Insel im Fluß, nach der sie benannt ist, liegt Rum Island Springs. Der Quelltopf ist nicht sehr groß und flach und läßt gut den Übergang zwischen dem klaren Quellwasser und dem Schwarzwasser des Santa Fé erkennen. Als wir ankommen und ein paar Jugendliche in der Quelle baden, ärgere ich mich, daß ich mein Badezeug nicht dabei habe, aber nicht für lange, denn wir schaffen es nicht einmal mehr trocken zurück zum Auto, bevor uns das nächste Gewitter mit einem Wolkenbruch beglückt.


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Das Schwimmen und Schnorcheln in den Quellen (und ja eigentlich auch im Fluß) ist die Aktivität, der wir für den Rest des Urlaubs hier und an unserer nächsten und letzten Etappe eigentlich einen Großteil der Zeit widmen wollten, und wir machen uns schon Sorgen, ob das so klappen wird, eine Wetterbesserung scheint nämlich erstmal nicht in Sicht. So beschäftigen wir uns zunächst mal mental mit den artesischen Quellen, in unserem kleinen Schildkrötenpalast gibt es genügend entsprechende Fachliteratur. Was wir dort lesen wirkt besorgniserregend, aber keineswegs neu. Die sensiblen Grundwasserquellen leiden unter den Menschenmassen, die sich in den Sommermonaten hier auf verschiedenste Weise vergnügen, aber vor allem unter der Wasserentnahme und Schadstoffbelastung durch Landwirtschaft mit einhergehendem Algenwachstum sowie dem wie in allen Industrienationen beständig beschworenen Wirtschaftswachstum mit einhergehender Bodenversiegelung und Bevölkerungszunahme. Wer sich mit den Quellen näher als nur zur Freizeitgestaltung beschäftigen möchte, dem sei die Veröffentlichung „Silenced Springs“ von Robert L. Knight empfohlen. Ein Buch, das auch die politischen Hintergründe beleuchtet, die mit dafür verantwortlich sind, daß den Quellen Nordfloridas bis heute nicht der Schutz zugestanden wird, dessen sie eigentlich dringend bedürften:

https://howardtodumfloridaspringsinstit ... ed-Springs

Am letzten Tag regnet es so stark und fast ununterbrochen, daß ich die Hütte nur für einen kurzen Spaziergang auf dem Waldweg verlasse. In dieser Mischvegetation am Übergang zwischen Tropen und gemäßigter Zone wächst irgendwie alles durcheinander, Palmettos, Kiefern, Orchideen und Kakteen, die auf einer Wiese neben der Lodge gerade zahlreich gelb blühen. Sehr weit komme ich auf meinem Spaziergang aber nicht, auch hier überall Zäune. Pfade, die vom Hauptweg in den Wald hineinführen würden, gibt es nicht, dafür Warnschilder, die Grundstücke nicht zu betreten sowie zahlreiche Zuneigungsbekundungen für Herrn Trump. Dafür kommt die Natur zu uns; während ich im Wohnwagen stehe und in der Küche herumräume, kann ich vom Fenster aus Rehe beobachten. Wie schön es hier bei gutem Wetter gewesen wäre.

Wir verlassen die Lazy Turtle Lodge also ein klein bißchen enttäuscht, nichtsdestotrotz um einige Erlebnisse reicher.


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Auch am Abreisetag schüttet es dermaßen, daß das Beladen des Autos zu einer logistischen Leistung mit Regenschirm und vor Nässe quietschenden Flipflops wird. Dann rollen wir den Sandweg entlang, ein paar wilde Truthähne flüchten zeternd vor uns, und dann hat uns die Zivilisation wieder, denn unsere nächste und letzte Station auf dieser Reise wird ein Motel in Lake City sein.
Zuletzt geändert von Suse am 28 Jul 2018 16:02, insgesamt 1-mal geändert.
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mr.minolta
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von mr.minolta »

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Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Robby
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Robby »

Vielen Dank Ihr beiden für
- einen so unglaublich toll geschriebenen Bericht,
- die ganzen zusätzlichen Informationen per Link,
- die wunderschönen Fotos, besonders die Tierfotos sind beeindruckend und
- die ganze Mühe, die in so einem Bericht steckt.
Freue mich auf morgen :bounce:
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Pico
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Pico »

Suse hat geschrieben:Kommentier doch ruhig, alles was Du magst. Das freut uns doch, wenn der Reisebericht gefällt. :D
Ich komme ja kaum mit dem Lesen hinterher, aber ich bin nun förmlich gezwungen hier jeden Tag hinzuzulinsen - bei dem Bericht!
Aber es bleibt dann einfach beim Lesen, jedoch das ist alles sooooo interessant!!! :bounce:

Suse hat geschrieben:Wo wart Ihr denn jetzt eigentlich?
Wir waren in Baltimore, Washington, Philadelphia und New York - alles Betonwüsten. Aber wir haben tatsächlich auch eine echte Schildkröte gesehen, dem Central Park sei Dank!
Ich habe es mittlerweile aber gerade mal geschafft die Fotos auf die Festplatte zu beamen... :roll:
Klara
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Klara »

Danke, nach wie vor spannend und super bebildert. Mit dem Wetter hattet ihr ja wirklich Pech, werden dann nicht auch die Mücken zur echten Plage? Meine Stimmung wäre bei dem Wetter ja ehrlich gesagt am Tiefstpunkt.
LG
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mr.minolta
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von mr.minolta »

Nochmals vielen Dank für Eure Teilnahme, wir freuen uns sehr, daß es Euch gefällt! :D
Klara hat geschrieben:... Wetter ... Mücken ... Tiefstpunkt.
Mücken sind in Florida generell nicht überpräsent und auch bei diesem Wetter waren sie kein Problem. Es hat so viel und kontinuierlich gereget, daß sie auch gar nicht hätten auffliegen können. Mit dem Abklingen der nassen Phase, die in dieser Form schon ungewöhnlich war, mag das dann anders ausgesehen haben, aber da waren wir ja auch schon wieder zuhause... :wink:

Die wesentliche Schwierigkeit lag eher darin, an einzelnen Tagen überhaupt nichts unternehmen zu können. Teilweise war es aber möglich, vor dem schlechten Wetter zu fliehen und nach zwei Stunden Fahrt in eine vorübergehend sonnige Region zu gelangen. Für die Natur war der Regen ohnehin wichtig, wie man am fast ausgetrockneten Sumpf in Orlando erkennen konnte.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Lake City, eine Kleinstadt mit ungefähr 12.000 Einwohnern, stellt aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage an der Kreuzung zweier Interstates einen idealen Ausgangspunkt dar, Nordflorida zu erkunden. Hier liegen zahlreiche beschwimmbare Quellen innerhalb des Tagespendelbereiches, um es im Behördensprech auszudrücken. Die Stadt selbst hat auf den ersten Blick nicht viel Interessantes. Das ändert sich, wenn man länger hier ist und genauer hinschaut.

Die Mitarbeiterin des Stadtrandmotels, in dem wir auch auf der letzten Reise schon gewohnt haben, ist erfreut, daß wir so lange zu bleiben gedenken. Normalerweise steigen ja hier nur Durchreisende ab. Für uns ist es ideal, wir werden ohnehin – zumindest glauben wir das zu diesem Zeitpunkt noch – nur zum Schlafen hier sein, es ist günstig, es gibt Frühstück, Waschmaschine und Trockner, und nicht zuletzt einen Pool, den man als Dauergast meistens ganz für sich hat. Wir bekommen einen Rabatt für unseren Langzeitaufenthalt und richten uns häuslich ein. Die limettenfarbigen Klappstühle bekommen ihren Platz vor der Zimmertür. Diese Art von Freisitz bietet natürlich nicht die Privatsphäre eines eigenen Hotelzimmers mit Balkon, aber die Kontaktaufnahme mit den Eingeborenen ist dafür fast unvermeidlich. Man muß das natürlich mögen.


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Am Nachmittag hat der Regen aufgehört und wir unternehmen eine kleine Stadtrundfahrt. Mr.minolta muß nachschauen, ob alles beim Alten ist, und so steuern wir zuerst den See an, dem die Stadt ihren Namen verdankt, den Alligator Lake. Möglicherweise ist es aber auch umgekehrt, denn bevor Lake City Lake City hieß, hieß zunächst die Stadt selbst „Alligator“, und so mag auch der See nach dem Ort benannt worden sein, der bereits von den Seminolen aus Gründen so getauft wurde, die man sich unschwer denken kann.

Lake City ist eine typische amerikanische Flächenstadt mit einem großen Geschäftsviertel in der Nähe der Autobahn und riesigen Grundstücken mit Mobile Homes in den waldreichen Randgebieten. Es gibt aber auch eine historische Altstadt in der Nähe des Sees mit schönen alten Villen und ein paar lokalen Besonderheiten. In der Marion Street, in der ungefähr der Kern der Altstadt liegen sollte, liegt leider einiges im Argen. Die Stadt bemüht sich, die historische Bausubstanz zu erhalten, aber es stehen viele Geschäfte leer, darunter auch eines, auf das wir uns bereits sehr gefreut hatten. Ein Antiquitätengeschäft, das vor allem mit Literatur, alten Gemälden, nachkolorierten Drucken und originalen Postkarten aus dem Florida der Quellen handelte. Ich mag es, solche Dinge, die meist ja auch nicht sehr teuer sind, als Ergänzung ins Fotoalbum zu kleben. Wir waren letztes Mal mehrfach hier und recht gute Kunden, was trotzdem nichts daran änderte, daß die beiden alten Damen, die den Laden betrieben, tagein tagaus eine für ältere amerikanische Ladies ungewöhnlich verkniffene Miene zur Schau trugen. Nun ist der Laden weg, die Schaufenster leer und wir gucken dumm und enttäuscht. Nun werde ich wohl nicht mehr zu meiner antiken Postkarte von Aunt Aggies Boneyard kommen, die ich beim letzten Mal aus unerfindlichen Gründen nicht gekauft habe, obwohl ich die Geschichte spontan faszinierend fand.

Aunt Aggies schauriger Garten aus aus Tierknochen gefertigten Skulpturen war eine Attraktion und Besuchermagnet im frühen 20. Jahrhundert, als der Tourismus hier oben im Norden Floridas bereits eine feste Größe war, lange, bevor Flaglers Overseas Railroad, auf der jetzt Fred und Fred jr. wachsen, die Keys für Besucher erschlossen.

http://www.floridamemory.com/blog/2015/ ... al-garden/

Aunt Aggie ist aber bei weitem nicht das Unheimlichste, das Lake City zu bieten hat. Nur wenige hundert Meter die Marion Street hinunter tut sich etwas in Sachen Erhalt des historischen Erbes. Das Blanche Hotel wird renoviert, nachdem es jahrzehntelang leer stand, soll es nun wiedereröffnet werden. Man darf gespannt sein, wie es von den Besuchern angenommen wird, insbesondere die Räume im dritten Stock, denn hier spukt es. Verschiedene Besucher und Geschäftstreibende berichten von Türenschlagen, Kinderlachen und anderen Geistererscheinungen. Das hat über viele Jahre prominente Gäste wie Johnny Cash nicht davon abgehalten, hier zu wohnen, aber der dritte Stock ist dennoch seit langem für die Öffentlichkeit gesperrt. Nicht einmal der Fahrstuhl, der älteste Floridas übrigens, fährt bis dort hinauf.

Ich finde das Gebäude, dessen Sanierung noch nicht sehr weit fortgeschritten scheint, schon vom Bürgersteig gegenüber gruselig. Wer weiß, was sich hinter den verschlissenen Raffstores, die die Flügel und Oberlichter der Fenstertüren bespannen, wohl verbirgt. Mit Sicherheit haben die Dinger noch Al Capone persönlich erlebt, der früher regelmäßig auf der Durchreise von Chicago hier abstieg.


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Nachdem wir seit Miami keinen Walmart mehr von innen gesehen haben, haben sich gewisse Entzugserscheinungen entwickelt, gut also, daß Lake City ein Walmart Supercenter hat, das 24/7 geöffnet ist. Eine ausgiebige Shoppingtour später sind wir versorgt mit Getränken und Freßkram, das mit etwas Nachdruck auch alles in den kleinen Kühlschrank des Motelzimmers paßt.

Gegen Abend hat es endlich etwas aufgeklart, wir sind anscheinend ganz allein im Motel und belegen den Pool mit Beschlag. Die amerikanischen Pools werden üblicherweise meist am Übergang zwischen Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich durch ein Seil abgetrennt, so daß man immer darunter durchtauchen muß. Da weit und breit niemand zu sehen ist, schon gar kein Kind oder anderer Nichtschwimmer, traue ich mich mal, das Seil einfach auszuhaken und auf den Poolboden sinken zu lassen, damit ich vernünftig hin- und herschwimmen kann. Das Ganze fängt dann auch gerade an so richtig Spaß zu machen, als das nächste Gewitter einsetzt. Das nahe Blitzen und Donnern macht mich im Wasser ziemlich nervös, da ich ja jetzt erst noch das Seil vom Boden heraufholen und einhaken muß, was mit meiner sehstärkenangepaßten Schwimmbrille, mit der ich über Wasser aber nicht wirklich gut sehen kann, nicht einfacher wird. Dann fluchtartig raus aus dem Pool und ohne sich richtig abzutrocknen, was im Platzregen ja auch wenig Sinn machen würde, hinüber zum Zimmer, wo man dann den Boden volltropft. Nervig, das alles. Aber trotzdem schön, so einen Pool für sich ganz allein, das ist für mich Luxus.


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Für den nächsten Tag nehmen wir uns endlich eine Quelle vor. Jetzt, wo wir wieder Fernsehen haben, sagt uns der Wetterbericht eine einheitliche Durchmischung aus Sonne und Regenschauern mit gelegentlichen Gewittern voraus. Das Wetter ist am nächsten Morgen dann aber doch so regnerisch, daß wir während des Frühstücks die Pläne ändern und uns eine „Indoors“-Aktivität aussuchen. Eigentlich ist dieser Ausflug zunächst nur der Lückenbüßer, entwickelt sich aber zu einer der erfreulichsten Überraschungen dieses Urlaubs.
Zuletzt geändert von Suse am 29 Jul 2018 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

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