Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Alles rund um die Seychellen
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mr.minolta
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Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

Die unendliche Geschichte der auf den Seychellen beim Baden ertrinkenden Urlauber setzt sich leider wie gewohnt fort. Dabei scheinen die Intervalle derartiger Unglücke, wenn man sämtliche Tote im Wasser und an Land berücksichtigt, immer kürzer zu werden, obwohl man annehmen muß, daß nicht mal alle Fälle ihren Weg in die nationale oder gar internationale Presse finden...

Diesmal war es ein 58jähriger Russe, der gestern im Wasser zwischen Praslin und Curieuse um's Leben gekommen ist und kurz darauf unter Beteiligung der dortigen Wildhüter geborgen wurde.

Man kann es nicht oft genug sagen: die Seychellen sind zum Schwimmen und Baden grundsätzlich nicht geeignet. Es gibt nur wenige Ausnahmen von dieser zumeist ignorierten Regel.

http://www.seychellesnewsagency.com/art ... police+say
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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mr.minolta
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

Es war mir schon immer ein Anliegen, vor dieser Problematik zu warnen und ich nehme das mal zum Anlaß, ein paar Bilder zu zeigen, die die Gefahren beim Baden auf La Digue demonstrieren.

Zunächst ein weniger gravierend scheinender Vorfall. Die an der Petite Anse "nur" mit den Füßen im seicht heranrauschenden Wasser promenierende Touristin wurde unvermittelt von einer Welle umgeworfen und zwischen den eben noch trockenliegenden Felsen hin- und hergeschleudert. Passiert ist ihr nichts, sie hatte nochmal Glück:

Bild



Jetzt wird es schon weniger lustig. Nachdem ca. 20 Strandbesucher die Anse Patates wegen aufkommender Flut verlassen hatten, konnte dieses Paar nicht widerstehen, den nun einsamen Strand badend zu genießen. Die Brandungsexplosionen am Solitärfelsen sehen natürlich spektakulär aus, aber der Grat im wild bewegten Wasser ist schmal. Das merkten sie dann auch, konnten es aber aufgrund der massiv zurücklaufenden Wellen nur noch unter großer Anstrengung verlassen:

Bild



Hier nun eine Situation, die als absolut lebensgefährlich angesehen werden muß. Die ausgesprochen heftig anlaufende Flut hat dieses Paar an der Petite Anse doch tatsächlich zum Baden motiviert. Ich beobachtete die Situation von der südlichen Anhöhe aus. Den beiden schien überhaupt nicht klar zu sein, in welcher Gefahr sie sich befanden. Dabei hätte das mit hoher Geschwindigkeit diagonal und quer laufende Wasser, in dem sie sich vergnügten, Warnung genug sein müssen:

Bild



Beide Personen bewegten sich zu diesem Zeitpunkt im Bereich eines möglichen Brandungsrückstroms ("Rip-Current"), der eindeutig häufigsten Ursache für den Ertrinkungstod auf La Digue. Auf dem folgenden Foto habe ich versucht, den Verlauf der Wasserbewegungen zu markieren. Das auch im zentralen Bereich (1) auflaufende Wasser kann bereits auf dem Strand nicht in selber Richtung zurückfließen, deutlich erkennbar an der dreieckigen Sandanschwemmung. Der wesentliche Abfluß liegt folglich links und rechts davon (2+3) und bildet anschließend einen potentiellen Rückstrom in's tiefere Wasser. In Verbindung mit den für diesen Strand typischen Unterwasserblockaden durch Riffe und Felsen besteht somit die Gefahr der Rip-Strömung. Auch in diesem Fall blieben beide Personen unversehrt, nachdem die Frau schließlich ein ungutes Gefühl bekam und ihren Mann wild gestikulierend zum Verlassen des Wassers aufforderte.


Bild




Im letzten Beispiel ging die Sache für die betroffene Frau sehr schlecht aus. Sie war nach eigenem Bekunden "nur" mit den Füßen im Wasser der Anse Cocos, bzw. "höchstens bis zu den Knien". Eine zurücklaufende Welle hätte sie umgeworfen, wäre sie nicht mit den Füßen im Sand eingesunken. Derart fixiert konnte die Körpermasse nicht nachgeben und der Wasserstrom verdrehte ihr ein Bein so sehr, daß sie mit schweren Verletzungen an selbigem geborgen und über die Berge abtransportiert werden mußte. Sie ist in den Jahren danach nie vollständig genesen und wird ein Leben lang gehbehindert bleiben:


Bild




Die wenigen Hinweisschilder an den Stränden der Ostküste sind nicht immer gut zu sehen und die zum Schmunzeln reizende Übersetzung ist der überaus ernsthaften Sache auch nicht gerade dienlich. Die Warnungen sollten jedoch unbedingt beachtet werden. Betroffen sind die Grand Anse, die Petite und die Cocos. An allen drei Stränden droht nicht nur im Sommer, wie das Schild suggeriert, sondern wirklich zu jeder Zeit akute Lebensgefahr. Dabei können die tückischen Strömungen auch bei absolut ruhiger See und somit spiegelglattem Wasser auftreten! Ich würde aufgrund eigener Erfahrungen, der hier geschilderten persönlichen Beobachtungen sowie der einschlägigen Nachrichtenlage sogar die dringende Empfehlung aussprechen, dort jeglichen Wasserkontakt zu vermeiden. Die einzige Ausnahme bildet der Felsenpool am Ende der Anse Cocos.

Bild

Bild
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mr.minolta
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

Nachtrag:

Im Zusammenhang mit diesem Thema empfehle ich auch jetzt nochmal den dramatischen Reisebericht eines Forumsmitgliedes, das seinen Todeskampf (O-Ton) im ufernahen Seichtwasserbereich der Petite Anse sehr anschaulich und zu Herzen gehend schildert.
Mir kamen in dem Moment, wo ich da um mein Leben kämpfte auch die beiden Forumsteilnehmer hier in den Sinn, die auf den Seychellen ertrunken waren, und dachte mir, "Scheisse, jetzt passiert ausgerechnet mir das auch".
Hier der Bericht: viewtopic.php?f=9&t=6737&hilit=barely
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Robby
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von Robby »

Auch ich kann vor gefährlichen Strömungen nur warnen. Auch ein noch so normalerweise ruhiges Meer hat seine Tücken.
Wir waren vor ein paar Jahren auf Koh Samui am Chaweng Beach. Das Meer war sehr ruhig, relativ flach und warm. Wie eine Badewanne halt. Doch von Tag zu Tag wurde das Meer etwas unruhiger und luden immer mehr Touristen ein, sich dort in die Wellen zu schmeißen.
Eines Tages, als wir mit vielen anderen Personen am Strand waren, kämpfte eine Frau eines Nachbarhotels ums Überleben. Mein Mann und ein weiterer Tourist sind ohne Nachzudenken in die Fluten und wollten helfen. Leider vergebens. Wer so etwas einmal erlebt hat und dann noch Angst um seinen eigenen Mann hat, wird das nie mehr vergessen können. Zumal an diesem denkwürdigen Tag mehrere Personen am Chaweng Beach ertrunken sind.
Ich schnorchel für mein Leben gern, doch es hat Jahre gedauert bis ich wieder mehr als nur einen Fuß ins Wasser gesetzt habe. Die Angst war einfach zu groß.
Ich finde, dass jeder da so vernünftig sein soll und gerade auf den Seychellen die Hinweisschilder beachten sollte.
Die Grand Anse und viele andere Strände auf den Seyhellen sind viel gefährlicher als der Strand auf Koh Samui.
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Karambesi
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von Karambesi »

Vielen Dank, lieber Mr. Minolta für diesen Einblick !
Cherry
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von Cherry »

Ich sag ganz ehrlich.. wäre ich vor unserer Reise letztes Jahr nicht auf dieses Forum hier gestossen und hätte nicht immer wieder die Warnungen in verschiedenen Threads, insbesondere von mr. minolta (auch persönlich, das hatte sich mir eingebrannt :D), gelesen, wir wären sicherlich auch in Versuchung gekommen, beim Anblick des Meers und den Wellen ins Wasser zu gehen.

Es ist halt doch schon sehr verlockend, insbesondere, wenn man dann auch immer wieder Personen sieht, die sich trotz der Warnschilder ins Meer stürzen (auch mit Kindern - so bei einer italienischen Gruppe am Grand Anse beobachtet, dazu auch das Foto, tlw. waren sie noch weiter drinnen). Bei denen dachte ich echt, die sind wahnsinnig.
Ganz im Hintergrund sieht man ein weiteres Grüppchen, das ins Meer rein ist.

Auf Fotos kommen die Größe der Wellen und vor allem die Wucht und starke Strömung des Meers gar nicht zur Geltung, das denke ich immer wieder, wenn ich sie mir anschaue. In Natura sieht das ganz anders aus und wenn man selber mal bis zu den Waden oder Knien reingeht und spürt, wie einen der Sog der Wellen versucht hineinzuziehen, bekommt man schon eine Ahnung davon, welche Kräfte da am Werk sind.

Bild


Nicht lange vor unserer Reise passierte dann auch noch dieses schlimme Unglück, wo ein Elternpaar beim Versuch, ihre Kinder zu retten, ertrunken ist.. Das hatte sich uns zusätzlich eingeprägt.

viewtopic.php?f=1&t=8923&p=107414&hilit ... en#p107414

http://www.augsburger-allgemeine.de/bay ... 51527.html
Zuletzt geändert von Cherry am 23 Apr 2017 11:41, insgesamt 1-mal geändert.
nordic
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von nordic »

Hallo
Ist schon schlimm,wenn Urlauber in den schönsten Wochen beim Schwimmen ihr Leben verlieren. Wir haben uns die Seychellen auch extra wegen
ihrer schönen Stände und dem warmen Wasser für nächstes Jahr ausgesucht. Baden, schwimmen und schnorcheln soll auf dem Plan stehen. Meine Frage, gibt es etwas wie einen Gezeitentabelle und an welchen Stränden kann man gefahrlos auf Mahe schwimmen gehen? Wir werden ein Haus an der Turtle Bay haben. Ich hoffe das mir ein User Positives berichten kann und wir uns nicht nach einem andren Urlaubsziel umschauen müssen,sind doch jetzt schon voller Vorfreude.
Beste Grüße, Nordic
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Safir
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von Safir »

nordic hat geschrieben:Hallo
Ist schon schlimm,wenn Urlauber in den schönsten Wochen beim Schwimmen ihr Leben verlieren.
Hallo, genauso ist es.
Mr. Minolta danke, ist sehr anschaulich.
Für mich stellt sich sich die Frage, warum es keine Karten gibt, wo die gefährlichen Strände verzeichnet sind.
Hier mal ein Auszug von La Digue.
Gleicher Strand, Bild 1 = Baden gefährlich
Bild
Bild 2 = Badestrand ?(
Bild

Gezeiten, vielleicht hilft es, siehe
http://www.gezeitenfisch.com/af/seychel ... s/victoria

Viele Grüße Frank
Cherry
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von Cherry »

Oder auch mal anders herum gefragt.. Kann man im Umkehrschluß davon ausgehen, dass Strände ohne Warnschilder automatisch ungefährlich sind? Würde mich echt interessieren..
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mr.minolta
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

Robby hat geschrieben:Wer so etwas einmal erlebt hat und dann noch Angst um seinen eigenen Mann hat, wird das nie mehr vergessen können.
Ganz üble Geschichte...

Solltet Ihr die Reise machen, paßt bloß auf! Mit dem Helfen ist das auch so eine Sache, wenn das Opfer gerettet wird und der Retter dadurch zu Tode kommt, wie letztes Jahr im Falle der deutschen Familie auf Mahé. Ist aber sicher eine spontan emotionale Entscheidung, die nicht rational zu begründen ist.
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mr.minolta
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

Cherry hat geschrieben: Bei denen dachte ich echt, die sind wahnsinnig.
Italiener eben...

Und Angehörige einer ebenfalls maritimen Nation, die sich nicht gerne diesbezügliche Vorschriften machen lassen.
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mr.minolta
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

Frenki hat geschrieben:Dieses einmalig farbenprächtige Meer wird zum Objekt der Begierde!
Genau das ist das Problem!

Vor allem für Menschen, die sowas noch nie zuvor gesehen haben. Das sieht alles so lieblich, friedlich und wunderschön aus, genau wie in den Reiseprospekten, die die Seychellen in bewußter Leugnung der Tatsachen nach wie vor als idealisiertes Tropen- und Badeparadies bewerben. In gewisser Hinsicht kann man ihnen dann kaum einen Vorwurf machen, den verantwortlichen Behörden jedoch sehr wohl. Was soll der Quatsch mit diesen teilweise verrosteten, überwucherten, in homöopathischen Dosen gelegentlich an den Stränden installierten Schildern? Das könnte man auch anders machen, wenn man denn wollte. Und ginge man noch einen Schritt weiter- ein offizielles, überwachtes Badeverbot, und beträfe es auch nur die gefährlichsten Strände, würde zumindest den La Digue-Tourismus mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erliegen bringen. Also bleibt alles beim alten.

Ein paar ertrunkene Touristen sind das geringere Übel.
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

Safir hat geschrieben:Für mich stellt sich sich die Frage, warum es keine Karten gibt, wo die gefährlichen Strände verzeichnet sind.
Siehe oben! :wink:
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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mr.minolta
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

nordic hat geschrieben: Meine Frage, gibt es etwas wie einen Gezeitentabelle und an welchen Stränden kann man gefahrlos auf Mahe schwimmen gehen?
Die Gezeitentabelle ist bei der Beurteilung der Gefahr durch Strömungen leider nicht hilfreich.

Für Mahé kann ich mich nur eingeschränkt äußern. An Beau Vallon und Anse Royale ist die Gefahr, von Jet Ski-Spinnern einen neuen Scheitel verpaßt zu bekommen, zur Zeit wohl größer als die des Ertrinkens:
http://www.seychellesnewsagency.com/art ... ckless+use

Extrem riskant ist der Wasserkontakt an der Anse Intendance, schon aufgrund der gigantischen Brandung. Kritisch sehe ich außerdem die Anse Takamaka. Weitere Auskünfte könnten hier andere Mitglieder geben!
Zuletzt geändert von mr.minolta am 23 Apr 2017 03:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schon wieder ein Tourist beim Baden ertrunken

Beitrag von mr.minolta »

Cherry hat geschrieben: Kann man im Umkehrschluß davon ausgehen, dass Strände ohne Warnschilder automatisch ungefährlich sind?
Nein, natürlich nicht.

"Automatisch ungefährlich" ist selbstverständlich gar kein Strand, aber Du beziehst Dich sicher auf das Thema der Strömungsgefährdung und die ist an den übrigen Stränden La Digues wohl nicht ganz auszuschließen, aber zumindest in der Statistik unbedeutsam. Ich vermute, daß die Schilder, die überhaupt existieren, nur aufgrund der an der Ostküste wirklich häufigen Vorfälle aufgestellt wurden. Ich sah sie schon in den 90ern und vielleicht standen sie dort schon viel früher.

Für diejenigen, die außerdem Fragen zu den "sicheren" Stränden haben und vielleicht etwas verwirrt sind, hier meine persönliche Einschätzung bezüglich La Digue:

- Anse Source d'Argent: harmlos, solang man nicht auf die Idee kommt, auf dem Riffgürtel spazieren zu gehen oder gar dahinter zu schnorcheln. Wenn Einheimische das tun, ist das tatsächlich etwas anderes! An diesem Strand selbstverständlich keine Rip-Strömungen. Gelegentlich Stachelrochen, Korallenwelse und Skorpionsfische. Augen auf und Badeschuhe tragen!

- Anse Sévère: ebenfalls "harmlos". Geringes Verletzungsrisiko durch kleine Fleck- und Turmriffe etwas weiter draußen bei Flut.

- Anse Patates: meiner Meinung nach nicht harmlos. Erhebliches Verletzungsrisiko durch Granit im Wasser, auch im flacheren Bereich. Starke Wasserbewegung bei auflaufender Flut und etwas weiter draußen zeitweise starker Bootsverkehr. Wer im Wasser hinter den großen Solitärfelsen ganz rechts gerät, ist bei Flut mit der nächsten Welle so gut wie tot. Im Terrassenbereich des Hotels besteht die Gefahr, zu nah am Ufer durch die Dünung an die Felsen geschoben zu werden. Strömungsrichtung dabei überwiegend parallel zur Küste, man driftet leicht ab.

Auf Praslin dürfte die Anse Lazio hinsichtlich gefährlicher Wasserbewegungen wohl der "sicherste" Strand der Seychellen sein. Wer die tödlichen Haiattacken, die es 2011 dort gab, mental ausblenden kann, dürfte sich im Wasser sehr behaglich fühlen.



Ich freue mich über Eure Resonanz!

In den letzten Jahren habe ich wiederholt zu diesem Thema Stellung bezogen, einfach weil mir die wiederkehrenden Dramen um ertrunkene Urlauber ziemlich nah gingen. Schon beim ersten Besuch La Digues 1997 fing das an. Ein Brautpaar starb an der Petite Anse. Er bekam Probleme, sie wollte ihn retten, beide sind ertrunken. Dann 2001, ich selbst stehe trockenen Fußes am Wassersaum der Grand Anse. Das Wasser ist etwas aufgewühlt trüb, aber ruhig. Eine Miniwelle überspült sehr langsam meine Füße, ich mache einen Schritt nach vorne und falle bis zum Hals in ein Loch. Da stecke ich nun, einen Meter vom trockenen Ufer entfernt und mit dem Wasser am Kinn, wie eine Tulpe in einer langstieligen Vase. Bis heute ist mir das Zustandekommen einer derart tiefreichenden und in der Ausdehnung begrenzten Unterspülung der Strandkante nicht erklärbar. Ich benötigte damals mehrere Anläufe, um mich mit aufgestützten Unterarmen aus diesem Gefängnis zu befreien.

Später ging das dann so weiter. 2007, 2008, wieder waren Hochzeitler die Opfer. An der Grand Anse und auf Praslin. 2010 ertrank der Koch des Patatran an der Petite und die Aushilfen des Hotels servierten mir zwei Wochen lang nur mittelmäßiges Essen (dieser kleine Sarkasmus sei mir mal gestattet :wink:) . Letztes Jahr dann das Drama der deutschen Familie an der Anse Intendance. Tot durch den Versuch, die eigenen Kinder zu retten, die jetzt ohne Eltern aufwachsen müssen:
http://www.seychellesnewsagency.com/art ... Seychelles

Vor einigen Jahren ertranken auch zwei Mitglieder dieses Forums auf La Digue, das war das letzte oder überhaupt einzige Mal, daß das Thema hier auf breiter Grundlage erörtert wurde. Die Angehörigen der Opfer erfuhren damals vor Ort so gut wie gar nichts über die Umstände ihres Todes und meldeten sich dann völlig verzweifelt hier an, um irgendetwas zu erfahren. Die ganze Angelegenheit war einfach nur furchtbar. Ich glaube, Suse kennt den Link zu ihrer Gedenkseite. Vielleicht für die, die es interessiert.

Wenn unsere Diskussion hier ein bißchen helfen könnte, das Bewußtsein für die Gefahren an den Stränden der Seychellen zu schärfen, wäre es doch schön.
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