Literatur von den Inseln

wie z.B. TV, Literatur, Werbung, usw.
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Suse
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Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Wenn man nach einer Seychellenreise nach Büchern von oder über die Inseln sucht, dann verweist einen das Internet als allererstes auf einen Berg Reiseführer, einige Erfahrungsberichte von Auswanderern oder auch direkt auf Antoine Abel. Daneben gibt es aber tatsächlich noch einige wenige auf den Seychellen beheimatete Schriftsteller, deren Werke fern von Amazon und Kindle einen Dornröschenschlaf zu halten scheinen. Zumindest hier im Forum hat bislang keines dieser Bücher Erwähnung gefunden und wie einige der Verfasser von sich selbst sagen, seien sie auch "nicht so gut im Marketing". :wink:

Angeregt durch SeyShelleys Thread :idea: mache ich deshalb sehr gern mal ein bißchen Werbung, auch auf die Gefahr hin, eventuell Eulen nach Athen zu tragen, weil manche der Bücher längst ihre Fangemeinde unter Seychellenreisenden haben mögen. Für alle die, die sie nicht kennen: die Bücher eignen sich über das Lesevergnügen hinaus auch sehr gut als Souvenir.

Vorausschicken möchte ich, daß es von allen von mir vorgestellten Büchern bislang keine deutsche Übersetzung gibt, sind aber durchaus auch mit Schulenglisch-Kenntnissen lesbar, ausgenommen vielleicht das, das ich als letztes vorstellen werde. Alle Bücher bekommt man im Buchgeschäft auf dem Flughafen in Mahé. Alternative Bezugsquellen gebe ich an. Also, los gehts mit

Sandra Hanks-Benoiton, Papaya and other seeds.

Sandra Hanks ist US-Amerikanerin aus Sacramento, Reiseschriftstellerin und hatte bis vor kurzem eine Radioshow mit dem witzigen Titel "Sands in Seychelles" auf Pure FM in Victoria. Vielen langjährigen Seychellenreisenden ist sie als Betreiberin eines Cafés auf Mahé bekannt gewesen. Seit einigen Jahren schreibt sie und gibt hier auch teils recht intime Einblicke in ihr unkonventionelles, wechselhaftes und nicht immer ganz einfaches Leben auf den Seychellen:

http://sandrahanksbenoiton.wordpress.com/about/

Papaya and other seeds ist eine Sammlung von über die Jahre entstandenen Kurzgeschichten. Man sollte dieses Buch nicht kaufen, wenn man kreolischen Lokalkolorit erwartet. Es ist kein Buch über die Seychellen, sondern eher eines, das auf den Seychellen entstanden und davon nicht unbeeinflußt geblieben ist. Sandra Hanks ist eine scharfsinnige und auch scharfzüngige Beobachterin politischer und alltäglicher Geschehnisse, sie ist liberaler und nicht zuletzt auch feministischer Gesinnung, weshalb ich vermuten würde, daß ihre Erzählungen vor allem - aber sicher nicht ausschließlich - Frauen gefallen dürften. Die Geschichten sind überwiegend realsatirisch, teils auch phantastischer Natur, machen manchmal nachdenklich, aber sind, auch wenn man nicht alle Ansichten teilen mag, immer unterhaltsam zu lesen. Wer sich ein Bild vom Stil der Autorin und der Verständlichkeit ihres Englisch machen möchte, kann das unter obigem wordpress-Link tun, unter dem man mit der Autorin auch Kontakt aufnehmen und das Buch auch ordern könnte.

Wer mehr wissen möchte, hier gibt es noch ein inzwischen allerdings ein paar Jahre altes Interview, das anläßlich des Erscheinens von Papaya and other seeds mit Sandra Hanks-B. geführt wurde:

http://mexicoinsmallbytes.com/mexicoblog/?p=490

Später gehts weiter mit Haikus und Fotokunst.
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Suse
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Die zwei folgenden Bücher, die ich vorstellen möchte, regen den Geist auf andere Weise an, sich mit den Seychellen auseinanderzusetzen als durch scharfsinnige Prosa, denn der Verfasser vermischt hier seine Profession des Fotografen mit der Leidenschaft für Lyrik:

Gilbert Pool, Nou

http://www.isey.co/default.aspx?PageId=17

Nou bedeutet "Wir" auf Kreol, und es macht wohl auch den Unterschied zu den anderen unzähligen Bildbänden über die Seychellen aus, daß Gilbert Seychellois ist und einen gänzlich undistanzierten Blick auf seine Landsleute, die Natur und die kreolische Lebensweise wirft. Nou ist ein wunderschöner bunter, kleinformatiger Bildband (Hardcover), in dem neben Aufnahmen von Pflanzen- und Tierwelt der Inseln vor allem ihre Menschen und ihr Alltagsleben hautnah portraitiert werden. Jedes Kapitel wird eingeleitet von einem Stück zeitgenössischer Lyrik in englischer Sprache, der es zwar an Reimen fehlen mag, die die Verbundenheit mit dem Land aber sehr schön vermittelt. Der Bildband erschien 2010 anläßlich des Auftrittes der Seychellen auf der Expo in Shanghai. Wenn man das Buch kauft, kommt es ganz nebenei mit einem schicken kleinen Gimmick in Gestalt einer extra zum Buch passend entworfenen Papiertüte (auf dem Foto unter obigem Link baumelt sie an seinem rechtem kleinen Finger), mit der man nach dem Urlaub noch allerhand anfangen kann. :wink:

Wer kreolischen Lokalkolorit möchte, ist mit diesem Buch genau richtig bedient. Es wird die Urlaubserinnerungen lange wach halten und es anzusehen vertreibt den Winterblues. 8)

Man bekommt es, ebenso wie Gilberts andere Bücher, im Buchladen auf dem Flughafen in Mahé, in einigen anderen Souvenirgeschäften oder kann es direkt bei IseyCo bestellen.

Wenngleich der nächste Bildband von Gilbert Pool mit all den verschiedenen Facetten der Seychellen inhaltlich an sich das Gleiche zum Thema hat, so ist er in der Ausgestaltung doch wieder ganz anders:

Sensum

http://www.isey.co/default.aspx?PageId=18

Es ist ein mittelgroßer Softcoverband mit Schwarzweißaufnahmen, begleitet von japanischen Haikus (auf Englisch verfaßt), sowohl die Bilder als auch die Gedichte ihrer Natur nach wesentlich strenger als das fröhliche, bunte Nou.

Als reine Hobbyknipserin bin ich überhaupt nicht kompetent, Fotografie zu bewerten, schon gar nicht unter künstlerischen Aspekten. Ich kann hierbei auf keinerlei Rüstzeug zurückgreifen, als auf meinen ganz persönlichen Geschmack und davon mal abgesehen, daß ich die Idee, Naturfotografie mit Haikus zu ergänzen, brilliant finde, gefallen mir Gilberts Bilder sehr. Ich mag Fotos, die nicht erkennbar bearbeitet wirken, keine deutliche "Handschrift" eines Fotografen tragen wie immer wiederkehrende verfremdete Farben oder Langzeitbelichtungen, die die Bilder wie fotorealistische Gemälde oder Comics aussehen lassen. Ich mag Bilder, die irgendwie "pur" wirken und bei denen das fotografierte Objekt wichtiger ist, als das Foto selbst. Falls ich mich jetzt irgendwie verständlich ausdrücke. :roll:

Wer die Strände lieber aufgehellt weiß hat, das Meer möglichst türkis und den Sonnenuntergang möglichst lila, ist hier falsch. Wer Detailaufnahmen von runzliger Rinde und Schattenspiele von Palmenblättern auf Granit mag, dem wird das Buch gefallen.

Kaum etwas dürfte so geeignet sein, Naturfotografie zu begleiten, wie ein Haiku. Oder umgekehrt. Gilbert ist durchaus nicht der einzige, den die Seychellen zu Haikus inspirierten, und ich klaue mal eines aus einem Reiseblog bei blogitorloseit.com, das die Anse Source d'Argent beschreibt. Wenngleich man das eigentlich nicht wissen muß, damit sie vor dem geistigen Auge entsteht, während man dies liest, oder? :)

Granite boulders break
softness of white sand beaches
where ocean pauses
.

Wie schwer es ist, ein nicht nur formal korrektes, sondern auch schönes Haiku zu schreiben weiß man, wenn man das mal versucht hat. Gilbert hatte, wie er selbst schreibt, auch Unterstützung dabei von einem Seychellois, dessen Bücher ich dann als letztes vorstellen werde und bei dem man sich ernsthaft fragt, was fesselnder ist, sein fiktiver Roman, oder seine eigene, reale Lebensgeschichte.
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SeyShelley
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von SeyShelley »

Interessante, spannende und schöne Bücher hast du hier vorgestellt! Vielen Dank, nicht nur eine Bereicherung für daheimgebliebene Sey-Fans ohne Aussicht auf baldigen Urlaub dorthin wie mich! ;)
Ich habe jetzt noch ein paar Bücher, die ich noch lesen möchte vor mir, danach schaue ich mir zu gern mal die genannten Bücher an. Und auf das nächste Buch, welches du vorstellen möchtest, bin ich auch schon gespannt!
*Mein kleines eBook auf Amazon: Reisetagebuch: 2 Wochen La Digue (Seychellen) 2012 - unsere Reise mit unserem fast 2-jährigen Sohn* :)
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ensoleille
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von ensoleille »

Du hast dir ja echt viel Mühe gemacht und ich bin dir echt sehr dankbar. Ich bin nämlich immer auf der Suche nach Literatur aus meiner jeweiligen Reiseregion, nur leider findet man online meistens nur Reiseführer.
Die beste Insel ist nicht schön, wenn man mit dem falschen Menschen drauf ist. (Boris Becker)
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Suse
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Ich freu mich, wenn die Bücher Gefallen finden. Ich schreib auch noch einen Beitrag, nur momentan komm ich gerade nicht dazu. Aber nächste Woche wahrscheinlich, und das Beste hab ich mir auch für den Schluß aufgehoben. :wink:

Gruß,

Suse
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ensoleille
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von ensoleille »

Hey, das ist eigentlich eine Gemeinheit, so zu teasern. ;) Aber Vorfreude ist ja bekanntlich auch nicht das Schlechteste und ich freue mich auf jeden Fall. :D
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Suse
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Nachdem ich länger nicht zum Schreiben gekommen bin, will ich nun endlich den Mann vorstellen, der Gilbert Pool beim Verfassen der Haikus geholfen und außerdem zwei Bücher geschrieben hat, die man als wirkliche Literatur der Seychellen bezeichnen darf.

Abgesehen von einigen Menschen, die ich durch dieses Forum kennengelernt habe, betrachte ich den Autoren als die interessanteste Person, mit der ich durch meine erste Seychellenreise 2008 in Kontakt gekommen bin, und das liegt nicht zuletzt an seiner Lebensgeschichte, die so spannend ist, daß dafür eigentlich fünf Leben nicht reichen:

Glynn Burridge ist Engländer, der, im Iran aufgewachsen, als junger Mann Orientalistik studiert und nach Abschluß in den Iran zurückkehrt um als Übersetzer für Farsi und Englischlehrer in den Haushalt der Pahlavi-Familie einzutreten. Dort lebt und arbeitet, bis er 1978, kurz vor der Revolution, mit einem Neffen des Schah und dessen Familie den Iran verläßt um sich auf der den Pahlavis gehörenden Amiranteninsel d'Arros niederzulassen. Nachdem die Pahlavis nach und nach die Seychellen wieder verlassen, läßt er sich auf Mahé nieder, wird Mitarbeiter des STB, später als Long Time Resident eingebürgert und verarbeitet seine Erfahrungen und Erlebnisse aus 30 Jahren Seychellen später in seinem 2000 erschienen Buch

Voices

In 20 Kurzgeschichen streift Glynn Burridge so ziemlich alle Facetten des Lebens auf den Seychellen. Ich sage nicht ohne Grund "streift", denn die Geschichten sind teils recht (manchmal für meinen Geschmack zu) kurz, nehmen rasche Wendungen und haben oftmals ein völlig unvorhersehbares, überraschendes Ende. Was das Lesen zwar spannend macht, mich manchmal aber auch etwas unbefriedigt zurückließ, weil mir die Auflösung der Geschichten zu abrupt erschien. Liebenswert sind in jedem Fall seine humorvollen Schilderungen kreolischen Lebens, vor allem kreolischen Aberglaubens und des Kulturclashs, den europäische Touristen und Residents erleiden können, wenn sie sich mit diesem konfrontiert sehen. Was Glynn, wie eigentlich alle Engländer, gut beherrscht, sind detailreiche Schilderungen der Naturschönheiten, der üppigen Flora und des Ozeans, aber auch der Bedrohlichkeit der Naturgewalten, wie man sie vermutlich ganz besonders dann empfindet, wenn man plötzlich aus dem Leben im vorrevolutionären Teheran auf eine kleine Insel mitten im indischen Ozean katapultiert wird. Denn auch diesen Teil seiner Seychellenzeit läßt er nicht aus, wenngleich er diese Zeit mit sehr viel englischer Diskretion schildert und sich auf die rein pragmatischen Anforderungen, die das Leben auf d'Arros an die Exilanten gestellt hat, beschränkt. Keine richtigen Unterkünfte, keine sichergestellte Versorgung mit Lebensmitteln. Da nimmt man teil daran, wie Glynn, bis dato Übersetzer und Englischlehrer, sich im Schnellverfahren die Kenntnisse aneignen muß, um in Personalunion als Arzt und Zahnarzt von d'Arros zu praktizieren und man fragt sich, wie man selbst wohl damit umgegangen wäre.

Je nachdem wie alt man ist, hat man sicher eine mehr oder weniger konkrete Vorstellung vom Iran jener Zeit. Daß der Schah ein in weiten Zügen dikatorisches Regime geführt und sein Sturz sicher selbst verschuldet war (auch wenn ich nicht wissen möchte, wie viele Revolutionäre es später sehr bedauert haben, eine fundamentalistische Pfeife wie Khomeini an die Macht gesetzt zu haben), will ich gar nicht in Abrede stellen. Mein kindliches Bild des Iran jedoch wurde vor allem geprägt durch das mediale Interesse am traurigen Leben einer Soraya und später einer weniger unglücklichen Farah Diba. Iranische Frauen waren keine wandelnden Kleidersäcke, sondern Stilikonen, und iranische Männer wurden nicht per se als potentielle Selbstmordattentäter mißtrauisch beäugt, sondern galten für die Generation meiner Großmutter zumeist als nicht weniger attraktiv als Omar Sharif.

Es wäre sicher Jammern auf hohem Niveau, sich über das Leben auf einer Seychelleninsel zu beklagen, wenn die Alternative darin besteht, im Iran einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Dennoch, die Vorstellung, wie diese Menschen, die sich bis dato sicher nicht zu knapp mit elitärem Zeug wie Pariser Mode, Großwildjagd und dem Mixen von Cocktails befaßt haben dürften, sich nun mit dem Zimmern einer Unterkunft, dem Fischen und dem Steuern eines Bootes bis zum St. Josephs Atoll arrangieren mußten, wie ihnen nach und nach die Erkenntnis gekommen sein dürfte, daß es keine Rückkehr auf den Pfauenthron mehr geben würde und daß sie in Zukunft anstelle des glitzernden Teheran von der unendlichen Weite des Ozeans umgeben sein würden, hat meine Phantasie lange Zeit immer wieder angeregt.

Es ist anzuerkennen, daß Glynn hier keine Einblicke im Stile eines "Butlers der Queen" abliefert. Und wenn meine zugegeben etwas voyeuristische Neugier auf eventuelle dschungelcampähnliche Situationen somit unbefriedigt geblieben ist, bleibt die Geschichte der Pahlavis auf d'Arros für mich die vielleicht faszinierendste Geschichte, die die Seychellen hervorgebracht haben.

Voices ist ein 300 Seiten umfassendes Softcoverbuch, inzwischen bereits in 2. Auflage erschienen bei Nighthue Publications. Man kann es direkt über partners@seychelles.net bestellen oder, wenn nicht vergriffen, im Buchladen im Flughafen bekommen.
Es ist mit Schulenglischkenntnissen durchaus zu lesen, ein Wörterbuch ist aber nützlich.

Buch Nummer 2 bekommt jetzt gleich seinen eigenen Beitrag :wink:
Zuletzt geändert von Suse am 27 Apr 2014 07:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Suse
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Glynn Burridges zweites Buch erschien 2008, kurz vor meiner ersten Seychellenreise im gleichen Jahr, und es war purer Zufall, daß ich es schon hier in Deutschland in die Hände bekam. Gelesen habe ich es während der gesamten Reise und mußte mich selbst an der Source d'Argent manchmal zwingen, es wegzulegen.

Weil es so eine schöne Internetseite hat, laß ich es einfach mal für sich selbst sprechen. Wer's gruselig mag, Ton aufdehen und dann bitte hier eintreten:

http://www.glynnburridge.com/

Kolony ist, wie die Seite schon vermuten läßt, eine Piratengeschichte und nicht nur als Lektüre während einer Seychellenreise ein echter Knaller. Der 600 Seiten-Roman stellt den Leser schon vor eine gewisse Konzentrationsaufgabe, denn es werden nicht nur parallele Handlungen an verschiedenen Orten, sondern auch unterschiedliche Zeitebenen miteinander verwoben; es gibt einiges an Mystik und durchaus auch ein paar handfeste Grausamkeiten. Wie Glynn in seinem Promo-Video schon selbst sagt, führt die Handlung, von der ich gar nicht so viel verraten will, kreuz und quer durch den indischen Ozean, spielt aber doch größtenteils auf Mahé und, na, dreimal darf man raten, auf welcher Amiranteninsel wohl? :wink:

Wenn die verschiedenen Handlungsstränge einmal gemeinsam Fahrt aufgenommen haben, wird die Geschichte ungeheuer spannend und manchmal herrlich gruselig. Trotzdem ist es keine simple Abenteuergeschichte mit eindimensionalen Charakteren, die ohne einen sinnvollen Dialog von einer gefährlichen Situation in die nächste stolpern. Die Protagonisten haben ausreichend Tiefe, wenngleich die Guten eingangs vielleicht nicht alle als so furchtbar gutaussehend hätten beschrieben werden müssen. Aber mit schönen Menschen in schöner Umgebung kontrastiert das abgrundtief Böse natürlich noch stärker. :wink:

Bei der Schilderung der schönen Umgebung spielt er seine Stärke zur detailreichen Naturbeschreibung dann auch wieder voll aus. Wenn er einen Flüchtenden sich durch die Brandung kämpfen läßt, dann hat man hinterher das Bedürfnis, sich die Gischt von der Brille zu putzen und fragt sich außerdem, ob man selbst in der Realität überhaupt schon einmal so bewußt die wechselnden Grüntöne in einer sich brechenden Welle wahrgenommen hat. Klingt kitschig, ist aber sehr schön. :D

Kolony ist erschienen bei Calusa Bay Publications und zu beziehen über hundel.sc (email: hundel@seychelles.net).
Außerdem über Amazon als e-book für ganz schmales Geld.

Wie mir Glynn sagte, erwägt er eine Fortsetzung zu schreiben. Ich hoffe sehr, daß er das irgendwann tut. :D
Außerdem fungiert er als Co-Autor für verschiedene Veröffentlichungen des Seychelles Tourism Board, darunter ein paar wirklich schöne kleine Bildbände, aber bislang gibt es keine Bezugsmöglichkeit außer direkt vor Ort auf den Seychellen, deswegen habe ich erstmal nichts dazu geschrieben. Ich habe aber mal angefragt, ob es irgendeinen Vertriebsweg gibt, der eine Bestellung auch aus Deutschland möglich machen würde und wenn ich Antwort bekomme, werd ich noch etwas dazu schreiben.

Falls es jemand vermissen sollte, mir liegen keine aktuellen Preise vor, da Bücher auf den Seychellen ja keinem Buchpreisbindungsgesetz unterliegen. ISBN-Nummern, falls die jemand aus irgendeinem Grund benötigen sollte, könnte ich nachliefern, bin jetzt aber zu faul, sie herauszusuchen, ist außerdem doch eher überflüssig.

Gelesen habe ich, daß kürzlich ein Seychellenroman erschienen sein soll, irgendeine zur englischen Kolonialzeit spielende Krankenschwesterngeschichte oder sowas, geschrieben von einer Engländerin, die auf den Seychellen aufgewachsen ist. Ich werd das wohl in absehbarer Zeit eher nicht lesen, aber falls es jemand anderes tut, würde ich gern was darüber hören.

Auf meiner persönlichen Beliebheitsskala rangiert Kolony ganz vorne, dicht gefolgt von Nou, aber toll sind die Bücher wirklich alle und mir ist wirklich ein Rätsel, weshalb sie so unbekannt sind. Es hat wohl auch damit zu tun, daß die Autoren alle nicht von ihren Büchern leben und sich bei der Vermarktung nicht so richtig viel Mühe geben. Lediglich Kolony hat es bis zu Amazon geschafft und da immerhin schon vor ein paar Jahren eine Rezension erhalten.
Ich hoffe, daß ich auf diesem Wege den einen oder anderen hier für eines der Bücher begeistern kann, verdient haben sie es.
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Suse hat geschrieben:Gelesen habe ich, daß kürzlich ein Seychellenroman erschienen sein soll, irgendeine zur englischen Kolonialzeit spielende Krankenschwesterngeschichte oder sowas

Das hier ist es und es erscheint jetzt im Mai:

http://tirant.seychelleshistoricalnovels.com/

Wer es lesen sollte, gern mal berichten.

Gruß,

Suse
Zuletzt geändert von Suse am 12 Jul 2016 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Kleines Update für alle Interessierten, denen der Bestellvorgang der Printversion vielleicht zu teuer und/oder umständlich ist: Voices gibt es in der 3. Auflage jetzt brandneu auch als E-Book für den Kindle bei Amazon. Falls das Buch dann nicht gefallen sollte, dann hat man auch kein Vermögen ausgegeben.


http://www.amazon.de/Voices-stories-Sey ... n+Burridge

Nicht von der Amazon-Beschreibung abschrecken lassen, die Geschichten spielten nur auf den Outer Islands, das ist so nicht richtig. Ein Großteil der Geschichten hat seine Handlung auf den Hauptinseln und man findet viele Orte wieder, die man selbst besucht hat. :D
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Eher zufällig in die Hände gefallen ist mir dies hier:

http://www.amazon.co.uk/Edge-Eden-The-H ... ge+of+Eden

Aufmerksam geworden bin ich eigentlich nur wegen der schönen Umschlaggestaltung mit einem Michael Adams-Gemälde, durfte dann aber feststellen, daß man das Buch durchaus zur Seychellenliteratur zählen darf, denn die Autorin hat zumindest ihre Kindheit in den sechziger Jahren auf den Inseln verbracht.

Rahmenhandlung: Englischer Familienvater nimmt Posten auf den Seychellen an und verfällt dem süßen Leben mit kreolischen Schönheiten und den geistigen Getränken. Die Frauen wiederum, die ihn alle haben wollen (ich bin gespannt, ob ich das nachvollziehen kann, wenn ich es zuende gelesen habe :wink: ), wenden sich daraufhin eher den bösen Geistern zu und rufen den Grisgris um Hilfe an.

Das Buch lebt, das zeichnet sich jetzt schon ab, vom Spannungsfeld der zusammentreffenden Kulturen. Daß der Roman in Rezensionen mit dem Herrn der Fliegen verglichen wurde, läßt vermuten, daß er, beginnend mit den anfänglichen romantischen Schilderungen der ihr neues, exotisches Lebensumfeld entdeckenden Kinder, noch einen erheblichen Wandel zum Düsteren durchmachen wird. Ich habe gerade erst angefangen zu lesen, glaube aber jetzt schon sagen zu können, daß es am Ende eher nicht der klassische "romantische Frauenroman" sein wird.

Deutsche Übersetzung gibt es bislang keine. Wem die Anschaffung der Printversion zu riskant ist: Es gibt auch eine Kindle-Version, ich glaub 7 Euro ungefähr.

Gruß,

Suse
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Eher für Kinder, aber so süß und passend zu Weihnachten, daß ich es hier einfach posten muß:

http://www.nation.sc/article.html?id=243929

Bei den Büchern handelt es sich um Pixie-Buch-artige Formate mit Landschaftsaufnahmen, in die die Protagonisten der Weihnachtsgeschichten, ein Coco de mer-Pärchen :!:, hineingezeichnet sind. Die Texte sind englisch.

Bezugsquelle direkt über terryhotive@gmail.com. Das diesjährige der beiden Bücher, Christmas with the Dolphins, kostet 225 SR, wieviel das aus 2013 kostet, weiß ich nicht, ich nehme an, das gleiche.

Wer sich die Bücher vor Ort kaufen möchte, es gibt sie in zwei Buchläden in Victoria, Näheres dazu steht oben. Dazu soll es auch eine gewisse Auswahl an Merchandise-Artikeln geben, wie Sticker und Brotdosen etc. pp., die habe ich aber noch nicht gesehen, keine Ahnung, wie die aussehen. Vielleicht nette Geschenkideen für das tropical feeling unterm Weihnachtsbaum. :D

In diesem Sinne:

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Catie
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Catie »

Danke Suse für die tolle Aufzählung von vorhandener Seychellen-Literatur. Habe dann auch gleich einige E-Books heruntergeladen und bin begeistert. :bounce
Wer sich speziell mit dem Leben auf La Digue ein bißchen beschäftigen möchte, es gibt von Michael Werner ein Buch mit dem Titel "Ein neuer Tag im Paradies". Der Autor beschreibt seine Auswanderung nach La Digue und sein Leben dort. Es ist allerdings schon einige Jahre alt aber sehr interessant zu lesen. Er beschreibt auch sehr interessant, warum er dann, mit Familie nach einigen Jahren nach Deutschland zurückkehrt.
Gruß Catie
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Suse
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Suse »

Hallo Catie,

das freut mich, daß die Bücher Dich begeistern. Hast Du Kolony und Voices runtergeladen? Kolony ist schon ein Brocken, daran liest man eine Weile. Aber beide Bücher sind so klasse. :D

Bei The Edge of Paradise war ich mir lange nicht sicher, wie ich das finden soll, ich hab es selbst erst vor kurzem zuende gelesen. Eine Literaturanalyse will ich hier nicht abliefern, das würde auch zuviel Spoilern erfordern, aber kurz gesagt würde ich inzwischen auch das Fazit ziehen, daß die Investition (ich habe die Taschenbuchversion gekauft) sich doch gelohnt hat.

Viel Spaß beim Lesen,

Suse
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Catie
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Re: Literatur von den Inseln

Beitrag von Catie »

Hi Suse,
da ich viel über den Kindle lese, habe ich zunächst mal "Voices" und "Echoes from the Oasis" heruntergeladen. Voices ist wirklich sehr interessant geschrieben, vor allem wenn man sich mit der Geschichte Irans ein bißchen auskennt. Das andere lese ich gerade und kann noch nicht allzuviel dazu sagen. "The edge of paradise" werde ich mir aber als normales Buch bestellen (allein schon das Titelcover finde ich total Klasse...).
Die anderen Buecher muß man ja wohl direkt bestellen. (wenn ich das gewußt hätte, was es alles gibt, hätte ich in Victoria die Buchgeschäfte doch nicht links liegen gelassen)...Da muß ich mal schauen.
Die Kinderbücher im Pixi-Format finde ich ganz interessant. Da versuche ich auch mal ranzukommen. Obwohl ja Weihnachten vorbei ist, aber so einem richtigen Seychellenfan kann das ja nicht abschrecken...
Danke für die vielen Informationen und wenn Du etwas Neues entdeckst, bitte gleich melden !!
LG Catie

Seychelley: Danke für Dein E-book über Eure Reise nach La Digue. Wir hatten es während unseres Urlaubs auf La Digue im April 14 dabei und es war hilfreicher als mancher Reiseführer.... :D
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