Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Hier können Seychellen-Reiseberichte hinterlegt werden
Antworten
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Der Wald ist licht, auffallend das Fehlen jeglicher Rankepflanzen. Auch Nutzhölzer wie der invasive Zimt, der auf den drei großen Granitinseln ein Problem geworden ist, fehlt. Im Unterholz überall Schildkröten


Bild



Chloe befreit ein Stück Waldboden von Laub, um Magie Robins anzulocken, die Vögel können dem auch nicht widerstehen und beginnen sofort, das sauber gefegte Stück nach Kleinstlebewesen abzusuchen.

Die fast flüggen Jungtiere sind von den Alttieren eigentlich nur durch den noch nicht vollständig ausgefärbten weißen Streifen auf dem Flügel zu unterscheiden

Bild

Die Elterntiere lassen den Jungtieren den Vortritt und bleiben zunächst abwartend in den Ästen, nicht nur aus Höflichkeit, sondern auch, weil sie scheuer sind als die Jungvögel.

Bild

Am Boden alle paar Meter brütende Tropikvögel

Bild

viele halbwüchsige fast flügge Jungtiere auch,

Bild


die von den Eltern bereits sich selbst überlassen wurden und deren verwirrtem Gesichtsausdruck zu entnehmen ist, daß ihnen bereits langsam dämmert, daß sie jetzt kein Küken mehr sind.

Bild

Tropikvögel gibt es so viele, daß für Küken, deren Eltern keinen geschützten Platz an einem Baum oder Felsen mehr gefunden haben, ein kleines mobiles Schutzhäuschen errichtet wird.

Bild


Trotzdem überlebt nicht jedes Küken. Da es auf der Insel keine Aasfresser gibt und Krabben nicht so weit ins Inselinnere kommen, verwesen Kadaver toter Tiere nur langsam, der Anblick kleiner Leichen ist also nichts Ungewöhnliches.

Bild


Unglaublich spannend ist es hier! Während wir auf der Suche nach Tropikbirdküken das Unterholz durchstreifen, werden wir von den neugierigen Magpie Robins begleitet, denen wir dann auch den Gefallen tun und ab und zu ein Stück Boden vom Laub freifegen. Die überall herumsitzenden Schildkröten bekommen im Vorbeigehen eine Streicheleinheit.

Bild
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Auch die Feenseeschwalben haben Küken, Chloe ist mit der Nistplatzwahl mancher Elterntiere, die ihren Nachwuchs an einem wenig schattigen, exponierten Platz großziehen, manchmal nicht einverstanden.

Bild

Das dumme Blondchen der Vogelwelt, hat Chris Feare die Fairy Terns genannt, zu dumm, ein anständiges Nest zu bauen. Chloe lacht, als ich ihr das erzähle, ein Chris Feare darf so etwas natürlich sagen. Und es stimmt, sagt sie selbst, es sei schon ein bißchen dramatisch zu beobachten, wie so ein Fairy Tern-Küken direkt nach dem Schlüpfen um Balance auf dem Ast ringe.

Bild

Die Lesser Noddies haben sich in der Mittagshitze tief in den Kalkstein zurückgezogen. Chloe fördert ein Ei für uns zutage, irgendwo tief in er Höhle dahinter sitzen die Elterntiere.

Bild

An der Presidential Villa vorbei kommen wir zum nördlichen Strand. Es ist unfaßbar heiß und der weiße Sand blendet. Schildkröten sehen wir keine, länger als für einen kurzen Ausflug ist es hier auch nicht auszuhalten. Am Strand sind einige wenige Kokospalmen stehen gelassen worden. Eigentlich sind sie hier nicht endemisch, ein kleines Zugeständnis an die Touristen, für die eine Tropeninsel ohne Kokospalme vermutlich nicht vollständig ist.

Bild


Ebenso der große Kasuarinabaum, der strenggenommen ebenfalls nicht hierher gehört. Aber, so sagt Chloe, die Vögel mögen ihn so gern, für einige sei er der Lieblingsbaum, so daß man ihn stehen gelassen habe.

Bild

Nach dem ungefähr zweistündigen Rundgang gibt es Essen.


Bild

Wir haben dabei Gesellschaft von unzähligen Fodys, Tauben und Skinken. Niemand stört sich daran, daß wir unsere Brötchen fast vollständig zerkrümeln und verfüttern, es bleibt sowieso nichts übrig.

Während Dereck sich für das kreolische Menü entschieden hat, verputze ich ein Filetsteak, das ich als erfahrener Fleischfresser auf ungefähr 200 Gramm schätze. Es ist so köstlich und so hübsch angerichtet, daß ich etwas tue, das ich sonst sehr peinlich finde. Ich fotografiere mein Essen:

Bild

Auch Fodys mögen Honig-Senf-Sauce

Bild
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Beendet wird der Tag mit einer kleinen Führung durch die Häuser. Zwei kleine Bungalows und die Presidential Villa, die erst vor einiger Zeit neu errichtet wurde. Das Haus, in dem Paul McCartney seine Flitterwochen verbracht hat, steht nicht mehr.
Wie man es für einen Tagespreis von 2000 Euro pro Haus erwarten darf, fehlt es hier an nichts. Und damit meine ich: An NICHTS. In den Küchen stehen kleine Bonbondosen, Gäste werden vor Anreise diskret nach ihren Vorlieben befragt und die Gläschen dann mit den Lieblingssüßigkeiten befüllt. Egal, wie man über diese Art der Hotellerie denken mag – mal ehrlich, das hat was, oder?

Bild

Die Häuser treffen schon ungefähr meinen Geschmack. Es ist nicht eindeutig kreolisch, nicht zu modern, viel Toile de Jouy, schlichtes antikes Mobiliar und Hightech Unterhaltungselektronik.

Die Presidential Villa ist hingegen Luxus pur.

Bild

Bild

Der Monk in mir hat sich übrigens sehr beherrschen müssen, das schief hängende Bild nicht geradezurücken. :wink:

Man muß wohl schon zu einer bestimmten Kategorie Menschen gehören, um derartige Dinge im Urlaub zu benötigen. Wobei ich durchaus einsehe, daß solche Resorts geben muß. Irgendwo müssen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, auch ihre Urlaube verbringen können, ohne daß die halbe Welt ihre Rülpser zählen oder heimlich ihre Cellulitedellen fotografieren kann.

Bild


Bild

Derzeit ist die Insel aber leer, so daß wir alle Häuser in Ruhe anschauen können. Und im Anschluß stehen der Pool und sämtliche Liegen zu unserer Verfügung. Während Dereck noch ums Haus herumläuft und Fotos macht, setze ich mich an den Pool. Auch wenn die Vögel, wie uns Chloe erzählt hat, nicht aus dem Pool trinken, scheint das Wasser sie dennoch anzuziehen. Überall um mich herum sitzen braune Noddies und Tropikbirds.

Am Nachmittag werden wir mit dem Mini Mahé zurück zur Spanish Dancer gebracht und es fühlt sich ein bißchen so an, wie aus dem Paradies verstoßen zu werden. Es ist so schön hier, ein kleines Stück heile Seychellenwelt. Die eben ihren Preis hat.

Bild


Auf dem Rückweg zeigt Dereck mir dann mal, wie man die Strecke zwischen Cousine und Praslin auch in einer halben Stunde zurücklegt und fährt, daß die Sitzkissen von den Bänken fliegen. Aber für die eingesparte Zeit hat er sich noch etwas Besonderes ausgedacht. Kurz vor der Einfahrt in die Baie Ste. Anne stoppt er den Motor und wir treiben um eine Sandbank herum.

Bild

An dieser flachen Stelle, so erklärt er mir, seien Weidegründe von Seeschildkröten, die jetzt, in der Eiablagesaison dicht vor der Küste fressen. Es dauert auch nicht lange, und er entdeckt eine nach der anderen. Irgendwann ist das Boot umringt von Schildkröten, zumindest für Dereck. Er zählt fünf, ich sehe davon nur eine, aber das macht nichts, es ist schön zu wissen, daß sie da sind.
Zurück in Praslin trennen sich unsere Wege und auch von Dereck gibt es zum Abschied ein Foto.

Bild


Man findet ihn unter spanishdancerboatcharter.com.
Dereck ist ein angenehmer, zuverlässiger Typ, ruhig, kein Dummschwätzer, der während der Führung auf Cousine ein erhebliches Fachwissen über die Fauna der Seychellen erkennen ließ. Ich mache gern ein bißchen Werbung für ihn und schätze, daß er auch für Tauch- und Schnorchelausflüge keine schlechte Wahl ist.

Der Tagesausflug nach Cousine kostet 215 Euro, dauert insgesamt fünf Stunden, enthält eine Einführung in die Arbeit der Biologen, eine ca. zweistündige geführte Inselführung mit Erklärungen soviel man mag und aufnehmen kann, einer Besichtigung der nicht vermieteten Bungalows sowie einem Dreigängemenü zum Niederknien. Für mich war es keine Frage, zu Gunsten dieser einmaligen Möglichkeit einen 80 Euro günstigeren Massenkurztrip nach Moyenne inklusive des unsäglichen Fischefütterns von der Liste der Aktivitäten zu streichen.
Die Herzlichkeit, mit der wir hier in Empfang genommen und durch den ganzen Tag begleitet wurden war einmalig und sicher nicht nur der Professionalität des Cousine-Personals zuzuschreiben.

Noch sind diese Tagesausflüge neu und werden, wie man uns erzählte, nur alle paar Tage gebucht. Inzwischen haben sie aber bereits die ersten Bootscharterunternehmen im Angebot und dann wird auch hier sicher eine gewisse Routine einkehren, von der bei meinem Besuch noch nichts zu spüren war. Die Begeisterung, mit der alle hier auf dieser kleinen Insel bei der Sache waren, war ansteckend und wäre die Insel nicht so furchtbar teuer, käme ich ganz sicher für länger zurück. Vielleicht ja irgendwann nochmal zu einem Tagesausflug.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Pico
Beiträge: 643
Registriert: 14 Nov 2003 14:03

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Pico »

Frenki hat geschrieben:
Pico hat geschrieben: Die Bautätigkeiten z.B. an der Anse Roche und Anse Gaulettes waren letztes Jahr im Oktober noch nicht da, wäre mir wohl aufgefallen.
... doch Pico, ich glaube sie waren da. Ich habe im Juni 2017 von diesem Wahnsinn berichtet. Auch die im Bau befindliche Straßenbeleuchtung (bis zu dem Jules ihm seiner Bude!) fand Erwähnung. Du hast natürlich Recht: zum Kotzen!
Hm, da hatte ich wohl Sand in den Augen... oder wollte es nicht sehen oder wahrhaben... :(
Benutzeravatar
Pico
Beiträge: 643
Registriert: 14 Nov 2003 14:03

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Pico »

Ich beneide dich um den Trip nach Cousine, Suse!
Genial!!
Hoffentlich wird´s nicht bald übelaufen dort sein...
Benutzeravatar
mr.minolta
Beiträge: 1693
Registriert: 04 Jun 2008 00:39
Wohnort: Da, wo früher alles besser war

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von mr.minolta »

Pico hat geschrieben:Ich beneide dich um den Trip nach Cousine, Suse!
Ich auch! :smokin:
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Je weiter der Urlaub sich dem Ende nähert, desto schneller scheint einem die Zeit zwischen den Fingern hindurchzurinnen. Ich würde so gern noch so viele Orte auf La Digue besuchen, auch das Adlernest gehört dazu.

Solange ich auf den Seychellen bin und auch schon Wochen zuvor herrscht große Hitze, kaum je eine Wolke am Himmel, da wird so ein Aufstieg aufs Adlernest schweißtreibend. Aber da ist wieder dieser Druck, das noch einmal machen zu müssen. Von Wanderwegen, die vom Adlernest zu Anse Cocos und zur Petite hinunterführen, habe ich erzählt bekommen, Guides bieten das an, aber die Strecken würden durchaus auch allein gegangen. Ich habe schon Vorahnungen von Wanderergruppen wie an einem sonnigen Herbstnachmittag zum Brocken. Es wird nicht mehr besser werden, also besser jetzt nochmal machen.

Hinauf zum Bellevue. Dagegen war der Copolia Trail ja ein Kaffeekränzchen. An jedem schattigen Fleckchen muß ich mich ausruhen und genügend Willenskraft zusammensammeln, um bis zum nächsten Schattenplatz zu gehen. Dabei habe ich Gelegenheit, die auch hier oben entstehenden Baustellen zu betrachten.

Bild

Bild

Unterwegs begegnet mir niemand, erst an der Weggabelung mit der Marienstatue kommt mir eine größere Gruppe Franzosen auf Fahrrädern entgegen, die, manche zaghafter und manche waghalsiger, die Verlässlichkeit ihrer Bremsen testen. Ich würde mich das nicht trauen, vom Bellevue mit dem Leihfahrrad hinunterzufahren. Naja, mit meinem eigenen wohl auch nicht. :wink:

Das Bellevue selbst sieht von außen aus wie immer, irgendwie halbfertig. Baumaterial auf Europaletten,

Bild

eine Art Flaschenzug, ein Arbeiter sitzt in der Sonne und baumelt mit den Beinen.

Bild

Das wird nie mehr fertig werden. :lol: Nur von innen verändert es sich jedesmal. Inzwischen ist aus der ehemaligen Bretterbude ein richtiges Restaurant geworden, es sieht sogar ganz hübsch aus. Um diese Uhrzeit ist es noch fast leer, aber so richtig los geht es hier jetzt wohl auch erst abends, wenn, wie in vielen anderen Restaurants auf La Digue, abendliches Buffet angeboten wird. Hier für 500 Rupien, Taxishuttle inklusive. Das Essen soll sehr gut sein.

Bild

Eine Speisekarte gibt es nicht, tagsüber gibt es nur wenig Auswahl und die Preise muß man erfragen. Ich will aber zunächst weiter aufs Adlernest und klettere den Pfad hinauf. Der Weg ist inzwischen breit ausgetreten und rutschig vor losem Geröll. Bei Regen möchte ich hier nicht gehen, man sieht, daß hier inzwischen regelmäßig viele Menschen entlanggehen. Die Anzahl Fahrräder, die unten am leeren Restaurant geparkt ist, läßt darauf schließen, daß die sich alle hier oben herumtreiben.

Ich stehe ein wenig unschlüssig auf dem Pfad, gehe noch etwas weiter bis in den Wald, wo es schattig ist. Will ich wirklich noch bis hinauf auf den Bergrücken und dann da womöglich auf die nächste Menschenansammlung treffen und mir die Erinnerungen an schöne Sonnenuntergänge dort oben am Ende noch verderben?

Irgendwie bin ich es langsam leid, die ganze Insel frustriert mich gerade nur noch und ich nerve mich selbst, wie ich mich von meiner "Endzeitstimmung" unter Druck setzen lasse und auf der Jagd nach etwas, das meinen Erinnerungen entspricht, über die Insel fahre. Ich drehe kurzentschlossen um und setze mich ins Bellevue. An mehreren Tischen um mich herum sitzen inzwischen Menschen, die Pläne schmieden, „da noch mal eben raufzugehen“. Sollen sie machen, ich bleibe hier, trinke Mangosaft und schaue hinüber nach Praslin. Irgendwo da hinten war ich gestern, auf der Schildkrötensandbank. Schön war das.

Bild

Auf dem Rückweg setzt der am frühen Nachmittag stärker werdende Verkehr ein. Radfahrer kommen mir entgegen, davon einer, der auf einem der auf der Insel gängigen schlüpferfarbenen Fahrräder mit Korb und allem bis hier oben gefahren kommt. Er ist puterrot im Gesicht und ich starre ihm sprachlos entgegen. Seine Technik ist erstaunlich, er schafft das, indem er die gesamte Straßenbreite ausnutzend kleine Serpentinen fährt. Das ist nicht ganz ungefährlich, vor allem vor oder hinter Kurven, ebenso wie der Versuch der Franzosengruppe am Vormittag, die Räder einfach mal laufen zu lassen. Es gibt nämlich auch hier oben Momente, in denen auf der Straße für Radfahrer eigentlich kein Platz mehr ist:

Bild

Ein paar schöne Dinge sehe ich aber auch (und damit ist nicht das unvermeidliche Baumaterial im Hintergrund gemeint :wink:),

ein besonders schöner Ingwer:

Bild

und endlich mal eine freilaufende Schildkröte

Bild

Was La Digue betrifft, hat meine Stimmung hier und heute den Tiefpunkt erreicht. Wenn ich mir den Urlaub nicht versauen will, muß ich tun, was man immer tun muß, wenn man die Dinge nicht ändern kann: Man muß loslassen. Das ist eben nicht mehr das La Digue, das ich kennengelernt habe – und dazu muß man sagen, daß ich La Digue schon gar nicht mehr so unberührt kennengelernt habe, wie es bis in die neunziger Jahre hinein gewesen sein muß. Sich mit einer gewissen Entwicklung zu arrangieren, mit einer Verbesserung der Lebensverhältnisse für die Einheimischen, mit einem Einzug von Technologie und einem Ausbau der Infrastruktur, das sollte niemanden überfordern, der in ferne Länder reist. Aber was hier passiert, hat mit Entwicklung nichts mehr zu tun, ich empfinde es als ein Ausschlachten, ich frage mich, wo zwischen den Gästehäusern und Hotels, Restaurants, Bars und Souvenirbuden hier denn noch das eigentliche La Digue stattfindet? Versteckt im Unterholz in den Häusern der Locals, in dem einzelnen Oktopusfischer an der Grosse Roche und den Samosas im Inderladen in La Passe? Mir ist inzwischen klar geworden, daß es keinen Ort auf der Insel gibt, den ich noch unverändert vorfinden werde und beschließe, es ab jetzt einfach so zu akzeptieren, wie es ist und das Beste daraus zu machen. Und wie zur Bestätigung meiner Entscheidung versöhnt mich La Digue dann an den beiden letzten Tagen noch mit ein paar besonders schönen Erlebnissen.
Zuletzt geändert von Suse am 20 Nov 2017 16:06, insgesamt 2-mal geändert.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

So beginnt der vorletzte Tag also ganz entspannt. Kein Programm mehr, mal schauen, was der Tag so bringt. Zunächst einmal bringt er Regen.

Bild

Eine dritte Fahrt zur Anse Sévère, um zu schauen, ob Mala und die Roots Seychelles Leute dort sitzen, kann ich mir also verkneifen, bei solchem Wetter stellt dort niemand seine Arbeiten aus. Aber, Wunder der Technik, gibt es ja Internet und Messenger, und so schreibe ich Mala die Malerin, einfach an und frage sie, ob sie Zeit für ein Treffen hätte. Hat sie und sie freut sich. Wir verabreden uns bei MiMums Takeaway, weil die Terrasse so schön groß ist und man sich dort bequem ausbreiten kann, aber ein Wolkenbruch von epischen Ausmaßen läßt uns dann vor dem Büro von Créole stranden. Dort hat man nichts dagegen, daß wir uns und vor allem Malas kleine und große Kunstwerke hier in Sicherheit bringen, und sie zeigt mir, was sie mitgebracht hat.

Bislang sind ihre Werke noch alles Originale, keine Drucke. Wie wir da stehen, bietet das sicher einen lustigen Anblick, auf den Sätteln und Gepäckträgern der auf der Créole-Veranda abgestellten Fahrräder balancieren überall Bilder, während wir uns unterhalten und ich mich nicht entscheiden kann. Am Ende kaufe ich für mehrere hundert Rupien ein, einige Bilder bleiben als Geschenk auf der Insel, der Rest fliegt mit nach Deutschland. Wunderschöne kleine Erinnerungen an die Seychellen.

Bild

Seit zwei Jahren lebt Mala auf La Digue und malt was sie umgibt. So, wie ihre Bilder mir sofort gefallen haben, als ich sie im vergangenen Jahr im Internet gesehen habe, mag ich Mala selbst auch spontan gut leiden, sie wirkt echt, nicht aufgesetzt, ihre Bilder spiegeln die Liebe zu La Digue wider. Daß die Insel früher einmal ganz anders war, weiß sie vermutlich nicht, denn auf die Frage, weshalb der Stand an der Sévère derzeit unbesetzt sei, antwortet sie mir, es lohne sich momentan nicht, vor Ort zu sein, den Strandkiosk werde man wieder öffnen, wenn es wieder voller würde, so ab November. Noch voller? Frage ich ganz entsetzt, aber Mala findet, im Moment sei es doch gar nicht so voll.

Weil wir wegen des Regens und der empfindlichen kleinen Bilder nicht aufbrechen können, stehen wir noch eine Weile auf der Veranda und unterhalten uns, und weil ich Mala in ihrer ganzen Art so nett finde, möchte ich unbedingt ein bißchen Werbung für sie machen und bitte sie, ein Foto machen zu dürfen. Und weil ich keine Fotografin bin und Mala ganz offensichtlich das Posieren nicht gewöhnt ist, entsteht dann dieses, wie ich finde, total sympathische Bild:

Bild


Mala arbeitet mit den Leuten von Roots Seychelles zusammen und teilt sich normalerweise (also wenn die Insel voll ist ;-) ) einen Stand mit ihnen an der Sévère. Ansonsten gibt es auch noch den etsy-shop:

https://www.etsy.com/fr/shop/MalaRamaArt

Dann radele ich nach Hause. Es regnet immer noch leicht und wenn ich nicht die empfindlichen Bilder dabei hätte, fände ich es herrlich. Die Einheimischen sind auch erleichtert, nach der wochenlangen Dürre endlich Regen!

Zuhause werden die Bilder ausgebreitet, ich mache mir Kaffee und bewundere meine Schätze. Die Stimmung hat etwas von einem Novembernachmittag in Deutschland.

Bild

Wenn das Wetter hier mies ist, dann ja richtig, die Wolken hängen tief über den Bäumen fest und die Tropfen prasseln auf die Palmenblätter. Gemütlich ist es und ich habe jetzt keinen Zeitdruck mehr.

Als sich am frühen Nachmittag die Wolken verziehen und die Sonne herauskommt, habe ich tatsächlich wieder Lust und Energie, etwas zu unternehmen, von dem ich vorher schon ahne, daß es mich nicht erfreuen wird. Voll soll es geworden sein an den Stränden im Südosten, aber ich würde schon gern nochmal zur Cocos gehen.

Die Strecke zur Grand Anse muß ich die meiste Zeit schieben und kann dabei Vergleiche zu Cousine anstellen. Überall Schlinggewächse,

Bild

das unterscheidet die hiesige Vegetation vor allem von dem Tropenwald in seinem Urzustand. Der Wald zur Grand Anse ist über lange Strecken komplett überwuchert.

Bild

An der Grand Anse angekommen, springt einen sogleich das neue Loutier Coco an. Das ist wie mit dem Pirates Armes, der Name ist der gleiche, aber sonst hat das mit dem früheren Lokal nicht das Geringste zu tun. Das Gebäude ist klotzig, die Ausmaße völlig unverhältnismäßig für eine Strandbar.

Bild

Hübsch ist es auch nicht gerade. Wenn man dem Ganzen überhaupt etwas Positives abgewinnen will, dann, daß es einen schonend auf die Grand Anse vorbereitet, denn es versperrt den Blick aufs Wasser. Und der ist auch nicht mehr derselbe. Menschen überall, es wimmelt von ihnen, am Strand und im Wasser. Sogar ein, zwei kleine Palmwedelhütten gibt es, auf der rechten Strandseite sind überall Kleidungsstücke zum Trocknen in die Büsche gehängt. Das hat schon fast wieder etwas Nostalgisches, so sah es ja früher auch aus, wenn Wäsche noch im Bach gewaschen und in der Umgebungsvegetation zum Trocknen ausgebreitet wurde.

Bild

Hier macht aber niemand Hausarbeit, hier sind die Menschen im Urlaub, und dazu gehört auch Baden zu gehen, auch wenn ein großes Hinweisschild davon abrät.

Bild
Zuletzt geändert von Suse am 20 Nov 2017 16:10, insgesamt 2-mal geändert.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Und man bedenke: Heute ist ein bewölkter Tag, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es an einem Tag, der von morgens an sonnig ist, hier zugeht.

Bild

Im Wasser Familien mit Kindern, weiter draußen zeigen ein paar recht erfolgreiche Surfer an, daß die Wellen ordentlich sind. Jedesmal, wenn ein Kind - hoffentlich vor Vergnügen - kreischt, geht mein Blick reflexartig aufs Wasser. Ich kann mich hier gar nicht entspannen und gehe gleich weiter.

Bild

Den Wegweiser zur Petite hat jemand umgetreten. Ich habe aber wenig Hoffnung, daß es deshalb dort ruhiger zugehen könnte als hier an der Grand Anse.

Ich gehe den trügerisch idyllischen Sandweg ins Hinterland

Bild

und klettere das kurze Stück hinüber zur Petite. Und hier traue ich meinen Augen nicht, das, was ich jetzt sehe, ist wohl die krasseste Veränderung, die irgendein Ort, an dem ich auf La Digue je gewesen bin, durchgemacht hat.

Bild

Die Petite kannte ich nur menschenleer, man konnte sich hier stundenlang aufhalten und bekam höchstens von ein paar vorbeiziehenden Wanderern Besuch, eventuell ließen sich ein, zwei Menschen an einem weit entfernten Stück des Strandes nieder. Und jetzt stehen hier Palmwedelhütten, ach, was rede ich, es ist eine Palmwedelhütten-REIHENHAUSSIEDLUNG!

Bild

Errichtet und vermietet werden sie vom Betreiber der dazwischen installierten Saftbude. Der Preis entspricht dem Eintrittspreis des l’Union Estate, 100 Rupees.

Bild

Eine Trinknuss gibt’s dann gratis dazu. Ich glaube, der Saftbudenbesitzer hat gar nicht so viel Sprit, wie ich bräuchte, um mir das schön zu trinken. Ach Quatsch, man kann ja gar nicht so viel saufen, wie man…

Bild

Hier hält es mich keine Minute und ich klettere in gemütlichem Tempo weiter zur Cocos. Unterwegs kleine Begegnungen am Rande:

Wie er es wohl bis hier herauf geschafft hat?

Bild

Tausendfüßerfarn. Er heißt so, wegen seiner in Reihen angeordneten Sori, die an die Füße eines Tausendfüßers erinnern.

Bild

Hier ist es noch schön, mir begegnen wenige anderer Wanderer. Vielleicht ist ja wenigstens die Cocos noch ein bißchen so wie früher.
Vor dem Zugang zum Strand liegt ein umgestürzter Baum mit einem Schild. Keep the beach clean, steht da.
Netter Versuch.

Bild
Zuletzt geändert von Suse am 20 Nov 2017 16:13, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Die Müllsammelstelle zu Füßen des Strömungswarnschildes stammt vermutlich nicht nur von der heute geschlossenen Strandbar

Bild

Vielleicht dreht das Schild dem Betrachter deshalb verschämt den Rücken zu.

Bild

Ernst genommen wird es sowieso nicht. „Gilt nur für Nichtschwimmer“ besagt das überhebliche Graffiti rechts neben der deutschen Warnung.

Bild

Die Cocos ist weitestgehend menschenleer, hinten am Pool sieht man ein paar, die zu mir heranwandern und sich vor dem Einstieg in den Übergang zur Petite Funktionskleidung anziehen. Das Erwandern von La Digue ist zu einer Art Sport geworden.

Bild

Auf dem Heimweg beginnt es bereits zu dämmern. So allein auf den Wegen, die hier unter der dichten Vegetation schnell dämmrig werden, ist es dann manchmal noch da, das alte La Digue-Gefühl. So für einen Moment allein mit der Natur, den Gerüchen und Dschungelgeräuschen. Ich radele sehr langsam vor mich hin und versuche, diesen Moment auszudehnen. Und so sehe ich, was mir sonst vielleicht entgangen wäre, in einer Wasserstelle, eine halbrunde Form, die sich bewegt. Das ist keine im Wasser treibende Kokosnuss diesmal, so wie die anderen Male, diesmal ist es wirklich eine Torti Soupap!

Bild

Ganz vorsichtig stelle ich das Fahrrad ab und trete so weit an den Straßenrand, wie ich mich traue, um sie nicht zu verscheuchen. Tatsächlich, da schwimmt sie im schlammigen Wasser und schnappt nach Insekten. Bestimmt zwanzig Minuten stehe ich da und verfolge sie mit den Augen und meiner mit den Lichtverhältnissen komplett überforderten Uralt-Canon.

Bild

In dieser Zeit brausen im Minutenabstand Baustellenfahrzeuge und Taxis an mir vorbei, daß der Fahrtwind die Hosenbeine zum Flattern bringt. Ganz ungefährlich ist das vermutlich nicht, so in der Dämmerung an diesem unbeleuchteten Straßenstück zu stehen, aber in dem Moment ist mir das egal. Ich habe eine Torti Soupap gesehen! Suse im Glück!
Zuletzt geändert von Suse am 20 Nov 2017 16:15, insgesamt 2-mal geändert.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Pico
Beiträge: 643
Registriert: 14 Nov 2003 14:03

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Pico »

Suse hat geschrieben:Was La Digue betrifft, hat meine Stimmung hier und heute den Tiefpunkt erreicht. Wenn ich mir den Urlaub nicht versauen will, muß ich tun, was man immer tun muß, wenn man die Dinge nicht ändern kann: Man muß loslassen. Das ist eben nicht mehr das La Digue, das ich kennengelernt habe – und dazu muß man sagen, daß ich La Digue schon gar nicht mehr so unberührt kennengelernt habe, wie es bis in die neunziger Jahre hinein gewesen sein muß. Sich mit einer gewissen Entwicklung zu arrangieren, mit einer Verbesserung der Lebensverhältnisse für die Einheimischen, mit einem Einzug von Technologie und einem Ausbau der Infrastruktur, das sollte niemanden überfordern, der in ferne Länder reist. Aber was hier passiert, hat mit Entwicklung nichts mehr zu tun, ich empfinde es als ein Ausschlachten...
Danke für diese emotionalen Gedanken, Suse. Volltreffer, leider...
Ja, genauso sehe ich es mittlerweile auch. Auch wenn es mir fast die Tränen in die Augen treibt.
Goodbye, La Digue...
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Pico hat geschrieben:
Suse hat geschrieben:Was La Digue betrifft, hat meine Stimmung hier und heute den Tiefpunkt erreicht. Wenn ich mir den Urlaub nicht versauen will, muß ich tun, was man immer tun muß, wenn man die Dinge nicht ändern kann: Man muß loslassen. Das ist eben nicht mehr das La Digue, das ich kennengelernt habe – und dazu muß man sagen, daß ich La Digue schon gar nicht mehr so unberührt kennengelernt habe, wie es bis in die neunziger Jahre hinein gewesen sein muß. Sich mit einer gewissen Entwicklung zu arrangieren, mit einer Verbesserung der Lebensverhältnisse für die Einheimischen, mit einem Einzug von Technologie und einem Ausbau der Infrastruktur, das sollte niemanden überfordern, der in ferne Länder reist. Aber was hier passiert, hat mit Entwicklung nichts mehr zu tun, ich empfinde es als ein Ausschlachten...
Danke für diese emotionalen Gedanken, Suse. Volltreffer, leider...
Ja, genauso sehe ich es mittlerweile auch. Auch wenn es mir fast die Tränen in die Augen treibt.
Goodbye, La Digue...
Ich denke, daß viele solche Gedanken wie wir sie haben, gar nicht nachvollziehen können und uns für weltfremde überanspruchsvolle Idioten halten.

:|
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
wildgartenhexe
Beiträge: 44
Registriert: 03 Nov 2011 13:47

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von wildgartenhexe »

Hallo Suse Hallo Pico
.....in allen Bemerkungen ,Meinungen und Gefühlen wie Pico schon sagt "Punktlandung" sehe ich alles genau so obwohl ich noch nie auf La Digue war.
Ich kann ja nur von Mahé deren umliegenden Inseln und von Praslin mitreden. Aber irgentwie kann ich es nicht lassen nochmal meinen Senf dazuzugeben.
Jetzt wo es fast geschafft ist eine Trauminsel wie La Digue durch den Häxler zu schreddern, muß man doch das Verbliebene schützen,doch wie?
Mich würde interressieren wie denn die Locals das alles sehen. Die Insel hat 5 km im Durchmesser und jeder Touri fährt Auto wahrscheinlich bald, die
malerische Tropenlandschaft bekommt immer größere Lücken und die kleinen liebevoll gepflegten Gärten der Bewohner verkommen -gerade deswegen
besucht man als naturverbundener Mensch ja solche Orte - bald kommen dan nur noch die Promis zu Besuch -mit hight heels auf gepflasterten Wegen.
Wie jeder weiß, der Profit aus der traurigen Entwicklung geht an die Reiseveranstalter und nicht an die Bewohner welche dann nur für ihren Lebensunterhalt allgemein höhere Preise für alles zahlen müssen. Ich zähle mich gerne zu den Heilewelt Traumtänzern dazu .....L GR Sylvie
Benutzeravatar
wildgartenhexe
Beiträge: 44
Registriert: 03 Nov 2011 13:47

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von wildgartenhexe »

.......nochmal ich -Danke für die ausführliche Erzählung der schönen Erlebnisse -jetzt eben gerade habe ich beschlossen wieder auf die Seychellen zu reisen.Es läßt mir keine Ruhe La Digue kennenzulernen naja den Rest davon .Bin sicher Dein Urlaub war trotzdem schön L. GR
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3332
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

wildgartenhexe hat geschrieben:Mich würde interressieren wie denn die Locals das alles sehen.
Die Frau, die das Gästehaus betreibt, in dem ich auf Mahé gewohnt habe, hatte eine sehr kritische Meinung dazu und die Freundin von Pico, die ebenfalls auf Mahé lebt, wohl eine ganz ähnliche. Die Leute haben alle Verwandte auf La Digue und sind da früher regelmäßig hingefahren, um dort Urlaub zu machen, und heute sagen sie, Mahé sei erholsamer als La Digue.

Langfristig wird sich auf La Digue einiges ändern, da bin ich sicher. Die Einheimischen bemerken das ja längst, daß viele von ihnen in der derzeitigen Situation abgehängt werden. Ich prophezeihe mal, daß es irgendwann nicht mehr möglich sein wird, allein auf jeden Felsen und durch jedes Gebüsch zu kraxeln, mit allen Folgewirkungen, die das hat, Unfälle, Schäden an der Natur, unabsichtliches Betreten von Privatgrundstücken. Da wird es Restriktionen und Auflagen geben (müssen), wenn man die Insel nicht ganz platt machen will. Wer wo am höchsten und riskantesten hinaufgeklettert ist, ist ja jetzt schon mehr eine Art Sport als eine Wanderung in der Natur. Und natürlich gehört es dann zur Selbstdarstellung, jede Menge Bilder von sich zu zeigen und genau zu erklären, wie man da hingekommen ist, ein kurzer Moment der Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, der jede Menge Nachahmer nach sich zieht, die das dann am liebsten noch übertreffen würden. Nicht, daß ich das nicht irgendwie auch ein bißchen verstehen kann, jeder wird ja durch jemand anderen auf eine Idee gebracht, das gilt ja auch für mich. Aber die Dosis macht das Gift. Wenn jeden Tag völlig unkontrolliert Menschen mal eben auf den Schildkrötenfelsen im l'Union Estate klettern, dann macht das dem Felsen zwar in zigtausend Jahren nichts aus, aber der Natur Drumherum. Und noch viel mehr gilt dies für das Geklettere in der bergigen Inselmitte, wo ja auch Einheimische leben, die eine Privatsphäre haben. Und die Guides haben überhaupt kein Interesse daran, daß Touristen ihre Insel allein durchstreifen, das ist alles ja auch ein Verlustgeschäft für sie. Ebenso wie ich durchaus schon Meinungen von Einheimischen mitbekommen habe, das ganze Hochzeitsfotografengeschäft solle eigentlich nur noch von Seychellois betrieben werden und die sich für Gesetzesänderungen und Auflagen bei der Lizenzvergabe stark machen. La Digue ist derzeit ein heiß umkämpftes Pflaster, das merkt man an allen Ecken und Enden.

Einen Beitrag schreibe ich noch, wenn ich es schaffe heute Abend, und dann kommt noch eine Meinung eines Einheimischen dazu, die ich ganz besonders interessant fand.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Antworten