Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

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Suse
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Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

mr.minolta hat geschrieben: 09 Jan 2019 17:54
Wiesen? Angepflockte Ochsen? :wink:

Das sind tatsächlich Relikte aus einer besseren Zeit. Sowas gibt es auf La Digue schon lange nicht mehr.

In der Inner City von La Digue (früher mal "Calou" genannt) habe ich die Vögel damals auch viel öfter gesehen als im Reservat. Ob sie heute in Wilvinas Beton-Dorf noch vorkommen, weiß ich nicht...
Es gibt noch ein paar unbebaute Flächen entlang der dritten Stichstraße, die vom l'Union Estate hochführt und dann auf die Straße, die zur Grand Anse führt, trifft. Da grasen noch paar Kühe mit Kälbern. Und angepflockte Ochsen gibt's auf dem l'Union Estate Gelände selbst ein paar hinterm Turtle Rock. Vielleicht gibt's noch mehr, auf Privatgrundstücken, aber ich hab sonst keine weiter gesehen.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
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Suse
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Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Suse hat geschrieben: 17 Nov 2017 13:28 Für alle diejenigen, die sich für die La Digue-Ponys interessieren, habe ich einen kleinen Nachtrag, bevor es mit La Digue selbst weitergeht.
Da das Treffen ja leider nicht zustande gekommen ist, darf ich mit freundlicher Genehmigung von Elsezare ein paar aktuelle Fotos von Tyangoman und Azhar in ihrem neuen Zuhause zeigen. Die Aufnahmen sind somit nicht von mir, sondern stammen aus dem Fundus der Reitschule:

Tyangoman

Bild

Bild

und Azhar:

Bild

Bild

Beide Pferde sehen für ihr Alter fantastisch und viel munterer und zufriedener als zuletzt auf dem l'Union Estate-Gelände aus. Sie werden altersentsprechend leicht und offensichtlich mit viel Sachverstand gearbeitet. Ich freu mich sehr für die beiden alten Knaben und über die Bilder.
Ich habe mich gefragt, wo ich das anhängen soll und mich entschieden, es hier zu tun, weil hier doch die meisten kommentiert haben, die das Thema der verbliebenen La Digue Ponies in den letzten Jahren noch mitverfolgt haben.

Sicher können besonders langjährige Seychellenreisende sich noch an die große, frei laufende Herde auf dem l'Union Estate Gelände erinnern. Die meisten, so auch ich, aber vermutlich eher an die drei verbliebenen alten Schimmel, die den Paddock vor dem Union Rock bewohnten, Azhar, Tyangoman und Dominic. Azhar war kein reinrassiges La Digue Pony, sondern bereits ein Arabermix. Daß Tyangoman schon 2018 gestorben war wußte ich gar nicht mehr und habe ich heute erst auf mein Nachfragen erfahren. Somit ist mit Dominic nun der letzte Vertreter der Rasse gestorben und das La Digue Pony damit leider Geschichte.

Ich hatte es 2017 schon geahnt, daß es meine letzte Gelegenheit gewesen wäre, die Pferde, die in den letzten Jahren auf La Digue ja zunehmend vernachlässigt wurden, noch einmal in besserem Zustand und in einer Umgebung, in der sie geliebt wurden, wiederzusehen. Ich habe ja im Reisebericht erzählt, daß das Treffen aufgrund äußerer Umstände nicht zustande kam, und da die Reitschule sich auf dem Privatgelände der Präsidentenfamilie René befindet, also einem Ort, wo man nicht einfach so ohne Anmeldung hineinspazieren kann, ließ sich das auch nicht mehr so einfach nachholen.

In den nachstehenden Artikeln kann man ein bißchen in Erinnerungen schwelgen, es gibt auch viele Fotos. Die Betreiberin der Reitschule, Ella René, hat in den letzten Jahren einiges versucht, die Rasse genetisch zu erhalten, aber ohne Erfolg, wirkliche Unterstützung hat sie aber auch nicht erfahren. Wie in vielen anderen Belangen hat man viel zu spät angefangen, sich um den Erhalt mancher Dinge zu sorgen. Für die La Digue Ponies war es zu spät und passend zum Jahr des 250jährigen Geburtstages der Inselbesiedelung ist ein Stück echte Inselkultur leider unwiederbringlich verschwunden.


Bild


https://www.facebook.com/elsezare/posts ... 4516403605

Das letzte Bild auf der Facebookseite von Elsezare rührt mich besonders. Der alte Knabe, wie er da liegt mit seinem Greisengesicht. Wenigstens durfte er so alt werden und wurde zuletzt gut versorgt.
Zuletzt geändert von Suse am 29 Aug 2020 00:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Pico
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Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Pico »

Schade... :cry:

Danke für die - wenn auch ernüchternden - Nachrichten, Suse.
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Suse
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Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Pico hat geschrieben: 28 Aug 2020 16:46 Schade... :cry:

Danke für die - wenn auch ernüchternden - Nachrichten, Suse.
Ach, Pico, schön mal wieder von Dir zu lesen.

Ein paar halbe La Digue-Ponies gibt es ja, vielleicht kann die Ella daraus ja etwas aufbauen. Und auf einer nächsten Seychellenreise hole ich den Besuch dann vielleicht nach und irgendwann wird man dann vielleicht auch Strandritte auf Inselpferden machen können, die wenigstens zum Teil noch echt sind.

Viele Grüße!
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Pico
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Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Pico »

Dankeschön! :-)

Ich frage mich immer, wie das funktioniert, dieses "zurückzüchten". Einmal ausgestorben - ausgestorben.
Aber zumindest ansatzweise kann es ja mit einem ähnlichen Genpool vielleicht klappen, auch wenn es kein "Original" mehr werden kann.

Wie auch immer, es wäre toll wenn es diese schönen Tiere eines Tages wieder auf den Seychellen geben würde.
Voraussgesetzt sie werden geschätzt und dementsprechend behandelt.
Sonst sollte man es lieber sein lassen...
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foto-k10
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Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von foto-k10 »

Pico hat geschrieben: 30 Aug 2020 21:27 Ich frage mich immer, wie das funktioniert, dieses "zurückzüchten". Einmal ausgestorben - ausgestorben.
Hängt davon ab, ob Gene rezessiv sind.
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Suse
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Re: Palmen, Pest und Platten - Seychellen Oktober 2017

Beitrag von Suse »

Pico hat geschrieben: 30 Aug 2020 21:27 Dankeschön! :-)

Ich frage mich immer, wie das funktioniert, dieses "zurückzüchten". Einmal ausgestorben - ausgestorben.
Aber zumindest ansatzweise kann es ja mit einem ähnlichen Genpool vielleicht klappen, auch wenn es kein "Original" mehr werden kann.

Wie auch immer, es wäre toll wenn es diese schönen Tiere eines Tages wieder auf den Seychellen geben würde.
Voraussgesetzt sie werden geschätzt und dementsprechend behandelt.
Sonst sollte man es lieber sein lassen...
Genau so ist es auch. Man kann keine einmal vollständig ausgestorbene Tierart durch Züchtung zurückholen. In 100 Jahren Züchtung wird aus einer Kingtaube kein Dodo. Man kann aus verwandten und ähnlich ausschauenden Tierarten etwas Ähnliches züchten, das ist dann aber nur der Phänotyp, der da abgebildet wird. Das bekannteste Beispiel ist der Steppentarpan, den man aus polnischen Koniks rückgezüchtet hat, aber echte Tarpane sind das natürlich nicht, sie sehen bloß so aus.

Die Ella René hat ja viel versucht, Genproben der letzten La Digue-Ponies zu erhalten, aber auch damit hätte man die Rasse nicht wirklich auferstehen lassen können. Spannend wäre aber mal gewesen zu erfahren, wo die Tiere ihren Ursprung hatten. Daß arabische Pferde eingekreuzt wurden, scheint man noch aus der Erinnerung zu wissen, aber woher stammte die Basis für diese Einkreuzungen? Vermutlich haben ja Pflanzer die Pferde mit importiert, zur Arbeit oder als Fortbewegungsmittel, ich könnte mir vorstellen, daß die Pferde mit den Sklaven aus Afrika kamen. Im Sudan gibt es eine ähnlich aussehende Ponyrasse und auch im damaligen Basutoland (heute Lesotho) werden Pferde gezüchtet, die den La Digue Ponies ähnlich sehen. Ich habe sogar mal eines kennengelernt, es gibt eine Reitschule in Deutschland, in der ich mal war, die ein Basutopony hatten. Das war den La Digue Ponies durchaus ähnlich, klein und knochig und ganz robust. Das gehört ja alles irgendwie zur Geschichte der Seychellen und schon deshalb ist es schade, daß das jetzt im Nebel der Vergangenheit verschwindet. Ansonsten glaube ich, daß nur sehr wenige Menschen auf den Seychellen Interesse an dem Thema haben, Pferdehaltung ist dort generell problematisch, vor allem die Fütterung. Man kann ja im Artikel lesen, daß ein Großteil des Bestands an mangelhaftem Rauhfutter eingegangen ist, das aus dem Ausland importiert wurde, darin war wohl Sägemehl enthalten, das Pferde nicht verdauen können. Und ich weiß auch noch, daß Utegangar, die vorher den Reitbetrieb an der Barbarons hatten und deren Pferde jetzt im Kempinski sind, große Probleme mit der Futterbeschaffung hatten. Der jetzige Betreiber ist da in einer besseren Situation, der kann sich da problemlos halten, weil er im Hintergrund sein Gestüt in Südafrika hat, von dem er sein eigenes Futter bezieht, so daß er den Preis niedrig halten und die Qualität kontrollieren kann.


Edit: Jetzt, wo der Reisebericht womöglich nochmal von jemandem gelesen wird, muß ich nochmal was richtig stellen. Ich habe gleich anfangs geschrieben, meine ursprünglich geplante Unterkunft sei nicht zustande gekommen, weil die Person sich nicht wieder dazu geäußert hat. Inzwischen gibt es wieder einen Kontakt und ich weiß inzwischen, daß derjenige damals sehr krank und zur Behandlung im Ausland war. Der angekündigte Platz im Gästezimmer hatte da ganz sicher keine Priorität. Ich habe mich ja damals ein bißchen ironisch über die créolische Verlässlichkeit geäußert, damit habe ich dem Betroffenen Unrecht getan, das tut mir rückblickend leid.
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