Prolog
Wieso eigentlich die Seychellen? Eigentlich waren sowohl meine Freundin als ich eher etwas rustikalere Urlaubertypen - so war bislang beispielsweise Island mein persönliches Reisehighlight.
Eine Kollegin meiner Freundin war aber Anfang Februar 2018 auf den Malediven, und die Fotos, die wir von dort zu sehen bekamen, brachten uns schon ein wenig zum Träumen. Einmal im Leben so einen Urlaub… Nun, um es abzukürzen: Was als reine Rumspinnerei begann, wurde schließlich Ernst! Ein paar Recherchestunden später hatte ich mir die Seychellen als bevorzugtes „Traumziel“ ausguckt (die Malediven sind sicher auch schön, aber der Mangel an Aktivitäten und auch die Politik des Staates sagten uns weniger zu). Eigentlich viel zu teuer für uns, aber wir entschlossen uns, es trotzdem einfach zu tun. Die Familiensituation war auch gerade noch günstig…
Als Anfänger haben wir im März für Oktober über Seyvillas gebucht, also inkl. aller Transfers etc. Man kann über derartige Anbieter natürlich geteilter Meinung sein - für den ersten Trip dorthin hat es mir vieles erleichtert. Und die Homepage ist natürlich sehr schön gemacht, das spielt sicher auch eine Rolle.
Sprung in den Oktober…
Am 19.10. steigen wir abends in Frankfurt etwas aufgeregt in den Flieger. Haben wir an alles gedacht? Wird alles gut gehen? Für mich ist es der erste Langstreckenflug, dann auch noch mit Umsteigen in Doha. Qatar Airlines macht es uns aber tatsächlich leicht, uns fallen zu lassen, sodass ich am abends am 20. eine „völlig unspektakuläre“ Anreise notieren werden kann.
Der Anflug am Samstagmorgen ist schon toll: Viele Inseln erkenne ich schon an der Form und Lage wieder und bemerke, dass ich mich wahrscheinlich vorab etwas „überinformiert“ habe. Meine Freundin hat mich im Wissen um meine Pedanterie in diesen Dingen machen lassen und darf so alles ganz neu entdecken - wahrscheinlich sogar die schönere Variante.
Das Abfertigungsprozedere inklusive Temperaturschock ist schnell erledigt, das Geldwechseln beim sehr unfreundlichen Herrn in der Flughafenwechselstube auch - und direkt geht es mit dem Abenteuer Autofahren los. Wir werden die ersten 5 Tage auf Mahé verbringen und haben daher einen Mietwagen gebucht. Andy von Petit Car Hire übergibt uns einen kleinen Kia Picanto und ein paar nützliche Hinweise. Ich „darf“ als erster ans Steuer. Da unsere Unterkunft in Anse a la Mouche auf der anderen Inselseite liegt, geht es zum Glück direkt nach links los. Suses Reisebericht im Hinterkopf bin ich sehr froh, dass der Wagen immerhin halb voll getankt ist…
Die ersten Fahrversuche fühlen sich schon etwas abenteuerlich an. Das erste Mal Linksverkehr, und dann diese Straßen - aber ich fühle mich halbwegs kompetent dabei, während meine Beifahrerin tausend Tode stirbt. Natürlich verpassen wir die richtige Abfahrt durchs Inselinnere (Canelle Road), sodass wir ungewollt eine erste Südumrundung machen. Trotzdem kommen wir nicht umhin, angesichts der kurzen (ich) oder längeren (Freundin) Blicke nach links zum Meer und der Küste ungläubige Freude über diese fantastische Kulisse zu empfinden. Das sieht ja tatsächlich so aus wie auf den Bildern!
Irgendwann kommen wir in Anse a la Mouche an. Schön, aber welche Straße ist die richtige? Wir probieren unser Glück und landen natürlich falsch irgendwo in der Pampa. Es ist sehr hügelig hier und zu meinem Leidwesen stelle ich fest, dass die Bremse nicht mehr so richtig funktioniert. In diesen engen, abschüssigen Hinterlandstraßen überhaupt kein Spaß. Sehr langsam pirschen wir uns voran und kommen schließlich doch in unserer Unterkunft an. Das Grann Kaz ist ein Neubau im Stil der alten Kolonialhäuser und macht einen sehr guten ersten Eindruck. Die Eigentümerin Mavis empfängt uns und erläutert uns, was wir hier alles so machen können. Da sie dies in einigen Details tut, wünsche ich mir erneut, ich hätte mich vorab nicht so genau informiert. Aber gut. Das Zimmer ist sehr hübsch, mit Küche, Bad und eigener Terrasse. Direkten Meerblick hat man hier nicht, aber dafür Dschungel ringsum - das gefällt uns ausgesprochen gut!
Mit dem Zimmertelefon rufen wir den Autoverleih an und schildern unser Problem. Wir richten uns ein, und eine Stunde später fährt ein Jeep mit drei Männern ein. Sie drehen eine kleine Runde mit unserem Kia - natürlich funktioniert er einwandfrei. Etwas schuldbewusst, da ich mir schon vorstellen kann, dass ich den Automatikwagen bei den für mich unbekannten Bedingungen nicht optimal gefahren bin, beharre ich trotzdem auf einer Lösung. Nach kurzer Beratung überlassen uns die Männer kurzerhand ihren Jeep für die restliche Mietdauer und fahren mit dem Kia davon. Schluck. Der Jeep ist natürlich etwas breiter, was mir zunächst eher als Nachteil erscheint.
Nachdem alles geklärt ist, gehen wir runter zum „Hausstrand“, dem Anse a la Mouche. Sicherlich für Seychellenverhältnisse kein besonders spektakulärer Strand, aber für uns in diesem Moment einfach traumhaft! Die Sonne gibt nun ihr bestes und das Wasser hat wirklich Badewannentemperatur, sodass wir schonmal ein wenig anbaden. Ansonsten ist hier nicht viel los, nur ein paar Seychellois machen Picknick am Strand.
Auf dem Rückweg merke ich, wie mir die Hitze schon etwas zu schaffen macht - deshalb hatte ich im Vorfeld am meisten Bedenken gehabt, da ich Hitze nicht so gut vertrage. Das ist schon etwas anderes als ein deutscher Sommer!
Gegen Nachmittag weihen wir unseren neuen Jeep ein. Mavis hatte besonders von der Anse Intendance geschwärmt, also fahren wir dort hin. Ich setze mich wieder ans Steuer - mit dem Jeep geht es gut, tatsächlich gefällt mir das ruhigere Fahrverhalten bzw. Fahrgefühl besser als mit dem kleinen Picanto. Im Handschuhfach finden wir eine gute Straßenkarte, die uns problemlos zur Anse Intendance führt.
Dieser Strand verschlägt uns wirklich den Atem. Diese Weite und Wildheit, gebadet in der (wie ich im Laufe des Urlaubs feststellen werde eigentlich immer besonders schönen) Spätnachmittagssonne. Wir können nicht aufhören zu grinsen und zu knipsen und spazieren einmal alles ab. Natürlich baden auch hier wieder Menschen trotz der deutlichen Warnhinweise, was ich angesichts des sehr rauhen Wellengangs nicht nachvollziehen kann. Zum Baden also nichts, aber wirklich eine beeindruckende Kulisse.
Die Rückfahrt bestreite dann ich auf dem Beifahrersitz und empfinde das sofort als wesentlich schlimmer als selbst zu Fahren. Zum Abendbrot gibt es mitgebrachte Fertignudeln - schmeckt aber auf der Terrasse im tropischen Garten besonders gut! Das war ein sehr langer erster Tag.