Dschungelcamp an der Datumsgrenze
Verfasst: 07 Jun 2019 20:05
So, los geht die wilde Fahrt. Die Fotos sind wie immer fast ausschließlich von mr.minolta.
Noch nie hatten wir uns so lange auf eine Reise vorfreuen müssen. Oder dürfen. Je nachdem, wie positiv man noch eingestellt ist, wenn man die ursprünglichen Reisepläne aufgrund von Naturgewalten um ein Jahr verschieben muß. So richtig wollte das mit dem positiven Denken dann auch erst klappen, als sich Ende April abzeichnete, daß uns und vor allem das geplagte Reiseziel das letztjährige Schicksal nicht nochmals ereilen und es diesmal nun bald wirklich losgehen wird.
So führte uns der Weg nach Ende des letzten Arbeitstages dann auch direkt in den riesigen Steglitzer Globetrotter, wo in den letzten 12 Monaten unfreiwillig gewonnener Vorbereitungszeit entstandene Ausrüstungsideen in die Tat umgesetzt wurden. Darunter manches, das sich als überflüssig herausstellen würde, dafür andere Spontaninspirationen, an denen wir später viel Spaß hatten.
Zwei Tage später sitzen wir also bis an die Zähne bewaffnet im Taxi nach Tegel und treten ein in die wunderbare Willkürwelt der Flughafensecurity. Unser Aufgabegepäck ist für eine so lange Reise erstaunlich leicht und übersichtlich, ich glaube, ich bin selten mit so wenig Kleidung gereist. Dafür stecken im Handgepäck in jeder noch so kleinen Seitentasche Powerbänke, Ladekabel, Adapter, Video- und Fotozubehör, nicht zu vergessen unsere Smartphones und mein Kindle. Der sorgt in Tegel sogleich für Unmut, beim nächsten Mal doch bitte gesondert in die Scanwanne legen.
Beim Umsteigen in Frankfurt ist es dann die Videokamera, die eine Dame, die sich in ihrer die öffentliche Sicherheit garantierenden Rolle offensichtlich sehr wohlfühlt, auf die Palme bringt. Den Kindle herausnehmen ist hier für Anfänger. Die Videokameratasche wird bis auf den letzten Krümel ausgeräumt und jedes kleine Mikrofon gereizt mit dem Sprengstoffteststreifen abgewischt und mir dabei eine Standpauke über Flughafensicherheit und das Passagieraufkommen in Frankfurt, das in Deutschland seinesgleichen suche, gehalten, die mich vor allem aufgrund des Mangels an bestimmten und unbestimmten Artikeln wütend macht. Eigentlich bin ich ja kein Grammatik-Nerd, aber in dieser Situation reizt mich das autoritäre "und nächstes Mal Tasche selber auspacken" schon sehr zu einem "die Tasche, verdammt, soviel Zeit muß sein". Seltsamerweise erregt die über das Parallelband laufende, erheblich größere Minoltatasche mit wesentlich umfangreicherem Inhalt keinerlei Mißtrauen.
Cathay Pacific befördert uns nach Osten. Anfang der 90er Jahre servierten sie hier zum Frühstück kalte Lasagne, inzwischen hat man über westliche Ernährungsgewohnheiten dazugelernt. Es gibt ein ganz vorzügliches süßsaures Hähnchen und als Nachtisch Vanilleeis. Wir haben Glück und bewohnen zu zweit eine Dreierreihe und haben so schön viel Platz. Den Rest übernimmt mein von einer Freundin zu Testzwecken ausgeborgtes und für sehr gut befundenes J-Pillow, das den Komfortfaktor eines normalen Nackenhörnchens deutlich übertrifft. Ich verschlafe fast den gesamten Rest des Fluges.
Ein paar Stunden später graut nicht nur der Morgen, sondern es auch dem mr.minolta. Wir nähern uns Hong Kong und die Spannung nimmt zu, ob wir es hier ohne Probleme durch durch den Zoll schaffen werden. Nicht nur, daß man nicht einschätzen kann, welche Vorbehalte hier gegenüber einzuführenden Powerbänken und brandgefährlichen Videokameras herrschen. Vor allem ist unklar, welchen Status das demnächst zu erlassende oder möglicherweise auch bereits kürzlich erlassene Gesetz hat, das die Einfuhr von Dampfliquids und anderem E-Zigaretten-Zubehör regeln soll. China, das Land, das die E-Zigarette erfunden hat, entblödet sich nicht, diese zum vorgeblichen Schutz der Jugend nun bei Todesstrafe verbannen zu wollen. Daß dies eine heuchlerische Verlogenheitsaktion ist, hinter der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Tabaklobby steht, dürfte wohl jedem klar sein. Dem hiesigen Gesetzgeber vermutlich selbst auch, denn die Umsetzung des Gesetzes wird nur sehr zögerlich in Angriff genommen. So war weder auf der ITB beim Hong Kong Tourism Board noch bei Kontaktaufnahme per Email direkt mit dem Heimatdepartment des HKTB eine eindeutige Antwort zu bekommen, wie es denn nun aktuell gehandhabt wird. Von der problemlosen Einreise über die Abnahme der Produkte bis hin zu einer hohen Geldstrafe oder gar Inhaftierung ist rein theoretisch alles möglich, was uns jetzt erwarten kann, wenn auch unwahrscheinlich.
Die Spannung wird noch gesteigert durch die Tatsache, daß der riesige Chek Lap Kok-Flughafen die wohl längsten Wege vom Gate bis zur Immigration und den Gepäckbändern hat, die man sich vorstellen kann. Einmal dort angekommen, geht es jedoch sehr schnell. Die Einreise klappt problemlos, die Koffer drehen unversehrt auf dem Band ihre Runden, beim Vorbeimarsch am Zoll wird uns nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt. Wir sind drin und haben noch all unser Zeug. Enter the Dragon.
Noch nie hatten wir uns so lange auf eine Reise vorfreuen müssen. Oder dürfen. Je nachdem, wie positiv man noch eingestellt ist, wenn man die ursprünglichen Reisepläne aufgrund von Naturgewalten um ein Jahr verschieben muß. So richtig wollte das mit dem positiven Denken dann auch erst klappen, als sich Ende April abzeichnete, daß uns und vor allem das geplagte Reiseziel das letztjährige Schicksal nicht nochmals ereilen und es diesmal nun bald wirklich losgehen wird.
So führte uns der Weg nach Ende des letzten Arbeitstages dann auch direkt in den riesigen Steglitzer Globetrotter, wo in den letzten 12 Monaten unfreiwillig gewonnener Vorbereitungszeit entstandene Ausrüstungsideen in die Tat umgesetzt wurden. Darunter manches, das sich als überflüssig herausstellen würde, dafür andere Spontaninspirationen, an denen wir später viel Spaß hatten.
Zwei Tage später sitzen wir also bis an die Zähne bewaffnet im Taxi nach Tegel und treten ein in die wunderbare Willkürwelt der Flughafensecurity. Unser Aufgabegepäck ist für eine so lange Reise erstaunlich leicht und übersichtlich, ich glaube, ich bin selten mit so wenig Kleidung gereist. Dafür stecken im Handgepäck in jeder noch so kleinen Seitentasche Powerbänke, Ladekabel, Adapter, Video- und Fotozubehör, nicht zu vergessen unsere Smartphones und mein Kindle. Der sorgt in Tegel sogleich für Unmut, beim nächsten Mal doch bitte gesondert in die Scanwanne legen.
Beim Umsteigen in Frankfurt ist es dann die Videokamera, die eine Dame, die sich in ihrer die öffentliche Sicherheit garantierenden Rolle offensichtlich sehr wohlfühlt, auf die Palme bringt. Den Kindle herausnehmen ist hier für Anfänger. Die Videokameratasche wird bis auf den letzten Krümel ausgeräumt und jedes kleine Mikrofon gereizt mit dem Sprengstoffteststreifen abgewischt und mir dabei eine Standpauke über Flughafensicherheit und das Passagieraufkommen in Frankfurt, das in Deutschland seinesgleichen suche, gehalten, die mich vor allem aufgrund des Mangels an bestimmten und unbestimmten Artikeln wütend macht. Eigentlich bin ich ja kein Grammatik-Nerd, aber in dieser Situation reizt mich das autoritäre "und nächstes Mal Tasche selber auspacken" schon sehr zu einem "die Tasche, verdammt, soviel Zeit muß sein". Seltsamerweise erregt die über das Parallelband laufende, erheblich größere Minoltatasche mit wesentlich umfangreicherem Inhalt keinerlei Mißtrauen.
Cathay Pacific befördert uns nach Osten. Anfang der 90er Jahre servierten sie hier zum Frühstück kalte Lasagne, inzwischen hat man über westliche Ernährungsgewohnheiten dazugelernt. Es gibt ein ganz vorzügliches süßsaures Hähnchen und als Nachtisch Vanilleeis. Wir haben Glück und bewohnen zu zweit eine Dreierreihe und haben so schön viel Platz. Den Rest übernimmt mein von einer Freundin zu Testzwecken ausgeborgtes und für sehr gut befundenes J-Pillow, das den Komfortfaktor eines normalen Nackenhörnchens deutlich übertrifft. Ich verschlafe fast den gesamten Rest des Fluges.
Ein paar Stunden später graut nicht nur der Morgen, sondern es auch dem mr.minolta. Wir nähern uns Hong Kong und die Spannung nimmt zu, ob wir es hier ohne Probleme durch durch den Zoll schaffen werden. Nicht nur, daß man nicht einschätzen kann, welche Vorbehalte hier gegenüber einzuführenden Powerbänken und brandgefährlichen Videokameras herrschen. Vor allem ist unklar, welchen Status das demnächst zu erlassende oder möglicherweise auch bereits kürzlich erlassene Gesetz hat, das die Einfuhr von Dampfliquids und anderem E-Zigaretten-Zubehör regeln soll. China, das Land, das die E-Zigarette erfunden hat, entblödet sich nicht, diese zum vorgeblichen Schutz der Jugend nun bei Todesstrafe verbannen zu wollen. Daß dies eine heuchlerische Verlogenheitsaktion ist, hinter der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Tabaklobby steht, dürfte wohl jedem klar sein. Dem hiesigen Gesetzgeber vermutlich selbst auch, denn die Umsetzung des Gesetzes wird nur sehr zögerlich in Angriff genommen. So war weder auf der ITB beim Hong Kong Tourism Board noch bei Kontaktaufnahme per Email direkt mit dem Heimatdepartment des HKTB eine eindeutige Antwort zu bekommen, wie es denn nun aktuell gehandhabt wird. Von der problemlosen Einreise über die Abnahme der Produkte bis hin zu einer hohen Geldstrafe oder gar Inhaftierung ist rein theoretisch alles möglich, was uns jetzt erwarten kann, wenn auch unwahrscheinlich.
Die Spannung wird noch gesteigert durch die Tatsache, daß der riesige Chek Lap Kok-Flughafen die wohl längsten Wege vom Gate bis zur Immigration und den Gepäckbändern hat, die man sich vorstellen kann. Einmal dort angekommen, geht es jedoch sehr schnell. Die Einreise klappt problemlos, die Koffer drehen unversehrt auf dem Band ihre Runden, beim Vorbeimarsch am Zoll wird uns nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt. Wir sind drin und haben noch all unser Zeug. Enter the Dragon.