Dschungelcamp an der Datumsgrenze

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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Wie im Rausch starre ich durch den Sucher und warte auf den richtigen Moment, während mich Schwarznacken-Seeschwalben mit Scheinangriffen und schrillem Gezeter aus ihrem Brutrevier vertreiben wollen. Die knallbunten Krabben tanzen gerade zu Dutzenden auf den brandungsumspülten Felsen umher, da spüre ich ein Kribbeln und Zwicken an den Zehen. Die auch hier allgegenwärtigen Krebse untersuchen meine Füße auf mögliche Genießbarkeit. Tölpel stoßen aus großer Höhe herab und mustern mich. Neugierig drehen sie den Kopf und schauen mir im Vorbeiflug in die Augen. Ein paar Meter seitlich von mir windet sich eine meterlange Muräne durch einen Schwarm vom offenen Wasser isolierter Brassen hindurch aus einem Gezeitentümpel heraus und schlängelt über Land bis zur nächsten Pfütze.

Ich glaub, ich bin im richtigen Film! Mehr geht nicht. Herrlich!

Und deswegen sind wir hier. Irgendwie allein auf der Welt. Um uns herum nur Wasser, Wald und Wildnis.


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Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Klara
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von Klara »

mr.minolta hat geschrieben: 18 Jun 2019 02:52
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Der gefällt mir besonders gut, klasse "erwischt". Ich hätte nie gedacht, dass die Krabben sich über Essensreste hermachen. Erstaunlich finde ich auch, dass die großen so scheu sind bei quasi unbewohntem Gelände.
Danke + LG
Klara
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Neben der überwältigenden Präsenz der Krebstiere sind es auch die landschaftlichen Eindrücke, die uns begeistern. Hinterlassen Satellitenbilder und Drohnenfotos zunächst noch den Eindruck, es handle sich um eines dieser kleinen Eilande wie man sie typischerweise auf den Malediven oder in Französisch Polynesien findet, vermittelt die Insel schon von Beginn an ein ganz anderes Bild. Nicht überwiegend Kokospalmen, gleichmäßig von Sandstrand umrahmt, bestimmen das Bild. Den gibt es auch, aber er kommt und geht mit den Gezeiten. Teilweise verschwindet er ganz, wie man es auch von einigen Buchten auf den Seychellen kennt. Auch wachsen Palmen nur in kleinen Gruppen und weit voneinander entfernt. An der Küstenlinie verändert die Insel ständig ihr Gesicht und bietet in jeder Himmelsrichtung auch unterschiedlich strukturierte Strände. Eben noch lieblich tropisch mit Palmen und Sand, ist es plötzlich rauh und wild und bei Niedrigwasser treten riesige fossile Korallenplatten zu Tage.


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Neben Totholz, Korallenbrocken und zahllosen Mördermuschelschalen findet man an jedem Morgen auch verendete Krabben, die die Dynamik der letzten Flut nicht überlebt haben und in Folge zur begehrten Beute von Vögeln und Artgenossen werden.


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Darunter gibt es immer wieder Exemplare, die noch unversehrt wirkend und wie von Menschenhand drapiert auf Felsen oder Ästen liegen. Kommt nun doch des Nachts ein Fremder auf die Insel, um uns an der Nase herumzuführen? Ich schwöre, daß nicht ich die Krabbe für's Foto dorthin gesetzt habe.


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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

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Ich arrangiere die maritimen Fundstücke des Tages für ein kitschiges Foto und bekomme sofort Besuch von der Inselpolizei. Die ist einfach überall und läßt sich viel Zeit für eine ausführliche Inspektion.


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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Vor allem am Oststrand zeigt die Insel aufgrund der vorherrschenden Windrichtung ein zerklüftetes Gesicht. Hier lassen sich zu fast jeder Tageszeit die meisten Tiere beobachten. Vögel nutzen den Aufwind und die Krabben gehen bei Flut an der Wasserlinie auf die Jagd.


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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

In jeder Nacht werden tonnenweise Korallenbruch und Muschelsplit auf den Strand geworfen. An der südlichen Hälfte Luahokos bildet sich dabei Tag für Tag eine neue dünenartige Abbruchkante, die an unsere heimischen Inseln erinnert. Ein bißchen Sylt in der Südsee. Aber nur ein bißchen... :wink:


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Farben und Formen begeistern immer wieder, sei es bei bestem Wetter am Oststrand oder nach heftigem Gewitter am Weststrand.



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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von foto-k10 »

mr.minolta hat geschrieben: 18 Jun 2019 13:22 Bild
Na, das sind doch Betonplatten von La Digue? :mrgreen:
belize
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von belize »

Herrlich diese Fotos, besonders die grün-violetten Krabben find ich modelmäßig toll! Und die Farben!!!
Das Drohnenfoto zeigt genau die Landungsstelle...etwas gruselig, wenn man sich vorstellt, dort ins offene Meer gezogen zu werden! Konntet ihr von Luahoko Foa sehen? Und Uoleva?

Vielen Dank mal wieder.

Was Darren wohl für eine Drohne benutzt? Das sieht ja sehr professionell in der Richtung aus?
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Pico
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von Pico »

Faszinierende Fotos, Mister!

Ich kann mir bildhaft vorstellen wie du völlig begeistert mit deiner Kamera - teilweise krabbelnd und ordentlich verrenkt - das Inselchen eroberst. Die Bilder sprechen jedenfalls dafür. :D
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Pico hat geschrieben: 18 Jun 2019 21:30 Faszinierende Fotos, Mister!

Ich kann mir bildhaft vorstellen wie du völlig begeistert mit deiner Kamera - teilweise krabbelnd und ordentlich verrenkt - das Inselchen eroberst. Die Bilder sprechen jedenfalls dafür. :D
Vielen Dank! :oops:

Und wie Du es beschreibst... GENAU so ist es gewesen. :lol:
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mr.minolta
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

belize hat geschrieben: 18 Jun 2019 19:59Konntet ihr von Luahoko Foa sehen? Und Uoleva? Was Darren wohl für eine Drohne benutzt?
Ja klar, das geht auch in umgekehrter Richtung.

Foa war bei gutem Wetter klar zu sehen, wie auch alle anderen umgebenden Inseln. Man unterschätzt dabei die Entfernungen ganz gewaltig. Von Foa aus betrachtet wirkt Luahoko beispielsweise sehr viel größer als es ist und auch viel näher. Tatsächlich sind es 10 km Distanz und die kleine, nicht mal 200 Meter lange Insel hätte ich ohne genaue Kenntnis der Dimensionen wohl auf ca. 1 km Länge geschätzt. Uoleva war nicht zu sehen, das liegt viel weiter südlich!

Über Darrens Drohnen-Ausrüstung weiß ich wenig, nur daß er inzwischen als führend in der Dokumentation der Wale mittels dieser Technik zu gelten scheint. Er nutzt, wenn ich ihn da richtig verstanden habe, unter anderem eine speziell gefertigte GoPro. Vermutlich eine, die man nicht kaufen kann. Wie Du vielleicht mitbekommen hast, interessieren mich Drohnen nicht besonders, deshalb kann ich hier keine genaueren Infos geben. Solltest Du vorhaben, mal eine nach Tonga mitzunehmen, darfst Du Dich aber auf ein ausuferndes Genehmigungsverfahren einrichten. Suse erwähnte es schon im Bericht, gleich nach der Landung sieht man bei der Passkontrolle am Flughafen ein 10 Meter breites Banner, das auf die Anmeldepflicht hinweist. Das erschlägt einen förmlich in der kleinen Wartehalle. Anscheinend nimmt man das sehr ernst und bei Verstößen gegen die Drohnen-Vorschriften gibt es sicher Ärger.
Zuletzt geändert von mr.minolta am 19 Jun 2019 01:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Die Vegetation Luahokos besteht hauptsächlich aus sekundärem Regenwald, der wie aus dem Lehrbuch auf dünnem, humusarmem Substrat gedeiht. Überwiegend ist er undurchdringlich und jeder Versuch, weiter als ein paar Meter hineinzulaufen, endet schnell in Morast und Vogelkot. Nur an wenigen ausgewählten Stellen ist dies möglich und nötig, um Tiere in der geheimnisvollen Umgebung der von Streiflichtern illuminierten Baumwurzeln beobachten und fotografieren zu können und wenn es auch gelegentlich so aussieht, als sei hier Blitzlicht zum Einsatz gekommen; alle Bilder entstehen mit natürlicher Beleuchtung.


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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Es mag größere, spektakulärere Tiere geben, die antreten, das Herz des Fotografen zu erobern. Ich jedoch bin fasziniert von der biologischen Diversifikation der Landeinsiedler auf dieser Insel und verbringe Stunde um Stunde im Unterholz. Es gibt weniger als 20 Arten, aber Forschung und Literatur in diesem Bereich sind rar. Ähnlich verhält es sich mit den Krabben, nur daß hier fast 7000 Spezies zu unterscheiden wären. Nicht ausgeschlossen, daß auf abgelegenen Inseln wie dieser Arten existieren, die man noch nicht kennt.

Die Kamera hält energietechnisch betrachtet bis zuletzt durch. Wir haben uns vorab entschieden, keine unzuverlässigen Solar-Ladegeräte oder Ähnliches mitzunehmen. Eine ausreichend hohe Zahl von Akkus tut stattdessen ihren Dienst, bis wir auf Foa schließlich nachladen können.



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Ein besonderes Ereignis ist das Zusammentreffen von Krebsen und Eidechsen im Sonnenfleck einer Wurzel. Als wüßten sie, daß ich sie gerne gemeinsam auf einem Bild hätte, verharren beide Spezies dort für einige Minuten.



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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Kokosnüsse sind eine begehrte Nahrung und locken die Tiere aus großer Entfernung an. Regelrechte Karawanen bahnen sich ihren Weg durch's Gelände, bis schließlich einige Hundert Krebse gleichzeitig an den Schalen nagen. Interessant ist die Interaktion zwischen den Individuen, man könnte dabei fast von Sozialverhalten sprechen. Sie prügeln sich förmlich um die Beute, während einzelne Tiere sich mit größeren Brocken davonmachen, um sie für sich allein zu haben. Sie verstecken sie beim Abtransport sogar unterhalb des Körpers bzw. des Gehäuses, doch andere schneiden ihnen dabei den Weg ab und fordern sie zum Kampf heraus.



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Die abgefressenen Schalen werden zunächst nicht mehr beachtet, dienen später jedoch als vorübergehende oder auch dauerhafte Deckung.



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Auch am Strand lassen sich interessante Verhaltensweisen beobachten und es bleibt festzustellen, daß das Leben eines Einsiedlerkrebses hart sein kann. Diese Gruppe hat sich vor der brennenden Sonne in einer Felsspalte in Sicherheit gebracht und stößt einen ungeliebten Artgenossen immer wieder nach draußen. Mehrmals versucht das Tier, die Deckung wieder aufzunehmen. Ohne Erfolg.



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An anderer Stelle raufen zwei Exemplare miteinander und versuchen, sich gegenseitig aus dem Gehäuse zu ziehen. Ein Dritter geht nebenan in Deckung, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.



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Zuletzt geändert von mr.minolta am 19 Jun 2019 04:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Dschungelcamp an der Datumsgrenze

Beitrag von mr.minolta »

Ungewöhnlich für eine tropische Insel dieser Größe sind die großen, alten Bäume, die teilweise bis an den Strand heranwachsen. Sie scheinen die vielen Stürme der Vergangenheit meist unbeschadet überstanden zu haben.



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Die Farben und Strukturen ihrer Rinde sind in manchen Fällen wirklich bemerkenswert und bilden in Kombination mit vagabundierenden Krebsen ein weiteres, interessantes Fotomotiv.



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David flieht vor Goliath. Verfolgungsjagden im Mikrokosmos eines Inselchens am Ende der Welt.



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Zuletzt geändert von mr.minolta am 19 Jun 2019 04:00, insgesamt 1-mal geändert.
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