chris-mt01 hat geschrieben: ↑13 Nov 2020 17:57
Hallo Fabian eigentlich würden wir nochmal nach Martinique reisen.
Was hat dir nicht so gut gefallen wir konnten nun keine Erfahrungen sammeln.
Gruß Chris
Fehlende Gastfreundlichkeit: Wenn man denkt, dass man als Tourist auf Martinique und Guadeloupe mit offenen Armen empfangen wird, dann Fehlanzeige!
Die Inselbewohner haben eine distanzierte bzw. kühle Gleichgültigkeit gegenüber Touristen. Das spürt man in allen möglichen alltäglichen Dingen. Warum die Inselbewohner so abgeneigt gegenüber Touristen sind, wissen wir nicht genau. Vielleicht liegt das auch am angespannten Verhältnis zwischen ihnen und den Festlandfranzosen. Ein bisschen kann man es auch verstehen, weil alles mögliche teuer importiert werden muss, sind die Lebenshaltungskosten auf den Inseln sehr hoch. Die Einheimischen scheinen aber auch kaum vom Tourismus zu profitieren und leben meist in sehr einfachen Verhältnissen, während die gutsituierten Festlandfranzosen es sich dort 1-2 Wochen lang gut gehen lassen und dann wieder verschwinden, mehr aber auch nicht. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Es gab deshalb sogar schon öfter Demonstrationen und Unruhen. Dafür kann man als deutscher Tourist natürlich nix, aber zu spüren bekommt man es trotzdem. Willkommen haben wir uns nicht wirklich gefühlt.
Kommunikation auf englisch nicht möglich: Was wir vorab so überhaupt nicht auf dem Schirm hatten. Uns war klar, dass auf Martinqiue fast ausschließlich Franzosen Urlaub machen, aber dass die Kommunikation derartig schwierig wird, hätten wir nicht gedacht. Selbst einfachste Englischkenntnisse hatte fast niemand, egal ob bei Snackbars am Strand, Mitarbeiter im Supermarkt oder selbst die Polizisten vor Ort. Es macht den Alltag unheimlich schwierig und kompliziert. Selbst bei der Autovermietung (Alamo - einer amerikanischen Firma!) sprach der zuständige Herr so gut wie kein englisch. Er wollte uns daher ein Auto mit manuellem Getriebe andrehen, das eine Klasse unter der war, die wir gebucht hatten (und mit Automatik). Tja, Peugeot 208 gebucht und dann einen Twingo bekommen
Wir hatten einen kleinen Auffahrunfall und wollten deshalb nochmal sicherheitshalber zur Polizei und abklären, ob wir alles richtig gemacht haben. Keiner von den Polizisten, auch von den Jüngeren, (vom Festland übrigens) konnte auch nur ein Wort englisch
Die Kommunikation erfolgte ausschließlich über Google translate. Lediglich der junge Vermieter von unserem Ferienhäuschen sprach gut englisch.
Straßenverhältnisse:
Autobahn - Mittags bis nachmittags sind die Autobahnen eigentlich immer dicht. Bedeutet: Stau! Das war viel schlimmer als bei uns in Berlin auf der A100. Schuld haben daran unter anderem die unzähligen zweispurigen Kreisverkehre, die den kompletten Autobahnverkehr ausbremsen und ein absolutes Abenteuer sind...viel Spaß!
Distanzen - Um von einem zum anderen Punkt auf der Insel zu kommen, kommt man aber um die Autobahn kaum herum. Ich empfehle daher unbedingt eine Unterkunft ganz im Süden der Insel, da dort die meisten Strände sind. Wir haben den Fehler gemacht und hatten eine Unterkunft in Le Robert im Nordosten der Insel. Das bedeutete, dass wir immer eine ganze Stunde gebraucht haben um von A nach B zu kommen. Bei Stau natürlich wesentlich länger.
Parkmöglichkeiten und Zufahrtswege zu den Stränden - Hier kann ich nur unbedingt die Empfehlung aussprechen:
FRÜH da sein! Am besten so früh es geht, egal wo. Es gibt an den Stränden nicht so viele Parkplätze. Die sind schnell vergriffen. Die meisten Zufahrtsstraßen sind außerdem ein Alptraum, was Steigungen, Breite, Schlaglöcher und Wendemöglichkeiten angeht. Wenn ihr keine extremen Steigungen gewöhnt seid, dann werdet ihr euch auch noch wundern!
Das gilt natürlich nicht für die großen Hauptstraßen, aber die kleinen Neben- oder Zufahrtsstraßen haben es manchmal in sich. Das kannte ich so sonst nur von Madeira.
Fahrweise der Leute - Die Fahrweise der Franzosen ist für einige Deutsche wohl gewöhnungsbedürftig. Das gilt auch für Martinique. Entweder hast du einen "Schleicher" vor dir, der 20km/h unter Richtgeschwindigkeit fährt oder man trifft auf einen der unzähligen Raser, die am liebsten gefühlt 100Km/h in den steilen kurvigen Serpentinen fahren wollen. Fährst du mit angemessener Geschwindigkeit (z.b. 59 bei 50) hast du schnell einen Raser hinter, der drängelt. Da hilft nur, an geeigneter Stelle, rechtsblinken und damit signalisieren, dass er überholen kann.
Das alles soll euch aber nicht abschrecken. Eindrücke sind subjektiv. Wir haben es in knapp 3 Wochen Urlaub so wahrgenommen und würden deshalb nicht wiederkommen...aber vllt. empfindet ihr es ja anders. Nichtsdestotrotz bietet Martinique wunderschöne Strände, Buchten und eine beeindruckende Flora und Fauna. Der tropische Urwald im Norden der Insel ist eine Wucht.
Fallls ihr hinfliegen solltet, besucht unbedingt mal die
Pointe Borgnese und das am besten (wie sonst auch) morgens früh. Tolle abgelegene Bucht mit ruhigem Wasser, die perfekt zum Schnorcheln geeignet ist und die wir so 3 Stunden für uns alleine hatten. Wie fast überall auf Martinique, unbedingt Badeschuhe tragen wegen der Seeigel! Die
Anse Noire ist auch eine wunderschöne kleine Bucht mit schwarzem Sand, die ebenfalls perfekt zum Schnorcheln geeignet ist. Hier kann man eigentlich immer Meereschildkröten beobachten, die langsam am Grund entlang schwimmen und sich den Bauch mit Grünzeugs vollschlagen. Eine ist so nah bei mir aufgetaucht, dass ich sie hätte berühren können. An der
Grande Anse des Salines kann es schnell voll werden. Wenn ihr aber weiter (richtung Osten des Strandes) bis zum Ende lauft, habt ihr dann mehr Ruhe. Die meisten Strandbesucher bleiben nämlich vorne in der Nähe der Strandbars. Wenn ihr den Dschungel in vollen Zügen erleben wollt, können wir euch den Wanderweg
Trace des Jésuites empfehlen. Wir haben dort sogar eine Martinique-Baumvogelspinne gesehen! Dafür brauch man auch kein erfahrener Wanderer sein. Nur an festes Schuhwerk denken und genügend zu trinken. Was ich dir unbedingt ans Herz legen kann, ist ein Besuch im Park
"Habitation Ceron". Hauptattraktion ist hier ein unglaublich riesiger uralter Baum (glaube sogar der Größte der kleinen Antillen), der der mit Abstand Größte war, den wir je in unserem Leben gesehen haben und eine irgendwie ganz mystische Aura hat. In der Hauptstadt
Fort-de-France waren wir übrigens einmal und dann nie wieder. Es ist schwierig dort zu fahren, gibt kaum Sehenswürdigkeiten, dafür aber aggressive und aufdringliche Obdachlose. Zum Glück nicht uns gegenüber, aber dafür hatte ein Obdachloser oder Junkie(?) ein Schild von einem kleinen Restaurant, in dem wir gerade saßen, wutentbrannt umgetreten. Dann hatten wir noch gesehen, dass einer drei asiatischen Touristen laut schimpfend hintergelaufen ist. Die
Anse Diamant ist auch schön, auch wenn die Wellen hier nicht ohne sind, und auch der botanische Garten
Jardin de Balata ist mal ein Besuch wert, auch wenn er nicht wirklich groß ist...So jetzt reichts aber auch mal!
Liebe Grüße