Norwegen 2018

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Inselhüpfer
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Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Norwegen 2018

1. Reise zum "Nordkap"

Was man möchte und was man hat...


Wie heißt es nur so passend: "Im Leben, im Leben geht mancher Schuss daneben". In diesem Fall hat die Aussage volle Gültigkeit, denn es kam so:
Anfang 2017 wurde unsererseits für Ende des gleichen Jahres eine Kreuzfahrt zu den Kleinen Antillen bei MSC gebucht. Im Sommer zogen dann über der Karibik mehrere Hurrikans auf, die auf einigen Inseln schwere Schäden verursachten, was dazu führte, dass zwei der 13 Inseln nicht mehr angefahren wurden - Diminica uns St. Maartens. Als Ersatz bot die Reederei einen sechsstündigen Aufenthalt auf Hispaniola an, was meine Reisepläne total durchkreuzte, sodass ich vom Reisevertrag zurücktreten wollte, weil er abgeändert wurde, was juristisch - dachte ich - einem neuen Angebot gleichkam, das ich nicht zu akzeptieren brauchte. In deren AGBs wurde dies jedoch "umschifft", sodass sie es nicht so sahen. Das begründeten sie mit höherer Gewalt. Nach Rücksprache mit einem Spezialisten auf diesem Gebiet wurde mir geraten einen Kompromiss einzugehen, weil sich das Ganze im Falle einer Klage über Jahre hinziehen könnte, wobei die Chancen eines positiven Ergebnisses meinerseits nicht unbedingt gegeben seien, weil in der Branche der Kreuzfahrten noch einiges im schwammigen Bereich liegen würde. Deshalb wurde die Kreuzfahrt zum sogenannten Nordkap - darauf gehe ich an angemessener Stelle noch detaillierter ein - zähneknirschend angenommen ;( .

Unser Hotel, Restaurant, Freizeitanbieter und Startpunkt für Landausflüge befand sich auf einem Koloss mit - wie es der Name schon betont - gewaltigen Ausmaßen: 315 m Länge, 43 m Breite sowie einer Kapazität von 7.200 zweibeinigen Wesen... :) Wenn man bedenkt, dass die Aranui 5, mit der ich 14 Tage in Französisch Polynesien unterwegs war, bloß 300 Passagiere aufnehmen konnte, besteht da schon ein "kleiner" Unterschied :) .
Mit 21 Decks glich der Wasserriese einem Hochhaus, was den Vorteil hatte, dass man recht gute Panoramabilder schießen konnte. Auf verschiedenen Niveaus gab es fast alles, angefangen von Einkaufszentren, über zwei Kinos, einem Casino, mehreren Wasserbecken, Sporthallen, Fitnesszentren, einer Laufbahn bis hin zu vielen Restaurants, in denen fast jedem Wunsch nachgegangen wurde. Eines davon war fast rings um die Uhr geöffnet und bot praktisch für jeden etwas.
Der - aus meiner Sicht - einzige Nachteil waren die Raucherecken. Diese befanden sich in luftigen Höhen, sodass das Befrieden dieses Genusses viel Zeit und Nerven in Anspruch nahm, denn nicht mal auf dem Balkon durfte gequalmt werden! ?( . Leider ist diese Diskriminierung nicht nur hier gang und gäbe! Da wir auf einem der unteren Decks untergebracht waren, blieb nur die Variante des heimlichen Rauchens auf dem Balkon übrig, was zwar beim Ertappen eine saftige Strafe eingebracht hätte, doch das Risiko musste einfach eingegangen werden... Eine Eberei ohnegleichen, die mich bestimmt kein zweites Mal auf eines dieser Schiffe führen wird!

Zurück zur Reise: Das Schiff legte einige Stunden später als geplant los, da der Hamburger Hafen überlaufen war, doch dann wurde "Gas gegeben". Dies merkte man am nächsten Tag, als die Meraviglia - so hieß der "Kahn" - an einer Aida vorbeizog. Der "Bursche" hatte schon einiges drauf... :

Am zweiten Morgen kam endlich Land in Sicht. Es waren die zahlreichen Schären, von Gletschern nivellierte Erdmassen, die dank des Anstiegs des Meeresspiegels infolge einer Klimaerwärmung zu Inseln wurden. Dort, wo das Gestein die Bildung von Boden zuließ, hatte sich eine fast üppige Vegetation entwickelt, die der Landschaft ein pitoreskes Aussehen verlieh, ansonsten umgaben uns mächtige Granitblöcke, die mit etwas Fantasie das Werk von Riesen hätten sein können.

Gegen neuen Uhr legte das Wassergefährt im ersten Hafen der Kreuzfahrt an, Molde.



Route

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Einkaufsstraße...

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Casino

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Kino

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Treffen auf hoher See mit einer Schwester, die jedoch weit zurückbleibt

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Hier hat der Titan seine "Ruhestätte"

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Rezeption

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Inselhüpfer
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Molde


Molde ist eine relativ neue Stadt - zählt etwa 30.000 Einwohner -, da die alte Siedlung 1940 innerhalb weniger Stunden durch die Reichsarmee fast zur Gänze dem Erdboden gleichgemacht wurde, weil sich hier die letzten norwegischen Truppen zurückgezogen hatten. Obwohl der Ort auf einer nördlichen Breite von fast 63 Grad liegt, werden hier u.a. Rosen angebaut, die als Symbol des Städtchens gelten. Diese haben eigentlich ihre nördlichste Ausdehnung etwa 10 Grad südlicher, doch gedeihen sie hier dank des Einflusses des Golfstromes prächtig. Wenn Ägypten - wie schon Homer behauptete - ein Geschenk des Nil ist, so kann man Gleiches über die ganze Westküste Norwegens sagen, doch diesmal ist der Glücksbringer die warme Meeresströmung, die aus dem Golf von Mexiko kommend, hier vorbeizieht. Ohne sie wäre es in diesen Breiten um mindestens zehn Grad kälter - was übrigens auch für ganz Westeuropa gilt!

Wir wurden von einer Jazzgruppe empfangen, wofür Molde international bekannt ist. Unweit der Anlegestelle wurde eine Fahrt zum Varden, dem Hausberg der Stadt - hier scheint jede Stadt ihren Hausberg zu haben... - vereinbart. Von dort aus - 407 m ü.N.N. - eröffnet sich ein herrliches Panorama auf die Stadt und ihrer Umgebung. In der Ferne tauchen einige der 222 Berge auf, die Molde angeblich umgeben sollen. An diesem herrlichen Ort wurde mit dem Fahrer auch eine Schärenfahrt organisiert. Sie führte über die westlich und nördlich der Anlegestelle befindlichen Schären, bis zur Atlantikbrücke, einer wahren Meisterleistung norwegischer Baukunst. Auf diese Art erhielten wir einen einmaligen Überblick aus unmittelbarer Nähe bezüglich dieser Gletscherergebnisse.

21 Uhr legte das Hotelschiff in nördliche Richtung los. Nach dem Passieren der langgstreckten Stadt und seines an ein Segelschiff erinnernde Hotel Scandic Seilet ging es einige Stunden an der Westküste vorbei. Immer wieder tauchten in der Abendsonne neue Schärengärten von einmaliger Schönheit auf. Die kleinen bis winzigen Ortschaften reihten sich wie Girlanden entlang der Küste an. Hier gab es keinen Tourismus, sodass sich die Ansässigen mit Fischfang und Landwirtschaft begnügen mussten.

Gegen 24 Uhr wurde die Kabine abgedunkelt, um schlafen zu können, denn draußen erstrahlte die Mitternachtssonne. Wir hatten den Polarkreis überquert, was in dieser Jahreszeit mit einem Ausfall der schwarzen Tageszeit gleichkam, auch ein Erlebnis, das man mitnehmen kann/soll.

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Blick auf Molde vom Varden, dem Hausberg der Stadt

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Blick auf einige der angeblich 222 Berge, die Molde umgeben sollen

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Kleine Ortschaft auf einer Schäre westlich von Molde

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Auf dem Weg zur Atlantikbrücke

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Die Atlantikbrücke

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Von Schäre zu Schäre

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Schärenpanorama

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Die Route zur Atlantikbrücke

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Panorama der Skandinavischen Alpen
Zuletzt geändert von Inselhüpfer am 14 Okt 2018 13:06, insgesamt 2-mal geändert.
Klara
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Klara »

Inselhüpfer hat geschrieben: Anfang 2017 wurde unsererseits für Ende des gleichen Jahres eine Kreuzfahrt zu den Kleinen Antillen bei MSC gebucht. Im Sommer zogen dann über der Karibik mehrere Hurrikans auf, die auf einigen Inseln schwere Schäden verursachten, was dazu führte, dass zwei der 13 Inseln nicht mehr angefahren wurden - Diminica uns St. Maartens. Als Ersatz bot die Reederei einen sechsstündigen Aufenthalt auf Hispaniola an, was meine Reisepläne total durchkreuzte, sodass ich vom Reisevertrag zurücktreten wollte, weil er abgeändert wurde, was juristisch - dachte ich - einem neuen Angebot gleichkam, das ich nicht zu akzeptieren brauchte.
Klingt für mich plausibel, dass die die Route ändern und ist vermutlich im Kleingedruckten enthalten. Das Ausweichen auf Norwegen ist dann ja schon krass. Wäre das Schiff für die Karibik nicht ähnlich groß gewesen???? Freu mich auf Deinen Bericht.
LG
Klara
Inselhüpfer
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Hallo Klara,

natürlich hatten die so etwas in ihren AGBs, doch soll dies aus meiner Sicht keinesfalls bedeuten, dass sie die Route ändern können, wie sie wollen - vielleicht auch müssen -, wenn sie einem Teil der Teilnehmer den Spaß verderben! Ich z.B. wollte unbedingt Dominica besuchen, um die letzten Kariben zu sehen und die weltweit spektakulärste Landung auf St. Maartens miterleben. Ohne diese Hauptatraktionen hätte ich die Reise nie und nimmer gebucht, denn in der Karibik war ich vorher schon einmal.

Gruß
Walter
Inselhüpfer
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Das touristische Nordkap

Am späten Vormittag ankerte die Meraviglia im kleinen Hafen des Kaffs Honnigsvag im Süden der Insel Mangeroya. Danach erfolgte eine Art Transfer mit vielen Bussen. Diese Art von Massentourismus habe ich in der Form noch nie erlebt! :mrgreen: Da die Anzahl der Transportmittel anscheinend begrenzt war, wurde in mehreren Schichten wie am Fließband gefahren - von Mittag bis etwa 24 Uhr. Der Vorteil dieser Zeitplanung bestand darin, dass es während dieser Zeit stets hell war.
Der Fahrer schien auf diesem Gebiet ziemlich routiniert zu sein, denn während des etwa 30 Km dauernden Weges war er so nett, uns darauf aufmerksam zu machen, dass auf der linken Seite einige Rentiere grasen würden... :?: Ansonsten überließ er uns selber, damit wir die Schönheit dieser kargen Landschaft ungestört bewundern konnten...

Nach etwa einer knappen Stunde reihte sich das Gefährt an einem riesigen Parkplatz neben vielen anderen seiner Art ein, wonach die Fremdlinge aussteigen durften und den nördlichsten Punkt Europas... zu betreten. In mir stieg die Wut durch alle Adern, denn allein auf der Insel Mangeroya gab es andere zwei Punkte, die nördlicher gelegen sind, doch so konnte man die Ausgaben für den Bau der hin führenden Straßen einsparen und hatte dazu noch einen herrlichen Blick von einem Felsen, der ca. 300 Meter über Normalnull lag. Der Korrektheit wegen sollte hier erwähnt werden, dass sich das wahre Nordkap eigentlich auf Franz-Joseph-Land - Kap Fligeli - befindet, etwa 11 Grad nördlicher... Wir waren ungefähr 2.100 km vom Nordpol entfernt, während es vom erwähnten Kap knappe 800 sind ( 71. Grad Nördliche Breite, bzw. 82. Grad Nördliche Breite). So hatte man einen Punkt ge-/erfunden, auf den die meisten hereinfielen, schließlich war es ja auch den meisten egal, Hauptsache, man konnte ein schönes Erinnerungsild vor dem Globus schießen, der das Nordkap darstellte :roll: .

Die Landschaft war schon auf ihre Art bezaubernd. Unweit vom touristischen Nordkap erschienen schroffe, steile Wände, die fast senkrecht zum Nordpolarmeer abfielen. Auch ein Kliff der besonderen Art hatte seinen aparten Reiz. Ansonsten erhob sich in unmittelbarer Nähe ein Gebäudekomplex, in welchem Andenken verschiedenster Art erworben werden konnten, allerdings zu Preisen, die sogar die Trolle hätten abschrecken können ;( . Gleiches galt für Lebensmittel.

Glücklicherweise war ein Busfahrer so nett, uns eine Stunde früher als geplant zurück zu transportieren, sonst hätten wir uns zusätzlich langweilt.
Im Ort angelangt, war noch genügend Zeit, um sich umzusehen, doch die Angebote hatten alle ausschließlich Touristenpreise..., also verzichteten wir dankend... und gingen unserer Wege.

Wir hatten also knappe 100 Euro pro Person für einen Transfer in einem - neudeutsch Shuttle-Bus - ausgegeben, um eine Stelle zu bewundern, die als Nordkap verkauft wird. Eine größere Verarschung war mir im Laufe meiner Reisen noch nie begegnet :roll: . Eigentlich selber schuld, denn ich wusste ja schon vorher, was da lief. Nur gut, dass das Riesenboot irgendwann nach 2 Uhr in Richtung Süden ablegte. Einer meiner bittersten und von Schande geprägten Tage ;( !

Hurra, ich war am Nordkap!!!

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Achtung! Absturzgefahr vor dem "Nordkap"

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Varianten des "Nordkaps"

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Honigsvag, das Kaff, aus dem die Transfers zum "Nordkap" stattfanden

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Verbrüderung mit seinesgleichen...

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Diese Landzunge liegt nördlicher als der "Globus"

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Fjord neben dem "Nordkap"

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Schäre in der Abendsonne (23 Uhr...)

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Ab nach Süden!
Zuletzt geändert von Inselhüpfer am 11 Feb 2019 07:45, insgesamt 1-mal geändert.
Aitutaki
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Aitutaki »

Wann genau seid ihr denn in Norwegen gewesen? Juni? Wir wollen mit dem Camper gerne mal von den Lofoten bis an die russische Grenze. Angeblich ist ja die Hauptsaison ab Mitte August wieder vorbei. Aber nach dem lesen Deines Berichtes habe ich jetzt so meine Bedenken. Evtl sollten wir nochmal nach Costa Rica. Da hat es uns dieses Jahr echt gut gefallen.
Inselhüpfer
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Hallo Aitutaki,

wir waren in der zweiten Julihälfte auf dieser Kreuzfahrt. Zu der Zeit erstreckte sich die Hitzewelle - werde dies bei Alesund näher beschreiben - bis in diese Breiten. Wenn man sich allerdings die langjährigen Klimadiagramme dieser Gebiete anschaut, merkt man schon, dass es hier dank des Golfstroms zu dieser Jahreszeit recht angenehme Temperaturen gibt.
Offiziell ist die Saison in Norwegen erst Ende September vorüber, doch ich kann mir vorstellen, dass die Nächte im Norden des Landes - wo du ja hin willst - im September recht kühl sind. Ein Vergleich zu Costa Rica ist natürlich nicht gestattet... :), schließlich erstreckt sich das von dir anvisierte Gebiet nördlich des Polarkreises - ca. 66 Grad N. Br. - , während Costa Rica sich auf etwa 10 Grad N. Br. befindet. Das sagt wohl alles - besonders hinsichtlich des Klimas und demzufolge der Flora und Fauna.
Außerdem sind die Preise in Norwegen mit die höchsten weltweit... :mrgreen:

Gruß
Walter
Aitutaki
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Aitutaki »

Die Temperaturunterschiede sind mir durchaus bewusst. Es ging mir eigentlich um den touristischen Almauftrieb. Denn selbiger ließ uns enttäuscht von den Seychellen heimkehren. Wir wollen Ziele die nicht zu voll sind. Wobei ja "voll" ja immer Ansichtssache ist. Die Temperaturen stören mich nicht so sehr wie volle Strände.
In Costa Rica reisten wir ohne Reisegruppe in der Regenzeit umher und fanden es super. Leider können wir nur in den Ferien reisen. Aber neben den vielen Familien hatte ich kreuzfahrtschiffe mit 7200 Personen nicht auf dem Schirm... Jetzt sind wir uns halt nicht mehr sicher ob Norwegen noch in Frage kommt.
Island kennen wir, ich denke die Preise und das Klima sind ähnlich.
Aber Deinem Bericht nach zu urteilen, hat es euch dort nicht gefallen. Der Unterschied zur Karibik ist aber auch nur gering. 8)
Inselhüpfer
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Na ja, ob der Unterschied zwischen Costa Rica und Norwegen gering ist, lasse ich mal so stehen..., dafür könnte ich dir zwei Reisetipps unterbreiten, die mit Massentourismus bestimmt nichts am Hut haben: Mongolei und Kamtschatka - sogar mit deutscher Reisebegleitung. Solltest du darauf verzichten wollen, müsstest du des Russischen mächtig sein.

Gruß
Walter
Inselhüpfer
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Tromsö

Das "Tor zur Arktis" oder "Paris des Nordens" ist eine besondere Stadt. Mit fast 80.000 Einwohnern auf einer nördlichen Breite von ca. 69 Grad - 344 Km nördlich des Poarkreises - handelt es sich um die nördlichste Metropole der Erde, die die nördlichste Universität sowie den nördlichsten botanischen Garten beherbergt :!: . Auch in diesem Fall verdankt der Ort seine Existenz dem Golfstrom. Die niedrigste jemals gemessene Temperatur beläuft sich auf -18,4 Grad Celsius (in Brenndorf - Burzenland, auf ca. 46 Grad N.B. -38,5 Grad Celsius), während im Sommer maximal 20 Grad Celsius erreicht werden.
Dank seiner Ausdehnung ist Tromsö die flächenmäßig größte Stadt Norwegens - 2.558 Km2 :!: (Berlin 892 km2, Bukarest 228 Km2) - und gleichzeitig die zweitgrößte weltweit - nach Tokio (13.356 Km2. aber 40. 000.000 Einwohner...) Dabei erstreckt es sich sowohl auf dem Festland, als auch auf einigen Inseln. Die Stadtteile snd teils durch Brücken, teils durch ein Tunnelsystem miteinander verbunden, das bis zu 100 m unter die Wasseroberfläche verläuft.

Spricht man von Tromsö, meint man automatisch damit auch die Hauptstadt der Samen (Sami, Lappen), deren Bevölkerungsanteil hier am größten ist. Ihnen wurde auch ein eigenes Museum gewidmet, das ihre Geschichte, Sitten und Bräuche, Kultur u.v.a.m. darstellt. Wirklich sehenswert :!: . Dieses Volk - über vier Länder verteilt - genießt in Norwegen die größte Anerkennung von allen vier Staaaten. So z.B. sind viele Ortsschilder zweisprachig zu lesen. Viele von ihnen haben das Nomadentum aufgegeben und wohnen in Städten, wo u.a. auch in ihrer Sprache unterrichtet wird.
Als nördlichst gelegene Großstadt Norwegens, war Tromsö schon seit Jahrhunderten Hauptausgangspunkt von Expeditionen in die Arktis. Man denke dabei nur an die bekanntesten norwegischen Polarforscher F. Nansen und R. Amundsen, ein Kapitel für sich, die im Polarmuseum verewigt wurden.

Wahrzeichen der Stadt ist die um die Mitte des letzten Jahrhunderts erbaute Eismeerkathedrale. Von dort ist es nicht mehr weit bis zur Talstation der Seilbahn, die auf den Storstein - wieder ein Hausberg... - führt, von wo sich wiederum aus etwa 400 m ü.NN. ein imposantes Panorama erschließt. Einfach zum Genießen :dance1: !

In der kalten Jahreszeit werden hier nicht nur Schlittenrennen organisiert, sondern auch Polarlichtbeobachtungen, ein Phänomen, das durch das Aufprallen elektrisch geladener Teilchen des Sonnenwinds auf Stickstoff- und Sauerstoffatome entsteht. Interessant dabei ist, dass es zu großen Teilen im Früh- und Spätwinter auftritt, aber auch in anderen Breiten - Mitteleuropa bis hin nach Griechenland - beobachtet werden kann. Dieses Glück war uns leider nicht beschert.

Von allen Städten Norwegens wächst Tromsö am schnellsten. Die Erderwärmung wird wahrscheinlich in Zukunft dazu auch in immer größeren Maße beitragen, was freilich Vor- und Nachteile hat. Allerdings sei dazu - zur Beruhigung... ergänzt, dass - im Unterschied zu den Weltmetropolen - Tromsö noch genügend Platz zur Verfügung hat... :D

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Seilbahn zum Storstein

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Die Eismeerkathedrale

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Sesshaft gewordene Samifamilie

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Kaukasusvegetation verdrängt die einheimische Vegetation

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Hauptbrücke von Tromsö

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Sommer in Tromsö

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Tromsö: Panorama

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Der Hafen

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Blick nach Westen

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Unter Freunden...
Inselhüpfer
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Fortsetzung

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Panorama mit Hafen, Fjord und den Bergen

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Erfassen der Landschaft...

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Hirtenzelt von früher

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Die Lebensgrundlage der Sami

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Das moderne Tromsö

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Der südliche Teil derr Stadt

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Natur pur!

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Zwischen Tradition und Moderne

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Mitternachtssonne nördlich des Polarkreises
Aitutaki
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Aitutaki »

Die Mongolei steht in der Tat mit ganz vorne auf unserer Liste. Eine Freundin arbeitet in Ulanbator als Lehrerin und ihre Bilder von der Landschaft sind Atemberaubend. Und die Jurtencamps sind für Kinder ein super Abenteuer.... vermutlich geeigneter als ein Ozeanriese. :D
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Solltest du am Wandern interessiert sein, könnte ich dir Siebenbürgen ans Herz legen. Es handelt sich um den zentralen Teil von Rumänien, in dem meine - vielleicht auch deine... - Vorfahren über 800 Jahre gelebt haben. Sie kamen größtenteils aus dem Rhein-Mosel-Gebiet und haben in der neuen Heimat Wehrburgen gegen Tataren, Petschenegen, Türken, u.v.a.m. errichtet, die zu großen Teilen bis heute zu besichtigen sind. Die Landschaft ist hügelig und nach dem Ausreisen der meisten Siebenbürger Sachsen in eine Art Dornröschenschlaf verfallen. Man kann von Dorf zu Dorf wandern, diese Reste deutscher Kultur bewundern und abends irgendwo in eine Herberge - die gibt`s vielerorts - einkehren. Wenn man Glück hat, trifft man auf einen der letzten Vertreter dieses Volkes und erfährt so Manches hinsichtlich der Geschichte in diesen Gebieten sowie über Sitten und Bräuche meiner Landsleute. Sollte deinerseits/eurerseits Interesse bestehen, würde ich gerne behilflich sein.

Gruß
Walter
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Trondheim

Die georgafische Lage von Trondheim - an der Mündung der Nidelva und des Trondheimer Fjordes - hat schon im frühen Mittelalter eine rapide Entwicklung des Ortes erlaubt. Schon ca. 950. n.Chr. entstanden, war die Stadt einige Jahrhunderte Sitz der norwegischen Könige und demzufolge Hauptsttadt des Landes. Erst im 19. Jh. wurde es von Bergen und anschließend von Oslo abgelöst.

Die Landschaft ist hier etwas flacher, als bei anderen Städten Westnorwegens, sodass es auch keinen Hausberg gibt :roll: . Wer Panoramabilder schießen möchte, ist auf den Fernsehturm angewiesen, doch dieses Unterfangen scheiterte bei uns leider aus sogenannten "technischen Gründen", was mit Bequemlichkeit zu übersetzen wäre..., worauf nicht näher eingegangen werden soll. Trotzdem irgendwie schade.
Dank dieser Gegebenheiten wurde die Stadt breit ausgebaut und erlaubt den Eindruck einer Großstadt, was sie in gewissem Maße auch ist, denn mit ca. 190.000 steht der Ort an dritter Stelle innerhalb des Königreichs Norwegen.

Das Wahrzeichen der Stadt stellt der Nidaros-Dom dar, der größte Bau seiner Art in ganz Skandinavien. Er liegt mitten in einem großen Park und beeindruckt schon durch seine imposanten Ausmaße. Gleich nebenan ist der Sitz des Bischofs, für den man sich auch so Manches hat kosten lassen... :twisted:

Wer es ruhiger mag und einen Hauch Romantik verspüren möchte, sollte sich zu den Speicherhäusern begeben, die sich entlang der Nidelva erstrecken und sich vom ehemaligen Reichtum durch Handel beeindrucken lassen. Hier findet man so manches ruhiges Plätzchen, sei es nun eine einladene Terrassenkneipe am Flussufer oder eine Bootsfahrt entlang der Pfahlbauten.

Das Klima ist mild und feucht. Allerdings können die Temperaturen im Winter unter 20 Grad sinken, dafür im Sommer über 30 Grad steigen - ein schon großer Unterschied zu Tromsö :!: . Erklärung: Trondheim liegt etwas weiter im Landesinneren, was dazu führt, dass der Einfluss des Golfstroms nachlässt; jedoch gleichzeitig kontinentalen Einflüssen Priorität gewährt.

Auch Trondheim erlebt in den letzten Jahrzehnten einen wirtschaftlichen Aufschwung - auch dank seiner Universität, die über 30.000 Studenten zählt. Das kulturelle Leben scheint hier sehr ausgeprägt zu sein. Um in seinen Genuss zu kommen, müsste man den zahlreichen Veranstaltungen beiwohnen, die hier angeboten werden, was einen längeren Aufenthalt voraussetzt und der wurde uns nicht angeboten.

Die Stadt beinhaltet ein sehr schmuckes Fußballstadion, in dem der Meister der letzten Jahre, Rosenborg, aufläuft. Auch der Skizirkus "schaut" einmal im Jahr vorbei.

Fazit: Eine attraktive Stadt für Kultur- und Sportliebhaber, weniger für Verfechter von abwechslungsreichen Naturlandschaften.

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Endlich wieder ein Sonnenauf-/untergang!

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Der Nidaros - Dom, das Wahrzechen von Trondheim

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Wie vor 300 Jahren...

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Man verweilt und genießt...

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Das Wahrzeichen der Stadt mal anders gesehen

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Der Fernsehturm

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Der moderne Hafen der Stadt

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Spezifischer Baustil des 19. Jahrhunderts

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Alte Gassen...

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Verträumtes Trondheim
Zuletzt geändert von Inselhüpfer am 13 Feb 2019 07:33, insgesamt 1-mal geändert.
Inselhüpfer
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Re: Norwegen 2018

Beitrag von Inselhüpfer »

Alesund

Viele Norwegenkenner behaupten, Alesund sei - wenn man auch die Umgebung in Betracht zieht - die schönste Stadt des Landes :bounce: . Dem ist aus meiner Sicht schwer zu widersprechen, denn für diesen Rang spricht einiges: So z.B. ist die Lage der ca. 50.000 Einwohner zählenden Minimetropole einfach bezaubernd! Die Siedlung erstreckt sich über mehrere Inseln, deren Schönheiten - auch als Einheit... - kaum zu übertreffen ist! Die verschiedenen Stadtteile sind miteinander sowohl durch Fähren, Brücken sowie Tunnels verbunden.

Der 236 Km nördlich von Bergen gelegene Ort wurde im 15. Jh. erstmals erwähnt und war lange Zeit eher bescheiden. Erst ein katastrophaler Brand 1904, der fast alle Gebäude in Schutt und Asche legte, führte zu einer totalen Neugestaltung. Durch die finanzielle Hilfe des damaligen deutschen Kaisers , Wilhelm II., der sogar Schiffe losschickte, um als Notquartiere zu dienen, trafen sich die berühmtesten Architekten der Zeit und bauten Alesund im Jugendstil neu auf.

Wer die hiesigen Sehenswürdigkeiten bewundern möchte, kann dies per Schiff, Bus oder Flugzeug tun, denn einen Bahnanschluss hat die Stadt nicht, was wiederum von Vorteil sein kann, denn die Autofahrt bis hin bietet imposante Landschaften :bounce: , die an keinem gefühllos vorbeiziehen.

Jeder, der her kommt, sollte unbedingt den Hausberg erklemmen, denn von dort aus bietet sich eine fantastische Aussicht auf die Stadt und die nähere Umgebung :bounce: . Bei klarer Sicht können auch die Skandinawischen Alpen in all ihrer Pracht bestaunt werden. Wer gut zu Fuß ist, steigt die 418 Treppen hoch, wer nicht, kann dies mit dem Taxi tun oder einfach eine kleine Stadtrundfahrt machen, deren Hauptziel selbstverständlich der Hausberg Aksla ist.

Neben den prächtigen Bauten durchzieht ein Kanal die Stadtmitte, an dessen Ufern eine melancholische Promenade zum Träumen verführt. Bei näherem Betrachten entpuppt er sich allerdings als geschickt verbauter Fjord... :( Nebenan befindet sich der Stadtpark, in dessen Mitte sich majestätisch das Denkmal des Gönners nach dem Brand erhebt. Sehenswert sind noch einige Museen, von denen der Atlantikpark mit seinem berühmten Aquarium nicht verpasst werden darf!

Alesund ist auch Ausgangspunkt zum vielleicht schönsten Fjord Norwegens, dem Geiranger, der unter UNESCO-Schutz steht. Schade, dass mir dieses Naturwunder verwehrt blieb.

Fazit: Es gibt bestimmt auf unserem Blauen Planeten wenige Orte, an denen sich auf einem engen Raum so viele Naturschönheiten befinden, denen sich der Mensch gefühlsam integriert hat. Der Ort beeindruckt nicht nur durch seine malerische Lage, vielmehr scheint hier die Symbiose zwischen Mensch und Natur tatsächlich stattgefunden zu haben! Also: Solltet ihr mal Norwegen besuchen, macht unbedingt einen Abstecher nach Alesund und bucht im Voraus eine Fjordfahrt zum Geiranger :!: Sollte dabei auch das Wetter mitspielen, habt ihr ohne Zweifel das große Los gezogen :!:


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Panorama von Alesund mit Riesenboot...

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Das neue Gesicht eines Ortes nach einer (fast) Vernichtung

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Romantisches Abtauchen

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Schmal und eng! Dabei ist die Umgebung so weit...

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Neubauviertel, das einen Baustil zerstören kann!

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Adaptierter Fjord

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Kirchenviertel

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Stadtpanorama

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Umweltverschmutzung in herrlichem Panorama

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Vororte von Alesund
Zuletzt geändert von Inselhüpfer am 13 Feb 2019 10:47, insgesamt 1-mal geändert.
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