Vulkanismus in Süditalien

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Inselhüpfer
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Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Einleitung

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Lage

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Von den Seychellen mal abgesehen, habe ich bis jetzt eigentlich nur Inseln vulkanischer Herkunft bereist. Dies liegt darin, dass diese kleinen Welten in den meisten Fällen ein imposantes Aussehen haben :P . Wenn es dann auch noch das Klima erlaubt, ist im Laufe der Zeit - wenn die Eruptionen nicht neueren Datums waren - am Fuße dieser Giganten eine üppige Vegetation entstanden, sodass das Panorama noch schöner erscheint :bounce: .
Nachdem die vorhergegangenen Trips meist in tropische Gefilde führten, wollte ich nun endlich auch nähergelegene Regionen kennen lernen. So führte mich der Weg diesmal nach Süditalien.

Schon als Kind wurde für mich der Vesuv ein Begriff, gefolgt vom Ätna und Stromboli. Das Ganze steigerte sich, als ich von den Phlegräischen Feldern las, dem gefährlichsten Vulkan- und Erdbebengebiet Europas :mrgreen: , von dem kaum jemand weiß.
Ein Blick auf die Karte - siehe oben - zeigt ohne Umschweife, dass Süditalien zu den intensivsten Zonen der Erde gehört, was die inneren Kräfte des Planeten betrifft. Es handelt sich um den Kontakt zwischen der Afrikanischen und Eurasischen Platte, wobei erstere sich unter die dickere schiebt, ein klassisches Beispiel einer Subduktion. Hierbei handelt es sich um ein Abtauchen von Teilen der Erdkruste in den Erdmantel, was zur Vergrößerung dessen Volumens führt, wobei es zu immensem Druck kommt, infolge dessen Vulkanausbrüche generieren und die Erdoberfläche anfängt zu "tanzen"... :) :oops:

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Subduktion

Die Auswirkungen dieser Aktivitäten sind für den Laien erst dann sichtbar, wenn er von Kennern der Materie darauf aufmerksam gemacht wird, aber dann fangen viele an sich mit dem Thema genauer auseinanderzusetzen. Ich muss zugeben, auf diesem Gebiet einige Kenntnisse zu haben, doch wollte ich sie mir an Ort und Stelle vertiefen - von der Subduktion mal abgesehen... :wink: So kam es zu dieser Reise.
Inselhüpfer
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Eine recht seltsame Anreise

Die Aufenthaltsspanne wurde so gewählt, dass man den Rummel der Hochsaison vermeiden wollte und trotzdem noch in den Genuss von Badefreuden kommen konnte, was in Süditalien in der zweiten Septemberhälfte kein Problem darstellt. Als junge Rentner konnte man sich dies endlich erlauben :bounce: .
In unseren Breiten zeigten sich schon herbstliche Andeutungen, was nicht zuletzt an den nächtlichen Temperaturen spürbar wurde. Deshalb war unsereiner froh endlich am Flughafen zu sein. Schon vorher wurden alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um so schnell wie nur möglich den Warteraum des Abfluges zu erreichen, doch dann kam der Schock: Der Flug nach Catania war annuliert :mrgreen: . und einen Ersatz gab`s auch nicht.

Es folgte eine kleine Robinsonade von einigen Stunden, bis wir die neuen Flugkarten in den Händen hielten, jedoch erst für den Tag darauf! Na bravo!
Natürlich setzte diese Zeitverschiebung neue Probleme in Gang, schließlich hatten wir eine Rundreise gebucht, an der wir nicht allein teilnahmen... In einer derartigen peinlichen, aber auch problematischen Lage waren wir noch nie gewesen. Bei einem Badeurlaub wär` es kein unlösbares Unterfangen gewesen und außerdem hätte man den Sonnenbrand halt einen Tag später gehabt, aber so?
Wir überlegten einen Rücktritt, entschieden uns dann aber doch für das Abenteuer.

Das führte uns erstmals über Malta, wo wir am späten Abend landeten. Nach schon einer Stunde sollte es nach Ostsizilien weiter gehen, ein Risiko - dachten wir -, denn unser Fluggefährt hatte etwa 25 Minuten Verspätung. Im Nachhinein schienen unsere Sorgen unbegründet, denn der Anschluss erfolgte dann eben eine Stunde später. So einfach löst man Probleme in Südeuropa...

Am Flugzielort angelangt, wurden wir von einer Vertreterin der Firma empfangen, über die wir gebucht hatten. Sie kannte die entstandenen Ungereimtheiten und hatte in der Zwischenzeit auch alles unternommen, um unseren Aufenthalt - so gut es ging - noch akzeptabel zu gestalten.

Der Weg von Catania nach Milazzo war um die Zeit - es war Mitternacht - kaum befahren, sodass der Chauffeur freie Fahrt hatte. Er schien es ziemlich eilig zu haben und übermittelte den Eindruck, als könnte man in den Kurven das hintere Nummernschild erkennen... :wink: Dagegen war auch nix einzuwenden, schließlich wurde auf diese Weise unser Aufenthalt im kleinen nordsizilianischen Hafen um einige Minuten verlängert...

Der darauf folgende Schlaf musste mit doppelter Geschwindigkeit angegangen werden :O , um am nächsten Tag noch einigermaßen fit zu sein.

Das Einschiffen erfolgte an Bord einer Fähre, die derart überladen war - und das außerhalb der Saison... -, dass man sich oben an Deck, wo ich mich befand, um nahe am Geschehen zu sein, auch ungewollt lieb hatte, denn bei jedem Schaukeln erfolgten "innige" Kontakte zu den Nebenleuten. Leider waren die beiden Damen neben mir nicht mehr in dem Alter, in dem Berührungen noch herbeigesehnt werden... :)

Nach dem Verlassen des Hafens konnte noch ein Blick auf die Festung des Ortes geworfen werden, gefolgt vom Capo Milazzo. Kurz danach kam Stromboli zum Vorschein und dann Vulcano und Lipari. Da es sich bei den Passagieren zu größten Teilen um Touristen handelte, machte der Kapitän einen Abstecher vor Lipari, wo tatsächlich beeindruckende Felsnadeln aus dem Meer herausragten und mit etwas Fantasie an männliche Organe erinnerten... :wink:

Im Hafen von Lipari - so heißt sowohl die größte Insel der Liparen, als auch deren Hauptort - wurden wir dann von einem Hotelangestellten in Empfang genommen und zum Tagesziel transportiert.

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Die Festung von Milazzo

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Capo Milazzo

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Der Papst

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Die Nadel

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Das Loch

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Lipari taucht auf

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Bald sind wir da
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Canneto

Wenn man von Lipari durch einen kurzen Tunnel, der den Monte Rosa durchsticht, nach Norden fährt, erreicht man innerhalb weniger Minuten den zweitgrößten Ort der Insel - ein logischerweise noch kleineres Städtchen -, Canneto, dessen Einwohnerzahl sich auf ca. 1.500 beläuft. Es liegt eingebettet rings um eine halbmondförmige Bucht, an der sich ein gut gepflegter Strand erstreckt, der den Namen eines gewissen Garibaldi trägt. Die in der Werbung hochgepriesene Freizeitanlage bietet zwar einige Liegen und Schirme, hat jedoch einen eher beschränkten Attraktivitätsgrad, weil die Unterlage aus Kies besteht, also nicht besonders einladend. Da man jedoch beachten muss, dass die Liparen fürs Baden nicht unbedingt geeignet sind - ähnlich, wie die Azoren oder Madeira -, ist schon verständlich, dass man um diesen Strand viel Tam-Tam macht.
Dementsprechend ist auch die Besucherzahl überschaubar. Ab und zu erschien die eine oder andere "Nixe", um verschiedene Rundungen zur Schau zu stellen, doch war die Anzahl der potentiellen Bewunderer derart klein, dass sie aufgaben und unter`m Schirm verschwanden :) Eben kein Badeparadies...

Entlang des Strandes verläuft eine Straße, die den Süden der Insel mit dem Norden verbindet - siehe dazu auch unsere Inselumrundung -, entlang derer sich praktisch das ganze öffentliche Leben des Ortes abspielt. Da gibt`s einige Restaurants, Einkaufsläden, eine Kirche sowie den kleinen Hafen. Parallel dazu verläuft - etwa 25 m oberhalb - eine zweite Straße, die jedoch nur für den Gegenverkehr hergerichtet wurde. Dort ist sonst nichts los :(
Quer dazu gibt`s viele Gässchen in Richtung Berg; einige ganz nett anzusehen.

Im äußersten Norden "klettert" der Ort etwa auf ca. 200 m.ü.NN. Dort befinden sich prächtige Villen mit einem grandiosen Blick aufs Meer und den Rest des Ortes 8-) .

Unser Hotel war etwas oberhalb der Bucht gelegen, in unmittelbarer Nähe einer Schlucht und bot von der Terrasse aus einen imposanten Blick in Richtung Ortschaft, aber besonders Panarea und Stromboli. Als Frühaufsteher ging ich jeden Morgen auf die Dachterrasse und bewunderte nicht nur die beiden Inseln, sondern auch den Sonnenaufgang über Kalabrien, dessen Konturen leicht am Horizont zu erkennen waren :P .

Als sehr familiär empfand ich, was sich in unmittelbarer Nähe der Unterkunft abspielte: Morgens gab`s unentgeldliches Hahnenkonzert in Kombination mit Hundebegleitung und manchmal auch Katzenintermezzo. Dies erinnerte mich an meine Kindheit, die unter ähnlichen Umständen weit weg zwischen den Karpaten stattfand und der ich trotz vieler Einschränkungen ein Leben lang nachtrauere :(

Da das Hotel bloß über ein kleines Restaurant verfügt, wurde das Abendessen unten an der Uferpromenade eingenommen. Der Schmaus bewegte sich von der Qualität her in Richtung Fraß (!), hatte jedoch den Vorteil, dass er uns vor Fettleibigkeit bewahrte... :wink: Man muss halt immer positiv denken!

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Canneto: Blick zum Hafen

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Das kleine, aber niedliche Hotel

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Hotelpanorama

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Uriger Naturzustand oberhalb des Hotels

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Panarea und Stromboli vom Hotel aus gesehen

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Morgenpanorama von Canneto

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Sonnenaufgang über Kalabrien

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Ein vielversprechender Tag kündigt sich an

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Letzter Blick gen Nordosten von der Dachterrasse
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Lipari - Stadt

Das Städtchen - ca. 5.000 EW ohne Vororte - liegt malerisch an zwei Buchten geschmiegt, in denen sich im Laufe der Jahrhunderte auch die gleiche Anzahl von Häfen entwickelt hat - Marina Lunga und Marina Corta. Die Landverbindung zwischen ihnen erfolgt durch die Hauptstraße, die zum größten Teil von motorisierten Verkehrsmitteln nicht befahren werden kann - mit Ausnahme derjenigen, die für die Versorgung der Läden mit Waren in den Morgenstunden zuständig sind, doch dann gibt`s ja hier auch noch keine Touristen. Letztere überschwemmen den Ort in der Hochsaison buchstäblich, denn im Spätfrühling, Sommer und Frühherbst ankern täglich zig Schiffe aus Sizilien, Neapel und Kalabrien hier, vollbepackt mit Ausflüglern, die meist nur einige Stunden im Ort verweilen.

Wer das Städtchen in aller Ruhe besichtigen möchte, tue dies am frühen Vormittag oder gegen Abend, denn dann haben die Schiffe noch nicht angelegt, bzw. schon in entgegengesetzte Richtung abgelegt und in den gemütlichen Freizeiteinrichtungen befinden sich nur noch die Langzeittouristen und Einheimische.

Besonders reizvoll gestaltet sich das Schlendern durch die meist engen Seitengassen. Sogar auch dort trifft man auf kleine aber feine Läden mit allem Möglichen. Die Häuser scheinen älteren Datums zu sein, versehen mit dicken Mauern, die den Vorteil haben, dass sie im Sommer abkühlend wirken und im Winter wärmen, weil in der heißen Jahreszeit die Wärme gespeichert wurde.
Die kleinen Balkone haben fast alle Blumenkübel, in denen bunte Blumen gedeihen und wirken deshalb einladend romantisch.
Die Ruhe des Idylls wird leider ziemlich oft durch die zahlreichen Mofas gestört :x , die aus nachvollziehbaren Gründen Hauptverkehrsmittel von Lipari.

Die Hauptattraktion von Lipari bildet zweifelslos die Festung. Sie ist schon von Weitem zu lokalisieren, denn ihre Ausmaße sind - im Vergleich zur Größe des Ortes - gewaltig :!: Ein riesiger Felsen bot sich schon zu Zeiten der griechischen Kolonisierung als Basis an. Unter der Herrschaft der Spanier im Mittelalter wurde sie ausgebaut. Heute beherbergt das Bollwerk neben Wohnungen noch zwei stattliche Kirchen, zwei Musseen, ein griechisches Amphitheater sowie einen Park. Von oben eröffnet sich nach allen Seiten ein herrliches Panorama :bounce: .

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Lage

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Das Städtchen vom Wasser aus gesehen

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Eines der vielen romantischen Gässchen

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Der Dom in der Festung

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Archäologische Stätte in der Festung

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Blick aus der Festung zum Hafen

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Blick aus der Festung auf das Städtchen

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Das griechische Amphitheater in der Festung
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Lipari - Inselumrundung

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Die Route. Mit Rot ist der Weg zwischen Acquacalda und Quattropani markiert

Die verspätete Ankunft am Ziel hat den ganzen Reiseplan etwas durcheinandergebracht. Anstatt den versäumten Tag nachzuholen, wurde uns ein freier Tag vorgeschrieben... Der wurde natürlich dazu genutzt, die Insel etwas näher kennenzulernen.

Es gab zwei Varianten: a. Über Lipari nach Quattropani, von dort per pedes nach Acquacalda und von neuem motorisiert zurück nach Canneto
b. Von Canneto nach Acquacalda, von dort zu Fuß nach Quattropani und mit dem öffentlichen Verkehrsmittel zurück zum Ausgangspunkt

Ohne den Höhenunterschied zwischen den o.g. Ortschaften - Acquacalda liegt an der Küste, Quattro pani etwa 400 m ü.N.N. - zu berücksichtigen, sind wir in den ersten Bus eingestiegen, der für uns in Frage kam und landeten so über Porticello in Acquacalda. Einen größeren Fehler hätten wir zu dem Zeitpunkt wohl kaum begehen können!
Die verlassenen Minen von Porticello, in denen über viele Jahre Bims - ein poröses Vulkangestein, dessen Härte unter 1 liegt, weshalb es "schwimmen" kann - abgebaut wurde und den Einheimischen schon vor Jahrhunderten zu einem mäßigen Wohlstand verhalf, erschienen in einem ziemlich deprimierten Zustand; die Umgebung schien wegen der Farbe von Schnee bedeckt...



Acquacalda wurde im vorletzten Jahrhundert erbaut, um den Minenarbeitern und deren Familien Unterschlupf zu gewähren. Nach deren Stilllegung verfiel der Ort. Heute leben nur etwa 60 Menschen dort ständig und versuchen ihr Dasein durch Fischfang und im Tourismus zu meistern, aber ich hatte den Eindruck, dass beides nur bedingt gelang.

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Acquacalda ("Warmes Wasser") von Osten aus gesehen

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Der Ort von Westen her gesehen

Der Busfahrer wünschte uns beim Abschied gutes Gelingen und sah besonders meine Person mit einem leichten Grinsen an, denn er war überzeugt, dass ich nicht wusste, was auf mich zukommt :wink: . Und er sollte leider Recht behalten, denn kurz nach dem Verlassen des Ortes fing das steile Gefälle an seine Tücken zu zeigen.

Vor herrlicher Kulisse :bounce: - unvergesslicher Blick auf Salina, der Nachbarinsel - folgten wir mit immer schwerer werdenden Atemzügen den Serpentinen, die sich hinaufschlängelten. Dank der viele Pausen, die eingelegt werden mussten, erreichten wir die Aussichtsplatform erst nach knappen zwei Stunden (5 km insgesamt). Als wir das dem Wirt erzählten, zollte er uns sogar Respekt, wobei ihm keine ironischen Züge entglitten, also kann behauptet werden, dass es auch in dieser verlassenen Ecke noch höfliche Menschen gibt... 8-)

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Lingua auf der Nachbarinsel Salina

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Blick auf Salina

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Quattropani. Im HIntergrund Filicudi (rechts) und Alicudi

Nach einer Stärkung ging`s weiter nach Quattropani, einer Streusiedlung auf einem Plateau, innerhalb derer die Entfernungen zwischen manchen Gehöften so groß ist, dass man einen Laib Brot nebst einem Pfund Käse und einen Kuchen mitnehmen muss, um den Nachbarn aufzusuchen und ihn nach der Uhrzeit zu fragen... :lol:

Erst auf dem Rückweg im Bus merkte ich, dass meine Brillen irgendwo während einer der vielen Pausen liegengeblieben waren. Um zurückzukehren und den ganzen Weg nochmals in umgekehrter Richtung abzuklappern, wäre etwas mehr physische Kondition gefragt gewesen..., also wurde der Entschluss gefasst, sie der Insel als Geschenk zu überlassen :cry: Dadurch sollte die Anerkennung zu diesem Eiland ihren Ausdruck finden... Man ist halt manchmal - wenn einem die Puste ausgeht - auch altruistisch eingestellt...

Lange Zeit wurde auf Lipari auch Obsidian und Kaolin abgebaut. Ersteres ist ein sehr hartes vulkanisches Gestein, dass in Frühzeiten zu Schneidewerkzeugen verarbeitet wurde, aber inzwischen - wie auch Kaolin - nicht mehr rentabel. Dazu muss hervorgehoben werden, dass die Einheimischen diese Nachteile gut bewältigt haben, indem sie eine auf Tourismus basierte Infrastruktur errichtet haben, infolge derer sie - denke ich - ganz gut zurechtkommen.

Irgendwann erschien ein Bus - mit der Pünktlichkeit hat man`s hier nicht so... :wink: -, der uns zurück nach Lipari fuhr.

Fazit: Ein in mehreren Hinsichten atemberaubender Tag...
Inselhüpfer
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Salina

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Verlassene Abbaustätten von Bims vor Porticello auf dem Weg nach Salina

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Wasserverdrängung... vor Salina

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Tagesziel in Sicht

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Touristische Karte von Salina

Von den drei "Großen" - Lipari, Salina und Vulcano - der Liparen ist Salina die nördlichste. Von der Hauptinsel trennt sie bloß eine relativ schmale Meeresenge, sodass man sie vom Norden von LIpari aus zum großen Teil bewundern kann (siehe Inselumrundung).

Administrativ verwaltet sich Salina selber - im Unterschied zu allen anderen fünf Inseln, die zu Lipari gehören. Diese Selbstständigkeit beruht auf einer "Winzigkeit", die es nur hier gibt: Grundwasser! Dadurch ändert sich so manches: Es gibt eine - für diesen Klimatyp - fast üppige Vegetation, was ihr - zu Recht, wie ich finde - den Beinamen Grüne Insel verliehen hat. Touristen, die dieses Eiland bewandert haben, berichten von herrlichen Wäldern, zusammengesetzt aus Korkeichen, Kastanien und Pinien, in denen man vor der Sonne geschützt ist und sich ab und zu an einer kristallklaren Quelle laben und kühlen kann, begleitet vom Gesang verschiedener Vögel. Muss wohl ziemlich romantisch sein, besonders, wenn man dann einen der beiden Hauptvulkankegel, dem Monte Fossa delle Felci - mit 962 m der höchste Berg der Liparen - oder Monte del Porri (860 m) erklommen und alle zum Archipel gehörenden Inseln vor Augen hat.

Die drei Ortschaften Santa Marina Salina - mit Lingua -, Malfa und Leni sind autonom, worauf ihre Bewohner sehr stolz sind. Dabei hat sich Erstere durch den Tourismus - hier liegt die Hauptanlegestelle - zur bedeutendsten der Drei gemausert, Zweite wurde durch den Anbau des inzwischen über die Grenzen der Liparen bekannten Malvasia-Weines berühmt.

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Ankunft auf Salina :)

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Neue Freundschaft... auf der Hauptstraße von Santa Marina Salina :D

Von Weitem schon zu sehen ist die Doppelortschaft Rinella-Leni. Oben, zwischen den beiden Hauptkegeln - es gibt insgesamt sechs, doch sind die anderen vier kleiner und so von den zwei Giganten überragt - liegt Leni, während dicht über dem Meer Rinella sein Dasein fristet. Touristen verirren sich her eher selten.

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Leni-Rinella zwischen den beiden Mächtigen

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Das Doppeldorf zwischen den Doppelkratern

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Abrasion vor Polara

Ein besonderer Ort ist Pollara im äußersten Nordwesten. In und um die Streusiedlung werden Kapern angebaut, doch viel berühmter ist das Kaff durch den Film "Der Postmann" geworden, in dessen Hauptrollen M. Radfort und Ph. Noiret zu sehen sind, der hier gedreht wurde.

Das ebenfalls kleine Lingua ist im Besitz eines kleinen Badestrandes und einiger Restaurants.

Wir durften in Santa Marina Salina eine gute Stunde herumspazieren, Zeit, die leider nicht ausreichte, um eine kleine Inselrundfahrt zu unternehmen. So schlenderten wir entlang der Hauptstraße und tranken einen Kaffee. Dann erfolgte eine Fahrt rings um die Insel. Beeindruckend war Pollara, wo man Teile des Drehortes vom "Postmann" sehen konnte, aber - für mich viel interessanter - Reste vulkanischer Aktivität, die zum Einsturz eines Kraters ins Meer führte:-!.

Zum Abschluss des Tagesausfluges durften wir in Lingua Leckereien des Meeres verzehren:-P. Zum Baden hat`s nicht gereicht. Schuld daran war ein sich anbahnender Sturm, der dann aber ausblieb.

Ein gelungener Tag, der schönste bis dahin, aber dies war ja noch lange nicht alles...
Inselhüpfer
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Filicudi

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Wenn man von Vulcano aus - oder auch schon davor - in Richtung Nordwesten blickt, erscheint hinter Salina ein mächtiger Vulkankegel am Horizont mit ziemlich steilen Hängen. Hätte er nicht noch einen kleinen "Schwanz" in Richtung SO, wäre er eirund. Es ist Filicudi.
Das Eiland gehört mit seinen 9,5 km2 zu den kleineren Liparen und auch die Einwohnerzahl ist nicht unbedingt imponierend - 250 -, doch wenn man den bewohnten Teil passiert hat, wird der Eindruck erweckt, als würden hier viel mehr Menschen zu Hause sein. Tatsächlich ist die Anzahl der Häuser so groß, dass hier locker ein Vielfaches an Menschen Platz hätten. Des Problems Lösung: Es handelt sich in vielen Fällen um Ferienhäuser.
Bei der geringen Zahl an ständig hier lebenden Menschen wundert es schon, dass es auf Filicudi drei Ortsteile gibt, die als Ortschaften gesehen werden wollen: Filicudi Porto, Val de Chiesa und Pecorini. Dabei hat Filicudi Porto den Vorteil, dass die meisten Boote dort landen, sodass seine Einwohner als Erste an die frische Ware herankommen. Werden z.B. die Obst-/Gemüsekisten vor dem Laden sortiert, kommen auch schon die Frauen und holen sich das Beste. Dann erst geht`s an die Theke, wo gewogen und bezahlt wird :P . Was übrig bleibt, wird dann wahrscheinlich nach Val de Chiesa weitertransportiert :cry: - Pecorini hat eine eigene Anlegestelle.

Bei genauerer Betrachtung ist Filicudi das Ergebnis von vier Vulkanausbrüchen, deren Kegel heutzutage sehr gut zu sehen sind: der alle überragende Monte Fossa delli Felci (774 m, gefolgt von Montagna (338 m) und Torione (280 m). Der vierte - Monte Graziano - ist neueren Datums. Dank seiner Eruption ist die Insel ein wenig größer geworden. Das von ihm erschaffene Gebiet ist archäologisch gesehen eines der bedeutendsten von den Liparen, da hier eine Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt wurde. Sie scheint die älteste zu sein, die man auf der Inselgruppe entdeckt hat. Genau so ist auch Filicudi: Die Seniorin unter den Liparen (ca. 1 Million Jahre).

Drei Viertel der Inselfläche steht unter Naturschutz, was allerdings als überflüssig zu bewerten ist, denn die geringe Zahl der Bewohner ist überwiegend im Tourismus beschäftigt und hat dementsprechend kaum Zeit und Lust sich außerhalb der Orte zu bewegen. Es gibt zwar auch heute noch Eselspfade, aber ob die auch genutzt werden :?:

Wir landeten kurz vor Mittag und wurden von zahlreichen PKWs empfangen, die für eine Fahrt bis hinauf zur Kirche San Stefano - ca. 350 m Höhenunterschied - 10 Euro pro Verkehrsmittel haben wollten. Oben angelangt, eröffnete sich tatsächlich zu allen Seiten ein einmaliges Panorama :bounce: , das man wirklich genießen musste. Alle anderen sechs Inseln kamen zum Vorschein, während im Hintergrund sogar die Nordküste Siziliens auszumachen wa.

Unweit des heiligen Ortes trafen wir eine ganz hübsche Langohrdame an - Margarita -, die meine Streicheleinheiten anfangs mit stoischer Ruhe hinnahm, dann aber immer mehr Interesse an deren Verursacher zeigte, sodass die anderen Anwesenden zum Schluss kamen, sie hätte sich in mich verliebt, so nach dem Motto: "Gleich und Gleich gesellt sich gern". Dies lass` ich mal so stehen... :lol:

Zurück in Filicudi Porto, bestand noch die Möglichkeit das Plateau am Capo Graziano zu erklimmen - ca. 150 Meter Höhenunterschied -, doch wir zogen das Dösen auf der Hafenterrasse vor und genossen bei einem kühlen Getränk den Blick zu den Nachbarinseln :smokin: .

Ein lohnenswerter Zwischenstopp auf dem Weg nach Alicudi.

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Filicudi am Horizont

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Das "Schwänzchen" von Filcudi: Capo Graziano

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Herrliches Panorama zu de Nachbarinseln (das vielleicht schönste Bild der Reise!!!). Von rechts: Vulcano, Lipari, Salina, Panarea, Stromboli

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Monte Fossa delli Felci

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"Gleich und Gleich gesellt sich gern`"

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Es wird intensiver...

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Blick von Filicudi nach Alicudi

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Letztes Panorama nach Süden
Inselhüpfer
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Alicudi

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Die zweitkleinste Insel der Liparen (5,2 km2 und ca. 100 ständig dort Lebenden), aber bei Weitem die abgelegenste und ruhigste, befindet sich am nordwestlichen Rand des Archipels. Auf dem Weg dahin kamen wir im Westen von Filikudi an zahlreichen Felsen und Grotten vorbei, die schon sehenswert sind. Einige der KLippen werden sogar von Kletterern in Anspruch genommen, die z.T. von einigen tausend Kilometern anreisen. Da fragt man sich schon, ob die noch richtig ticken, aber einen Vorteil im Vergleich zur Erstürmung von Berggipfeln haben sie schon, weil sie bei einem Absturz wenigstens weich landen... :)

Je näher man Alicudi kommt, desto verwunderter ist man, was die Lage der Häuser anbetrifft. Die älteren Bauten befinden sich irgendwo im Nichts an einem Hang, der nur auf Eselspfaden erreicht werden kann, denn Straßen gibt`s auf dem Eiland keine. Der einzige zusammenhängende Ort befindet sich rings um den kleinen Hafen und ist terrassenförmig angeordnet. Wenn man sich die Mühe macht und Teile des sehr abschüssigen Pfades hochklettert, merkt man gleich, dass es sich hier um keine normalen Bauten handelt. Die Häuser sind keine normalen, sondern prächtige Villen, in und vor denen man keine Menschenseele antrifft. Auch entlang des sehr gut ausgebauten Steges begegnet man keiner Menschenseele. Es handelt sich um Ferienvillen der Mitglieder einer Gesellschaft mit Sitz im sizilianischen Corleone... :shock:

Im kleinen Dorfzentrum wehte eine leichte Meeresbrise. Im Schatten eines Baumes las ein anscheinend für mehrere Tage hier einquartierter Tourist. In enger Nachbarschaft döste ein Hund dahin. Mehr gibt`s hier nicht. :( Wer also Ruhe sucht, der fahre nach Alicudi. Die wird nur für etwa eine Stunde gestört, wenn sich Touristen hier verlieren. Die besetzen dann die Terrassen der drei Restaurants, stehen Schlange vor den hier rar "gesäten" Toiletten :oops: und warten danach auf die Rückfahrt.

Auf diesem gottverlassenen Nest soll es sogar Wanderwege geben. Ob die auch genutzt werden, entzieht sich meinem Wissensstand, aber ein paar Deutsche tun das bestimmt, denn Gesellen dieser Art habe ich auch auf so manchen besuchten Inseln angetroffen, also warum denn nicht auch hier?-D Da fällt mir folgendes ein: Im Tahiti - Forum habe ich mal nach einer Jeep-Fahrt ins Innere der Insel behauptet, da gäbe es keine Wanderwege. Prompt meldete sich eine Dame, die mir widersprach, denn laut ihrer Aussage hatte sie mit ein paar anderen Bekannten einer Gruppe die Insel sogar von Ost nach West überquert... Also Leute der Abgeschiedenheit: Ab nach Alicudi :roll:

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Alicudi hinter Filicudi

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Alicudi in Sicht

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Herzlicher Empfang... auf Alicudi

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So wohnt man als Einheimischer auf Alicudi

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...und so, wenn man von Corleone stammt...

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Blick auf die Anlegestelle von Alicudi

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La Cana (71 m) ist auch über die Grenzen der Liparen bekannt

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Ciao Alicudi
MonkeyPuzzle
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von MonkeyPuzzle »

Unglaublich schön!! Deine Berichte machen sehr, sehr viel Spass. Vielen lieben Dank!
Aber huch, da sind "Menschenbilder" dabei. Hoffentlich machen nicht wieder ein paar Forenmitglieder Deine schönen Geschichten "kaputt".
LG Ina
Klara
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Klara »

oh ja, mich erheitert der Bericht auch. Italien ist einfach schön. Mit der Anreise habt ihr ja Glück gehabt pauschal gereist zu sein, sonst können solche Flugausfälle ja problematischer sein. Wie viel Zeit hattet ihr denn auf den Inseln?
LG
Klara
Inselhüpfer
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Erstmals vielen Dank für die schönen Worte!
Wir waren sieben Tage auf den Liparen, gefolgt von einer Woche auf Sizilien. Der zweite Abschnitt hätte auch kürzer sein können, aber darauf komme ich noch zurück.

Gruß
Walter
Cherry
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Cherry »

Auch ich finde den Reisebericht interessant, bin ja schon sehr auf Sizilien gespannt. Man muss gar nicht so in die Ferne schweifen um schöne und interessante Eindrücke zu sammeln. :D
MonkeyPuzzle hat geschrieben: Aber huch, da sind "Menschenbilder" dabei. Hoffentlich machen nicht wieder ein paar Forenmitglieder Deine schönen Geschichten "kaputt".
Das scheint mir aus dem Kontext gegriffen zu sein - die von Dir gemeinte Geschichte betreffend.

LG, Cherry
Inselhüpfer
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Vulcano

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Der bekannteste Vulkan der Liparen mag der Stromboli sein, der gefährlichste jedoch ist Vulcano :!: Seine Ausbruchsform kennzeichnet sich durch Asche, die bis zu 20 km hochsteigen kann, gefolgt von Vulkanbomben, die in einem Umkreis von bis zu 5 km niedergehen können.

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Eruption des Typs Vulcano mit explosivem Charakter

Vor ca. 130.000 Jahren entstand hier die erste Caldera - ein riesiger Vulkankrater -, die vor etwa 50.000 Jahren in sich zusammenbrach. Nach einem erneuten Ausbruch bildete sich vor ca. 15.000 Jahren die aktuelle Fossa (Krater), aus der schließlich der heutige Gran Cratere hervorging. Seit einiger Zeit befindet sich der Vulcano in einem sogenannten posteruptiven Stadium, das sich durch zahlreiche Fumarolen kennzeichnet.

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Der berühmt, berüchtigte Krater des Vulcano

Die Besiedlung dieses gefährdeten Fleckens erfolgte schon vor der griechischen Kolonisation, doch flohen die Menschen des Öfteren nach Eruptionen. Ende des 19. Jh. z. B. wollte ein Schotte die Insel in einen blühenden Garten umwandeln, was ihm durch verschiedene Anpflanzungen von Zitruskulturen auch teilweise gelang, bis der Vulkan seine hässliche Fratze zeigte und sein Lebenswerk zerstörte. :shock: Ja, so ist das mit der "Symbiose" zwischen Mensch und dieser inneren Kraft. Sie schafft für den homo sapiens Lebensraum und gibt ihm sehr fruchtbare Böden, doch irgendwann ist das Spiel vorbei...

Vulcano ist nur 20 km von Sizilien entfernt. Mit einer Fläche von 21.2 km2 gehört es zu den größeren Inseln des Archipels. Die ca. 800 Einwohner leben fast ausschließlich vom Tourismus in Vulcano Piano, Vulcano Porte und Vulcanello.

Zwischen dem Gran Cratere und Vulcanello erstrecken sich auf ca. 37.000 m2 die "Toten Felder", auf denen dank der Giftgase, die da austreten, nichts gedeiht.

Selbstverständlich ist der Gran Cratere die Hauptattraktion von Vulcano. Ein relativ steiler Anstieg von etwa 75 Minuten beschert dem Gaffer einen Blick in den Krater, aus dem - jedoch auch an seinem Rand - heiße Gase entweichen. Hier ist besondere Vorsicht geboten, denn das Einatmen einer höheren Konzentration kann zu Schwindelanfällen bis hin zu Ohnmacht führen!

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Fumarolen am Gran Cratere

Das Leben auf Vulcano spielt sich praktisch rings um den Hafen ab. Zu den Attraktionen zählen hier das Schlammbad und der fein hergerichtete Strand. Den Touristen werden Hotels in allen Kategorien angeboten. Beim Bummeln durch die kleinen Orte spürt man einen Schwefelgeruch, der jedoch nicht unbedingt stört, denn seine Intensität ist noch ertragbar.

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Vulcanello (das kleine Vulcano) ist praktisch ein kleinerer Vulkankegel neueren Datums

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Schlammbad. Im HIntergrund der gut besuchte Strand

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Der Strand

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Schwefelablagerungen am Vulcanello

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Der imposante Vulkankegel des Vulcano

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Grotten an der Westseite von Vulcano

Der Gran Cratere soll der Sitz des Vulkangottes gewesen sein. Zu dessen Freunden zählte auch ein gewisser Baron von Münchhausen. Dieser wurde mal hin zu einer Orgie eingeladen. Während des Saufgelages soll Vulkan den Eindruck gehabt haben, dass sich der Baron an die bildhübsche Venus, der Frau des Hausherren, herangemacht hat. Wutentbrannt packte er den nun in Ungnade Gefallenen am Schlafittchen und warf ihn mit voller Wucht in den Vulkanschlot.
Dank der enormen Kraft, mit der der Baron nach unten geworfen wurde, durchquerte dieser die ganze Erde und landete schließlich in der Südsee. So ist Münchhausen bis heute - wahrscheinlich für alle Ewigkeit... - der einzige Erdbewohner, der uns den inneren Aufbau der Erde liefern könnte... Leider hat er davon nix hinterlassen, sehr zum Ärger der dafür zuständigen Spezialisten... :bounce:
Inselhüpfer
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Panarea

Wie schon an anderer Stelle hervorgehoben, gliedern sich die Liparen in die Gruppe der flächenmäßig kleinen Inseln ein. Ein kurzer Vergleich bestätigt dies: So hat Grönland 2, 166 Mio km2, Rügen 926 km2, während die ausgedehnteste Insel dieser Gruppe (Lipari) bloß 37 km2 misst. Geht`s noch viel kleiner? Aber ja: Panarea misst nur 3, 4 km2! Man könnte fast behaupten, dass man mit einem kräftigen Darmwind dem ganze Eiland ein anderes "Aroma" verleiht... :lol:

Dieser kleine Flecken Erde soll den schönsten Strand der Inselgruppe haben, Cale di Junco, den man allerdings erst erreicht, wenn man einen für die dortigen Verhältnisse langen Spaziergang unternimmt - etwa 2 km vom Hauptort San Pietro entfernt. Dabei könnte man gleich an der Punta del Corvo vorbeischauen, dem höchsten Berg des Zwerges (421 m ü.N.N.)

Die ca. 240 Einheimischen leben etwas abseits von San Pietro, sind aber zu großen Teilen dort im Tourismus beschäftigt. Eigentlich hat Panarea kaum was zu bieten, sich jedoch zum Treffpunkt der Oberen 10.000 gemausert. A. Banderas, Kate Moss oder Naomi Campell - nebst einer Reihe von Prinzen und sonstigem Gehabbel - sollen sich hier wiederholte Male aufgehalten haben. Für diese Prominenz wurden einige Hotels mit besonderer Ausstattung - z.B. das "Raya" errichtet, in denen man durchfeiern kann.

In der Nähe des Inselliliputaners ragen noch andere Felsen - z.T. sogar größeren Ausmaßes - empor, so der Basiluzzo, Datillo, Lisca Bianca, etc, was sogar dahin geführt hat, diese besondere Inselwelt als Archipel im Archipel zu bezeichnen - na ja, in Kleinformat eben... :wink:

Wir haben da einen Zwischenstopp auf dem Weg zum Stromboli gemacht. In der Nähe des Hafens befindet sich - dicht neben der Mole - die Hauptstraße des Kaffs, in der allerdings schicke Läden mit allerhand Waren anlocken. Daneben erhebt sich auf einem kleinen Hügel das "Raya". Kleine offene Minitaxis stehen den Gästen für zehn Minuten zur Verfügung, Zeit, in der man durch den Ort fahren kann. Sonst dehnt man sich auf der Mauer der Uferpromenade und blickt gen Osten zum Stromboli. Das war`s dann auch schon.

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Badestrand vor Panarea

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Felsen vor Panarea

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Hauptstraße von San Pietro

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Der Stromboli von Panarea aus gesehen
Inselhüpfer
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Re: Vulkanismus in Süditalien

Beitrag von Inselhüpfer »

Stromboli

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Strombolianischer Typ einer Eruption: oft, aber mit geringer Intensität

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Aufbau eines Strato- (Schicht-) vulkans

Die bei Weitem bekannteste Insel der Liparen ist Stromboli. Der Schichtvulkan (Stratovulkan) ragt fast tausend Meter aus dem Meer empor, doch darunter ist er noch weitere 2.000m tief. Vulkane dieser Art sind die Folge einer Lava mit hohem Gehalt an Kieselsäure, was sie zähflüssig macht. Deshalb fließt sie den Hang langsamer herunter und erkaltet noch bevor sie den Fuß des Kegels erreicht. Deshalb wachsen Vulkane dieses Typs praktisch nach jeder Eruption weiter.
Je nach Typ können solche Ausbrüche von enormen Staubwolken, aber auch Vulkanbomben begleitet sein, die verheerende Schäden anrichten können. In solch einem Fall hat das Sprichwort: "Alles Gute kommt von oben" wohl kaum Gültigkeit... :wink:
Der Stromboli gehört zu denjenigen Vulkanen, die zwar sehr oft ausbrechen, doch ist der innere Druck im Vergleich zu anderen Vulkantypen gering, sodass die Lava meist im Krater verbleibt; bei stärkeren Eruptionen fließt sie den NO-Hang hinunter ins Meer.

Die Anfänge des Ur-Stromboli liegen gute 40.000 Jahre zurück. Einige Vulkanologen sprechen auch von einem Paleo-Stromboli, der noch älter sein soll.
In seiner zweiten Phase - vor etwa 10.000 Jahren - hat sich der Neo-Stromboli gebildet. Während dieser Zeit floss sehr viel Lava ins Meer, sodass die Insel einiges an Ausmaß zulegte.
Vor ca. 5.000-6.000 Jahren brach die Caldera in sich zusammen - infolge des Nachlassens des inneren Druckes aus dem Erdmantel - und führte so zur Entstehung der "Feuerleiter" ("Sciara del Fueco"), an der entlang sich die glühende Masse aus dem Erdinneren in Richtung Meer bewegt.

In unmittelbarer Nähe des Vulkans erhebt sich ein Felsen aus dem Meer, der viel älter ist. Es handelt sich um den Strombolicchio, dessen vulkanische Aktivität jedoch mit der des "Großen Bruders" nichts zutun hat.

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Der "ältere" Stromboli: Strombolicchio

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"Piratenattacke..."

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"Eroberter" Strombolicchio

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"Befreiter" Strombolicchio in der Abendsonne

Die Ausbrüche des Stromboli erfolgen unregelmäßig in Abständen von einigen Minuten bis zu einer Stunde. Da sie sich schon seit vielen tausenden von Jahren wiederholen, war der Vulkan schon im Altertum als "Leuchtturm des Mittelmeeres" bekannt und diente hauptsächlich nachts als Orientierungshilfe für Schiffe.

Auf der 12,6 km2 großen Insel befinden sich zwei Ortschaften, Ginostra im SW und Stromboli im NO. Dabei ist Ginostra ein derart kleines Kaff, dass hier nur etwa 30 Menschen ihr ständiges Zuhause haben. Bis vor kurzem gab`s in der Siedlung keinen Strom. Hierher verirrten sich nur diejenigen Touristen, die ganz abschalten wollten - wie auf Alicudi. Im einzigen Restaurant kann man einen Aperitif genießen. Dort trifft man sich gegen Abend, um zu plaudenn - wenn man`s den nötig hat. Ansonsten herrscht totale Einsamkeit! Wer baden möchte, steigt viele Stufen zum Meer hinab. Die einzigen Störfaktoren sind die Hunde... :lol:

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Der mächtige Kegel des Stromboli. Unten links Ginostra

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Ginostra

Da ist die zweite Siedlung schon ganz anders. Der ca. 800 Einwohner zählende Ort hat sich ganz auf Tourismus eingestellt. Es gibt neben ein paar Hotels noch viele Ferienhäuser sowie Restaurants und Läden, in denen Touristenramsch jeder Art angeboten wird, nach dem Motto: "Blöd ist nicht der, der dieses Zeug anbietet, sondern der, der es kauft." :roll: . Wie wahr!

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Ziemlich gleichgültiger Empfang..., aber man gewöhnt sich ja (fast) an alles...

Wir trafen hier an einem späten Nachmittag ein. Anschließend bummelten wir entlang der Uferpromenade, die etwa drei Kilometer lang ist, jedoch nur in unmittelbarer Nähe des Hafens interessanter ist. Dann wurde eine Abzweigung durch eine der vielen Gässchen genommen, um auf den Berg zu steigen, wo sich das Ortszentrum erstreckt. Von der Dachterrasse eines der Vergnügungslokale hat man ein herrliches Panorama auf den Ort und den Strombolicchio :bounce: .

In der Dunkelheit machten wir uns dann auf die Socken zur NO-Flanke, wo sich die "Feuerleiter" befindet, und warteten das große Spektakel ab. Tatsächlich konnten innerhalb einer halben Stunde etwa sechs Ausbrüche bewundert werden, doch zum Fotografieren reichte es nicht, denn sie kamen ohne Vorhersage... :? :wink: und dauerten bloß einige Sekunden. Schade. Anschließend ging`s mit doppelter Geschwindigkeit zurück zur Herberge.

Ein intensiver, abwechslungs- aber sehr aufschluss- und lehrreicher Tag!
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