Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

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Suse
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Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von Suse »

Für alle am Reiseland Interessierten liefere ich meinen Mexiko-Reisebericht nun mit einem Jahr Verspätung ab, aber irgendwie kam eben immer Wichtigeres dazwischen. :wink:
Fürs Forum habe ich ihn mit einigen youtube-Videos ergänzt, die allesamt nicht von mir sind.


Zu lateinamerikanischen Ländern hatte ich eigentlich überhaupt keine Affinität. Ich spreche kein Spanisch und war noch nicht einmal in Spanien. Mexiko wäre in meinen Reiseplänen wohl überhaupt nie aufgetaucht, gäbe es da nicht eine Freundin mexikanischer Herkunft, die mich, seit sie 2006 in ihre Heimat zurückgekehrt war, mehrfach zu sich eingeladen hatte.

Daß die Reise aus persönlichen Gründen meinerseits mehrfach aufgeschoben werden mußte, erwies sich letztlich als Glücksfall, denn 2010 war das Super-Jubiläumsjahr mit dem 200. Jahrestag der mexikanischen Unabhängigkeit und dem einhundertsten der mexikanischen Revolution. Zwar fragte ich mich, mit mexikanischer Geschichte bis dato völlig unvertraut, ob dies denn nicht chronologisch falsch sei, aber in jedem Fall war klar, daß das ausgiebig gefeiert werden würde. Damit sollte ich recht behalten.

Im September 2010 sollte es nun also losgehen. Victoria de Durango war mein Ziel, eine Stadt fernab aller Touristenströme am Rande der westlichen Sierra Madre, Hauptstadt des Bundesstaates Durango und Geburtsstadt von Pancho Villa. Wer von Durango noch nie gehört hat, auch nicht im Zusammenhang mit ihrem berühmten Revoluzzersohn, hat sie dennoch sicherlich schon gesehen, denn hier sind seit Jahrzehnten hunderte von Western gedreht worden.


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Ich hatte keine genaueren Vorstellungen, was mich dort erwarten würde, so wie meine Vorurteile mir rückblickend überhaupt etwas albern vorkommen. Ich malte mir ein staubiges, kakteenübersätes Land voller schießwütiger schnauzbärtiger Männer mit großen Hüten aus, die Rinder mit der bloßen Hand erwürgen.
Ein erster Versuch, mir mittels youtube ein etwas realistischeres Bild zu verschaffen, führte mich direkt zu einem Video voller schießwütiger schnauzbärtiger Männer mit großen Hüten, die ein Rind... Ich verzichte mal darauf, besagtes Video hier zu verlinken, denn gleich die ersten Sekunden sind tatsächlich nichts für Zartbesaitete und es deckte sich mit meinen Vorurteilen so sehr, daß es geradezu lachhaft war.

Weiterbringen sollte mich die Bestellung eines Lonely Planet. Daß das Land wohl vielfältiger sein müsse, als ich mir ausgemalt hatte, wurde mir spätestens klar, als ich das über tausend Seiten starke und wohl zwei Pfund schwere Buch im Postamt in Empfang nahm. Der LP war zwar der einzige Reiseführer, der Durango und seiner Umgebung mehr als nur ein paar Nebenbemerkungen widmete, dennoch fehlten mir auch hier die entscheidenden Informationen. Durango liegt, wenn auch nur am Rande der Sierra Madre, bereits sehr hoch. Ausflüge in die Umgebung, vor allem an den Pazifik, würden möglicherweise durch weitaus größere Höhenlagen führen, mehr als aus gesundheitlichen Gründen für mich vertretbar sein könnte. Hier erwies sich das Mexiko-Forum http://www.mexico-mexiko.com als große Hilfe. Ein paar der dort aktiven User machten sich einige Mühe, meine Fragen zu beantworten und die für mich relevanten Daten zusammenzutragen, so daß ich letztendlich entscheiden konnte, die Reise überhaupt anzutreten.

Sich um mich sorgende Menschen waren darüber alles andere als glücklich, pflegten sie doch ihre eigenen Vorbehalte gegen das Land. Von Kokainschmuggel, Drogenkriegen, 28.000 getöteten Zivilisten in den letzten Jahren, unzähligen Vermißten, mexikanischen Städten, die die Hitliste der gefährlichsten Städte der Welt anführen und nicht zuletzt der angeblich größten Organmafia der Welt war da die Rede. Dazu die Information, daß ältere deutsche Handys in Mexiko keinen Empfang hätten. Noch am Vorabend der Reise fragte mich meine Mutter, ob ich nicht doch absagen könne…

Als ich also am nächsten Tag aufbreche, tue ich das mit gemischten Gefühlen. Ich bin neugierig auf das Land, habe auch keine wirkliche Angst und bin sicher, in Begleitung grundsolider Einheimischer wohl kaum einer ernsthaften Gefahr ausgesetzt zu sein. Ich freue mich, meine Freundin wiederzusehen und ihre Heimat kennenzulernen. Nur die Vorstellung, mangels Handyverbindung nicht jederzeit mit Deutschland Kontakt aufnehmen zu können, macht mir zu schaffen und so richtig vorstellen kann ich mir das zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht.
Am Charles de Gaulle nutze ich dann auch die letzte Gelegenheit für ein paar hektisch hingetippte Abschiedsnachrichten, bevor ich mich in die Schlange zum Boarding einreihe. Die scheint fast nur aus finster blickenden Mexikanern zu bestehen und ich frage mich, natürlich nicht ganz ernsthaft, ob es nun besser sei, den Rucksack mit den Händen vorm Bauch festzuhalten, um ihn vor unerlaubtem Hinzufügen von Kokainpäckchen zu schützen, oder ihn auf dem Rücken zu tragen, um eine meiner Nieren vor unerlaubter Entwendung zu bewahren.

Der Flug verläuft ohne Auffälligkeiten. Ich sitze neben einem jungen Franzosen, der sich zum Apéritif einen Champagner bestellt und ich tue es ihm nach. Jetzt ist Urlaub! Daunenkissen, Rotwein so viel man will, ein zartes Curryhuhn, Camembert mit Butterbrötchen und anschließend ein Schokoladenkuchen, der innen so flüssig ist, wie man sich das wünscht. Ich liebe Air France.

Bei Ankunft in Mexico City am nächsten Morgen, kaum daß die Maschine aufgesetzt hat, im gesamten Flugzeug ein und dieselbe Handbewegung: Der Griff zum Handy. Tatsächlich ist meines tot. Seltsames Gefühl. Wie abhängig man von dem kleinen Kästchen geworden ist. Wie kam man eigentlich früher klar? Nun gut, es ist, wie es ist.
Der Flughafen ist groß und unübersichtlich und für den Inlandsflug nach Durango muß ich in das neugebaute Terminal, das weitab liegt und mit einem über eine Hochtrasse verkehrenden Zug erreicht werden kann. Der Aérotren fährt alle paar Minuten und ist kostenlos. Die Fahrt ist nur kurz, aber man bekommt von dieser erhöhten Position einen kleinen Eindruck von diesem Moloch, der am Horizont von hohen Bergen umgeben in einem Talkessel liegt. In dem neuen Terminal finde ich mich nicht sofort zurecht, aber die Mexikaner sind sehr hilfsbereit. Mir wird mehrfach von Flughafenpersonal unaufgefordert Hilfe angeboten, zunächst auf Spanisch, dann auch in gebrochenem Englisch und damit geht es ganz gut. Auffallend ist die große Zahl an Personal, das häufig sogar einen Rollstuhl mit sich herumschiebt, den zu nutzen im Bedarfsfall kostenlos zu sein scheint.
Ich habe mehrere Stunden Wartezeit, Durango wird nicht so oft angeflogen oder die Flüge waren bereits ausgebucht, so daß mir nichts anderes übrigbleibt, als mir die Zeit zu vertreiben. Schnauzbärtige Schießwütige sind mir bislang keine aufgefallen, aber Polizisten flitzen unentwegt auf ulkigen Segway-Rollern durch die Gänge.
Es ist bereits später Abend, als es weitergeht. Der Flug dauert nochmals zwei Stunden, das Land ist eben riesig. Ich bin inzwischen über 24 Stunden unterwegs und todmüde.
Als nach der Landung dann ein Amerikaner und ich kofferlos am Gepäckband übrigbleiben, bin ich wieder hellwach. Schließlich erscheint ein Offizieller, der uns irgendetwas mitzuteilen gedenkt, aber mangels Spanisch auf unserer Seite und mangels Englisch auf der seinen, kommen wir nicht klar. Mit Hilfe meiner Freundin, die mir durch die Glastür zuruft, mein Koffer befinde sich beim Zoll und ich solle dem Mann folgen, klärt sich das. Als wir im Nebenraum angelangen, sind unsere Koffer bereits geöffnet und ein paar Zollbeamte kehren das Unterste zu oberst. Wir waren offenbar die einzigen Transitreisenden, und nun wird gründlich gefilzt. Damit mache ich erste Bekanntschaft mit dem Krieg, den der mexikanische Polizeipräsident den Drogenbaronen angesagt hat und dessen Auswirkungen das Land weltweit in so ein schlechtes Licht rücken.

Meine Drogen habe ich natürlich zu gut versteckt, es wird auch alles wieder ordentlich eingepackt und endlich bin ich da und wir fahren durch die nächtliche Stadt nach Hause. Es ist schwülwarm, ich erkenne Palmen und im Vorbeifahren ein angestrahltes Denkmal Pancho Villas. Die Stadt scheint hübsch zu sein und ist bereits opulent geschmückt mit Lichterketten und Girlanden in Landesfarben, rot-weiß-grün. Es sieht ein bißchen weihnachtlich aus und die Ampeln sind in der Farbenorgie kaum noch zu erkennen.

Zuhause angekommen gibt es zur Begrüßung Tequila und ich überreiche meine Mitbringsel. Während die ausgepackt werden, bekomme ich das mexikanische Handy überreicht für ein paar „Gut angekommen“-SMS nach Deutschland. Das Problem der Erreichbarkeit bzw. Nichterreichbarkeit, erklärt man mir, liegt an der faktischen Monopolstellung des Anbieters Telcel, dessen Eigentümer, Carlos „Slim“ Helú, noch im selben Jahr zum reichsten Mann der Erde erklärt werden wird. Konkurrenzunternehmen gibt es, aber auch sie bieten keinen flächendeckenden Empfang und außer in einem kleinen Bereich der Südweststaaten der USA funktionert auch kein älteres mexikanisches Handy außerhalb Mexikos, so daß viele Mexikaner sich mindestens zwei Handys mit Prepaid-Karten unterschiedlicher Netzbetreiber gönnen, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, auch meine Freundin tut dies.

Das Abenteuer Mexiko beginnt direkt vor der Haustür, als wir uns am nächsten Mittag, als ich meinen Jetlag ausgeschlafen habe, auf den Weg machen. Im Innenhof des verwinkelten Hauses, in dem meine Freundin lebt, halten zahlreiche Nachbarn Siesta als gemütliche Joint Venture, wie sich bereits in Wolken ankündigt, bevor wir um die Ecke biegen. Sie sind ebenso fröhlich wie bekifft und es entspinnt sich eine ausgiebige Begrüßungszeremonie mit Wangenküssen und Händeschütteln. Ein älterer Mann, der einige Jahre in Deutschland gelebt hat, kramt die verbliebenen deutschen Brocken hervor. Er hoffe sehr, daß es mir in Mexiko ebenso gut gefiele, wie ihm seinerzeit in Deutschland. Während er diese Lobpreisungen von sich gibt, ahne ich irgendwie, was jetzt gleich passieren wird. Er ergreift meine rechte Hand mit seinen beiden, schüttelt sie wild und entbietet mir mit strahlendstem Lächeln ein fröhliches „Heil Hitler!“ um mich gleich danach an sich zu ziehen und fest zu umarmen. Über seine Schulter hinweg linse ich meine Freundin an, die erschrocken aussieht, aber ich muß mir das Lachen verkneifen. Sowas passiert mir nicht zum ersten Mal, aber noch nie mit so entwaffnender Herzlichkeit wie hier.

Der Weg zum Elternhaus meiner Freundin ist nur kurz und führt durch eines der besseren Wohnviertel Durangos. Die Häuser sind, im Adobe-Stil errichtet, klein und würfelförmig, meist in hellen Farben getüncht, die Fenster vergittert, die Gärten von hohen Mauern umgeben, über die hinweg üppig blühender Oleander, Hibiskus und Flamboyants einen grellen Kontrast bilden. Es ist sehr heiß. Das Klima, so erfahre ich, habe sich in den letzten Jahren verändert. Die Winter seien wärmer, die Sommer verregneter und dafür schwüler, es sei eher tropisch und das sei man hier auch nicht gewohnt.
Auch für die Eltern habe ich ein paar kleine Mitbringsel. Der Vater, den ich in der kommenden Zeit nie anders als im cremefarbenen dreiteiligen Anzug mit goldener Uhrenkette und pfeiferauchend erleben werde, überreicht mir im Gegenzug zwei Geldscheine und ich bin zuerst ein bißchen verwirrt, weil ich nicht weiß, was das bedeuten soll. Es sind zwei 200 Pesos-Scheine, so stellt sich heraus, Sondermotive, zu den in zwei Tagen stattfindenden Jubiläumsfeierlichkeiten herausgegeben, die er für mich gesammelt hat und mir schenken möchte. Daß wir uns bis auf minimale Brocken nicht verständigen können, bedauere ich sehr. Der alte Herr ist hochgebildet, wirkt sehr warmherzig und wäre sicher ein sehr interessanter Gesprächspartner gewesen. Vor dem Haus sein Wagen, ein imposanter Ford aus den Siebzigern, der aussieht, als hätten Starsky und Hutch zuletzt damit Verbrecher gejagt.

Zur Begrüßung habe ich diesmal die Wahl zwischen Tequila und Mexcal. Der Tequila, dem ich in Deutschland eigentlich bislang nichts abgewinnen konnte, hat mir letzte Nacht gut geschmeckt. Anders, als ich es kenne, trinken sie ihn hier nicht mit Salz und Zitrone, sondern pur, aus kleinen Schnapsgläsern. Als ich vorsichtig frage, ob Mexcal nicht das Zeugs mit dem Wurm in der Flasche ist, erzeugt das schallendes Gelächter. Das gebe es, aber das sei Touristenquatsch, erfahre ich, kein Mexikaner komme auf die Idee, etwas zu trinken, in dem ein Wurm schwimmt.

Bei einer kleinen Rundfahrt bekomme ich einen ersten Eindruck von der Stadt. Durango hat etwa 600.000 Einwohner, mehr als meine Heimatstadt, aber es geht eher kleinstädtisch zu. Auch im Stadtzentrum moderates Verkehrsaufkommen, keine Staus. Die Altstadt (und das bedeutet eigentlich fast das gesamte Stadtzentrum) zeichnet sich durch wunderschöne Kolonialbauten aus, in deren Sanierung in den letzten Jahrzehnten enorm viel Geld investiert worden ist, denn Durango lebt bis heute zum Teil von der Filmindustrie und der gesamte Bundesstaat trägt nicht ohne Grund den Spitznamen „Tierra del Cine“.

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In der Stadtmitte die Plaza de Armas

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mit der barocken Kathedrale, der Basilica Menor, aus dem 17. Jahrhundert. Diese gilt nicht nur als eine der schönsten Nordmexikos, es rankt sich auch eine traurige Legende um sie, die von Beatriz erzählt, einer jungen Frau, die sich entschloß Nonne zu werden, als der Geliebte nicht aus dem Krieg zurückkehrte, die die Hoffnung auf seine Rückkehr jedoch nie aufgab und seither im Mondlicht auf dem linken Turm der Basilika auf ihn wartet.


Basilica Menor:

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Spannend auch die Geschichte des Gebäudes rechts neben der Kathedrale, in dem sich eine Filiale der Kaufhauskette Soriana niedergelassen hat. In dem ehemaligen Hotel wurde bei den Umbauarbeiten vor einigen Jahren ein Schatz gefunden, der die halbe Stadt in einen wahren Goldrausch versetzte. Überall wurde gegraben und gesucht, aber leider blieb es bei dem einen Fund.
Obwohl wir uns in der Altstadt befinden, gibt es hier nichts Verwinkeltes. Die Stadt ist schachbrettartig angelegt, mit rechtwinklig verlaufenden Straßen nach amerikanischem Vorbild. Die Straßen sind breit, die Fußwege schmal, dennoch gibt es kaum Rempeleien, auch vermisse ich nach wie vor die schießwütigen Schnauzbärtigen. Eher das Gegenteil ist der Fall, Männer lassen Frauen grundsätzlich den Vortritt und weichen automatisch aus. Auch auf dem kleinen Gomez Palacio-Markt kein Geschubse, man geht sehr höflich miteinander um. Der Skorpion ist Durangos Wappentier und den kann man hier kaufen, in allen Formen, Größen, aus allen Materialien. Auch echte präparierte Tiere gibt es, als Kühlschrankmagneten oder Briefbeschwerer.

Zum mexikanischen Straßenbild gehört Dr. Simi! Er repräsentiert die Farmacias de Similares, die, wie der Name schon sagt, Nachahmer-Medikamente vertreiben, also sowas wie Ratiopharm. Vor jeder der zahlreichen Filialen steht er und tanzt. In dem dicken Kostüm müssen tanzfreudige Menschen mit stabilem Kreislaufsystem stecken, denn die Dr. Simis sind ständig in Bewegung. Die Passanten nehmen den kugelrunden weißen Kerl und seine Veralberungsversuche mit Humor, manche lassen sich selbst sogar zu einer kurzen Tanzeinlage animieren.

http://www.youtube.com/watch?v=QOOMYBgyLAU


Nach Einbruch der Dämmerung füllt sich die Plaza de Armas mit Menschen. Man sitzt auf den Bänken, ißt Eis oder Zuckerwatte. Wir gehen in die kleine Fußgängerzone, die seitlich an der Kathedrale vorbeiführt und warten auf Beatriz‘ Erscheinen. Es ist fast Vollmond und wir werden nicht enttäuscht.

Auch wenn Totenkult und Geisterglaube unter Mexikaner sonst weit verbreitet sein mögen – meine Begleiter erweisen sich als echte Pragmaten. Natürlich sei es nur das durch die Arkaden des Turms einfallende Mondlicht, das die optische Täuschung einer Frau im Ornat auf dem Turm erzeuge. Dennoch hatte der nächtliche Moment trotz des Trubels um uns herum etwas merkwürdig Mystisches, denn die Erscheinung war tatsächlich überraschend deutlich. Besser zu sehen als auf meinen Fotos ist es hier (Nonne ungefähr bei 1:30):

http://www.youtube.com/watch?v=JZAZ6PN0FG4

Abendessen gibt es heute im „Las Corridas“. Mit mexikanischem Essen werde ich in der nächsten Zeit noch ausgiebig Bekanntschaft schließen und Empanadas von Enchiladas zu unterscheiden lernen, aber so etwas ist eher „Alltagskost“ für zwischendurch. Heute gibt es Gegrilltes. Alle bedienen sich gemeinsam von einer heißen Platte, die verschiedenen Fleischsorten sind sehr mager, zart und würzig mariniert. Ich befürchte zunächst, daß es mir zu scharf sein könnte, aber das ist nicht der Fall. Die Schärfe gibt man selbst hinzu durch grüne und rote Salsas, die gesondert gereicht werden, aber nach vorsichtigem Probieren muß ich hier kapitulieren. Nach dem Essen, das ohnehin spät beginnt, sitzt man noch lange am Tisch. Ich kann Spanisch lesen, sehr langsam allerdings, und auch einige wenige Worte sprechen, aber verstehen kann ich hier rein gar nichts. Alle sprechen schnell und meine Freundin muß unentwegt übersetzen.
Der Drogenkrieg, der das Land seit 2006 überzieht, ist immer wieder Gesprächsthema. Nicht alle halten es für gut, daß er überhaupt begonnen wurde. Solange sich das mexikanische Drogenkartell unter Kontrolle des mächtigsten Bosses Joaquin Guzmán befand, habe wenigstens Ruhe geherrscht. Nach seiner Verhaftung sowie einiger anderer mächtiger Drogenbosse hätten die Probleme erst richtig begonnen. Die Versuche, das entstandene Machtvakuum zu füllen, führten zu den unzähligen gewalttätigen Auseinandersetzungen und immer wieder auch Massenhinrichtungen, bei denen sich nicht nur das organisierte Verbrechen untereinander, sondern gleichzeitig auch mit der zahlenmäßig weit unterlegenen Polizei und dem Militär bekriegt und die ihre Auswirkungen auch in der Zivilbevölkerung haben.
Andererseits sei es auch nicht mehr länger hinnehmbar gewesen, daß Mexiko als Grenzland der USA vom gesamten lateinamerikanischen Kontinent als Korridor für den Drogenschmuggel mißbraucht worden sei, und so sei der Kreuzzug des Präsidenten gegen das organisierte Verbrechen eine Notwendigkeit.
Mir sind diese ambivalenten Gedankengänge nicht ganz fremd, in meiner Heimatstadt ist das Rotlichtmilieu schon seit einigen Jahren unter Kontrolle der Hells Angels – mit Duldung der Polizei, die der fortwährenden Machtkämpfe verschiedener ausländischer Gruppierungen nicht mehr Herr wurde. Manch einer ist der Meinung, seither sei wenigstens äußerlich Ruhe und es lägen des Morgens keine toten Türken mehr auf der Straße. Ob es aber nun richtig ist, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, ist eine andere Frage, die man weder hier noch dort so ohne weiteres wird lösen können.

Die ernsten Themen bleiben mit dem Auftauchen der ersten Getränke dann aber auf der Strecke. Nicht nur zu Jubiläumsfeierlichkeiten trinkt man gern Bandera. Drei kleine Schnapsgläser, gefüllt mit Limonenlikör, der die grüne Farbe der mexikanischen Flagge symbolisiert, in der Mitte Tequila für das Weiß und rechts ein Glas mit rotem Sangrita. Das darf man je nach Laune nacheinander oder munter durcheinander trinken. Keinesfalls ist es üblich, den Inhalt eines Schnapsglases, so wie in Deutschland, einfach in einem Zug hinunterzukippen. Die Mischung aus dem süßen Likör, dem eher geschmacksneutralen Tequila und dem würzigen Sangrita ist lecker und so wehen einige Banderas über unseren Tisch hinweg. Wer es weniger süß mag, kann Sangrita und Tequila auch mischen, das gibt dann fast eine Bloody Mary, heißt aber Vampiro und ist seit einigen Jahren Modegetränk.
Ein weiteres, vor allem bei jungen Leuten angesagtes Getränk ist Michelada, ein Mixgetränk aus Bier, Soja- und Worcestersoße, Tabasco und Maggi. Ich will das zunächst nicht glauben und stelle mir den Geschmack einfach grauenvoll vor. Später werde ich noch Gelegenheit haben, es zu probieren und feststellen… daß ich Recht hatte.

...
Zuletzt geändert von Suse am 29 Okt 2011 14:19, insgesamt 2-mal geändert.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

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Re: Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von Suse »

Am nächsten Tag, dem Vortag des großen Jubiläums, ist die ganze Stadt auf den Beinen. Überall finden bereits kleinere Festivitäten statt. Meine Freundin, die nach ihrer Rückkehr aus Deutschland an einer privaten Universität als Deutschlehrerin gearbeitet hat, zeigt mir ihren Arbeitsplatz. Auch hier wird gefeiert. Die Schüler sind alle verkleidet, um uns herum ist vom Indiomädchen, über den spanischen Conquistador bis zum Vaquero alles vertreten, das jemals in Mexikos Geschichte eine Rolle gespielt hat. Jede Klasse hat einen kleinen Vortrag zu einem Thema der mexikanischen Geschichte vorbereitet. Es gibt kleine Filme und Diavorträge. Der Englischlehrer gesellt sich zu mir, er habe gehört, ich sei aus Deutschland, spricht er mich in akzentfreiem Deutsch an. Er hat seine Jugend in einem kleinen Dorf bei Walsrode verbracht, in dem Verwandte von mir lebten und das ich gut kenne. Die Welt ist eine Erbse! Irgendwann muß er zu seiner Klasse und ich mache ein paar Fotos.

Die Vorträge kann ich zwar nicht verstehen, aber mit Hilfe der Diavorträge erschließt sich mir langsam die mexikanische Geschichte ein wenig. Daß hier, anders als man es meinen sollte, die Unabhängigkeit vor der Revolution gefeiert wird, hat seinen Grund in der wechselhaften Geschichte des Landes. Nachdem Mexiko 1810 durch den von Miguel Hidalgo und seinen Criollos (das spanische Wort für Kreolen) angeführten Aufstand die Unabhängigkeit von der spanischen Krone erlangt hatte, kam es vom Regen in die Traufe. Für die nächsten einhundert Jahre litt Mexiko unter einer diktatorischen Präsidentschaft. Einige wenige Großgrundbesitzer kontrollierten 90 % des Landes, begünstigt durch die staatlich geförderte Enteignungspolitik, insbesondere nach Entdeckung der Erdölvorkommen. Die Revolution von 1910 brachte Mexiko mehrere Jahre des Bürgerkriegs, den Pancho Villa im Norden und Emilio Zapata im Süden des Landes erfolgreich anführten und beide werden, ebenso wie Miguel Hidalgo, bis heute als Volkshelden verehrt.

Meine Freundin hat im Kollegium einige Freunde. Zwei davon, so erfahre ich, haben uns für den kommenden Tag eingeladen, mit ihnen die Jubiläumsfeierlichkeiten in Zacatecas zu verbringen, einer Stadt, ca. 300 Kilometer südlich von Durango, die für ihre schöne Altstadt berühmt und ein beliebtes Ausflugsziel unter Mexikanern sei. Wir werden den Abend auf einer Party bei Bekannten verbringen, von deren Haus aus wir einen guten Blick über Zacatecas und das zu erwartende Feuerwerk haben werden.
Die beiden sind mir auf Anhieb sympathisch, der jüngere etwas zurückhaltender, der ältere ein gutgelaunter, witziger Schnauzbartträger. Schießwütig wirkt er allerdings nicht, sondern mit seinem hageren Gesicht und der Nickelbrille eher feingeistig. Er ist Leiter des psychologischen Seminars, und als wir später zum gemeinsamen Essen im Innenhof der Schule eingeladen werden, entdecke ich sein Konterfei auf einem Plakat an der Wand. Ich finde die Idee nett, die Leiter der einzelnen Institute so vorzustellen, gottseidank sage ich das aber nicht, denn als ich später näher herantrete, entdecke ich unter dem Porträt in winzigen Buchstaben den Schriftzug „Gandhi“ und bin gerade nochmal um ein riesiges Fettnäpfchen herumgekommen.

Das im Schulhof aufgebaute Buffet ist von Schülern und Lehrern umlagert und man schiebt mich mitten hinein. Ich müsse von allem probieren, vor allem vom Carne asado, dem sogenannten „Hochzeitsfleisch“, das so heißt, weil es als besonders wohlschmeckend gilt, ein Gericht für besondere Gelegenheiten eben. Es handelt sich um Schweinegeschnetzeltes in einer würzigen, sahnigen Soße, das man in Tortillas füllt und aus der Hand ißt. Zu meiner Überraschung ist es kalt, aber es schmeckt großartig.
Süßigkeiten gibt es in Hülle und Fülle, Kokoskonfekt in Bandera-Farben und ein Tischbrunnen, aus dem aber nicht, wie ich erwartet hätte, Schokolade sprudelt, sondern ein zähflüssiger Granatapfelsirup.
Auf einem Tisch an der Wand eine Art gigantische Bandera, drei Fässer in grün, weiß, rot, Túna, Horchata und Jamáika. Ersteres ein säuerlicher Saft aus Kaktusfrüchten, das mittlere ein Reismehlgetränk, und letzteres ein gesüßter Hagebuttensaft. Ich bevorzuge Horchata, es ist milchig und sehr süß.
Während ich so stehe und esse, spricht mich die Französischlehrerin des Instituts an. Sie ist tatsächlich Französin und räumt ganz unverblümt ein, sie habe volles Verständnis für jeden, der sich um mich Sorgen mache, es sei ein gefährliches Land. Inmitten der freundlichen Lehrer und lachenden Schüler kommt mir das inzwischen überhaupt nicht mehr so vor und der Eindruck verstärkt sich noch, als die Schwägerin meiner Freundin am Abend, als wir zurückgekehrt sind, spontan entscheidet, uns auf den Mirador de los Remedios zu fahren, die höchste Erhebung im Stadtgebiet Durangos mit einem vor wenigen Jahren noch beliebten Aussichtspunkt mit Restaurant. Gerade noch sind die Bauarbeiten der Seilbahn, die einige Jahre lang stillgelegt war, in vollem Gange, in wenigen Tagen soll Wiedereröffnung sein, aber derzeit ist ein nicht zu schwach motorisierter Wagen noch die einzige Möglichkeit, dort hinaufzukommen. Nicht weniger als über die Gastfreundlichkeit der mir ja völlig fremden Schwägerin, die sich allein, um mir dieses Erlebnis zu ermöglichen, extra einen Babysitter organisiert hat, staune ich über den Ausblick. Wie viele mexikanische Städte hier zwischen all den verschiedenen Sierras liegt auch Durango in einem hohen Talkessel. Von hier oben ist die schachbrettartige Struktur der Stadt gut zu erkennen, im Zentrum leuchtet gut erkennbar die Basilica Menor, auf in der sternenklaren Nacht wahrscheinlich Beatriz, die Nonne, nach ihrem verschollenen Geliebten Ausschau hält.

Am nächsten Morgen quälen wir uns früh aus den Betten. Heute ist es soweit, 200. Jahrestag der mexikanischen Unabhängigkeit, und wir fahren nach Zacatecas.
Die Autobahn streift die Sierras de Organos, das Orgelgebirge, und ich lerne, daß Sierra „Säge“ bedeutet, eine Anspielung auf die Silhouetten der Bergrücken am Horizont.
Die Autobahnen sind gut ausgebaut und alle sind rasant unterwegs. Ab und zu überholen wir einen Pferdetransporter und ich staune, denn die Dinger haben kein Dach! In Deutschland wäre der Tierschutzverein wohl schon unterwegs, aber hier scheinen die Pferde daran gewöhnt, sie sehen recht gelassen aus, während sie so mit wild wehenden Mähnen im Fahrtwind stehen. So wirklich gesund ist es aber sicher auch nicht.
Die zwei Lehrerkollegen meiner Freundin wechseln sich beim Fahren hab. Während der jüngere der beiden fährt, unterhält uns der ältere mit Gesang, eher laut als schön, und ich bekomme ein paar mexikanische Schimpfwörter der wohl eher harmloseren Couleur beigebracht. Obwohl ich der Sprache nicht mächtig bin und den Gesprächen der anderen untereinander nicht folgen kann, ist es nicht langweilig. Die beiden sind sehr sympathische, gut aussehende Männer und ich frage mich, ob es hier eigentlich keinen weiblichen Anhang gibt, mit dem sie den Feiertag verbringen wollen und stelle die Frage nach kurzem Zögern meiner Freundin. Ihre ohne jede Ironie vorgebrachte Erwiderung, sie hätten und wollten keine Frauen, ist ein wunderbares ein Beispiel dafür, wie in vielen Ländern der Welt manche Dinge sehr viel weniger direkt ausgesprochen werden, als wir Deutschen es in so einem Fall getan hätten. Die Vielschichtigkeit der Antwort beschäftigt mich eine Weile und mir ist klar, daß meine Frage an sich hier wohl schon eine Indiskretion war.

Das Land ist längst nicht so trocken, wie ich es erwartet hätte, es gibt zahlreiche Felder und auch Wein wird angebaut. Der Wein aus Durango soll einen guten Ruf haben, sagt man mir. Erst als wir den Bundesstaat Zacatecas erreichen, dessen Hauptstadt die gleichnamige Stadt ist, wird es ein wenig steppenartiger und ich sehe einige wenige mickrige Kakteen. Kurz vor der Stadt passieren wir die größte Brauerei der Welt: Corona. Ein schier endloser Gebäudekomplex mitten in der Pampa, ringsumher Koppeln, auf denen dicht gedrängt Rinder stehen. Ich vermute, daß man hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt und die Rinder mit der Maische mästet. Gar nicht so doof, die Mexikaner. Kein Wunder, daß das Fleisch hier so lecker ist!

Zacatecas ist eine alte Kolonialstadt, die ihren Reichtum aus den Silberminen bezog und die heute vollständig zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Anders als Durango scheint sie nicht am Reißbrett entworfen, sondern langsam über die Hügel gewachsen zu sein. Es geht immerzu steil bergauf durch verwinkelte Gassen und es gibt auf wenigen Quadratkilometern mehr Kirchen und Klöster zu sehen, als man an einem Tag bewältigen kann. Manche Gebäude wirken verfallen, aber die meisten sind schön saniert. Über allem „La Bufa“, der Berg, der an einen Cowboyhut erinnert, und auf den eine Seilbahn hinaufführt. Dafür fehlt uns aber jetzt die Zeit, wir erkunden die Stadt zu Fuß. Zacatecas ist ein beliebter Ausflugsort unter Mexikanern und meine Begleiter kennen sich hier gut aus. Die Kathedrale im Zentrum des Ortes liegt so eingezwängt zwischen den umliegenden Gebäuden, daß es kaum möglich ist, das Portal komplett aufs Foto zu bekommen, dabei wäre es das wirklich wert. Die aus Sandstein gearbeitete Fassade zeigt zahlreiche europäische und indigene Gesichter, von denen bei näherer Betrachtung kaum eines dem anderen gleicht. Der moderne Altar innen enttäuscht allerdings.

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Das Rathaus, direkt neben der Kathedrale, zeigt im Innenhof eine sehr plastische Wandmalerei, die die Geschichte Mexikos von der präkolumbianischen Ära bis zur Neuzeit zeigt. Ein fast identisches Gemälde habe ich auch bereits im Rathaus von Durango gesehen, das scheint hier so üblich zu sein.

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Ein weiteres Highlight ist das Teatro Caldéron, ein sehr gut erhaltenes Opernhaus aus dem 19. Jahrhundert. Daneben gibt es unzählige weitere Kirchen und Klöster im Stadtgebiet sowie die Silberminen, von denen eine, die Mina del Eden, auch besichtigt werden kann.
Um die Kathedrale herum sind bereits große Gerüste mit Feuerwerkskörpern aufgebaut, hier, inmitten der alten Bausubstanz. In Deutschland wohl ebenso unvorstellbar wie Pferdetransporter ohne Dach, aber ich bin gespannt auf den sicher spektakulären Anblick, den dies später am Abend bieten wird.

In einer Seitenstraße stoßen wir auf einen Stand mit frischen Túna, Kaktusfrüchten. Es gibt eine rötliche Variante, die gesalzen gegessen wird, die grünen und gelben ißt man pur und sie schmecken erfrischend und süß. Sie sind voller Kerne, wie Melonen, aber das stört gar nicht.

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Auch erfrischend ist „Raspado“, von einem Block geschabtes Eis, mit Sirup übergossen, den es in vielen Geschmacksvarianten gibt. Ich wähle Erdnuß. Es schmeckt ein bißchen wie flüssige, eiskalte Erdnußbutter. Man löffelt das fein zerstoßene Eis während es vor sich hinschmilzt, den Rest kann man dann austrinken. Es schmeckt großartig und ist genau das richtige in der Hitze und nach der Kletterei durch die steilen Straßen von Zacatecas.

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Hier sehe ich auch erstmals Indianer, die selbstgefertigten Schmuck oder Spitzendeckchen verkaufen. Es seien Huicholes, erfahre ich. Ich erlebe keinen Mexikaner, weder jetzt noch später, der die Indios nicht freundlich oder respektvoll behandelt. Es ist durchaus üblich, eine Kleinigkeit abzukaufen, denn es wird respektiert, daß sie nicht betteln.

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Mennoniten, die hier in der Gegend zahlreich seien, bekomme ich jedoch weder hier noch in Durango zu sehen. Vermutlich verlassen sie ihre Dörfer kaum.
Eigentlich gehofft hatte ich auch auf eine Begegnung mit Tarahumara, aber den Zahn hatte man mir in der Mexico-Community bereits gezogen. Dieser Indianerstamm, der sich selbst Raramui nennt, von dessen Existenz ich erstmals bei einem Besuch im Bremer Übersee-Museum erfahren hatte, lebt viel weiter nördlich in der Sierra Madre. Daß sie mich interessierten, lag vor allem an diesem Artikel, den ich bei meinen Reisevorbereitungen im Internet entdeckte. Auch wenn ich sie nicht gesehen habe, aber es ist vielleicht ganz nett zu lesen:

http://mein.salzburg.com/interessen/lie ... ernen.html

Was ich dagegen sehe, sind Käfer! Unzählige Käfer! Hier sind sie kein Kult, wie in Deutschland, sondern normaler Gebrauchsgegenstand und manche in keinem guten Zustand. Sie sind so zahlreich, daß ich beginne, für meine käferversessenen Familienangehörigen Fotos zu machen. Die Mexikaner nennen ihn „Vocho“, ein Wort, dessen Bedeutung unklar ist. Meine Begleiter nehmen meine Käferjagd zuerst etwas amüsiert zur Kenntnis, später beteiligen sie sich daran und da ich wegen des Fotografierens nun immer ein wenig hinter der Gruppe zurückbleibe, geschieht es öfter, daß man bereits mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich wartet, der auf einen in irgendeinem Winkel stehenden Käfer hinweist. Irgendwann habe ich so ziemlich alle Farben, darunter verrostete oder frisch metallicfarben lackierte und sogar einen pinkfarbenen mit entsprechenden Polstern, der aussieht, als gehöre er Barbie. Nur ein postgelber fehlt mir noch.

Abendessen gibt es in Guadalupe, einem Vorort von Zacatecas, ein kleiner Ort, der völlig von einem gewaltigen Kloster dominiert wird. Nuestra Senora de Guadalupe heißt es, wie so viele Kirchen auf dieser Welt, aber es ist eine der schönsten, die ich auf dieser Reise sehen werde.

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Nicht weniger begeistert bin ich von dem Essen, das wir in einem kleinen Restaurant gleich neben dem Kloster bekommen. Es gibt ein mexikanisches Buffet und meine Freundin erklärt mir die zahlreichen Speisen. Es gibt Maistortillas und dazu zahlreiche Füllungen, vor allem eine fast süßliche Hackfleischfüllung schmeckt mir gut. Aber mein Favorit ist Mole. Mole ist eine auf zäher, dunkler Schokolade basierende Soße, geschmacklich irgendwo zwischen bitter, süß und Holzteer. Es erstaunt die anderen, daß ich das so sehr mag.. Ob mir das nicht zu scharf sei, werde ich gefragt. Nein, es ist köstlich! Da es sich um ein all you can eat-Buffet handelt, muß ich mich schwer zusammenreißen. Das Zeug hat Suchtfaktor!

Nicht weit von hier findet auch die Party statt, zu der wir mitgenommen werden. Die Gastgeber haben ein kleines Haus weit oben am Berg. Man hat von der Dachterrasse einen tollen Blick über die Stadt. Es sind noch recht junge Leute und die Gäste sind gemischten Alters. Ich bemerke erneut mit Erstaunen, daß auch unter den jüngeren kaum jemand Englisch zu sprechen scheint. Der Gastgeber selbst, ein ehemaliger Philosophiestudent, spricht ein paar Brocken Deutsch, das er an der Universität gelernt hat, um die deutschen Philosophen im Original lesen zu können. Ich bin beeindruckt, denn ich verstehe Philosophen in keiner Sprache der Welt.
Immerhin habe ich nun zwei Personen, mit denen ich mich verständigen kann. Der Ausblick ist toll und es gibt Tequila zur Begrüßung.
Als die Nacht vollständig hereingebrochen ist, beginnt das Feuerwerk. Raketen in grün, weiß, rot und gewaltige Fontänen, direkt um die Kathedrale herum. Von weitem sieht es aus, als stünde die Altstadt in Flammen.

Bild


Das Highlight ist jedoch der gigantische Funkenregen, der von der der Stahltrosse der zur Bufa hinaufführenden Seilbahn herunterkommt. Daß die Seilbahn am nächsten Tag völlig normal ihren Betrieb aufnehmen wird, würde wohl so manchen deutschen TÜV-Mitarbeiter umgehend kollabieren lassen. Aber zugegeben, es sieht großartig aus und ist viel zu schnell vorbei.

Bild


Nicht so schnell vorbei ist die Party. Nach dem Ende des Feuerwerks zieht man sich ins Wohnzimmer zurück. Es wird ein wenig geplaudert, einige spielen Karten. Der Tequila kommt auf den Tisch. Zu essen gibt es Pozole, einen Eintopf mit viel Mais, Gemüse und Fleisch, es ist das erste mal, daß mir hier etwas nicht wirklich schmeckt.
Der Tequila dagegen ist sehr gut und nachdem die Flasche ein paarmal die Runde gemacht hat, wird der Fernseher eingeschaltet, etwas stark an eine Playstation Erinnerndes wird herbeigetragen, dazu ein riesiger Turm CDs. Ich ahne Böses.
Wenig später hält unser Gastgeber ein Mikrofon in der Hand und die erste Karaoke-CD verschwindet im Schlitz. Ich überlege fieberhaft, mit welcher Ausrede ich das Mikrofon elegant weitergeben werde, wenn es erstmal bei mir landet, aber zu meinem Glück singt man hier nur spanische Lieder. Ich bekomme das Mikro zwar hingehalten, aber es erwartet wohl niemand ernsthaft von mir, daß ich singe.
Anfangs ist es recht lustig. Viele der Lieder sind langsame Liebeslieder, Balladen, und dementsprechend langsam erfolgt die Einblendung der Texte, so daß ich ein bißchen mitlesen und den Inhalt verstehen kann. Nicht, daß ich von einem mexikanischen Schlager mehr Inhalt erwartete als von einem deutschen, aber es ist ein gewisser Zeitvertreib. Manche der Gäste singen gar nicht so übel. Dazu gelegentlich ein Tequila, und als ich das erste mal auf die Uhr schaue, ist es tatsächlich 2 Uhr nachts. Bis jetzt habe ich mich ganz gut amüsiert und sicher wird es ja nicht mehr allzulange dauern.
Als um 4:00 Uhr ein neuer Stapel CDs herangetragen wird und unser Gastgeber plötzlich einen lustigen Hut auf hat, brauche ich dringend mehr Tequila.

http://www.youtube.com/watch?v=iGJ0v7jV6No

5:00 Uhr. Die Mexikaner singen. Ich trinke Tequila.

6:00 Uhr. Die Mexikaner singen. Der Gastgeber setzt sich neben mich. Der Alkohol erweitert seinen deutschen Wortschatz ganz erstaunlich, so daß er den Satz „Was macht eine Deutsche ganz allein hier zwischen all den Mexikanern?“ zwar langsam, aber vollständig herausbekommt. Als Antwort lächle ich verkrampft, denn die Frage beschäftigt mich seit zwei Stunden. Mir ist langweilig und ich kann nicht mehr sitzen. Tequila!

7:00 Uhr. Die Mexikaner singen. Ich leihe mir das Handy meiner Freundin und beginne, SMS nach Deutschland zu verschicken.

8:00 Uhr. Aufbruch! Wir übernachten im Haus von Verwandten in Guadalupe und und ich träume von einem Topf Mole, ganz für mich allein.

...
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Re: Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von Suse »

Am kommenden Tag sind alle irgendwie fitter als ich. Nach einer größeren Menge Kaffee im nächstgelegenen Starbucks, das die Mexikaner ganz offensichtlich lieben, fahren wir zurück Richtung Durango. Auf halber Strecke, noch im Bundesstaat Zacatecas, liegt Fresnillo, eine Kleinstadt, in der ein alter Schulfreund meiner Freundin lebt. Wir beide werden bei ihm und seiner Familie die nächsten Tage zu Gast sein und er nimmt uns an einer Raststätte sehr herzlich in Empfang.
Hier gibt es Frau und auch drei Kinder, von denen zwei Söhne kurzerhand aus ihrem Zimmer ausquartiert wurden, um Platz für uns zu schaffen. Überhaupt begegnet man uns, insbesondere mir, die ich ja völlig fremd bin, mit einer solchen Herzlichkeit, daß man glauben mag, daß das hier gern gebrauchte „mi casa e su casa“ tatsächlich so gemeint ist. Hier sprechen alle Englisch, die Kinder sogar ziemlich gut, und so können wir uns unterhalten. Auch hier spricht man vom Kampf gegen die Drogenkartelle und von Hausdurchsuchungen im Viertel, von denen sie selbst bislang aber verschont geblieben seien.

Die Familie lebt in einem schönen Haus in Fresnillo, der zweitgrößten Stadt in Zacatecas, die natürlich, wie jede Stadt in Mexiko, die auf sich hält, über eine Kathedrale verfügt. Eigentlich bekannt ist sie aber für den an der nordöstlichen Stadtgrenze gelegenen Wallfahrtsort Plateros, der dem Heiligen Kind von Atocha geweiht ist, einer Manifestation des Jesuskindes. Die den Mexikanern nachgesagte besondere Affinität zu allem Mystischen und der betriebene Totenkult ist mir bislang verborgen geblieben. Ob man sich hier mir gegenüber eher zurückhält oder es sich bei den Mexikanern, die ich bislang kennenlernen konnte, zufällig um eher abgeklärte Rationalisten handelt, vermag ich dabei nicht zu sagen. In Plateros erlebe ich es zum ersten mal anders. Der ganze Ort, den wir bei Einbruch der Dämmerung erreichen, wirkt seltsam still und mutet irgendwie mittelalterlich an. Durch die engen Gassen, in denen es in unzähligen Geschäften Devotionalien zu kaufen gibt, nähert man sich der Kirche. Im Kirchhof haben einige Huicholes, die man offenbar erfolgreich zu missionieren gewußt hat, ihre Stände mit selbstgefertigten Souvenirs aufgebaut. Ich kaufe ihnen etwas ab, nicht nur, um etwas zu kaufen, sondern weil die Sachen wirklich hübsch sind und wohl auch nicht aus Taiwan kommen. In Deutschland freut man sich später darüber sehr.

Plateros:

Bild


In der Kirche ist es ebenso still wie draußen, obwohl es sehr voll ist. An den Wänden unzählige kleine Votivgemälde, als Dankgaben für erfahrene Wundertaten des Heiligen Kindes von Atocha, die oftmals grausig tragische Ereignisse abbilden. Vor einer kleinen Seitenkapelle stehen die Menschen Schlange. Wir quetschen uns daran vorbei und sehen, daß sie anstehen, um eine das heilige Kind repräsentierende Puppe anfassen zu dürfen. Diese sitzt da, bewacht von zwei Nonnen, trägt ein Rüschenkleid, aber sieht ansonsten genau aus wie die Sprechpuppe, die ich als Kind besaß und deren eher gruseliges Lachen ich am liebsten auf meinem Mr. Hit-Kinderplattenspieler abspielte. Ich erwarte irgendwie, daß es mich eigentlich amüsieren müßte, genau so eine Plastikpuppe nun hier so als Repräsentantin des Jesuskindes verehrt zu sehen, das tut es aber nicht. Es wirkt schon irgendwie befremdlich, aber die Menschen berühren sie mit großem Ernst. Wer weiß, welche Sorgen sie mitgebracht haben, für die sie sich hier Hilfe erhoffen.

Wirklich lustig dagegen ist am nächsten Tag ein weiterer Besuch in Zacatecas. Die Mina del Eden ist eine seit den sechziger Jahren stillgelegte Silbermine, der Zacatecas seinen Reichtum verdankte. Überall in der Stadt ist das Silber noch gegenwärtig, es gibt zahlreiche moderne und auch Antiquitätengeschäfte die Silberschmuck teils aus der Kolonialzeit verkaufen. Groß ist auch die Auswahl an Schmuckbeschlägen für Pferdezaumzeug und Sättel. Die Mina del Eden ist heute aber eher berühmt für die wohl tiefstgelegene Discothek der Welt, die sich in einem der Minenschächte befindet und auf unserer Besichtigungstour kurz eingesehen werden kann, wenn sie jetzt am Vormittag natürlich auch noch nicht geöffnet hat. An sich, so erzählt mir die Tochter unserer Gastfamilie, seien hier aber nur Touristen anzutreffen, für Einheimische, insbesondere Jugendliche, seien die Preise hier unerschwinglich.


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Man zwingt uns, aus Hygienegründen unglaublich häßliche Haarnetze und zur Sicherheit Bauarbeiterhelme aufzusetzen, mit denen wir uns natürlich gegenseitig fotografieren müssen. Die Mine selbst ist groß und es gibt einige spektakuläre Hängebrücken zu überwinden. Draußen ein riesiger Souvenirshop, der neben echtem Silberschmuck auch nach vorkolumbischem Rezept gefertigte Schokolade verkauft. Als ich sie im Laden probiere, setzt der klassische weit-weg-von-zuhause-Effekt ein. Hier vor Ort schmeckt mir die exotische Süßigkeit sehr gut. Zuhause verstehe ich dann nicht mehr, was ich an dem groben, furchtbar süßen Zeug jemals gefunden habe. Daraus kann man nicht mal Mole kochen und die Tafel fliegt ungegessen in den Müll.

Auf einem Markt treffe ich später auf zwei Deutsche, die hier einen Stand mit deutschen Artikeln betreiben. Seit 25 Jahren leben sie in Mexiko und sie haben sogar Ritter Sport. Wenn natürlich auch völlig überteuert, muß ich ein paar Tafeln für unsere Gastgeber kaufen und ich glaube, sie schmeckt ihnen sogar.

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Nach der Mine eine Fahrt mit der Seilbahn. Daß an der Stahltrosse noch vor zwei Tagen ein Feuerwerk abgebrannt ist, stört hier niemanden, die Schlange vor der Station ist schier endlos. Alle stehen geduldig an, auf einer kleinen Mauer, der einzigen Sitzgelegenheit weit und breit, rückt man höflich zusammen, um noch ein paar mehr Leuten Platz zu machen.
Beim Einsteigen in die Gondel rempelt mich eine Frau an. Es ist nur ein leichter Stoß und war sicher auch gar keine Absicht, aber meine Begleiter sind empört, sogar beim Abendessen wird das noch Thema sein.

Nur von hier oben bekommt man die Kathedrale einmal ganz aufs Bild:

Bild


Der höfliche und rücksichtsvolle Umgang miteinander ist auffällig und scheint nicht einer Festtagsstimmung zu entspringen. Auch bei den zahlreichen Autofahrten, die wir unternehmen, kommt es aufgrund des Mangels an verbindlichen Verkehrsregeln (Vorfahrt hat der mit dem selbstbewußteren Auftreten) in Kombination mit einem durchgehend rasanten Fahrstil immer wieder zu Fast-Kollisionen, über die sich aber niemand aufregt. Da wird beidseits das Fenster heruntergekurbelt, mindestens einer, wenn nicht sogar beide, entschuldigen sich, und dann wird im gleichen Stil weitergefahren.

Auf der „Bufa“ angekommen empfängt uns wieder einmal ein Standbild von Pancho Villa.


Bild


Für mich jedoch viel spektakulärer: Gleich um die Ecke steht ein postgelber Käfer und meine Sammlung ist endlich vollständig!

Bild
(Käfercollage by mr.minolta, vielen lieben Dank dafür)


Am Abend gibt es Tacos und einen Abstecher ins Nachtleben von Zacatecas. Es gibt zahlreiche kleine Cafés und Restaurants. Das „Mi Café Dalí“ liegt im Stadtzentrum und ist bekannt für seine große Auswahl an Kaffeesorten. Es ist in einem ehmaligen Wohnhaus untergebracht, jedes der ehemaligen Zimmer anders gestaltet, es ist sehr hübsch. Auf jeden der kleinen Balkone vor den Fenstern hat man noch ein Tischchen und zwei Hocker gequetscht. Man sitzt hier sehr angenehm und hat einen schönen Blick über die nächtliche Stadt, wenngleich mich auch der Gedanke beschäftigt, ob der Balkon wohl wirklich halten wird. Ich trinke einen Café con Bombones, die sich als auf der Oberfläche treibende Marshmallows entpuppen. Meine Begleiter bestellen sich zu meinem Entsetzen Michelada, das grauenvolle Getränk aus Bier, Worcester-, Sojasoße, Tabasco und Maggi und ziehen das mit allergrößtem Genuß weg. Unfaßbar!

Mir fallen die sich durch die Straßen zwängenden Autokarawanen auf und ich frage mich, welches Ziel die wohl alle haben mögen. Keines, erklärt man mir, Cruisen, das ziellose Herumfahren, sei ein der hauptsächliche Zeitvertreib der Jugendlichen, die nicht über die Mittel verfügten, sich in Clubs und Discotheken aufzuhalten.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten enden für uns mit einem Konzert einer Banda-Truppe vor dem Rathaus. Alle hatten gehofft, wir würden noch auf eine Mariachi-Band stoßen, die gelegentlich durch die Straßen ziehen und auch auf Bestellung spielen. Leider sehen wir nur welche, die gerade ihre Instrumente zusammenpacken. Mariachi-Musik ist schnell, melodisch und trompetenlastig, Banda dagegen hat ein bißchen was von Polka. Es sind sicher an die 20 Musiker, die aufspielen, sie haben sogar einen Esel dabei, der mir ein bißchen leid tut. Es ist ziemlich laut, das vorherrschende Instrument ist die Tuba und es ist nicht sehr melodisch, der Rhythmus dafür ziemlich mitreißend. Der Platz zwischen Rathaus und Kathedrale ist voller tanzender und Tequila trinkender Menschen und die Stimmung ist ziemlich ausgelassen.

Leider müssen wir am nächsten Tag aufbrechen. Der Abschied von unserer Gastfamilie fällt auch nach der kurzen Zeit schon recht schwer, aber wir müssen zurück nach Durango, denn schon in wenigen Tagen soll es weitergehen. Nach kurzem Schwanken zwischen einer Fahrt nach Guadalajara, weit südlich von Durango, der Hochburg der Mariachi-Musik und dem Pazifik, fällt die Entscheidung für letzteren. Die Eltern meiner Freundin raten uns von Guadalajara ab, aufgrund der Jubiläumsfeierlichkeiten sei dort jetzt keine Unterkunft zu bekommen.

...
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Re: Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von Suse »

Ich freue mich sehr, den Pazifik zu sehen, wo ich bisher noch nicht war. Mazatlán, die Stadt, in die wir reisen werden, ist mir dem Namen nach durchaus ein Begriff, wenn ich auch weiter keine Vorstellung davon habe. In den sechziger Jahren war Mazatlán ein gut besuchtes Reiseziel der Amerikaner und ist bis heute bei Surfern beliebt, die Beach Boys haben ihm sogar mal einen Song gewidmet (der makabererweise von einem ertrunkenen Surfer handelt):

http://www.youtube.com/watch?v=XfWxwTxrcWM

Mazatlán liegt im Bundesstaat Sinaloa, der an Durango angrenzt. Um dorthin zu kommen, müssen wir die westliche Sierra Madre überqueren und das geht bislang nur mit einer abenteuerlichen siebenstündigen Busfahrt über die Serpentinenstrecken, die über das Gebirge führen. Das klingt aber schlimmer als es ist, denn die nächtliche Hinreise im komfortablen erste Klasse Bus verschlafen wir vollständig. Das Gekurve stört mich nicht im mindesten, eher bedauere ich es, daß ich von der Landschaft nichts sehe. Der Ausblick am höchsten Punkt, dem Espinazo del Diablo, dem Rückgrat des Teufels, soll grandios sein, außerdem ermöglicht er einen Blick auf den Bau der Carretera Interocéanica, der Autobahn, die direkt vom Atlantik einmal quer durch das Land an den Pazifik führen wird und die man auf bis zu 400 Meter hohen Stützpfeilern einfach quer über die Höhenrücken der Sierra Madre führt. Wer sich für das gigantische Bauprojekt interessiert:

http://geo-mexico.com/?p=721

Irgendwann in der Nacht wache ich auf und schaue aus dem Fenster. Es ist stockfinster und regnet in Strömen. Oh weh.
Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder schön. Wir kommen früh an und gönnen uns ein Taxi zum Hotel. Die Taxis in Mazatlán sind etwas ganz Besonderes, ähneln überdimensionierten Golfcarts, haben keine Fenster, und weil man sich selbige darin gut holen kann, heißen sie „Pulmonia“, Lungenentzündung.
Unser Hotel liegt direkt am Wasser und gleichzeitig mitten im touristischen Zentrum der Stadt, der sogenannten Zona dorada, umgeben von zahllosen Souvenirgeschäften, Restaurants, Bars und anderen Hotels. Wir bekommen ein Zimmer im 13. Stock, von dem aus man einen schönen Blick über den Pazifik auf ein kleines, unbewohnt scheinendes Inselchen hat, das immer wieder von Ausflugsbooten angesteuert wird. Am Strand eine einzige kleine Holzhütte. Ich habe kein Fernglas dabei, aber es sieht aus, als würden dort Schnorchel- oder Tauchausflüge stattfinden. Die Insel ist tatsächlich unbewohnt und heißt Bird Island, erfahre ich später.

Es ist keine Hochsaison, die Strände sind menschenleer und die ganze Stadt verströmt irgendwie den morbiden Charme des Verfalls. In der Sprache der Indios bedeutet Mazatlán „Platz der Hirsche“, aber solche hat man hier sicher lange nicht mehr gesehen. In der Sprache nordamerikanischer Europiden nennt man den gesamten Küstenabschnitt bis hinunter nach Acapulco die „mexikanische Riviera“ und das trifft es ganz gut. Die unzähligen Hotelkomplexe entlang der Küste tun der Schönheit des Pazifik aber keinen Abbruch. Für mich, die ich schon als Jugendliche begann, Surfmusik zu mögen, hatte die amerikanische Westküste immer etwas Geheimnisvolles. Nun bin ich zum ersten Mal hier und finde es wunderschön. Das Licht ist irgendwie dunstig und die Wellen sind tatsächlich riesig. Am Himmel unzählige Pelikane. Es wird viel gesurft, am Strand liegt kaum jemand.

Bild

Da wir nichts Bestimmtes geplant haben, überlegen wir kurz, ob es sich lohnen könnte, eine Fähre nach LaPaz auf der Baja California zu nehmen, man könnte Grauwale sehen. Die Überfahrt läßt sich jedoch nicht in einem oder zwei Tagen bewältigen, sie dauert fast 20 Stunden und kostet überdies über 2000 Pesos. Wale von der Fähre aus zu sehen ist natürlich auch nicht sicher und so scheint es uns den Aufwand nicht wert. Wir entschließen uns, in Mazatlán zu bleiben und die Stadt zu erkunden. Hier gibt es, wenn man sich die Mühe macht, die Zona dorada einmal zu verlassen, auch noch ein „altes“ Mazatlán zu entdecken, dessen Kolonialarchitektur ein wenig an Kuba erinnert, ziemlich authentische Märkte und natürlich, wie könnte es anders sein, eine Kathedrale.


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Mir fallen die hohen Bürgersteige in der Altstadt auf, aber als wir einmal in einen heftigen tropischen Regenschauer geraten und die Straßen sich in regelrechte Sturzbäche verwandeln, wird mir der Grund klarer.

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Überhaupt hat Sinaloa, hier auf der anderen Seite der Sierra Madre, ein ganz anderes, viel tropischeres Klima als Durango oder Zacatecas. Es gibt unzählige Palmen, die ich in den anderen Bundesstaaten kaum gesehen habe. Es regnet immer wieder mal kurz und heftig, ganz offensichtlich herrscht noch Monsun. Vor dem Regen flüchten wir in eine der unzähligen kleinen Bars in der Altstadt, trinken ein paar Margaritas und gönnen uns dann eine Lungenentzündung zurück zum Hotel. In Mazatlán ist 24 Stunden lang Happy Hour.


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Am Strand auch hier Indios, es sind keine Huicholes, wohl eher die hier ansässigen Nahuatl, aber meine Freundin ist sich da nicht sicher. Sie fertigen Schmuck aus Muscheln und wir kaufen Ohrringe und Armreifen als Mitbringsel. Es ist spottbillig und als wir einen der Ohrringe verlieren, bietet uns die Indiofrau am kommenden Tag an, uns kostenlos einen neuen anzufertigen, was wir natürlich nicht annehmen.

Obwohl an fast allen Tagen die rote Fahne herausgehängt wird, sind auch bei dem Wellengang immer Kinder im Wasser. Schließlich, als sich unser Aufenthalt dem Ende nähert, entschließe ich mich auch, wenigstens noch einmal baden zu gehen. Es gibt keine gefährlichen Strömungen und die Wellen sind nicht sehr hoch, aber ziemlich hart und als ich nach einem Brecher, der mich gezielt am Hinterkopf trifft, meine Brille in zwei Teilen in der Hand halte, ist es genug des Badevergnügens.

Die Rückreise treten wir auf meinen Wunsch tagsüber an. Wir verlassen Mazatlán am Nachmittag und ich bekomme die Sierra Madre occidental nun doch noch zu sehen. Der Bus hält immer wieder an, mal kommen Verkäufer herein, die gerösteten Mais anbieten, der herrlich duftet, immer wieder steigen auch Leute zu, viel mehr, als der Bus Sitzplätze bietet. Sie stehen in den Gängen und ich frage mich, wie sie die sieben Stunden Fahrt über die Serpentinen so überstehen wollen, aber die meisten fahren nicht so weit mit, sondern steigen irgendwo zwischendrin aus. Ob diese Art der Passagierbeförderung legal ist und ob der Fahrer dazu die Genehmigung hat, wagen meine Freundin und ich zu bezweifeln.
Oben in den Bergen ist es eiskalt und regnet erneut in Strömen. Die Berghänge sind von dichter Vegetation überzogen, selten mal kleine, ärmliche aussehende Ansiedlungen. Wir passieren den Espinazo de Diablo, die Stützpfeiler für die zukünftige Autobahn sind gigantisch. Mehr noch fasziniert mich, daß die Bus- und Lkw-Fahrer sich auf den kurzen geraden Strecken der Serpentinenstraße auch noch überholen, aber die werden schon wissen, was sie tun.

Später in der Nacht gibt es eine Rast, weit oben im Gebirge, in einem kleinen Dorf. Es regnet, ist kalt und neblig. In den Berg hineingebaut einige Behausungen, unter anderem eine öffentliche Toilette von halbwegs akzeptablem Zustand, die von einer Art Vordach überragt wird, auf dem etwas Grünzeug zu wachsen scheint. Als ich von dort zurückkomme und vor dem Bus warte, kommt etwas großes Weißes um eine Felsnase herum getrabt, nimmt den Weg über das Vordach und verschwindet in einer Öffnung im Fels. Ich frage mich kurz, ob ich in der Höhenluft halluziniere, aber offensichtlich wohnt ein Pferd im Berg über dem Klo.
An einem Imbißstand werden auf offenem Feuer Fleisch und Burger gegrillt. Ich meine, daß es sich nicht lohnt ein Foto zu machen, da es bei dem Nebel und der Dunkelheit wohl ohnehin nichts wird. Später ärgere ich mich darüber, denn die ganze Szenerie mit dem im flackernden Feuerschein am Berghang entlangtrabenden Pferd hatte etwas Unwirkliches und ich hätte gern eine Erinnerung daran gehabt, aber so muß ich mich eben ohne Foto erinnern.

Zurück in Durango vergehen die letzten Tagen mit einigen kürzeren Ausflügen in die Umgebung, bei denen ich dann sogar noch ein paar „richtige“ Kakteen sehen werde, und dem Einkaufen von Mitbringseln. Durango ist bekannt für seine Marzipanfrüchte, die allerdings ein wenig anders schmecken, als wir es in Europa gewohnt sind.
Und natürlich trete ich die Heimreise nicht ohne zwei Flaschen Tequila und einige Gläser Mole an!

Wie auf der Hinreise habe ich, um die Fluggesellschaft nicht wechseln zu müssen, enorme Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. In Mexico City habe ich 8 (in Worten: acht) Stunden Aufenthalt. Es ist erstaunlich, wie wenig Sitzgelegenheiten der zur größten Agglomeration der Welt gehörende Flughafen bietet. Und auch die im Lonely Planet beschriebenen Internetterminals fehlen völlig. Da es immer gut ist, eine Zweitmeinung einzuholen, frage ich an verschiedenen Informationsständen nach, Zeit habe ich ja genug. Und es erweist sich auch hier als richtig, denn als ich am dritten Schalter frage, bekomme ich den Tip, es gebe ein kleines Reisebüro, das einen einzigen Internetterminal biete, den man als Reisender gegen ein Entgelt nutzen dürfe… Ich gehe davon aus, mich in eine endlose Schlange vor diesem Juwel von einem Computer einreihen zu müssen, aber tatsächlich handelt es sich wohl um den grandiosesten Geheimtip überhaupt, denn tatsächlich steht die Kiste mutterseelenallein in einer Ecke des kleinen Reisebüros. Es ist nicht mal teuer und ich verballere all meine letzten Pesos, die Verbindung ist schnell, ich surfe ausgiebig im Internet und schreibe Mails nach Deutschland. Sobald die Zeit herum ist, wandern ein paar weitere meiner restlichen Pesos über den Bürotresen und der Satz „otra media hora“ geht mir dabei dann schon ganz leicht über die Lippen. Ein bißchen was habe ich wohl doch gelernt.

Gelernt habe ich auch, daß ich mit den Vorstellungen, die ich von Mexiko hatte, ziemlich daneben lag. Es war eine unglaublich interessante, abwechslungsreiche und manchmal auch anstrengende Reise in ein Land, dessen Vielfalt insgessamt schier unendlich sein muß und in dem die gastfreundlichsten und entspanntesten Menschen leben, die man sich vorstellen kann.



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Re: Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von LeoLaDigue »

Suse hat geschrieben: Man zwingt uns, aus Hygienegründen unglaublich häßliche Haarnetze und zur Sicherheit Bauarbeiterhelme aufzusetzen, mit denen wir uns natürlich gegenseitig fotografieren müssen.
...
Hola Chica! Suse, mir scheint, mein Computer hat eine Fehlfunktion. Dein unglaubliches Bauarbeiterhelmefoto wird bei mir nicht angezeigt. Kannst du es bitte noch mal einstellen. :lol:

Das Warten hat sich gelohnt. Sehr gut geschrieben! Ich freue mich auf schon auf den nächsten Reisebericht.

Viele, viele Grüße
Leo
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Re: Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von mr.minolta »

Er ergreift meine rechte Hand mit seinen beiden, schüttelt sie wild und entbietet mir mit strahlendstem Lächeln ein ...
Ich brech' zusammen... :lol:

Und das "unglaubliche Bauarbeiterhelmefoto" will auch ich noch sehen! :wink:

Ein schöner Bericht, Du solltest Bücher schreiben!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
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Re: Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von Suse »

Und ich hätte jetzt gedacht, Ihr wollt unbedingt das schießwütige Video sehen! :lol:

Das Foto hätte ich ja zu gerne gezeigt, aber welchen Hoster ich auch versuche, ich bekomme immer nur dies:

Bild

Tut mir so leid! :wink:

Gruß,

Suse
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Gesie
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Re: Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von Gesie »

Hallo Suse,

ein perfekt geschriebener, informativer, humorvoller Reisebericht!
Super! :D
Ich kann mich mir. minolta nur anschließen: Du solltest Bücher schreiben.

Liebe Grüße
Gesie
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Re: Mexiko 2010 oder: Karaoke in der Sierra Madre

Beitrag von Suse »

Suse hat geschrieben:
Eigentlich gehofft hatte ich auch auf eine Begegnung mit Tarahumara, aber den Zahn hatte man mir in der Mexico-Community bereits gezogen. Dieser Indianerstamm, der sich selbst Raramui nennt, von dessen Existenz ich erstmals bei einem Besuch im Bremer Übersee-Museum erfahren hatte, lebt viel weiter nördlich in der Sierra Madre. Daß sie mich interessierten, lag vor allem an diesem Artikel, den ich bei meinen Reisevorbereitungen im Internet entdeckte. Auch wenn ich sie nicht gesehen habe, aber es ist vielleicht ganz nett zu lesen:

http://mein.salzburg.com/interessen/lie ... ernen.html
Ich muß meinen uralten Reisebericht aus Mexiko, der schon überhaupt keine Bilder mehr enthält, trotzdem mal nach oben ziehen, weil ich etwas ergänzen möchte, das mich gerade dermaßen begeistert.

Die Tarahumara (die sich selbst Rarámuri, "die, die schnell laufen" nennen), haben mich seit meiner Mexiko-Reise gedanklich weiterhin immer mal wieder beschäftigt. Ein Kollege und Freund, der in den Folgejahren, nachdem ich in Mexiko war, anfing, selbst Ultramarathons zu laufen, berichtete mir mehrfach davon, daß diese indigenen Mexikaner, die eigentlich von ihrer Mentalität her keinen allzugroßen Kontakt mit den westlich lebenden Mexikanern wünschen, in den Fokus derjenigen gerückt ist, die ihr Geld mit der rasant wachsenden Gruppe der Freizeit-Triathleten und dergleichen macht. Lauflernbücher "Laufe wie ein Tarahumara" und so ein Kram schossen wie Pilze aus dem Boden, aber die Rarámuri selbst blieben, wo sie waren. Ich weiß noch, wie beeindruckt ich seinerzeit vom Umgang der Mexikaner, die ich kennenlernte, mit ihren indigenen Bevölkerungsgruppen war, wie höflich und respektvoll sie behandelt wurden. Und schloß daraus, daß es vielleicht auch ein Teil der mexikanischen Mentalität ist, die ich vorab vollkommen falsch eingeschätzt hatte, ein Volk, das nicht wünscht aus seiner selbst gewählten Isolation gerissen zu werden, mit Forderungen zu belästigen. Ich glaube kaum, daß in Ländern weiter östlich lange gezögert würde, Menschen mit einem - vermutlich genetisch bedingten - Talent zu sportlichen Höchstleistungen massiv unter Druck zu setzen, ihr Talent doch bitte umgehend zu Ruhm und Ehre des Vaterlandes einzusetzen..

Wir haben immer gemutmaßt, daß die Tarahumara, sollten sie sich freiwillig entschließen, irgendwann in den großen weltweiten Laufzirkus einzutreten, Heulen und Zähneklappern bei allem, was regelmäßig neue Gelschuhe und isotonische Flüssignahrung verschleißt, auslösen werden. Und jetzt ist es soweit und die erste Generation Rarámuri macht sich auf den Weg und gewinnt Ultramarathons im Kleid und in Sandalen aus recycelten Autoreifen. Was für ein faszinierendes Volk. Es ist so unfaßbar, ich krieg mich gar nicht mehr ein:

https://mexiconewsdaily.com/news/raramu ... amarathon/
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