Mit unserem Urlaub scheint auch das schöne Wetter sich dem Ende zu nähern. Wir sind inzwischen auch ein bißchen ausgelaugt, an manchen Tagen waren wir dreimal oben auf dem Felsen oder auf der Düne. Der letzte Tag wird mit Faulenzen, Lesen und Shoppen verbracht. Meine natürlich nicht ganz ernst gemeinten Lästereien über die Tagestouristen bedeuten ja nicht, daß ich die Duty Free-Shops nicht auch ganz gut finde. Manche Sachen gibt es hier in Packungsgrößen, wie man sie sonst nur am Flughafen findet, und man muß schließlich schon mal an Weihnachten denken.
An der Südpromenade und vor den Hummerbuden stapeln sich die Gäste und man hört ab und zu Auseinandersetzungen zwischen Ladenbesitzern und Besuchern wegen nicht desinfizierter Hände und fehlender Masken. In der James-Krüss-Bude wandert noch als letztes Souvenir ein kleiner Plüschhummer ins Gepäck.
Eine Bude beherbergt die Galerie einer Inselfotografin; während ich durch die ausgestellten Bilder blättere, kommt mir der Gedanke, sie zu fragen, ob es ihr als hier ansässiger Fotografin, die ja die besten Möglichkeiten hat, schon mal gelungen ist, ein springendes Lummenküken zu fotografieren, denn solche Aufnahmen sind extrem selten und wenn, dann wurden sie zumeist nicht auf Helgoland aufgenommen. Die schnippische Antwort läßt mich vermuten, daß sie das als Kritik wahrnimmt. Das sei nicht ihre Aufgabe, meint sie, und außerdem sei es zu schwer mit dem engen Radius des Tele ein sich so schnell bewegendes Objekt zu fotografieren.
Es gibt auch nur wenige Videos vom Lummensprung, aber eins hab ich gefunden. Das Video ist nicht unseres, ich verlinke es nur, um ein bißchen zu illustrieren, wovon ich zuvor geschrieben habe. Auch die jubelnden Zuschauer im Hintergrund geben ziemlich gut die Atmosphäre wieder. Es ist wirklich ein bißchen wie beim Pferderennen.
https://www.youtube.com/watch?v=1OqghT6M6xg
Am Abreisetag fängt es dann tatsächlich an zu regnen. Bis um 11 Uhr hängen wir im Zimmer herum. Da der Koffer ja wieder die 15 Euro-Reise zur Fähre ohne unser Zutun antritt, sind wir frei von Gepäck und quetschen uns am Nordosthafen in einen Strandkorb. Der Regen tröpfelt aufs Verdeck und das paßt zur Stimmung.
Kleines Detail am Rande: Auf den öffentlichen Klos auf Helgoland haben sogar die Kacheln Helgoländer Farben:
Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand - das sind die Farben von Helgoland.
Am frühen Nachmittag heißt es Abschied nehmen. Wir trödeln wir zur Fähre, sagen Hoffmann von Fallersleben und der Hermann Marwede im Vorbeigehen noch mal tschüs, und dann geht es an Bord. Der Regen hat praktischerweise wieder aufgehört und wir können auch auf der Rückfahrt an Deck sitzen und Helgoland am Horizont verschwinden sehen. Es war eine sehr intensive Woche und es kommt mir wesentlich länger her vor, daß wir hier angekommen sind.
Letzte Gelegenheit für Gegenlichtaufnahmen
Und weil gerade bei Klofotos sind, das sind die Türklinken auf der Fähre. Nett, oder?
Den letzten, zum Glück wieder sonnigen, Abend verbringen wir in einem plüschigen Hotel in der Altstadt von Cuxhaven und finden gleich nebenan ein hervorragendes Steak-Restaurant.
Weil das Hotel coronabedingt kein Frühstück anbietet, das Zimmer aber einen schönen Balkon mit Blick über den Deich hat, sitzen wir am nächsten Morgen hier, trinken die letzten Cocoswasserdosen und futtern Müsliriegel, bevor wir die Abreise durch das Gewirr der Einbahnstraßen in der Altstadt von Cuxhaven antreten. Vermutlich ist es Absicht, daß man hier so kreuz und quer geleitet wird, so bekommt man zwangsläufig vor Augen geführt, daß das hier ganz hübsch ist, und wird zum Wiederkommen animiert.
Weil ich es nun so oft erwähnt habe: Das Zeug, das ich die ganze Woche literweise getrunken habe, heißt Coconaut und wird nur in Norddeutschland vertrieben, für alles, was südlich von Hamburg liegt, gibt es wohl bislang keinen Vertrieb. Hätte ich das gewußt, hätte ich wohl ein paar Dosen aufgehoben. Mach definitiv süchtig und schmeckt besser als jedes Kokoswasser, das ich je getrunken habe. Ich habe mit dem Hersteller nichts zu tun und verdiene nichts daran, wenn ich das hier schreibe.
https://coconaut-shop.de/
Die Fahrt nach Berlin reißen wir dann in einem Rutsch ab und sind nach gut fünf Stunden wieder mitten in der lauten, lärmigen und überfüllten Stadt. Kaum zu glauben, wie groß der Unterschied ist. Helgoland ist wirklich eine Welt für sich und ohne Corona wären wir vielleicht so bald gar nicht wieder hingefahren, so hat alles sein Gutes. Sowieso müssen wir froh sein, daß die Reise überhaupt stattfinden konnte. Während ich das schreibe, ist Helgoland coronabedingt ja schon wieder in weiter Ferne, so wie alle anderen Reisepläne auch.
Da sitzen sie, und starren nachdenklich auf den Dünen-Flughafen. Wahrscheinlich fragen sie sich auch, was 2021 wohl bringt:
Im Moment gehen wir davon aus, daß die für nächstes Jahr eigentlich geplante New York-Reise wohl nochmal verschoben werden muß. Weitere Fernreisepläne gibt es erst fürs Frühjahr 2022, und die sind so komplex, daß wir uns jetzt schon so gut wie sicher sind, daß Corona uns auch da noch mal zum Umplanen zwingen wird, so daß sich da jetzt noch keine so richtige Vorfreude einstellen will. Aber wie heißt es so schön: Hoffnung treibt das Schiff der Narren.
Ganz sicher ist, daß wir irgendwann wieder auf die rote Insel kommen, und wir hoffen, die Lange Anna aufrecht und die Tölpel um sie kreisend wiederzusehen.