Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Wieso denn Französisch Polynesien? Hatte es nach der Challenge mit dem Challenger 2023 nicht geheißen: Das selbe nochmal? Bevor man das richtige Auto nicht mehr bekommt, sondern nur noch die E-Version mit künstlichem Schaltgeruckel und Auspuffgeräuschen?
Ja, stimmt, so war der Plan. Als wir an unserem letzten Tag im April letzten Jahres am Ufer des Lake de Soto im Auto saßen, waren wir uns eigentlich einig: Florida 2024 – nach Key West sollte es gehen, wenn möglich wieder in einem Challenger.
Aber wieder zuhause erhielten wir wenig später eine Nachricht, die uns umdenken ließ. Denn es gibt, selbst für den Ehemann, eine Sache, deren Verlust die Reisefreude mehr trüben könnte als der des Challengers. Und das ist eine Insel im Nirgendwo.
Unsere erste Robinson-Experience starteten wir 2019 in Tonga auf einer weit entfernt von jeder Zivilisation gelegenen Insel namens Luahoko. Ich befürchte, so prognostizierte der Ehemann damals, das wird uns für alles andere versauen. Und genau so kam es. Wir wurden süchtig nach dem Leben auf einsamen Inseln. Noch Monate später betrachteten wir jedes Stück Holz am Wegesrand mit den Augen des Steinzeitmenschen: Wie lange brennt der Reisighaufen da vorn? Damit läßt sich sicher eine Kanne Kaffee kochen. Der Ast dahinten? Der reicht für einen ganzen Topf Reis.
Papayas direkt vom Baum pflücken, Kokosnüsse mit der Machete öffnen. Trinkwasser als kostbarsten Besitz schätzen lernen. Je nach Tageszeit, Windrichtung und Sonnenstand entscheiden, in welcher Himmelsrichtung man sich an einen der menschenleeren Strände legt. Wir lernten, den bevorstehenden Sonnenaufgang an den Geräuschen des Windes und der Wellen zu erkennen und die Tageszeit am Verhalten der Tiere abzulesen. Wir lebten vollkommen im Rhythmus der Natur. Es war ein Traum. Wenn wir gewußt hätten, daß die Zeit auf Luahoko ein einmaliges Erlebnis bleiben würde, hätten wir es vielleicht noch mehr genossen, sofern das überhaupt möglich war.
2022 wiederholten wir das Abenteuer in einer anderen Ecke des Pazifiks. Insel Nummer zwei hieß Motu Rani, gelegen in einer der schönsten Lagunen Französisch Polynesiens. Es war ein bißchen anders, aber genauso schön. Hier reiht sich ein Motu, Polynesisch für „Inselchen“, an das andere, alle unbewohnt. Zu Fuß von Motu zu Motu durchs knietiefe Wasser waten, durch menschenleeres Türkisblau bis zum Horizont.
Aber die Inseln der Südsee sind fragile Reiseziele. Alles hier, in der Nähe, oder, wie Tonga, direkt auf dem Pazifischen Feuerring gelegen, ist beständig von Naturkatastrophen bedroht. Zyklone, Tsunamis, Vulkanausbrüche. Luahoko erwischte es 2021, als der Hunga Tonga explodierte, ein in nur 90 Kilometern Entfernung gelegener submariner Vulkan.
https://www.youtube.com/watch?v=gJc6PZAOiow
Der hierdurch ausgelöste Tsunami vernichtete die Schutzhütten der Insel und auch einen Großteil der Vegetation. Nun erholt sich die Natur der Tropen ja schnell und wir hofften noch auf ein Wiederaufleben des Projektes.
Aber wir wurden enttäuscht. Offenbar lohnt es nicht, die Insel wieder aufzubauen. Zu wenige Menschen haben Interesse an dieser Art der Urlaubsverbringung und die Eigentümer trafen nun die Entscheidung, die Insel nicht wieder zu vermieten. Luahoko als Robinson-Insel ist Geschichte.
Es fällt nicht leicht, loszulassen und zu akzeptieren, daß wir Luahoko nicht wiedersehen werden. Naja, man merkt es sicher schon, ein bißchen ist es auch Teil des Prozesses, die Erinnerung daran hier nochmals niederzuschreiben.
So schön und für uns nun unerreichbar. Aber wie heißt es so schön: Dankbar sein, daß wir das überhaupt erleben und diese Insel ganze 10 Tage für uns allein haben durften:
https://www.youtube.com/watch?v=fMo4Y8pTVPc
Sprüche, Veränderungen akzeptabel zu machen und das Loslassen zu erleichtern, gibt es viele: Nichts ist beständig, außer der Veränderung. Panta rhei. So, wie urplötzlich ein Urgestein der US-amerikanischen Automobilindustrie sein Ende findet, so kann eine ganze Insel plötzlich außerhalb der Reichweite von fernwehgeplagten Touristen sein.
Es blieb uns Motu Rani. Aber nachdem wir nun die Nachricht aus Tonga bekommen hatten, fragten wir uns: Was, wenn auch diese Insel von ihren nicht mehr ganz jungen Eigentümern plötzlich aufgegeben würde? Alles, was auf dem Motu steht, haben sie mit eigenen Händen gebaut. Ob sie nach einem Tropensturm tatsächlich wieder von vorn beginnen würden? Der Gedanke ließ uns keine Ruhe mehr, daß wir am Ende wegen eines Autos die Chance vertun würden, noch einmal für eine längere Zeit ganz allein in einer lebendig gewordenen Fototapete zu leben.
Die Entscheidung fiel am Ende leicht. Florida geht immer, noch viele Jahre werden wir dorthin reisen können. Und gibt es dann keinen Challenger mehr, gibt es einen Mustang oder vielleicht einen schönen Cadillac. Der Möglichkeiten sind viele. Aber ein Motu Rani gibt es nur einmal.
Also starteten wir in die dritte Robinsonade.
Ja, stimmt, so war der Plan. Als wir an unserem letzten Tag im April letzten Jahres am Ufer des Lake de Soto im Auto saßen, waren wir uns eigentlich einig: Florida 2024 – nach Key West sollte es gehen, wenn möglich wieder in einem Challenger.
Aber wieder zuhause erhielten wir wenig später eine Nachricht, die uns umdenken ließ. Denn es gibt, selbst für den Ehemann, eine Sache, deren Verlust die Reisefreude mehr trüben könnte als der des Challengers. Und das ist eine Insel im Nirgendwo.
Unsere erste Robinson-Experience starteten wir 2019 in Tonga auf einer weit entfernt von jeder Zivilisation gelegenen Insel namens Luahoko. Ich befürchte, so prognostizierte der Ehemann damals, das wird uns für alles andere versauen. Und genau so kam es. Wir wurden süchtig nach dem Leben auf einsamen Inseln. Noch Monate später betrachteten wir jedes Stück Holz am Wegesrand mit den Augen des Steinzeitmenschen: Wie lange brennt der Reisighaufen da vorn? Damit läßt sich sicher eine Kanne Kaffee kochen. Der Ast dahinten? Der reicht für einen ganzen Topf Reis.
Papayas direkt vom Baum pflücken, Kokosnüsse mit der Machete öffnen. Trinkwasser als kostbarsten Besitz schätzen lernen. Je nach Tageszeit, Windrichtung und Sonnenstand entscheiden, in welcher Himmelsrichtung man sich an einen der menschenleeren Strände legt. Wir lernten, den bevorstehenden Sonnenaufgang an den Geräuschen des Windes und der Wellen zu erkennen und die Tageszeit am Verhalten der Tiere abzulesen. Wir lebten vollkommen im Rhythmus der Natur. Es war ein Traum. Wenn wir gewußt hätten, daß die Zeit auf Luahoko ein einmaliges Erlebnis bleiben würde, hätten wir es vielleicht noch mehr genossen, sofern das überhaupt möglich war.
2022 wiederholten wir das Abenteuer in einer anderen Ecke des Pazifiks. Insel Nummer zwei hieß Motu Rani, gelegen in einer der schönsten Lagunen Französisch Polynesiens. Es war ein bißchen anders, aber genauso schön. Hier reiht sich ein Motu, Polynesisch für „Inselchen“, an das andere, alle unbewohnt. Zu Fuß von Motu zu Motu durchs knietiefe Wasser waten, durch menschenleeres Türkisblau bis zum Horizont.
Aber die Inseln der Südsee sind fragile Reiseziele. Alles hier, in der Nähe, oder, wie Tonga, direkt auf dem Pazifischen Feuerring gelegen, ist beständig von Naturkatastrophen bedroht. Zyklone, Tsunamis, Vulkanausbrüche. Luahoko erwischte es 2021, als der Hunga Tonga explodierte, ein in nur 90 Kilometern Entfernung gelegener submariner Vulkan.
https://www.youtube.com/watch?v=gJc6PZAOiow
Der hierdurch ausgelöste Tsunami vernichtete die Schutzhütten der Insel und auch einen Großteil der Vegetation. Nun erholt sich die Natur der Tropen ja schnell und wir hofften noch auf ein Wiederaufleben des Projektes.
Aber wir wurden enttäuscht. Offenbar lohnt es nicht, die Insel wieder aufzubauen. Zu wenige Menschen haben Interesse an dieser Art der Urlaubsverbringung und die Eigentümer trafen nun die Entscheidung, die Insel nicht wieder zu vermieten. Luahoko als Robinson-Insel ist Geschichte.
Es fällt nicht leicht, loszulassen und zu akzeptieren, daß wir Luahoko nicht wiedersehen werden. Naja, man merkt es sicher schon, ein bißchen ist es auch Teil des Prozesses, die Erinnerung daran hier nochmals niederzuschreiben.
So schön und für uns nun unerreichbar. Aber wie heißt es so schön: Dankbar sein, daß wir das überhaupt erleben und diese Insel ganze 10 Tage für uns allein haben durften:
https://www.youtube.com/watch?v=fMo4Y8pTVPc
Sprüche, Veränderungen akzeptabel zu machen und das Loslassen zu erleichtern, gibt es viele: Nichts ist beständig, außer der Veränderung. Panta rhei. So, wie urplötzlich ein Urgestein der US-amerikanischen Automobilindustrie sein Ende findet, so kann eine ganze Insel plötzlich außerhalb der Reichweite von fernwehgeplagten Touristen sein.
Es blieb uns Motu Rani. Aber nachdem wir nun die Nachricht aus Tonga bekommen hatten, fragten wir uns: Was, wenn auch diese Insel von ihren nicht mehr ganz jungen Eigentümern plötzlich aufgegeben würde? Alles, was auf dem Motu steht, haben sie mit eigenen Händen gebaut. Ob sie nach einem Tropensturm tatsächlich wieder von vorn beginnen würden? Der Gedanke ließ uns keine Ruhe mehr, daß wir am Ende wegen eines Autos die Chance vertun würden, noch einmal für eine längere Zeit ganz allein in einer lebendig gewordenen Fototapete zu leben.
Die Entscheidung fiel am Ende leicht. Florida geht immer, noch viele Jahre werden wir dorthin reisen können. Und gibt es dann keinen Challenger mehr, gibt es einen Mustang oder vielleicht einen schönen Cadillac. Der Möglichkeiten sind viele. Aber ein Motu Rani gibt es nur einmal.
Also starteten wir in die dritte Robinsonade.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Ich bin echt neidisch... Das wäre mein Traum, das mal zu machen... Leider ziehen da meine Mitreißenden nicht so wirklich
Seychellen 2008( Mahe, Praslin, La Digue), 2010(Praslin, La Digue), 2011(Praslin), 2015(Praslin, La Digue), 2017(Praslin), 2021(Praslin,Mahe), 2023 Praslin & Mahe, 2024 Mahe
Weitere besuchte Inseln: Curieuse,Cousin,Aride,Sisters,Coco,St. Pierre.
Weitere besuchte Inseln: Curieuse,Cousin,Aride,Sisters,Coco,St. Pierre.
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Klasse, ich freue mich auf euern Bericht.
LG
Klara
LG
Klara
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Es ist Ende Februar, als wir losfliegen. Kalt ist es draußen, aber wir kommen trotzdem bald ins Schwitzen, denn so schwer beladen wie diesmal sind wir überhaupt noch nie in den Urlaub gestartet.
In unserem Handgepäck haben wir alles dabei, was man sich an Film- und Fotoequipment nur ausdenken kann. Neben der Grundausstattung von zwei Smartphones plus einem Kindle-Reader haben wir zwei Foto- und zwei Videokameras dabei, davon eine für Unterwasseraufnahmen. Plus eine Drohne, die nur geliehen ist, und die zu fliegen wir kein einziges Mal geübt haben. Das wird noch spannend. Dazu so viele Powerbänke wie erlaubt sind, um das alles später laden zu können, wenn wir keinen Strom mehr haben werden.
In meinem Koffer befindet sich neben Schnorchelzeugs und relativ wenig Kleidung noch eine üppige Ausstattung an Würzmischungen und Tütensuppen. Der Ehemann hat sich nach dem letzten Motu Rani-Aufenthalt über die Eintönigkeit des Essens beschwert. Die Ernährung auf Inseln ohne Kühlschrank ist tatsächlich ein Thema für sich, und daher habe ich so gut es geht vorgesorgt.
All das vorzubereiten war schon auch anstrengend. Wir waren beide erst vor wenigen Wochen stark erkältet und sind gerade so eben rechtzeitig wieder fit geworden. Auf dem Zubringerflug kann man sich kurz zurücklehnen, aber schon bei der Zwischenlandung in Paris wird es wieder stressig.
Wir landen am weit abgelegenen Terminal 2G und verpassen den ersten Shuttlebus zum anderen Terminal, weil wir beide aufs Klo müssen. Der nächste kommt erst 10 Minuten später, jetzt wird es schon eng, die Umsteigezeit war ein bißchen knapp bemessen. Die Stimmung ist angespannt. Aber wer sich nicht aufs Klo getraut hat, ist jetzt halt aus anderen Gründen angespannt.
In der Boardingschlange vorm Langstreckenflug tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Eine Amerikanerin vertraut mir ihr umfangreiches Handgepäck an, was schon zeigt wie dringend es ist. Sie erklärt mir, ihre Tochter sei wohl irgendwo an den Süßigkeitenautomaten versackt, wo sie doch eigentlich nur eine Flasche Wasser holen sollte, und komme nicht zurück. Sie könne jetzt aber beim besten Willen nicht länger warten. Kaum ist sie weg, erscheint die Tochter. Genau wie die Mutter vermutet hat, die Arme voller Nestlé und Kinder-Süßigkeiten, vermutlich all das, was sie in den USA so schnell nicht wieder bekommt. Zur Strafe verfällt sie kurz in Panik, als sie ihre Mutter in der Schlange nicht finden kann und eine Fremde mit ihren Taschen hantieren sieht.
An Bord wird es nicht gemütlicher. Neben mir ein Franzose, der strikt darauf achtet, daß man nicht in seinen Tanzbereich eindringt. Regelrecht aggressiv wird er, als die Dame vor ihm die Sitzlehne zurückstellt. Es eskaliert so weit, daß die Stewardess schon kurz nach dem Start anrücken und schlichten muß. Es ist tatsächlich das erste Mal, daß ich so einen offenen Aggressionsausbruch mit Anbrüllen und mit Fausthieben gegen den Vordersitz erlebe. Bißchen komisch ist mir schon. Dreist ist er außerdem, er hat gar keine Hemmungen sich mit übergeschlagenen Beinen breit zu machen. Im Laufe des Fluges erwische ich ihn, wie er seinen schmuddeligen großen Zeh hinter den Gummizug der Tasche in meinem Vordersitz klemmt. Zur Strafe krame ich ein bißchen in der Tasche herum und lasse den Verschluß ein paarmal schnappen, danach läßt er das.
Wir fliegen mit Air France nach Los Angeles, und ich bin wieder einmal nicht enttäuscht. Was dem Deutschen sein Wald ist dem Franzosen sein Mampf. Das Essen war hier noch nie wirklich schlecht. Und während wir mit der Zeit in einer endlosen Dämmerung nach Westen fliegen, bauen sie vor den Toiletten Wagen mit Leckereien und Getränken zur Selbstbedienung auf. Da gibt es kleine Kuchen mit flüssigem Schokokern, Babybel und Ritz-Cracker sowie eine endlose Auswahl an Getränken. Es gibt Leute, die verbringen den gesamten Flug hier in einer 11stündigen Stehparty.
In Los Angeles ist es Nacht geworden bis wir durch die Immigration sind und unsere Koffer haben. Es ist ja erst Ende Februar und es ist kalt und regnet. Wir finden den Shuttlebus zum LAXit und sitzen wenig später im Taxi. Unser Fahrer, ein junger Mann, der sein Taxi mit Heiligenbildchen dekoriert hat, reagiert in keinster Weise, als wir ihm die Adresse sagen. Normalerweise gab es hier schon zu Beginn der Fahrt immer dumme Sprüche, weil das Motel so nah liegt, daß wir die Minimum Fare nicht überschreiten. Bei Ankunft stocken wir die 21 Dollar auf 25 auf, aber 4 Dollar Tip sind ihm wohl zu unchristlich. Kofferraum ist offen, sagt er knapp, und bleibt sitzen.
Da sind wir also wieder in unserer Travelodge. Ein einfaches Motel am Pacific Coast Highway, nah am Flughafen, in El Segundo. Wir wohnen jetzt zum dritten Mal hier und mögen die kleine Anlage, die irgendwie einen Dorfcharakter hat. Die Umgebung bietet alles, was wir für einen entspannten Urlaubseinstieg brauchen, eine Tankstelle mit angegliedertem Mini-Supermarkt und ein Chick-Fil-A-Restaurant gegenüber.
Wir bekommen unser Wunschzimmer nah an der Tankstelle. Die Zimmer sind geräumig mit Kingsize-Bett, großem Fernseher und Badewanne, ziemlich neu renoviert, alles tiptop, was will man mehr. Endlich wieder in den USA, dem Land, in dem alles auf Komfort und Bequemlichkeit ausgerichtet ist! Bezüglich der Nahrungsmittelbeschaffung herrscht bei uns Aufgabenteilung: Der Mister geht zur Tankstelle für Getränke und Snacks und ich später zum Chick-fil-A, um ein richtiges Abendessen zu besorgen.
Draußen prasselt der Regen an die Scheiben, die Kissen sind zahlreich und weich, im Fernsehen laufen in Endlosschleife Road Rage-Clips und Neighborhood-Wars, es ist total gemütlich. Ich schlafe ziemlich bald ein und dann 10 Stunden durch.
Weil es uns hier so gut gefällt und wir das so erholsam finden hier zum Urlaubseinstieg ein paar Tage abzuhängen, haben wir wieder drei Nächte gebucht. Letztes Mal haben wir das Zimmer kaum verlassen, da wir für die Weiterreise nach Französisch Polynesien noch einen negativen Corona-Test brauchten und uns daher nicht unter die Leute getraut haben. Das soll diesmal anders werden.
Wegen des Wetters haben wir uns zuvor keine Sorgen gemacht, ab dem nächsten Tag ist nur noch wolkenloser Himmel vorhergesagt. Als wir aufwachen, strahlt die Sonne. Frühstück holen wir von der Circle K nebenan.
Erinnert sich noch jemand an das halb verblaßte Schild von vor zwei Jahren?
Weshalb hier nur die Seychellen parken dürfen, hat sich jetzt geklärt. Das vor zwei Jahren noch renovierungsbedürftige Nachbargebäude hat sich gemacht und man glaubt es kaum: Die Seychellen wurden hier gegründet!
Mit den Inseln hat das hier aber nichts zu tun. Das Gebäude ist der Hauptsitz eines Schuhhandels.
Da wir niemals das kostbare Equipment in einem Motel allein zurücklassen würden, aber auf einem simplen Spaziergang auch nicht alles mitschleppen wollen als würden wir die Antarktis erkunden und nicht nur ein Wohngebiet in El Segundo, gehen wir nacheinander eine Runde um den Block.
Die Straßen sind gesäumt von kerzengeraden Washingtonias, der Anblick ist so typisch für Los Angeles. Sie sehen so elegant aus mit ihren langen, dünnen Stämmen. Die Gegend wirkt insgesamt harmlos, ein Wohngebiet, dessen schlichte Häuser vermutlich gut darüber hinwegtäuschen, daß das hier eine teure Gegend ist. Die meisten Häuser sind Bungalows mit üppig bepflanzten Vorgärten, häufig im mediterranen Stil mit vielen Fenstern. Dazwischen niedrige Wohnblocks. Einen halte ich aufgrund des Retro-Schriftzuges, der ihn als „The Executive House“ kennzeichnet, zunächst wegen der Form und der Gestaltung für ein echtes Dingbat, später fällt mir aber ein, daß der erste Stock, der aus Sicht eines Amerikaners ja der zweite wäre, dazu auf Stelzen stehen und darunter Autos parken müßten.
Überhaupt denke ich, daß es mir mit Los Angeles ein bißchen so geht wie früher mit Miami. Auf den ersten Blick nicht so interessant, wenn man von der Filmindustrie mal absieht. Aber je länger man sich damit beschäftigt, desto spannender wird es. Schon architektonisch gibt die Stadt unglaublich viel her. Allein schon die Case Study Houses mal zu sehen, oder all das, was Frank Lloyd Wright hier gebaut hat. Vielleicht sollte man jedesmal ein paar Tage bleiben und etwas davon anschauen.
Von unserem Motel aus wäre man in einer guten halben Stunde auch am Strand. El Segundo- und Manhattan Beach liegen hier, wenn man immer geradeaus nach Westen geht. Aber das sind nicht die Strände, die mich interessieren. Für morgen steht erstmal das Los Angeles-Einsteigerpaket auf dem Programm: Stadtrundfahrt!
In unserem Handgepäck haben wir alles dabei, was man sich an Film- und Fotoequipment nur ausdenken kann. Neben der Grundausstattung von zwei Smartphones plus einem Kindle-Reader haben wir zwei Foto- und zwei Videokameras dabei, davon eine für Unterwasseraufnahmen. Plus eine Drohne, die nur geliehen ist, und die zu fliegen wir kein einziges Mal geübt haben. Das wird noch spannend. Dazu so viele Powerbänke wie erlaubt sind, um das alles später laden zu können, wenn wir keinen Strom mehr haben werden.
In meinem Koffer befindet sich neben Schnorchelzeugs und relativ wenig Kleidung noch eine üppige Ausstattung an Würzmischungen und Tütensuppen. Der Ehemann hat sich nach dem letzten Motu Rani-Aufenthalt über die Eintönigkeit des Essens beschwert. Die Ernährung auf Inseln ohne Kühlschrank ist tatsächlich ein Thema für sich, und daher habe ich so gut es geht vorgesorgt.
All das vorzubereiten war schon auch anstrengend. Wir waren beide erst vor wenigen Wochen stark erkältet und sind gerade so eben rechtzeitig wieder fit geworden. Auf dem Zubringerflug kann man sich kurz zurücklehnen, aber schon bei der Zwischenlandung in Paris wird es wieder stressig.
Wir landen am weit abgelegenen Terminal 2G und verpassen den ersten Shuttlebus zum anderen Terminal, weil wir beide aufs Klo müssen. Der nächste kommt erst 10 Minuten später, jetzt wird es schon eng, die Umsteigezeit war ein bißchen knapp bemessen. Die Stimmung ist angespannt. Aber wer sich nicht aufs Klo getraut hat, ist jetzt halt aus anderen Gründen angespannt.
In der Boardingschlange vorm Langstreckenflug tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Eine Amerikanerin vertraut mir ihr umfangreiches Handgepäck an, was schon zeigt wie dringend es ist. Sie erklärt mir, ihre Tochter sei wohl irgendwo an den Süßigkeitenautomaten versackt, wo sie doch eigentlich nur eine Flasche Wasser holen sollte, und komme nicht zurück. Sie könne jetzt aber beim besten Willen nicht länger warten. Kaum ist sie weg, erscheint die Tochter. Genau wie die Mutter vermutet hat, die Arme voller Nestlé und Kinder-Süßigkeiten, vermutlich all das, was sie in den USA so schnell nicht wieder bekommt. Zur Strafe verfällt sie kurz in Panik, als sie ihre Mutter in der Schlange nicht finden kann und eine Fremde mit ihren Taschen hantieren sieht.
An Bord wird es nicht gemütlicher. Neben mir ein Franzose, der strikt darauf achtet, daß man nicht in seinen Tanzbereich eindringt. Regelrecht aggressiv wird er, als die Dame vor ihm die Sitzlehne zurückstellt. Es eskaliert so weit, daß die Stewardess schon kurz nach dem Start anrücken und schlichten muß. Es ist tatsächlich das erste Mal, daß ich so einen offenen Aggressionsausbruch mit Anbrüllen und mit Fausthieben gegen den Vordersitz erlebe. Bißchen komisch ist mir schon. Dreist ist er außerdem, er hat gar keine Hemmungen sich mit übergeschlagenen Beinen breit zu machen. Im Laufe des Fluges erwische ich ihn, wie er seinen schmuddeligen großen Zeh hinter den Gummizug der Tasche in meinem Vordersitz klemmt. Zur Strafe krame ich ein bißchen in der Tasche herum und lasse den Verschluß ein paarmal schnappen, danach läßt er das.
Wir fliegen mit Air France nach Los Angeles, und ich bin wieder einmal nicht enttäuscht. Was dem Deutschen sein Wald ist dem Franzosen sein Mampf. Das Essen war hier noch nie wirklich schlecht. Und während wir mit der Zeit in einer endlosen Dämmerung nach Westen fliegen, bauen sie vor den Toiletten Wagen mit Leckereien und Getränken zur Selbstbedienung auf. Da gibt es kleine Kuchen mit flüssigem Schokokern, Babybel und Ritz-Cracker sowie eine endlose Auswahl an Getränken. Es gibt Leute, die verbringen den gesamten Flug hier in einer 11stündigen Stehparty.
In Los Angeles ist es Nacht geworden bis wir durch die Immigration sind und unsere Koffer haben. Es ist ja erst Ende Februar und es ist kalt und regnet. Wir finden den Shuttlebus zum LAXit und sitzen wenig später im Taxi. Unser Fahrer, ein junger Mann, der sein Taxi mit Heiligenbildchen dekoriert hat, reagiert in keinster Weise, als wir ihm die Adresse sagen. Normalerweise gab es hier schon zu Beginn der Fahrt immer dumme Sprüche, weil das Motel so nah liegt, daß wir die Minimum Fare nicht überschreiten. Bei Ankunft stocken wir die 21 Dollar auf 25 auf, aber 4 Dollar Tip sind ihm wohl zu unchristlich. Kofferraum ist offen, sagt er knapp, und bleibt sitzen.
Da sind wir also wieder in unserer Travelodge. Ein einfaches Motel am Pacific Coast Highway, nah am Flughafen, in El Segundo. Wir wohnen jetzt zum dritten Mal hier und mögen die kleine Anlage, die irgendwie einen Dorfcharakter hat. Die Umgebung bietet alles, was wir für einen entspannten Urlaubseinstieg brauchen, eine Tankstelle mit angegliedertem Mini-Supermarkt und ein Chick-Fil-A-Restaurant gegenüber.
Wir bekommen unser Wunschzimmer nah an der Tankstelle. Die Zimmer sind geräumig mit Kingsize-Bett, großem Fernseher und Badewanne, ziemlich neu renoviert, alles tiptop, was will man mehr. Endlich wieder in den USA, dem Land, in dem alles auf Komfort und Bequemlichkeit ausgerichtet ist! Bezüglich der Nahrungsmittelbeschaffung herrscht bei uns Aufgabenteilung: Der Mister geht zur Tankstelle für Getränke und Snacks und ich später zum Chick-fil-A, um ein richtiges Abendessen zu besorgen.
Draußen prasselt der Regen an die Scheiben, die Kissen sind zahlreich und weich, im Fernsehen laufen in Endlosschleife Road Rage-Clips und Neighborhood-Wars, es ist total gemütlich. Ich schlafe ziemlich bald ein und dann 10 Stunden durch.
Weil es uns hier so gut gefällt und wir das so erholsam finden hier zum Urlaubseinstieg ein paar Tage abzuhängen, haben wir wieder drei Nächte gebucht. Letztes Mal haben wir das Zimmer kaum verlassen, da wir für die Weiterreise nach Französisch Polynesien noch einen negativen Corona-Test brauchten und uns daher nicht unter die Leute getraut haben. Das soll diesmal anders werden.
Wegen des Wetters haben wir uns zuvor keine Sorgen gemacht, ab dem nächsten Tag ist nur noch wolkenloser Himmel vorhergesagt. Als wir aufwachen, strahlt die Sonne. Frühstück holen wir von der Circle K nebenan.
Erinnert sich noch jemand an das halb verblaßte Schild von vor zwei Jahren?
Weshalb hier nur die Seychellen parken dürfen, hat sich jetzt geklärt. Das vor zwei Jahren noch renovierungsbedürftige Nachbargebäude hat sich gemacht und man glaubt es kaum: Die Seychellen wurden hier gegründet!
Mit den Inseln hat das hier aber nichts zu tun. Das Gebäude ist der Hauptsitz eines Schuhhandels.
Da wir niemals das kostbare Equipment in einem Motel allein zurücklassen würden, aber auf einem simplen Spaziergang auch nicht alles mitschleppen wollen als würden wir die Antarktis erkunden und nicht nur ein Wohngebiet in El Segundo, gehen wir nacheinander eine Runde um den Block.
Die Straßen sind gesäumt von kerzengeraden Washingtonias, der Anblick ist so typisch für Los Angeles. Sie sehen so elegant aus mit ihren langen, dünnen Stämmen. Die Gegend wirkt insgesamt harmlos, ein Wohngebiet, dessen schlichte Häuser vermutlich gut darüber hinwegtäuschen, daß das hier eine teure Gegend ist. Die meisten Häuser sind Bungalows mit üppig bepflanzten Vorgärten, häufig im mediterranen Stil mit vielen Fenstern. Dazwischen niedrige Wohnblocks. Einen halte ich aufgrund des Retro-Schriftzuges, der ihn als „The Executive House“ kennzeichnet, zunächst wegen der Form und der Gestaltung für ein echtes Dingbat, später fällt mir aber ein, daß der erste Stock, der aus Sicht eines Amerikaners ja der zweite wäre, dazu auf Stelzen stehen und darunter Autos parken müßten.
Überhaupt denke ich, daß es mir mit Los Angeles ein bißchen so geht wie früher mit Miami. Auf den ersten Blick nicht so interessant, wenn man von der Filmindustrie mal absieht. Aber je länger man sich damit beschäftigt, desto spannender wird es. Schon architektonisch gibt die Stadt unglaublich viel her. Allein schon die Case Study Houses mal zu sehen, oder all das, was Frank Lloyd Wright hier gebaut hat. Vielleicht sollte man jedesmal ein paar Tage bleiben und etwas davon anschauen.
Von unserem Motel aus wäre man in einer guten halben Stunde auch am Strand. El Segundo- und Manhattan Beach liegen hier, wenn man immer geradeaus nach Westen geht. Aber das sind nicht die Strände, die mich interessieren. Für morgen steht erstmal das Los Angeles-Einsteigerpaket auf dem Programm: Stadtrundfahrt!
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Weil so eine Stadtrundfahrt aber 8 Stunden dauert, hat der Mister gestreikt. Er legt sich an den Pool, läßt sich die Sonne auf den Bauch scheinen und hütet die Kameras. Es hätte auch Halbtagstouren gegeben, aber da hätte das gefehlt, was mir an einer Ersterkundung der Stadt am wichtigsten war: Die Strände von Santa Monica und Venice.
Mag sein, daß ich mir zu romantische Vorstellungen mache. Ganz sicher sogar. Aber egal, denn hier hat das seinen Ursprung, was mir seit meiner Jugend musikalisch etwas bedeutet hat.
Vom zeitgenössischen Musikgeschmack meiner Jugend war ich mit wenigen Ausnahmen weit entfernt. Während der Rest zur Neuen Deutschen Welle tanzte, hörte ich die Alte Welle, Motown, Northern Soul und Ska. Daß ich selten jemanden fand, der mich aus Mitleid zu einem Konzert begleitete, war eher kein Problem, denn die meisten meiner musikalischen Idole waren sowieso schon tot.
Aber zuallererst und am allerliebsten hörte und höre ich bis heute ich Surf Musik. Ohne weiteres Interesse am Surfen an sich, ein Sport, den ich zwar faszinierend, aber auch beängstigend finde. Wobei das gar keine Rolle spielt, da die meisten Vertreter der Surfmusik selbst nie groß gesurft sind. Soweit ich weiß, hat nur ein einziger Beach Boy jemals wirklich auf einem Brett gestanden. Das, was das Surfen als Lifestyle zur Popkultur machte, spielte sich ohnehin eher an den Stränden ab. Und da will ich nun hin.
Als Touranbieter habe ich mir A Day in LA-Tours ausgesucht. Die sind günstig, bieten Hotelabholung und sind bekannt und beliebt genug, daß auch garantiert jeden Tag eine Tour stattfindet.
https://www.adayinlatours.com/?gad_sour ... gKFwfD_BwE
Ich werde als erste abgeholt. Der Fahrer ist super pünktlich und sehr nett, ein Dampfplauderer erster Güte, aber das muß er wohl von Berufs wegen auch sein. Gottseidank kann ich ihn gut verstehen.
Der Kleinbus füllt sich nach und nach. Als alle eingesammelt sind, eröffnet er die Tour mit einem kleinen Kennenlernspielchen, wer denn wohl von am weitesten her gekommen sei. Schon während er das sagt, fällt sein Blick auf mich, weil ich, die ich morgens als erste eingestiegen bin, mir natürlich den besten Platz ganz vorn mit Blick durch die Windschutzscheibe ausgesucht habe.
Das Kennenlernspielchen ist damit gleich wieder gestorben, denn natürlich habe ich mit „Börlin, Tschörmäni“, direkt gewonnen. Oh und Ah, macht es von weiter hinten, denn der Rest sind Amerikaner. Aus Florida ist aber niemand dabei.
Ein Grund, A Day in LA-Tours zu wählen war, daß der Fahrer während der Fahrt seine Moderation absolviert und man an den Ausstiegspunkten allein herumgeht. Das gefällt mir so, weil ich dann besser genießen kann, was ich sehe, als wenn ich einem Reiseleiter zuhören und hinterherlaufen muß.
Für Nicht-Muttersprachler wie mich wird die Abfahrtszeit nicht nur genannt, sondern auch auf ein kleines Whiteboard geschrieben, das dann in der Windschutzscheibe steht. Das finde ich originell und nützlich, es vermeidet Mißverständnisse. Wasser darf man sich aus einer Kühlbox nehmen soviel man möchte.
An jedem Haltepunkt hat die Firma offenbar einen Deal mit einem strategisch gut gelegenen Unternehmen gemacht, hier darf der Bus stehen, wo normalerweise ein Halteverbot ist. Wir haben an keinem Punkt erst einen weiten Fußweg zurückzulegen bis wir am eigentlichen Ziel sind.
Als wir aus der Flughafenzone heraus sind, passieren wir die Marina del Rey, aber nur im Vorbeifahren, das ist kein Teil der Tour.
Je näher wir den Stränden kommen, desto mehr gefällt es mir. Die Häuser sind ein bißchen abgewohnt, viele Pflanzen und Lichterketten, Surfbretter im Vorgarten und auf den Ladeflächen der Autos. Abgesehen von den Surfbrettern hat es stellenweise etwas von Key West.
In Santa Monica parken wir vor einem Restaurant. Einmal über die Straße und dann haben wir den direkten Blick auf die Seebrücke. Die Gruppe läuft schnell auseinander, alle eilen aufs Pier, ich bleibe eine Weile an der etwas verödet aussehenden Sandfläche mit ein paar Geräten und einem Spielplatz zurück. Das hier ist der originale Muscle Beach, der lange vor dem in Venice existierte.
Hier, so sagt man, wurde der Grundstein für den Körperkult gelegt, der an den Stränden von Los Angeles gepflegt wird. Hier trainierten die ersten Body Builder öffentlich, bis es den Anwohnern im gediegenen Santa Monica wohl zuviel wurde und man die ganze Chose Ende der 50er Jahre ins unkonventionellere Venice verlegte.
Der Pier selbst ist spannender. Hier ist der Endpunkt der Route 66, oder der Beginn, je nachdem. Es gibt jede Menge Souvenir- und Freßbuden, und weil alles aus rustikalen wuchtigen Holzplanken besteht, wirkt es auch sehr original und historisch.
Man hat einen tollen Blick über den Strand und die Hügelketten, die sich nach Norden ziehen. Am Pazifik scheint es immer dunstig zu sein, das Licht ist irgendwie gefiltert und gibt der Landschaft etwas Geheimnisvolles. Man möchte sofort den Pacific Coast Highway entlangfahren, wenn man das sieht. Irgendwann mache ich das auch.
Auf dem Pier steht eine Familie aus meinem Bus. Ein untersetzter Vater, eine fein herausgeputzte Mutter, die aussieht, als habe sie Haare auf den Zähnen, und zwei sehr wohlerzogen und adrett aussehende Teenager-Töchter. Die Familie kommt mir irgendwie bekannt vor, also nicht, weil wir im gleichen Bus sind, sondern so grundsätzlich irgendwie. Später komme ich drauf. Ich mag zwar die Musik der 80er Jahre überwiegend nicht gehört haben, aber die Serien habe ich sehr wohl gesehen. Sie sehen der Familie aus „Alle unter einem Dach“ fast schon lächerlich ähnlich, es fehlt eigentlich nur ein Steve Urkel, der ihnen hinterherläuft.
Sie machen abwechselnd Fotos von den jeweils anderen dreien. Ich gehe also mal hin und biete an, sie alle zusammen zu knipsen. Sie freuen sich, bis auf die Mutter, die das pure Mißtrauen im Blick hat. Wahrscheinlich hält sie mich für eine Trickdiebin, die gleich mit dem Smartphone davonrennen wird. Der Vater erinnert sich aber an mich, ich bin ja die aus Deutschland. Und jetzt dürft Ihr exakt einmal raten, ob die Familie irgendeinen Bezug zu Deutschland hat.
Natürlich haben sie. Der Vater hat eine Schwester im Saarland. Einmal war er da und hat sie besucht, schön sei es da. Ja, und man ist so schnell in Frankreich, sage ich. Da gucken sie groß, das ist ihnen wohl damals entgangen. Eine erneute Reise nach Deutschland sei sogar geplant, nach München, das solle doch so schön sein. Ich bestätige das und sage, daß Berlin aber auch mal eine Reise wert sei. Eigentlich sind mir ja normalerweise schon zuviele Touristen hier, aber die beiden Töchter sehen aus, als könnten sie mal ein bißchen Chaos in ihrem Leben gebrauchen.
Nach dem Pier geht es weiter nach Venice. Der Bus hat ein großes Oberlicht, wir halten direkt unter dem Venice-Schriftzug, der über der Straße hängt, damit wir ihn alle fotografieren können, ich kriege ihn aber trotzdem nicht ganz drauf. Der Bus darf vor dem Eingang eines Hostels parken, direkt dahinter beginnt die Strandpromenade.
Der hiesige Muscle Beach entstand Anfang der 60er Jahre und ersetzte schnell den alten von Santa Monica. Und lange vor Arnold mischten sich die echten Surfer mit den Strandbesuchern, die nur so peripher an dem Sport teilhatten.
Ein eigenes Musikgenre entwickelte sich und trug zu dem wachsenden Hype bei: Surfmusik. Die war im Ursprung rein instrumental und sehr gitarrenlastig. Als Dick Dale, der König der Surfgitarre, berühmt wurde, waren die Beach Boys noch die Pendletons und sangen sanfte Liebeslieder, aber die Sache entwickelte sich schnell zu einer Westküsten-Popkultur, und das lag an Filmen wie Muscle Beach Party.
https://www.youtube.com/watch?v=FEr1dshlK4g
Die Serie der Strandfilmchen waren eher seicht, ungefähr so wie das, was Conny Froboess und Peter Kraus zeitgleich im Nachkriegsdeutschland so ablieferten. Daß sie so erfolgreich wurden, lag vor allem an der Hauptdarstellerin, Annette Funicello. Nach amerikanischen Maßstäben war sie eine frühe Britney Spears, schon als Kind ein „Mousketeer“ im Disney Club und von daher mit einer riesigen Fangemeinde versorgt, die sie in die Surfmusikszene mitbrachte. Und so dümmlich die Drehbücher auch gewesen sein mögen, die Besetzung war erstklassig, neben Surfmusik-Urgestein Dick Dale hatte auch ein aufstrebender Künstler mit dem Namen Little Stevie Wonder seine Auftritte.
Die Singleauskopplungen wurden Hits, vor allem der Titelsong. Nicht unverdient, der Text ist zuhörenswert selbstironisch.
https://www.youtube.com/watch?v=LeWixFk ... L6G837htQ7
Die Filme formten das Bild, das der nicht surfende Rest der Welt von der Westküste hatte: Ein Endless Summer, die angeblich schönsten Mädchen der Welt, Männer, deren Wuschelköpfe den Übergang zur Hippie-Kultur einleiteten und den Militärdrill verhöhnten, und die in ihren Woodys genannten Pritschenwagen voller Surfbretter an den Strand fahren.
Diese ganz spezielle Popkultur mit ihrer eigenen Sprache und Musik fand in den Siebziger Jahren ihr Ende. Die Beach Boys freundeten sich mit den Beatles an und teilten sich den selben Guru. Surfmusik wurde spirituell und transzendent.
Nun stehe ich hier, an dem Ort, an dem das alles stattfand, und versuche den Spirit der unschuldigen 60er Jahre irgendwie zu erfühlen. Die Wände sind voller Murals, ein paar California Girls führen ihre Alabasterkörper spazieren. In den Käfigen trainieren sogar zwei Muskelprotze, und nebenan findet ein Modeshooting für Sportkleidung statt. Ich laufe ein bißchen herum, fotografiere die Wandmalereien und erkenne ein paar Drehorte wieder, die ich erst jetzt im Flugzeug im Barbie-Film gesehen habe.
Der Strand selbst ist gigantisch breit und endlos lang, in der dunstigen Ferne liegt der Pier von Santa Monica. In dem Moment will sich irgendein ehrfurchtsvolles Gefühl irgendwie nicht einstellen, aber hinterher ärgere ich mich, daß ich nicht doch ein bißchen Sand für zuhause mitgenommen habe.
Insgesamt wirkt alles sehr kommerzialisiert, aber so eine Entwicklung bleibt eben nicht aus, wenn ein Ort bis heute Kultstatus hat. Arnold Schwarzenegger hat hier am Muscle Beach öffentlich trainiert und wer kann all die Filme zählen, die hier gedreht wurden. Und letztlich hat es ja auch sein Gutes, daß immer wieder Neues entsteht, denn wer weiß, ob Surfmusik nicht längst vollständig aus der kollektiven Erinnerung verschwunden wäre, hätte es diese Filmszene nicht gegeben:
https://www.youtube.com/watch?v=oOoBomvuYnw
Mag sein, daß ich mir zu romantische Vorstellungen mache. Ganz sicher sogar. Aber egal, denn hier hat das seinen Ursprung, was mir seit meiner Jugend musikalisch etwas bedeutet hat.
Vom zeitgenössischen Musikgeschmack meiner Jugend war ich mit wenigen Ausnahmen weit entfernt. Während der Rest zur Neuen Deutschen Welle tanzte, hörte ich die Alte Welle, Motown, Northern Soul und Ska. Daß ich selten jemanden fand, der mich aus Mitleid zu einem Konzert begleitete, war eher kein Problem, denn die meisten meiner musikalischen Idole waren sowieso schon tot.
Aber zuallererst und am allerliebsten hörte und höre ich bis heute ich Surf Musik. Ohne weiteres Interesse am Surfen an sich, ein Sport, den ich zwar faszinierend, aber auch beängstigend finde. Wobei das gar keine Rolle spielt, da die meisten Vertreter der Surfmusik selbst nie groß gesurft sind. Soweit ich weiß, hat nur ein einziger Beach Boy jemals wirklich auf einem Brett gestanden. Das, was das Surfen als Lifestyle zur Popkultur machte, spielte sich ohnehin eher an den Stränden ab. Und da will ich nun hin.
Als Touranbieter habe ich mir A Day in LA-Tours ausgesucht. Die sind günstig, bieten Hotelabholung und sind bekannt und beliebt genug, daß auch garantiert jeden Tag eine Tour stattfindet.
https://www.adayinlatours.com/?gad_sour ... gKFwfD_BwE
Ich werde als erste abgeholt. Der Fahrer ist super pünktlich und sehr nett, ein Dampfplauderer erster Güte, aber das muß er wohl von Berufs wegen auch sein. Gottseidank kann ich ihn gut verstehen.
Der Kleinbus füllt sich nach und nach. Als alle eingesammelt sind, eröffnet er die Tour mit einem kleinen Kennenlernspielchen, wer denn wohl von am weitesten her gekommen sei. Schon während er das sagt, fällt sein Blick auf mich, weil ich, die ich morgens als erste eingestiegen bin, mir natürlich den besten Platz ganz vorn mit Blick durch die Windschutzscheibe ausgesucht habe.
Das Kennenlernspielchen ist damit gleich wieder gestorben, denn natürlich habe ich mit „Börlin, Tschörmäni“, direkt gewonnen. Oh und Ah, macht es von weiter hinten, denn der Rest sind Amerikaner. Aus Florida ist aber niemand dabei.
Ein Grund, A Day in LA-Tours zu wählen war, daß der Fahrer während der Fahrt seine Moderation absolviert und man an den Ausstiegspunkten allein herumgeht. Das gefällt mir so, weil ich dann besser genießen kann, was ich sehe, als wenn ich einem Reiseleiter zuhören und hinterherlaufen muß.
Für Nicht-Muttersprachler wie mich wird die Abfahrtszeit nicht nur genannt, sondern auch auf ein kleines Whiteboard geschrieben, das dann in der Windschutzscheibe steht. Das finde ich originell und nützlich, es vermeidet Mißverständnisse. Wasser darf man sich aus einer Kühlbox nehmen soviel man möchte.
An jedem Haltepunkt hat die Firma offenbar einen Deal mit einem strategisch gut gelegenen Unternehmen gemacht, hier darf der Bus stehen, wo normalerweise ein Halteverbot ist. Wir haben an keinem Punkt erst einen weiten Fußweg zurückzulegen bis wir am eigentlichen Ziel sind.
Als wir aus der Flughafenzone heraus sind, passieren wir die Marina del Rey, aber nur im Vorbeifahren, das ist kein Teil der Tour.
Je näher wir den Stränden kommen, desto mehr gefällt es mir. Die Häuser sind ein bißchen abgewohnt, viele Pflanzen und Lichterketten, Surfbretter im Vorgarten und auf den Ladeflächen der Autos. Abgesehen von den Surfbrettern hat es stellenweise etwas von Key West.
In Santa Monica parken wir vor einem Restaurant. Einmal über die Straße und dann haben wir den direkten Blick auf die Seebrücke. Die Gruppe läuft schnell auseinander, alle eilen aufs Pier, ich bleibe eine Weile an der etwas verödet aussehenden Sandfläche mit ein paar Geräten und einem Spielplatz zurück. Das hier ist der originale Muscle Beach, der lange vor dem in Venice existierte.
Hier, so sagt man, wurde der Grundstein für den Körperkult gelegt, der an den Stränden von Los Angeles gepflegt wird. Hier trainierten die ersten Body Builder öffentlich, bis es den Anwohnern im gediegenen Santa Monica wohl zuviel wurde und man die ganze Chose Ende der 50er Jahre ins unkonventionellere Venice verlegte.
Der Pier selbst ist spannender. Hier ist der Endpunkt der Route 66, oder der Beginn, je nachdem. Es gibt jede Menge Souvenir- und Freßbuden, und weil alles aus rustikalen wuchtigen Holzplanken besteht, wirkt es auch sehr original und historisch.
Man hat einen tollen Blick über den Strand und die Hügelketten, die sich nach Norden ziehen. Am Pazifik scheint es immer dunstig zu sein, das Licht ist irgendwie gefiltert und gibt der Landschaft etwas Geheimnisvolles. Man möchte sofort den Pacific Coast Highway entlangfahren, wenn man das sieht. Irgendwann mache ich das auch.
Auf dem Pier steht eine Familie aus meinem Bus. Ein untersetzter Vater, eine fein herausgeputzte Mutter, die aussieht, als habe sie Haare auf den Zähnen, und zwei sehr wohlerzogen und adrett aussehende Teenager-Töchter. Die Familie kommt mir irgendwie bekannt vor, also nicht, weil wir im gleichen Bus sind, sondern so grundsätzlich irgendwie. Später komme ich drauf. Ich mag zwar die Musik der 80er Jahre überwiegend nicht gehört haben, aber die Serien habe ich sehr wohl gesehen. Sie sehen der Familie aus „Alle unter einem Dach“ fast schon lächerlich ähnlich, es fehlt eigentlich nur ein Steve Urkel, der ihnen hinterherläuft.
Sie machen abwechselnd Fotos von den jeweils anderen dreien. Ich gehe also mal hin und biete an, sie alle zusammen zu knipsen. Sie freuen sich, bis auf die Mutter, die das pure Mißtrauen im Blick hat. Wahrscheinlich hält sie mich für eine Trickdiebin, die gleich mit dem Smartphone davonrennen wird. Der Vater erinnert sich aber an mich, ich bin ja die aus Deutschland. Und jetzt dürft Ihr exakt einmal raten, ob die Familie irgendeinen Bezug zu Deutschland hat.
Natürlich haben sie. Der Vater hat eine Schwester im Saarland. Einmal war er da und hat sie besucht, schön sei es da. Ja, und man ist so schnell in Frankreich, sage ich. Da gucken sie groß, das ist ihnen wohl damals entgangen. Eine erneute Reise nach Deutschland sei sogar geplant, nach München, das solle doch so schön sein. Ich bestätige das und sage, daß Berlin aber auch mal eine Reise wert sei. Eigentlich sind mir ja normalerweise schon zuviele Touristen hier, aber die beiden Töchter sehen aus, als könnten sie mal ein bißchen Chaos in ihrem Leben gebrauchen.
Nach dem Pier geht es weiter nach Venice. Der Bus hat ein großes Oberlicht, wir halten direkt unter dem Venice-Schriftzug, der über der Straße hängt, damit wir ihn alle fotografieren können, ich kriege ihn aber trotzdem nicht ganz drauf. Der Bus darf vor dem Eingang eines Hostels parken, direkt dahinter beginnt die Strandpromenade.
Der hiesige Muscle Beach entstand Anfang der 60er Jahre und ersetzte schnell den alten von Santa Monica. Und lange vor Arnold mischten sich die echten Surfer mit den Strandbesuchern, die nur so peripher an dem Sport teilhatten.
Ein eigenes Musikgenre entwickelte sich und trug zu dem wachsenden Hype bei: Surfmusik. Die war im Ursprung rein instrumental und sehr gitarrenlastig. Als Dick Dale, der König der Surfgitarre, berühmt wurde, waren die Beach Boys noch die Pendletons und sangen sanfte Liebeslieder, aber die Sache entwickelte sich schnell zu einer Westküsten-Popkultur, und das lag an Filmen wie Muscle Beach Party.
https://www.youtube.com/watch?v=FEr1dshlK4g
Die Serie der Strandfilmchen waren eher seicht, ungefähr so wie das, was Conny Froboess und Peter Kraus zeitgleich im Nachkriegsdeutschland so ablieferten. Daß sie so erfolgreich wurden, lag vor allem an der Hauptdarstellerin, Annette Funicello. Nach amerikanischen Maßstäben war sie eine frühe Britney Spears, schon als Kind ein „Mousketeer“ im Disney Club und von daher mit einer riesigen Fangemeinde versorgt, die sie in die Surfmusikszene mitbrachte. Und so dümmlich die Drehbücher auch gewesen sein mögen, die Besetzung war erstklassig, neben Surfmusik-Urgestein Dick Dale hatte auch ein aufstrebender Künstler mit dem Namen Little Stevie Wonder seine Auftritte.
Die Singleauskopplungen wurden Hits, vor allem der Titelsong. Nicht unverdient, der Text ist zuhörenswert selbstironisch.
https://www.youtube.com/watch?v=LeWixFk ... L6G837htQ7
Die Filme formten das Bild, das der nicht surfende Rest der Welt von der Westküste hatte: Ein Endless Summer, die angeblich schönsten Mädchen der Welt, Männer, deren Wuschelköpfe den Übergang zur Hippie-Kultur einleiteten und den Militärdrill verhöhnten, und die in ihren Woodys genannten Pritschenwagen voller Surfbretter an den Strand fahren.
Diese ganz spezielle Popkultur mit ihrer eigenen Sprache und Musik fand in den Siebziger Jahren ihr Ende. Die Beach Boys freundeten sich mit den Beatles an und teilten sich den selben Guru. Surfmusik wurde spirituell und transzendent.
Nun stehe ich hier, an dem Ort, an dem das alles stattfand, und versuche den Spirit der unschuldigen 60er Jahre irgendwie zu erfühlen. Die Wände sind voller Murals, ein paar California Girls führen ihre Alabasterkörper spazieren. In den Käfigen trainieren sogar zwei Muskelprotze, und nebenan findet ein Modeshooting für Sportkleidung statt. Ich laufe ein bißchen herum, fotografiere die Wandmalereien und erkenne ein paar Drehorte wieder, die ich erst jetzt im Flugzeug im Barbie-Film gesehen habe.
Der Strand selbst ist gigantisch breit und endlos lang, in der dunstigen Ferne liegt der Pier von Santa Monica. In dem Moment will sich irgendein ehrfurchtsvolles Gefühl irgendwie nicht einstellen, aber hinterher ärgere ich mich, daß ich nicht doch ein bißchen Sand für zuhause mitgenommen habe.
Insgesamt wirkt alles sehr kommerzialisiert, aber so eine Entwicklung bleibt eben nicht aus, wenn ein Ort bis heute Kultstatus hat. Arnold Schwarzenegger hat hier am Muscle Beach öffentlich trainiert und wer kann all die Filme zählen, die hier gedreht wurden. Und letztlich hat es ja auch sein Gutes, daß immer wieder Neues entsteht, denn wer weiß, ob Surfmusik nicht längst vollständig aus der kollektiven Erinnerung verschwunden wäre, hätte es diese Filmszene nicht gegeben:
https://www.youtube.com/watch?v=oOoBomvuYnw
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
- Grubi -
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Wir verlassen die Strände und fahren Richtung Downtown. Schon allein am Santa Monica Boulevard gibt es so viele, zum Teil nicht mehr existente Orte, von denen unserer Fahrer irgendwas zu berichten weiß, daß mir der Kopf schwirrt. Es hat auch nicht unbedingt die gleiche Bedeutung für mich als Nicht-Amerikanerin, wie für die anderen im Bus, die mit den Namen irgendwelche nostalgischen Fernseherinnerungen ihrer Kindheit verbinden, von denen ich aber noch nie gehört habe. Ich finde aber gerade das auch irgendwie interessant, zuzuhören, welche Begeisterung manches bei den Amerikanern auslöst.
The House, that Nat built: Capitol Records
Nach Downtown fahren wir über die Interstate 10, die genau hier eginnt. Ich werde direkt ein bißchen nostalgisch, denn die I10 führt ja direkt an Lake City vorbei bis nach Jacksonville.
Wir fahren an den großen Filmstudios und dem Hauptsitz von Netflix vorbei auf den Sunset Boulevard und weiter zum Farmers Market zum Mittagessen. Das ist schon spannend, vorbei am Rainbow und dem Viper Room. Die Metalheads in meinem Freundeskreis haben zu den Bildern in meinem Whatsapp-Status abends jede Menge Anmerkungen.
Am Farmers Market ist eigentlich nichts wirklich Originales mehr, eine Aneinanderreihung von Freßbuden und Souvenirgeschäften. Da ich nach der geistigen Beschäftigung mit Surfmusik nun sowieso schon Misirlou aus dem Pulp Fiction-Vorspann als Ohrwurm habe, bestelle ich mir passend was Libanesisches zu Essen, Shawarma mit Hummus, sehr lecker, aber auch irre teuer.
Um ihn hier mache ich einen großen Bogen.
Wer nicht weiß warum, ist definitiv deutlich nach 1980 geboren und ahnt nicht, was passieren kann, wenn man sich da was Falsches wünscht.
https://www.youtube.com/watch?v=Q6RK4479XD8
Stinklangweilig finde ich den Rodeo Drive. Da spielt vielleicht auch ein bißchen unbewußte Überheblichkeit als Europäerin mit hinein. Im Vergleich zu Einkaufsstraßen in der alten Welt ist mir das hier nix.
Keine gut gekleideten Frauen, keine filmstarmässigen Männer, aber es gibt auch sowieso keine Cafés zum Sitzen und „Leute gucken“.
Die Straße wirkt leblos und künstlich auf mich, in jedem Eingang ein quadratisch aussehender Sicherheitsmitarbeiter mit verschränkten Armen. Einladend ist das nicht. Ab und zu ist die Dekoration ganz originell:
Am Griffith Observatorium bin ich aber wieder schwer begeistert.
In die eine Richtung hat man den Blick auf das Hollywood-Schild
in die andere Richtung über Downtown Los Angeles.
Das Observatorium selbst ist interessant, selbst wenn man nichts von der Thematik versteht. Man kommt auch sehr nah an das eigentliche Teleskop heran.
Naja, und dann ist ja da noch die Tatsache, daß man vermutlich über den selben Asphalt wandelt, über den dereinst James Dean schon lief.
Den Abschluß bildet die Avenue of Stars. Ich bin gespannt, ob man hier auch deutsche Stars verewigt findet. Die Antwort bekomme ich umgehend, direkt als ich aus dem Bus steige, trete ich mitten auf den Stern von Lilli Palmer. Da habe ich sofort die Stimme meiner Oma im Ohr: „Die Palmer kann überhaupt nicht schauspielern, die spielt immer nur sich selbst!“
Danach geht es in den Sonnenuntergang hinein zurück zu den Hotels und Motels. Ich bin hochzufrieden. Ich war in Venice Beach und bin auf den Spuren der Beach Boys gewandelt. Die Alle unter einem Dach-Familie defiliert beim Ausssteigen an mir vorbei und bedankt sich nochmal für die Foto auf dem Pier. Sehr höfliche Leute. Überhaupt eine sehr nette Tour. Und für ganz Doofe gibts dann auch die Anleitung, wie man sich dafür erkenntlich zeigen kann:
Ich bin wieder die letzte, die abgesetzt wird und dementsprechend spät im Motel. Der Mister hat den Tag am Pool verbracht und berichtet, was tagsüber in der Travelodge-Welt so los war. Er freut sich, denn ein Challenger parkt im Hof.
Da kann ich mithalten, denn eines der Highlights von Venice Beach habe ich auf Foto mitgebracht:
Es war natürlich nicht unser Mietwagen vom letzten Jahr, hätte es optisch aber sein können.
Am letzten Abend gönnen wir uns wieder ein Chick-fil-A und ausgiebige Road Rage-Videosendungen und dann geht es ans Kofferpacken.
Da die Flüge nach Papeete eigentlich immer Nachtflüge sind, haben wir uns einen Late Checkout gegönnt. Am späten Nachmittag bringt uns der Shuttle der Travelodge zum Flughafen.
Wir verbringen die Wartezeit im Food Court und der Mister kauft einen kleinen Kühlschrankmagneten, einen gelben Käfer mit Surfbrett auf dem Dach. Die perfekte Erinnerung an die drei Tage hier. Dann halten wir uns so ein Elektromobil an, das uns zum weit entfernten Gate bringt. Da gucken wir dann doof aus der Wäsche. Wir haben wieder einmal vergessen, daß es hier einen weiteren Food Court gibt, in dem viel weniger los ist als in der großen Halle. Nun ist es zu spät, jetzt sind wir satt.
Der Weiterflug ist erneut mit Air France. Angenehme Überraschung an Bord ist, daß in unserer Dreierreihe ein Platz frei bleibt. Wir haben es super gemütlich und breiten uns aus. Schön war es wieder in Los Angeles, wir sind jetzt schon tiefenentspannt, bevor der eigentlich Urlaub überhaupt erst beginnt.
Während die glitzernde Stadt mit der Marina del Rey unter uns zurückbleibt, freuen wir uns direkt schon ein bißchen auf die zwei Tage, die wir hier auf der Rückreise bleiben werden. Wir hätten es nicht gedacht, aber wir mögen Los Angeles jedesmal ein klein bißchen mehr.
https://www.youtube.com/watch?v=KcADqxnQA_4
The House, that Nat built: Capitol Records
Nach Downtown fahren wir über die Interstate 10, die genau hier eginnt. Ich werde direkt ein bißchen nostalgisch, denn die I10 führt ja direkt an Lake City vorbei bis nach Jacksonville.
Wir fahren an den großen Filmstudios und dem Hauptsitz von Netflix vorbei auf den Sunset Boulevard und weiter zum Farmers Market zum Mittagessen. Das ist schon spannend, vorbei am Rainbow und dem Viper Room. Die Metalheads in meinem Freundeskreis haben zu den Bildern in meinem Whatsapp-Status abends jede Menge Anmerkungen.
Am Farmers Market ist eigentlich nichts wirklich Originales mehr, eine Aneinanderreihung von Freßbuden und Souvenirgeschäften. Da ich nach der geistigen Beschäftigung mit Surfmusik nun sowieso schon Misirlou aus dem Pulp Fiction-Vorspann als Ohrwurm habe, bestelle ich mir passend was Libanesisches zu Essen, Shawarma mit Hummus, sehr lecker, aber auch irre teuer.
Um ihn hier mache ich einen großen Bogen.
Wer nicht weiß warum, ist definitiv deutlich nach 1980 geboren und ahnt nicht, was passieren kann, wenn man sich da was Falsches wünscht.
https://www.youtube.com/watch?v=Q6RK4479XD8
Stinklangweilig finde ich den Rodeo Drive. Da spielt vielleicht auch ein bißchen unbewußte Überheblichkeit als Europäerin mit hinein. Im Vergleich zu Einkaufsstraßen in der alten Welt ist mir das hier nix.
Keine gut gekleideten Frauen, keine filmstarmässigen Männer, aber es gibt auch sowieso keine Cafés zum Sitzen und „Leute gucken“.
Die Straße wirkt leblos und künstlich auf mich, in jedem Eingang ein quadratisch aussehender Sicherheitsmitarbeiter mit verschränkten Armen. Einladend ist das nicht. Ab und zu ist die Dekoration ganz originell:
Am Griffith Observatorium bin ich aber wieder schwer begeistert.
In die eine Richtung hat man den Blick auf das Hollywood-Schild
in die andere Richtung über Downtown Los Angeles.
Das Observatorium selbst ist interessant, selbst wenn man nichts von der Thematik versteht. Man kommt auch sehr nah an das eigentliche Teleskop heran.
Naja, und dann ist ja da noch die Tatsache, daß man vermutlich über den selben Asphalt wandelt, über den dereinst James Dean schon lief.
Den Abschluß bildet die Avenue of Stars. Ich bin gespannt, ob man hier auch deutsche Stars verewigt findet. Die Antwort bekomme ich umgehend, direkt als ich aus dem Bus steige, trete ich mitten auf den Stern von Lilli Palmer. Da habe ich sofort die Stimme meiner Oma im Ohr: „Die Palmer kann überhaupt nicht schauspielern, die spielt immer nur sich selbst!“
Danach geht es in den Sonnenuntergang hinein zurück zu den Hotels und Motels. Ich bin hochzufrieden. Ich war in Venice Beach und bin auf den Spuren der Beach Boys gewandelt. Die Alle unter einem Dach-Familie defiliert beim Ausssteigen an mir vorbei und bedankt sich nochmal für die Foto auf dem Pier. Sehr höfliche Leute. Überhaupt eine sehr nette Tour. Und für ganz Doofe gibts dann auch die Anleitung, wie man sich dafür erkenntlich zeigen kann:
Ich bin wieder die letzte, die abgesetzt wird und dementsprechend spät im Motel. Der Mister hat den Tag am Pool verbracht und berichtet, was tagsüber in der Travelodge-Welt so los war. Er freut sich, denn ein Challenger parkt im Hof.
Da kann ich mithalten, denn eines der Highlights von Venice Beach habe ich auf Foto mitgebracht:
Es war natürlich nicht unser Mietwagen vom letzten Jahr, hätte es optisch aber sein können.
Am letzten Abend gönnen wir uns wieder ein Chick-fil-A und ausgiebige Road Rage-Videosendungen und dann geht es ans Kofferpacken.
Da die Flüge nach Papeete eigentlich immer Nachtflüge sind, haben wir uns einen Late Checkout gegönnt. Am späten Nachmittag bringt uns der Shuttle der Travelodge zum Flughafen.
Wir verbringen die Wartezeit im Food Court und der Mister kauft einen kleinen Kühlschrankmagneten, einen gelben Käfer mit Surfbrett auf dem Dach. Die perfekte Erinnerung an die drei Tage hier. Dann halten wir uns so ein Elektromobil an, das uns zum weit entfernten Gate bringt. Da gucken wir dann doof aus der Wäsche. Wir haben wieder einmal vergessen, daß es hier einen weiteren Food Court gibt, in dem viel weniger los ist als in der großen Halle. Nun ist es zu spät, jetzt sind wir satt.
Der Weiterflug ist erneut mit Air France. Angenehme Überraschung an Bord ist, daß in unserer Dreierreihe ein Platz frei bleibt. Wir haben es super gemütlich und breiten uns aus. Schön war es wieder in Los Angeles, wir sind jetzt schon tiefenentspannt, bevor der eigentlich Urlaub überhaupt erst beginnt.
Während die glitzernde Stadt mit der Marina del Rey unter uns zurückbleibt, freuen wir uns direkt schon ein bißchen auf die zwei Tage, die wir hier auf der Rückreise bleiben werden. Wir hätten es nicht gedacht, aber wir mögen Los Angeles jedesmal ein klein bißchen mehr.
https://www.youtube.com/watch?v=KcADqxnQA_4
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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- Grubi -
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Auf gehts in die Südsee:
Wenn Los Angeles auch sonnig war, war es dennoch kühl, und wie jedesmal ist der Schock riesig. Die tropische Schwüle trifft einen wie eine Faust ins Gesicht.
Und wie immer landen die meisten internationalen Flieger ziemlich zeitgleich in Papeete, so daß man lange vor der Paßkontrolle anstehen muß. Währenddessen kämpfen wir darum, so viel Kleidung wie möglich abzulegen, während wir das Handgepäck mit den Füßen um die Vitrinen des Tahiti-Museums herumschieben. Der Ehemann holt sich hier schon mal Inspiration, denn die heimische Sammlung soll um mindestens ein, wenn nicht zwei Tikis erweitert werden.
Tahitianische Musik und Tanz begleitet uns und spätestens jetzt ist jedes Bedauern, daß der Traum von Tonga geplatzt ist, verschwunden. Wir sind einfach nur glücklich, wieder hier zu sein.
Die traditionelle Begrüßung in Polynesien, den Ankommenden Blumenketten, Leis, umzuhängen, wird einem heutzutage nur noch zuteil, wenn man eine Unterkunft gebucht hat, die das auch praktiziert. Bei uns ist es die lokale Reiseagentur, die uns so begrüßt und uns sämtliche Voucher und Fährtickets überreicht.
Wir wohnen wieder im Fare Suisse, dem Schweizer Haus, das seinen Namen dem Schweizer Betreiber verdankt, der auch als Honorarkonsul für Deutschland, Österreich und die Schweiz fungiert. Thérèse, die Inhaberin, holt uns ab. Sie erinnert sich auch an uns und sagt, sie habe wieder unser Lieblingszimmer für uns reserviert.
Die Zimmer hier tragen Namen polynesischer Inseln, Fatu Hiva heißt unseres, das ist eine Insel der Marquesas. Auf Fatu Hiva selbst waren wir zwar noch nie, aber das Zimmer mochten wir besonders. Es liegt im zweiten Stock und hat aufgrund seiner Randlage einen eigenen kleinen Balkon vor der Tür. Da kann man schön sitzen und über den Garten und einen Teil des Hafens gucken. Wenn man ein W-LAN-sensibles Handy hat, hat man sogar bis hier oben Netz. Andere müssen dazu runter ins Restaurant.
Trotzdem der Flug dank üppigen Platzangebots relativ gemütlich war, sind wir doch ziemlich durch. Es ist heiß und die Luftfeuchtigkeit enorm, daran müssen wir uns erst gewöhnen. Aber wir sind nicht zu müde fürs Frühstück. Das vom Inhaber persönlich selbstgebackene Brot in der Pension ist legendär, ebenso der Bananenkuchen.
Die Atmosphäre ist entspannt, die lebende Deko kümmert sich nicht um die das Buffet belauernden Hühner. Wir mögen das, es ist witzig zu beobachten, wie sie sich immer wieder heranpirschen, um von einer wachsamen Mitarbeiterin vertrieben zu werden. Ganz selten schaffen sie es mal, ein Stück Kuchen zu ergattern. Von Thérèse wissen wir, daß allerdings nicht alle Gäste das Ländliche schätzen und es ab und zu Beschwerden gibt wegen der Hühner.
Viel ausrichten können die Gästehäuser hier dagegen nicht. Die Hühner sind niemandes Besitz und vermehren sich unkontrolliert. Auf allen Inseln sind sie zum Teil eine wahre Plage.
Den Rest des Tages verschlafen wir. Zu der Geräuschkulisse aus dem Gackern der Hühner und dem Gurren der Sperbertäubchen schläft es sich hervorragend. Erst am frühen Nachmittag, als die Sonne hinter den Bergen zu verschwinden beginnt und es kühler wird, breche ich auf zu einer ersten Einkaufstour in den nahen Supermarkt, ein paar Getränke besorgen.
Abends essen wir Pizza im Fare Suisse. Es gibt ein paar Änderungen, und eine ist überraschend. Beni und Thérèse haben die Speisekarte aufgemöbelt. Neben Pizza und Schweizer Känsefondue gibt es jetzt eine Biergartenkarte mit Currywurst, Kartoffelsalat und Krombacher. Irgendwie komisch, Kartoffelsalat, über 15.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Aber bei den Polynesiern scheint das Konzept aus europäischer Küche gut anzukommen, sie kommen gern zum Feiern hier her.
Es ist nicht die einzige Neuerung. Das Fare Suisse gibt nun einen eigenen kleinen Hausprospekt heraus, in dem sich auch viel Informatives über Tahiti und die Stadt Papeete findet. Den führen wir uns abends auf unserem kleinen Balkon zu Gemüte und finden ihn ausgesprochen nützlich, da steht tatsächlich einiges, das man vielleicht so in Reiseführern nicht findet. Es wird am Ende der Hausprospekt sein, dem wir die größte Entdeckung des Urlaubs verdanken.
Da wir hier nur zwei volle Tage zur Verfügung haben und einer davon ein Sonntag ist, müssen wir morgen unbedingt los auf Shoppingtour. Ich möchte ins Art’Griculture, wo man wirklich schöne, im Land gefertigte Souvenirs bekommt, und der Ehemann auf den städtischen Markt, wo es das richtig authentische Kunsthandwerk gibt, große Auslegerkanus und Tikis aus Holz und Stein.
Den Jetlag haben wir am Folgetag weitestgehend hinter uns. Mit dem Fare Suisse-Stadtplan in der Hand latschen wir los, aber in der Hitze ist es trotzdem mühselig. Erste Etappe daher wie immer der Parc Bougainville, ungefähr auf halber Strecke bis zum ersten Shopping-Ziel.
Der Park ist klein und liegt direkt an dem Boulevard der Königin Pomare. Hier kann man schön im Schatten sitzen und hat dennoch einen guten Blick auf den belebten Boulevard und die Kreuzfahrtschiffe im Hafen auf der anderen Seite. Ein paar Hähne tragen Territorialstreitigkeiten aus und um uns herum sitzen eigentlich nur Einheimische, die das selbe tun wie wir: Im Schatten sitzen und auf das Denkmal von Herrn Bougainville starren, dem der Park seinen Namen verdankt.
Taugt auch als Ausguck: Monsieur de Bougainville
Die Büste wird gesäumt von zwei Kanonen, die von Kriegsschiffen aus dem Ersten Weltkrieg stammen. Während der Mister ein paar Fotos macht, lese ich spaßeshalber mal so ein bißchen im Hausprospekt des Fare Suisse, in dem der Park auch erwähnt wird.
Sag mal, sage ich, als er mit der Kamera in der Hand zurückgetrabt kommt, warum steht hier eine Kanone eines deutschen Kriegsschiffs namens Seeadler? Weißt Du was dazu?
Ich habs noch nicht ausgesprochen, da sprintet er schon zur Infotafel an der Kanone, die wir uns, zugegebenermaßen, bislang noch nie durchgelesen haben. Hö? Denke ich, warum ist er denn jetzt so aufgeregt?
Wenn Los Angeles auch sonnig war, war es dennoch kühl, und wie jedesmal ist der Schock riesig. Die tropische Schwüle trifft einen wie eine Faust ins Gesicht.
Und wie immer landen die meisten internationalen Flieger ziemlich zeitgleich in Papeete, so daß man lange vor der Paßkontrolle anstehen muß. Währenddessen kämpfen wir darum, so viel Kleidung wie möglich abzulegen, während wir das Handgepäck mit den Füßen um die Vitrinen des Tahiti-Museums herumschieben. Der Ehemann holt sich hier schon mal Inspiration, denn die heimische Sammlung soll um mindestens ein, wenn nicht zwei Tikis erweitert werden.
Tahitianische Musik und Tanz begleitet uns und spätestens jetzt ist jedes Bedauern, daß der Traum von Tonga geplatzt ist, verschwunden. Wir sind einfach nur glücklich, wieder hier zu sein.
Die traditionelle Begrüßung in Polynesien, den Ankommenden Blumenketten, Leis, umzuhängen, wird einem heutzutage nur noch zuteil, wenn man eine Unterkunft gebucht hat, die das auch praktiziert. Bei uns ist es die lokale Reiseagentur, die uns so begrüßt und uns sämtliche Voucher und Fährtickets überreicht.
Wir wohnen wieder im Fare Suisse, dem Schweizer Haus, das seinen Namen dem Schweizer Betreiber verdankt, der auch als Honorarkonsul für Deutschland, Österreich und die Schweiz fungiert. Thérèse, die Inhaberin, holt uns ab. Sie erinnert sich auch an uns und sagt, sie habe wieder unser Lieblingszimmer für uns reserviert.
Die Zimmer hier tragen Namen polynesischer Inseln, Fatu Hiva heißt unseres, das ist eine Insel der Marquesas. Auf Fatu Hiva selbst waren wir zwar noch nie, aber das Zimmer mochten wir besonders. Es liegt im zweiten Stock und hat aufgrund seiner Randlage einen eigenen kleinen Balkon vor der Tür. Da kann man schön sitzen und über den Garten und einen Teil des Hafens gucken. Wenn man ein W-LAN-sensibles Handy hat, hat man sogar bis hier oben Netz. Andere müssen dazu runter ins Restaurant.
Trotzdem der Flug dank üppigen Platzangebots relativ gemütlich war, sind wir doch ziemlich durch. Es ist heiß und die Luftfeuchtigkeit enorm, daran müssen wir uns erst gewöhnen. Aber wir sind nicht zu müde fürs Frühstück. Das vom Inhaber persönlich selbstgebackene Brot in der Pension ist legendär, ebenso der Bananenkuchen.
Die Atmosphäre ist entspannt, die lebende Deko kümmert sich nicht um die das Buffet belauernden Hühner. Wir mögen das, es ist witzig zu beobachten, wie sie sich immer wieder heranpirschen, um von einer wachsamen Mitarbeiterin vertrieben zu werden. Ganz selten schaffen sie es mal, ein Stück Kuchen zu ergattern. Von Thérèse wissen wir, daß allerdings nicht alle Gäste das Ländliche schätzen und es ab und zu Beschwerden gibt wegen der Hühner.
Viel ausrichten können die Gästehäuser hier dagegen nicht. Die Hühner sind niemandes Besitz und vermehren sich unkontrolliert. Auf allen Inseln sind sie zum Teil eine wahre Plage.
Den Rest des Tages verschlafen wir. Zu der Geräuschkulisse aus dem Gackern der Hühner und dem Gurren der Sperbertäubchen schläft es sich hervorragend. Erst am frühen Nachmittag, als die Sonne hinter den Bergen zu verschwinden beginnt und es kühler wird, breche ich auf zu einer ersten Einkaufstour in den nahen Supermarkt, ein paar Getränke besorgen.
Abends essen wir Pizza im Fare Suisse. Es gibt ein paar Änderungen, und eine ist überraschend. Beni und Thérèse haben die Speisekarte aufgemöbelt. Neben Pizza und Schweizer Känsefondue gibt es jetzt eine Biergartenkarte mit Currywurst, Kartoffelsalat und Krombacher. Irgendwie komisch, Kartoffelsalat, über 15.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Aber bei den Polynesiern scheint das Konzept aus europäischer Küche gut anzukommen, sie kommen gern zum Feiern hier her.
Es ist nicht die einzige Neuerung. Das Fare Suisse gibt nun einen eigenen kleinen Hausprospekt heraus, in dem sich auch viel Informatives über Tahiti und die Stadt Papeete findet. Den führen wir uns abends auf unserem kleinen Balkon zu Gemüte und finden ihn ausgesprochen nützlich, da steht tatsächlich einiges, das man vielleicht so in Reiseführern nicht findet. Es wird am Ende der Hausprospekt sein, dem wir die größte Entdeckung des Urlaubs verdanken.
Da wir hier nur zwei volle Tage zur Verfügung haben und einer davon ein Sonntag ist, müssen wir morgen unbedingt los auf Shoppingtour. Ich möchte ins Art’Griculture, wo man wirklich schöne, im Land gefertigte Souvenirs bekommt, und der Ehemann auf den städtischen Markt, wo es das richtig authentische Kunsthandwerk gibt, große Auslegerkanus und Tikis aus Holz und Stein.
Den Jetlag haben wir am Folgetag weitestgehend hinter uns. Mit dem Fare Suisse-Stadtplan in der Hand latschen wir los, aber in der Hitze ist es trotzdem mühselig. Erste Etappe daher wie immer der Parc Bougainville, ungefähr auf halber Strecke bis zum ersten Shopping-Ziel.
Der Park ist klein und liegt direkt an dem Boulevard der Königin Pomare. Hier kann man schön im Schatten sitzen und hat dennoch einen guten Blick auf den belebten Boulevard und die Kreuzfahrtschiffe im Hafen auf der anderen Seite. Ein paar Hähne tragen Territorialstreitigkeiten aus und um uns herum sitzen eigentlich nur Einheimische, die das selbe tun wie wir: Im Schatten sitzen und auf das Denkmal von Herrn Bougainville starren, dem der Park seinen Namen verdankt.
Taugt auch als Ausguck: Monsieur de Bougainville
Die Büste wird gesäumt von zwei Kanonen, die von Kriegsschiffen aus dem Ersten Weltkrieg stammen. Während der Mister ein paar Fotos macht, lese ich spaßeshalber mal so ein bißchen im Hausprospekt des Fare Suisse, in dem der Park auch erwähnt wird.
Sag mal, sage ich, als er mit der Kamera in der Hand zurückgetrabt kommt, warum steht hier eine Kanone eines deutschen Kriegsschiffs namens Seeadler? Weißt Du was dazu?
Ich habs noch nicht ausgesprochen, da sprintet er schon zur Infotafel an der Kanone, die wir uns, zugegebenermaßen, bislang noch nie durchgelesen haben. Hö? Denke ich, warum ist er denn jetzt so aufgeregt?
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
- Grubi -
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Ich freue mich auch über diesen interessanten Reisebericht und auch über die Bilder
Die LA-Bilder finde ich sehr ansprechend und drücken das für mich damit verbundene Lebensgefühl sehr gut aus.
Bekommt man direkt Lust, dort auch mal hinzureisen…
Dieses Bilder erinnert mich, wenn auch nicht gleich, auch an das Cover des Album Hotel California von den Eagles
Die LA-Bilder finde ich sehr ansprechend und drücken das für mich damit verbundene Lebensgefühl sehr gut aus.
Bekommt man direkt Lust, dort auch mal hinzureisen…
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- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Ja, warum denn??
Der Park Bougainville ist eine dieser kleinen Wohlfühl-Oasen inmitten der quirligen Metropole des Landes, die ansonsten genau so laut, überfüllt und anstrengend wirken mag, wie eine typische europäische Großstadt. Ich mag sie ja in jedem Fall, schon weil sie für eine Stadt als solche eine wunderschöne Lage hat, zwischen bergigem Regenwald und dem unendlichen Panorama des Pazifischen Ozeans mit der spektakulären Silhouette Mooreas am nahen Horizont, die sich bei jedem Blick aus der Stadt in Richtung des Wassers förmlich aufdrängt. Dennoch ist es äußerst angenehm, sich nach einem Spaziergang durch die engen Gassen Papeetes dort im Park niederzulassen und durchzuatmen. Und das tue ich, seit ich vor ca. 20 Jahren zum ersten Mal tahitianischen Boden betrat. Ebenso lange kenne ich diese Kanonen, die das Denkmal von Bougainville flankieren und ich schenkte ihnen trotz eines grundsätzlichen historischen Interesses bisher keine besondere Beachtung.
Und nun gehört eine davon zur "Seeadler"??
Ich kann es nicht fassen. Da sitz ich über 20 Jahre hinweg immer wieder neben diesem Denkmal und habe das nicht gewußt, habe nie die Erklärungstafel gelesen. Und warum ist das nun so aufregend? Die Seeadler war ein Kaperschiff der Deutschen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg, kommandiert vom Seeoffizier Felix Graf von Luckner, der unter anderem als Volksheld, Lebemann und Abenteurer sowie offiziell als letzter aktiver Pirat in die Annalen der Geschichte einging. Und ich bin mit ihm verwandt.
Es ist eine entfernte Verwandtschaft, von Luckner starb zwei Jahre nach meiner Geburt und in der Familie wurde kaum mehr über ihn gesprochen. Dennoch war ich völlig aus dem Häuschen, hier am Ende der Welt nun ganz unerwartet auf familiäre Wurzeln zu stoßen. Letzte Reste von Piratenblut in meinen Adern ließen mich sofort phantasieren. Kann ich vielleicht Ansprüche auf die Kanone geltend machen? Die würde sich doch super machen, als Deko im Wohnzimmer...
Wie auch immer, daß ich neben all der Verbundenheit zur Südsee jetzt auch noch dieses Detail erfahren konnte, gab der Reise fortan ein besonderes Flair. Mein Urgroßonkel strandete 1917 mit der Seeadler vor einer nahe gelegenen Insel, die Kanone wurde später geborgen und hier im Park ausgestellt.
Anmerkung: unsere Fotos kommen ab jetzt mit größerer Auflösung (2000 auf der langen Kante). Wer Probleme mit der Darstellung haben sollte, bitte den Schriftgrad im Browser anpassen!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Eine der Hauptattraktionen Papeetes ist die große Markthalle in der Innenstadt.
Hier gibt es neben Obst und Gemüse auch jede Menge Kleidung und kulturell bedeutsames Kunsthandwerk zu kaufen. Kein für Touristen in China industriell gefertigter Kitsch, sondern wirklich hochwertige Schnitzereien und Schmuck, handgemacht im eigenen Land. Für das ökologische Gewissen des europäischen Konsumenten ist auch gesorgt: Objekte aus Tropenholz stammen fast ausschließlich von nicht bedrohten Baumarten, die speziell zu diesem Zweck kultiviert werden.
Mein besonderes Interesse gilt dabei den sogenannten Tikis, den mehr oder weniger gruseligen Darstellungen von polynesischen Ahnen und Göttern aus Holz oder Stein, deren Bedeutung oft im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit oder Kannibalismus steht. In den Straßen der Städte und Ortschaften sowie an den Kultstätten tief im Wald befinden sich noch heute viele Originale, die den Versuchen der Eroberer, Kolonialherren und Missionare, sie von dort zu rauben und in westliche Museen zu verfrachten bis heute widerstehen konnten. In wohnzimmertauglicher Größe finde ich sie wunderschön und dekorativ und ein Tiki schützt das Haus vor bösen Geistern. Meine kleine heimische Sammlung soll mal wieder erweitert werden und die Auswahl ist hier so groß, daß wir viel mehr Zeit als vorgesehen in der Halle verbringen. Schließlich verlassen wir das Haus mit einem Prachtstück aus Rosenholz, das inzwischen seinen Platz neben dem Fernseher gefunden hat.
Hier gibt es neben Obst und Gemüse auch jede Menge Kleidung und kulturell bedeutsames Kunsthandwerk zu kaufen. Kein für Touristen in China industriell gefertigter Kitsch, sondern wirklich hochwertige Schnitzereien und Schmuck, handgemacht im eigenen Land. Für das ökologische Gewissen des europäischen Konsumenten ist auch gesorgt: Objekte aus Tropenholz stammen fast ausschließlich von nicht bedrohten Baumarten, die speziell zu diesem Zweck kultiviert werden.
Mein besonderes Interesse gilt dabei den sogenannten Tikis, den mehr oder weniger gruseligen Darstellungen von polynesischen Ahnen und Göttern aus Holz oder Stein, deren Bedeutung oft im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit oder Kannibalismus steht. In den Straßen der Städte und Ortschaften sowie an den Kultstätten tief im Wald befinden sich noch heute viele Originale, die den Versuchen der Eroberer, Kolonialherren und Missionare, sie von dort zu rauben und in westliche Museen zu verfrachten bis heute widerstehen konnten. In wohnzimmertauglicher Größe finde ich sie wunderschön und dekorativ und ein Tiki schützt das Haus vor bösen Geistern. Meine kleine heimische Sammlung soll mal wieder erweitert werden und die Auswahl ist hier so groß, daß wir viel mehr Zeit als vorgesehen in der Halle verbringen. Schließlich verlassen wir das Haus mit einem Prachtstück aus Rosenholz, das inzwischen seinen Platz neben dem Fernseher gefunden hat.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Wir verlassen die Markthalle gut gelaunt mit unserer Beute und begeben uns auf einen Spaziergang zum Überseehafen von Papeete.
Hier in der Innenstadt liegt alles dicht zusammen und weitere Sehenswürdigkeiten sind fußläufig gut zu erreichen. 31 Grad Celsius und 80% Luftfeuchtigkeit sorgen hier für stimmungsvolles Ambiente und in einer tropischen Metropole sollte es auch anders nicht sein. Wir wollen zum Restaurant Le Moana, einem hochpreisigen Etablissement in bester Lage vor der Hafenpromenade am Parc Paofai. Suse möchte hier einen Kokos-Milchshake trinken und ich freue mich auf den gigantischen Tiki, der das Entrée bewacht. Während die wohnzimmertauglichen Exemplare selten höher als ein halber Meter sind und in dieser Größe bereits reichlich dreistellige Europreise erreichen können, gibt es auch solche, die für große Hallen oder den Außenbereich geeignet sind. Das Exemplar im Le Moana ist ca. drei Meter groß und überragt mich somit deutlich. Den Preis für solch eine Statue kann ich nur schätzen, er dürfte fünfstellig sein.
Während Suse das kostbare Getränk genießt, gehe ich noch kurz nach nebenan. Hier wird auf einer Parkterrasse am Café eine rekonstruierte Pirogue, ein traditionelles polynesisches Ausleger-Kanu präsentiert. Neben den Tikis sind diese Boote meine zweite Sammelleidenschaft, denn sie verkörpern in höchstem Maße das Bild von malerischer Südseeromantik und dieses Exponat ist auch gleich ein ganz besonderes. Es wurde erst vor zwei Jahren kurz nach unserer damaligen Abreise von Papeete von der politischen Prominenz des Landes feierlich vorgestellt und geweiht. Ich sehe es hier nun zum ersten Mal und bin begeistert. Mit derartigen Fahrzeugen haben die Ureinwohner Polynesiens schon vor Hunderten von Jahren den ganzen Pazifik erkundet und bereist und dabei alle Inseln entdeckt und besiedelt, die heute als Sehnsuchtsziele des modernen Urlaubers gelten und die Suse und ich so sehr schätzen, daß es uns immer wieder dort hinzieht.
Hier in der Innenstadt liegt alles dicht zusammen und weitere Sehenswürdigkeiten sind fußläufig gut zu erreichen. 31 Grad Celsius und 80% Luftfeuchtigkeit sorgen hier für stimmungsvolles Ambiente und in einer tropischen Metropole sollte es auch anders nicht sein. Wir wollen zum Restaurant Le Moana, einem hochpreisigen Etablissement in bester Lage vor der Hafenpromenade am Parc Paofai. Suse möchte hier einen Kokos-Milchshake trinken und ich freue mich auf den gigantischen Tiki, der das Entrée bewacht. Während die wohnzimmertauglichen Exemplare selten höher als ein halber Meter sind und in dieser Größe bereits reichlich dreistellige Europreise erreichen können, gibt es auch solche, die für große Hallen oder den Außenbereich geeignet sind. Das Exemplar im Le Moana ist ca. drei Meter groß und überragt mich somit deutlich. Den Preis für solch eine Statue kann ich nur schätzen, er dürfte fünfstellig sein.
Während Suse das kostbare Getränk genießt, gehe ich noch kurz nach nebenan. Hier wird auf einer Parkterrasse am Café eine rekonstruierte Pirogue, ein traditionelles polynesisches Ausleger-Kanu präsentiert. Neben den Tikis sind diese Boote meine zweite Sammelleidenschaft, denn sie verkörpern in höchstem Maße das Bild von malerischer Südseeromantik und dieses Exponat ist auch gleich ein ganz besonderes. Es wurde erst vor zwei Jahren kurz nach unserer damaligen Abreise von Papeete von der politischen Prominenz des Landes feierlich vorgestellt und geweiht. Ich sehe es hier nun zum ersten Mal und bin begeistert. Mit derartigen Fahrzeugen haben die Ureinwohner Polynesiens schon vor Hunderten von Jahren den ganzen Pazifik erkundet und bereist und dabei alle Inseln entdeckt und besiedelt, die heute als Sehnsuchtsziele des modernen Urlaubers gelten und die Suse und ich so sehr schätzen, daß es uns immer wieder dort hinzieht.
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Hochzufrieden kehren wir abends ins Fare Suisse zurück. Ich habe ein paar schöne Postkarten vom Kunsthandwerkermarkt im Art’Griculture, nur Briefmarken fehlen mir, und das wird noch ein Problem. Aber der Mister hat den perfekten Tiki für die Sammlung gefunden. Mein Highlight auf dem Markt wäre allerdings dies hier gewesen
Die aufregendste Entdeckung des Tages war aber natürlich die Kanone, und passen dazu gibt es abends Currywurst und Kartoffelsalat von der Biergartenkarte, wie sich das für anständige Seeadlerküken gehört. Bezüglich der Getränke verzichten wir aber auf das bayerische und bleiben dem tahitianischen Bier treu.
Am nächsten Tag sind wir aber wieder voll im Polynesienmodus und streben mit dem Hausprospekt bewaffnet erneut der Stadt zu. Es ist herrlich ruhig, die normalerweise ständig verstopften Straßen sind wie leergefegt, und auch um den größten Kreisel der Stadt, der von einem überlebensgroßen Tiki bewachst wird, kurvt kein Auto. Es ist Sonntag und fast alle Polynesier sind jetzt in der Kirche.
Für das, was wir heute vorhaben, ist das sehr gut, denn da braucht man einen freien Blick über die Straße, damit das Motiv auch unverdeckt aufs Foto kommt, aber erstmal müssen wir uns orientieren.
Vorbei an den wenigen historischen Gebäuden aus französischen Kolonialherrschaftszeiten nähern wir uns dem Park, der das Bad der Königin Pomare umgibt. Die Legende sagt, die Königin habe nichts anderes als dieses Quellwasser getrunken und täglich im Wasserbecken gebadet.
Das ist sie, Pomare die Vierte, ihres Zeichens letzte Königin eines freien Polynesiens.
Sie hatte, bis sie 1836 durch den britischen Konsul ihrer Ämter enthoben wurde, auch genau hier, wo sich heute die Polynesische Nationalversammlung befindet, ihren Regierungssitz. In dem dazugehören Park kann man schön sitzen. Die Vögel zwitschern, im Wasser tummeln sich ein paar Aale, die hier heilig sind.
Die Bepflanzung ist so üppig, daß es schon an einen Botanischen Garten erinnert. Den gibt es auf Tahiti zwar auch, aber den werden wir auf dieser Reise nicht besuchen. Genauso wenig wie das Historische Museum Tahitis, dessen Ausstellungsvitrinen im Flughafen wir erst vor zwei Tagen wieder bewundert haben. Und auch nach Teahupo’o, wo die gewaltige Welle in ein paar Monaten Austragungsort der Olympischen Surfwettbewerbe sein wird, werden wir nicht fahren. Wir haben im Fare Suisse-Prospekt etwas gesehen, das wir spannend finden: Wir gehen heute Frauen sammeln.
Nachdem wir den Stadtplan eine Weile hin- und hergedreht haben, meinen wir zu wissen, wo sie sich verstecken, die Vahines, die überlebensgroßen polynesischen Frauen, die auf die Hauswände und Mauern gemalt sind.
Papeete ist eine Stadt der Murals, und ich vermute, das hat nicht nur rein dekorative Gründe.
Wenn man weiß, wie eng die Bindung der Polynesier an ihr Land ist, das Fenua, aus dessen Reichtümern sie ihre spirituelle Kraft beziehen, das Mana, dann fragt man sich, wie es sein muß, hier in einem Neubau zu wohnen, ohne Balkon und oft sogar nicht einmal mit den im frankophonen Bereich üblichen bodentiefen Fenstern, aus denen man weit in die Umgebung schauen könnte.
Abgesehen von den wenigen historischen Gebäuden aus Kolonialzeiten und einigen prächtigeren Häusern an der Hafenpromenade oder eleganten Bungalows in den kühleren Hanglagen, wo die Begüterteren leben, wird das Stadtbild durch schlichte Zweckbauten und Wohnblocks bestimmt.
Da hat ein Gebäude im Betonbrutalismus mit solch üppiger Bepflanzung einen gewissen individuellen Charme.
Man sieht wohl hie und da kleine Lambrequins, wie sie überall in den Tropen zu finden sind, aber keine traditionellen polynesischen Fares mehr.
Immer wieder sehen wir in den Abendstunden Menschen auf der Fensterbank sitzen und hinausschauen, häufig ältere Männer, die sicher noch in ländlicherer Umgebung aufgewachsen sind, vielleicht selbst in ihrer Jugend Wildschweine gejagt und auf dem Pazifik gefischt haben. Und nun sitzen sie da, in einem europäisch geprägten Umfeld, in dem vor allem alles das zählt, das sich zu Geld machen läßt. Vielleicht schätzen sie jetzt den Luxus fließenden Wassers und einer Badewanne. Ganz bestimmt sogar. Sehr wahrscheinlich sind sie froh, nebenan im Supermarkt einkaufen zu können und ihre alten Knochen nicht mehr auf der Jagd die Berge hochquälen zu müssen.
Aber vielleicht fühlen sie sich weniger abgeschnitten von dem, was ein traditionelles polynesisches Leben von jeher ausgemacht hat, wenn sie auf ein überlebensgroßes Wandbild eines Buckelwals schauen,
auf oder auf die Welle von Teahupoo
Vielleicht interpretiere ich zuviel hinein, es ist aber auffällig, daß es in der Stadt wenig Graffiti gibt, die nicht einen direkten Bezug zu Fauna, Flora oder kulturellen Tradition der Inseln haben. Und nur sehr selten sieht man irgendwelche Ghettokritzeleien oder Tags, wie es beispielsweise auf der Réunion weit verbreitet ist. Und wenn, dann ist es sogar noch eine kleine Reminiszenz an die Königin:
Unsere erste Vahine finden wir direkt in der Straße vor dem Bad der Königin Pomare. La Vahine fleurie, die Blumenfrau.
Was wir noch nicht wissen: Sie hat eine kleine Schwester, die wir in ein paar Tagen auf Mo’orea kennenlernen werden.
Wir marschieren weiter Richtung Stadtzentrum.
In den menschenleeren Straßen kommen die kleinen, liebevollen Dekorationen und Details der Ladenzeilen und Lokale überhaupt erst zur Geltung, die sonst in den Menschenmassen untergehen, die sich normalerweise auf den schmalen Bürgersteigen entlangschieben.
In den Seitenstraßen hinter dem Markt und der Kathedrale Notre Dame ist alles wie ausgestorben, lediglich eine Gruppe Kiffer und ein paar spielende Kinder beleben das Straßenbild.
Hier finden wir unsere nächsten drei Vahines, alle relativ nah beisammen. Hinter einem Schulhof das Bildnis einer älteren Frau
und um die Ecke die Frau im roten Pareo
Direkt neben dem Hauptsitz von Air Tahiti, der Inlandsfluggesellschaft Französisch Polynesiens, dann dieses Modell:
Ich mag den Stil, sie erinnert an ein 50er Jahre Pinup und hat trotzdem die polynesischen Gesichtszüge. Toll hingekriegt, ich finde sie klasse.
Die sonntägliche Ruhe wird nur unterbrochen durch das Gekicher der Kinder, gelegentliche Rülpser aus der Kiffergruppe, und das allgegenwärtige Hähnekrähen. Für die Kinder ist der Mister, der mit der Videokamera ein paar Stimmungsbilder einfängt, die Attraktion des Tages. Für uns sind es die Hühner.
Anfangs halten wir es für einen Zufall, aber egal wie oft wir ein Huhn oder einen Hahn die Straße überqueren sehen, egal aus welcher Richtung sie kommen und wie oft sie die Straßenseite wechseln müssen, um an ihr Ziel zu kommen: Sie benutzen jedesmal den Zebrastreifen.
Sich entgegenkommende Tiere laufen geordnet aneinander vorbei wie Fußgänger, wir haben keines je irgendwo quer über die Fahrbahn laufen sehen. Unfassbar.
Genau genommen fehlen uns noch zwei Vahines, aber mit dem schweren Fotozeugs auf dem Buckel haben wir irgendwann keine Lust mehr, noch weiter zu gehen und geben uns mit der Ausbeute zufrieden. Auf dem Rückweg müssen wir in der Hitze dann auch prompt eine kleine Pause einlegen. Wir sitzen im Schatten am Pomare-Boulevard, rechts von uns das gußeiserne Familienerbstück schon fast in Sichtweite, um uns herum scharren die Hühner und im Schatten unter den Arkaden des Norwegischen Konsulats schläft ein Obdachloser. Kommt ein zweiter daher und schaut sich den schlafenden Kollegen eine Weile prüfend an, bevor er beginnt, in aller Seelenruhe dessen Habseligkeiten zu durchstöbern. Ein Rucksack wird durchwühlt, ein Sweatshirt und eine Baseballkappe werden begutachtet. Die Sachen finden gefallen, also wird direkt der ganze Rucksack geschultert, und weiter geht’s.
Wir räuspern und mehrmals, unterhalten uns laut und rascheln mit unseren Taschen, um ihn wissen zu lassen, daß er beobachtet wird, aber das kümmert ihn nicht. Weiter zu intervenieren riskieren wir besser nicht. Nun, denken wir uns, die Gemeinde der SDF, der Personen ohne festen Wohnsitz, wird in Papeete nicht so groß sein. Vermutlich kennt man sich und wird der Bestohlene sich die Gegenstände demnächst zurückklauen.
Abends gibt’s Pizza im rustikalen Ambiente der L’Apizzeria, dann schleppen wir uns den Berg hoch zum Fare Suisse. Zusammenpacken ist schnell erledigt. Die Leis duften immer noch, müssen aber jetzt entsorgt werden, sehr schade.
Am Ende der Reise werden wir nochmal für einen Tag hierher zurückkehren, aber im wesentlichen war es das mit Tahiti auf dieser Reise. Jetzt, wo wir den Reisebericht schreiben und parallel die Surfwettbewerbe der Olympischen Spiele in Teahupo’o verfolgen, bedauern wir ein bißchen, nicht doch hingefahren zu sein, andererseits haben wir Papeete durch die intensive Beschäftigung mit der Stadt diesmal auch richtig gut kennen- und mögen gelernt.
Die städtische Umgebung lassen wir nun Stück für Stück hinter uns. Morgen geht es nach Mo’orea und da wird es schon erheblich ländlicher.
Die aufregendste Entdeckung des Tages war aber natürlich die Kanone, und passen dazu gibt es abends Currywurst und Kartoffelsalat von der Biergartenkarte, wie sich das für anständige Seeadlerküken gehört. Bezüglich der Getränke verzichten wir aber auf das bayerische und bleiben dem tahitianischen Bier treu.
Am nächsten Tag sind wir aber wieder voll im Polynesienmodus und streben mit dem Hausprospekt bewaffnet erneut der Stadt zu. Es ist herrlich ruhig, die normalerweise ständig verstopften Straßen sind wie leergefegt, und auch um den größten Kreisel der Stadt, der von einem überlebensgroßen Tiki bewachst wird, kurvt kein Auto. Es ist Sonntag und fast alle Polynesier sind jetzt in der Kirche.
Für das, was wir heute vorhaben, ist das sehr gut, denn da braucht man einen freien Blick über die Straße, damit das Motiv auch unverdeckt aufs Foto kommt, aber erstmal müssen wir uns orientieren.
Vorbei an den wenigen historischen Gebäuden aus französischen Kolonialherrschaftszeiten nähern wir uns dem Park, der das Bad der Königin Pomare umgibt. Die Legende sagt, die Königin habe nichts anderes als dieses Quellwasser getrunken und täglich im Wasserbecken gebadet.
Das ist sie, Pomare die Vierte, ihres Zeichens letzte Königin eines freien Polynesiens.
Sie hatte, bis sie 1836 durch den britischen Konsul ihrer Ämter enthoben wurde, auch genau hier, wo sich heute die Polynesische Nationalversammlung befindet, ihren Regierungssitz. In dem dazugehören Park kann man schön sitzen. Die Vögel zwitschern, im Wasser tummeln sich ein paar Aale, die hier heilig sind.
Die Bepflanzung ist so üppig, daß es schon an einen Botanischen Garten erinnert. Den gibt es auf Tahiti zwar auch, aber den werden wir auf dieser Reise nicht besuchen. Genauso wenig wie das Historische Museum Tahitis, dessen Ausstellungsvitrinen im Flughafen wir erst vor zwei Tagen wieder bewundert haben. Und auch nach Teahupo’o, wo die gewaltige Welle in ein paar Monaten Austragungsort der Olympischen Surfwettbewerbe sein wird, werden wir nicht fahren. Wir haben im Fare Suisse-Prospekt etwas gesehen, das wir spannend finden: Wir gehen heute Frauen sammeln.
Nachdem wir den Stadtplan eine Weile hin- und hergedreht haben, meinen wir zu wissen, wo sie sich verstecken, die Vahines, die überlebensgroßen polynesischen Frauen, die auf die Hauswände und Mauern gemalt sind.
Papeete ist eine Stadt der Murals, und ich vermute, das hat nicht nur rein dekorative Gründe.
Wenn man weiß, wie eng die Bindung der Polynesier an ihr Land ist, das Fenua, aus dessen Reichtümern sie ihre spirituelle Kraft beziehen, das Mana, dann fragt man sich, wie es sein muß, hier in einem Neubau zu wohnen, ohne Balkon und oft sogar nicht einmal mit den im frankophonen Bereich üblichen bodentiefen Fenstern, aus denen man weit in die Umgebung schauen könnte.
Abgesehen von den wenigen historischen Gebäuden aus Kolonialzeiten und einigen prächtigeren Häusern an der Hafenpromenade oder eleganten Bungalows in den kühleren Hanglagen, wo die Begüterteren leben, wird das Stadtbild durch schlichte Zweckbauten und Wohnblocks bestimmt.
Da hat ein Gebäude im Betonbrutalismus mit solch üppiger Bepflanzung einen gewissen individuellen Charme.
Man sieht wohl hie und da kleine Lambrequins, wie sie überall in den Tropen zu finden sind, aber keine traditionellen polynesischen Fares mehr.
Immer wieder sehen wir in den Abendstunden Menschen auf der Fensterbank sitzen und hinausschauen, häufig ältere Männer, die sicher noch in ländlicherer Umgebung aufgewachsen sind, vielleicht selbst in ihrer Jugend Wildschweine gejagt und auf dem Pazifik gefischt haben. Und nun sitzen sie da, in einem europäisch geprägten Umfeld, in dem vor allem alles das zählt, das sich zu Geld machen läßt. Vielleicht schätzen sie jetzt den Luxus fließenden Wassers und einer Badewanne. Ganz bestimmt sogar. Sehr wahrscheinlich sind sie froh, nebenan im Supermarkt einkaufen zu können und ihre alten Knochen nicht mehr auf der Jagd die Berge hochquälen zu müssen.
Aber vielleicht fühlen sie sich weniger abgeschnitten von dem, was ein traditionelles polynesisches Leben von jeher ausgemacht hat, wenn sie auf ein überlebensgroßes Wandbild eines Buckelwals schauen,
auf oder auf die Welle von Teahupoo
Vielleicht interpretiere ich zuviel hinein, es ist aber auffällig, daß es in der Stadt wenig Graffiti gibt, die nicht einen direkten Bezug zu Fauna, Flora oder kulturellen Tradition der Inseln haben. Und nur sehr selten sieht man irgendwelche Ghettokritzeleien oder Tags, wie es beispielsweise auf der Réunion weit verbreitet ist. Und wenn, dann ist es sogar noch eine kleine Reminiszenz an die Königin:
Unsere erste Vahine finden wir direkt in der Straße vor dem Bad der Königin Pomare. La Vahine fleurie, die Blumenfrau.
Was wir noch nicht wissen: Sie hat eine kleine Schwester, die wir in ein paar Tagen auf Mo’orea kennenlernen werden.
Wir marschieren weiter Richtung Stadtzentrum.
In den menschenleeren Straßen kommen die kleinen, liebevollen Dekorationen und Details der Ladenzeilen und Lokale überhaupt erst zur Geltung, die sonst in den Menschenmassen untergehen, die sich normalerweise auf den schmalen Bürgersteigen entlangschieben.
In den Seitenstraßen hinter dem Markt und der Kathedrale Notre Dame ist alles wie ausgestorben, lediglich eine Gruppe Kiffer und ein paar spielende Kinder beleben das Straßenbild.
Hier finden wir unsere nächsten drei Vahines, alle relativ nah beisammen. Hinter einem Schulhof das Bildnis einer älteren Frau
und um die Ecke die Frau im roten Pareo
Direkt neben dem Hauptsitz von Air Tahiti, der Inlandsfluggesellschaft Französisch Polynesiens, dann dieses Modell:
Ich mag den Stil, sie erinnert an ein 50er Jahre Pinup und hat trotzdem die polynesischen Gesichtszüge. Toll hingekriegt, ich finde sie klasse.
Die sonntägliche Ruhe wird nur unterbrochen durch das Gekicher der Kinder, gelegentliche Rülpser aus der Kiffergruppe, und das allgegenwärtige Hähnekrähen. Für die Kinder ist der Mister, der mit der Videokamera ein paar Stimmungsbilder einfängt, die Attraktion des Tages. Für uns sind es die Hühner.
Anfangs halten wir es für einen Zufall, aber egal wie oft wir ein Huhn oder einen Hahn die Straße überqueren sehen, egal aus welcher Richtung sie kommen und wie oft sie die Straßenseite wechseln müssen, um an ihr Ziel zu kommen: Sie benutzen jedesmal den Zebrastreifen.
Sich entgegenkommende Tiere laufen geordnet aneinander vorbei wie Fußgänger, wir haben keines je irgendwo quer über die Fahrbahn laufen sehen. Unfassbar.
Genau genommen fehlen uns noch zwei Vahines, aber mit dem schweren Fotozeugs auf dem Buckel haben wir irgendwann keine Lust mehr, noch weiter zu gehen und geben uns mit der Ausbeute zufrieden. Auf dem Rückweg müssen wir in der Hitze dann auch prompt eine kleine Pause einlegen. Wir sitzen im Schatten am Pomare-Boulevard, rechts von uns das gußeiserne Familienerbstück schon fast in Sichtweite, um uns herum scharren die Hühner und im Schatten unter den Arkaden des Norwegischen Konsulats schläft ein Obdachloser. Kommt ein zweiter daher und schaut sich den schlafenden Kollegen eine Weile prüfend an, bevor er beginnt, in aller Seelenruhe dessen Habseligkeiten zu durchstöbern. Ein Rucksack wird durchwühlt, ein Sweatshirt und eine Baseballkappe werden begutachtet. Die Sachen finden gefallen, also wird direkt der ganze Rucksack geschultert, und weiter geht’s.
Wir räuspern und mehrmals, unterhalten uns laut und rascheln mit unseren Taschen, um ihn wissen zu lassen, daß er beobachtet wird, aber das kümmert ihn nicht. Weiter zu intervenieren riskieren wir besser nicht. Nun, denken wir uns, die Gemeinde der SDF, der Personen ohne festen Wohnsitz, wird in Papeete nicht so groß sein. Vermutlich kennt man sich und wird der Bestohlene sich die Gegenstände demnächst zurückklauen.
Abends gibt’s Pizza im rustikalen Ambiente der L’Apizzeria, dann schleppen wir uns den Berg hoch zum Fare Suisse. Zusammenpacken ist schnell erledigt. Die Leis duften immer noch, müssen aber jetzt entsorgt werden, sehr schade.
Am Ende der Reise werden wir nochmal für einen Tag hierher zurückkehren, aber im wesentlichen war es das mit Tahiti auf dieser Reise. Jetzt, wo wir den Reisebericht schreiben und parallel die Surfwettbewerbe der Olympischen Spiele in Teahupo’o verfolgen, bedauern wir ein bißchen, nicht doch hingefahren zu sein, andererseits haben wir Papeete durch die intensive Beschäftigung mit der Stadt diesmal auch richtig gut kennen- und mögen gelernt.
Die städtische Umgebung lassen wir nun Stück für Stück hinter uns. Morgen geht es nach Mo’orea und da wird es schon erheblich ländlicher.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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- Grubi -
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Einer der großen Vorzüge am Fare Suisse ist, daß sie kostenlose Transfers zum Flughafen und zur Fähre anbieten. Also müssen wir uns am nächsten Morgen um nichts kümmern, wir werden einfach zu einem Sammeltransport dazu gesetzt und von einer Mitarbeiterin zum Hafen gefahren.
Es gibt zwei Fähranbieter zwischen Tahiti und seiner Schwesterinsel Mo’orea, die Terevau und die Aremiti. Beide sind extrem leistungsstark und es ist spannend, oben an Deck zu stehen und zuzuschauen, welche Bugwelle die Fähre vor sich herschiebt. Nur wird daraus diesmal leider nichts. Unsere Aremiti ist keine Autofähre und viel kleiner als die Terevau, man muß drinnen sitzen, wo eine eklig kalt eingestellte Klimaanlage läuft. Da sitzen wir nun in der Südsee in dicken Fleecejacken, um uns nicht zu erkälten.
Bei Ankunft auf Mo’orea sammelt uns der Platzhirsch unter den lokalen Touranbietern ein, ein Kleinbus von Albert Tours wartet auf uns. Albert machen alles, was einen irgendwie von A nach B bringt auf Mo’orea, Busrundfahrten, Quad-Tours, Schnorcheltouren mit dem Auslegerkanu, Transfers und Mietwagenverleih. Wir werden in ein paar Tagen auch einen Mietwagen von ihnen haben.
Während des Transfers versucht der Fahrer natürlich, die Gäste vom Ausflugsangebot seiner Firma zu überzeugen. Mit uns im Bus sind zahlreiche Amerikaner, daher bemüht er sich, Englisch zu sprechen. Wenn wir hören, wie er den Namen des Hotels Moorea Island Beach ausspricht, fragen wir uns, ob die Entscheidung des Managements, dem Hotel eine englische Bezeichnung zu verpassen, gut durchdacht war. Aber wir wohnen nicht bei der Moorea Island Bitch, wir wohnen in einer Unterkunft, die er prima aussprechen kann. Im Motu Iti.
Unterwegs auf der Küstenstraße entdecken wir sie dann im Vorbeifahren. Die kleine Schwester der Vahine fleurie, sie schmückt die Front einer Grundschule.
Ist sie nicht niedlich? Man beachte den kleinen gelben Leguan, der aus der Tasche ihrer Latzhose herausguckt. Das ist eine kleine Anspielung auf die Insel. Der Name Mo'orea setzt sich zusammen aus Mo’o (Leguan) und Rea (gelb) und bezieht sich auf die traurige Sage um einen gelben Leguan, der auf der Suche nach seinen Eltern ertrinkt.
Dann sind wir im Motu Iti angekommen.
Wir mögen die Pension sehr, es ist einfach, aber alles gut gepflegt, das Personal umgänglich, die Betreiberfamilie lebt mit auf der Anlage und es ist alles sehr familiär.
Umso erstaunter sind wir, als wir den Chef bei Ankunft nicht auf seinem Stammplatz sitzend vorfinden. Die Mitarbeiterin, die uns in Empfang nimmt, kennen wir schon vom letzten Mal, auch sie erinnert sich an uns und wir freuen uns maßlos, daß wir wieder unseren Lieblingsbungalow bekommen.
Wo Auguste, der Inhaber, sei, fragen wir. Der ist in Rente, wird uns berichtet. Es stellt sich aber heraus, daß er in der Anlage noch sehr präsent ist und weiterhin gern in seinem Chefsessel sitzt. Wir werden ihn in den kommenden Tagen noch oft genug zu sehen bekommen, einmal sogar öfter, als uns lieb ist.
Wir ziehen ein und sind sofort wieder „zuhause“. Der Bungalow liegt direkt am Wasser und hier in der Lagune ist immer etwas los. Sei es, daß morgens und abends die Ausflugspiroguen vorbeifahren, Kanuten vor Haus entlangpaddeln, oder kleine Schwarzspitzenriffhaie oder Rochen guten Tag sagen kommen. Es ist wie Kino, spätestens, wenn der Himmel zum Sonnenuntergang richtig aufdreht.
Im Motu Iti, was „Kleines Inselchen“ bedeutet, ist alles einfach, aber gut durchdacht und praktisch.
Die Bungalows sind in traditioneller Bauweise errichtet und eingerahmt von einheimischen Sträuchern und Bäumen.
Frangipani
Oleander
Tiaré
Die Tiaré ist sowas wie die Signaturpflanze Polynesiens, besungen in zahllosen Liedern. Eine besonders schöne Version:
https://www.youtube.com/watch?v=rVzif3fJ3i8
Wenn einen das nicht mitten in die Südsee transportiert, dann weiß ich ja auch nicht.
Wir sind diesmal zu einer anderen Jahreszeit hier als vor zwei Jahren, und die Frangipanis und Tiaré-Sträucher, die den Bungalow umstehen, blühen nur spärlich. Es duftet aber trotzdem.
Arrangement aus eBook an nicht aufgeblühter Tiaré in Bénitier-Muschel. Solche Knospen verteilen sie bei Air Tahiti Nui an die Fluggäste bei der Landung. Und von den Bénitiers, den Mördermuscheln, wird später noch die Rede sein.
Neben den Bungalows gibt es einen Gemeinschaftsschlafsaal, in dem man für einen Spottpreis nächtigen kann, was das kleine Inselchen bei Backpackern beliebt macht. Die Atmosphäre ist entsprechend locker. Die ganze Anlage ist rustikal und handgemacht. Die Decke vom Schlafsaal überragt den Speisesaal und ist stellenweise so niedrig, daß der Mister den Kopf einziehen muß.
Dafür ist das Essen umso üppiger. Hier gibt es für mich das erste richtige polynesische Essen. Das Nationalgericht, Poisson Cru, ein Salat aus rohem Fisch, meist weißer Thunfisch, mariniert in Kokosmilch und Limettensaft, mit Gemüsestreifen. Für den Mister, der sowas allergiebedingt nicht essen darf, gibt es Entrecote Roquefort, und je länger wir da sind, desto mehr Schüsseln mit Sauce Bleue werden dazu gereicht. Bislang hat er bei drei Näpfen noch immer die Grenze gezogen, aber wir waren sicher noch nicht zum letzten Mal hier.
Schon morgens beim Aufwachen der Blick auf die Lagune. Die ersten Ausflugsboote ziehen vorbei, manchmal auch schon ein früher Rochen. Die ersten Tage schauen wir der Sonne zu, wie sie über den Himmel zieht. Es ist Tiefenentspannung pur.
Gelegentlich schlurft einer von uns zum Restaurant, mal eine Cola holen oder ein Eis, und dann sinken wir wieder auf die Terassenstühle. Die bei minimalistischem Design ein Maximum an Komfort bieten.
Mehr ist mit uns erstmal auch nicht los. Mich hat die Kälte auf der Fähre tatsächlich ein bißchen außer Gefecht gesetzt und ich huste und fühle mich erkältet. Aber die Ruhe tut gut und bald bin ich fit genug, mich ins badewannenwarme Wasser zu wagen. Die Korallen vor der Pension sind tatsächlich relativ intakt und die Fische zahlreich.
Am Abend sehen wir am Horizont gelegentlich ein Kreuzfahrtschiff vorbeiziehen, das dann entweder in der Cook Bay rechts von uns oder in der Bucht von Oponohu, links von uns, ankern wird. Über uns im Gebälk schmatzen die Geckos, denen wir es zu verdanken haben, daß wir kaum von Viechern belästigt werden, obwohl es Regenzeit ist.
Ob sie auf dem Schiff auch gerade ein Lied über die Tiaré hören? Hach, es könnte alles so schön sein.
https://www.youtube.com/watch?v=Wyfs7vMHQOo
Wären da nicht die riesigen Nachtfalter, die besonders nach einem gelegentlichen Schauer unter unserem Terrassendach herumschwirren. Dagegen kann auch der größte Gecko nichts ausrichten. Die Viecher sind blitzschnell und so groß, daß es sich anfühlt wie eine Kopfnuß, wenn sie einen treffen. Einer schafft es durch einen Spalt im Vorhang in den Bungalow und macht da ein riesiges Theater, bis wir ihn wieder nach draußen bugsiert haben. Kaum draußen, setzt er zur Kehrtwendung an und will wieder hinein, und aus Reflex ziehe ich die Terrassentür zu. Da stehen wir nun und haben uns ausgesperrt.
Sind die zwei soliden Stahlbügel, die die Tür von innen verschließen, einmal ineinander gehakt, läßt sich der Mechanismus von außen nicht mehr öffnen. Das ist eigentlich sehr praktisch und einbruchssicher, aber nun muß einer von uns rund um das Haus im Slalom um die Büsche und Krabbenlöcher herum. Nee, sagt der Mister, hinten ist abgeschlossen, du mußt direkt zu Auguste gehen.
Schuldbewußt trabe ich los und klopfe an seine Terrassentür. Hinter der Tür hört man Flip Flops schlurfen. Oh weh, denke ich, jetzt ist er schon in Rente, und nun sowas! Auguste steckt den Kopf aus der Tür, offenbar hat er noch nicht geschlafen. Er kramt nach seinem Ersatzschlüssel und schließt uns den Bungalow auf. Der Chef amüsiert sich jedenfalls königlich auf unsere Kosten. Beim nächsten Mal müßt ihr draußen auf dem Steg übernachten, kichert er.
Es gibt andere Dinge, für die müßte es überhaupt erst ein erstes Mal geben. Unser Jungfernflug mit der Drohne steht noch aus und wir haben schon gegrübelt, wo wir das am sichersten machen könnten. Wenn wir ab morgen den Mietwagen haben, vielleicht dann auf einer einsamen Wiese im Tal von Oponohu zum Beispiel? Aber dann kommt uns der Zufall zur Hilfe, für ein paar Tage wohnt ein französisches Paar im Bungalow neben uns, die die gleiche Drohne haben wie wir und sie munter über die Lagune kreisen lassen.
In Französisch Polynesien, wo jeder Küstenstreifen der Hauptinseln bebaut und fast immer auch bewohnt ist, ist es eigentlich kaum möglich, Drohnenaufnahmen zu machen, ohne Gefahr zu laufen, irgendjemandes Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Im Motu Iti fühlt sich aber offenbar niemand verletzt, die Mitarbeiter, die sich überhaupt um die Drohne scheren, winken fröhlich. Na, dann versuchen wir es auch mal.
Nach etwas Hin- und Herprobiererei steigt sie auf ihre vorgesehenen 1,20 Meter Starthöhe und schwebt vor unseren Nasen. Wir lassen sie einmal übers Wasser fliegen, was zugegebenermaßen für Drohnenpilotenanfänger ein bißchen sehr mutig ist, aber alles geht gut und sie landet heil wieder vor unserem Haus. Wir sind froh, die erste Hürde für grandiose Aufnahmen von unserer einsamen Insel nächste Woche wäre genommen, und es kann wieder zum entspannten Teil übergegangen werden: Auf die Lagune starren für Fortgeschrittene:
Für die restlichen vier Tage auf Mo’orea haben wir einen Mietwagen. Nicht nur die letzte Gelegenheit vor dem Weiterflug auf die Australinseln nochmal in einem richtigen Supermarkt Verpflegung für die Robinsoninsel einzukaufen, sondern auch, nochmal die Täler Mo’oreas zu erkunden.
Es gibt zwei Fähranbieter zwischen Tahiti und seiner Schwesterinsel Mo’orea, die Terevau und die Aremiti. Beide sind extrem leistungsstark und es ist spannend, oben an Deck zu stehen und zuzuschauen, welche Bugwelle die Fähre vor sich herschiebt. Nur wird daraus diesmal leider nichts. Unsere Aremiti ist keine Autofähre und viel kleiner als die Terevau, man muß drinnen sitzen, wo eine eklig kalt eingestellte Klimaanlage läuft. Da sitzen wir nun in der Südsee in dicken Fleecejacken, um uns nicht zu erkälten.
Bei Ankunft auf Mo’orea sammelt uns der Platzhirsch unter den lokalen Touranbietern ein, ein Kleinbus von Albert Tours wartet auf uns. Albert machen alles, was einen irgendwie von A nach B bringt auf Mo’orea, Busrundfahrten, Quad-Tours, Schnorcheltouren mit dem Auslegerkanu, Transfers und Mietwagenverleih. Wir werden in ein paar Tagen auch einen Mietwagen von ihnen haben.
Während des Transfers versucht der Fahrer natürlich, die Gäste vom Ausflugsangebot seiner Firma zu überzeugen. Mit uns im Bus sind zahlreiche Amerikaner, daher bemüht er sich, Englisch zu sprechen. Wenn wir hören, wie er den Namen des Hotels Moorea Island Beach ausspricht, fragen wir uns, ob die Entscheidung des Managements, dem Hotel eine englische Bezeichnung zu verpassen, gut durchdacht war. Aber wir wohnen nicht bei der Moorea Island Bitch, wir wohnen in einer Unterkunft, die er prima aussprechen kann. Im Motu Iti.
Unterwegs auf der Küstenstraße entdecken wir sie dann im Vorbeifahren. Die kleine Schwester der Vahine fleurie, sie schmückt die Front einer Grundschule.
Ist sie nicht niedlich? Man beachte den kleinen gelben Leguan, der aus der Tasche ihrer Latzhose herausguckt. Das ist eine kleine Anspielung auf die Insel. Der Name Mo'orea setzt sich zusammen aus Mo’o (Leguan) und Rea (gelb) und bezieht sich auf die traurige Sage um einen gelben Leguan, der auf der Suche nach seinen Eltern ertrinkt.
Dann sind wir im Motu Iti angekommen.
Wir mögen die Pension sehr, es ist einfach, aber alles gut gepflegt, das Personal umgänglich, die Betreiberfamilie lebt mit auf der Anlage und es ist alles sehr familiär.
Umso erstaunter sind wir, als wir den Chef bei Ankunft nicht auf seinem Stammplatz sitzend vorfinden. Die Mitarbeiterin, die uns in Empfang nimmt, kennen wir schon vom letzten Mal, auch sie erinnert sich an uns und wir freuen uns maßlos, daß wir wieder unseren Lieblingsbungalow bekommen.
Wo Auguste, der Inhaber, sei, fragen wir. Der ist in Rente, wird uns berichtet. Es stellt sich aber heraus, daß er in der Anlage noch sehr präsent ist und weiterhin gern in seinem Chefsessel sitzt. Wir werden ihn in den kommenden Tagen noch oft genug zu sehen bekommen, einmal sogar öfter, als uns lieb ist.
Wir ziehen ein und sind sofort wieder „zuhause“. Der Bungalow liegt direkt am Wasser und hier in der Lagune ist immer etwas los. Sei es, daß morgens und abends die Ausflugspiroguen vorbeifahren, Kanuten vor Haus entlangpaddeln, oder kleine Schwarzspitzenriffhaie oder Rochen guten Tag sagen kommen. Es ist wie Kino, spätestens, wenn der Himmel zum Sonnenuntergang richtig aufdreht.
Im Motu Iti, was „Kleines Inselchen“ bedeutet, ist alles einfach, aber gut durchdacht und praktisch.
Die Bungalows sind in traditioneller Bauweise errichtet und eingerahmt von einheimischen Sträuchern und Bäumen.
Frangipani
Oleander
Tiaré
Die Tiaré ist sowas wie die Signaturpflanze Polynesiens, besungen in zahllosen Liedern. Eine besonders schöne Version:
https://www.youtube.com/watch?v=rVzif3fJ3i8
Wenn einen das nicht mitten in die Südsee transportiert, dann weiß ich ja auch nicht.
Wir sind diesmal zu einer anderen Jahreszeit hier als vor zwei Jahren, und die Frangipanis und Tiaré-Sträucher, die den Bungalow umstehen, blühen nur spärlich. Es duftet aber trotzdem.
Arrangement aus eBook an nicht aufgeblühter Tiaré in Bénitier-Muschel. Solche Knospen verteilen sie bei Air Tahiti Nui an die Fluggäste bei der Landung. Und von den Bénitiers, den Mördermuscheln, wird später noch die Rede sein.
Neben den Bungalows gibt es einen Gemeinschaftsschlafsaal, in dem man für einen Spottpreis nächtigen kann, was das kleine Inselchen bei Backpackern beliebt macht. Die Atmosphäre ist entsprechend locker. Die ganze Anlage ist rustikal und handgemacht. Die Decke vom Schlafsaal überragt den Speisesaal und ist stellenweise so niedrig, daß der Mister den Kopf einziehen muß.
Dafür ist das Essen umso üppiger. Hier gibt es für mich das erste richtige polynesische Essen. Das Nationalgericht, Poisson Cru, ein Salat aus rohem Fisch, meist weißer Thunfisch, mariniert in Kokosmilch und Limettensaft, mit Gemüsestreifen. Für den Mister, der sowas allergiebedingt nicht essen darf, gibt es Entrecote Roquefort, und je länger wir da sind, desto mehr Schüsseln mit Sauce Bleue werden dazu gereicht. Bislang hat er bei drei Näpfen noch immer die Grenze gezogen, aber wir waren sicher noch nicht zum letzten Mal hier.
Schon morgens beim Aufwachen der Blick auf die Lagune. Die ersten Ausflugsboote ziehen vorbei, manchmal auch schon ein früher Rochen. Die ersten Tage schauen wir der Sonne zu, wie sie über den Himmel zieht. Es ist Tiefenentspannung pur.
Gelegentlich schlurft einer von uns zum Restaurant, mal eine Cola holen oder ein Eis, und dann sinken wir wieder auf die Terassenstühle. Die bei minimalistischem Design ein Maximum an Komfort bieten.
Mehr ist mit uns erstmal auch nicht los. Mich hat die Kälte auf der Fähre tatsächlich ein bißchen außer Gefecht gesetzt und ich huste und fühle mich erkältet. Aber die Ruhe tut gut und bald bin ich fit genug, mich ins badewannenwarme Wasser zu wagen. Die Korallen vor der Pension sind tatsächlich relativ intakt und die Fische zahlreich.
Am Abend sehen wir am Horizont gelegentlich ein Kreuzfahrtschiff vorbeiziehen, das dann entweder in der Cook Bay rechts von uns oder in der Bucht von Oponohu, links von uns, ankern wird. Über uns im Gebälk schmatzen die Geckos, denen wir es zu verdanken haben, daß wir kaum von Viechern belästigt werden, obwohl es Regenzeit ist.
Ob sie auf dem Schiff auch gerade ein Lied über die Tiaré hören? Hach, es könnte alles so schön sein.
https://www.youtube.com/watch?v=Wyfs7vMHQOo
Wären da nicht die riesigen Nachtfalter, die besonders nach einem gelegentlichen Schauer unter unserem Terrassendach herumschwirren. Dagegen kann auch der größte Gecko nichts ausrichten. Die Viecher sind blitzschnell und so groß, daß es sich anfühlt wie eine Kopfnuß, wenn sie einen treffen. Einer schafft es durch einen Spalt im Vorhang in den Bungalow und macht da ein riesiges Theater, bis wir ihn wieder nach draußen bugsiert haben. Kaum draußen, setzt er zur Kehrtwendung an und will wieder hinein, und aus Reflex ziehe ich die Terrassentür zu. Da stehen wir nun und haben uns ausgesperrt.
Sind die zwei soliden Stahlbügel, die die Tür von innen verschließen, einmal ineinander gehakt, läßt sich der Mechanismus von außen nicht mehr öffnen. Das ist eigentlich sehr praktisch und einbruchssicher, aber nun muß einer von uns rund um das Haus im Slalom um die Büsche und Krabbenlöcher herum. Nee, sagt der Mister, hinten ist abgeschlossen, du mußt direkt zu Auguste gehen.
Schuldbewußt trabe ich los und klopfe an seine Terrassentür. Hinter der Tür hört man Flip Flops schlurfen. Oh weh, denke ich, jetzt ist er schon in Rente, und nun sowas! Auguste steckt den Kopf aus der Tür, offenbar hat er noch nicht geschlafen. Er kramt nach seinem Ersatzschlüssel und schließt uns den Bungalow auf. Der Chef amüsiert sich jedenfalls königlich auf unsere Kosten. Beim nächsten Mal müßt ihr draußen auf dem Steg übernachten, kichert er.
Es gibt andere Dinge, für die müßte es überhaupt erst ein erstes Mal geben. Unser Jungfernflug mit der Drohne steht noch aus und wir haben schon gegrübelt, wo wir das am sichersten machen könnten. Wenn wir ab morgen den Mietwagen haben, vielleicht dann auf einer einsamen Wiese im Tal von Oponohu zum Beispiel? Aber dann kommt uns der Zufall zur Hilfe, für ein paar Tage wohnt ein französisches Paar im Bungalow neben uns, die die gleiche Drohne haben wie wir und sie munter über die Lagune kreisen lassen.
In Französisch Polynesien, wo jeder Küstenstreifen der Hauptinseln bebaut und fast immer auch bewohnt ist, ist es eigentlich kaum möglich, Drohnenaufnahmen zu machen, ohne Gefahr zu laufen, irgendjemandes Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Im Motu Iti fühlt sich aber offenbar niemand verletzt, die Mitarbeiter, die sich überhaupt um die Drohne scheren, winken fröhlich. Na, dann versuchen wir es auch mal.
Nach etwas Hin- und Herprobiererei steigt sie auf ihre vorgesehenen 1,20 Meter Starthöhe und schwebt vor unseren Nasen. Wir lassen sie einmal übers Wasser fliegen, was zugegebenermaßen für Drohnenpilotenanfänger ein bißchen sehr mutig ist, aber alles geht gut und sie landet heil wieder vor unserem Haus. Wir sind froh, die erste Hürde für grandiose Aufnahmen von unserer einsamen Insel nächste Woche wäre genommen, und es kann wieder zum entspannten Teil übergegangen werden: Auf die Lagune starren für Fortgeschrittene:
Für die restlichen vier Tage auf Mo’orea haben wir einen Mietwagen. Nicht nur die letzte Gelegenheit vor dem Weiterflug auf die Australinseln nochmal in einem richtigen Supermarkt Verpflegung für die Robinsoninsel einzukaufen, sondern auch, nochmal die Täler Mo’oreas zu erkunden.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Tatsächlich wird Moorea von vielen Südsee-Reisenden als die schönste Insel des Pazifiks betrachtet.
Wir wissen bereits warum, aber bevor wir sie uns in ihrer ganzen Pracht noch einmal anschauen können, benötigen wir einen Mietwagen. Der kommt diesmal von "Albert Transport". Das Familienunternehmen mit seinem schweizerischen Gründer hat diverse Geschäftsfelder auf der Insel fest in der Hand. Wohin man auch blickt, alles kommt von Albert. Busse, Mietwagen, Roller und Ausflugsboote. Albert Senior kam schon 1925 nach Moorea, heiratete eine Einheimische und 1961 gründete sein Sohn das Dienstleistungsimperium, in dem neben angestelltem Personal aktuell auch 31 Kinder und Enkel der Familie tätig sind. Ein kleines Hotel betreiben sie auch.
Am frühen Morgen betreten wir die Lobby. Auguste zeigt sich mittlerweile wieder genau so beschäftigt wie wir ihn vom letzten Aufenthalt 2022 in Erinnerung haben. Von wegen Rente... Wie gewohnt nur mit Shorts bekleidet sitzt er hinter dem Schreibtisch und arbeitet. Es reicht gerade noch für ein freundliches Bonjour und schon hält ein junger Tahitianer vor dem Haus. Albert Transport! Wir werden abgeholt!
Angekommen auf einem der zahlreichen Albert-Stützpunkte der Insel sind die Formalitäten in Windeseile abgewickelt und wir dürfen uns ein Auto aussuchen. Daß mich dieses Jahr keine "Challenge mit einem Challenger" erwarten würde, war mir natürlich vorher klar. Das Ergebnis seht Ihr hier! Immerhin läßt sich das Handy problemlos mit der weißen Büchse verbinden, so daß ich auf meine geliebte House Music nicht verzichten muß.
Der Besuch der Belvédère-Aussichtsplattform hoch in den Bergen ist auf Moorea verpflichtend für jeden Besucher und auch wir fahren als erstes wieder dorthin. Der Blick auf den fast 1000 Meter hohen Mont Rotui, der die beiden großen Meeresbuchten im Norden der Insel teilt, soll das meistproduzierte Werbe- und Postkartenmotiv der ganzen Südsee sein. Eine wilde Serpentinenfahrt durch dichten Regenwald führt dort hinauf, der Kia pfeift auf dem letzten Loch und schließlich sind wir da! Den winzigen Parkplatz haben wir fast für uns allein und beim Verlassen des Wagens werden wir sogleich von einer Gruppe lustiger Hühner begrüßt. Da es hier aber keine Zebrastreifen gibt, flattern sie ziemlich unkoordiniert über den Platz. Wir atmen tief durch und genießen die frische Gebirgsluft. Dank eines zunächst dramatisch bedeckten Himmels erleben wir den spektakulären Berg heute in verschiedenen Phasen der Entwicklung, in denen er sich allmählich aus den Wolken herausschält. Es ist atemberaubend schön.
So früh am Morgen ist hier noch nicht viel los, erst gegen Mittag kommen die Touristen in Scharen und natürlich sind es vor allem die Busse von Albert, die einen Großteil der Besucher hierher befördern. Zahlreiche Kreuzfahrer aus aller Welt sind darunter und später am Tag werden wir noch interessante Gespräche mit Amerikanern, Japanern und Franzosen führen, denen hier der Mund offen steht und die uns darum beneiden, nicht schon nach ein paar Minuten wieder den Rückweg in's Tal bzw. zum Schiff antreten zu müssen. Doch zunächst genießen wir die Ruhe in aller Ruhe und lassen den Blick schweifen. Wohin man auch sieht, alles in der Umgebung wirkt archaisch und surreal. Ob in Nebel und Wolken gehüllt oder vor blauem Himmel. Solitäre Bergspitzen über Galeriewäldern, tiefer Dschungel und dazu das ferne Gezwitscher der Vögel. Die Kulisse des zwei Millionen Jahre alten Vulkankraters sucht ihresgleichen.
Diese geheimnisvolle Welt wollen wir genauer erkunden und bereiten uns auf eine kleine Wanderung vor. Direkt vom Parkplatz führen verschiedene Wege in's unendliche Dickicht des Regenwalds. Alle Schwierigkeitsstufen werden hier angeboten. Von Kindergarten bis Lebensgefahr. Wir wählen eine mittlere Kategorie, heute am ersten Expeditionstag soll es nicht allzu strapaziös für uns sein. Mit zwei Litern Wasser und 10 Kilo Kameragepäck machen wir uns auf den Weg und betreten den schmalen, schlammigen Wanderpfad zwischen alten Urwaldriesen, Farnen und Moskitoschwärmen...
Wir wissen bereits warum, aber bevor wir sie uns in ihrer ganzen Pracht noch einmal anschauen können, benötigen wir einen Mietwagen. Der kommt diesmal von "Albert Transport". Das Familienunternehmen mit seinem schweizerischen Gründer hat diverse Geschäftsfelder auf der Insel fest in der Hand. Wohin man auch blickt, alles kommt von Albert. Busse, Mietwagen, Roller und Ausflugsboote. Albert Senior kam schon 1925 nach Moorea, heiratete eine Einheimische und 1961 gründete sein Sohn das Dienstleistungsimperium, in dem neben angestelltem Personal aktuell auch 31 Kinder und Enkel der Familie tätig sind. Ein kleines Hotel betreiben sie auch.
Am frühen Morgen betreten wir die Lobby. Auguste zeigt sich mittlerweile wieder genau so beschäftigt wie wir ihn vom letzten Aufenthalt 2022 in Erinnerung haben. Von wegen Rente... Wie gewohnt nur mit Shorts bekleidet sitzt er hinter dem Schreibtisch und arbeitet. Es reicht gerade noch für ein freundliches Bonjour und schon hält ein junger Tahitianer vor dem Haus. Albert Transport! Wir werden abgeholt!
Angekommen auf einem der zahlreichen Albert-Stützpunkte der Insel sind die Formalitäten in Windeseile abgewickelt und wir dürfen uns ein Auto aussuchen. Daß mich dieses Jahr keine "Challenge mit einem Challenger" erwarten würde, war mir natürlich vorher klar. Das Ergebnis seht Ihr hier! Immerhin läßt sich das Handy problemlos mit der weißen Büchse verbinden, so daß ich auf meine geliebte House Music nicht verzichten muß.
Der Besuch der Belvédère-Aussichtsplattform hoch in den Bergen ist auf Moorea verpflichtend für jeden Besucher und auch wir fahren als erstes wieder dorthin. Der Blick auf den fast 1000 Meter hohen Mont Rotui, der die beiden großen Meeresbuchten im Norden der Insel teilt, soll das meistproduzierte Werbe- und Postkartenmotiv der ganzen Südsee sein. Eine wilde Serpentinenfahrt durch dichten Regenwald führt dort hinauf, der Kia pfeift auf dem letzten Loch und schließlich sind wir da! Den winzigen Parkplatz haben wir fast für uns allein und beim Verlassen des Wagens werden wir sogleich von einer Gruppe lustiger Hühner begrüßt. Da es hier aber keine Zebrastreifen gibt, flattern sie ziemlich unkoordiniert über den Platz. Wir atmen tief durch und genießen die frische Gebirgsluft. Dank eines zunächst dramatisch bedeckten Himmels erleben wir den spektakulären Berg heute in verschiedenen Phasen der Entwicklung, in denen er sich allmählich aus den Wolken herausschält. Es ist atemberaubend schön.
So früh am Morgen ist hier noch nicht viel los, erst gegen Mittag kommen die Touristen in Scharen und natürlich sind es vor allem die Busse von Albert, die einen Großteil der Besucher hierher befördern. Zahlreiche Kreuzfahrer aus aller Welt sind darunter und später am Tag werden wir noch interessante Gespräche mit Amerikanern, Japanern und Franzosen führen, denen hier der Mund offen steht und die uns darum beneiden, nicht schon nach ein paar Minuten wieder den Rückweg in's Tal bzw. zum Schiff antreten zu müssen. Doch zunächst genießen wir die Ruhe in aller Ruhe und lassen den Blick schweifen. Wohin man auch sieht, alles in der Umgebung wirkt archaisch und surreal. Ob in Nebel und Wolken gehüllt oder vor blauem Himmel. Solitäre Bergspitzen über Galeriewäldern, tiefer Dschungel und dazu das ferne Gezwitscher der Vögel. Die Kulisse des zwei Millionen Jahre alten Vulkankraters sucht ihresgleichen.
Diese geheimnisvolle Welt wollen wir genauer erkunden und bereiten uns auf eine kleine Wanderung vor. Direkt vom Parkplatz führen verschiedene Wege in's unendliche Dickicht des Regenwalds. Alle Schwierigkeitsstufen werden hier angeboten. Von Kindergarten bis Lebensgefahr. Wir wählen eine mittlere Kategorie, heute am ersten Expeditionstag soll es nicht allzu strapaziös für uns sein. Mit zwei Litern Wasser und 10 Kilo Kameragepäck machen wir uns auf den Weg und betreten den schmalen, schlammigen Wanderpfad zwischen alten Urwaldriesen, Farnen und Moskitoschwärmen...
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.
- mr.minolta
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Re: Kokosnüsse und Kanonen - Französisch Polynesien 2024
Eine als "gefährlich" klassifizierte Wanderung auf einer Südseeinsel würde übrigens nicht bedeuten, daß man hier die Konfrontation mit wilden Raub- und Gifttieren zu erwarten hätte. Die pazifische Landfauna ist generell sehr artenarm, Säugetiere fehlen vollständig, Schlangen sind mit seltenen Ausnahmen nicht existent und am ehesten besteht die Gefahr, sich durch Insektenstiche zu infizieren. Dazu braucht man allerdings keine Waldwanderung, das passiert ganz nebenbei auch auf der Hotelterrasse. Französisch Polynesien ist zur Zeit jedoch frei von Denguefieber und Malaria gibt es zum Glück erst gar nicht. Durchaus gefährlich ist jedoch das Gelände an sich. Totholz aus den Bäumen oder Kokosnüsse können einen erschlagen und einige berühmt-berüchtigte Wanderungen auf den großen und teils unerschlossenen Inseln Tahitis oder auf Fidschi und Samoa sind mit Vorsicht zu genießen. Vor allem auf Hawaii fordern auch gut vorbereitete Exkursionen unter echten Profis jedes Jahr zahlreiche Todesopfer.
Darüber müssen wir uns heute allerdings gar keine Gedanken machen. Abgesehen von einigen Stolperfallen ist der Weg gut gangbar und dankt die Müh mit üppiger Vegetation und einer besonderen Atmosphäre. Der inzwischen meist bedeckte Himmel mindert die Kontraste beim Fotografieren und der permanente Nieselregen erreicht uns unter dem Blätterdach des Urwalds erst gar nicht, aber der Untergrund ist nass und aufgeweicht. Die Wanderung beginnt mit dem Abstieg an einem Hang mit Brettwurzelbäumen und Farnen, die zwischen den hier typischen Basaltbrocken hervorragend gedeihen.
Wir laufen weiter in Richtung eines Tals im Wald und hören schon bald das Rauschen eines kleinen Flusses. Und gefährlich wird es jetzt auch! Man muß schon gut aufpassen, sich nicht ständig den Kopf an querliegenden Ästen und Stämmen zu stoßen... Aber das gehört natürlich dazu, hier wächst alles kreuz und quer und abgesehen von der Anlage des Trampelpfades gibt es hier keinerlei menschliche Einflußnahme auf die Umgebung.
Suse hat einen besonderen Enthusiasmus für Farne aller Art und was hier wie Unkraut wächst, kostet bei uns zuhause als Topfpflanze entweder ein Vermögen oder darf in der EU erst gar nicht gehandelt werden. Der Besitz eines Baumfarns kann einen vor allem in Deutschland schon mal in den Knast bringen und als ich letzte Woche in einem Berliner Baumarkt einen 40 cm langen Streifen Spanish Moss in der Hand hatte, wurde mir mal wieder klar, wie man mit Unkraut Geld machen kann. Was in Florida tonnenweise in den Straßen zusammengekehrt und vernichtet wird, kostet in Deutschland € 12,95 pro Fetzen. Die Welt, in der wir leben, ist absurd.
Wir bahnen uns also unseren Weg durch's Unterholz, passieren Riesenfarne, Brotfruchtbäume und Mahagoni und finden den legendären wilden Ingwer, dessen knallrote Blüten in Knollenform hier traditionell als Haar-Shampoo genutzt werden. Das ist kein Witz und es funktioniert tatsächlich. Man quetscht die Blüten in der Hand und heraus läuft ein seifiger Saft mit reinigenden Eigenschaften. Wenig später sind wir am Fluß angekommen und er hat sogar einen kleinen Wasserfall. Wir freuen uns über diese malerische Szenerie und machen hier viele Aufnahmen und als Suse dann auch noch eine unter mehr als 200 bekannten Frauenhaarfarnen besonders seltene Spezies entdeckt, ist der Tag endgültig gerettet.
Der Wasserfall soll nun auch das vorläufige Ende unserer Wanderung sein. Den Rest heben wir uns für's nächste Mal auf, dann wollen wir noch tiefer in den Wald. Als wir mit reichlich Foto- sowie Videoausbeute im Gepäck zurück zum Parkplatz kommen, sind außer Hühnern inzwischen auch jede Menge Touristen zugegen, die den Mont Rotui bewundern. Unter den schon erwähnten Kreuzfahrern finden wir ein paar sympathische Gesprächspartner, bevor wir wieder in die weiße Büchse steigen und unseren Heimweg über das von Hochnebel bedeckte Tal von Oponohu in's Motu Iti antreten. Dort wartet ein saftiges Steak auf mich!
Darüber müssen wir uns heute allerdings gar keine Gedanken machen. Abgesehen von einigen Stolperfallen ist der Weg gut gangbar und dankt die Müh mit üppiger Vegetation und einer besonderen Atmosphäre. Der inzwischen meist bedeckte Himmel mindert die Kontraste beim Fotografieren und der permanente Nieselregen erreicht uns unter dem Blätterdach des Urwalds erst gar nicht, aber der Untergrund ist nass und aufgeweicht. Die Wanderung beginnt mit dem Abstieg an einem Hang mit Brettwurzelbäumen und Farnen, die zwischen den hier typischen Basaltbrocken hervorragend gedeihen.
Wir laufen weiter in Richtung eines Tals im Wald und hören schon bald das Rauschen eines kleinen Flusses. Und gefährlich wird es jetzt auch! Man muß schon gut aufpassen, sich nicht ständig den Kopf an querliegenden Ästen und Stämmen zu stoßen... Aber das gehört natürlich dazu, hier wächst alles kreuz und quer und abgesehen von der Anlage des Trampelpfades gibt es hier keinerlei menschliche Einflußnahme auf die Umgebung.
Suse hat einen besonderen Enthusiasmus für Farne aller Art und was hier wie Unkraut wächst, kostet bei uns zuhause als Topfpflanze entweder ein Vermögen oder darf in der EU erst gar nicht gehandelt werden. Der Besitz eines Baumfarns kann einen vor allem in Deutschland schon mal in den Knast bringen und als ich letzte Woche in einem Berliner Baumarkt einen 40 cm langen Streifen Spanish Moss in der Hand hatte, wurde mir mal wieder klar, wie man mit Unkraut Geld machen kann. Was in Florida tonnenweise in den Straßen zusammengekehrt und vernichtet wird, kostet in Deutschland € 12,95 pro Fetzen. Die Welt, in der wir leben, ist absurd.
Wir bahnen uns also unseren Weg durch's Unterholz, passieren Riesenfarne, Brotfruchtbäume und Mahagoni und finden den legendären wilden Ingwer, dessen knallrote Blüten in Knollenform hier traditionell als Haar-Shampoo genutzt werden. Das ist kein Witz und es funktioniert tatsächlich. Man quetscht die Blüten in der Hand und heraus läuft ein seifiger Saft mit reinigenden Eigenschaften. Wenig später sind wir am Fluß angekommen und er hat sogar einen kleinen Wasserfall. Wir freuen uns über diese malerische Szenerie und machen hier viele Aufnahmen und als Suse dann auch noch eine unter mehr als 200 bekannten Frauenhaarfarnen besonders seltene Spezies entdeckt, ist der Tag endgültig gerettet.
Der Wasserfall soll nun auch das vorläufige Ende unserer Wanderung sein. Den Rest heben wir uns für's nächste Mal auf, dann wollen wir noch tiefer in den Wald. Als wir mit reichlich Foto- sowie Videoausbeute im Gepäck zurück zum Parkplatz kommen, sind außer Hühnern inzwischen auch jede Menge Touristen zugegen, die den Mont Rotui bewundern. Unter den schon erwähnten Kreuzfahrern finden wir ein paar sympathische Gesprächspartner, bevor wir wieder in die weiße Büchse steigen und unseren Heimweg über das von Hochnebel bedeckte Tal von Oponohu in's Motu Iti antreten. Dort wartet ein saftiges Steak auf mich!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.