In Indonesien brennt der Wald und in Deutschland wird der BER aufgrund von Mismanagement und Inkompetenz nicht fertig. An den zunehmend touristisch erschlossenen Stränden von Madagaskar hüpfen Animateure in Marty-, Melman-, Gloria- und Alexkostümen herum, während der aktuell laufende Wahlkampf um die zukünftige Inselpräsidentschaft der Seychellen zunehmend schmutzig wird, man sich der Belästigung ceylonesischer Hausangestellter beschuldigt und sich gegenseitig die Hunde vergiftet.
Ich hab auch nicht mehr Freizeit als andere Leute, aber so gelegentlich krieg ich es durchaus hin, mich mit all diesen Dingen gleichzeitig so mehr oder weniger auseinanderzusetzen, das muß sich alles nicht ausschließen. So mache ich mir schon länger Gedanken darüber, ob meine diesjährige weihnachtliche Trüffelproduktion lieber frei von Palmölprodukten bleiben sollte, ob ich mal eine Mail ans Madagascar Tourism Board schreibe, wie mich diese Form von Freizeitparkanimation abstößt. Und ich verfolge, was auf den Seychellen passiert und finde es super spannend. Und ich habe meine Meinung zu all dem und äußere sie wie es paßt (inzwischen meist außerhalb dieses Forums) und gestehe das auch anderen zu.
Ich arbeite beruflich mit Migranten, der weitaus überwiegende Teil stammt aus außereuropäischen Ländern. Glaubt mal, die nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, Deutschland zu kritisieren. Es ist nicht so, daß ich diese Kritik unkommentiert hinnehmen würde, ganz im Gegenteil, den weitaus größten Teil der Kritikpunkte kann oder muß man sogar diskutieren, insbesondere, wenn sie auf kulturellen oder gar religiösen Unterschieden basieren. Aber niemals, wirklich niemals, käme ich auf den Gedanken mir eine Kritik eines Migranten zu verbitten nur aufgrund der Tatsache,
daß er ein Ausländer oder noch nicht lange im Land ist.
Ich weiß nicht, worauf sich diese Andeutungen "Esmeralda auf La Digue gesehen haben" beziehen, möglicherweise auf etwas außerhalb dieses Forums. Ich finde es aber auch bedeutungslos. Anhand der Beiträge eines Sebastian Mühlig maße ich mir persönlich nicht an, ihm Kritik an den Seychellen zuzugestehen oder nicht. Alles was ich weiß ist, daß er auf den Inseln beruflich zu tun hat und er wird seine Erfahrungen haben, die genauso viel wert sind wie meine oder die eines mr.minolta.
Zu den bereits erwähnten Malediven gibt es ein Forum, in dem sie eine Rubrik haben die sich "Umweltsünden" oder sowas in der Art nennt. Im Madagasikara-Forum gibt es eine Rubrik eigens für die Beschäftigung mit dem Thema der "Korruption". Woran das liegt, kann ich mir unschwer erklären. Wenn man, so wie Frenki, sein persönliches Paradies nun gefunden hat, dann will man es sich nicht verderben lassen. Andere Länder haben aber gar nicht erst diesen Nimbus des "Paradiesischen", und deshalb kann man sich in anderen Foren wohl auch mehr oder weniger sachlich mit ihren kritikwürdigen Punkten auseinandersetzen. Nur hier, zumindest so lange wie ich hier aktiv bin, ging das irgendwie noch nie. Ich habe sogar ein gewisses Verständnis für Schönredner gehabt, die ihre geschäftlichen Interessen durch allzuviel negativen Input bedroht gesehen haben. Aber weshalb es unter "normalen" Reisenden, die sich mit dem Land eingehener als nur über die Fauna und Flora auseinandersetzen möchten, nicht möglich sein soll, sich auch kritisch über das Reiseziel auszutauschen, das habe ich nie verstanden.
Daß Kritik am Paradies bei manchen Foristen sofortigen Widerspruch triggert - ok. Daß man sich, wenn man sich anhand der Beiträge schrecklich unsympathisch findet, auch mal gegenseitig angreift - auch geschenkt, ist mir schon passiert und habe ich auch schon gemacht. Aber wenn die Abwertung des Users oder der Beiträge die fehlende argumentative Auseinandersetzung mit dem Beitrag ersetzen oder darüber hinwegtäuschen sollen - damit habe ich ein Problem.
So hätte ich auf diese
auch wesentlich schärfer reagiert, als mr. minolta das getan hat.
Es mag sein, Frenki, daß Dir sein Schreibstil, die Wortwahl, somit die äußere Form des Beitrages nicht gefällt oder Du das amüsant findest. Dann solltest Du das aber auch schreiben. Falls Du die Beiträge inhaltlich lächerlich finden solltest, würde das allerdings zeigen, daß Du derjenige bist, der das Seychelleneinmaleins nicht beherrscht. Denn was da steht, ist kumuliert nichts anderes als die Geschichte der besiedelten Seychellen, die keine idigene Bevölkerung haben, sondern sich nach den Zeiten der Kolonialherrschaft und des Sozialismus erst finden müssen. Natürlich waren auch mir diese Dinge keinesfalls bewußt, als ich zum ersten Mal auf die Inseln gereist bin. Ich wollte Granit und Coco de mer sehen, alles andere kam nach und nach und erst mit der Auseinandersetzung mit der Literatur ist mir richtig bewußt geworden, daß man hier gerade live miterlebt, wie eine Gesellschaft sich findet, wie sich ein Nationalbewußtsein entwickelt. Das ist ein Volk, das noch vor gar nicht allzulanger Zeit gar keine "eigene" Sprache hatte, keine eigene "Kultur" in dem Sinne, wie wir sie hier in Europa haben. Und während sie noch direkt in der "Selbstfindungsphase" waren, kam der Scheich mit seinem Geld...
Ein Forum, in dem man sich nicht auch mit diesen Dingen auseinandersetzen mag oder es nicht schafft, das halbwegs sachlich zu tun oder die Konflikte eben auszuhalten, ohne sich in bester Borderlinermanier dann direkt aus dem ganzen Forum zu verabschieden, wie hier häufig geschehen, dem fehlt irgendwie was, finde ich. Es ist so, daß ich in den letzten Jahren vor allem per PN Austausch mit Leuten, die auf den Inseln leben oder zu leben planten gehabt habe, die mir dann immer wieder schrieben, sie würden all dies aber nicht öffentlich sagen wollen was sie erlebt und gesehen haben, weil sie "nicht möchten, daß über sie hergefallen" wird. Das ist doch traurig.
Ich finde diesen Thread, der hier wegen des Fischsterbens begonnen wurde, super interessant. So kannte ich beispielsweise den Link, den A_B eingestellt hat, noch nicht und fand das sehr erhellend. Das deckt sich mit einigen Vermutungen, die ich 2011 bereits hatte.
Ich würde auch gern viel mehr über die aktuelle Situation der Beschaffungskriminalität auf Mahé wissen. Nicht aus Voyeurismus, sondern aus echtem Interesse am Land und auch aus persönlichem Interesse, inwiefern man das für zukünftige Reisen und geplante Wanderungen auf Mahé berücksichtigen muß. Es gäbe Leute, die hier darüber berichten könnten, es aber aus den oben genannten Gründen nicht tun mögen.
Und um der ganzen Theorie noch einen praktischen Hinweis hintenanzustellen: Wenn man als Seychellenneuling eine Reise plant, gibt es tatsächlich etwas, das man aktiv tun kann. Nehmt eine Tragetasche mit, eine wiederverwendbare. Wie in fast allen südlichen Ländern werden sie Euch für jeden Einkauf eine kleine dünne weiße Plastiktüte (manchmal sind sie auch hellblau oder rosa
) aufdrängen. Es gibt immer Gründe, weshalb das Souvenir (zerbrechlich), das Sandwich (klebrig), die Cola (noch ein Tropfen drin) nicht in den Rucksack sollen, und dann nimmt man spontan die Plastiktüte, weils ja in dem Moment so praktisch ist. Die fliegen dann nachher ins Meer, werden von den Schildkröten für Quallen gehalten und schon gibts ne Kröte weniger.
Ach so, und eine Frau, deren Verstand und Humor ich sehr schätze, hat auch noch was zum Thema zu sagen:
http://sandrahanksbenoiton.com/2015/09/ ... alk-dirty/
Es paßt haargenau zum Thema. Man kann das lesen und tatsächlich trotzdem Spaß haben dabei.