Frenki hat geschrieben:Mein Beitrag war kein Angriff. Nicht einmal Kritik. Er basiert auf Verständnis -
Das hab ich auch nicht wirklich so empfunden.
Aber Anlaß zur Selbstreflektion war er schon. Sollte ich mir in diesem Augenblick mit "gewisser Gleichgültigkeit" etwas vorgemacht haben? Nein, ich denke nicht. Die Reise in die Vergangenheit war meine Art der Trauerbewältigung und ich hab mir viel Zeit dafür gelassen. Aber jede Trauer ist einmal zu Ende und vielleicht bedurfte es nur dieser speziellen Meldung, die, nicht unerwartet, zum richtigen Zeitpunkt überdeutlich den Deckel auf den Sarg fallen ließ.
Peng!
Dann hab ich noch das Bildnis des Verstorbenen hier auf den Tisch gestellt und gut is. Du hast ja völlig recht, mit allem was Du zuletzt sagtest. Und was wir sicher nicht mehr brauchen, ist dieser erhobene Zeigefinger. Dafür ist es nun wirklich zu spät, das können wir uns von nun an sparen.
In 10 Jahren noch den Mund aufmachen? Ja, warum nicht? Ich hab nicht vor, mich jetzt desinteressiert zurückzuziehen, aber eine, nennen wir es mal Gefaßtheit gegenüber den zukünftigen Horrormeldungen aus Absurdistan kann nicht schaden. Man muß sich ja nicht in alle Ewigkeit verrückt machen lassen, denn sie werden uns weiterhin mit ihrem Irrsinn traktieren. Mahé bekommt einen riesigen Verkehrstunnel und Bahnverbindungen, La Digue ein Kreuzfahrtterminal und irgendwann auch einen Flughafen. Dazu schwimmende Solarkraftwerke und künstlich aufgeschüttete Luxusghetto-Inseln usw. usw.. Es gibt, davon bin ich absolut überzeugt, auf der ganzen Welt kein zweites Reiseland, in dem kolportiertes Paradies-Image und gelebte Realität so eklatant voneinander abweichen, wie auf den Seychellen.
Dabei wird es in Zukunft interessant zu beobachten sein, wie sehr die Besucher das überhaupt noch wahrnehmen werden. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Touristen da auf der Anhöhe stehen, auf "Eden Island" herabblicken und sich denken: "wie geil ist das denn?". Die werden sich das nie leisten können, aber erstrebenswert finden die das schon. Ebenso wie die Kreuzfahrer, diese bemitleidenswerten Zeitgenossen, die sich, zu Tausenden in potthäßliche, schwimmende Schuhkartons eingepfercht, im gnadenlosen Takt der Stechuhr über die Meere und von einer Sehensunwürdigkeit zur anderen verfrachten lassen und dabei auch noch glauben, sie würden stilvoll reisen. In dieser Klientel sehen die Seychellen ihre Zukunft. In den schnell herbei- und auch gleich wieder davongekarrten, gesichtsbuchsüchtigen Bewunderern ihrer Strände, die als Versatzstücke einer besseren Zeit den Paradiesgehalt der Inseln rechtfertigen müssen.
Frenki, ich wünsch Dir von ganzem Herzen, und das ist nun keine Floskel, daß Du es in absehbarer Zeit nochmal dorthin schaffst. Mach supergeile Fotos und mach Dir dabei bewußt, daß es die letzten ihrer Art sein könnten. Halt sie in Ehren und genieße sie!
Und in 10 Jahren hängst Du sie dann hier an's Vergangenheitsthema an, abgemacht?
Und für heute - Gute Nacht!
Es scheint, daß es neben der Republik der Seychellen auf der Welt kein zweites Land gibt, das für sich selbst derart ausdrücklich mit besonderem Umweltschutz wirbt und in der Realität so unfaßbar dreist das absolute Gegenteil davon praktiziert.