Wie wir gelernt haben, wird hier alles Schlechte, das aus Neuseeland kommt, erwartungsfroh übernommen und dazu gehört natürlich auch die Unsitte, auf der falschen Straßenseite zu fahren. Den Toyota bekommen wir von Polynesian Rental Cars zur Verfügung gestellt. Immerhin ist eines klar: schöner kann das Hauptquartier einer Autovermietung kaum gelegen sein, oder?


Das Fahrzeug ist mit einem Drehzahlmesser ausgerüstet, dessen roter Bereich bei 8000 endet (?), dazu gibt es ein paar lebensrettende Warnhinweise. Man glaubt gar nicht, wieviele Touristen nicht nur hier im Mietwagen um's Leben kommen, weil sie aus Gewohnheit einfach nur auf der richtigen Straßenseite losfahren bevor es dann auch gleich mächtig kracht... Und das mit den Kokosnüssen ist auch sehr ernstzunehmen. Man vergißt gerne, daß diese Zeitbomben auf so gut wie jedem Parkplatz der Insel über einem schweben.


Unsere erste Fahrt führt uns zurück zum Flughafen, wo auf einem der zahlreichen Friedhöfe Rarotongas Tom Neale begraben ist. Der gebürtige Neuseeländer lebte von 1928 bis 1943 auf Moorea und empfand diese Insel, die wir noch heute als ruhig und relativ ursprünglich betrachten, schon zu dieser Zeit als überfremdet und verdorben! Deshalb ließ er sich zwischen 1952 und 1977 auf einem äußeren und unbewohnten Atoll der Cookinseln nieder, um fortan ein Leben als zivilisationsgeschädigter Einsiedler zu führen. Eine für die damalige Zeit bemerkenswerte Entscheidung, die ihn berühmt machte. Generationen von Menschen lasen seinen Erlebnisbericht, der ein Weltbestseller wurde. So ist Tom Neale auch mein persönlicher Held und eine Zeit lang träumte ich davon, es ihm nachzumachen, nicht ahnend, daß es später tatsächlich noch dazu kommen würde, wenn auch in bescheidenerer Form. Sein Buch dürfte ursprünglich der Grund dafür gewesen sein, daß wir uns in der nächsten Woche bereits zum vierten Mal auf einer einsamen Insel der Südsee werden aussetzen lassen.


Doch zunächst geht es zum Black Rock, einem der vielen heiligen Felsen der Insel. Touristisch weniger bekannt, wird er vor allem von Einheimischen besucht. Er besitzt Zauberkräfte und er darf betreten werde, was nicht selbstverständlich ist.
Zauberkräfte?
Wenn ich es nicht selber schon erlebt hätte, würde ich jetzt auch schmunzeln. Bei meinem ersten Aufenthalt 2003 herrschte wochenlang schlechtes Wetter auf Rarotonga. Grauer Himmel, null Sonne, starker Wind und immer wieder Regen. Das hatte wenig von einem Südseeparadies und drückte auf die Stimmung. Bis wir dann den Black Rock fanden. Drumrum war der Himmel jetzt sogar violett, aber präzise über dem Felsen war ein scharfkantiges Loch in der Wolkendecke, durch das die Sonne auf ihn fiel. Wie ein Scheinwerfer zur Bühnenbeleuchtung. Kein Quatsch, das war wirklich so. Wir dachten damals, wir spinnen. Mehrere Dutzend Inselbewohner tummelten sich bereits auf dem riesigen Stein als wir uns dazu gesellten. Von da an war es jeden Tag dasselbe. Wir hielten uns zwar kein zweites Mal mehr dort auf, aber wir fuhren täglich am Felsen vorbei und darüber leuchtete der Scheinwerfer. Unfaßbar.
















