Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

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quaxi
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von quaxi »

Hallo Suse!
Erst mal Danke für das Video mit dem "gefährlichen" Übergang durch den Gatsch (wie man in Österreich so schön sagt). Ich hab mich köstlich amüsiert! :lol:
Hab heute weiter gelesen und meine erste Frage war: WAS FÜR EIN BOOT? :wink: Wie musste man da einsteigen? :)
Die Fotos sind wieder wunderschön, und ich kann Mr. Minolta nachfühlen, dass das ein Zauberwald ist.

Die Schildkrötenrettung ist natürlich auch ganz in meinem Sinn, hab schon öfter mal einen Igel oder einen Frosch (aber ohne Einsatz meines Lebens) von der Straße getragen.

Du produzierst Pralinen?????? :)

LG Quaxi
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

quaxi hat geschrieben:Hallo Suse!
Erst mal Danke für das Video mit dem "gefährlichen" Übergang durch den Gatsch (wie man in Österreich so schön sagt). Ich hab mich köstlich amüsiert! :lol:
Hab heute weiter gelesen und meine erste Frage war: WAS FÜR EIN BOOT? :wink: Wie musste man da einsteigen? :)
Die Fotos sind wieder wunderschön, und ich kann Mr. Minolta nachfühlen, dass das ein Zauberwald ist.

Die Schildkrötenrettung ist natürlich auch ganz in meinem Sinn, hab schon öfter mal einen Igel oder einen Frosch (aber ohne Einsatz meines Lebens) von der Straße getragen.

Du produzierst Pralinen??????
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Die Boote sind so kleine Motorboote. Hier sieht man ein Bild, wie das dort ausschaut:

http://southernhistory.blogspot.com/201 ... fargo.html

Wie man sieht, sind die Boote etwas niedriger als der Steg. Normale Leute gehen dann einfach vom Steg mit einem großen Schritt ins Boot. Bei mir dauert das etwas länger und helfende Hände sind involviert. :lol:

Die Pralinen sind nur für den privaten Bedarf, ich selbst esse die wenigsten davon, die meisten werden verschenkt. Früher habe ich verschiedene Sorten gemacht, aber auf lange Sicht hat sich herausgestellt, daß die meisten eigentlich immer nur die gleiche Sorte haben wollten, halbflüssig gefüllte Vanille-Rum-Trüffel. :wink: Seither mache ich nur noch die, davon dann so 100 Stück einmal im Jahr. Öfter habe ich keine Lust, das ist ganz schön viel Arbeit. Letztes mal habe ich die Vanille-Essenz verarbeitet, die ich auf Mahé gekauft habe, die sind damit sehr gut geworden, sehr vanillig im Abgang sozusagen. :D Ich hab auch was dazu geschrieben. Habs gefunden, so schaut das dann aus:

http://www.seychellen-forum.de/viewtopi ... 20#p113795

Rum nehme ich immer den Charrette von der Réunion, der ist richtig schön kräftig. Ich habs auch mal mit Takamaka versucht, z.B. einmal Cocos-Trüffel, kann man vergessen, der Rum ist viel zu schwachbrüstig dazu, schmeckt nach nix hinterher.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Auch am Samstagvormittag ist das Wetter noch schön, theoretisch könnten wir eine weitere Quelle besuchen, Ginnie Springs steht zur Debatte, eine der Quellen, von der aus man aus dem klaren Wasser des Quelltopfes in das Schwarzwasser des Suwannee hineinschwimmen kann. Außerdem haben wir noch jede Menge Grillkrams im Kühlschrank, das wir bislang noch keine Gelegenheit hatten zuzubereiten. Aber da immer noch der Wetterbericht vom heranziehenden Hurrican aus der Karibik berichtet, dessen Randausläufer uns schon seit Tagen die heftigen Regenfälle bescheren, wäre heute vermutlich die letzte Gelegenheit, nochmals nach White Springs und in die Prärie zu fahren. Also wird ein straffer Tagesplan erstellt. Morgens White Springs, mittags grillen am Alligator Lake und nachmittags Paynes. Auf gehts.

In White Springs, dem wir uns diesmal nicht von der Interstate, sondern vom Highway her nähern, ist alles geschmückt, dieses Wochenende ist Memorial Wochenende und im Stephen Foster State Park findet das große Folk Fest statt. Eine Autokarawane wälzt sich Richtung State Park durch den kleinen Ort. Wir parken in einer Seitenstraße und gehen zum ehemaligen Badehaus am Fluß, dem Ort, an dem schon die Ureinwohner badeten. Das zu Hochzeiten des Tourismus vierstöckige Gebäude ist inzwischen auf einen Stock zurückgebaut worden, es wird auch nicht mehr genutzt, sondern nur aus historischen Gründen instand gehalten. Wie man früher hier geschwommen sein soll, wo das Fluswasser so heftige Strudel im inneren des Schwimmbeckens bildet, ist mir rätselhaft, das muß früher irgendwie anders geregelt worden sein. Und wer hier ein betriebsbereites Schwimmbad erwartet, muß sich schon wundern, daß ausgerechnet in dieser Anlage das Schwimmen wegen Alligatorengefahr verboten ist. ;-)


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Von hier aus kann man die Chöre, die Stephen Fosters und andere Folksongs vortragen, gut hören, aber aufs State Park Gelände wollen wir nicht noch einmal, dazu haben wir auch keine Zeit. Wir bummeln ein wenig durch den Ort, fotografieren leerstehende Motels und Tankstellen und die hübschen Teehäuser, in denen die Kurgäste nach dem Bad einzukehren pflegten.


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Je länger ich hier herumlaufe, desto mehr zieht der Ort in meinem Sympathieranking mit Key West gleich, hier könnte man leben. Die Atmosphäre ist eine andere, wahrscheinlich weiß hier jeder alles über jeden und abends rufen sich die Nachbarn vermutlich über die Straße „Gute Nacht, John-Boy“ zu, aber es ist einfach ein Idyll. Dazu trägt auch das große, mit Quilt-Mustern dekorierte über 150 Jahre alte Holzgebäude von Adam’s County Store bei, das heute einen Antiquitätenladen beherbergt, mindestens doppelt so groß wie der, den wir in Lake City kannten.


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Wir stöbern eine Weile herum und zerren uns gegenseitig zu sehenswerten Dingen, die wir am liebsten kaufen würden. Und dann stehen wir auf einmal vor einem großen Regal voller Postkarten und kolorierter historischer Fotos, die uns sehr bekannt vorkommen. Ganz offensichtlich sind die Restbestände aus Lake Citys Antiquitätengeschäft hier gelandet und so kommt es zu einem unverhofften Wiedersehen. Ich scanne vorsichtig die Gesichter der vier älteren Damen, die im Laden verkaufen und beraten, aber keines schaut verkniffen aus, ganz im Gegenteil. Leider haben die Preise mit dem Umzug nach White Springs auch erheblich angezogen, für eine originale Postkarte mit einem klassischen Quellenmotiv wie Silver Springs oder Weeki Wachee, die beschrieben und auch abgesandt wurde, möchte man im Schnitt 40 Dollar, das ist dann doch ein bißchen zu heftig.

Kolorierte oder schwarzweiße Aufnahmen von Aunt Aggie sind geringfügig günstiger, aber viel interessanter finde ich, daß ich bei dieser Gelegenheit entdecke, daß auch White Springs seine eigene Aunt Aggie hatte. Queenie hieß sie und betrieb ebenfalls einen Knochengarten. Vermutlich war dies eine Möglichkeit für ehemalige Sklavinnen, ein wenig Autonomie zu erlangen.

https://www.floridamemory.com/items/show/806

Mit einigen nachkolorierten Bildern mit Flußszenen vom Suwannee liebäugele ich auch eine Weile, aber ich habe schon Bilder in Key West gekauft und irgendwann ist es jetzt auch mal gut mit den Souvenirs.
Zuletzt geändert von Suse am 02 Aug 2018 09:18, insgesamt 2-mal geändert.
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Wir nehmen ein wenig wehmütig Abschied von White Springs und machen uns auf Richtung Süden. Am Alligator Lake ist außer einer Geburtstagsfeier einer Großfamilie, die schier endlose Lebensmittelvorräte aus ihren Autos herausholt, weit und breit niemand, so daß wir die Wahl zwischen verschiedenen Grills haben. Der Grillplatz ist der sauberste und am besten ausgestattete, auf dem wir auf der ganzen Reise gewesen sind, die Bänke und Tische sind sogar überdacht. Es wird unser letztes Grillen in diesem Urlaub. Seufz. Wir hätten auch in Paynes Prairie grillen können, aber die Angst vor einer erneuten Begegnung mit Fegefeuer und Verdammnis hielt uns davon ab. So fahren wir nach dem Essen die knappe Stunde nach Gainesville und kämpfen unterwegs gegen die Freßnarkose.

Am Highway 441, der die Paynes Prairie durchschneidet, gibt es einen Boardwalk mit Aussichtsplattform. Dorthin schleppen wir unsere Klappstühle und werden fortan von anderen Besuchern für Angler gehalten. Was hier natürlich verboten ist.

Von einem wirklichen Sonnenuntergang kann allerdings keine Rede sein, der Himmel zieht sich zu, es ist drückend schwül, aber trotzdem sehr schön. Wir sehen einige sehr große Alligatoren, die sich vor dem Hintergrund der direkt hinter ihnen verlaufenden Autobahn noch urtümlicher ausnehmen. Auf den Schilfinseln im Sumpf blüht das Hechtkraut und leuchtet blau in der Dämmerung. Und so endet unser letzter sonniger Tag in Florida.


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Am nächsten Tag brauchen wir nicht nachzudenken, ob wir nochmal in Ginnie oder einer anderen Quelle schwimmen wollen, wir könnten das auch direkt auf dem Motelparkplatz tun. Albertos Ausläufer sind angekommen, es schüttet ohne Unterlaß. Wir frühstücken und linsen ab und zu durch die Vorhänge, aber keine Änderung. Nun gut, es ist, wie es ist. Gegen Mittag müssen wir aber raus, wir haben gestern alles aufgegessen, irgendwo müssen wir uns Mittagessen beschaffen. Wie schön, daß in Motels das Auto direkt vor der Zimmertür parkt.


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Nachdem wir feststellen mußten, daß das chinesische All you can eat-Buffet nicht mehr existiert, bleibt uns noch der Kentucky Fried Chicken, der hier in Lake City eines dieser raren Exemplare ist, die am Wochenende Buffet anbieten. Das Restaurant ist heute am Sonntag gut besucht, das schlechte Wetter trägt sicher sein übriges dazu bei. Die schwarze Bevölkerung von Lake City kommt vermutlich aus der Kirche, so gut angezogen und zurechtgemacht, wie sie sind.

Das Buffet ist trotzdem noch in vollem Gang, wir futtern uns durch Coleslaw, Käsemakkaroni und Hähnchenteile. Inzwischen ist es auch ordentlich windig geworden, ungemütlicher geht es kaum. Kein Wagen außer unserem auf den Straßen, das Blanche Hotel wirkt besonders unheimlich in diesem Wetter. Im Vorbeifahren werfe ich einen mißtrauischen Blick zu den Fenstern hinauf, richtiges Gespensterwetter heute. Wir drehen eine Runde um den Lake de Soto und schauen nach den Küken. Anders, als wir es vermutet haben, verbergen sie sich nicht im Schilf in der Uferzone, sondern unter den Büschen in den Vorgärten. Mitleiderregend verfroren sehen sie aus, daß man sie am liebsten alle einsammeln würde.

Zurück im Motel müssen wir dann unsere Habseligkeiten einsammeln, und das ist schwieriger als gedacht. Nicht nur, daß viele Sachen klamm sind durch die ständige hohe Luftfeuchtigkeit und den Regen (die Badeanzüge sind schon gleich gar nicht mehr richtig getrocknet), außerdem haben wir auch allerhand gekauft. Wenig „richtige“ Souvenirs, eher praktische Dinge, die hier günstiger sind als in Deutschland, aber dennoch. Die verbliebene Flasche Naked Turtle Rum wandert mehrmals zwischen unseren Koffern hin und her bis sie schließlich einen sicheren Platz gefunden hat. Wie gern würde ich dazu eine Gallone White Water Wave mitnehmen, und gleich noch eine mit Eistee dazu, aber das geht ja nicht.

Was wir ebenfalls nicht nach Deutschland werden mitnehmen können, sind unsere Klappstühle, für die müssen wir uns noch eine Lösung überlegen. Letztes Mal haben wir sie in Panama City Beach verschenkt und damit ein paar Strandbesucher glücklich gemacht, aber diesmal ist hier kein Strand mehr, denn am nächsten Tag geht es über Landstraßen nach Orlando.
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Wir fahren bei gottseidank trockenem Wetter die I75 bis Leesburg und anstelle des Turnpike nehmen wir ab hier den Highway 441 nach Orlando. Hier haben wir noch eine Übernachtung, und trotzdem wir gemütlich durch das ländliche Zentralflorida bummeln, sind wir schon mittags auf dem Orange Blossom Trail, der hier im Norden ganz anders ist, als weiter südlich Richtung Kissimmee, wo all die Themenparks und Hotels liegen. Vom Tourismus und dem daraus generierten Reichtum scheint hier nichts angekommen zu sein.

Ein vorletzter Tag in Florida und wir sind schon mittags in Orlando, wohin also geht man am besten? Natürlich ins Gatorland.


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Es ist unglaublich, wie sich der Swamp Walk innerhalb der letzten drei Wochen verändert hat. Von der Trockenheit und den wenigen verbliebenen Restwasserstellen, in denen sich Schildkröten, Skinke und Cottonmouth Schlange sammelten, ist nichts mehr zu sehen, der Wasserstand berührt fast die Unterseite des Boardwalk, es ist alles üppig grün. In einer der Schutzhütten breiten wir uns aus und bekommen bald Gesellschaft. Zwei Schnappschildkröten, die derartig wenig scheu zeigen, daß wir vermuten, daß sie zu den Exemplaren gehören, die während der Trockenzeit in einem der Gehege im Besucherteil untergebracht waren und dort die Freigiebigkeit mancher Besucher zu schätzen gelernt haben. Wie sie hier so ihre Nasen aus dem Sumpf stecken und treuherzig nach oben gucken, sehen sie sehr süß aus. Aber, naja, man weiß ja, das täuscht.


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Dummerweise verpassen wir vor lauter Faszination den rechtzeitigen Abgang. Noch ehe wir wissen, wie uns geschieht, beginnen die Baumwipfel auf uns zukommend zu rauschen und die Stämme sich im Wind zu wiegen, daß es aussieht, als würden sie von der Hand eines Riesen geschüttelt, aber, wie mr.minolta aus langjähriger Floridaerfahrung weiß, ist das die Ankündigung heranziehenden Regens. Leider soll er Recht behalten, wenige Sekunden später setzt ein Unwetter ein, das sich gewaschen hat und uns beinahe mit. Der Regen wird vom Wind fast waagerecht unter die Schutzhütte geweht. Andere Besucher, die auf dem Boardwalk unterwegs waren, kommen herbeigelaufen und bald drängen wir uns unter dem Dach. Die Schnappschildkröten finden das super, je mehr Menschen, desto besser, und setzen den Dackelblick auf.

Sobald der Regen nachläßt, ergreifen wir die Flucht und verpfeifen uns aus dem Sumpf. Das halbe Gatorland steht inzwischen unter Wasser und wir waten zum Parkplatz. Unser Hotel, das Baymont Inn, liegt am International Drive und ist schnell gefunden. Das Hotel ist ok, wir haben hier erstmals sogar ein richtiges Frühstücksbuffet. Leider ist der einzige Eiswürfelautomat des gesamten Hotels defekt, so daß wir mit lauwarmen Getränken am nächsten Tag nach Miami aufbrechen.
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Unser Flug geht spät am Abend, so daß wir erneut Landstraße fahren. Die U27 bietet eine abwechslungsreiche Strecke vom zentralen Florida der Zitrusplantagen vorbei am Lake Okechobee bis in die Everglades. Dabei passiert man Orte wie Lake Placid, in denen man, hätte man Zeit, interessante Wandmalereien betrachten könnte, oder Sebring, wo, naja, zumindest Rennsportinteressierte etwas zu Gucken hätten. Unser Ziel ist aber ein anderes, ein letztes kleines Highlight, bevor wir abreisen müssen.

So fahren wir nach South Bay, einem jener verlassenen Orte, die, ebenso wie das Telford Hotel oder das Blanche vom versunkenen touristischen Florida der Prä-Disney-World-Ära übriggeblieben sind. Das verlassene Everglades Gatorland sehen wir schon von weitem, es liegt direkt am Highway. Kein Mensch weit und breit, obwohl der Ort bei Ruinen-Enthusiasten beliebt ist.

https://www.abandonedfl.com/everglades-gatorland/

Wir wandern ausgiebig herum, hinter dem Gebäude sogar noch Überreste eines ehemaligen Alligatorgeheges. Sehr viel weiter wage ich mich aber nicht, da auf einen Mauerrest am Rand des Trampelpfades, der sich zum Wasser hinunterzieht, jemand die Warnung „Snakes“ gesprüht hat.


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Das Gebäude, das in einem blassen graublaugrün gestrichen ist, bietet den idealen Hintergrund für unsere grünen Klappstühle. Wir packen sie aus, nehmen zu einer Abschiedssitzung Platz und amüsieren uns über die seltsamen Blicke, die uns vorüberfahrende Trucker zuwerfen. Dann heißt es Abschied nehmen und wir lassen unsere Stühle direkt vor dem Eingang der ehemaligen Tankstelle zurück. Ein bißchen verlassen sehen sie aus, wie sie im Rückspiegel immer kleiner werden, bilden aber ein sehr dekoratives Gesamtensemble mit dem Gebäude. Vermutlich haben sie schon neue Abnehmer gefunden, bevor wir Miami erreicht haben.


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Am Flughafen angekommen heißt es erneut Abschied nehmen, diesmal vom i-A, den zumindest ich sehr gern gefahren habe. Dann machen wir Inventur der Restbestände, die wir aus dem Wagen gesammelt haben. Ich trinke den letzten Schluck Eistee, dann geht es hinein in den Miami Mover und zum Terminal. Am Sicherheitscheck wird mein Rucksack aussortiert und ich muß zur Durchsuchung der Tasche antreten. Oha, sowas ist mir ja noch nie passiert. Es stellt sich heraus, daß ich einer der Seitentaschen des Rucksacks eine Flasche Seagrams Melonenbreezer vergessen habe. Wie ärgerlich, das Zeug war echt lecker, das hätten wir gemütlich selbst trinken können, anstatt es uns jetzt hier abnehmen zu lassen.

Der Flieger ist diesmal kein Airbus, somit geht alles ein bißchen schneller vonstatten. Wir haben grottige Plätze in der mittigen Viererreihe, es ist saueng und wieder muß man den Getränken hinterherrennen. Dafür gibt es wieder eine schöne Filmauswahl, und nach Winnie Pooh macht mich der ziemlich geniale I, Tonya endgültig zum Margot Robbie-Fan.

In Berlin angekommen erfahren wir, daß wir hier durchgehend heißes, schönes Frühsommerwetter verpaßt haben, aber egal, trotz des Regens war die Reise voller großartiger Erlebnisse, manche darunter, die wir so ohne den Regen gar nicht gehabt hätten.

Neben den Fotos und Erinnerungen haben wir auch jede Menge neue Ideen mitgebracht, so daß wir bestimmt in ein paar Jahren wiederkommen, zu einer von etwas längerer Hand vorbereiteten Reise mit noch mehr Kannenpflanzen, noch mehr Kröten und vielleicht zur Abwechslung mal ein paar anderen Keys und all den Dingen, über die man nebenbei so schön schmunzeln oder auch richtig lachen kann.


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Klara
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Klara »

mr.minolta hat geschrieben: Waffen und alles, was dazu gehört, haben im normalen Tagesablauf einfach so gut wie keine Präsenz. Dabei müßte es doch anders sein, aber weder sind die Straßen von Waffenläden gesäumt, noch sieht man Menschen, die Waffen tragen. Es wird nicht für den Kauf von Waffen geworben und das Thema ist keines, das bei den zahllosen Kontakten zu Amerikanern dort jemals angesprochen wurde. Das hab ich jetzt also zum ersten Mal erlebt und dabei stand die religiöse Bekehrung noch viel mehr im Vordergrund. Die Frage nach den Waffen diente ihm eher zur Einleitung seines Vortrages.

Ich sehe hier nach wie vor eine Diskrepanz zwischen Realitäten und persönlichem Erleben
Diskrepanz zwischen Realitäten oder dem, was als Realität vermittelt wird???

Ist es nicht so, dass Waffen in den USA, wo man sich mehr für sich selbst zuständig fühlt, also weniger Sozialversicherung u. dergl. , zur Selbstverteidigung traditionell Waffen zuhause hat? Wieso drüber reden, ob ich einen Feuerlöscher, Rauchmelder oder so im Hause habe, ist ja auch nicht Gesprächsthema. Bei uns wird halt durch die Medien der Eindruck vermittelt, die Amis seinen degenerierte Konsumautomaten, die bis an die Zähne bewaffnet sind (überspitzt formuliert natürlich).
Trifft man dann auf die Leute, stellt man (wie so oft) fest, das reale Leben ist doch irgendwie anders als die Vorstellung ,die durch Berichte vermittelt wurde.
LG
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben: Wir lernen, wie man die hier bereits seit ein paar Jahren etablierten Aldi-Märkte ausspricht (All-Dee)
ja, da ist man erst mal verblüfft. Bei uns gibt es Real-Einkaufsmärkte, als die Amis hier sagten, sie kaufen so gern bei real und das englisch aussprachen, dachte ich im ersten Moment es handle sich um einen Laden im Kasernengelände :lol:
LG
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben:
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ist das jetzt ne Tagesmutter mit den ganzen Küken der Umgebung oder eine hormonbehandelte Ente mit Massennachwuchs?????? Haben Enten tatsächlich so viele Junge?
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Klara »

Suse hat geschrieben:
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Klasse, mit euch auf den Stühlen und mit dem Titel "German Tourists" wäre das doch ein noch beeindruckenders Bild :wink: .

Diese verlassenen, dem Verfall preisgegebenen Gebäude haben ja einen melancholischen Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Was mögen da für Schicksale mit verbunden sein.
Für euch müssten doch auch die Beelitzer Heilstätten, wenn auch wohl leider nicht mehr allein besuchbar, ein Leckerbissen sein.
Danke fürs Mitreisendürfen
Klara
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Pico
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Pico »

Die Windelgators sind ja ausgesprochen niedlich! Bild

Danke für den Ausflug in die Libellologie, Mister. Faszinierend dass dort scheinbar immer so viele Libellen (zu der Jahreszeit) sind.
Unsere Mini-Hubschrauber haben sich weitgehend verzogen, es sind nur noch wenige da.

Euch beiden ein dickes Lob für diesen lebendigen und absolut spannenden Reisebericht mit so vielen Informationen und Erlebnissen völlig abseits der ausgetretenen Touristenpfade - ich freue mich schon auf eure nächste Reise! :lol:
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Suse
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Klara hat geschrieben: Ist es nicht so, dass Waffen in den USA, wo man sich mehr für sich selbst zuständig fühlt, also weniger Sozialversicherung u. dergl. , zur Selbstverteidigung traditionell Waffen zuhause hat?
Der Eindruck, daß die USA ein riesiges Waffenlager seien, entsteht natürlich auch durch die wiederkehrenden Amokläufe, wie ja nicht lange vor unserer Reise einer an einer High School in Florida stattgefunden hat. Ich bin generell auch gar nicht so aufgebracht über die Vorstellung, daß jemand unter bestimmten Umständen (sehr abgelegene Wohngegend, Jagd) eine Waffe haben möchte. Ich frage mich nur (und habe das auch den Propheten auf dem Aussichtsturm gefragt), warum Privatpersonen automatische Waffen haben dürfen. Das macht für mich keinen Sinn. Zu welchem Zweck außer im Krieg oder zu einem Attentat benutzt man die? Und - oh Wunder - da hat er mir sogar zugestimmt! :shock:
Klara hat geschrieben: ja, da ist man erst mal verblüfft. Bei uns gibt es Real-Einkaufsmärkte, als die Amis hier sagten, sie kaufen so gern bei real und das englisch aussprachen, dachte ich im ersten Moment es handle sich um einen Laden im Kasernengelände :lol:
Lustig ist auch, wenn englischsprachige Touristen in Berlin in der U-Bahn an der Station Wedding vorbeikommen. Dann gibt's auch immer verwirrte Kommentare. Die denken dann vermutlich, jetzt müßten hier gleich die Hochzeitsfotografen hinter der Säule vorgesprungen kommen, wie auf La Digue. :wink:
Klara hat geschrieben: ist das jetzt ne Tagesmutter mit den ganzen Küken der Umgebung oder eine hormonbehandelte Ente mit Massennachwuchs?????? Haben Enten tatsächlich so viele Junge?
Das haben wir uns ehrlich gesagt auch gefragt. :lol:
Klara hat geschrieben: Für euch müssten doch auch die Beelitzer Heilstätten, wenn auch wohl leider nicht mehr allein besuchbar, ein Leckerbissen sein.
Ja, der Zug ist leider abgefahren, jetzt trampelt man da in einer Horde mit Guide durch. Das haben wir leider verpaßt, ich hatte die Idee mal, aber dann war es schon zu spät und man durfte nicht mehr allein rein.
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Suse »

Pico hat geschrieben: Euch beiden ein dickes Lob für diesen lebendigen und absolut spannenden Reisebericht mit so vielen Informationen und Erlebnissen völlig abseits der ausgetretenen Touristenpfade - ich freue mich schon auf eure nächste Reise! :lol:
Ja, gerne, freut uns, wenn es Euch Spaß gemacht hat. Uns auf jeden Fall, also auch den Reisebericht zu schreiben und zu bebildern.
Fahrt doch selbst mal hin, für Euren Junior ist das mit Sicherheit was, und zusätzlich gibt's ja noch die ganzen Themenparks, falls man mal eine Auszeit von der Natur braucht.

Nächste Reise gibt's nächstes Jahr um die gleiche Zeit, und wenn diesmal alles klappt, gibt's dann auch einen Reisebericht. :bounce:
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Klara »

hallöchen,
schade, ein Morgen ohne eure Fortsetzung. So habe ich einfach nochmals reingelesen und äußere mich noch etwas. Da ich es wohl nicht hinereinander hinkriege, halt in mehreren Posts. Mir gefällt besonders die Vielseitigkeit des Berichts, die wunderbaren Formulierungen und die ausgewählten Fotos. Da ich ja bekennender, eingeschränkter Naturfan bin, also etwas ist ok, aber Menschngemachtes beeindruckt mich schon auch, und besondere Perspektiven sowieso. Daher erfreute mich die folgende Aufnahme sehr.
Suse hat geschrieben:
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Klara
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Re: Kröten, Keys und Kannenpflanzen - Florida im Mai 2018

Beitrag von Klara »

über Friedhöfe streife ich bei Reisen auch immer gern und genieße die Ruhe , bertrachte die Namen und Symbole auf den Grabsteinen oder was so zelebriert wird, also auch die folgenden Bilder ein Genuß für mich.
Suse hat geschrieben:
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