Die Azoren
Verfasst: 12 Nov 2017 07:15
Die Azoren (Habichtinseln)
Allgemeiner Überblick
Lage auf dem Globus
Die kleine Inselwelt im Atlantik
Bei uns im Dorf gab`s mal zwei sehr gute Freunde, die zufällig am gleichen Tag das Licht der Welt erblickten. Schon in der Jugend hatten sie sich geschworen, den gemeinsamen Geburtstag immer nur zu Zweit zu feiern. Vor dem Zwanzigsten schlug Michael, der Initiator, seinem Busenfreund Hans vor, zur "Traube" in Mediasch einzukehren, da es dort eine sehr hübsche Bedienung gäbe. Zum Dreißigsten wurde in der "Traube" gefeiert, weil es dort einen sehr guten Wein gab, zum Vierzigsten, weil der Braten Weltruf hatte, usw. Vor dem Neunzigsten fragte Hans, ob sie nicht vielleicht in der "Traube" feiern sollten, worauf der Freund antwortete: "Eine sehr gute Idee, denn dort waren wir noch nie !"
So erging es uns. Immer, wenn wir uns nicht einig bezüglich des Reiseziels waren, besuchten wir die Azoren, denn da waren wir uns immer einig Dies geschah schon des Öftern, also bitte ich um Nachsicht, wenn ich diesmal etwas ausführlicher werde. Die Darstellung soll auch einer Forumteilnehmerin - ich denke, wenn es mir nicht auch schon so ergeht, wie den Beiden vor ihrem Neunzigsten - es war madoha, eventuell behilflich sein, da sie mich um Einzelheiten über diese Inselgruppe gebeten hat.
Als die ersten Portugiesen im 15. Jh. die Küsten dieser Inselgruppe erreichten, wurden sie u.a. von zahlreichen "Habichten" empfangen, worauf sie dem Territorium den Namen "Habichtinseln" verliehen. Diese Benennung blieb auch bestehen, nachdem sie ihren Fehler einsehen mussten, denn sie hatten eigentlich Bussarde erspäht. Na ja, Amerika trägt doch auch einen falschen Namen, da ist es in diesem Fall wohl weniger von Bedeutung... Der Legende nach betraten sie die Inseln immer in Begleitung eines Ziegenbocks, den sie an Land an einen Baum anbanden und nach zwei Tagen wieder kamen, um zu sehen, ob er noch lebte. War dies der Fall, deutete alles darauf hin, dass man das neue Land besiedeln konnte.
Das kleine Inselreich mit einer Gesamtfläche von knappen 2.400 Km2 - in etwa die Fläche des Saarlandes - liegt weit abgelegen im nördlichen zweitgrößten Weltmeer als Teil des Mittelatlantischen Rückens, der in Zukunft wahrscheinlich längsten Gebirgskette der Erde. Von Europa trennen es ca. 1.400, von Nordamerika ca. 2.300 Km. Die neun Inseln erstrecken sich zwischen den nördlichen Breitengraden 37-40, also gleiche "Höhe" wie Lissabon, die Liparen oder Athen. Allerdings kommt die Fläche, über die sie sich erstrecken derjenigen des Mutterlandes gleich. So z.b. trennen St.Maria im OSO und Flores im WNW gute 600 km.
Geotektonisch gesehen befindet sich das Gebiet zwischen drei Erdplatten: der Nordamerikanischen zu der Flores und Corvo gehören - , der Eurasischen und der Afrikanischen - auf denen sich der Rest der Inseln befinden - genauer gesagt, auf der Zweiten. Interessant dabei ist, dass die beiden ersten Platten auseinanderdriften - ist auf Island sogar mit freiem Auge zu sehen - und die Westgruppe sich somit von den anderen beiden immer mehr entfernt. Da wundert es nicht, dass alle Eilande vulkanischer Herkunft sind.
Der Vulkanismus fing in diesem Gebiet vor einigen Millionen Jahren an - 25-30 - und ist bis heute spürbar. So z.B. wurde Faial im letzten Jahrhundert gleich zweimal heimgesucht, während die vielleicht schönste Stadt des Archipels, Angra do Heroismo (Terceira) 1980 fast ganz dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das älteste Eiland ist Santa Maria - 14-16 Mio Jahre, von einem Jüngsten kann aus den erwähnten Gründen nicht gesprochen werden.
Geografisch unterscheidet man drei Gruppen: West- (Flores und Corvo), Zentral- (Faial, Sao Jorge, Pico, Terceira, Graciosa) und Ostgruppe (Sao Miguel und Santa Maria). Wenn die letzten Zwei schon immer miteinander eng verflochten waren, hat Erstere dank ihrer Abgeschiedenheit einen anderen Lauf gehabt, doch dazu wird noch ausführlicher eingegangen werden.
Einen sehr wichtigen - oft ausschlaggebenden - Aspekt stellt das Klima dar. Die Azoren befinden sich in einer subtropischen Zone, haben jedoch ihre Eigenarten, die man unbedingt ins Kalkül nehmen sollte, wenn man eine Reise hin plant. Das weltberühmte Azorenhoch entsteht eigentlich ca. 800 Km südöstlich des Archipels und hat mit ihm nicht viel am Hut. Wenn die Einheimischen mal ironisch behaupten, bei ihnen könnten an einem einzigen Tag alle vier Jahreszeiten auftreten, so haben sie nicht ganz Unrecht. Im Unterschied zu Madeira oder den Kanaren, gibt es hier keine klassischen Passate; vielmehr ändern die Luftströungen sehr oft ihre Richtung, wodurch es zu häufigen Wetteränderungen kommt. Wir z. B. haben auf einer unserer Reisen in Ponta Delgada innerhalb weniger Stunden acht Mal (!!!) Regen und Sonne gehabt. Den Ortsansässigen scheint dies tatsächlich nix auszumachen, denn an ihren Reaktionen konnte ich keine Abweichungen der inneren Lage erkennen. Man gewöhnt sich halt an (fast) alles...
Auf den Inseln sind keine großen Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter festzustellen, will heißen, dass die Sommer nicht heiß und die Winter nicht kalt sind. In den Sommermonaten ist die Luftfeuchte allerdings sehr hoch, nicht jedermanns/-frau Sache. Wer also hier wandern möchte - dazu eignen sich die Eilande hervorragend -, sollte meiner Meinung die Fühlingsmonate April-Juni und die des Herbstes, Ende September bis Anfang November vorziehen. Dann hat man auch noch den Vorteil, dass es nicht so viele Festlandportugiesen gibt und dementsprechend auch die Flüge billiger sind.
Den Winter würde ich nicht empfehlen, denn laut Fachliteratur soll es da häufig Stürme geben, begleitet von heftigen Niederschlägen. Wir waren außerhalb der Saison einmal im November dort und haben uns nicht sehr wohl gefühlt.
Fürs Baden sind die Inseln kaum zu empfehlen. Es gibt schon Badestrände geringeren Ausmaßes - bei Bedarf kann ich paar Tips geben. Wir haben sie auch genossen - doch reihen sie sich keinesfalls in die Gruppe der klassischen ein. Palmen wird man hier am Strand auch vergebens suchen, also passt auch das Ambiente nicht ganz. Dazu bestehen die meisten aus schwazem Sand.
Strand auf Faial
Die Flora ist recht bunt, doch die meisten Pflanzen sind importiert. So z.B. stammen die überall zu bewundernden Hortensien aus Japan und wurden erst im 19. Jh. eingeführt. Was viele nicht wissen: So schön sie auch sein mögen, stellen sie für die einheimischen Pflanzen eine riesige Gefahr dar, denn ihr Ausbreitungsgebiet erweitert sich jährlich dermaßen, dass bei den Lokalbehörden schon seit Jahren die Alarmglocken läuten
Eine für die Azoren sehr gefährliche Pflanze
Bis heute weiß man nicht, wie man dieser "modernen Pest" Einhalt bieten kann. Ähnlich sieht`s mit dem Eukalyptus aus.
Die Fauna des Festlandes ist spärlich, was natürlich mit der Isolierung zu tun hat. Die meisten anzutreffenden Tiere wurden auf die Inseln gebracht. Einheimisch sind (fast) nur der Bussart und der Gelbschnabelsturmtaucher, auf den ich auch noch zu sprechen kommen werde, da er auf seine Art einzig ist.
Gelbschnabelsturmtaucher
In den Gewässern tummeln sich sehr viele Fischarten - dank des Golfstroms -, die freilich Räuber anziehen. Die sind in diesem Fall hauptsächlich Delfine und Wale. Sie können vor allen Inseln beobachtet werden, aber zwischen Pico und Faial sind es besonders viele. Eine Beobachtung - wird täglich organisiert -, wird jedoch von Jahr zu Jahr immer teurer...
Wal vor Pico
Allgemeiner Überblick
Lage auf dem Globus
Die kleine Inselwelt im Atlantik
Bei uns im Dorf gab`s mal zwei sehr gute Freunde, die zufällig am gleichen Tag das Licht der Welt erblickten. Schon in der Jugend hatten sie sich geschworen, den gemeinsamen Geburtstag immer nur zu Zweit zu feiern. Vor dem Zwanzigsten schlug Michael, der Initiator, seinem Busenfreund Hans vor, zur "Traube" in Mediasch einzukehren, da es dort eine sehr hübsche Bedienung gäbe. Zum Dreißigsten wurde in der "Traube" gefeiert, weil es dort einen sehr guten Wein gab, zum Vierzigsten, weil der Braten Weltruf hatte, usw. Vor dem Neunzigsten fragte Hans, ob sie nicht vielleicht in der "Traube" feiern sollten, worauf der Freund antwortete: "Eine sehr gute Idee, denn dort waren wir noch nie !"
So erging es uns. Immer, wenn wir uns nicht einig bezüglich des Reiseziels waren, besuchten wir die Azoren, denn da waren wir uns immer einig Dies geschah schon des Öftern, also bitte ich um Nachsicht, wenn ich diesmal etwas ausführlicher werde. Die Darstellung soll auch einer Forumteilnehmerin - ich denke, wenn es mir nicht auch schon so ergeht, wie den Beiden vor ihrem Neunzigsten - es war madoha, eventuell behilflich sein, da sie mich um Einzelheiten über diese Inselgruppe gebeten hat.
Als die ersten Portugiesen im 15. Jh. die Küsten dieser Inselgruppe erreichten, wurden sie u.a. von zahlreichen "Habichten" empfangen, worauf sie dem Territorium den Namen "Habichtinseln" verliehen. Diese Benennung blieb auch bestehen, nachdem sie ihren Fehler einsehen mussten, denn sie hatten eigentlich Bussarde erspäht. Na ja, Amerika trägt doch auch einen falschen Namen, da ist es in diesem Fall wohl weniger von Bedeutung... Der Legende nach betraten sie die Inseln immer in Begleitung eines Ziegenbocks, den sie an Land an einen Baum anbanden und nach zwei Tagen wieder kamen, um zu sehen, ob er noch lebte. War dies der Fall, deutete alles darauf hin, dass man das neue Land besiedeln konnte.
Das kleine Inselreich mit einer Gesamtfläche von knappen 2.400 Km2 - in etwa die Fläche des Saarlandes - liegt weit abgelegen im nördlichen zweitgrößten Weltmeer als Teil des Mittelatlantischen Rückens, der in Zukunft wahrscheinlich längsten Gebirgskette der Erde. Von Europa trennen es ca. 1.400, von Nordamerika ca. 2.300 Km. Die neun Inseln erstrecken sich zwischen den nördlichen Breitengraden 37-40, also gleiche "Höhe" wie Lissabon, die Liparen oder Athen. Allerdings kommt die Fläche, über die sie sich erstrecken derjenigen des Mutterlandes gleich. So z.b. trennen St.Maria im OSO und Flores im WNW gute 600 km.
Geotektonisch gesehen befindet sich das Gebiet zwischen drei Erdplatten: der Nordamerikanischen zu der Flores und Corvo gehören - , der Eurasischen und der Afrikanischen - auf denen sich der Rest der Inseln befinden - genauer gesagt, auf der Zweiten. Interessant dabei ist, dass die beiden ersten Platten auseinanderdriften - ist auf Island sogar mit freiem Auge zu sehen - und die Westgruppe sich somit von den anderen beiden immer mehr entfernt. Da wundert es nicht, dass alle Eilande vulkanischer Herkunft sind.
Der Vulkanismus fing in diesem Gebiet vor einigen Millionen Jahren an - 25-30 - und ist bis heute spürbar. So z.B. wurde Faial im letzten Jahrhundert gleich zweimal heimgesucht, während die vielleicht schönste Stadt des Archipels, Angra do Heroismo (Terceira) 1980 fast ganz dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das älteste Eiland ist Santa Maria - 14-16 Mio Jahre, von einem Jüngsten kann aus den erwähnten Gründen nicht gesprochen werden.
Geografisch unterscheidet man drei Gruppen: West- (Flores und Corvo), Zentral- (Faial, Sao Jorge, Pico, Terceira, Graciosa) und Ostgruppe (Sao Miguel und Santa Maria). Wenn die letzten Zwei schon immer miteinander eng verflochten waren, hat Erstere dank ihrer Abgeschiedenheit einen anderen Lauf gehabt, doch dazu wird noch ausführlicher eingegangen werden.
Einen sehr wichtigen - oft ausschlaggebenden - Aspekt stellt das Klima dar. Die Azoren befinden sich in einer subtropischen Zone, haben jedoch ihre Eigenarten, die man unbedingt ins Kalkül nehmen sollte, wenn man eine Reise hin plant. Das weltberühmte Azorenhoch entsteht eigentlich ca. 800 Km südöstlich des Archipels und hat mit ihm nicht viel am Hut. Wenn die Einheimischen mal ironisch behaupten, bei ihnen könnten an einem einzigen Tag alle vier Jahreszeiten auftreten, so haben sie nicht ganz Unrecht. Im Unterschied zu Madeira oder den Kanaren, gibt es hier keine klassischen Passate; vielmehr ändern die Luftströungen sehr oft ihre Richtung, wodurch es zu häufigen Wetteränderungen kommt. Wir z. B. haben auf einer unserer Reisen in Ponta Delgada innerhalb weniger Stunden acht Mal (!!!) Regen und Sonne gehabt. Den Ortsansässigen scheint dies tatsächlich nix auszumachen, denn an ihren Reaktionen konnte ich keine Abweichungen der inneren Lage erkennen. Man gewöhnt sich halt an (fast) alles...
Auf den Inseln sind keine großen Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter festzustellen, will heißen, dass die Sommer nicht heiß und die Winter nicht kalt sind. In den Sommermonaten ist die Luftfeuchte allerdings sehr hoch, nicht jedermanns/-frau Sache. Wer also hier wandern möchte - dazu eignen sich die Eilande hervorragend -, sollte meiner Meinung die Fühlingsmonate April-Juni und die des Herbstes, Ende September bis Anfang November vorziehen. Dann hat man auch noch den Vorteil, dass es nicht so viele Festlandportugiesen gibt und dementsprechend auch die Flüge billiger sind.
Den Winter würde ich nicht empfehlen, denn laut Fachliteratur soll es da häufig Stürme geben, begleitet von heftigen Niederschlägen. Wir waren außerhalb der Saison einmal im November dort und haben uns nicht sehr wohl gefühlt.
Fürs Baden sind die Inseln kaum zu empfehlen. Es gibt schon Badestrände geringeren Ausmaßes - bei Bedarf kann ich paar Tips geben. Wir haben sie auch genossen - doch reihen sie sich keinesfalls in die Gruppe der klassischen ein. Palmen wird man hier am Strand auch vergebens suchen, also passt auch das Ambiente nicht ganz. Dazu bestehen die meisten aus schwazem Sand.
Strand auf Faial
Die Flora ist recht bunt, doch die meisten Pflanzen sind importiert. So z.B. stammen die überall zu bewundernden Hortensien aus Japan und wurden erst im 19. Jh. eingeführt. Was viele nicht wissen: So schön sie auch sein mögen, stellen sie für die einheimischen Pflanzen eine riesige Gefahr dar, denn ihr Ausbreitungsgebiet erweitert sich jährlich dermaßen, dass bei den Lokalbehörden schon seit Jahren die Alarmglocken läuten
Eine für die Azoren sehr gefährliche Pflanze
Bis heute weiß man nicht, wie man dieser "modernen Pest" Einhalt bieten kann. Ähnlich sieht`s mit dem Eukalyptus aus.
Die Fauna des Festlandes ist spärlich, was natürlich mit der Isolierung zu tun hat. Die meisten anzutreffenden Tiere wurden auf die Inseln gebracht. Einheimisch sind (fast) nur der Bussart und der Gelbschnabelsturmtaucher, auf den ich auch noch zu sprechen kommen werde, da er auf seine Art einzig ist.
Gelbschnabelsturmtaucher
In den Gewässern tummeln sich sehr viele Fischarten - dank des Golfstroms -, die freilich Räuber anziehen. Die sind in diesem Fall hauptsächlich Delfine und Wale. Sie können vor allen Inseln beobachtet werden, aber zwischen Pico und Faial sind es besonders viele. Eine Beobachtung - wird täglich organisiert -, wird jedoch von Jahr zu Jahr immer teurer...
Wal vor Pico