Rhizophora mucronata: Mangrovenbestand Anse du Riz

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robhof
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Rhizophora mucronata: Mangrovenbestand Anse du Riz

Beitrag von robhof »

Rhizophora mucronata: Mangrovenbestand an der Anse du Riz

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Ein beliebter Ausflug führt uns bei jeder Reise zum Mangrovensumpf (eigentlich eher Mangrovenfluss) Anse du Riz.Die hier vorkommende Mangrovenart ist Rhizophora mucronata, die Rote Mangrove. Die Kreolen nennen sie auf den Seychellen Mangliye rouz, Mangliye gro poumon oder Manglier hauban. Man kann sie relativ einfach von den anderen auf den Seychellen vorkommenden Arten unterscheiden, speziell die Frucht (der Same) ist sehr auffällig und groß (abgesehen von den weit abstehenden Stelzwurzeln, die dem wissenschaftlichen Namen zugrunde liegen). Die Primärwurzel oder Hypokotyl (grch.: hypo = unterhalb und kotyle = Höhlung; engl.: Hypocotyl) ist bis zu 50 cm lang.
Rhizophora-Arten sind Bäume oder Sträucher der Gezeitenzone tropischer Küsten. Sie besitzen auffällige Stelzwurzeln. Die glatten, lederartigen Blätter sind ungeteilt, gegenständig und ganzrandig. Auf ihrer Unterseite befinden sich oft zahlreiche Lentizellen. Ein Paar Nebenblätter umhüllt die Endknospe jedes Triebs; die Nebenblätter werden beim Entfalten des neuen Blattpaars abgeworfen.

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Die Arten der Gattung Rhizophora - davon gibt es sechs - gehören zusammen mit den nicht näher verwandten Arten der Gattung Avicennia ("Unterfamilie" Avicennioideae innerhalb der Akanthusgewächse) zu den wichtigsten Mangrovenbäumen. Zur Erinnerung: "Mangrove" ist kein systematischer, sondern ein ökologischer Begriff, und die einzelnen "Mangroven" sind nicht näher miteinander verwandt.

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Vor allem für die weit verbreitete Art Rhizophora mangle wurde der Name „Rote Mangrove“ geprägt; er bezieht sich wahrscheinlich auf den rötlichen Bast und das bisweilen rotbraune Holz dieser Art. Doch auch Rhizophora mucronata wird oft „Rote Mangrove“ genannt.

Das Holz von Rhizophora-Arten wird in vielen Regionen zur Gewinnung von Holzkohle und als Baumaterial eingesetzt, die Rinde dient zur Gewinnung von Tanninen. Eine kontrollierte Nutzung unter Berücksichtigung forstlicher Gesichtspunkte wird seit langem in Malaysia praktiziert, ist andererorts aber die Ausnahme. Wie alle anderen Mangrovenarten auch, ist Rhizophora durch rücksichtslose Lebensraumzerstörung stark bedroht.

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Uli wundert sich über die dramatischen Veränderungen in der Lagune ... Die Lagune ist praktisch weg ... aber darüber mehr im nächsten Beitrag.

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Die eiförmige oder konische Frucht ist bräunlich oder grau-grün und lederartig hart. In der Regel entwickelt sich nur ein Same, der in der Frucht am Mutterbaum keimt (Viviparie). Die Primärwurzel stirbt schnell ab. Das Hypokotyl des Keimlings durchbricht das Perikarp, bleibt aber zunächst über die zu einer kragenförmigen Struktur umgebildeten Kotyledonen mit der Frucht verbunden.

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Der Keimling kann bei manchen Arten mehr als 50 cm Länge erreichen, bevor er abgeworfen wird. Die Keimlinge sind schwimmfähig und können über Monate im Meer driften, ohne die Fähigkeit zum Wurzeln zu verlieren.

Innerhalb der Gattung werden 6 Arten unterschieden:
* R. apiculata: östlicher Indopazifik
* R. harrisonii: Westafrika, Mittel- und Südamerika
* Rote Mangrove (R. mangle): Westafrika, Nord- und Südamerika; möglicherweise ist die morphologisch sehr ähnliche pazifische R. samoensis mit R. mangle identisch
* R. mucronata: Ostafrika, Indischer Ozean, Norden Australiens, Neuguinea, Philippinen
* R. racemosa: Westafrika, Südamerika
* R. stylosa: Indischer Ozean östlich von Indien, Pazifik bis Samoa
Daneben werden die Hybriden R. × lamarckii (R. apiculata × R. stylosa) und R. × selala (R. stylosa × R. samoensis) beschrieben. Auch bei R. harrisonii könnte es sich um einen Hybriden handeln (R. mangle × R. racemosa).

Literatur & Mangrovenartikel
:arrow: Tomlinson, P. B. (1986): The Botany of Mangroves. Cambridge University Press, Cambridge. 419 pp. ISBN 0-521-46675-X
:arrow: http://www.hort.purdue.edu/newcrop/duke ... onata.html
:arrow: http://www.naturia.per.sg/buloh/plants/ ... ronata.htm
:arrow: http://books.google.de/books?id=OU4H3i5 ... t#PPA57,M1
:arrow: http://de.wikipedia.org/wiki/Rhizophora

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Ihren wissenschaftlichen Namen verdanken sie den ausladenden, bogenförmigen Stelzwurzeln (griech. ῥιζο-, rhizo-, „Wurzel-“; griech. φορός, phorós, „tragend“).

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Die Pflanzen werden durch den Wind bestäubt. Der Blütenstand entspringt den Blattachseln und ist bei den einzelnen Arten in unterschiedlichem Maße verzweigt. Die vierzähligen Blüten sind radiärsymmetrisch. Die vier Kelchblätter sind kräftig und am Grund verwachsen. Die vier Kronblätter sind meist behaart und tragen im Unterschied zu anderen Rhizophoraceen keine wimperförmigen Anhänge; sie werden kurze Zeit nach dem Öffnen der Blüte abgeworfen. Die Filamente der acht bis zwölf Staubblätter sind reduziert, die modifizierten Antheren weisen zahlreiche Pollensäcke auf. Der halb-unterständige Fruchtknoten hat zwei Samenanlagen.

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Die ... Begeisterung, die wir beim Betrachten der Natur empfinden, ist eine Erinnerung an die Zeit, da wir Tiere, Bäume, Blumen und Erde waren ... Leo N. Tolstoi

Robert, Salzburg
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